-
Verfahren zur Herstellung von 44-Pregnen-6,20ß-diol-3-on bzw. des
isomeren Allopregnan-20ß-ol-3,6-dions sowie ihrer Ester Zusatz zur Patentanmeldung
Sch 29937 IV b / 12 o In der Hauptpatentanmeldung Sch 29937 IVb/12o ist ein Verfahren
zur Herstellung von 4 4-Pregnen-4,20ß-diol-3-on (III) und des isomeren Allopregnan-20ß-ol-3,6-dions
(IV) sowie von Estern dieser Verbindungen beschrieben, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß man die 3-ständige Hydroxylgruppe des 44-Pregnen-3ß,6,20ß-triols nach an
sich bekannten Arbeitsweisen einer selektiven Oxydation unterwirft, die entstandenen
Oxydationsprodukte in an sich bekannter Weise in ihre Einzelkomponenten zerlegt
und letztere gewünschtenfalls anschließend in an sich bekannter Weise in ihre Ester
überführt. Die Verfahrensprodukte des Hauptpatents sind wegen ihrer menstruationauslösenden
und cytostatischen Wirkungen wertvolle Arzneimittel.
-
Es wurde nun gefunden, daß man die gleichen Verbindungen auch ausgehend
von dem bekannten und leichter zugänglichen 44-Pregnen-20ß-ol-3-on (I) oder von
dessen 20-Estern herstellen kann, indem man in die 6-Stellung dieser Verbindung
in an sich bekannter Weise eine Hydroxylgruppe einführt und das primär entstandene
Hydroxylierungsprodukt anschließend nach dem Verfahren des Hauptpatents weiterbehandelt.
Für die Einführung des 6-ständigen Hydroxyls haben sich unter den an sich bekannten
Wegen im vorliegenden Falle sowohl biochemische als auch rein chemische als brauchbar
erwiesen.
-
So kann man mit Hilfe der Enzyme der Pilze Chaetomium funicolum oder
Rhizopus nigricans die 6-ständige Hydroxylgruppe direkt in das Molekül des 44-Pregnen-20ß-ol-3-ons
oder seiner 20-Ester einführen, wobei in dem letzten Falle gleichzeitig eine Verseifung
der Estergruppe erfolgt.
-
Zur Einführung der 6-ständigen Hydroxylgruppe auf chemischem Wege
bedient man sich der Einwirkung von Persäuren, insbesondere von Phthalomonopersäure,
vorzugsweise auf einen zuvor in bekannter Weise in sein 3-Enolacylat überführten
20-Ester des d 4-Pregnen-20ß-ol-3-ons, und erhält so den entsprechenden 20-Ester
des A4-Pregnen-6ß,20ß-diol-3-ons, der dann gewünschtenfalls durch Alkalibehandlung
in das Allopregnan-20ß-ol-3,6-dion umgelagert wird.
-
Statt dessen kann man das gleiche 3-Enolacylat aber auch durch Behandlung
mit Halogenen, insbesondere mit Brom oder anderen Bromierungsmitteln, wie N-Bromacetamid,
zunächst in den entsprechenden 20-Ester des 6-Brom-44-pregnen-20ß-ol-3-ons überführen,
der dann durch Behandlung mit, alkoholisch-wäßrigen Säuren, insbesondere Salzsäure,
ohne Isolierung des als Zwischenprodukt auftretenden d 4-Pregnen-6ß,20ß-diol-3-ons
direkt in das Allopregnan-20ß-ol-3,6-dion umgelagert wird.
-
Bei Verwendung von N-Bromsuccinimid kann man sich die Enolacylatstufe
sogar ersparen und den 20-Ester des 44-Pregnen-20ß-ol-3-ons direkt in den 20-Ester
des 6-Brom-A4-Pregnen-20ß-ol-3-ons überführen, der dann, wie eben angegeben, in
das Allopregnan-20ß-ol-3,6-dion umgelagert wird.
-
Die folgende Formelübersicht erläutert das erfindungsgemäße Verfahren.
Beispiel 1 40,46 g 44-Pregnen-20ß-ol-3-on werden in 1210 ccm Essigsäureanhydrid
mit 40,46g p-Toluolsulfosäure unter Stickstoff 16 Stunden unter anfänglichem Rühren
bei Raumtemperatur stehengelassen. Nun wird das gesamte Reaktionsgemisch vorsichtig
in Eiswasser eingerührt, der feste Niederschlag abgesaugt und getrocknet. Aus Methanol
umkristallisiert erhält man 31,3g d3#5-Pregnadien-3,20ß-diol-diacetat vom Schmelzpunkt
108 bis 116°C. Nochmalige Umkristallisation aus Methanol mit Kohle ergibt einen
Schmelzpunkt von 120 bis 124°C. Zu 15,75 g des erhaltenen Enolacetats in
1725 ccm Aceton wird unter Eiskühlung eine eisgekühlte Lösung von 16,5 g
N-Bromacetamid, 15,0 g Natriumacetat, 16,5 ccm Essigsäure und 300 ccm Wasser zugetropft,
dann das Eisbad entfernt, 3 Stunden bei Raumtemperatur stehengelassen und im Vakuum
zur Trockne ein-
R = freie oder veresterte Hydroxylgruppe geengt. Das so erhaltene rohe 6-Brom-d
4-Pregnen-20ß-ol-3-on-20-acetat wird in 1980 ccm Äthanol und 198 ccm konzentrierter
Salzsäure 4 Stunden am Rückfluß unter Stickstoff' erhitzt, danach im Vakuum auf
etwa ein Drittel des Volumens eingeengt, das Reaktionsgemisch in Eiswasser eingerührt,
der dabei entstehende Niederschlag abgesaugt, mit Wasser gewaschen und getrocknet.
Nach Umkristallisation aus Essigester (mit Kohle) erhält man 5a-Pregnan-20ß-ol-3,6-dion
mit Schmelzpunkt 225 bis 229'C. Nochmalige Umkristallisation aus Methylisobutylketon
ergibt einen Schmelzpunkt von 229 bis
231'C,
1a]25°
= -25° (CHCl3).
Gesamtausbeute nach Chromatographie der Mutterlaugen über Silikagel, das
100/, Wasser enthält, mit Methylenchlorid-Tetrachlorkohlenstoff (3:1) 4,1
g. Die Substanz zeigt sich identisch mit auf anderem Wege dargestelltem Material.
-
Beispiel 2 Zu 5,0 g 4 4-Pregnen-20ß-ol-3-on-20-acetat in 250 ccm :trocknem
Tetrachlorkohlenstoff werden 6,0 g N-Bromruccinimid gegeben und die Mischung 1 Stunde
am Rückfluß erhitzt. Nach Filtration, Einengen zur Trockne wird das so erhaltene
rohe 6-Brom-d 4-Pregnen-20ß-ol-3-on-20-acetat weiter wie im Beispiel 1 behandelt.
Das so dargestellte 5a-Pregnan-20ß-ol-3,6-dion schmilzt nach Chromatographie über
Silikagel und Umkristallisation aus Methylisobutylketon bei 229 bis 231'C.
-
Beispiel 3 Eine Lösung von 4,0g 4 4-Pregnen-20ß-ol-3-on in 200 ccm
trockenem Benzol und 40 ccm Isopropenylacetat, die 1,2 g p-Toluolsulfosäure-monohydrat
enthält, wird unter langsamem Abdestillieren 4 Stunden erhitzt, wobei nach den ersten
2 Stunden nochmals 20 ccm Lösungsmittelgemisch hinzugefügt werden. Danach schüttelt
man, nach Zugabe von Eiswasser, mit Methylenchlorid aus, wäscht diese Lösung mit
Natriumbicarbonat und Wasser, trocknet und verdampft zur Trockne. Eine Probe aus
Methanol umkristallisiert schmilzt bei 120 bis 124°C. Das so erhaltene rohe d 3,5-Pregnadien-3,20ß-diol-diacetat
wird nun mit 1,3 Äquivalenten Monoperphthalsäure in 400 ccm Äther etwa 72 Stunden
stehengelassen. Nach üblicher Aufarbeitung und Chromatographie an neutralem Aluminiumoxyd
erhält man das
4 4 - Pregnen - 6ß,20ß - diol - 3 - an - 20 - acetat.
UV s236 = 13 000.
-
Eine Lösung von 100 mg d 4-Pregnen-6ß,20ß-diol-3-on-20-acetat in 20
ccm Methanol wird mit 1,0 g Kaliumhydroxyd, gelöst in 2 ccm Wasser, versetzt und
1 Stunde am Rückfluß erhitzt. Nach dem Erkalten wird die Lösung mit Essigsäure neutralisiert,
mit Wasser verdünnt und wie üblich mit Methylenchlorid ausgeschüttelt und aufgearbeitet.
Der nach dem Verdampfen des Lösungsmittels verbleibende Rückstand wird aus Methylisobutylketon
umkristallisiert. Das so erhaltene 5,w-Pregnan-20ß-ol-3,6-dion schmilzt bei 228
bis 230°C. Ausbeute 73 mg.
-
300 mg 5x-Pregnan-20ß-ol-3,6-dion wurden mit 1,2 ccm Pyridin und 0,6
ccm Essigsäureanhydrid l1/2 Stunden auf dem Dampfbad erhitzt. Nach Abkühlen, vorsichtigem
Einrühren in Eiswasser, Absaugen und Waschen mit Wasser des entstandenen Niederschlages
erhält man durch Umkristallisation aus Methanol 5a-Pregnan-20ß-ol-3,6-dion-20-acetat
vom Schmelzpunkt 200 bis 201,5°C. Ausbeute 200 mg.
-
Beispiel 4 6ß-Hydroxylierung von 4-Pregnen-20ß-ol-3,20-dion a) Mit
Chaetomium funicolum Ein Fermenter aus rostfreiem Stahl mit 501 Fassungsvermögen
wurde mit 301 einer Nährlösung aus 0,5 °/o Hefeextrakt, 0,51110 Maisquellwasser,
2,0°/o Stärkezucker, eingestellt auf p$ 7,0, beschickt, durch 40minutiges Erhitzen
auf 120°C sterilisiert und nach dem Abkühlen mit einer Sporensuspension von Chaetomium
funicolum beimpft, die durch Abschwemmen einer fünftägigen Maiskultur (15 g Mais)
mit etwa 100 ml physiologischer Kochsalzlösung erhalten wurde.
-
Nach 48stündiger Vermehrung bei 28'C unter Rühren (220 U/Min.) und
Belüftung (1,65 m3/h) wurden 1,81 der erzeugten Kultur unter sterilen Bedingungen
entnommen und in einen 50-1-Fermenter zu 28,21 einer wie oben sterilisierten Nährlösung
der gleichen Zusammensetzung übergeführt.
-
Nach 16stündiger Anwachszeit wurden 7,5 g 4-Pregnen-20ß-ol-3-on in
150m1 Äthanol unter sterilen Bedingungen zugesetzt. Die Fermentationszeit wurde
durch papierchromatographische Analyse von Proben ermittelt und betrug etwa 48 bis
64 Stunden.
-
Die Fermentationsbrühe wurde über eine Nutsche filtriert und das Filtrat
dreimal mit je 10 1 Methylisobutylketon extrahiert. Der Extrakt wurde in einem Vakuumumlaufverdampfer
konzentriert. Der ölige Rückstand wurde an Silikagel chromatographiert.
-
Mit Methylenchlorid-Chloroform (1:1) wurde etwa 1 g öliges Ausgangsmaterial
eluiert.
-
Die Chloroform-Essigester-(4:1)-Eluate lieferten nach Umkristallisation
aus Methylenchlorid-Isopropyläther 1,6g 6ß-Hydroxyverbindung (100/,). Fp. 183 bis
187°C. .
-
Die Chloroform - Essigester -.(2-1) - bis - (1:1)-Eluate enthielten
die 11 a-Hydroxyverbindung, wonach mit Essigester geringe Anteile an 6ß,11 rx-Dihydroxyverbindung
eluiert wurden.
-
Die Chloroform- und Chloroform-Essigester-Eluate enthielten etwa 5
g rohe 6ß-Hydroxyverbindung, die aus Aceton-Petroläther umkristallisiert wurden.
3,8g Reinprodukt (50°/o der Theorie). Fp. 186,5 bis 189°C; E236 = 13 600.
-
b) Mit Rhizopus nigricans In einem 50-1-Fermenter wurden 301 Nährlösung
aus 3,5 °/o Malzextrakt, 3,0 °/o Stärkezucker, 0,65 °/o NaCl, 0,15°/o Pepton, 0,0180/0
K2HP04 und 0100991 M9S04 mit einer Sporensuspension von Rhizopus nigricans beimpft
und unter gleichen technischen Bedingungen wie bei a) entwickelt. Nach 24 Stunden
wurden in diese Kultur 15g 4-Pregnen-20ß-ol-3-on in 200m1 Äthanol zugesetzt und
weitere 24 Stunden fermentiert.
-
Nach unter a) beschriebener Aufarbeitung wurde das ölige Rohprodukt
an Silikagel chromatographiert. Mit Chloroform wurde etwa 1 g unumgesetztes Ausgangsmaterial
eluiert. Reinprodukt: 0,69 g.