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Verfahren zur Lagerung von Zuckerrüben Zuckerrüben müssen in der Regel,
bevor sie fabrikmäßig verarbeitet werden können, mehr oder weniger lange Zeit auf
Lagerplätzen oder in Silos gelagert werden. Hierdurch entstehen meist unverhältnismäßig
hohe Verluste, die in der Zuckerfabrik in einem entsprechend geringeren Zuckerertrag
zum Ausdruck kommen.
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Die Lagerverluste bei eingelagerten Zuckerrüben entstehen durch die
Atmung der Rübe. Sie können durch Beschädigungen erhöht werden, die die Rüben bei
der Ernte, beim Transport, beim Verladen od. dgl. erleiden. Auch spielen Witterungsverhältnisse
zur Zeit der Einlagerung eine Rolle. Die Größe der Lagerverluste ist zum Teil auch
abhängig vom Reifezustand der eingelagerten Rüben. Der größte Teil der Verluste
wird jedoch durch Fäulnisbakterien verursacht, die sich in dem den Rüben anhaftenden
Schmutz befinden und infolge Selbsterwärmung vermehrt und in ihrer schädlichen Wirksamkeit
gesteigert werden.
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In richtiger Erkenntnis der Hauptursache der Lagerverluste ist man
schon frühzeitig dazu übergegangen, die Zuckerrüben vor ihrer Einlagerung von anhaftendem
Schmutz zu befreien. Zu diesem Zweck sind Schmutzabscheidevorrichtungen entwickelt
worden, durch die der an den Rüben haftende Schmutz, vorzugsweise durch Rütteln,
mechanisch abgeschieden wird. Es hat sich gezeigt, daß die Lagerhaltbarkeit von
Zuckerrüben durch vorherige Schmutzabscheidung auf diese Weise sehr erheblich verbessert
werden kann.
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Im Hinblick auf die verbesserte Lagerhaltbarkeit von Zuckerrüben
nach erfolgter Schmutzabscheidung hat es nahegelegen, die Reinigung der Rüben noch
weiter zu treiben, als dies durch eine mechanischc Schmutzabscheidung, z. B. durch
Rütteln, möglich ist, d. h. also, sie durch Waschung praktisch ganz von Schmutz
zu befreien. Versuche, die Lagerhaltbarkeit der Rüben auf diese Weise noch weiter
zu steigern, sind jedoch fehlgeschlagen. Es hat sich immer wieder gezeigt, daß die
naßgereinigten und anschließend eingelagerten Rüben in besonders hohem Maße hinsichtlich
ihrer Haltbarkeit anfällig sind. Sie beginnen bereits nach einer Einlagerungszeit
von höchstens zwei Tagen zu faulen. Die Naß reinigung von Zuckerrüben erfolgte aus
diesem Grunde bisher ausschließlich unmittelbar vor der Verarbeitung.
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Erfindungsgemäß wurde festgestellt, daß eine bisher nicht für möglich
gehaltene Haltbarkeit von Zuckerrüben bei der Lagerung erzielt wird, wenn man die
Zuckerrüben naß reinigt und anschließend unter Belüftung des Lagergutes mit aus
der umgebenden Atmosphäre entnommener Luft lagert.
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Die Ursache der Anfälligkeit von naßgereinigten Rüben während der
Lagerung sind, wie erwähnt, Ver-
letzungen, die die Rüben bei der Ernte, beim Verladen
und bei anderen Gelegenheiten unvermeidlich erleiden, in Verbindung mit dem den
Rüben vom Waschen her anhaftenden Wasser, das noch Schmutzstoffe in mehr oder minder
großer Menge enthält. Aus den Verletzungen löst das der Zuckerrübe vom Waschen her
anhaftende Wasser in starkem Maße Zucker, was zur Folge hat, daß die Rübe - je nach
dem Umfange ihrer Wasserbenetzung - in kurzer Zeit ganz oder zum Teil mit einer
Zuckerlösung bedeckt ist, die zusammen mit den in dieser Lösung verteilten Schmutzstoffen
ein idealer Nährboden für die Ansiedlung von Bakterien ist. Durch die Belüftung
der Zuckerrüben mit aus der Atmosphäre entnommener Luft wird einerseits durch Trocknung
das den Rüben anhaftende Wasser und damit seine zuckerlösende Wirkung beseitigt.
Andererseits hat die Belüftung zur Wirkung, daß die Verletzungsstellen sich mit
einer den Zuckeraustritt hindernden dünnen Haut überziehen. SchließIich wird durch
die Wasserverdunstung eine der Ansiedlung von Bakterien entgegenwirkende Unterkühlung
herbeigeführt.
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Die Lagerung von Zuckerrüben unter Belüftung ist an sich bekannt.
Sie kam bisher jedoch in der Regel nur bei mechanisch, d. h. also, beispielsweise
durch Rütteln gereinigtem Lagergut zur Anwendung. Die Belüftung des so gereinigten
Lagergutes hatte den Zweck, die durch die Atmung der Rübe erzeugte Wärme abzuführen
und damit die Lebenstätigkeit der Fäulnisbakterien zu vermindern, die in den bei
mechanischer Schmutzabscheidung unvermeidbar an den Rüben haftenbleibenden Schmutzresten
und in den sich hieraus im Lagergut bildenden Schmutznestern enthalten sind. Bei
naßgereinigten Zuckerrüben sind Schmutzreste oder Schmutznester in dem Lagergut
praktisch nicht vorhanden, so daß die Luft ungehindert an jede Rübe herantreten
und die durch Atmung entstehende Wärme abführen kann.
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Es ist auch schon bekannt, naßgereinigte Zuckerrüben zu belüften.
Ein bekanntes Verfahren geht dahin, die Rüben mit feuchtigkeitsbeladener Luft zu
belüften. Diese Arbeitsweise hat jedoch zur -Wirkung, daß die Rüben ständig feucht
bleiben. Infolgedessen können die anfangs beschriebenen, die Lagerhaltbarkeit der
Rüben begründenden Wirkungen nicht auftreten. Die praktische Ausführung dieser Verfahren
hat demgemäß auch gezeigt, daß die Anfälligkeit der Zuckerrüben gegen Faulen aui
diese Weise nicht nur nicht beseitigt, sondern noch erhöht wird. Nach einem anderen
bekannten Verfahren sollen die Zuckerrüben mit erhitzter Luft belüftet werden. Dieser
Vorschlag hat sich als völlig unlarauchar-erwiesen. Die Be}irftung von Zuckerrüben
mit erhitzter Luft führt zu einem Verwelken und zum Absterben der Zuckerrüben.
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Die Zuckerrüben werden nach der Naß reinigung bzw. vor der Einlagerung
vorteilhaft noch in an sich bekannter Weise mit einem Desinfektionsmittel, wie z.
B. Chlor, Formaldehyd od. dgl. behandelt. Die Lagerhaltbarkeit der Zuckerrüben kann
bei zusätzlicher Anwendung dieser Maßnahme, für die lediglich in Verbindung mit
der Lagerung der Zuckerrüben
unter Belüftung mit aus der Atmosphäre entnommener Luft
Patentschutz beansprucht wird, erheblich verlängert werden.
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Man kann der Naß reinigung naturgemäß auch eine mechanische Schmutzabscheidung,
z. B. durch Rüttelbehandlung auf einem Rollenrost, vorausschikken. Dieser Vorgang
ist jedoch nicht Gegenstand der Erfindung.
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PATENTANSPROCHE: 1. Verfahren zur Lagerung von naßgereinigten Zuckerrüben
unter Belüftung des Lagergutes, da---- durch gekennzeichnet, daß elie naßgelagerten
Rüben mit aus der umgebenden Atmosphäre entnommener Luft belüftet werden.