-
Zündschnur, insbesondere zur Verwendung für das Verzögerungsschießen
In der Sprengtechnik ist es bekannt, daß man mit Schußreihen, deren in Bohrlöchern
untergebrachte Ladungen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander mit genau festgelegter
Verzögerung ausgelöst werden, wesentlich verbesserte Sprengwirkungen erzielt. Dies
kommt insbesondere durch die bei einem einzigen Sprengvorgang gesprengte Menge an
Material und zu sprengendem Gut sowie durch den Zertrümmerungseffekt zum Ausdruck.
Die überlegenheit dieses Verzögerungs-Sprengverfahrens gegenüber der Sprengung unter
gleichzeitiger Zündung aller Bohrlochladungen ist in erster Linie darauf zurückzuführen,
daß das durch den ersten Sprengschuß aufgelockerte noch zu sprengende Gut schon
etwas in Bewegung geraten ist, bevor der nächste Sprengschuß gezündet wird, so daß
eine gewisse Abschälwirkung eintritt. Darüber hinaus wird die Erderschütterung wesentlich
herabgesetzt, auch können infolge der stärkeren Bewegung der zu sprengenden Masse
die Kosten für Bohrung und Sprengstoff wesentlich vermindert werden. Um ein Abtun
der Sprengschüsse mit Verzögerung zu erreichen, sind mehrere Verfahren vorgeschlagen
worden. Nach der ersten Arbeitsweise baut man in die zum Zünder führenden elektrischen
Stromzuführungsaggregate mechanisch arbeitende Kontroll- und Regelvorrichtungen
ein. Ein zweites Verfahren bedient sich elektrischer Verzögerungszünder, bei denen
eine zwischen der elektrisch gezündeten Ladung und der Initialladung angebrachte
pyrotechnische Masse (ein Verzögerungssatz) die Verzögerungsperiode einstellt. Man
hat auch schon Schußgruppenanordnungen zusammengestellt, bei denen die einzelnen
Sprengschüsse durch Zündschnüre mit eingebauten Verzögerungsstücken verbunden waren.
Auf einem vierten Wege bedient man sich der in der USA.-Patentschrift 2 982 210
beschriebenen energiearmen Schnur, die einen Detonationsimpuls auf ein Verzögerungsstück
oder einen Verzögerungszünder überträgt.
-
Alle diese Verfahren befriedigten nicht völlig. Bei den elektrisch
initiierten Anordnungen besteht die Gefahr von durch Streuströme, Lichteinwirkung
oder Radiofrequenzen hervorgerufenem, nicht planmäßigem Abfeuern der Sprengschüsse.
Die mit Hilfe handelsgängiger elektrischer Verzögerungzünder erreichten Verzögerungsperioden
entsprachen nicht immer der gewünschten Genauigkeit. Beim Abtun der Schüsse mit
Zündschnüren, die in die Verzögerungsstücke eingeschaltet sind, muß man die bei
der Detonation der Zündschnur auftretenden sehr starken Geräusche und die erhebliche
Brisanz in Kauf nehmen. Abgesehen von der Geräuschbelästigung, erfordert die durch
die Detonation hervorgerufene Brisanz eine besonders sorgfältige Verlegung der Zündschnur,
die häufig mit im einzelnen ausgearbeiteten und kostspieligen Schutzmaßnahmen verbunden
ist, wenn Abreißen oder Abtrennung der Schnur verhindert werden soll.
-
Außerdem werden die Verzögerungsstücke nur in einigen wenigen Standardgrößen
hergestellt, so daß für die Sprengvorgänge nur ein beschränkter Spielraum gegeben
ist. Auch schaltet man diese Anordnungen wegen ihrer Neigung zu Fehlzündungen im
allgemeinen parallel in eine Schußanordnung ein, indem man sie in eine @Zweit- oder
Hilfsleitung der detonierenden Zündschnur legt. Dabei wird angenommen, daß beim
Versagen einer aus Schnur und Verzögerungsstücken zusammengesetzten Leitung wenigstens
die andere zündet. Schließlich stellen viele der Zündschnüre und Verzögerungsstücke
enthaltenden, zur Zeit handelsgängigen Anordnungen Einwegtypen dar und bedingen
eine genaue Umlauffolge. Zwar weist (?--3 energiearme Verbindungsschnur keine unerwünschte
Brisanz auf, sie benötigt jedoch
eine sorgfältige Behandlung von
Schnur und Verzögerungsstücken oder Zündern, damit beide nicht getrennt werden.
Außerdem werden auch die energiearmen Anordnungen nur in einigen' wenigen Standardgrößen
hergestellt, die für den Sprengvorgang nur beschränkten Spielraum lassen. Alle erwähnten
Verfahren sind nicht ohne kostspielige und umfangreiche Hilfseinrichtungen durchführbar
und erfordern besondere Vorsicht und sorgfältige überwachung beim Laden der Sprengschüsse
und beim Zusammenbau der Sprengschußanordnungen.
-
Ein sehr großer Nachteil der bisher für das Verzögerungs-Sprengverfahren
angewandten Methoden, von denen jede auf Verzögerungsstücken und/oder Verzögerungszündern
beruhte, liegt darin, daß trotz aller Sorgfalt bei der Herstellung die Verzögerungsperioden
bei angeblich gleichen Verbindungsstücken oder Verzögerungszündern nicht nur ungleich
waren. sondern häufig sogar beträchtlich von der gewünschten Zeit abwichen. Obgleich
daher die durchschnittliche Verzögerungszeit für irgendeine große Bemusterung nahe
bei dem geplanten Intervall liegt, können viele Einzelstücke Verzögerungseinheiten
haben, die beträchtlich größer oder kleiner sind als das Musterintervall. Dementsprechend
besteht die Gefahr, daß ein Zünder oder ein Verbindungsstück mit der größten Verzögerungszeit
innerhalb einer Verzögerungsserie die gleiche oder sogar eine längere Verzögerungszeit
aufweist wie jener mit der geringsten Verzögerungszeit aus der nächsten oder mehrerer
nachfolgender Serien. Wendet man derartige Verbindungsstücke oder Zünder gemeinsam
auf der Lagerstätte an, so läßt sich offensichtlich die gewünschte Sprengung nicht
erreichen, und es können Schäden auftreten.
-
Die Erfindung zeigt einen Weg, um alle aufgezeigten Nachteile bei
der Verzögerungssprengtechnik zu vermeiden. Insbesondere liefert sie eine Verzögerungszündschnur,
die durch einheitliche, niedrige Detonationsgeschwindigkeit, niedrige Brisanz und
geräuscharmes Abbrennen gekennzeichnet ist. Die Erfindung liefert eine insbesondere
zur Verwendung für das Verzögerungsschießen von Sprengserien geeignete Zündschnur,
die aus einer Explosivstoffseele von mehr als 0,021 und weniger als 2,126 g/m in
einer enganliegenden biegsamen Umhüllung besteht. Diese Zündschnur ist dadurch gekennzeichnet.
daß die Explosivstoffseele aus deflagrierenden Stoffen nachstehender Zusammensetzung
besteht: A. 75 bis 98 Teile Bleiazid und 25 bis 2 Teile eines nicht explosiven Verdünnungsmittels
bei gleichzeitiger Packungsdichte der Seele von mindestens 3,5 g/'cm3 oder B. Mischungen
des Bleisalzes des Dinitro-o-kresols mit a) Kaliumchlorat, b) Kaliumchlorat und
Tetrazen, c) Kaliumchlorat und PETN, d) Kaliumchlorat und Bleistyphnat oder e) Kaliumchlorat
und Diazodinitrophenol oder C. Tetrazen oder D. eine Mischung aus 10 bis 90 Teilen
Bleiazid und 90 bis etwa 10 Teilen einer aus Nitromannit oder Pentaerythrit-tetranitrat
oder Tetrazen oder Diazodinitrophenol bestehende Masse, wobei die Seele eine Packungsdichte
von mindestens 3,5 g/cm3 aufweist, eine einheitliche A'obrandgeschwindigkeit von
100 bis 650 m/Sek. hat unu in einer Menge von 0,021 bis 1,07 g/m angewandt ist.
-
Die aufgeführte Abbrenngeschwindigkeit der deflagrierenden Masse (100
bis 650 m/Sek.) entspricht einer Verbrennungsgeschwindigkeit von etwa 9,8 bis 1,6
Millisekunden pro Mieter.
-
Unter Bleisatz des Dinitro-o-kresols sind an sich bekannte Explosivmassen,
nämlich das einbasische Blei-4,6-dinitro-o-kresylat und das bleinitrat-bisbasische
Blei-4,6-dinitro-o-kresylat zu verstehen. Bei letzterem handelt es sich um ein Komplexsalz
nachstehender Zusammensetzung:
Unter der Bezeichnung »deflagrierende Masse« ist eine Masse zu verstehen, die bei
richtiger Initiierung einen »Deflagrationsimpuls« fortpflanzt, d. h. einen durch
chemische Umsetzung erzeugten Stoß, der charakterisiert durch starke Entwicklung
von Wärme, Funken oder Flammen ist und der sich durch das deflagrierende Material
mit einer unterhalb der Schallgeschwindigkeit liegenden Geschwindigkeit bewegt (im
allgemeinen mit einer Geschwindigkeit unterhalb 2000 m/Sek.).
-
Unter der »Packungsdichte« ist die Kerndichte zu verstehen, die nach
den für die Herstellung des Zündschnurkerns erforderlichen Arbeitsgängen vorliegt.
-
Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht das nichtexplosive
Verdünnungsmittel aus Graphit, Calciumstearat, Bariumperoxyd, Methylcellulose, polychloriertem
Polyphenolen, modifizierten Fettestern, Polyisobutylen, Dextrin, Wachs, Talk, Neopren,
Bleikarbonat, Mennige, Ammonphosphat, Polyvinylacetat und chlorsulfoniertem Polyäthylen.
-
Die Packungsdichte des Kerns muß mindestens 3,5 g/cm3 betragen und
vorzugsweise bei etwa 3,7
bis etwa 4,5 g/cm3 liegen. Um sicherzustellen,
daß der durch den Kern fortgepflanzte Stoß deflagrierender Art ist, soll die Zündung
des Kerns durch einen energiearmen Schlag ausgelöst werden. Ein solcher entsteht,
wenn die Schnur mit Hilfe einer Spreng- , kapsel durch ihre Ummantelung betätigt
wird, d. h. indem man sie um »Primacord« wickelt oder sie durch einen Knallaufsatz
»seitlich zündet«. Bei dieser letzteren Arbeitsweise liegt der Initiator Seite an
Seite um die Zündschnur gewickelt und nicht wie üblich Ende an Ende. Jedoch kann
man Zündschnüre, deren Kerne eine Packungsdichte oberhalb etwa 4,3 g(cm3 aufweisen,
durch Ende an Ende gewickelte Initiatoren mit den gewünschten niedrigen Fortpflanzungsgeschwindigkeiten
initiieren.
-
Die vorstehend unter B, a) bis e) für die deflagrierenden Stoffe aufgeführten
Varianten liefern Verzögerungszündschnüre, die sich zuverlässig bei niedrigen Deflagrationsgeschwindigkeiten
initiieren lassen, indem man sie entweder an einem elektrischen oder nichtelektrischen
Initiator in üblicher Weise (Ende an Ende) befestigt oder sie an die Sprengkapsel
knotet, heftet oder um diese wickelt.
-
Nach noch einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
besteht der deflagrierende Kern aus 10 bis 90 Gewichtsteilen Bleiazid, während der
Rest der Kernmasse aus einem normalen Sprengstoff, wie PETN, Nitromannit, Tetrazen
oder Diazodinitrophenol besteht, wobei die Ladung des Kerns vorzugsweise zwischen
etwa 0,021 und 0,321 g/m liegt. In diesem Fall soll der Kern eine hohe Dichte, beispielsweise
eine solche oberhalb 3,5 g/cm3, besitzen analog jenen Kernen, die aus einer Mischung
von Bleiazid und Verdünnungsmitteln bestehen. Eine solche Packungsdichte des Kerns
ergibt sich, wenn die Schnur durch Einschnüren erzeugt wurde. Auch soll dann die
Initiierung durch die Ummanteiunghindurch erfolgen, indem entweder die Schnur um
»Primacord« gewickelt und »Primacord« initiiert wird oder indem man in üblicher
Weise seitlich zündet.
-
Man kann die Verzögerungszündschnur der Erfindung als Verzögerungsmittel
in einer Verzögerungssprengschußanordnung einsetzen, die mehrere mit hochexplosiven
Sprengladungen beschickte Bohrlöcher aufweist, in die hintereinander durch Einzellängen
der Verzögerungszündschnur verbundene Detonationszündschnureinführungen bis zur
gewünschten Bohrlochtiefe (gewöhnlich bis zum Bohrlochboden) eingesteckt sind. Außerdem
muß noch ein Mittel zum Initiieren der Anordnung vorhanden _ sein, während mindestens
ein Ende der Verzögerungszündschnurlängen in einer Metallhülse steckt, die einen
durch den Deflagrationsimpuls dieser Schnur zündbaren Sprengsatz von einer zum Initiieren
der Detonationszündschnureinführungen ausreichenden Stärke enthält.
-
Nach einer anderen Ausführungsform verwendet man die Verzögerungszündschnur
der Erfindung selbst in der Schußanordnung als in das Bohrloch einzuführende Zündschnur,
wobei dann die Einführungen der Verzögerungszündschnur, wie beschrieben, hintereinander
durch eine Detonationszündschnur verbunden sind. Die Länge der in jedem Bohrloch
steckenden Einführung ist unmittelbar jenem Verzögerungsintervall proportional,
das zwischen der Initiierung der Schußanordnung und dem Abtun der Bohrlochladungen
eingestellt werden soll. Bei dieser Ausführungsform ist ein Ende der Verzögerungszündschnur
mit der die Einführungen initiierenden Detonationszündschnur verbunden, während
das andere Ende in einer Metallhülse steckt, die einen durch den Deflagrationsimpuls
der Schnur zündbaren Sprengsatz und dabei einen Impuls von einer zur Betätigung
eines Zünders für die Bohrlochladungen ausreichenden Stärke enthält.
-
Die Zeichnungen veranschaulichen verschiedene praktische Ausführungsformen
der Erfindung.
-
F i g. 1 zeigt einen Steinbruch in schematischer Aufsicht, wobei eine
typische Auslegung der erfindungsgemäßen Schußanordnung wiedergegeben ist; F i g.
2, 3 und 4 stellen verschiedene Ausführungsformen für die Verbindung zwischen Verzögerungssprengschnur
und Detonationszündschnur dar; F i g. 5 zeigt einen Schnitt durch die Verzögerungszündschnur;
.
-
F i g. 6 gibt eine Darstellung eines gefüllten Bohrloches in Schnittansicht
wieder, wobei eine typische Sprenggruppierung der Erfindung gezeigt wird.
-
In F i g. 1 bezeichnet F eine Steinbruchkante. Mit B bezeichnete Bohrlöcher
sind senkrecht in drei Reihen in die Steinbruchfläche eingebohrt, wobei jede Reihe
sieben im Abstand von 6,096 m voneinander abgesetzt liegende Löcher aufweist. In
jedes mit einer Sprengladung beschickte Bohrloch erstreckt sich bis zum Bohrlochboden
eine als Zündmittel dienende Detonationszündschnureinführung. Jedes Bohrloch ist
mit dem benachbarten Loch durch eine Länge einer Verzögerungszündschnur A verbunden,
auch ist jede Bohrlochreihe mit dem zu Beginn gezündeten Bohrloch verknüpft. Im
vorliegenden Fall ist zwecks Erzielung größtmöglicher Sicherheit gegen Fehlschüsse
oder Abreißen noch eine zweite, parallellaufende Länge A' der gleichen Verzögerungszündschnur
angebracht worden. Die Abschnitte A und A' werden beim Punkt I durch
einen Zünder E - in diesem Fall ein elektrischer Zünder - gezündet. Nimmt man an,
daß die Längen A und A' eine Abbrenngeschwindigkeit von 3,3 Millisekunden
pro Meter haben und 6,096 m lang sind, so werden die Ladungen in den Löchern Bz
und Bi' nach einer Verzögerungsperiode von 20 Millisekunden, gerechnet ab Zündung
der Ladungen im Bohrloch Bi, gezündet werden, die Ladungen in den Löchern Bi", B2
und B3 nach 40 Millisekunden usw., bis alle Bohrlochschüsse abgetan sind. Soll mit
längeren Verzögerungsperioden von beispielsweise 22 oder 25 Millisekunden gearbeitet
werden, so wird man entsprechend längere Verzögerungszündschnüre einsetzen.
-
In F i g. 2 kennzeichnet P eine als Zündmittel für die Sprengmasse
des Bohrloches dienende Detonationszündschnurlänge. Mit P ist die Verzögerungszündschnur
A durch einen Zünder G verbunden, der durch ein Band T Seite an Seite sicher an
der Detonationszündschnurlänge P befestigt ist. Eine zweite Länge der Schnur A ist
an einer unterhalb des Zünders G gelegenen Stelle um P geknotet und führt zum nächsten
Bohrloch weiter. Bei dieser Anordnung zündet der durch den Abschnitt A der Verzögerungszündschnur
betätigte Zünder G die Detonationszündschnur P, die ihrerseits wieder die zweite
Länge der um sie geknoteten Verzögerungszündschnur initiiert, worauf dieser Abschnitt
A den Zündstoß auf den Zünder G des nächsten Bohrloches überträgt.
-
Bei der Anordnung gemäß F i g. 3 kann der Zündstoß nach beiden Richtungen
übertragen werden.
Die Zeichen P, G, T und A entsprechen
denen der F i g. 2, ausgenommen, daß die Zünder rechtwinklig mit der Detonationszündschnur
P verbunden sind. Kommt bei dieser Anordnung der verzögerte Zündstoß durch die Zündschnurlänge
A, so initiiert der Zünder G' die Detonationszündschnur P, während die Länge A'
der Verzögerungszündschnur den verzögerten Zündstoß dem anschließenden Bohrloch
zuführt. Umgekehrt initiiert der Zünder G die Detonationszündschnur P, und der verzögerte
Impuls wird durch die Länge A geführt, wenn der Zündstoß aus der Richtung des Abschnittes
A' der Verzögerungszündschnur kommt.
-
F i g. 4 zeigt eine andere Ausführungsform der Zweiwegeanordnung der
F i g. 3, bei der die Zünder G und G' Seite an Seite und gleichzeitig parallel zur
Detonationszündschnur P liegen.
-
In F i g. 5 ist die Verzögerungszündschnur veranschaulicht. M bezeichnet
einen fortlaufenden Strang einer deflagrierenden Masse, N ist eine aus duktilem
Metall oder aus einem Gewebe mit hohem Fadentiter bestehende Hülle und O eine Schicht
aus wasserundurchlässigem und versteifendem Material, z. B. eine Kunststoff und/oder
Textilummantelung.
-
In F i g. 6 bezeichnet B ein senkrechtes Bohrloch, in welchem empfindliche
Sprengstoffladungen U üblicher Zusammensetzung untergebracht sind. Die am tiefsten
liegende Charge ist mit S bezeichnet. In enger Berührung mit dieser Bodencharge
liegt der an der Verzögerungszündschnur A befestigte Zünder G. Diese Verzögerungszündschnur
A läuft vom Bohrlochboden hinter den Sprengstoffchargen U und durch die Verdämmung
T zur Oberfläche des Bohrloches, wo sie an der Detonationszündschnur P befestigt
ist, die dieses Bohrloch mit anderen Bohrlöchern der Schußanordnung verbindet. Man
kann Verzögerungszündschnur vom Bohrlochboden bis nur zum Bohrlochkopf führen, sie
kann aber auch vom Boden des Bohrloches bis zu einem von dessen Kopf entfernt liegenden
Punkt reichen, auch kann ein langes Zündschnurende derart aufgerollt oder umgeführt
sein, daß sich eine erhebliche Schnurlänge im Bohrloch befindet. Auf jeden Fall
ist die angewandte Länge der Verzögerungszündschnur unmittelbar der Zeitspanne oder
Verzögerung proportional, die zwischen der Betätigung der Verzögerungszündschnur
durch die Detonationssprengschnur und jenem Zeitpunkt liegt, bei welchem der durch
die Schnur übertragene Deflagrationsstoß den Zünder G im Bohrloch betätigt. Ist
beispielsweise die Verzögerungszündschnur im Bohrloch 6,096 m lang und brennt mit
einer Geschwindigkeit von 3,3 Millisekunden ab, so liegt zwischen dem Zeitpunkt,
an welchem die Schnur durch die Detonationszündschnur betätigt wird, und jenem Zeitpunkt,
an welchem der Deflagrationsstoß auf den Zünder G übertragen wird, eine Verzögerung
von 20 Millisekunden. Wird eine unterschiedliche Verzögerungsperiode gewünscht,
so kann man die Länge der Verzögerufigszündschnur entsprechend wählen. Wünscht man
beispielsweise zwischen dem Abtun dieses Bohrlochs und dem Abtun der Sprengladung
im nächsten Bohrloch einen Zeitunterschied von 20 Millisekunden, so würde in diesem
nächsten Bohrloch eine Verzögerungszündschnurlänge von 12,19 m erforderlich sein.
Da die Detonationssprengschnur den Zündimpuls mit einer Geschwindigkeit von mehr
als 5000 m/Sek. fortpflanzt, kann die Zündung der beiden Längen als im wesentlichen
gelichzeitig erfolgend angesehen werden, so daß ein Zeitunterschied von 20 Millisekunden
(40-20 Millisekunden) zwischen dem Abtun der Ladungen im ersten und im zweiten Bohrloch
liegt.
-
Man stellt die Verzögerungszündschnüre der Erfindung her, indem man
die rohrförmige, vorzugsweise aus einem duktilen Metall wie Bleioder Aluminium bestehende
Hülle mit der gewünschten deflagrierenden Masse füllt und anschließend durch Ziehen
oder Einschnüren den Durchmesser der Hülle verkleinert und dabei die Dichte des
Kerns erhöht. Nach der Zieh- oder Einschnürungsstufe kann die Schnur mit einer Schicht
aus wasserbeständigen und verstärkenden Stoffen überzogen werden. Bewährt haben
sich dabei bituminöse Überzüge, spiralförmig umgewickelte Garne, Wachs-Deckschichten
oder auch ein einzelner extrudierter Uberzug aus einem thermoplastischen oder hitzehärtbaren
Harz, vorzugsweise Polyäthylen oder Polyvinylchlorid. Nach einer anderen Ausführungsform
kann der rohrförmige Mantel aus einem Gewebe mit hohem Fadentiter von beispielsweise
etwa 300 Denier bestehen, wie Kunstseide, Baumwolle oder Nylon.
-
Bei Zündschnüren, deren Kern in der Hauptsache aus Bleiazid besteht,
ergibt das Einschnüren der rohrförmigen Hülle einen Kern, dessen Deflagrationseigenschaften
im Vergleich mit den durch Einziehen erhaltenen Kernen besonders einheitlich sind,
denn bei dieser Methode, bei welcher das Rohr vielen aufeinanderfolgenden Anschlägen
eines Formenpaares. ausgesetzt wird, können höhere Kerndichten erreicht werden.
Um die insbesondere für Bleiazid enthaltende Kernmassen erforderlichen hohen Dichten
einzustellen, soll die Schüttdichte des Kerns mindestens 2,4 g/cm3 ausmachen und
vorzugsweise oberhalb 2,7 g/cm3 liegen, da mit dieser Schüttdichte die Kerndichte
leicht auf 3,5 g/cm3 erhöht werden kann, wie dies für eine zuverlässige Fortpflanzung
des "Deflagrationsstoßes erforderlich ist. Wie erwähnt, bedingt die Fortpflanzung
eines Deflagrationsstoßes mit Bleiazidmassen@einen Gehalt von 2 bis etwa 25% Verdünnungsmittel
in der Mischung. Beispiele für derartige, nicht explosive Verdünnungsmittel sind:
Graphit, Kaliumstearat. Methylcellulose, polychlorierte Polyphenole, Fettsäureester,
Polyisobutylen, Dextrin, Wachs, Talk, Neopren, Bleicarbonat, Mennige, Ammonphosphat,
Polyvinylacetat, chlorsulfoniertes Polyäthylen usw. Obgleich Kerne mit höheren Anteilen
an Bleiazid nach dem Initiieren durch seitliche Zündung oder durch Umwicklung von
»Primacord« einen Deflagrationsstoß fortpflanzen können, wenn sie mit höheren Dichten,
beispielsweise solchen von oberhalb 4,3 g/cm3 vorliegen, geben diese Massen bei
niederen Dichten einen Deflagrationsstoß nicht zuverlässig weiter. Sie können dann
entweder einen Deflagrations- oder einen Detonationsstoß propagieren. Liegen mehr
als 25% an nicht explosiven Verdünnungsmitteln in der Kernmasse vor. so wird die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Impulses so langsam, daß ein zuverlässiges Abtun
der Sprengladungen in Frage gestellt ist. Innerhalb der angegebenen bestimmten Grenzen
pflanzen die Zündschnüre jedoch einen Deflagrationsstoß mit einheitlicher, genau
eingestellter Geschwindigkeit fort.
-
Die nachstehenden Beispiele veranschaulichen besondere .Ausführungsformen
der Verzögerungszündschnur der Erfindung.
Beispiel 1 Es wurde eine
Reihe mit Bleiummantelungen ausgestatteter Zündschnüre hergestellt. deren Kernmassen
unterschiedliche Bleiazid-Verdünnungsmittel-Verhältnisse aufwiesen. Zu diesem Zwecke
wurden Bleirohre mit einem äußeren Durchmesser von etwa 7,92 mm und einem inneren
Durchmesser von etwa 4 mm mit den angegebenen Bleiazid-Kernmassen unter Einhaltung
einer Schüttdichte von etwa 2,4 g/cm3 gefüllt und der Hülsendurchmesser durch i
Einschnüren reduziert. In allen Fällen wurde handelsgängiges. mit Dextrin modifiziertes
Bleiazid angewandt (Bleiazidgehalt etwa 93%). Aus der nachstehenden Tafel I sind
Einzelheiten über die gewonnenen Zündschnüre, ihre Kernzusammensetzung. und Ladung
sowie ihre Defiagrationsgeschwindigkeit zu entnehmen. Die Schnüre wurden durch Initiieren
von »Primacord«, um das sie gewickelt waren, gezündet. Die Reduzierung des Querschnittes
erfolgte durch Einschnüren, die Packungsdichte betrug bei jeder Schnur mindestens
3,5 g(cm3, sie lag im allgemeinen bei etwa 3,7 g/cm3.
Tafel 1 |
Kernzusammensetzung Kemladung Fortpflanzungs- |
geschwindigkeit |
g/m m/Sek. |
80 : 20 Bleiazid-Bariumperoxyd . ... . . ... . . . . ... .
. .. . . . . . . . .. .. . .-. 0,213 600 |
80 : 20 Bleiazid-Bariumperoxyd . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . -. . . 0,426 660 |
97,5 : 2,5 Bleiazid-Bareco-Wachs . . .. . . . .. . ... . .
..... .. . . . . .. . . . . . 0,213 330 |
99:1 Bleiazid-Bareco-Wachs .. ................... .. . .........
0,213 380 |
99:1 Bleiazid-Bareco-Wachs ...:...............................
. -0,426 390 |
98 : 2 Bleiazid-Bareco-Wachs . . . .. . . . . . . . . ... .
. . . . . .. . . . . ... . ... . 0,213 280 |
97 : 3 Bleiazid-Bareco-Wachs .... .... . . ...... .. .....
.. .. . . . . ... .. 0.213 190 |
96 : 4 Bleiazid-Bareco-Wachs . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,213 120 |
95 : 5 Bleiazid-Bareco-Wachs . . . . . . . .. . . . ... . .
. . . . . . . . .. . .. . . . . .. 0,213 100 |
92 : 2 Bleiazid-Neopren .........................................
0,213 490 |
98 : 2 Bleiazid-Neopren .........................................
0,426 540 |
98,8 : 1,2 Bleiazid-Methylcellulose .. . ..... ... . . . ....
. . .. . .... . . .. . 0,213 620 |
92 : 8 Bleiazid-Polyvinylacetat . . . . . . . . . . . . . .
. . . . .. . . . . . . . . . . .. . . . 0,213 480 |
98,5: 1,5 Bleiazid-chlorsulfoniertes Polyäthylen .. . . ...
. . . . .. . . .. ... 0,213 440 |
98,5: 1,5 Bleiazid-chlorsulfoniertes Polyäthylen . .. . . ..
.. . . . .. . . . . . . 0,426 450 |
95 : 5 Bleiazid-dibasisches Bleiphosphit . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,213 620 |
95 : 5 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . .. . . . ... . . .
.. . . . . . .. ... . .. .. . . . . 0,213 635 |
95 : 5 Bleiazid-Bleicarbonat ... . .. .... .. ....... .. ...
.... . . .. .... . . 0,426 575 |
90 : 10 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .. . . . ... . . 0,213 600 |
85:15 Bleiazid-Bleicarbonat . . .. . ... . . . . . . . . .
. . .... .. . . .. . .... ... 0,426 580 |
80 : 20 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . . . . .. . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,213 355 |
90 : 10 Bleiazid-Mennige . . . . .. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,213 625 |
98,8 : 1,2 Bleiazid-Polyisobutylen ... ... . .. ...-. . . .........
..... ... . 0,213 480 |
97 : 3 Bleiazid-Conduktiv-Wachs . .. . .. . . . . . .. .. .
. . . . . ..... . .. . . . . 0,213 490 |
97 : 3 Bleiazid-polychloriertes Polyphenol . . . . . .. . .
. . . . . . . .. . . . . .. . 0,213 270 |
99:1 Bleiazid-polychloriertes Polyphenol . .. .. . .. . . ...
. ... . . . .. . . . 0,213 455 |
90 : 10 Bleiazid-Ammoniumphosphat . . . . . . . . . . . . .
. . .. . . . . . . .. . . . 0,213 430 |
90 : 10 Bleiazid-Talk . . . . . . . . ....... . . . . . . .
. . . . . ... . . . . .. . . . . . . . . 0,213 390 |
97 : 3 Bleiazid-Fettsäureester . . ... . .. .... . . .....
. .. . . . . .... . .. ... . 0,213 230 |
97 : 3 Bleiazid-Fettsäureester . .. .. . . . .. . . . . . .
. . ... . . . . . . . . . . . . . . . . 0,426 240 |
98 : 2 Bleiazid-Glycowachs . .. . . . .. . ... .. .. .. ..
. . . . ... . . . . . . .... . 0,213 240 |
98 : 2 Bleiazid-Glycowachs ..... . . . .. . . .. . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 0,426 280 |
98 : 2 Bleiazid-Wachs ...........................................
0,213 260 |
99,5 : 0,5 Bleiazid-Wachs . .. .. . . . . . . . .. .... . ...
. . . . . . . . . ... . . . . . . 0,213 455 |
Wurden Schnüre unter Verwendung eines Bleiazids von hoher Reinheit hergestellt,
beispielsweise unter Verwendung von kolloidalem Bleiazid (990/n Bleiazid enthaltend),
und eine Kernmasse präpariert, die als einzigen Bestandteil 9801o Bleiazid enthielt,
so ergaben sich nach dem Initiieren durch »Primacord« überwiegend hohe Detonationsgeschwindigkeiten
von 3900 bis 4000 m/Sek. Diese Geschwindigkeiten zeigten sich sogar bei Kernladungen
von weniger als 0,107 gim in eingeschnürten Bleimänteln.
-
Um die Beziehungen zwischen Kerndichte, Zündmethode und Fortpflanzungsgeschwindigkeit
der Schnur beurteilen zu können, wurde entsprechend Beispiel 1 nach dem Einschnürverfahren
eine Reihe von Zündschnüren hergestellt. Für Vergleichszwecke wurde gleichzeitig
eine Reihe von Schnüren mit gleichen Kernladungen und gleicher Kernzusammensetzung
hergestellt, jedoch die Reduktion der Bleiummantelungen durch Einziehen mit Ziehformen
vorgenommen, so daß die Packungsdichten der Kerne unterhalb 3,5 g/cm3 lagen, also
unterhali# jenes Wertes, der zur Sicherstellung eines durch die Schnur fortzupflanzenden
Deflagrationsstoßes für erforderlich gehalten wurde. Die Zündung der Schnüre erfolgte
a) durch Stoß der Schnur gegen eine handelsübliche Sprengkapsel (Ende auf Ende)
und b) durch Wicklung der Schnüre um eine »Primacord«-Länge. P.a-. der nachstehenden
Tafel II sind
die Schnüre, ihre Kernzusammensetzungen und Ladungen
sowie. ihre Deflagrations- oder Detonationsgeschwindigkeiten zu entnehmen.
Tafel 11 |
Geschwindigkeit, m/Sek. |
Zusammensetzung Herstellungs- Ladung von 0213 g/m Ladung von
0.426 g/m |
verfahren Kapsel- »Primacord«- Kapsel- »Primacord«- |
zündung Zündung zündung Zündung |
80 : 20 Bleiazid-Bariumperoxyd . . . . . . . . . . . . . .
Ziehen 2400 2500 2600 2900 |
80 : 20 Bleiazid-Bariumperoxyd . . . .. . .. . . .. . . Einschnüren
630 600 3140 660 |
97 : 2,5 Bleiazid-Bareco-Wachs . . . . . . . . . . . . . .
Ziehen 2600 2720 2850 2880 |
97 : 2,5 Bleiazid-Barecö-Wachs . . .. . . .. .. . . . . Einschnüren
310 330 2960 320 |
98 : 2 Bleiazid-Neopren . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . Ziehen 2650 2820 2770 2850 |
98 : 2 Bleiazid-Neopren . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . Einschnüren 3400 490 3720 540 |
92 : 8 Bleiazid-Polyvinylacetat . . . . . . . . . . . . . .
. Ziehen 2300 2420 2440 2650 |
92 : 8 Bleiazid-Polyvinylacetat . . . . . . . . . . . . . .
. Einschnüren 3280 480 3430 470 |
95 : 5 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . . . . . . . . . .
. . Ziehen 2600 2480 2580 2580 |
95 : 5 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . . . . . .
...... Einschnüren 3370 635 3390 575 |
90 : 10 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . . . . . . . . . .
. Ziehen 2600 2200 2820 2460 |
90 : 10 Bleiazid-Bleicarbonat . . . . . . . . . . . . . . .
. Einschnüren 3250 600 3 175 570 |
98,8 : 1,2 Bleiazid-Polyisobutylen . . . . . . . . . . . .
Ziehen 2540 2700 2880 2900 |
98,8 : 1,2 Bleiazid-Polyisobutylen . . .. .. . . . . . . Einschnüren
3315 480 3315 510 |
97 : 3 Bleiazid-Conduktiv-Wachs . . . . . . . . . . . . Ziehen
2680 2750 2880 2820 |
97 : 3 Bleiazid-Conduktiv-Wachs . . . . . . . . . . . . 1 Einschnüren
3430 490 3470 470 |
Die durch handelsübliche elektrische Sprengkapseln »seitlich gezündeten« Schnüre
ergaben im wesentlichen dieselben Geschwindigkeiten als die durch »Primacord« gezündeten.
Wie aus der Tafel ersichtlich. muß erstens ein Verdünnungsmittel vorliegen. wenn
Bleiazidmassen als Deflagrationskerne in der erfindungsgemäßen Verzögerungszündschnur
angewandt werden, zweitens muß die Dichte der Schnur mindestens 3,5 g/cm3 betragen,
d. h.. die Schnur soll durch Einschnüren oder Zusammenpressen auf anderem Wege,
beispielsweise mit Hilfe von hydrostatischem Druck, hergestellt worden sein, drittens.
die Zündung der Schnur soll durch einen Stoß von niedriger Energie erfolgen, wie
ihn die seitliche Zündung mit einer Kapsel oder die mit der Schnur umwickelte »Primacord«-Länge
liefert.
-
Beispiel 2 Unter Anwendung der im Beispiel 1 beschriebenen Einschnürtechnik
wurde eine Reihe von Verzögerungszündschnüren hergestellt, wobei mit Dextrin modifiziertes
Bleiazid (93% Bleiazid) als Kernmasse eingearbeitet wurde. Verschiedene Schnurlängen
wurden abgeschnitten und initiiert, indem man sie um »Primacord« wickelte. Die Ergebnisse
der Zeitprüfungen sind nachstehend wiedergegeben
Tafel lII |
Kern- Schnur- mit Geschwin- chwinAbbrenn- |
ladung Länge di8keitdigkeit |
t# |
Milii- Millisekunden |
g/m m sekunden m/Sek. pro Meter |
0,166 0.458 1.44 312 3.16 |
0,166 0.61 1.84 332 3.02 |
0.166 1.065 3.13 341 2.92 |
0.166 3.05 9,15 333 3,02 |
0.166 3.05 9.26 329 3.05 |
0.213 0,61 1,25 487 2.06 |
0.213 0.61 1.26 485 2.06 |
0,213 , 1.522 3.12 489 103 |
@ Abbrenn- |
Kern- Schnur- Zeit Geschwin- geschwindigkeit |
Ladung länge eit |
Milli- digk ' @ Millisekunden |
glm m sekunde m/Sek. pro Meter |
0,213 1.522 3,12 488 2,06 |
0.213 3,05 6.27 487 2.06 |
0,213 3,05 ! 6.29 485 2.06 |
0.213 6.10 12.51 487 2.06 |
0.213 I 6.10 12.36 i 493 I 2.06 |
Beispiel 3 Um die Zündschnüre hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit auf dem Arbeitsfeld
zu prüfen. wurde eine 304,8 m lange Schnur mit Hilfe der Einschnürtechnik des Beispiels
1 hergestellt. Zusammensetzung des Schnurkerns: Mit Dextrin modifiziertes Bleiazid
(93% Bleiazid). Ladung: 0.213 g/m. Dieser Ladung lag die Berechnung einer Abbrenngeschwindigkeit
von etwa 1,97 Millisekunden pro Meter zugrunde. öber die ganze Länge der Schnur
wurden 38 Intervalle beurteilt. Längen von 145 und 297 cm wurdet. abgeschnitten.
Die durchschnittliche Abbrenngeschwindigkeit der Längen lag bei 2,09 Millisekunden
pro Meter, der höchste Wert bei 2,19 Millisekunden pro Meter und der tiefste bei
2,01 Millisekunden pro Meter, so daß nur eine Differenz von 0,18 Millisekunden pro
Meter festzustellen war. Die entsprechende durchschnittliche Deflagrationsgeschwindigkeit
lag bei 477,4 m/Sek.. der tiefste Wert bei 465.7 mISek. und der höchste Wert bei
497.3 ni;`Sek. Die Unterschiede machten demnach nur 29 m;Sek. (3l.6 m; Sek.) aus.
-
Beispiel 4 Die nachstehend gekennzeichneten Bleiazid-Nitro. mannit-Kernmassen
lagen in Bleirohren vor. die durch Einschnüren auf einen Durchmesser von 1.85 mm
reduziert worden waren. Kernladung: 0.299 9'm; Packungsdichte: 3.5 grl'nl'3
Bleiazid-Nitromannit |
90:10 |
80 : 20 |
50 : 50 |
40 : 60 |
25 : 75 |
20 : 80 |
10 : 90 |
Im allgemeinen wurden nach dem Initiieren durch »Primacord« Geschwindigkeiten zwischen
300 und 550 m; Sek. gemessen. Durchschnittliche Geschwindigkeitsmessungen bei Kernen
mit 75 Teilen Nitromannit und 25 Teilen Bleiazid, die in Bleihüllen vorlagen. deren
Durchmesser durch Einschnüren auf 1,85 mm reduziert worden war, ergaben Werte von
etwa 492 miSek. (Kernladung: 0,299 g(m).
-
Ähnliche Ergebnisse wurden bei den nachstehend gekennzeichneten Kernladungen
auf der Basis Bleiazid-Fein-PETN erhalten. Ladung: 0,107 bis
0,213 g/m in
eingeschnürten Bleihüllen.
Bleiazid-PETN |
90 : 10 |
50 : 50 |
25:75 |
10 : 90 |
Es wurden Versuchsreihen mit Bleiazid-Tetrazen-Mischungen durchgeführt (80 : 20,
90: 10, 95 : 5 und 98 : 2). Dabei ergab sich, daß diese Massen in gezogenen Bleirohren
beim Initiieren durch »Primacord« einen Deflagrationsstoß übertrugen, während das
in eingeschnürten Bleihüllen bei Kernladungen unterhalb 0.213 gim vorliegende Material
unter niedrigen Deflagrationsgeschwindigkeiten abbrannte, und zwar sowohl bei der
Initiierung durch »Primacord« als auch bei einer Ende-an-Ende-Initiierung durch
eine Zündkapsel. Für 90 Teile Bleiazid und 10 Teile Tetrazen enthaltende Massen
sind die Ergebnisse in der nachstehenden Tafel IV wiedergegeben:
Tafel IV |
Äußerer Ge- Abbrennge- |
Ladung Durch- schwin- schwindigkeit |
messec digkeit |
Millisekunden |
g m mm m/Sek. pro Meter |
0,517 3,81 410 2.52 |
0.267 2.66 368 2,80 |
0.125 l.85 335 3,07 |
Beispiel 5 Durch Einschnüren entsprechend Beispiel 1 wurden Verzögerungszündschnüre
hergestellt. wobei jedoch Tetrazen allein als Kernmasse eingearbeitet wurde. Die
mit diesen Schnüren erhaltenen Ergebnisse sind in Tafel V aufgeführt:
Tafel V |
Äußerer Abbrenn- Geschwin- |
Ladung , Durch- , Zünder |
geschwindigkeit digkeit |
I messcr I Millisekunden |
g;:n mm @- pro Meter m;Sek. |
0.656i 3.81 , Zündkapsel 3.75 267 |
0,656i 3.81 j »Primacord« I 3,70 270 |
0,3:2 j 2.66 1 Zündkapsei 172 ; |
269 |
Äußerer Abbrenn- |
Durch- @ Geschwin- |
Ladung messec Zünder geschwindigkeit digkeit |
Millisekunden |
g/m mm pro Meter m/Sek. |
0.312 2,66 »Primacord« 3.85 260 |
0.016 1,85 Zündkapsel 3,85 260 |
0,016 l,85 »Primacord« 3,39 295 |
0,077 1,30 Zündkapsel 3,12 321 |
0.077 1.30 »Primacord« 2,84 352 |
Beispiel 6 Es wurde eine Reihe von Schnüren hergestellt, in welchen Mischungen des
Bleisalzes des Dinitroo-kresols mit Kaliumchlorat als Kernmassen untergebracht waren,
wobei unterschiedliche Mischungsverhältnisse und Bleirohre angewandt wurden. Die
Rohre wurden beispielsweise mit Baumwolle abgeschlossen und durch eine Reihe von
Düsen gezogen, deren Querschnitt sich - aufeinanderfolgend verminderte, bis die
gewünschten Kernladungen und Rohrquerschnitte erreicht waren. In Tafel VI sind Ladungen.
Zusammensetzung der Kernmassen, Deflagrationsgeschwindigkeiten und Abbrenngeschwindigkeiten
der Schnüre zusammengestellt. Die Initiierung erfolgte mit üblichen Zündkapseln,
die auf ein abgeschnittenes Schnurende einwirkten (Ende-an-Ende-Initiierung).
Tafel VI |
Zusammensetzung @gagrations- Abbrenn- |
des Kerns Ladung geschwindigkeit geschwindigkeit |
Bleisalz des |
Dinitro- Kalium- Millisekunden |
o-kresols chlorat g;m m/Sek. |
pro Meter |
80 20 0.256 200 4,99 |
80 20 0,128 203 4.93 |
80 20 0.064 170 5,88 |
70 30 0.277 236 4,23 |
70 30 0.136 238 4,20 |
70 30 0,072 233 4.30 |
70 30 0.045 210 4.76 |
70 30 0.034 201 4.99 |
70 30 0.017 180 5,55 |
60 40 0.554 235 4.27 |
60 40 0.299 241 4.17 |
60 40 0,155 231 4.33 |
50 50 2,430 227 4.40 |
50 50 1,406 212 4,73 |
50 50 0.703 229 4.37 |
50 50 0,405 220 4,57 |
50 50 0,206 228 4,40 |
50 50 0,117 239 4,21 |
40 60 1,190 217 4,60 |
40 60 0.576 216 4.63 |
40 60 0.299 212 4,73 |
40 60 0.143 209 4.80 |
40 60 0,105 210 4.76 |
Beispiel 7 Durch Ziehen oder Einschnüren entsprechend den Beispielen 1 und 6 wurde
eine Reihe von Schnüren hergestellt, d#c verschiedene Mischungen folgender Stoffe
enthielten: Bleisalz des Dinitrj-o-k resols. KaliursieF%lorat.
-
Tetra zen.
Zusammensetzung und Ladung der Schnurkerne,
Herstellungsmethode, Deflagrationsgeschwindigkeiten und Abbrenngeschwindigkeiten
sind in Tafe VII wiedergegeben.
Tafel VII |
Abbrenn- |
Zusammensetzung des Kerns Herstellungs- geschwindigkeit |
Bleisalz des Ladung methode Geschwindigkeit Millisekunden |
1.2-Dinitro-o-kresols Kaliumohlorat Tetrazen gim mlSek. pro
Meter |
50 , 40 10 0,426 Ziehen 290 3.45 |
50 40 10 0,213 Ziehen 277 3,62 |
50 40 10 0,639 Ziehen 283 3,63 |
50 35 15 0,713 Ziehen 287 3.49 |
50 35 15 0,201 Ziehen 292 3,42 |
50 45 5 0,650 Ziehen 298 3,35 |
50 45 5 0,467 Ziehen 279 3,58 |
50 45 5 0,332 Ziehen 263 3,74 |
50 45 5 0,228 Ziehen 265 3,71 |
50 45 5 0,011 Ziehen 251 3,97 |
50 40 10 0,607 Ziehen 225 4,47 |
50 40 10 0,415 Ziehen 210 4,80 |
50 40 10 0,202 Ziehen 197 5,09 |
50 40 10 0,198 Einschnüren 241 4,14 |
50 40 10 0,115 _ Einschnüren 242 4,14 |
50 40 10 0,107 Einschnüren 248 4,05 |
Beispiel 8 Unter Verwendung von 50 : 40 : 10-Mischungen des Bleisalzes von Dinitro-o-Kresol-Kaliumchlorat-Fein-PETN
als Kernmasse wurde unter Einziehung in ein Bleirohr eine Verzögerungszündschnur
hergestellt (Ladung: 0,117 g(m). Wurde diese Schnur mit einer üblichen elektrischen
Zündkapsel (Endeauf-Ende-Zündung) initiiert, so pflanzte sie einen Deflagrationsstoß
mit einer Geschwindigkeit von 225 m/Sek. (4,40 Millisekunden pro Meter) fort.
-
Beispiel 9 Nach dem Einziehverfahren wurden Verzögerungszündschnüre
mit folgender Kernzusammensetzung hergestellt: 50 : 40 : 10-Bleisalz von Dinitro-(j-kresol-Kafiumchlorat-Bleistyphnat
(Ladung: 0,213
und 0,490 g(m). Nach dem Initiieren mit Ende-an-Ende zündenden
elektrischen Zündkapseln brannten die Schnüre mit De$agrationsgeschwindigkeiten
von 240 bis 250 m/Sek. ab.
-
Beispiel 10
Nach dem Einziehverfahren wurden Verzögerungszündschnüre
mit folgender Kernzusammensetzung hergestellt: 50 : 40 : 10-Gewichtsteile des Bleisalzes
von Dinitro-o-kresol-Kaliumchlorat-Diazodinitrophenol (Ladung: 0,249 g/m). Gemessen
wurden Deflagrationsgeschwindigkeiten von 227 m/Sek..wenn mit einer elektrischen
Zündkapsel Ende auf Ende initiiert wurde. Nach dem Einschnürverfahren hergestellte
entsprechende Zündschnüre mit Kernladungen von 0,356 und 0,177 g/m variierten in
den Geschwindigkeiten zwischen etwa 231 und 246 m/Sek.
-
Die Verzögerungszündschnüre der Erfindung zeichnen sich durch einheitlich
niedrige Deflagrationsgeschwindigkeit, niedrige Brisanz und geräuschschwaches Abbrennen
aus. Daher eignet sich die Schnur besonders für Anwendungsgebiete. bei welchen eine
Abschirmung nicht möglich ist, z. B. bei der Zündung von Grundlöchern, bei welcher
eine der Zündschnur und den Verzögerungsstücken eigene Brisanz und Schallbelästigung
nicht geduldet werden kann. Die niedrige Brisanz der Schnur verhindert bei umgewickelten
Schnurlängen die gleichzeitige Deflagration der gesamten Kernmasse. Im allgemeinen
pflanzt sich die Deflagration durch den Kern ohne gegenläufige schädigende Wirkungen
fort. Da die Schnur biegsam ist, kann der Sprengmeister die Länge der Verzögerungszündschnur
entsprechend der gewünschten Verzögerungszeit wählen und sie, wenn nötig, durch
Wickeln oder Umbiegen der räumlichen Begrenzung der Sprenganordnung eng anpassen.
Die Stetigkeit der sogar bei verknoteten oder geknickten Abschnitten sichergestellten
Fortpflanzung überrascht, wenn man die bei Zündübertragungsschnüren bekannten Versager
berücksichtigt, die durch eine stark erhöhte Weiterleitung beim Abbrennen der Masse
durch Knoten und Knicke bedingt sind.
-
Offensichtlich entsprechen die erfindungsgemäßen Verzögerungszündschnüre
einem Bedürfnis der Technik, da nunmehr sehr wirksame und zuverlässig biegsame Schnüre
zur Verfügung stehen, die die Anwendung der bisher für erforderlich gehaltenen kostspieligen
und unzuverlässigen Verzögerungsanordnungen überflüssig machen.
-
Alle Mengenangaben stellen, soweit nichts anderes aufgeführt ist,
Gewichtsangaben dar.