DE122265C

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Publication number: DE122265C
Application number: DENDAT122265D
Authority: DE

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Im Haupt-Patent 118287 haben wir ein Verfahren zur Erzeugung von rein weifsen Figuren auf mit Indigo gefärbter Seide beschrieben, welches darin besteht, dafs man diese zunächst in der gebräuchlichen Weise ätzt und dann einem Bleichprocefs unterwirft. Es ist weiter in einem Zusatz-Patent 121142 gezeigt, wie man mittels dieses Verfahrens auch ein- und mehrfarbige Buntätzen von grofser Reinheit auf der indigblauen Seide erzeugen kann, wenn man der zur Anwendung kommenden Aetze. geeignete Farbstoffe zusetzt.

Wir haben nun gefunden, dafs sich dieses Verfahren bei geeigneter Abänderung ebenfalls für die Herstellung von Weifs- und Buntätzungen auf W ο lie η gewebe verwenden läfst, und dafs man auch hier mittels desselben Effecte von einer solchen Klarheit und Reinheit erzeugen kann, wie sie bisher überhaupt nicht zu erhalten waren.

Aetzt man nämlich mit Indigo gefärbte Wolle nach dem bekannten Chromatätzverfahren, so erhält man nur ganz unvollkommene unansehnliche graue Aetzungen.

Versucht man nun das in unserem Patent 118287 beschriebene Verfahren, welches bei mit Indigo gefärbter Seide direkt rein weifse, allen Anforderungen der Praxis genügende Aetzeffecte liefert, bei mit Indigo gefärbter Wolle anzuwenden, so erreicht man das gewünschte Ziel hier nicht ohne Weiteres.

Dagegen haben wir die überraschende Thatsache gefunden, dafs es gelingt, auch auf Wolle durch nachträgliche Behandlung mit schwefliger Säure, Wasserstoffsuperoxyd und ebenso mit Kaliumpercarbonat reine Weifsätzungen zu erzeugen, wenn man das mit der Aetze bedruckte Gewebe vor der Weiterbehandlung etwa 5 Minuten lang einem Dämpfprocefs unterwirft.

Wie im Zusatz-Patent 121142 beschrieben ist, ist es zur Erzeugung besonders reiner Buntätzungen auf mit Indigo gefärbter Seide ebenfalls erforderlich, nach dem Bedrucken mit der Aetze zu dämpfen, doch ist in diesem Falle die Dämpfoperation nicht für den Bleichprocefs erforderlich, sondern sie dient vielmehr lediglich zur Fixirung der Anilinfarbstoffe, welche der Aetze zugesetzt sind.

Zur Herstellung von ein- und mehrfarbigen Buntätzungen auf mit Indigo gefärbten Wollengeweben verfährt man genau in der im Zusatz-Patent 121142 für Seide angegebenen Weise, und es haben sich auch in diesem Falle die dort bezeichneten Farbstoffe als geeignet erwiesen.

Wir erläutern das Verfahren durch folgende Beispiele:

Beispiel I. Erzeugung weifser Effekte.

Indigoblau gefärbte Wollengewebe werden bedruckt mit: 350 Theilen Traganthwasser, 400 Theilen Gummiwasser, 125 Theilen Wasser, 300 Theilen rothem chromsaurem Natron

(Pulver). Man dämpft 5 Minuten im Mather-Platt, ätzt 3 bis 8 Minuten bei 55 bis 57⁰ C. in einem Bad von 50 g Oxalsäure und 50 g Schwefelsäure im Liter und läfst mehrere Stunden liegen in einem Bleichbad von 500 Theilen Wasserstoffsuperoxyd, 500 Theilen Wasser, 1 5 Theilen Ammoniak von 20 pCt.

Schliefslich wird gewaschen und getrocknet. An Stelle von Wasserstoffsuperoxyd kann man auch zum Zwecke des Bleichens wässerige schweflige Säure, Bisulfit in wässriger Lösung oder eine Atmosphäre von gasförmiger schwefliger Säure oder Kaliumpercarbonat anwenden.

Beispiel Ii. Erzeugung rother Effekte.

Das mit Indigo gefärbte Wollgewebe wird bedruckt mit 300 Theilen Traganthwasser, 300 Theilen Gummiwasser, 610 Theilen Wasser, 60 Theilen Indulinscharlach und 300 Theilen rothem chromsaurem Natron. Man dämpft, ätzt und bleicht, wie in Beispiel I. beschrieben.

W^rendet man an Stelle von Indulinscharlach Methylenblau B extra an, so erhält man blaue, mittels Azoflavin 3 G extra grünstichig gelbe, mittels Azoflavin 3 R rothstichig gelbe, durch Rhodamin 3 B extra carmoisinfarbige Effekte.

Durch Verwendung von Farbstoffmischungen kann man Grün, Olive, Violett, Braun, überhaupt jede gewünschte Modefarbe und Nuance erzeugen.

Claims

Patent-Anspruch:

Abänderung in dem Verfahren des Patents 118287 ^unc' dessen Zusatz 121142, darin bestehend, dafs man zur Erzeugung reiner, weifser und bunter Aetzeffecte auf indigoblau gefärbter Wolle eine Weifs- oder Buntätze aufdruckt, dämpft, ätzt und schliefslich dem im Patent 118287 gekennzeichneten Bleichprocesse oder der Einwirkung von Kaliumpercarbonat unterwirft.