DE1159942B - Verfahren zur Herstellung neuer anabol wirksamer 16-Methylen-steroide - Google Patents
Verfahren zur Herstellung neuer anabol wirksamer 16-Methylen-steroideInfo
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Description
Es wurde gefunden, daß 16-Methylen-17«-methyl-5-androsten-3/?,17/?-diol
eine wesentlich stärkere anabole und eine verringerte androgene Wirkung als das
zugrunde liegende, in 16-Stellung nicht substituierte
Steroid besitzt. Insbesondere ist das Verhältnis der anabolen zur androgenen Wirkung bei 16-Methylen-17a-methyl-5-androsten-3/3,17/3-diol
wesentlich stärker zugunsten der anabolen Wirkung verschoben als bei dem bekannten, in 16-Stellung nicht substituierten
17«-Methyl-5-androsten-3/5,17^-diol. ι ο
Ferner wurde gefunden, daß die durch Dehydrierung bzw. Oxydation aus lö-Methylen-na-methyl-S-androsten-3j8,17/J-diol
erhältlichen Steroide 16-Methylen-17a-methyl-testosteron
und lö-Methylen-na-methyl-1-dehydro-testosteron
ebenfalls hervorragend anabol wirken bei gleichzeitig verringerter androgener Wirksamkeit.
Die neuen Verbindungen sind nach dem Reaktionsschema aus 16-Methylen-5-androsten-3/?-ol-17-on zugänglich,
-so
Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend ein Verfahren zur Herstellung neuer anabol wirksamer
16-Methylen-steroide, das darin besteht, daß man in an sich bekannter Weise lo-Methylen-S-androsten-
3ß-ol-l7-on (I) mit einem Methylalkalimetall behandelt,
gegebenenfalls das so erhaltene 16-Methylen-17«-methyl-5-androsten-3^,17^-diol
(I) durch milde chemische oder mikrobiologische Oxydation, vorzugsweise Oppenauer-Oxydation oder Behandlung mit ein
Kultur von Flavobacterium dehydrogenans, in 16-Methylen-17a-methyl-testosteron
(III) umwandelt sowie gegebenenfalls letzteres nach an sich bekannten chemischen oder mikrobiologischen Dehydriermethoden
in das entsprechende, in 1(2)-Stellung dehydrierte Produkt (IV) umwandelt.
Die Überführung der 17-Ketogruppe des 16-Methylen-5-androsten-3/?-ol-17-ons
in eine 17/9-Hydroxyl- und eine 17x-Methylgruppe wird vorzugsweise durch
Behandlung mit Methyllithium vorgenommen. Man arbeitet zweckmäßig in Gegenwart eines wasserfreien
Lösungsmittels, wie Benzol, Äther oder Tetrahydrofuran, und setzt das Methyllithium bei Zimmertemperatur
zu. Anschließend ist es vorteilhaft, zur Beendigung der Umsetzung das Reaktionsgemisch
entweder über Nacht stehenzulassen oder unter Rückfluß zu erhitzen. Danach wird die Reaktionslösung mit Wasser versetzt und anschließend mit
einem_mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittel, z. B. Äther, extrahiert. Aus der ätherischen Lösung
kann Verbindung II in üblicher Weise isoliert werden.
Die Oxydation der 3/9-ständigen Hydroxylgruppe
von Verbindung II zur 3-Ketogruppe unter gleich-Verfahren zur Herstellung neuer anabol
wirksamer 16-Methylen-steroide
wirksamer 16-Methylen-steroide
Anmelder:
E. Merck Aktiengesellschaft,
Darmstadt, Frankfurter Str. 250
Darmstadt, Frankfurter Str. 250
Dipl.-Chem. Dr. Klaus Brückner,
Dipl.-Chem. Dr. Klaus Irmscher, Dr. Ulrich Jahn,
Dr. Harald Metz und Dr. Josef Guussen, Darmstadt,
sind als Erfinder genannt worden
zeitiger Isomerisierung der 5(6)-Doppelbindung zur 4(5)-Doppelbindung kann chemisch oder mikrobiologisch
erfolgen. Als chemische Methode kommt in erster Linie die Oppenauer-Oxydation in Frage.
Zum Beispiel kann man Verbindung II in einem geeigneten Lösungsmittel, wie Toluol, lösen und anschließend
bei Gegenwart von Cyclohexanon mit Aluminiumisopropylat behandeln. Die Umsetzung
wird in der üblichen Weise durch Kochen des Reaktionsgemisches unter Rückfluß beendet. Es ist vorteilhaft,
danach eine Wasserdampfdestillation anzuschließen und den dabei erhaltenen Rückstand mit
Äther zu extrahieren. Aus dem Ätherextrakt kann das erwünschte 16-Methylen-17«-methyl-testosteron (III)
in kristalliner Form isoliert werden.
Verbindung III kann aus Verbindung II auch mikrobiologisch, z. B. durch Einwirkung einer Kultur
von Flavobacterium dehydrogenans,hergestellt werden. Als Nährlösung für die Kultur von Flavobacterium
dehydrogenans wird eine auf pH 7,0 gepufferte Lösung
eines l%igen Hefeextraktes in Wasser verwendet.
Nach etwa 10- bis 16stündigem Wachstum bei etwa 28° C setzt man der Bakterienkultur die Verbindung II
zu. Die Bebrütung wird dann unter Belüftung etwa 6 Stunden fortgesetzt. Den Fortgang der Reaktion
kann man durch Messung des UV-Spektrums kontrollieren. Nach Beendigung der Fermentation wird
Verbindung III durch Chlorformextraktion aus dem Reaktionsgemisch isoliert und anschließend durch
Eindampfen des Chloroformextraktes in kristalliner Form gewonnen.
309 770/480
Die 1(2)-Dehydrierung von Verbindung III zu Verbindung
IV kann sowohl chemisch als auch mikrobiologisch durchgeführt werden. Als chemisches
Dehydrierungsmittel kann z. B. Selendioxyd verwendet werden. Gegebenenfalls empfiehlt es sich,
vor der Behandlung mit Selendioxyd die 17/3-ständige
Hydroxylgruppe des 16-Methylen-17a-methyl-testosterons (III) zu acylieren, insbesondere zu acetylieren.
Nach der 1(2)-Dehydrierung kann die 17ständige Hydroxylgruppe in üblicher Weise wieder in Freiheit
gesetzt werden. Vorteilhaft arbeitet man bei der Dehydrierung mit Selendioxyd in tert.-butanolischer
Lösung, der man eine geringe Menge Essigsäure zusetzt. Die Umsetzung gelingt in guter Ausbeute durch
Kochen des Reaktionsgemisches unter Rückfluß. Das ausgefallene Selen wird abgetrennt und aus dem
Filtrat das erwünschte 1(2)-Dehydrierungsprodukt (Verbindung IV bzw. deren 17-Acylat) isoliert.
Die Dehydierung von Verbindung III zu IV kann auf chemischem Wege auch unter Verwendung von
2,3-Dichlor-5,6-dicyan-benzochinon als Dehydrierungsmittel erfolgen. Dabei arbeitet man zweckmäßig in
Gegenwart eines Lösungsmittels mit einem Siedepunkt von etwa 130 bis 15O0C. Als Lösungsmittel sind
geeignet Äthanol, Butanol, tert.-Butylessigsäuremethylester,
Butylessigsäureäthylester, Dioxan, Eisessig, Benzol, Tetrahydrofuran oder Aceton. Es ist ferner
vorteilhaft, dem Reaktionsgemisch geringe Mengen Nitrobenzol zuzumischen. Die Reaktionszeiten liegen
zwischen 5 und 48 Stunden, je nach verwendetem Lösungsmittel. Die Umsetzung wird vorteilhaft bei
Siedetemperatur des . verwendeten Lösungsmittels durchgeführt.
Zur Einführung der I(2)-ständigen Doppelbindung in Verbindung III auf mikrobiologischem Wege
können z. B. die Kulturen von folgenden Mikroorganismen verwendet werden: Bacillus sphaericus,
Fusarium solani, Corynebacterium simplex, Alternaria sp., Mycobacterium smegmatis, Calonectiia
decora, Mycobacterium lacticola, Ophiobolus sp., Alcanigenes sp., Didymella lycopersici, Protaminobacter
sp., Septomyxa affinis, Nocardia sp., Cylindrocarpon
radicicola, Streptomyces lavendulae, Bacillus cyclooxydans. Durchschnittlich erfordert die mikrobiologische
1(2)-Dehydrierung etwa 4 bis 24 Stunden, je nachdem, welcher Mikroorganismus verwendet
wird. Insbesondere eignen sich Kulturen von Bacillus sphaericus var. fusiformis oder Cornynebacterium
simplex für diese Umsetzung.
Die als Ausgangsmaterial benötigte Verbindung I ist durch Mannich-Kondensation aus 5-Androsten-3/S-ol-17-on
zugänglich. Dabei erhält man als Zwischenprodukt 1 ö-Dimethylaminomethyl-S-androsten-Sß-ol-17-on,
das durch Wasserdampfdestillation in das als Ausgangsmaterial für das Verfahren nach der Erfindung
verwendete 16-Methylen-5-androsten-3ß-ol-17-on zerlegt werden kann. Für die Herstellung der Ausgangsverbindung
I wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung Schutz nicht begehrt.
Die neuen Verbindungen (II bis IV) können als Arzneimittel mit anaboler Wirkung auf allen entsprechenden
Indikationsgebieten in der Humanmedizin eingesetzt werden. Sie lassen sich zu allen
üblichen pharmazeutischen Zubereitungsformen, z. B. Pillen, Tabletten, Dragees, Suppositorien, Emulsionen
sowie gegebenenfalls unter Verwendung geeigneter Lcsungsvermittler auch zu Injektionslösungen
verarbeiten.
Die folgenden Beispiele erläutern das erfindung?-
gemäße Verfahren.
15 g lö-Methylen-S-androsten-ßjS-ol-n-on werden
in 800 ml absolutem Tetrahydrofuran gelöst und diese Lösung mit 958 ml Methyllithiumlösung, enthaltend
5,48 g Methyllithium, versetzt. Nach Stehen über Nacht wird das Reaktionsgemisch mit Wasser verdünnt,
die ätherische Phase abgetrennt und der wäßrige Teil noch einmal mit Äther extrahiert. Die
vereinigten Ätherlösungen werden dann mit Wasser gewaschen, getrocknet und eingeengt. Dabei kristallisiert
das 16-Methylen-17*-methyl-5-androsten-3/9,17jS-diol
aus. F. 170 bis 173°C. Nach weiterem Umkristallisieren schmilzt die Substanz bei 180 bis 1810C.
(«)ΰ = —136° (Dioxan).
4 g des gemäß Beispiel 1 erhaltenen 16-Methylen-17«-methyl-5-androsten-3/S,17,e-diols
werden in 315 ml Toluol und 51 ml Cyclohexanon gelöst, danach werden 30 ml dieses Gemisches abestilliert, zum
Reaktionsgemisch 6,6 g Aluminiumisopropylat hinzugefügt und das Ganze 1 Stunde unter Rückfluß
gekocht. Anschließend wird das Gemisch einer längeren Wasserdampfdestillation unterworfen. Der
Rückstand wird dann mit Äther ausgeschüttelt, der Ätherextrakt gewaschen, getrocknet und eingeengt.
Aus Cyclohexan kristallisiert das 16-Methylen-17a-methyl-testosteron.
F. 140 bis 1420C. Nach weiterem Umkristallisieren schmilzt die Substanz bei
149bis 1500C. [oi\D = -5° (Dioxan). %maa = 240ιημ;
E i* = 569.
Ein Kleinfermenter mit 101 einer Nährlösung, die
1 % Hefsextrakt und V16 Mol Phosphatpuffer nach
Sörensen, Ph6,8, enthält, wird mit 400 ml einer 24 Stunden alten Schüttelkultur von Flavobacterium
dehydrogenans beimpft. Nach lOstündigem Wachstum bei 28 0C unter krätigem Rühren und Belüften wird
eine Lösung von 5 g des gemäß Beispiel 1 erhaltenen 16-Methylen-17&-methyl- 5 - androsten-3/3,17/3-diols in
150 ecm Methanol zugesetzt. Die Bebrütung und Belüftung wird 6 Stunden fortgesetzt und während
dieser Zeit der Reaktionsverlauf durch stündliche Messung der UV-Absorptionsextinktion bei 240 πιμ
verfolgt. Nach 6 Stunden ist nur noch 16-Methylen-17a-methyl-testosteron
nachzuweisen. Die Kulturlösung wird dann mit Chloroform mehrfach ausgeschüttelt,
der Chloroformextrakt getrocknet und eingeengt. Aus dem Rückstand kristallisiert das im
Beispiel 2 beschriebene 16-Methylen-17«-methyl-testosteron.
In einem Kleinfermenter werden 151 einer Nährlösung
aus I0I0 Hefeextrakt, die auf ein Ph von 6,8
eingestellt worden ist, mit 0,5 1 einer Schüttelkultur von Bacillus sphaericus beimpft. Die Kultur wächst
unter ständigem Rühren und starker Belüftung bei 280C und erhält nach etwa 6 Stunden einen Zusatz
von 7,5 g des gemäß Beispiel 2 oder 3 erhaltenen 16-Methylen-17«-methyl-testosterons, gelöst in 300 ml
Methanol. Die Dehydrierung wird dünnschichtchromatographisch verfolgt und ist nach etwa
20 Stunden beendet. Danach wird die Fermentations-
lösung mit Chloroform mehrfach extrahiert, der Chloroformextrakt getrocknet und eingeengt. Aus
dem Rückstand kristallisiert das 16-Methylen-l-dehydro-17*-
methyl -testosteron. F. 147 bis 148° C. [x]D =-101,3° (Dioxan); lmax 244 ηιμ; E JI1 = 550.
In einem Kleinfermenter von 151 Inhalt wird eine Nährlösung, die 0,1% Hefeextrakt enthält und auf
pH 6,8 eingestellt ist, mit 11 einer Schüttelkultur von Corynebacterium simplex beimpft. Die Kultur
wächst unter ständigem Rühren und starker Belüftung bei 280C und erhält nach etwa 6 bis 8 Stunden einen
Zusatz von 5 g des gemäß Beispiel 2 oder 3 erhaltenen 16-Methylen-17*-methyl-testosterons, gelöst in 300 ml
Methanol.
Wie im Beispiel 4 beschrieben, wird auch hier die Reaktion dünnschichtchromatographisch verfolgt. Die
Dehydrierung ist im allgemeinen nach 8 bis 10 Stunden beendet. Die Kulturlösung wird, wie im Beispiel 4
beschrieben, zur Isolierungdes 16-Methylen-l-dehydro-17«-methyl-testosterons
aufgearbeitet.
In einem Kleinfermenter werden 121 einer Nährlösung aus 0,1% Hefeextrakt (ph 6,8) mit 800 ml
einer Submerskultur von Corynebacteriumsimplex beimpft. Die Kultur wächst unter Rühren und starker
Belüftung bei 280C und erhält nach etwa 8 Stunden
einen Zusatz von 8 g des gemäß Beispiel 1 erhaltenen 16-Methylen-17«-methyl-5-androsten-3/J, 17/3-diols in
250 ml Methanol. Der Umsatz wird dünnschichtchromatographisch verfolgt und ist nach 10 bis
12 Stunden beendet. Als Zwischenprodukt ist 16-Methylen-17«-methyl-testosteron
festzustellen, das sofort weiter zu 16-Methylen- 1-dehydro-l 7a-methyl-testosteron
dehydriert wird. Die Aufarbeitung der Fermentationsbrühe wird wie im Beispiel 4 durchgeführt.
2 g des gemäß Beispiel 2 oder 3 erhaltenen 16-Methylen-17«-methyl-testosterons
werden in 47 ml Benzol gelöst und zusammen mit 2,5 g 2,3-Dichlor-5,6-dicyanp-benzochinon
10 Stunden unter Rückfluß gekocht. Danach wird das Reaktionsgemisch in 500 ml Wasser
eingerührt und mit Äther extrahiert. Der Ätherauszug wird mit verdünnter Natronlauge und mit Wasser
geschüttelt, getrocknet und eingeengt. Aus Cyclohexan kristallisiert das 16-Methylen- 3 -dehydro-17«-methyltestosteron
vom Schmp. 147 bis 1480C.
Claims (1)
- PATENTANSPRUCH:Verfahren zur Herstellung neuer anabol wirksamer 16-Methylen-steroide,dadurch gekennzeichnet, daß man in an sich bekannter Weise 16-Methylen-5-androsten-3/5-ol-17-on (I) mit einem Methylalkalimetall behandelt, gegebenenfalls das so erhaltene 16-Methylen- na-methyl-S-androsten-3/3,17/3-diol (II) durch milde chemische oder mikrobiologische Oxydation, insbesondere durch Oppenauer-Oxydation oder Behandlung mit einer Kultur von Flavobacteriumdehydrogenans, in 16-Methylen-17ot-methyl-testosteron (III) umwandelt sowie gegebenenfalls letzteres nach an sich bekannten chemischen oder mikrobiologischenDehydrierungsmethoden in das entsprechende, in 1(2)-Stellung dehydrierte Produkt (IV) umwandelt.In Betracht gezogene Druckschriften:
Journ. Am. Chem. Soc, Bd. 82 (I960), S. 3404 bis 3409.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen® 309 770/480 12.63
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DE1159942B true DE1159942B (de) | 1963-12-27 |
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1961
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CH401959A (de) | 1965-11-15 |
GB935334A (en) | 1963-08-28 |
FR1309M (fr) | 1962-05-14 |
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