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Vorrichtung zum Abziehen des fertigen Gewebes bei Webstühlen mit Regulator
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Abziehen des fertigen Gewebes bei Webstühlen
mit auf einer Seite des Warenabzugsbaumes angeordnetem Regulator.
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Es sind sowohl positive als auch negative Warenabzugsregulatoren bekannt,
deren Aufgabe es ist, das auf Webmaschinen hergestellte Gewebe entweder formschlüssig
(positiv) oder kraftschlüssig (negativ) abzuziehen. Alle diese Regulatoren sind
auf einer Seite des Warenabzugsbaumes. angeordnet, während die andere Seite desselben
in der gegenüberliegenden Gestellwand des Webstuhles nur drehbar gelagert ist.
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Für breite und schwere Webstühle ist es jedoch nicht ausreichend,
den Warenabzugsbaum von nur einer Seite her anzutreiben, da hierbei eine Verdrehung
des Baumes auftritt, welche die Bildung eines einwandfreien Gewebes unmöglich macht;
auch werden die Getriebeteile des einseitig angeordneten Regulators dann übermäßig
stark beansprucht.
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Um diesem Übelstand abzuhelfen, ist schon versucht worden, beide Seiten
des Warenabzugsbaumes durch Regulatoren - anzutreiben. Die hierbei auftretenden
Schwierigkeiten sind einmal darin zu sehen, daß die beiden Regulatoren dann grundsätzlich
nur formschlüssig arbeiten können, also nur positives Arbeiten möglich ist, und
zum anderen darin, daß auch die Betätigungsorgane für die positiven Regulatoren
auf beiden Seiten des Warenabzugsbaumes peinlich genau aufeinander abgestimmt sein
müssen, da dieser sonst auch bei nur geringfügigen Abweichungen im Vorschub der
beiden Seit:weigerlich zerstört würde. Es ist auch bereits versucht worden, die
dem Regulator entgegengesetzte Seite des Warenabzugsbaumes zusätzlich, beispielsweise
mit einem Zahnrad, anzutreiben, welches über ein weiteres Zahnrad und eine über
die gesamte Webstuhlbreite gehende Welle mit dem Regulator verbunden ist. Aber auch
diese Vorrichtung hat keine guten Ergebnisse gezeitigt, da hierbei die übertragungswehe
für den Antrieb der dem Regulator gegenüberliegenden Seite des Warenabzugsbaumes
sehr großen. Verdrehungsdeformationen unterworfen ist, welche ebenfalls die Bildung
eines einwandfreien Gewebes beeinträchtigen, und weil der gleichmäßige Warenabzug
durch Nachschleppen der dem Regulator abgewandten Seite des Warenabzugsbaumes nicht
gewährleistet ist.
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Für das Aufwickeln der fertigen Ware (also nicht zum Warenabzug) ist
es bekanntgeworden, die fertige Ware durch eine sogenannte Rutschkupplung aufzuwickeln.
Eine solche Vorrichtung ist z. B. in der Zeitschrift für die gesamte Textilindustrie
1956, Abbildung 26, Seite 839, beschrieben. Es handelt sich aber nicht - wie schon
erwähnt - darum, die Ware torsionsfrei mit dem Warbaum abzuziehen, sondern die bereits
vom Warbaum abgezogenen Fertiggewebe auf einen speziellen Wickelbaum aufzuwickeln,
wobei, bedingt durch den immer größer werdenden Baumumfang, die Rutschkupplung in
Tätigkeit tritt, also die Mehrschaltung aufgehoben wird.
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Ebenso ist bereits ein Kettenschaltgetriebe für Webstühle bekanntgeworden,
bei welchem die Schaltbewegung der Kette und des Gewebes durch von einem gemeinsamen
Antrieb zwangläufig angetriebenen- Warenabzugsbaum (Sandbaum) und Streichbaum erfolgt,
wobei in den Antrieb des mit einer an sich bekannten rauhen Oberfläche ausgerüsteten
Streichbaumes eine regelbare Schlupfvorrichtung eingeschaltet ist, die derartig
eingestellt ist, daß sie nur bei übermäßiger Kettenfadenspannung in Tätigkeit tritt.
Bei dieser Vorrichtung ist das auf dem Streichbaum frei drehbar angeordnete Kettenrad
mit einer Backenbremse verbunden, deren Bremsbacken durch einen Regulierbolzen den
Streichbaum klemmend umfassen. Diese Einrichtung erfüllt also lediglich den Zweck,
die Unterschiede zwischen der Spannung der Kettenfäden und der der Fertigware bzw.
der beim Warenabzug auszugleichen, wozu die auf dem Streichbaum sitzende Schlupfvorrichtung
dient. Wenn also der Streichbaum im Verhältnis zum Warenabzug zu viel Gewebekette
fördern würde, rutscht dann die Kupplung auf letzterem.
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Die Erfindung bezweckt nun, die besonders bei breiten Webstühlen auftretenden
Torsionen (Verdrehungen) des Warbaumes beim Waxenabzug, wenn derselbe einseitig
erfolgt, auszugleichen. Zu diesem Ausgleich ist bisher die obenerwähnte Vorrichtung
von zwei Regulatoren, also beidseitig angeordnete
Regulatoren, verwendet
worden und ebenso ein beidseitiger Antrieb vermittels übertragungswehe, mit welcher
aber (mit beiden Mitteln) die Schwierigkeiten nicht behoben werden konnten.
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Die Erfindung vermeidet die Nachteile der bekannten Vorrichtungen
im wesentlichen dadurch, daß auf der anderen Seite des Warenabzugsbaumes auf dessen
Achse ein an sich bekanntes Friktionsgetriebe vorgesehen ist. Hierbei wird das Friktionsgetriebe
in an sich bekannter Weise über Schaltfallen von der Webladenstütze her betätigt.
In weiterer Ausbildung des Gegenstandes der Erfindung weist zwecks Hubveränderung
der Schaltfallen die Webladenstütze in an sich bekannter Weise einen Schlitz auf,
in welchem die Schaltfallen verschiebbar und feststellbar angeordnet sind. Die in
der Gestenwand des Webstuhles vorgesehenen Sperrfallen hindern in an sich bekannter
Weise das Friktionsgetriebe am Zurückdrehen.
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Mit dem Gegenstand der Erfindung wird, selbst bei breitesten Webstühlen,
ein absolut torsionsfreier Warenabzug und ein absolut beidseitiges gleichmäßiges
Gewebe, selbst der schwersten Ware, erreicht. Der Vorteil dieser Vorrichtung liegt
darin, daß die wirkliche Schußdichte nur auf der einen Seite, also auf der Regulatorseite,
einmal eingestellt wird, während die auf der anderen entgegengesetzten Seite befindliche
Warbaumtreibeinrichtung auf den Wa.rbaum gleichzeitig .mit Beginn der Regulatorschaltung
negativ einwirkt, wobei, sobald ein übermaß einer negativen Schaltung vorliegt,
die Rutschkupplung wirksam wird.
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In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung an Handeines Ausfüh@ungsbeispieles
dargestellt. Es zeigt F i g. I eine Vorderansicht eines Webstuhles, wobei deren
mittlere Teile herausgeschnitten sind, und F i g. II einen Querschnitt der F i g.
I längs der Linie A-B.
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Alle nicht unmittelbar mit der vorliegenden Erfindung in Zusammenhang
stehenden Teile des Webstuhles sind strichpunktiert gezeichnet.
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An der linken Gestenwand 1 des Webstuhles ist "ein bekannter
Warbaumregulator 2 vorgesehen; welcher beispielsweise über eine Schnecke 3 und ein
Schnekkenrad 4 einen in der Gestenwand 1 gelagerten Warenabziigsbaum
5 antreibt, dessen anderes Ende in der gegenüberliegenden Gestellwand 6 des Webstuhles
gelagert ist. An dem rechten Ende des Warenabzugsbaumes 5 ist ein zylindrischer
Bremsring 7 fest angeordnet. Auf einem zum Warenabzugsbaum 5 gehörenden rechten
Lagerzäpfen 22 desselben ist lose drehbar ein Schaltrad 16 angeordnet. in welchem
-ein Bolzen 10 sitzt, um welchen zwei Bremsbakken 8, 9 drehbar gelagert sind. Die
Backen 8, 9 sind mit Bremsbelägen 11, 12 ausgekleidet und umschließen den Bremsring
7. Die Kupplung der beiden Bremsbacken 8, 9 erfolgt einstellbar mittels einer Augenschraube
13, einer Druckfeder 14 und einer Doppelmutter 15. Das fein verzähnte Schaltrad
16 hat sägeförmig ausgebildete Zähne, in welche einmal eine in der Gestellwand 6
gelagerte Sperrfalle bzw. Sperrfallen 17 und zum anderen eine in der Web-Ladenstütze
18 angeordnete Schaltfalle bzw. Schaltfallen 20 eingreifen, die in einem
Schlitz 19 derselben verschiebbar und einstellbar vorgesehen ist bzw. sind.
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Die Wirkungsweise der Vorrichtung ist folgende: Beim Vorgang der Weblade
und damit der Webladenstütze 18, die im Punkt 23 schwenkbar gelagert
ist und in bekannter Weise von der Kurbelwelle aus angetrieben wird, werden die
Schaltfalle bzw. Schaltfal1en 20, je nachdem, ob deren Lagerpunkt im Schlitz
19 weiter oben oder unten eingestellt ist, dem Schaltrad 16 einen größeren
bzw. kleineren Vorschub erteilen, welcher bis zu einem mittels der Doppelmutter
15 zwecks Regelung der Gleitfähigkeit einstellbaren Drehmoment über das Friktionsgetriebe
8 bis 16 auf den Bremsring 7 des Warenabzugsbaumes 5 übertragen wird. Sobald das
Drehmoment den eingestellten Wert überschreitet, erfolgt ein Rutschen der Teile
8 bis 15, so daß diese Teile der Vorschubbewegung des Schaltrades 16 folgen, der
Bremsring 7 aber und somit der Warenabzugsbaum 5 ihre derzeitigen Lagen beibehalten.
Das Zurückspringen des unter der Spannung der Ware 21
stehenden Warenabzuksbaurrius
5 während des Webladenrückganges wird durch die Sperrfalle bzw. Sperrfallen 17 verhindert.
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Naturgemäß können einzelne Elemente auch abweichend hiervon ausgebildet
werden, ohne den Grundgedanken der Erfindung zu berühren. So wäre es beispielsweise
möglich, defl Vorschub des Schaltrades für die Vorrichtung zum Abziehen des Gewebes
über ein Schneckengetriebe zu bewirken oder das Friktionsgetriebe könnte als Konusküpplung
od. dgl. ausgebildet sein.