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Kontaktlinsen Es ist aus verschiedenen Gründen wichtig, daß die Oberflächen
von Kontaktlinsen stark hydrophil sind und diese Eigenschaft möglichst lange beibehalten.
Das Augenlid gleitet dann nämlich leichter und ohne Reizung über die äußere Oberfläche
der Kontaktlinse. Ferner entwickeln sich auf der Grenzfläche zwischen der Linse
und dem Auge dann weniger leicht trockene Stellen, die bei längerem Bestehen durch
das Ausbleiben der durch die Tränenflüssigkeit gelieferten Nährstoffe Augenschäden
und/oder Schmerzen hervorrufen können. Schließlich ist die Brechung des durch die
Linse fallenden Lichtes geringer, wenn die innere Oberfläche hydrophil ist. Es wurden
bereits verschiedene Netzmittel zur Verbesserung der hydrophilen Eigenschaften der
Oberflächen von Kontaktlinsen verwendet. Die Wirkung dieser Mittel ist jedoch ungenügend
und zu wenig anhaltend.
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Die erfindungsgemäßen Kontaktlinsen sind dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens ein Teil ihrer Oberfläche mit einem optisch reinen Überzug aus Proteinen
und/oder Polysacchariden bedeckt ist.
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Die mit dem hydrophil machenden Überzug versehenen Kontaktlinsen können
aus den für Kontaktlinsen üblichen Stoffen bestehen. Sie können insbesondere Hornhaut-Kontaktlinsen
aus Polymethacrylsäuremethylester oder Kontaktlinsen aus optisch reinen Organopolysiloxanelastomeren
sein. Sie können aber auch Hornhaut-Kontaktlinsen aus anderen Stoffen, wie Glas
oder Polystyrol, sein.
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Die Verwendung von optisch reinen Organopolysiloxanelastomeren für
die Herstellung von Kontaktlinsen wurde bereits vor einiger Zeit wegen ihres hohen
Widerstandes gegenüber einem Verziehen während der Verarbeitung, ihrer physiologischen
Inertheit, Biegsamkeit und Gasdurchlässigkeit in Betracht gezogen. Die Gasdurchlässigkeit
von Kontaktlinsen ist von großer Bedeutung, da der Luftsauerstoff durch die Linse
auf die Augenfläche unter der Linse dringen soll und andere Gase aus diesem Teil
des Auges abgeführt werden müssen. Bisher waren Linsen aus Organopolysiloxanelastomeren
nicht sehr befriedigend, da sie zu hydrophob waren. Diese Eigenschaft konnte auch
durch Netzmittel nicht merklich verändert werden. Die erfindungsgemäßen Kontaktlinsen
aus Organopolysiloxanelastomeren besitzen dagegen diese unerwünschte Eigenschaft
nicht.
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Zu Organopolysiloxanelastomeren mit einem hohen Grad an optischer
Reinheit härtende Massen sind in der französischen Patentschrift 1136 884
beschrieben. Kontaktlinsen können aus diesen oder aus anderen zu optisch reinen
Organopolysiloxanelastomeren härtenden Massen, z. B. durch Formpressen oder Gießen,
hergestellt werden.
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Wenn oben angeführt wurde, daß auch der erfindungsgemäße Überzug optisch
rein sein muß, so bedeutet dies lediglich, daß der Überzug nicht wesentlich die
optischen Eigenschaften der Kontaktlinse beeinträchtigen soll. Vorzugsweise sind
jeweils alle Oberflächen der Kontaktlinsen vollständig mit dem Überzug versehen.
Es werden jedoch bereits Vorteile erzielt, wenn nur die äußere oder nur die innere
Oberfläche der Linse oder nur ein Teil einer solchen Oberfläche einen Überzug besitzt.
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Es können beliebige Proteine und/oder Polysaccharide, die einen optisch
klaren Überzug auf der Oberfläche ergeben, verwendet werden. Beispiele für verwendbare
Proteine sind: Vogeleiereiweiß, Ei-Albumin, Lactalbumin, Legumin, Edestin, Globin
aus Hämoglobin, Salmin aus Lachssperma, Casein, Vitellin, Mucoide aus Eiereiweiß,
Mucoine aus Eiereiweiß und Gelatine. Beispiele für erfindungsgemäß verwendbare Polysaccharide
sind Agar-Agar, Gummiarabikum, Pektine und flüssiger Kartoffelextrakt. Bevorzugt
ist Eieralbumin, insbesondere in Form von Eiereiweiß.
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Der Überzug kann in beliebiger Weise auf die Linse aufgebracht werden.
Bei Räumtemperatur feste Stoffe können auf die Oberfläche durch Sublimation oder
als Schmelze aufgebracht werden. Bevorzugt sind Überzugsmittel in flüssiger Form.
Überzugsmittel, wie z. B. reines filtriertes Eiereiweiß, die bereits in flüssiger
Form vorliegen, können ohne Lösungsmittel
verwendet werden. Beim
Einsatz von Lösungsmitteln ist darauf zu achten, daß dadurch weder das Auge noch
die Linse geschädigt wird. Verdünnte Lösungen von Salzen, z. B. wäßrige Lösungen
von Kochsalz, können für in reinem Wasser unlösliche überzugsmittel, wie Globuline,
verwendet werden. Andere flüchtige Lösungsmittel können für in Wasser unlösliche
Überzugsmittel verwendet werden, wenn dadurch die Linse nicht beschädigt und das
Lösungsmittel entfernt wird, bevor man die Linse an das Auge bringt. Zum Beispiel
können 70- bis 80 %ige alkoholische Lösungen von Prolaminen, wie Zein, zum Überziehen
der Linse eingesetzt werden. Beim Härten der Überzüge verdampfen die Lösungsmittel.
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Die Konzentration der gegebenenfalls angewendeten Lösungen ist nicht
entscheidend. Bei sehr niedrigen Konzentrationen kann mehrmaliger Auftrag der Lösungen
zweckmäßig sein.
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Die flüchtigen überzugsmittel können z. B. durch Tauchen, Sprühen,
Streichen. Reiben oder Aufdrücken auf die Linse aufgebracht werden. Nach dem Aufbringen
der überzugsmittel kann das Abspülen eines Überschusses zweckmäßig sein. Der hydrophile
Überzug kann zur Erhöhung seiner Haltbarkeit gehärtet werden.
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Der Überzug kann auch durch Überziehen der zur Verformung dienenden
Oberfläche der Form vor der Formung der Linse aufgebracht werden. Diese Auftragsweise
ergibt einen sehr hydrophilen und dauerhaften Überzug.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Arbeitsweise wird die Line in filtriertes
Eiereiweiß oder in eine wäßrige Lösung von Eiweiß getaucht. Die Linse kann dann
mit Wasser gespült werden, um überschüssiges Eiweiß zu entfernen.
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Es ist nicht notwendig, den überzugsfilm zu härten; die Dauerhaftigkeit
des Überzugs wird jedoch durch eine Härtung, z. B. indem man den Überzug einige
Minuten auf 100 bis 150° C erhitzt, verbessert.
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Der Überzug kann Zusätze, z. B. keimtötende oder Konservierungsmittel,
enthalten.
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Die erfindungsgemäßen Kontaktlinsen wurden bereits erfolgreich bei
menschlichen Augen erprobt. Beispiel l Es wurden folgende überzugsmittel bereitet:
1. Filtriertes Hühner-Eiereiweiß.
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2. Eine 50gewichtsprozentige wäßrige Lösung von Hühner-Eiereiweiß.
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3. Eine IOgewichtsprozentige wäßrige Lösung von Hühner-Eiereiweiß.
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4. Eine weniger als lgewichtsprozentige wäßrige Lösung von Hühner-Eiereiweiß.
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5. Eine wäßrige Lösung, enthaltend 50 Gewichtsprozent Hühner-Eiereiweiß
und 1,5 Gewichtsprozent Natriumchlorid.
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6. Eine wäßrige Lösung, enthaltend 8 Gewichtsprozent Gelatine und
1,5 Gewichtsprozent Natriumchlorid. 7. Eine wäßrige Lösung, enthaltend 0,5 Gewichtsprozent
Agar-Agar und 1,5 Gewichtsprozent Natriumchlorid.
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B. Kartoffel-Preßsaft.
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9. Ein handelsübliches Netzmittel für Kontaktlinsen. Hornhaut-Kontaktlinsen
aus optisch reinem Organopolysiloxanelastomer wurden in die Überzugsmittel 1 bis
7 und 9 getaucht. Das Tauchen mit den Lösungen 3, 6 und 7 wurde jeweils zweimal
durchgeführt. Der Kartoffel-Preßsaft wurde auf die Linse aufgerieben. Von den Linsen
mit den überzugsmitteln 1, 2, 4 und 5 wurde überschüssiges Überzugsmittel mit Leitungswasser
abgespült. Einige der Linsen mit den überzugsmitteln 1 bis 5 wurden 5 Minuten auf
150° C erhitzt, um die Überzüge zu härten. Diese Überzüge waren sehr dauerhaft und
konnten durch mäßiges Reiben mit dem Finger oder durch Spülen mit heißem Wasser
nicht entfernt werden.
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Die hydrophilen Eigenschaften der Linsen wurden dadurch geprüft, daß
gezählt wurde, wie oft jeweils eine Linse in destilliertes Wasser getaucht werden
kann und unmittelbar nach dem Herausnehmen aus dem Wasser noch eine benetzte Oberfläche
aufweist. Eine Kontaktlinse, deren Oberfläche nach mindestens 12- bis 25maligem
Eintauchen noch benetzt ist, gilt als zufriedenstellend hydrophil. Die Oberflächen
der Linsen, welche in die Lösung 9 getaucht waren, waren nach nur dreimaligem Tauchen
noch benetzt. Unbehandelte Organopolysiloxanelastomerlinsen waren nicht einmal nach
einmaligem Tauchen benetzt. Linsen mit gehärteten und ungehärteten Überzügen aus
den Mitteln 1 bis 5 waren noch nach 3500maligem Eintauchen benetzt. Linsen mit Überzügen
aus den Mitteln 6 bis 8 waren ebenfalls nach mehr als 50maligem Eintauchen noch
benetzt.
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Die gleichen Ergebnisse wurden bei Kontaktlinsen aus Glas, Polymethacrylsäuremethylester
und Polystyrol erzielt.
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Beispiel 2 Eine Preßform wurde mit Kartoffel-Preßsaft ausgestrichen,
bevor ein optisch reines Organopolysiloxanelastomer durch 15 Minuten Erhitzen auf
150`C darin hergestellt wurde. Die Oberfläche des gebildeten Elastomers war
sehr hydrophil und der Überzug sehr dauerhaft.