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Verfahren zur Herstellung von blauen Schwefelfarbstoffen Farbstoffe
der Klasse der geschwefelten 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamine sind bekannt. Diese
Farbstoffe werden gewöhnlich in der Weise gewonnen, daß man 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin
mit einem schwefelnden Mittel, z. B. einem Alkalimetallpolysulfid, für gewöhnlich
Natriumpolysulfid, in Abwesenheit oder Gegenwart von Wasser oder einem organischen
Lösungsmittel, wie z. B. einem niedrigen Alkohol, erhitzt. Nach Vollendung dieser
Sulfurierung wird der erhaltene Farbstoff von den nicht umgesetzten Polysulfiden,
Schwefelreduktionsprodukten und anderen Nebenprodukten der Reaktion getrennt. Die
Trennung erfolgt durch Oxydation, z. B. Belüftung, mit nachfolgendem Aussalzen des
Farbstoffes oder aber auch durch Ansäuern der Sulfurierungsmasse und Reinigung des
erhaltenen Farbstoffes mit oder ohne Oxydation (USA.-Patentschrift 1867 202).
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Die auf diese Weise hergestellten Farbstoffe dieser Klasse sind direkte
Farbstoffe für Baumwolle oder andere Cellulosefasern. Sie färben derartige Fasern
aus wäßrigen Alkalimetallsulfidbädern blau. Die Ausfärbungen erfahren bei einer
etwa stattfindenden nachträglichen, zusätzlichen Oxydationsbehandlung keine Änderung.
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Es ist bekannt, daß die Ausfärbungen der blauen Farbstoffe dieser
Klasse entweder in Richtung einer Rot- oder Grünstichigkeit geändert werden können,
und zwar durch Änderung des Ausmaßes der Oxydation, der die sulfurierten Reaktionsprodukte
unterworfen werden. Es ist aber auch bekannt, eine Veränderung in Richtung der Rot-
und Grünstichigkeit dieser blauen Farbstoffe dadurch vorzunehmen, daß man einen
kleinen Anteil, d. h. etwa bis zu 20 Gewichtsprozent des 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin
darstellenden Ausgangsmaterials durch Indophenol oder Leukoindophenol ersetzt. Der
Ersatz kleiner Anteile von 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin durch kleine Mengen
von .4-Dimethylamin-4'-hydroxydiphenylamin oder 4-Phenylamin-4'-hydroxydiphenylamin
ergibt eine Grünstichigkeit des Blau, ein Austausch gegen 3'-Methyl-indoanilin ergibt
eine Rotstichigkeit.
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Obwohl die Farbstoffe der Klasse der sulfurierten 2.4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamine
verhältnismäßig gute Eigenschaften aufweisen und auch in den Gestehungskosten verhältnismäßig
niedrig sind, fanden sie keine entsprechende Anwendung. Das liegt daran, daß diesen
Farbstoffen gewisse Nachteile anhaften, vor allen Dingen das Fehlen des Glanzes
der Ausfärbungen, insbesondere auf Baumwolle. Um diesem Nachteil zu begegnen, wurde
bereits vorgeschlagen, die gefärbte Faser einer nachträglichen Oxydation mit Natriumperborat
zu unterziehen. Abgesehen von dem Nachteil der zusätzlichen Verfahrensstufe, welche
diese Behandlung erfordert, beseitigt diese den Vorteil der geringen Herstellungskosten
des Farbstoffes.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung werden verbesserte Farbstoffe der
Klasse der sulfurierten 2.4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamine dadurch erhalten, daß
man die Amine in einem alkalischen Medium mit einem pß Wert größer als 7, zweckmäßig
größer als 10, mit Alkali- oder Erdalkalicyaniden behandelt und den Farbstoff während
mindestens einer Stufe des Gesamtprozesses einer Oxydationsbehandlung unterwirft.
Diese Oxydationsbehandlung kann also während der Herstellung des Farbstoffes oder
vor, während oder nach der Cyanidbehandlung vorliegen.
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Es wurde festgestellt, daß auf diesem Wege, d. h. also unter Einschluß
einer Cyanidbehandlung und Oxydation hergestellte Farbstoffe im Vergleich zu den
eine solche Behandlung nicht aufweisenden Farbstoffen erheblich verbesserte Eigenschaften,
insbesondere bezüglich des Glanzes der Ausfärbungen, besitzen. Eine Veränderung
der Reaktionsbedingungen und die Veränderung der Dauer der Cyanidbehandlung läßt
je nachdem direkte Farbstoffe oder Leukofarbstoffe gewinnen. Unter direkten Farbstoffen
werden solche verstanden, welche ein glänzendes Blau auf Baumwolle oder anderen
Cellulosefasern unmittelbar aus den üblichen wäßrigen Natriumsulfidbädern ergeben,
Ausfärbungen, welche, wenn sie der Luft ausgesetzt sind, eine Änderung nicht erfahren.
Die Leukoderivate dieser Farbstoffe sind solche, welche Baumwolle oder
andere
Cellulosefasern aus den üblichen wäßrigen Natriumsulfidbädern olivgrün färben, wobei
die Färbung durch Einfluß der Luft oder durch Oxydation zu einem glänzenden Blau
wird.
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Zur Durchführung der Cyanidbehandlung wird der durch Sulfurierung
von 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin oder durch Sulfurierung des Gemisches dieses
Amins und kleiner Mengen von Indophenol oder Leukoindophenol gewonnene Farbstoff
mit Alkalimetallcyanid, z. B. Natrium- -oder Kaliumcyanid oder Erdalkalicyaniden,
wie Calciumcyanid, in einem Medium behandelt, welches alkalisch gegenüber Claytongelb
(Thiazolgelb) reagiert. Wurde der Farbstoff nach der erfolgten Sulfurierung noch
nicht einer Oxydationsbehandlung unterworfen, so erfolgt diese vor der Cyanidbehandlung;
während dieser oder nach dieser. Jedes oxydierende Mittel kann zu diesem Zwecke
verwendet werden, z. B. Luft, Wasserstoffsuperoxyd u. dgl. Es wurde festgestellt,
daß die Cyanidbehandlung des sulfurierten 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin-Farbstoffes,
der einer Oxydation noch nicht unterworfen wurde (z. B. ein Farbstoff, welcher aus
der sulfurierten Masse durch Ansäuerung und Reinigung des sich ergebenden Niederschlages
ohne Oxydation gewonnen wurde) und welcher auch während oder nach der Cyanidbehandlung
oxydierenden Mitteln nicht ausgesetzt wurde, aus wäßrigen l\Tatriumsulfidbädern
auf Baumwolle Ausfärbungen ergibt, welche keinen verbesserten Glanz aufweisen, so
daß die Cyanidbehandlung in diesem Falle nicht zum Ziele führt.
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Nach erfolgter Cyanidbehandlung wird der Farbstoff aus dem Reaktionsgemisch
in üblicher Weise gen#onnen, z. B. durch Aussalzen mit gewöhnlichem Kochsalz und
nachfolgendem Abfiltrieren des Niederschlages.
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Das Ausmaß des gesteigerten Glanzes der nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellten Farbstoffe hängt von den angewendeten Reagenzien und den
Reaktionsbedingungen bei der Cyanidbehandlung ab. Die Art und die Menge des verwendeten
Cyanides, die Temperatur und die Dauer der Cyanidbehandlung und der Reinheitsgrad
des mit Cyanid behandelten Farbstoffes spielen eine Rolle. Durch geeignete Auswahl
der genannten Reaktionsbedingungen läßt sich ein Farbstoff der gewünschten Art gewinnen.
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Wenn auch die verschiedensten Alkali- und Erdalkalicyanide angewendet
werden können, so wird man sich doch vornehmlich des Alkalimetallcyanides, insbesondere
des Natriumcyanides, bedienen, zumal dieses billig ist und mit Polysulfiden, Thiosulfäten
und anderen Schwefelverbindungen, welche als Verunreinigungen gegenwärtig sein können,
keine schwerlöslichen Salze bildet. Kommen Erdalkalicyanide zur Anwendung, so lassen
sich Produkte von genügender Löslichkeit nur dadurch gewinnen, daß man den Ausgangsfarbstoff
vorangehend von den Verunreinigungen befreit. Das Ergebnis einer solchen Maßnahme
ist überraschend im Hinblick auf die große Menge der zur Anwendung kommenden Erdalkalicyanide
und unter Berücksichtigung dessen, daß viele gereinigte Schwefelfarbstoffe durch
das Vorhandensein von geringen Mengen von Calcium- oder anderen Erdalkaliionen unlöslich
werden.
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Die Mengen der zu verwendenden Cyanide können innerhalb weiter Grenzen
schwanken. Die Feststellung der genauen Menge zur Herstellung des gewünschten Glanzes
bleibt dem Versuch vorbehalten. Mengen von 5 bis 100 Gewichtsprozent, bezogen
auf die Menge des 2,4-Dinitro-4`-hydroxydiphenylamins, das als Ausgangsmaterial
für den sulfurierten Farbstoff verwendet wird, können zur Anwendung kommen. (Da
die Färbkraft des sulfurierten Farbstoffes sich von Bad zu Bad ändert, wird bei
der Berechnung der Menge des zu verwendenden Cyanides von der Menge des 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamins
ausgegangen, die zur Gewinnung des Farbstoffes verwendet wird.) Der Glanzeffekt
steigert sich im allgemeinen mit einer Zunahme der angewendeten Cyanidmenge bei
sonst vorliegenden gleichen Bedingungen. Die vorliegende Erfindung ist nicht auf
die oben angegebenen Mengen von Cyaniden beschränkt, zumal auch geringere Mengen
als 5 % genügen, insbesondere dann, wenn das sulfurierte 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin
in verhältnismäßig reiner Form vorliegt.
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In dem Farbstoff vorhandene Polysulfide, Thiosulfate und freier Schwefel
reagieren mit den Cyaniden unter Bildung von Thiocyanaten, welche keinen günstigen
Einfluß auf die Glanzbildung des Farbstoffes ausüben. Man wird infolgedessen zweckmäßig
solche Verunreinigungen vor der Cyanidbehandlung entfernen. Andererseits läßt sich
die schädliche Wirkung dieser Verunreinigungen, insbesondere wenn sie in kleinem
Ausmaß vorliegen, durch die Verwendung eines Überschusses an Cyanid kompensieren.
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Die für die Durchführung der Cyanidbehandlung erforderliche Temperatur
kann verschieden sein. Befriedigende Ergebnisse lassen sich schon bei Anwendung
der Zimmertemperatur und demgegenüber etwas erhöhter Temperatur erzielen. Im allgemeinen
werden direkte Farbstoffe durch Cyanidbehandlung erhalten, wenn man unter 70°C arbeitet
oder Cyanidmengen anwendet, welche weniger als 50 Gewichtsprozent des sulfurierten
2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamins entsprechen. Leukoverbindungen erhält man dagegen
bei Anwendung höherer Temperaturen oder größerer Mengen von Cyanid. Die Grenze ist
durchaus nicht scharf, und es werden häufig Produkte gewonnen, welche aus Mischungen
bestehen, nämlich einerseits dem direkten Farbstoff und andererseits dem Leukoderivat.
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Die Cyanidbehandlung wird für gewöhnlich in einem wäßrigen alkalischen
Medium, zweckmäßig wäßrigem Natriumhydroxyd, in Gegenwart eines reduzierenden Mittels,
welches den Farbstoff zum löslichen Leukofarbstoff reduziert, vorgenommen. Als reduzierende
Mittel kommen Alkalihydrosulfite, vorzugsweise Natriumhydrosulfit, in Betracht.
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Der Einfachheit halber wird das Verfahren im Anschluß an die Sulfurierung
des als Ausgangsmaterial verwendeten 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamins vorgenommen.
Zu diesem Zweck wird das in Form eines Filterkuchens aus dem Sulfurierungsprozeß
angefallene sulfurierte Produkt mit wäßrigem Alkali aufgeschlemmt und mit Cyanid
behandelt.
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Der sulfurierte Farbstoff wird in bekannter Weise aus dem Reaktionsgemisch
bereits vor der Cyanidbehandlung abgeschieden. Zu diesem Zweck wird die sulfurierte
Masse mit Natriumhydroxyd gemischt, um freien Schwefel in lösliche Sulfide überzuführen.
Es wird mit gewöhnlichem Salz ausgesalzen und angesäuert, um den Farbstoff auszufällen.
Der so angefallene reine Farbstoff wird abfiltriert und gewaschen. Vorzugsweise
wird man die sulfurierte Masse in wäßrigem Natriumhydroxyd so lange belüften, bis
die vorhandenen Polysulfide in lösliche Thiosulfate übergeführt sind. Daraufhin
erst wird der Farbstoff -ausgefällt, abfiltriert und gewaschen.
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Es ist bekannt, schwarze Schwefelfarbstoffe einer Cyanidbehandlung
zu unterwerfen (USA.-Patent-
Schrift 2 418 816). Hier hat die Schwefelbehandlung
die Aufgabe, ein besseres Ziehvermögen beim Ausfärben herbeizuführen. Bei den blauen
Farbstoffen der Gruppe der sulfurierten 2,4-Dinitro-4'-hydroxydipheny lamine soll
durch die Cyanidbehandlung eine Verbesserung in der Färbeeigenschaft des Farbstoffes,
insbesondere auf Baumwolle, erreicht werden, Eigenschaften, die sich im wesentlichen
in dem besseren Glanz oder der besseren Klarheit ausdrücken. Behandelt man schwarze
Farbstoffe im Sinne der oben zitierten Literatur mit Cyanid, so tritt eine Zunahme
der Klarheit oder des Glanzes nicht ein.
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In den nachfolgenden Beispielen sind die angegebenen Prozente Gewichtsprozente,
wenn sie nicht im besonderen als Volumprozente gekennzeichnet sind.
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Beispiel 1 Teil A. In einem Glyzerinwasserbad werden in einem mit
Thermometer, Rückflußkühler und Rührwerk versehenen Eisenkessel 338 Teile reines
Wasser, 435 Teile einer 50o/o.igen Natronlauge und 348 Teile gemahlener Schwefel
gemischt und 20 Minuten unter Rückfluß erhitzt. Nach Ablauf der 20 Minuten wird
in den die Polysulfidlösung enthaltenden Kessel langsam nachstehende Mischung von
Stoffen zugegeben: 300 Teile reines Wasser, 0,5 Teile eines sulfonierten Mineralöls
(Twitchell 7231) als Mittel zur Beschränkung der Schaumbildung, 5 Teile Indophenol
(durch Umsetzung von Diphenylamin mit Nitrosophenol gewonnen), 95 Teile von 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin.
Die so erhaltene Reaktionsmischung wird etwa bei 105° C 16 Stunden lang unter Rückfluß
erhitzt. Die Masse wird in einen eisernen Belüftungskessel gegeben, wo sie mit reinem
Wasser auf 4000 Volumteile verdünnt und mit 300 Teilen einer 50o/oigen Natronlauge
gemischt wird. Es wird belüftet. Der ausgefällte Farbstoff wird durch Filtrieren
abgetrennt.
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Teil B. Der nach Verfahren Teil A gewonnene Filterkuchen wird in 4000
Teilen reinem Wasser aufgeschlemmt und mit 200 Teilen 50%-iger Natronlauge, 30 Teilen
Natriumhydrosulfit und 10 Teilen Natriumcyanid in der angegebenen Reihenfolge versetzt.
Das Gemisch wird mit hindurchströmender Luft bei Zimmertemperatur 20 Stunden lang
belüftet. Sodann werden 1000 Teile kalkfreies Kochsalz zugegeben, um den Farbstoff
auszufällen. Dieser wird abfiltriert, getrocknet und gemahlen.
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Das so gewonnene Produkt ist ein dunkelblaues Pulver, welches Baumwolle
und andere Cellulosefasern aus üblichen Natriumsulfid-Farbbädern glänzend blau färbt.
Die Blaufärbung verbleibt, wenn sie der Luft ausgesetzt wird.
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Teil C. Das Verfahren nach Teil B wird wiederholt, jedoch ohne Zusatz
von Natriumcyanid. Das Blau der durch den direkten Schwefelfarbstoff gewonnenen
Ausfärbungen auf Baumwolle ist matter. Das Matt der Ausfärbungen ist jedoch weniger
stark als das der mit dem Farbstoff nach Teil A gewonnenen Ausfärbungen. Beispiel
2 Zu einer Aufschlemmung von 75 Teilen eines Filterkuchens, gewonnen nach Beispiel
1, Teil A (enthaltend eine solche Menge von Farbstoff, welche 10 Teilen des als
Ausgangsmaterial verwendeten 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamins äquivalent ist),
in400'Teilen reinem Wasser werden 20 Teile 50o/o-ige Natronlauge, 3 Teile Natriumhydrosulfit
und 5 Teile Calciumcyanid (Ca(CN)2) gegeben. Die erhaltene Mischung wird 20 Stunden
lang bei Zimmertemperatur belüftet. Nach Ablauf- dieser Behandlung ist die Lösung
nur noch sehr wenig gefärbt. Der ausgefällte Farbstoff wird durch Filtration abgetrennt,
getrocknet und gemahlen. Der Farbstoff färbt Baumwolle direkt aus einem wäßrigen
Natriumsulfidbad glänzend blau,- ähnlich der Ausfärbung des nach Beispiel 1, Teil
B, erhaltenen Blau. Wird. das Verfahren ohne die Zugabe von Calciumcyanid wiederholt,
so ergeben sich Ausfärbungen von einem erheblich matteren Blau.
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Beispiel 3 Zu 530 Teilen einer Sulfurierungsmasse, gewonnen aus 40
Teilen 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin, ähnlich dem Beispiel 1, Teil A, werden
40; Teile einer 50o/o:igen Natronlauge gegeben. Die Mischung wird etwa 15 Minuten
lang auf 95 bis 100-° C erhitzt. Dann werden 100 Teile kalkfreies Natriumchlorid
und 80 Teile Ammoniümsulfat zugegeben. Der Farbstoff fällt aus, wird bei 50° C abfiltriert
und mit 1100 Teilen 15'°/oiger wäßriger Natriumchloridlösung gewaschen, bis er frei
von Polysulfid ist.
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Der gewaschene Filterkuchen wird in reinem Wasser aufgeschlemmt und
auf ein Volumen von etwa 1600 Teilen verdünnt. Zur Aufschlemmung werden 40 Teile
festes Kaliumhydroxyd, 12 Teile Natriumhydrosulfit und 26,5 Teile Kaliumcyanid gegeben.
Das Gemisch wird bei Zimmertemperatur 18 bis 19 Stunden langbelüftet, sodann werden
250 Teile kalkfreies Kochsalz zugegeben. Der vollkommen ausgefällte Farbstoff wird
abfiltriert, getrocknet und gemahlen. Er ist ein Leukoderivat des Schwefelfarbstoffes,
gewonnen nach Beispiel 1, Teil B. Er färbt Baumwolle aus einem wäßrigen Natriumsulfidbad
in olivgrünen Tönen; welche an der Luft rasch oxydierend ein Blau liefern, dessen
Glanz den Färbungen des Farbstoffs entspricht, der nach Beispiel 1, Teil B, gewonnen
wird.
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Wird die Cyanidbehandlung oder die Belüftung unterlassen, so stellt
das erhaltene Produkt kein Leukoderivat des Farbstoffes, sondern den direkten Farbstoff
selbst dar, welcher Baumwolle aus wäßrigen Natriumsulfidbädern mattblau färbt. Beispiel
4 Das Leukoderivat eines Farbstoffes, der mit dem nach Beispiel 3 gewonnenen identisch
ist, wird auch erhalten, wenn man Natriumcyanid und Natriumhydroxyd an Stelle von
Kaliumcyanid und Kaliumhydroxyd nach Beispiel 3 verwendet.
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Beispiel 5 In- einen Kessel, ähnlich dem nach Beispiel 1 verwendeten,
wird eine Mischung von 150 Teilen Wasser, 130;5 Teilen 500/0iger Natronlauge und
122 Teilen gemahlenem Schwefel gegeben. Es wird erhitzt, um eine Polysulfidlö.sung
zu gewinnen. Der so erhaltenen Lösung werden 0,1 Teile des nach Beispiel 1 verwendeten
sulfonierten Mineralöls zum Zwecke der Verhinderung der Schaumbildung und
0,05 Teile sulfoniertes Rizinusöl sowie außerdem 30 Teile 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin
im Verlauf einer halben Stunde zugegeben. In dieser Zeit wird die Temperatur auf
etwa 90° C gehalten. Die gewonnene Mischung wird bei 105° C unter Rückfluß erhitzt,
bis eine Probe auf das aus dem Diphenylaminderivat bestehende Ausgangsmaterial negativ
verläuft (etwa 16 Stunden). Sodann werden 22,5 Teile 500%ige Natronlauge und 50
Teile Natriumchlorid zugegeben. Es wird wiederum bei etwa 110° C 1/z Stunde lang
unter Rückfluß erhitzt und bei etwa 90° C abfiltriert. Der Filterkuchen wird
mit
570 Teilen 15o/oiger wäßriger Natriumchloridlösungvon Polysulfiden reingewaschen.
Der gewaschene Filterkuchen wird mit 1200 Teilen Wasser aufgeschlemmt und die Aufschlemmung
zwecks Zerstörung der Sulfide 21/2 Stunden belüftet. Es werden dann 10 Teile Natriumcyanid
und 60 Teile 50o/oige Natronlauge zugegeben, und die Mischung wird etwa 20 Stunden
lang bei Zimmertemperatur belüftet. (Nach Ablauf von 17 Stunden ist die Mischung
gegenüber Brilliantgelb nicht mehr alkalisch, so daß 15 Teile 501%ige Natronlauge
zur Wiederherstellung der Alkalität zugegeben werden.) Um den Farbstoff auszufällen,
werden 180 Teile gewöhnliches kalkfreies Kochsalz zugegeben. Dieser wird filtriert,
getrocknet und gemahlen. Er färbt Baumwolle direkt glänzend blau aus einem Natriumsulfidbad.
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Ein in derselben Weise, aber ohne die Anwendung von Natriumcyanid
gewonnener Farbstoff färbt Baumwolle ebenfalls blau, jedoch nicht glänzend, sondern
matt.-Beispiel 6 147 Teile 49o/oige Natronlauge und 125 Teile gemahlener Schwefel
werden etwa 1 Stunde lang auf 100 bis 105° C erhitzt. Zu der so gewonnenen Polysulfidlösung
werden bei 100 bis 105° C 100 Teile Natriumcarbonat und 30 Teile 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin
unter Rühren zugegeben. Die gerührte Mischung wird bei gewöhnlichem Druck am Rückfluß
gekocht, bis eine Probe auf 2,4-Dinitro-4'-hydroxydiphenylamin negativ verläuft
(etwa 21/z Stunden). Die Temperatur wird sodann auf 125° C erhöht. Das Reaktionsgemisch
wird mit Wasser auf 1000 Volumteile verdünnt, und nach Zugabe von 50 Teilen Natriumcarbonat
bei 80 bis 90° C belüftet, bis der Farbstoff vollkommen ausgefällt ist. Die Ausfällung
wird abfiltriert, und der Filterkuchen wird gewaschen, und zwar zunächst mit 1000
Teilen Wasser und dann mit 550 Teilen einer 15o/oigen wäßrigen Natriumchloridlösung.
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Der Filterkuchen wird in 500 Teilen Wasser aufgeschlemmt, mit 16 Teilen
Natriumcyanid versetzt und 12 Stunden lang am Rückfluß gekocht. Während dieser Zeit
findet eine teilweise Lösung des Farbstoffes statt. Mit 120 Teilen Natriumchlorid
wird der Farbstoff ausgefällt. Er wird abfiltriert, mit 440 Teilen 15'°/oiger wäßriger
Natriumchloridlösung gewaschen, getrocknet und gemahlen. Der so erhaltene Farbstoff
ist das Leukoderivat eines Schwefelfarbstoffes. Eine Ausfärbung auf Baumwolle aus
einem Natriumsulfidbad ergibt ein Olivgrün, das bei Luftzutritt zu einem glänzenden
Blau wird.
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Wird das beschriebene Verfahren ohne Zugabe von Natriumcyanid wiederholt,
so wird ein direkter Farbstoff erhalten, der eine Ausfärbung von matterem Blau auf
Baumwolle ergibt.
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Beispiel 7 Das Verfahren nach Beispiel 6 wird mit den nachstehend
ausgeführten Änderungen der Cyanidbehandlung wiederholt. Die Aufschlemmung wird
bei 25° C 2 bis 4 Stunden einer Oxydationsbehandlung mit 20 bis 30- Teilen 30o/oigem
Wasserstoffsuperoxyd unterworfen. Diese Zugabe kann vor oder nach der Cyanidbehandlung
erfolgen. Die Menge des Natriumcyanids wird auf 8 Teile vermindert und in einem
anderen Falle auf 32 Teile erhöht. In allen Fällen wird das Leukoderivat des nach
Beispiel 6 gewonnenen Farbstoffes erhalten, welches nach der Oxydation ein glänzendes
Blau auf Baumwolle ergibt.