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Im verdünnten Zustand lagerbeständige Diorganopolysiloxanformmassen
Die Erfindung betrifft in verdünntem Zustand lagerbeständige Diorganopolysiloxanformmassen,
die durch einfache Entfernung des Verdünnungsmittels in elastische Formkörper, einschließlich
Flächengebilde, überführbar sind, auf der Basis von mehr als difunktionellen Diorganopolysiloxanen
und ohne Vernetzungsmittel.
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Es ist bekannt, daß elastische Feststoffe aus flüssigen oder gummiartigen
Diorganopolysiloxanen mit Hydroxylgruppen in a,a>-Stellung hergestellt werden
können. Diese normalerweise stabilen Dihydroxylverbindungen können entweder mittels
Peroxyden in Elastomere übergeführt werden, was ein Erhitzen bei ziemlich hoher
Temperatur erforderlich macht, oder aber sie können durch Vernetzungsmittel, von
denen einige bereits bei tieferer Temperatur sehr wirksam sind, in Elastomere übergeführt
werden.
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Zur Herstellung von Organosiloxanelastomeren mit Vernetzern hat man
den Verbrauchern zunächst Mischungen in zwei Teilen vorgeschlagen, wobei die eine
Mischung das Dihydroxyldiorganopolysiloxan und gegebenenfalls ein Vernetzungsmittel,
wie beispielsweise Alkylsilikate oder -polysilikate, Siloxane mit SiH-Resten, veresterte
siliciumhaltige Füllstoffe, und der andere Teil einen Katalysator (Metallderivat,
Amin od. dgl.), der gegebenenfalls mit dem ganzen oder einem Teil des Vernetzers
vermischt ist, enthalten. Solche Massen haben jedoch den Nachteil, daß sie ein Vermischen
zum Zeitpunkt des Gebrauchs erfordern. Außerdem müssen die Produkte, insbesondere,
wenn es sich bei den so hergestellten Endgemischen um rasch fest werdende Gemische
handelt, schnell verwendet werden.
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Zur Uberwindung dieser Nachteile wurden auch sogenannte selbstvulkanisierende
Produkte bekannt, was bedeutet, daß es für den Verbraucher ausreicht die in Frage
stehenden Produkte ohne einen anderen vorherigen Arbeitsgang anzuwenden. Solche
Massen sind beispielsweise in der französischen Patentschrift 1198 749 beschrieben.
Sie stellen ersichtlicherweise einen großen Fortschritt dar, doch ist ihre Verwendung
noch mit einigen Problemen verbunden.
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Da ihr Festwerden zu einem elastischen Feststoff unter der Einwirkung
von Feuchtigkeit, wie sie normalerweise in atmosphärischer Luft vorhanden ist, stattfindet,
erfordern ihre Herstellung und ihre Lagerung besondere Vorsichtsmaßnahmen. Außerdem
wird das Festwerden dieser Mischung von der Bildung von Verbindungen mit saurer
Reaktion begleitet, deren Vorhandensein manchmal für gewisse Anwendungszwecke als
unerwünscht angesehen wird. Da schließlich die Verfestigung dieser Massen
an das
Vorhandensein von Wasser gebunden ist, ist die Verfestigung durch einfache Einwirkung
von feuchter Luft praktisch nur bei dünnen Belägen möglich.
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Es ist weiterhin bekannt, daß man durch unkontrollierte Kondensation
der Hydrolyseprodukte von Trichlorsilan oder von Mischungen von Di- und Trichlorsilanen
Polyhydroxylpolysiloxane erhält, die mehr oder weniger unbeständige Körper darstellen,
die sich in stärker vernetzte Produkte ohne Anwendung von Katalysatoren oder Vernetzungsmitteln
umwandeln. Jedoch erhält man hierbei keine Elastomeren, sondern harte und zerbrechliche
Körper, und zwar je nach den Mengenverhältnissen an Trichlorsilanen und Dichlorsilanen
in dem Ausgangsprodukt.
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Es wurden nun neue, in verdünntem Zustand lagerbeständige Formmassen
auf der Basis von Diorganopolysiloxanen gefunden, die durch einfache Entfernung
des Verdünnungsmittels in elastische Formkörper einschließlich Flächengebilde überführbar
sind, auf der Basis von mehr als difunktionellen Diorganopolysiloxanen sowie ohne
Vernetzungsmittel. Diese Formmassen sind gekennzeichnet durch
einen
Gehalt an Diorganopolysiloxanen der Formel
in der n eine ganze Zahl von mindestens 20 und die Reste RI, RII, RIII und Rlv gesättigte
oder ungesättigte aliphatische, cycloaliphatische oder Arylkohlenwasserstoffreste,
die gegebenenfalls durch Halogenatome substituiert sind, bedeuten, in Mengen von
höchstens 800/0, zusammen mit einem die Lagerung gewährleistenden organischen Verdünnungsmittel
in Mengen von mindestens 200/0 der Gesamtmasse.
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Die Formmasse kann auch gegebenenfalls Füllstoffe und Farbpigmente
enthalten.
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Die hydroxylierten Diorganopolysiloxane können auf verschiedene Weise
hergestellt sein, insbesondere durch Hydrolyse von Siloxanverbindungen der Formel
in der die Symbole X gleiche oder verschiedene hydrolysierbare Gruppen bedeuten
und die übrigen Symbole die oben angegebenen Bedeutungen besitzen. Praktisch wird
diese Hydrolyse durch Einwirkung von Wasser auf eine Verbindung der Formel II, in
der X ein Halogenatom oder einen von einer organischen Carbonsäure abgeleiteten
Acyloxyrest bedeutet, durchgeführt. Hierzu wird die Verbindung der Formel II mit
einem unter den Arbeitsbedingungen inerten organischen Verdünnungsmittel verdünnt,
und es wird, um zu verhindern, daß die durch diese Hydrolyse in Freiheit gesetzten
Säuren eine Kondensation der gebildeten hydroxylierten Verbindungen bewirken, meistens
in Gegenwart eines die Azidität neutralisierenden Mittels gearbeitet.
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Als Verdünnungsmittel für die Verbindung der Formel II kann man gegebenenfalls
halogenierte benzolische Kohlenwasserstoffe, wie beispielsweise Benzol, Toluol,
Xylol, Monochlorbenzol, Petrolätherfraktionen, gewisse Mineralöle, Halogenderi vate
von aliphatischen Kohlenwasserstoffen, wie beispielsweise Trichloräthylen oder Tetrachloräthylen,
O-Sither, insbesondere aliphatische Äther, wie beispielsweise Äthyläther, die Propyläther
oder die Butyläther, verwenden. Man kann ein einziges Lösungsmittel eines bestimmten
Typs oder Gemische von Lösungsmitteln des gleichen Typs oder verschiedener Typen
verwenden.
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Als Neutralisationsmittel verwendet man anorganische oder organische
Produkte, die mit den in Freiheit gesetzten Säuren zu reagieren vermögen, jedoch
gegenüber den an dem Verfahren beteiligten Organopolysiloxanverbindungen inert sind.
Man kann daher anorganische Produkte, wie beispiels--weise Calciumcarbonat oder
Magnesiumoxyd, verwenden, doch verwendet man vor allem tertiäre Amine, insbesondere
Trialkylamine, deren Alkyl-
reste 1 bis 4 Kohlenstoffatome besitzen, wie beispielsweise
Triäthylamin, Tripropylamine oder Tributylamine, die entsprechenden hydroxylierten
Trialkylamine, wie beispielsweise Triäthanolamin, heterocyclische tertiäre Amine,
wie beispielsweise Pyridin oder seine verschiedenen Alkylderivate, wie beispielsweise
Lutidine oder Picoline.
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Das Neutralisationsmittel wird in einer Menge verwendet, die der
zu bindenden Säuremenge entspricht, oder in schwachem Uberschuß. Die Menge an organischem
Verdünnungsmittel soll ausreichen, um die zu hydrolysierende Organopolysiloxanverbindung
genügend zu verflüssigen und so den Arbeitsgang zu erleichtern. Die Wassermenge
soll deutlich größer sein als die zur vollständigen Hydrolyse der Gruppen X erforderliche
Menge. In der Praxis verwendet man eine solche Menge Wasser, daß die Hydrolyse rasch
durchgeführt werden kann. Ein Mengenanteil von zumindest 1 Volumen Wasser je 4 Volumina
Lösung des Produktes II eignet sich im allgemeinen.
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Die Temperatur, bei der man diese Hydrolyse in bekannter Weise ausführt,
kann in ziemlich weiten Grenzen, beispielsweise von 0 bis 25"C, schwanken.
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Insbesondere kann man zwischen 15 und 25"C arbeiten.
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Die Verbindungen der Formel II können ihrerseits durch Umsetzung
eines Organotrihalogensilans, vorzugsweise eines Organotrichlorsilans, oder eines
Organotriacyloxysilans, die durch die Formel RISiX3 wiedergegeben werden können,
in der RI den Rest RIII oder RIV bedeutet, mit einem linearen Diorganopolysiloxan
der Formel
hergestellt worden sein, in der die Symbole die oben angegebenen Bedeutungen besitzen.
Man verwendet vorzugsweise einen schwachen Uberschuß der Verbindung RISiX3 gegenüber
der Verbindung der Formel III. Man führt die Umsetzung in einem inerten und wasserfreien
organischen Verdünnungsmittel und in Gegenwart eines Neutralisationsmittels durch,
um die im Verlauf dieser Kondensation in Freiheit gesetzten Säuren zu neutralisieren.
Die oben aufgezählten Verdünnungsmittel und Neutralisationsmittel können sich auch
in dieser Stufe des Verfahrens eignen. Bezüglich der Arbeitsbedingungen gelten die
obigen Bemerkungen auch hier. Es ist nicht erforderlich, die erhaltenen Verbindungen
der Formel II zu isolieren, um sie zu hydrolysieren. Eine andere Ausführungsweise
der Herstellung der Verbindungen der Formel 1 besteht daher darin, ein Diorganopolysiloxan
der Formel III mit den obengenannten organischen Verdünnungsmitteln zu verdünnen,
eine Menge an Neutralisationsmittel, die der Gesamtsäuremenge entspricht, die während
der verschiedenen Phasen der Herstellung der Verbindungen II und I freigesetzt wird,
oder einen schwachen Uberschuß zuzusetzen, das Organotrihalogensilan oder Organotriacyloxysilan
in einer Menge zuzusetzen, die der
Menge der durch das eingesetzte
Diorganopolysiloxan III eingeführten Hydroxylgruppen entspricht, anschließend das
so erhaltene Produkt der Formel II zu hydrolysieren, jegliche eventuell vorhandene
Festsubstanz abzutrennen, mit Wasser zu waschen und die endgültige organische .
Lösung dann in geeigneter Weise zu trocknen.
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Die Herstellung von Verbindungen der Formel III ist ebenfalls bekannt
und braucht hier nicht im einzelnen erneut angegeben zu werden. Es sei lediglich
erwähnt, daß man, um geeignete Produkte zu erhalten, diese insbesondere durch Erhitzen
von cyclischen Diorganopolysiloxanen mit Natronlauge oder Kalilauge herstellt.
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Die Reste RI, R'I, RIII und RIV können beliebige einwertige Kohlenwasserstoffreste
sein, wie beispielsweise Alkylreste mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, Alkenylreste
mit einer einzigen Doppelbindung mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, insbesondere Vinyl-
oder Allylreste, gesättigte oder monoäthylenische cycloaliphatische Reste mit 5
oder 6 Kohlenstoffatomen wie Cyclopentyl-, Cyclohexyl- oder Cyclohexenylreste, Phenylreste
oder durch niedrige Alkylreste substituierte Phenylreste, wie Toluyl-, Xylyl-, Cumyl-Phenyl-
oder Phenylalkylreste, wie Benzyl- oder Phenäthylreste bzw. gewisse den vorerwähnten
Kohlenwasserstoffresten entsprechende halogenierte Reste, insbesondere Chlorcyclohexyl-,
Chlorphenyl- oder Chlorbenzylreste. Es ist ersichtlich, daß die Verbindungen der
Formel 1 aus Gemischen von Molekülen entsprechend den verschiedenen Werten von n
gebildet sein können, wobei die Bedeutungen der Symbole sich außerdem von einem
Molekül zu einem anderen ändern können. Ferner können die als Ausgangsprodukte verwendeten
Diorganopolysiloxane III Homopolymere oder Copolymere sein, die verschiedene Einheiten
enthalten. Der Wert von n kann in sehr weiten Grenzen schwanken. Praktisch soll
er zumindest gleich 20 sein und kann Zahlen in der Größenordnung von 10 000 erreichen.
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Die zur Bildung der Reste RIIISi(OH)2- UnC RIVSi(OH)2 - verwendeten
Verbindungen der Formel R1SiX3 sind vorzugsweise diejenigen, für welche X ein Chloratom
oder gegebenenfalls ein Bromatom bedeutet, doch können auch Organotriacyloxysilane
der Formel RISi(OCORII)3 verwendet werden, in der RI den Rest RIII oder RIV bedeutet
und RIt einen gegebenenfalls halogenierten Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen
Alkylrest, wie beispielsweise Methyl-, Äthyl- oder Propylrest, darstellt.
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Die in den erfindungsgemäßen Formmassen verwendeten Verdünnungsmittel
können die gleichen wie die oben in Verbindung mit der Herstellung der Verbindungen
II und I aufgezähIten sein. Dieser Liste kann man für besondere Anwendungszwecke
noch gegebenenfalls halogenierte Kohlenwasserstoffe mit niedrigeren Siedepunkten
anfügen, wie beispielsweise die Butane oder die fluorierten Derivate, oder chlorfluorierten
Derivate von Alkanen, die üblicherweise in Form von Aerosolen verwendet werden.
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Diese Verdünnungsmittel mit niedrigem Siedepunkt können allein oder
im allgemeinen zusätzlich zu den vorgenannten Verdünnungsmitteln verwendet werden.
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Die erfindungsgemäßen Formmassen können nur aus Gemischen der Verbindungen
der Formel 1 und einem Lösungsmittel oder einem Lösungsmittelgemisch bestehen. Sie
können auch für besondere
Zwecke einen oder mehrere Füllstoffe, insbesondere verstärkende
Füllstoffe, wie beispielsweise durch Brennen erhaltene Kieselsäuren oder Kieselsäureaerogele
mit großer adsorbierender Oberfläche, die selbst gegebenenfalls mit einem Organosiliciumderivat
behandelt sind, enthalten. Außer diesen verstärkenden Füllstoffen kann man Füllstoffe,
wie beispielsweise vermahlene rohe Kieselsäuren, vermahlenen Quarz, Aluminiumoxyd,
Titanoxyd, Calciumcarbonat oder Graphit, bzw. Ruß, und, zusammengefaßt gesagt, jeden
anorganischen Füllstoff verwenden, der das Verhalten der Formmasse bei Lagerung
nicht beeinflußt. Der Mengenanteil dieser Füllstoffe, bezogen auf die Verbindung
der Formel 1, kann in ziemlich weiten Grenzen je nach der Art des Füllstoffs und
den beabsichtigten Anwendungszwecken schwanken.
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Die Stabilität der erhaltenen Formmassen ist um so besser, je höher
die Verdünnung der Verbindung der Formel list und je geringer die Aufbewahrungstemperatur
ist. Die mit einer langen Lagerdauer vereinbarte Maximalkonzentration an einer Verbindung
I kann für eine gegebene Lagerungstemperatur je nach der besonderen Art der organischen
Reste und dem Wert von n ein wenig schwanken. Sie kann auch etwas von den verwendeten
Füllstoffen beeinflußt werden. Im allgemeinen ist es für bei Temperaturen in der
Größenordnung von 15 bis 25"C gelagerte Formmassen angezeigt, einen Mengenanteil
an Verbindung I von über 80 Gewichtsprozent nicht zu überschreiten. Praktisch gewährleisten
die Formmassen, für welche die Konzentration an Verbindungen der Formel I zwischen
20 und 50 Gewichtsprozent beträgt, eine Lagerfähigkeit von mehreren Monaten.
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Der Mengenanteil an flüssigem Verdünnungsmittel, der nach den vorstehenden
Ausführungen im allgemeinen zwischen 20 und 800/0 schwanken kann, wird innerhalb
dieses Intervalls hauptsächlich nach praktischen Uberlegungen, die die Bequemlichkeit
der Handhabung betreffen, eingestellt.
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Die erfindungsgemäßen Formmassen können durch einfaches Vermischen
der Bestandteile hergestellt werden, wobei die Verbindung 1 im allgemeinen in Form
der nach Hydrolyse der Verbindung II erhaltenen organischen Lösung vorliegt. Das
Lösungsmittel der hydrolysierten Phase kann jedoch gegebenenfalls entfernt und durch
ein anderes Lösungsmittel ersetzt werden.
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Die erfindungsgemäßen Formmassen eignen sich für viele Anwendungszwecke,
unter denen das Verkleben oder Appretieren von verschiedenen Trägern, wie beispielsweise
Papier, Glas, Holz, Metall od. dgl., das Ummanteln von empfindlichen elektrischen
Teilen, die Herstellung von selbsttragenden oder auf Trägern aufgebrachten biegsamen
und wasserdichten bzw. wasserabstoßenden Filmen, der Schutz von Holz oder Metallen
gegen Korrosion erwähnt seien.
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Sie können durch jede übliche Arbeitsweise angewandt werden: Aufspritzen,
Aufpinseln oder Eintauchen, gegebenenfalls nach zusätzlicher Verdünnung zum Zeitpunkt
der Verwendung. Die Formmassen, die ein Treibgas enthalten, können in Form von Aerosolen
angewendet werden.
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Statt die erfindungsgemäß verdünnten, hydroxylierten Polysiloxanformmassen
direkt zu verwenden, kann man auch das Lösungsmittel kurz vor Gebrauch entfernen
und die erhaltene viskose Flüssigkeit
benutzen, um Hohlräume auszufüllen,
verschiedene Formverfahren durchzuführen und Verbindungen oder Dichtungen herzustellen.
In diesem Falle führt man die Entfernung des Lösungsmittels bei einer möglichst
wenig erhöhten Temperatur durch, um keine übermäßige Verdickung des polyhydroxylierten
Organopolysiloxans zu bewirken.
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Die Verfestigung der Produkte kann bei Zimmertemperatur, d. h. bei
etwa 15 bis 25"C, erfolgen, sobald das organische Verdünnungsmittel entfernt ist.
Bei dieser Temperatur erfordert dies jedoch zumindest 24 Stunden. Man kann diese
Verfestigung durch Erhitzen beschleunigen. Bei einer Temperatur in der Größenordnung
von 1500C beträgt die Verfestigungsdauer nicht mehr als einige Minuten oder maximal
einige Stunden.
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Obgleich die Verwendung von Vulkanisationsbeschleunigern nicht erforderlich
ist, kann man den erfindungsgemäßen Formmassen gewünschtenfalls solche Beschleuniger
zum Zeitpunkt ihrer Verwendung zusetzen. Beispielsweise kann man eine Verbindung,
wie Manganoctoat, einbringen, was dann die Verfestigung bei Zimmertemperatur innerhalb
einiger Stunden nach Verdampfen des Lösungsmittels ermöglicht.
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Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
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Beispiel 1 In eine mit einer Rührvorrichtung ausgestattete Apparatur
bringt man 150 g eines Dimethylpolysiloxanöls mit einem Gehalt von 0,1°/o Hydroxylresten
(was einem Kondensationsgrad von 460 Si-Atomen entspricht) und einer Viskosität
von 16900 cSt bei 25"C ein, das aus Octamethylcyclotetrasiloxan -hergestellt ist.
Man setzt 400 ccm wasserfreies Toluol zu und erhält eine Lösung mit einer Viskosität
von 59 cSt bei 25"C.
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Zu dieser Lösung setzt man 6,35 g Pyridin und 4 g Methyltrichlorsilan
zu und läßt dann 2 Stunden unter Rühren stehen.
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Dann setzt man der Toluollösung 1000 ccm gewöhnlichen Äthyläther
und 250ccm Wasser zu, um die Hydrolyse des in der obigen Reaktion erhaltenen Produkts
und diejenige von nicht umgesetztem Methyltrichlorsilan zu bewirken. Man rührt 30
Minuten, hört dann auf und läßt absetzen: Es bilden sich zwei Schichten. Die hauptsächlich
aus einer wäßrigen Lösung von Pyridin und Pyridinhydrochlorid bestehende untere
Schicht wird abgetrennt, während die obere Äther-Toluol-Schicht mit Wasser bis zur
Neutralität gegen Bromthymolblau gewaschen wird. Anschließend entfernt man den Äther
im Vakuum bei Zimmertemperatur, trocknet dann über Natriumsulfat und filtriert.
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Man erhält so eine klare Flüssigkeit, deren Viskosität bei 25"C 58
cSt beträgt.
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Zur Identifizierung des in Lösung befindlichen Produkts entnimmt
man einen Teil dieser Flüssigkeit, entfernt aus dieser das Toluol durch Destillation
bei Zimmertemperatur und bestimmt den Gehalt des Rückstands an Hydroxylgruppen.
Der gefundene Wert beträgt 0,180/0, was zeigt, daß sich die Anzahl der Hydroxylgruppen
gegenüber derjenigen des als Ausgangsprodukt verwendeten Siloxanöls praktisch verdoppelt
hat.
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Dieser Wert führt in Verbindung mit der Tatsache daß die Viskosität
der erhaltenen Lösung sich prak-
tisch nicht geändert hat, dazu, dem Produkt die
folgende Formel zu geben:
Erfindungsgemäße Formmasse Nach Einstellen der Toluollösung auf einen Gehalt an
mehr als difunktionellem Polysiloxan von genau 30 Gewichtsprozent entnimmt man eine
Probe für einen sofortigen Versuch und bewahrt den Rest bei gewöhnlicher Temperatur
(etwa 20"C) in einem geschlossenen Behälter auf.
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Die in eine Kristallisierschale aus Glas in 2 mm Dicke gegossene
und auf 1500C erhitzte Versuchsprobe ist nach 40 Minuten in einen durchscheinenden,
elastischen, an der Unterlage haftenden Film übergeführt.
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Das Produkt, das gelagert wurde, wird nach 6 Monaten geprüft. Sein
Aussehen hat sich nicht verändert, und es verhält sich bei Anwendungen wie das frisch
hergestellte Produkt.
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Wenn man das Lösungsmittel im Vakuum bei einer 30"C nicht überschreitenden
Temperatur entfernt und die erhaltene Flüssigkeit sofort in einer Dicke von 3 mm
in eine Form aus Stahl gießt, so erhält man nach 12 Stunden ein elastisches, vollständig
verfestigtes Produkt.
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Beispiel 2 Man arbeitet wie im Beispiel 1 beschrieben, wobei man
150 g Dimethylpolysiloxanöl, das mit demjenigen von Beispiel 1 vergleichbar und
in 400 ccm wasserfreiem Toluol gelöst ist, mit 5,6 g Phenyltrichlorsilan und 9,6
g Pyridin vermischt.
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Das Gemisch wird bei Zimmertemperatur 1I/2 Stunden gerührt und dann
unter ständigem Rühren in 200 ccm Wasser gegossen. Nach 30 Minuten trennt man die
obere organische Schicht ab, wäscht sie mit Wasser, trocknet über Natriumsulfat
und filtriert.
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Erfindungsgemäße Formmasse Man erhält so eine klare Lösung, die sich
bei Lagerung wie diejenige von Beispiel 1 verhält. Bei Aufbringen auf eine zuvor
gereinigte Stahlplatte mittels einer Spritzpistole liefert sie nach Verdampfen des
Lösungsmittels und 5 Stunden langem Erhitzen bei 150"C einen festen, haftenden Film
(Dicke: 0,5 mm), der bei der Bestimmung die folgenden elektrischen Eigenschaften
zeigt: Durchschlagsfestigkeit .... 32 kV/mm Durchgangswiderstand . . 5 10I5 Q cm
Beispiel 3 Zu 500g einer wie im Beispiel 2 hergestellten Toluollösung mit 30 Gewichtsprozent
polyhydroxyliertem Organopolysiloxan setzt man 15 g durch Brennen hergestellte Kieselsäure
zu. Die so erhaltene Formmasse verhält sich bei der Lagerung ebenso gut wie die
vorhergehenden.
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Gleich nach der Herstellung entnommene Proben und nach 6 Monate langer
Lagerung entnommene
Proben wurden wie folgt verwendet: Verdampfen
des Lösungsmittels im Vakuum bei 30"C, Gießen in eine rechteckige Form in einer
Schicht von 0,4 mm Dicke, lstündiges Erhitzen bei 100"C. Man erhält so in allen
Fällen einen durchscheinenden Film, dessen Bruchdehnung über 3000/0 beträgt.
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Beispiel 4 In die gleiche Apparatur wie im Beispiel 1 verwendete
bringt man 150 g eines aus Octamethylcyclotetrasiloxan hergestellten Dimethylpolysiloxanöls
mit einer Viskosität von 106000¢set bei 25"C und 455 ccm wasserfreien Butyläther
ein. Man setzt der Lösung unter Rühren 6 g Triäthylamin und 2,7 g Methyltrichlorsilan
zu und rührt noch 2 Stunden bei Zimmertemperatur (etwa 20°C) weiter.
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Anschließend verdünnt man die Reaktionsmasse mit 650 Teilen Butyläther,
setzt dann 200 ccm Wasser zu und rührt 20 Minuten. Anschließend trennt man die organische
Schicht ab und wäscht und trocknet wie oben.
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Man erhält so 745 g Lösung mit einem Gehalt an mehr als difunktionellem
Organopolysiloxan von 15,8 Gewichtsprozent.
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Bei einer Probe der obigen Formmasse verdampft man das Lösungsmittel
bei einer Temperatur unter 70"C bis zu einer Konzentration von 76,50/0, wobei man
eine viskose Flüssigkeit erhält, die sich bei Zimmertemperatur nach 5 Tagen in ein
elastisches nicht klebendes Material umwandelt. Bei 1500C wird die Umwandlung innerhalb
von 3 Stunden erzielt.
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Der Rest der Formmasse verhält sich nach Smonatiger Lagerung bei
20"C in geschlossenem Gefäß wie das frisch hergestellte Produkt.
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In eine Probe der so 5 Monate lang gelagerten Formmasse taucht man
ein Glasgeflecht ein, läßt 30 Minuten abtropfen und erhitzt dann 20 Minuten bei
150"C. Das Geflecht ist dann mit einem trockenen und haftenden kautschukartigen
Film in einer Menge von 125 g/m2 bedeckt.
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Wiederholt man diesen Versuch, jedoch nach Zugabe von 0,01 g Dibutylzinndilaurat
je 100 Teile der Formmasse, so genügt ein lOminutiges Erhitzen auf 150"C, um den
elastischen festen Uberzug zu bilden.
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Beispiel 5 150 g des gleichen Dimethylpolysiloxanöls, wie es im Beispiel
4 verwendet wurde, werden mit 220 ccm wasserfreiem Perchloräthylen verdünnt. Man
setzt unter Rühren 5,4 g Triäthylamin und 2,7 g Methyltrichlorsilan zu und rührt
noch 2 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur (etwa 20°C).
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Anschließend verdünnt man die Reaktionsmasse mit 440 ccm Perchloräthylen,
setzt 225 Teile Wasser zu, rührt 20 Minuten, trennt dann die organische Schicht
ab und wäscht und trocknet sie wie oben.
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Man erhält so eine Lösung mit einem Gehalt von 12,5 Teilen mehr als
difunktionellen Organopolysiloxan je 100 Teile Lösung.
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Eine Probe dieser Formmasse wird auf Metallplatten aus Aluminium,
rostfreiem Stahl oder Kupfer ausgebreitet. Man erhält nach Istündigem Erhitzen bei
100°C und dann 30minutigem Erhitzen bei 200"C einen haftenden, transparenten Film.
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Bei Wiederholung dieses Versuchs nach Zugabe von 10/o Manganoctoat
zu der Probe der Organopolysiloxanformmasse können feste Filme in 2 Stunden bei
20"C oder in 25 Minuten bei 1500C erhalten werden. Wenn man an Stelle des Manganoctoats
als Beschleuniger Cholinoctaoat verwendet, so liegen die Ergebnisse praktisch in
der gleichen Größenordnung.
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Der Rest der wie oben beschrieben hergestellten Formmasse mit 12,50/0
mehr als difunktionellen Organopolysiloxan hält wie die Produkte der vorstehenden
Beispiele den Lagerversuch mit Erfolg aus.