-
Verfahren zur Gewinnung von mindestens technisch reinen Polysacchariden
aus Leguminosen Die Saaten, von welchen in der vorliegenden Beschreibung die Rede
ist, bestehen in der Hauptsache aus dem Endosperm (Fruchtkörper), dem Keimling und
der Schale.
-
Bei dem hier beschriebenen Verfahren handelt es sich darum. Reste
der Keimlinge und die Schalen, welche am Endosperm fest anhaften, von diesem möglichst
vollständig abzutrennen, um auf diese Weise die Endosperme, welche aus Polysacchariden,
hauptsächlich aus Galaktomannan bestehen, möglichst rein zu gewinnen. Im folgenden
werden diese Polysaccharide als G-Substanz, die Keimlinge und Schalen als Begleitstoffe
oder Verunreinigungen bezeichnet.
-
Als Begleitstoffe gelten in diesem Sinne auch verdorbene, braune
oder schwarze Samenkörner, welche in den Rohsaaten immer vorhanden sind.
-
Nach den bisher bekanntgewordenen Methoden zur Gewinnung von z. B.
Guarmehl werden die Saaten in besonderen Brechwerken gespalten und dabei in die
sogenannten Samenschuppen und die Keimlinge getrennt. Die Schuppen bestehen aus
den Fruchtkörpern mit den fest anhaftenden Schalen und aus Resten von Keimlingen.
-
Durch weitere Mahlprozesse werden diese Schuppen zu einem feinen
Mehl verarbeitet, wobei ein kleiner Teil der Schalen, z. B. durch Windsichtung,
von der G-Substanz abgetrennt werden kann. Ein großer Teil der Schalen kann jedoch
auf diese Weise nicht entfernt werden. Ebenso bleiben größere Teile von Keimlingen
im sogenannten Guarmehl vorhanden.
-
Es sind ferner Verfahren bekannt, wo z. B. durch Behandlung von Rohsaaten
mit wässerigen Alkalien Schalen und Keimlinge gelockert oder abgebaut werden. Es
kann damit eine bessere Reinigung der Polysaccharide erreicht werden. Die großen
Nachteile dieser Verfahren bestehen darin, daß bei einer Behandlung von genannten
Saaten mit wässerigen Lösungen die Polysaccharide sehr viel Wasser aufnehmen und
aufquellen und so die technische Durchführung der Verfahren ganz erheblich erschweren
oder in speziellen Fällen verunmöglichen. Wenn die Galaktomannane in trockener Form
gewonnen werden sollen, müssen die stark wasserhaltigen Produkte mit relativ großem
Wärmeaufwand getrocknet werden, was die Herstellungskosten erheblich erhöht.
-
Das neue Verfahren bezweckt, wie oben erwähnt, die möglichst vollständige
Abtrennung der Begleitstoffe von der G-Substanz. Als Ausgangsmaterial für die unten
beschriebenen neuen Verfahren stehen die sogenannten Samenschuppen zur Verfügung.
-
Es wurde gefunden, daß die Verkochung oder der Abbau von Keimlingen
und Schalen mit z. B. wäs-
serigenAWalien, wie z. B. 2- bis 3O0/oigeNatronlauge,
in Gegenwart von Salzen durchgeführt werden kann.
-
Es wurde festgestellt, daß bei Gegenwart von Salzen die Quellung der
Polysaccharide so stark verhindert werden kann, daß eine technische Durchführung
des Verfahrens wesentlich erleichtert oder überhaupt ermöglicht wird. Als Salze,
welche die Quellung mindestens teilweise verhindern, können z. B. Natriumsulfat,
Kaliumacetat, Ammoniumchloride usw. verwendet werden.
-
Es wurde ferner festgestellt, daß sehr zahlreiche anorganische (und
organische) Verbindungen, z. B. verschiedene Salze von Metallen und Erdalkalimetallen,
mit den G-Substanzen in Gegenwart von Alkalien Verbindungen (Bindungen) eingehen.
Durch derartige Bindungen wird z. B. die Löslichkeit der G-Substanzen bzw. deren
Derivate in wässerigen alkalischen Lösungen mindestens teilweise sehr stark herabgesetzt.
Ebenso wird die Quellbarkeit oder die Aufnahmefähigkeit für Wasser der genannten
Verbindungen oder Additionsprodukte mindestens teilweise sehr stark vermindert.
Organische oder anorganische Verbindungen, welche z. B. die Elemente Fe-Ni-Co-Cr-Cu-Pb-B-Si-Al-Bi-Ba-Mg-Ca
u. dgl. enthalten, können in diesem Sinne mit der G-Substanz reagieren. Als Beispiele
seien genannt: Fe-Chlorid, Cu-Sulfat, Pb-Acetat, Al-Laevulinat, Ba-Chlorid-Ca-Chlorid,
Borax, Wasserglas u. dgl. Die G-Substanz kann bei verschiedenen pH-Werten (sauerneutral-alkalisch)
mit den genannten Verbindungen umgesetzt werden.
-
Die Tatsache, daß die Wasserlöslichkeit oder die Quellbarkeit in
Wasser der GSubstanzen stark vermindert werden kann, indem die genannten »Blockierungsmittel«
einzeln oder in Kombinationen zugesetzt werden, erlaubt eine längere Behandlungszeit
mit verdünnten Alkalien oder im Trenn- oder Auswaschverfahren mit Wasser, ohne daß
dabei größere Verluste an G-Substanz oder zu hohe, unrationelle Wasseraufnahmen
eintreten.
-
Die in der obenerwähnten Weise mit Alkalien behandelten Polysaccharide
können in folgender Art weiterverarbeitet werden: a) durch Waschen der G-Substanz-Schuppen
auf einem Sieb, wobei die bis zu einem feinen Schlamm abgebauten Begleitstoffe ausgespült
werden, oder b) durchFlotation, wobei die z. B. nur teilweise abgebauten Begleitstoffe
durch z. B. Wasser weggetragen werden, oder c) durch Windsichtung, wobei die selektiv
getrockneten Begleitstoffe ausgeblasen werden, u. dgl.
-
Durch die Bildung der erwähnten Additionsverbindungen der G-Substanzen
mit den verschiedensten »Blockierungsmitteln« wird neben der genannten Verminderung
der Wasseraufnahmefähigkeit in verschiedenen Fällen eine für die technische Durchführung
der weiteren Verfahrensstufen eine sehr wesentliche Veränderung der mechanischen
Eigenschaften der G-Substanzen oder -Schuppen erreicht.
-
Während z. B. nicht »blockierte« Guar-Schuppen, welche etwa die gleiche
Gewichtsmenge Wasser aufgenommen haben, nur mit größten Schwierigkeiten »vermahlen«
werden können, können »blockierte« Guar-Schuppen bei entsprechendem Wassergehalt
unter Umständen sehr leicht zerkleinert werden.
-
Die auf diese Weise gewonnenen feuchten Mehle sind rieselfähig und
können in dieser Form leicht weiterverarbeitet werden: a) Trocknung z. B. im Heißlufttrockner,
b) Reinigung durch Auswaschen mit Wasser oder Salzlösungen oder Wasser-Alkohol-Gemischen
oder Wasser-Keton-Gemischen oder Lösungsmittel u. dgl., c) Herstellung von Derivaten
durch z. B. enzymatischen Abbau, durch Oxydation oder durch Substitution u. dgl.,
d) Herstellung von wasserlöslichen Produkten durch Auswaschen mit Säuren z.B. inWasser-Alkohol-Gemischen
u. dgl., e) Vermischen mit Salzen, wie Phosphaten u. dgl., und Trocknung, f) Verwendung
ohne zusätzliche Trocknungs- oder Reinigungs- oder Modifizierungsprozesse.
-
Die nach a) bis d) gewonnenen reinen oder technisch reinen G-Substanzen
oder » Blockierten « G-Substanzen oder sonstwie modifizierten G-Substanzen können
in den verschiedensten Industrien als Quellmittel, Verdickungsmittel, Schlichten,
Klebstoffe, Dispergierungsmittel, Desinfektionsmittel, Weichmacher u. dgl. Verwendung
finden.
-
Die Erfindung wird durch folgende Beispiele näher erläutert: Beispiel
1 Verwendung von Cu-Acetat als »Blockierungsmittel « 100 kg Guar-Schuppen werden
in einem Gemisch von 20 kg Cu-Acetat, 2001 Wasser, 4 kg Hydrosulfit
etwa 2 Minuten
verkocht, dann werden 30 kg NaOH zugegeben und weitere 15 Minuten bei etwa 100°
C behandelt.
-
Nach dieser Reaktionszeit werden die Cu-G-Substanz-Schuppen mit Wasser
gewaschen, geschleudert und vermahlen.
-
Das erhaltene Mehl kann getrocknet und z. B. als Konservierungsmittel
verwendet werden.
-
Das erhaltene Mehl kann aber auch mit z. B. 10'/obiger Phosphorsäure--Wasser-Alkohol
gewaschen werden.
-
Das erhaltene rein weiße Produkt ist in saurem und alkalischem Wasser
löslich und kann z. B. als Verdickungsmittel eingesetzt werden.
-
Beispiel 2 Verwendung von Na-Silikat als »Blockierungsmittel« 100
kg Guar-Schuppen werden in einem Gemisch von 180 1 Wasser, 60 kg Wasserglas, 10
kg Mg-Oxyd, 30kg NaOH, 2kg Hydrosulfit 15 Minuten bei 100 bis 1100 C verkocht.
-
Nach dieser Reaktionszeit werden die Si/Mg-Guar-Schuppen mit Wasser
gewaschen, geschleudert und gemahlen.
-
Das feuchte oder getrocknete Mehl ist z. B. in angesäuertem Wasser,.
z. B. verdünnter Ameisensäure, gut löslich. Das z. B. mit Phosphorsäure-Alkohol-Wasser
gewaschene Mehl kann als Verdickungsmittel verwendet werden.
-
Beispiel 3 100 kg Guar-Schuppen werden in einem Gemisch von 250 1
Wasser, 20 kg Chlorcalzium, 3 kg Hydrosulfit 2 Minuten verkocht. Nach dieser Zeit
werden 25 kg NaOH zugesetzt und weitere 15 Minuten behandelt.
-
Nach dieser Reaktionszeit werden die Ca-Guar-Schuppen gewaschen,
geschleudert und gemahlen.
-
Das feuchte Mehl kann mit Phosphorsäure-Alkohol gewaschen und dann
getrocknet werden. Die so erhaltenen Produkte können als Verdickungsmittel in der
Lebensmittelindustrie verwendet werden.
-
Beispiel 4 Verwendung von Natriumacetat als »Blockierungsmittel«
100 kg Guar-Schuppen werden in einem Gemisch von 2001 Wasser, 30kg Na-Acetat, 30kg
NaOH bei 1100 C 5 Minuten verkocht.
-
Nach dieser Reaktionszeit werden die Guar-Schuppen mit Wasser gewaschen
und z. B. mit Methanol getrocknet.
-
Das gemahlene Produkt kann durch Oxydation in ein Verdickungsmittel,
welches in der Textilindustrie eingesetzt werden kann, weiterverarbeitet werden.
-
Beispiel 5 Verwendung von Al-Laktat als »Blockierungsmittel« 100
kg Guar-Schuppen werden in einem Gemisch von 2001 Wasser, 15 kg Al-Laktat, 30kg
NaOH, 5 kg Ca-Hydroxyd, 5 kg Mg-Hydroxyd, 4 kg Hydrosulfit bei 800 C 15 Minuten
verkocht.
-
Nach dieser Reaktionszeit werden die Al-Schuppen mit Wasser gewaschen,
geschleudert und vermahlen.