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Filmbildendes Schutzmittel zur Verhütung von Hautschäden durch organische
Lösungsmittel
Bei Arbeiten, die unter Verwendung organischer Lösungsmittel oder solche
Lösungsmittel enthaltender Gemische durchgeführt werden, kommen insbesondere die
Hände der Arbeiter ständig mit den Lösungsmitteln bzw. den lösungsmittelhaltigen
Stoffen in Berührung; zugleich treten bei diesen Arbeiten oft sehr erhebliche Verschmutzungen
ein. Die organischen Lösungsmittel bringen das in der Haut normalerweise enthaltene
Fett in Lösung und entfetten so die Haut; die Widerstandsfähigkeit der Haut gegen
dermatologische Krankheitserreger wird dadurch weitgehend herabgesetzt. Bei Personen
mit »rauher Haut« dringt der Schmutz in die feinen, in untere Schichten der Haut
hineinreichende Tiefenrisse ein und wird dort, durch Waschmittel nicht entfernbar,
gespeichert. Die Folge sind Dermatosen, die in den betreffenden Industrien - z.
B. den entsprechenden Zweigen der chemischen Industrie, der Lackindustrie und Lackiererei,
in der Kunststoffindustrie, im Buchdruckgewerbe, in der chemischen - Reinigung und
bei Verwendung von Bohr- und Drehölen in der metallverarbeitenden Industrie - häufig
auftretende Gewerbekrankheiten
darstellen und zu Arbeitsausfällen
und Arbeitsplatzwechsel führen.
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Im Sinne der gewerbehygienischen Prophylaxe hat man bereits versucht,
durch Schutzsalben eine Berührung der Haut mit den Lösungsmitteln und lösungsmittelhaltigen
Stoffen zu verhindern oder wenigstens einzuschränken. So sind bereits Gewerbeschutzsalben
bekannt, welche Ester von Dicarbonsäuren mit Glykolen, z. B. Adipinsäureglykolester,
als lösungsmittelresistente Grundlagen enthalten (schweizerisches Patent 225 456).
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Eine. andere Gruppe von Salben, die als lösungsmittelresistent empfohlen
werden, stellen Schleimsalben vom Grundtyp der Glycerinsalbe des Arzneibuches dar.
Hierzu gehört weiterhin eine bekannte Schutzsalbe, die unter Zusatz eines Abbauproduktes
von Milcheiweiß als Therapeutikum und unter Zusatz von kolloidaler Kieselsäure zur
Verteilung des therapeutisch wirksamen Stoffes hergestellt worden ist.
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Andere zu dieser Gruppe gehörige Salben enthalten Gelatine, Glycerin
und Wasser oder polyacrylsaures Natrium, Glycerin und Wasser oder Celluloseäther,
Glycerin und Wasser.
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Ein anderes unter anderem als lösungsmittelbeständig empfohlenes
Hautschutzmittel besteht aus Schutzkolloiden, wie Pektinstoffen, Gelatine, Leimarten,
Fischeiweiß, Celluloseäther, wie z. B. Methylcellulose, mit Basen aufgeschlossenen
Albumin- und Caseinleimen oder anderen in Wasser löslichen bzw. in Wasser quellbaren
Substanzen im Gemisch mit Wachs-, Paraffin- oder Fettsubstanzen und mit oberflächenaktiven
Substanzen, gegebenenfalls auch mit Zusätzen, wie Titandioxyd und p-Chlor-m-kresol.
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Das Gemisch wird in Wasser oder Äthylalkohol, Isopropylalkohol, Glycerin
dispergiert (deutsche Patentschrift 747 914).
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Es ist auch bekannt, an Stelle von Methylcellulose (Tylose) Polyvinylalkohol
und polymerisierte ungesättigte Säuren bzw. deren Salze als filmbildende Bestandteile
von Salben zu verwenden.
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Soweit die bekannten Schutzsalben Fette, Wachse oder Kohlenwasserstoffe
enthalten, sind sie nicht geeignet, bei längerer Einwirkungsdauer organische Lösungsmittel
von der Haut fernzuhalten. Die sogenannten fettfreien Salben, die als gegenorganische
Lösungsmittel resistente Schutzfilme empfohlen werden, weisen bei genauer Überprüfung
eine Hemmwirkung nicht oder nur in verschwindend geringem Maße auf.
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Es wurde gefunden, daß wegen seiner hervorragenden Hemmwirkung ein
filmbildendes Schutzmittel zur Verhütung von Hautschäden insbesondere durch organische
Lösungsmittel sehr gut geeignet ist, das aus einem Gemisch von Celluloseglykolat
und Stärkeglykolat, einem Eiweiß, Polyvinylalkohol, einem oder verschiedenartigen
mehrwertigen Alkoholen mit 3 bis 6 C-Atomen und mindestens drei OH-Gruppen, Mitteln
zur Verhütung von Schimmelbildung, wie p-Chloro-m-kresolnatrium, Füllstoffen, z.
B. Talkum, Titandioxyd, und Wasser besteht.
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Wie weiter gefunden wurde, kann das filmbildende Hautschutzmittel
folgende Zusammensetzung aufweisen: Polyvinylalkohol ... . 2,0 Gewichtsteile Stärkeglykolat
3 o Celluloseglykolsaures Natrium 8,o -Hexantriol .. 5,0 -Glycerin . . . . 6,o -Gelatine
. . . ...... 2,0 -Talkum . . 1,5 -Titandioxyd 0,5 -p-Chlor-m-kresolnatrium . . 0,2
-Wasser ..... 71,8 -100,0 Gewichtsteile Zur Herstellung des filmbildenden Hautschutzmittels
ist, wie weiter gefunden wurde, ein Verfahren geeignet, bei welchem in dem vorgelegten,
in der Wärme mit Wasser glasig gequollenen und unter 70° abgekühlten Celluloseglykolat
das Eiweiß gelöst, eine wäßrige Lösung des Polyvinylalkohols hinzugesetzt wird und
hierauf die Füllstoffe sowie das die Schimmelbildung verhütende Mittel zugegeben
werden, worauf nach Abkühlen des Gemisches unter 50° die mehrwertigen Alkohole sowie
das darin kalt verrührte Stärkeglykolat zugesetzt und. nach völligem Ausquellen
des Stärkeglykolats und Ergänzung des während der Herstellung verdampften Wassers
die während I0- bis I2stündigen Stehens erkaltete Masse ohne Erwärmung zu schaumig-pastöser
Konsistenz gerührt wird.
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Das erfindungsgemäße filmbildende Schutzmittel zur Verhütung von
Hautschäden insbesondere durch organische Lösungsmittel findet in der Weise Anwendung,
daß der Arbeiter vor Arbeitsbeginn die Hände gut reinigt und gut trocknet. Auf den
Außen-und Innenflächen sowie zwischen den Fingern werden insgesamt 2,5 bis 3 g des
Hautschutzmittels möglichst schnell und gleichmäßig unter Waschbewegung der Hände
verteilt. Nach der Verteilung hat sich auf der Haut ein Film gebildet, den man etwa
2 Minuten an der Luft trocknet. Ein stärkeres Einreiben in die Haut ist unbedingt
zu vermeiden, da hierdurch die Filmbildung verhindert wird und eine Abschilferung
des Hautschutzmittels eintritt. Zur Mittagspause wird der Film mit lauwarmem Wasser
und etwas Seife abgewaschen. Die Entfernung des Films geht leicht vonstatten; mit
dem Film werden auch die von ihm zurückgehaltenen schädlichen Stoffe und die Verschmutzungen
entfernt. Für die Nachmittagsarbeit ist die Behandlung entsprechend zu wiederholen.
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Zum Nachweis der hervorragenden Schutzwirkung des erfindungsgemäßen
Hautschutzmittels im Wege von Vergleichsversuchen wurde eine von den Erfindern entwickelte
Methode zur Gewinnung von meßbaren Werten für die Schutzwirkung - sogenannten Hemmwerten
- in Abhängigkeit von der Schichtdicke des Films und der Einwirkungsdauer dermatoxischer
Stoffe angewendet. Der nach dieser Methode ermittelte Hemmwert erfaßt nicht nur
die Schutzwirkung gegenüber der Noxe an sich, sondern bringt auch die Festigkeit
des Films gegenüber der mechanischen Beanspruchung durch Abreiben zum Ausdruck.
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Es wurden 85 mm $ aufweisende Scheiben aus Schreibmaschinenpapier
mit einer der praktischen
Anwendung entsprechenden Menge des jeweils
der Prüfung unterliegenden Hautschutzmittels möglichst gleichmäßig bestrichen und
aus diesen einem Lufttrocknungsprozeß unterworfenen Papiermembranen kleinere konzentrische
Scheiben von 65 mm # -= 33,2 cm2 Fläche ausgestanzt. Durch Wägen dieser Prüfscheiben
leer und bestrichen wurde das Gewicht der aufgebrachten Frischpaste und des resultierenden
Films pro cm2 ermittelt.
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Auf den Schutzfilm der so vorbereiteten Scheiben wurden um deren
Mittelpunkt I g Quarzsand, 0,7 g Glaskugeln (4 bis 6 Stück) und eine rauhe, unsphärische
Porzellankugel (I,3 g), d. h. 3 g Belastungsmaterial, aufgelegt. Die so belasteten
Membranen wurden jeweils mit dem plangeschliffenen Rand eines darübergestülpten
Analysentrichters mittels eines in dem zur Prüfung verwendeten Lösungsmittelgemisch
unlöslichen Klebstoffs verklebt. Die durch den Trichterrand begrenzte, das Belastungsmaterial
tragende Schutzfilmfläche weist jeweils I8 cm2 auf.
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Das zur Prüfung verwendete dermatoxische Gemisch organischer Lösungsmittel
hatte folgende Zusammensetzung: 10 g Benzol, 10 g Benzin, 10 g Tetrachlorkohlenstoff,
10 g Trichloräthylen, 10 g Dekahydronaphthalin, 10 g Tetrahydronaphthalin.
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Vermittels einer in 1/50 cm3 unterteilten Injektionsspritze mit langer
Kanüle wurden durch den Trichterhals jeweils 2,2 g dieses dermatoxischen Gemisches
auf den Schutzfilm aufgebracht. Auf das Trichterrohr wurde unter gasdichter Verbindung
ein mit Aktivkohle beschickter kleiner Behälter aufgesteckt, dessen oberer, von
Aktivkohle freier Raum zur Gewährleistung des Druckausgleiches durch ein Röhrchen
mit der Außenluft in Verbindung steht.
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Die Prüfapparatur wurde jeweils in dieser Gesamtanordnung gewogen
und - lotrecht, Trichterrand unten - in eine Schüttelvorrichtung eingespannt, welche
die Prüfapparatur genau horizontal in der Minute gomal hin- und gomal herbewegt,
so daß in Stunden insgesamt 43 200 Hinundherbewegungen stattfinden. In Abständen
von je 30 Minuten wurde jeweils die Prüfapparatur erneut gewogen.
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Wurde bei der Nachwägung ein Gewichtsunterschied nicht festgestellt,
d. h. war infolge Impermeabilität des Schutzfilms die ursprüngliche Menge des Lösungsmittelgemisches
in der Apparatur verblieben, so ist hiermit ein Hemmwert von 100 ermittelt worden.
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War dagegen durch die Membran hindurch infolge Permeabilität des
Schutzfilms ein Teil der aufgebrachten Menge des Lösungsmittelgemisches verdampft
oder abgelaufen, so wurde bei dem Nachwägen der Apparatur eine entsprechend geringere
Menge an in der Anordnung verbliebenem Lösungsmittelgemisch erfaßt. Das prozentuale
Verhältnis des bei der Nachwägung ermittelten Gewichtsverlustes zum Gewicht der
ursprünglich aufgegebenen Noxe ergibt einen der Permeabilität des Schutzfilms entsprechenden
niedrigeren Hemmwert.
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Die nachstehende Tabelle enthält die nach dieser Methode unter Anwendung
des genannten Lösungsmittelgemisches ermittelten Hemmwerte des erfindungsgemäßen
Hautschutzmittels, I, im Vergleich zu den in gleicher Weise ermittelten Hemmwerten
einiger Hautschutzmittel, die - zum Stande der Technik gehörend-den Schutz gegen
organische Lösungsmittel bezwecken, II bis VI. Auf Grund dieses Vergleiches ist
die hervorragende Schutzwirkung des Hautschutzmittels der Erfindung klar ersichtlich:
Bestrich |
ange- |
wendete resul- Hemmwerte nach Minuten |
Hautschutzmittel Ge- tierender |
paste |
mg/cm2 mg/cm2 0' 30' 60' 90' 120' 150' 180' 210' 240' |
I (nach der Erfindung) 3,5 1,3 100 100 100 99 99 98 97 96 95 |
II (zum Stand der Technik ge- |
hörend)................ 3,8 2,1 100 99 98 94 89 84 75 62 49 |
III desgl. ............ 3,3 2,8 100 97 94 86 79 69 60 59 41 |
IV desgl. ............. 3,5 1,5 100 97 92 84 74 64 52 41 28 |
V desgl. .............. 3,5 1,8 100 75 53 35 15 5 0 0 0 |
VI desgl .... 3,6 2,0 100 53 25 15 5 0 0 0 0 |
Anmerkung: Es bedeutet Hautschutzmittel I Hautschutzmittel nach Beispiel I der Beschreibung
Hautschutzmittel II Zubereitung aus Natriumpolyacrylat .... I2,5 Gewichtsteile Adipinsäureglykolester...
I2,5 -Glycerin .............. 37,5 Wasser 37,5 7 Hautschutzmittel III Wäßrige Emulsion
von Adipinsäureglykolester Hautschutzmittel IV Glyceringelatine aus Glycerin ............
30,0 Gewichtsteile Gelatine 4,o -Wasser .: 66,o -Hautschutzmittel V Handelsprodukt,
bestehend zu 100/o aus einem Gemisch aus symm. di-chlor-
phenylsulfonyl
- polyaminobenzol - sulfonyl - diaminophenylsulfonsaurem Ammonium (9 01o), Glykolsäure
(0,1 O/o), Oxybenzoesäureäthylester (o,I°/o) und Wasser; zu 40 0/o aus einer 30%igen
wäßrigen Lösung der Natriumsalze von Oxystearylsulfat und Oleylmethyltaurid; Rest
Salbengrundlage aus Adipinsäureglycerinester, Polyacrylat und Wasser.
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Hautschutzmittel VI Handelsprodukt bestehend aus Metailsilikaten,
Derivaten von Polysacchariden, Fettsäuren und fettsauren Salzen, Fettalkoholen,
Kohlenwasserstoffen und Natriumphosphaten.
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Beispiel I 800g celluloseglykolsaures Natrium werden in 4180 g siedenden
Wassers angesetzt und auf dem Wasser- bzw. Dampfbad gerührt, bis eine vollständige
Quellung des Celluloseglykolats bis zur glasigen Beschaffenheit erreicht ist. Die
Menge des hierbei verdampfenden Wassers wird später wieder zugesetzt.
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Sobald die glasige Beschaffenheit der Celluloseglykolatlösung erreicht
ist, wird die Dampfzufuhr abgestellt und, nachdem unter stetem Weiterrühren auf
60 bis 75° abgekühlt isty unter Rühren 200 g Gelatine zugegeben.
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Es wird möglichst schnell weitergerührt, bis die Gelatine ebenfalls
vollkommen gelöst ist. Durch das schnelle Rühren tritt eine hellere Färbung auf.
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200 g Polyvinylalkohol werden in 3000 ccm Wasser heiß gelöst und
auf 40 bis 50° abkühlen gelassen.
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Darauf wird die Polyvinylalkohollösung unter weiterem Rühren zu der
Celluloseglykolat-Gelatinelösung hinzugegeben. Hiernach werden 150 g Talkum, 50
g Titandioxyd und 20 g p-Chlor-m-kresolnatrium dem Gemisch hinzugefügt. Die Temperatur
wird unter weiterem Rühren auf 40 bis 50° gehalten.
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300 g Stärkeglykolat werden in 600 g Glycerin und 500 g Hexantriol
kalt verrührt und dem Gemisch zugesetzt. Hierbei ist zur Vermeidung von Verklumpungen
ein gleichmäßiges Rühren erforderlich. Die Menge des verdampften Wassers wird ergänzt.
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Nachdem noch I Stunde weitergerührt worden ist, läßt man die Masse,
ohne zu rühren, 10 bis 12 Stunden hindurch erkalten. Die Masse wird dabei gallertartig
fest. Abschließend wird ohne jede Erwärmung die Mischung schnell gerührt, bis eine
schaumige, pastöse Konsistenz erzielt ist; die fertige Paste wird in gut schließende
Behälter abgepackt.
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Beispiel 2 goo g celluloseglykolsaures Natrium und 200 g Polyvinylalkohol
werden in 4900 ml heißem Wasser angesetzt und 6 Stunden quellen gelassen. Darauf
wird das Gemisch unter Rühren auf go bis 95° erhitzt, bis es eine glasige Beschaffenheit
zeigt; man läßt dann auf 60 bis 75° abkühlen.
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Inzwischen wurden 200 g Gelatine in 2000 ml kaltem Wasser ausgequollen
und durch anschließendes Erwärmen auf 60 bis 75° gelöst. Diese Gelatinelösung wird
dann zur Celluloseglykolat-Polyvinylalkohollösung unter Rühren hinzugegeben.
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Unter ständigem Weiterrühren werden jetzt 30 g Titandioxyd, I50 g
Talkum sowie eine Lösung von 20 g p-Chlor-m-kresolnatrium in 200 ml Wasser hinzugesetzt
und die gesamte Mischung auf 40 bis 50° abgekühlt.
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In der Zwischenzeit wurden 400 g Stärkeglykolat mit 600 g Hexantriol
und 400 g Glycerin klumpenfrei kalt verrührt; dies Gemisch wird nunmehr der vorgenannten
Mischung hinzugesetzt. Es wird einige Zeit weitergerührt und dabei die Menge des
verdampften Wassers ergänzt.
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Man läßt hierauf die Masse, ohne zu rühren, 10 bis 12 Stunden erkalten.
Die Masse wird dabei gallertartig fest. Abschließend wird die Mischung ohne Erwärmung
bis zur homogenen pastösen Konsistenz gerührt; die fertige Paste wird in gut schließende
Behälter abgepackt.