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Ungewebter Faserstoff Das Herstellen ungewebter Stoffe aus einem Vlies
mit ausgerichteten Fasern, beispielsweise einem Krempelvlies, durch lockere Bindung
der Fasern mit Hilfe von Bindemitteln an bestimmten, voneinander getrennten, über
die Bahnfläche verteilten Stellen ist bekannt. Diese Stoffe besitzen jedoch keine
ausreichende Festigkeit und haben keinen guten Griff, d. h., sie sind nicht genügend
weich und geschmeidig. Ein großer Bindemittelgehalt vergrößert zwar die Festigkeit
des Stoffes, beeinträchtigt aber auf der anderen Seite seine Weichheit und seinen
Griff. Die Stoffe haben zwar eine relativ gute Festigkeit in Längsrichtung, d. h.
in der Faserrichtung, sind aber verhältnismäßig schwach in Querrichtung.
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Diese Schwierigkeiten hat man dadurch zu umgehen versucht, daß man
einmal den Bindemittelanteil vergrößert hat, um die Festigkeit des Stoffes zu erhöhen.
Andererseits hat man aber versucht, den Bindemittelgehalt zweckmäßig so zu verringern,
daß man einen Stoff mit gutem Griff und von besonderer Weichheit erhält. So besitzt
beispielsweise ein bekannter Faserstoff voneinander unabhängige, im Abstand angeordnete
Stellen von Bindemittel, die etwa 50 bis 60°/o der Oberfläche des Stoffes einnehmen.
Dieser Stoff mit seinen in verhältnismäßig engem Abstand angeordneten, kreisförmigen
oder sechseckigen, massiven Bindemittelflächen fühlt sich aber hart an, besitzt
nur eine verhältnismäßig geringe Saugfähigkeit, geringe Elastizität, Weichheit und
keine textilähnlichen Eigenschaften.
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Ferner ist es bekannt, gekrempelte Faservliese durch Aufbringen von
Bindemittel und Zusammenpressen der Fasern an den Bindemittelstellen zu verfestigen.
Die Aufbringung des Bindemittels geschieht in Form von längs und quer zum Vlies
verlaufenden Linien. Diese Stoffe besitzen ebenfalls nur eine sehr geringe Ausdehnungsfähigkeit
infolge ihres zusammenhängenden Bindemittelmusters und relativ schlechte Textilstoffeigenschaften,
wie Faltenwurf, Elastizität, Bruchdehnung usw., und neigen daher bei Beanspruchung
in Querrichtung zum Reißen oder zur Bildung von Löchern.
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Gegenstand der Erfindung ist ein ungewebter Stoff, dessen Fasern vorwiegend
in einer Richtung ausgerichtet und miteinander durch ein stellenweise in Form eines
Musters aufgebrachtes Bindemittel verbunden sind, wobei die einzelnen Bindeflächen
oder -punkte voneinander durch im wesentlichen unverbundene Faserlängen getrennt
sind. Das Bindemittelmuster besteht aus langgestreckten Segmenten, die zur Richtung
der Faserorientierung schräg geneigt und gegebenenfalls gleichmäßig in sich überdeckenden
Gruppen oder Reihen senkrecht übereinander, beispielsweise grätenartig, angeordnet
sind. Die Bindemittelsegmente benachbarter Reihen können sich in einem Ausmaß von
wenigstens 0,05 cm überdecken. Ferner können die Bindemittelsegmente einer Reihe
zu den Segmenten einer benachbarten Reihe entgegengesetzt geneigt sein, und die
Länge der Segmente kann wenigstens das Doppelte ihrer Breite betragen. jede Faser
des Stoffes ist im allgemeinen mit wenigstens drei Segmenten ein und derselben Reihe
oder benachbarter Reihen verbunden.
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Durch die erfindungsgemäße Anordnung der Bindemittelfiguren wird eine
dem »Parallelogramm der Kräfte« entsprechende Wirkung bei der Querdehnung des Stoffes
erzielt, wodurch die Querelastizität und die Querfestigkeit des Stoffes gegenüber
den bekannten Stoffen im wesentlichem Maße verbessert und dem ungewebten Stoff die
Eigenschaften gewebter Textilstoffe, wie Weichheit, Faltenwurf, Griff, Knitterfestigkeit,
Biegsamkeit und Fülle, verliehen werden. Der ungewebte Stoff ist nicht verformbar
und geht nach Querdehnung wieder in seinen Ausgangszustand zurück.
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Die erfindungsgemäßen ungewebten Stoffe finden infolge ihrer geringen
Herstellungskosten im Vergleich zu gewebten oder gewirkten Textilstoffen für Erzeugnisse
zum einmaligen Gebrauch, beispielsweise zur Herstellung hygienischer Binden, chirugischer
Verbände, Servietten, Handtücher, Taschentücher, Futterstoffe u. dgl., ausgedehnte
Verwendung.
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Zur Herstellung des Stoffes werden zweckmäßig Vliese verwendet, deren
Fasern vorwiegend in einer
Richtung ausgerichtet sind, wie man sie
auf einer Krempel erhält. Als Fasern kommen die üblichen Textilfasern oder deren
Gemische in Betracht, die eine durchschnittliche Stapellänge von 12,7 bis 63,5 mm
besitzen. Das Gewicht der lose miteinander verbundenen Fasern des Faserflors liegt
etwa zwischen 7,75 und 311 g/m2, wenn die Faserbahn von der Krempel kommt. Etwa
70 bis 90°/o- der Fasern sind ausgerichtet und liegen einander parallel in Maschinenrichtung,
während etwa 10 bis 30°/o der Fasern urigerichtet sind. Es können aber auch Vliese
mit urigerichteten Fasern verwendet werden.
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Der Faserflor wird einem Bindungsverfahren unter Verwendung von Natur-
oder Kunstharzen unterworfen, um die einzelnen Fasern miteinander zu binden oder
zu verkleben, und es wird ein urigewebter Stoff erhalten, der die Nachteile der
bekannten Stoffe nicht aufweist und folgende Eigenschaften hat: 1. Hohen Elastizitätsgrad
(d. h. augenblickliche Erholung oder »Zurückschnappen«) bei Beanspruchung in Querrichtung;
2. hohes sekundäres Kriechen (d. h. latente Erholung im Laufe der Zeit), nachdem
der Stoff in Querrichtung beansprucht ist; 3. hohen Anfangselastizitätsmodul in
Querrichtung; 4. hohe Bruchdehnung in Querrichtung; 5. gute Querfestigkeit; 6. hohe
Querdehnung; 7. ausgezeichnete textilähnliche Eigenschaften, z. B. Weichheit, Biegsamkeit,
Knitterfestigkeit und Fülle, und B. dreidimensionales, wollartiges Aussehen bei
Aufhebung einer zeitweiligen Verformung senkrecht zur Faserrichtung.
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Die einzelnen Bindemittelflächen oder -bereiche und die Fasern, aus
denen die Bahn besteht, stehen in einem solchen Verhältnis zueinander, daß sie in
einer neuen, elastischen oder federähnlichen Art aufeinanderwirken, wenn der Stoff
in Querrichtung beansprucht wird. Dank dieser elastischen Wechselwirkung werden
dem Stoff die vorgenannten Eigenschaften verliehen.
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Zweckmäßig haben die langgetreckten Bindemittel-oder Klebstoffflächenbereiche
gleichmäßige, aber nicht unbedingt identische Gestalt und Abmessungen und sind auf
dem Vlies gleichmäßig in einem versetzten Muster angeordnet, das sich quer zu der
Gesamtbreite des Vlieses und in Querrichtung zur Maschinenrichtung bzw. Richtung
der Faserlage erstreckt. Die langgestreckten Flächen sind so angeordnet, daß ihre
Hauptachsen zur Faserlage oder -richturig geneigt sind, sie sind in einer Serie
sich überdeckender Gruppen oder Reihen angeordnet, die zueinander und bevorzugt,
aber nicht notwendigerweise, zu der Faserrichtung parallel liegen. In jedem Fall
ist das gesamte Verteilungsmuster des Bindemittels oder Klebstoffs so gewählt, daß
in der Überdeckungszone jede zur Richtung der Faserorientierung parallel verlaufende
Linie durch wenigstens drei geneigte, miteinander verbundene, langgestreckte Bindemittelflächen
in einem Abstand längs dieser Linie verläuft, die gleich der Durchschnittslänge
der Fasern ist, aus denen das Vlies besteht. Die parallelen Fasern mit durchschnittlicher
Länge oder größerer Überdeckungsfläche sind deshalb in der Hauptsache durch wenigstens
drei geneigte, langgestreckte Bindemittelflächen gebunden, von denen zwei vorwiegend
in einer Gruppe oder senkrechten Reihe liegen, während die dritte zwischen den ersten
beiden Flächen angeordnete Fläche vorwiegend in einer überdeckenden, parallelen
Gruppe oder Reihe liegt.
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Die Erfindung wird an Hand der Zeichnungen beschrieben. Es zeigt Fig.
1 im Grundriß und in vergrößertem Maßstabe einen lockeren Teil eines urigewebten
Faserstoffes, der ein Bindemittel- oder Verklebungsmuster gemäß der Erfindung hat,
Fig.2 eine vergrößerte Ansicht eines Teils des Stoffes nach Fig.1, wenn er in Querrichtung
zur Faserorientierung gedehnt ist, Fig.3 eine Draufsicht eines Stoffteiles in etwa
natürlicher Größe mit einem Verklebungsmuster gemäß der Erfindung; das Muster besteht
aus einer Querschraffierung, Fig. 4 eine ähnliche Ansicht in nahezu natürlichem
Maßstab, die die Anordnung eines ähnlichen Bindemittelmusters mit kürzeren Segmenten
zeigt, Fig.5 eine Draufsicht angenähert in natürlichem Maßstab, die einen Teil eines
Stoffes darstellt, der mit einer Abänderung des Bindemittelmusters nach den Fig.
3 oder 4 versehen ist, wobei die parallelen Säulen der Binderflächen in bezug auf
die Richtung der Faserorientierung geringfügig geneigt sind, Fig.6 in vergrößertem
Maßstab eine Draufsicht eines Stoffteiles, der eine abgeänderte Ausführungsform
des Bindemittelmusters besitzt, das gerade Linien mit dazu schräg verlaufenden Endteilen
aufweist, Fig. 7 eine ähnliche Ansicht in vergrößertem Maßstab, die eine andere
abgeänderte Form der einzelnen Binderflächen zeigt, die aus S-förmig gebogenen Linien
bestehen, Fig. 8 eine ähnliche Ansicht in vergrößertem Nfaßstab, die wiederum eine
andere abgeänderte Ausführungsform der Binderflächen zeigt und hohle und ovale Binderflächen
erkennen läßt, Fig. 9 eine ähnliche Ansicht in vergrößertem Maßstab, die eine weitere
geometrische Abwandlung der Binderflächen zeigt und volle rhombusförmige Flächen
oder -bereiche aufweist, die in hohlen rhombusförmigen Flächen oder -bereichen angeordnet
sind, Fig. 10 in vergrößertem Maßstab eine ähnliche Ansicht einer weiteren geometrischen
Abwandlungsform, wobei die einzelnen Binderflächen aus hohlen rhombusförmigen Flächen
bestehen, die mit schräg verlaufenden Endteilen versehen sind, Fig. 11 eine ähnliche
Ansicht in vergrößertem Maßstab, die eine andere geometrische Abänderungsform zeigt,
in der die Binderflächen aus Kreisen bestehen, die mit entgegengesetzten, radialen
Verlängerungen oder Enden versehen sind, Fig. 12 eine Mikrophotographie, welche
die Oberfläche eines gemäß Fig.2 gebundenen Stoffes darstellt, wobei sich der Stoff
in lockerem oder schlaffem Zustande befipdet, und Fig. 13 eine Mikrophotographie
des in Fig. 12 gezeigten Stoffes, wenn er gleichmäßig einer Spannung in Querrichtung
zur Faserorientierung unterworfen ist.
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Fig. 1 zeigt ein stark vergrößertes Stück des Stoffes in lockerem
oder schlaffem Zustand, während Fig.2 ein Stück desselben Stoffes darstellt, wenn
er in Querrichtung gedehnt ist. Wie in Fig. 1 dargestellt, besteht der Stoff im
wesentlichen aus parallel angeordneten Fasern 10, die durch ein Muster gleichmäßig
versetzter länglicher und geneigter Binderflächen 11, 12, 13, 14, 15, 16 und 17
miteinander verbunden sind, mit denen der Vlieskörper stellenweise getränkt oder
durchdrungen ist und die voneinander durch im wesentlichen nicht gebundene Faserlänge
getrennt sind.
Die länglichen Flächen oder Bereiche mit der Länge
L und der Breite LV sind zweckmäßig gleichmäßig in sich überdeckenden Reihen oder
Säulen I7, N und O angeordnet, die eine Breite X haben, wobei die Überdeckungsbreite
mit b bezeichnet ist. Die Längsflächen in einer Säule (z. B. 1I) sind gegen die
Richtung der Faserorientierung unter einem Winkel a geneigt, während sie in einer
überdeckenden Säule (z. B. N) unter einem Winkel ß geneigt sind, der zweckmäßig
dem Winkel a entspricht, jedoch in entgegengesetzter Richtung. Der Säulenabstand,
d. h. die senkrechte Entfernung zwischen den länglichen Binderflächen längs der
parallelen Fasern ist mit Y bezeichnet. Der kürzeste Abstand zwischen benachbarten
Flächen ist mit C bezeichnet.
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Wenn der Stoff nach Fig. 1 in Querrichtung beansprucht wird, sucht
sich jede Binderfläche unter der Voraussetzung der in Fig.2 veranschaulichten Beziehung
so zu bewegen, daß die Formänderung oder Beanspruchung abgeschwächt wird. Die Neigungswinkel
ä und ß' der länglichen Fläche sind größer als vorher, ebenso wie die Breite X'
der sich überschneidenden Säulen. Andererseits sind der Säulenabstand Y' zwischen
den länglichen Flächen in einer gegebenen Säule, das Ausmaß der Überschneidung b'
zwischen sich überschneidenden Säulen und der kürzeste Abstand c' zwischen benachbarten
länglichen Flächen jeweils geringer als vorher.
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Die in der Mitte befindliche Binderfläche 12 in Fig.2 ist einer ungleichen
Kräfteverteilung an ihrem Außenrand ausgesetzt. Mit anderen Worten, die auf diese
Fläche (und jede angrenzende Fläche) wirkenden Kräfte sind jetzt unsymmetrisch.
Die Längen der Fasern 19 zwischen den mittleren Teilen der länglichen Flächen 12
und 14 sind gekrümmt, zusammengezogen oder gekräuselt oder aus der ursprünglichen
Bahnebene herausgebogen und suchen infolge ihres Bestrebens, sich wieder geradezurichten,
die verbundenen Flächen 12 und 14 auseinanderzudrücken.
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Die ursprünglich lockeren, nunmehr als Scharnier oder Gelenk wirkenden
Fasern in dem Band b, welche die angrenzenden Enden der benachbarten Flächen oder
Bereiche verbinden, stehen unter ungleichen Zug-oder Druckkräften, wie in Fig. 2
durch die straff gespannten Fasern 30 und die gekrümmten Fasern 31 schematisch veranschaulicht
ist. Als Ergebnis der asymmetrischen Verteilung dieser Zug- und Druckkräfte ist
die Binderfläche 12 einem Drehmoment längs seiner größeren Achse unterworfen. Dieses
Drehmoment, das mit verschiedenen anderen am Rande der Binderfläche 12 asymmetrisch
wirkenden Kräften gekoppelt ist, sucht einer weiteren Verformung des Stoffes zu
widerstehen, und wenn die Beanspruchung nachläßt, werden die Fläche 12 und die angrenzenden
Flächen in ihre ursprüngliche Ausgangslage zueinander gebracht, wie in Fig. 1 dargestellt
ist.
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Die nachfolgenden Ausführungen dienen der genauen Beschreibung der
Faktoren, die die wichtigen Eigenschaften des Stoffes hervorrufen. 1. Faktor zur
Beeinflussung der Festigkeit Gemäß Fig. 1 und 2 ist das Band der Faserlängen in
der Überschneidungsfläche b stark und biegsam und wird durch die Mittelteile der
länglichen Harz-oder Binder$ächen zusammengehalten. Da die Faserbandfestigkeit durch
Vergrößerung des Ausmaßes der Überdeckung oder Überschneidung b erhöht werden kann,
hängt die Festigkeit des Materials zum Teil von dem Grad der Überdeckung b ab. Schließlich
hängt auch die Querfestigkeit von der Festigkeit des Mittelteils jeder länglichen
Fläche ab, so daß diese Bänder unter Beanspruchung zusammengehalten werden, wobei
eine geeignete Überdeckung vorausgesetzt ist.
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Innerhalb bestimmter Grenzen sucht jeder die Überdeckung vergrößernde
Faktor die Querfestigkeit zu erhöhen. Der Grad der Überdeckung (in den Fig. 1 und
2 mit b bezeichnet) darf nicht kleiner als ungefähr 0,51 mm sein und soll bevorzugt
zwischen etwa 1,02 und 1,53 mm liegen. Die Überdeckung kann natürlich dadurch vergrößert
werden, daß die Länge der länglichen Flächen vergrößert wird, ohne ihre Mittenabstände
zu ändern, beispielsweise dadurch, daß die Flächen durch schräge Verlängerungen
oder Enden fortgesetzt werden, wie es in den Fig. 6, 7, 10 und 11 dargestellt ist,
wobei die Verlängerungen erforderlichenfalls quer zur Faserrichtung geneigt sind,
um eine maximale Überdeckung entsprechend der Menge des verwendeten Bindemittels
zu erreichen. Ein anderes Hilfsmittel zur Vergrößerung der Überdeckung oder Überschneidung
besteht darin, zwischen benachbarten, geneigten Segmenten ein horizontal angeordnetes,
versetztes oder »Überlappungssegment«, scharnier- oder gelenkartig mit den geneigten
Segmenten verbunden, zwischenzuordnen. Eine weitere Vergrößerung der Überdeckung
über angenähert 1,02 mm hinaus, scheint die Querfestigkeit im wesentlichen nicht
zu erhöhen, da, allgemein ausgedrückt, bei diesem Überdeckungsgrad der Überdeckungsbereich
(wie manche Verbindungsstellen, Fugen oder Gelenke in einem Skelettsystem) den stärksten
Teil des Stoffes bildet, wenn dieser in Querrichtung beansprucht wird.
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Um die innere Festigkeit der Binderflächen zu erhöhen, kann die Breite
W der länglichen Fläche (d. h. ihre kleinere Achse) angrenzend an die Überdeckungszone
in dem Mittelteil der Fläche vergrößert werden, so daß W größer an der Mitte der
Fläche als an ihren Enden ist. Eine Anzahl geometrischer Abänderungen der einzelnen
Längsflächen zur Vergrößerung der kleineren Achse am Mittelteil ergibt sich leicht
von selbst. Einige dieser Abänderungen sind in Fig. 8 (hohle, ovale Flächen), Fig.9
(voller Rhombus in hohlen rhombusförmigen Flächen), Fig. 10 (hohle Rhombusflächen
mit schrägen Enden) und Fig. 11 (hohle Kreise mit radial verlaufenden Enden) dargestellt.
Es können andere Variationen ohne Schwierigkeiten vorgenommen werden. 2. Faktoren
zur Beeinflussung der Dehnung Die Dehnung des Stoffes unter Beanspruchung wird durch
die zwischen den Bindeflächen liegenden Abstände X, Y und C und durch die
Winkel a und ß bewirkt, unter denen die länglichen Flächen zu der Faserrichtung
geneigt sind. Um eine bestimmte Festigkeit zu erhalten, kann man die Dehnungseigenschaften
durch Änderung dieser Zwischenabstände und der Neigungswinkel vergrößern oder vermindern.
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3. Faktoren zur Beeinflussung der gesamten Bruchdehnung Diese Eigenschaft
ist ausgedrückt durch die Kraft, die zum Bruch des Materials erforderlich ist. Diese
Kraft ist angenähert gleich einhalb Bruchlast mal Dehnung. Im allgemeinen werden
die bekannten Stoffe entweder durch hohe Festigkeit und geringe Dehnungsfähigkeit
oder geringe Festigkeit und hohe Dehnungsfähigkeit gekennzeichnet. Beides ergibt
einen verhältnismäßig kleinen und angenähert gleichen
Bruchdehnungswert.
Die Erfindung führt zu einer wesentlichen Vergrößerung des Bruchdehnungswertes durch
Erzielung eines geeigneten Gleichgewichts zwischen der Querfestigkeit und der Dehnung.
Diese besondere Eigenschaft ergibt sich aus den Faktoren, die die beiden in den
vorhergehenden Abschnitten erörterten Eigenschaften bewirken.
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4. Faktoren zur Beeinflussung des Elastizitätsgrades Bei der Querdehnung
des erfindungsgemäßen Stoffes verringert sich der Abstand 1'" zwischen den Binderfläche:l,
und das Gelenkband b der »verknorpelten Fasern« wird der Breite nach deformiert
(Fig. 2). Die Verkleinerung des Abstands Y der Binderflächen innerhalb einer Bindemittelmusterreihe
bewirkt eine Falte oder Runzel oder Verbiegung der Fasern, die zwischen den Längen
X-2 b der zwei angrenzenden Bindeinittelflächen in einer Reihe liegen. Beim Aufhören
der Beanspruchung suchen diese verzogenen oder gekräuselten Fasern 19, die hauptsächlich
oberhalb und unterhalb der eigentlichen Bahnebene liegen, die Binderflächen in ihre
ursprüngliche Lage zurückzuziehen. Die Größe dieser Kraft hängt hauptsächlich von
dem Abstand X-2 b ab, da dieser die Anzahl der so verzogenen Fasern bestimmt.
In dem Faserband, das jetzt in eine Zickzacklage verschoben ist, bewirkt die Neigung
der Binderflächen eine ungleiche Beanspruchungsverteilung, wobei sich der Neigungswinkel
zu verkleinern sucht und dadurch eine ungleiche Spannungsverteilung auf der einen
oder der anderen Seite des »Faserscharniers« oder der »Kreuzsehne« b bewirkt wird.
Diese ungleiche Verteilung der Kräfte in dem Fasergelenk bei einer Beanspruchung
bewirkt die Entstehung eines Drehmomentes an den Enden der länglichen Harzfläche,
das bestrebt ist, die Enden dieser Fläche aus der Stoffebene zu drehen. Diese zwischen
benachbarten Bindemittelflächen liegende Faserfläche hat die Wirkung einer Feder,
wobei der Abstand C die Länge der Feder angibt, der Abstand b der Breite der Feder
entspricht und die Neigungswinkel a und ß dem Drehmoment oder der unsymmetrischen
Kraftverteilung proportional sind, das bzw. die in der Feder entsteht. Demgemäß
wird die Elastizität zum Teil durch die Länge L der länglichen Binderfläche, den
Abstand X-2, die Überdeckung b, den Spielraumabstand c und die Neigungswinkel a
und ß der Binderflächen beeinflußt. Für die optimale Elastizität muß die größere
Achse L der länglichen Flächen zweckmäßig wenigstens Sechs-oder siebenmal so groß
wie die kleine Achse TV sein, um X-2 b zu vergrößern, und außerdem
müssen die Winkel a und ß zweckmäßig zwischen ungefähr 30 und 60', z. B. bei ungefähr
45°, liegen. 5. Textileigenschaften Diese Eigenschaften, wie Biegsamkeit, Faltenwurf,
Knitterfestigkeit, Weichheit und Fülle des Stoffes, werden durch Vergrößerung der
Flächen zwischen den Bindemittelbereichen, d. h. durch Vergrößerung der Abstände
X, Y und C, oder durch Verkleinerung der Flächenabmessungen L und fY, d. h. durch
Verkleinerung des Verhältnisses der von dem Bindemittel bedeckten Fläche zu der
seitlichen, nicht bedeckten Oberfläche. erhöht. Dieses Verhältnis stellt natürlich
einen Hauptfaktor dar, wodurch eine besondere Weichheit und Festigkeit, ein Dehnungsvermögen,
eine Bruchdehnungsfestigkeit und Elastizität erhalten werden. Allgemein ausgedrückt,
die gewünschten Textileigenschaften werden bis zu einem gewissen Grade nur dann
erhalten, falls nicht wesentlich mehr als etwa 3511/e der neben den Binderflächen
liegenden Seitenfläche des Vlieses gebunden ist. Durch Anwendung des erfindungsgemäßen
Bindemittelmusters ]>raucht nur sehr wenig Bindemittel verwendet zu werden, d. h.,
die gebundenen Flächen oder Bereiche nehmen ungefähr 10 bis 25°/c der gesamten Fläche
des Vlieses oder der Bahn ein.
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Die Fig. 3, 4 und 5 zeigen Draufsichten auf Stoffe, die angenähert
dem natürlichen Maßstab entsprechen. Das Bindemittelmuster ist »quer schraffiert«
angeordnet; diese Anordnung stellt eine zweckmäßige Ausführungsform der Erfindung
dar, wie im Zusammenhang mit den Fig. 1 und 2 erörtert wurde.
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In Fig.3 überdecken oder überschneiden sich die schrägen Linien in
Richtung der Faserorientierung und auch in horizontaler Richtung. In Fig. 4 sind
jedoch bindemittelfreie Streifen zwischen den horizontal angeordneten Reihen der
schrägen Reihen vorhanden, d. h., es tritt keine »Überdeckung« in horizontaler Richtung
auf. Die schrägen Reihen der Binderstellen der Fig.4 sind kürzer und dichter zusammengefügt
als die Reihen der Fig. 3.
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In Fig. 5 überdecken sich die Reihen (z. B. 1I und N), obgleich
sie parallel verlaufen, nicht wesentlich wie in den Fig. 1 bis 4. Jedoch ist eine
Überdeckung b zur Richtung der Faserorientierung dann vorhanden, wenn die Reihen
.1I und IV schräg zur Faserrichtung geneigt sind.
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In Fig. 6 bestehen die geneigten länglichen Binderflächen aus Stäben
11 und 12, von denen jeder verlängerte Enden 20 hat, die senkrecht zu der Faserlage
verlaufen und dadurch zur Vergrößerung der Oberdeckung b beitragen.
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In Fig. 7 bestehen die geneigten Bindemittelflächen aus Integralzeichen
oder S-förmigen Kurven 11 und 12, deren Enden nach der Horizontalen geneigt sind,
wodurch die wirksame Überdeckung b vergrößert wird.
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Die Fig. 8 bis 11 veranschaulichen verschiedene Arten von Bindemittelfiguren
zur Vergrößerung der Breite des Mittelabschnitts der geneigten länglichen Bindemittelflächen.
In Fig. 8 sind die Flächen oval ausgebildet, wobei die größeren Achsen in Winkeln
a und ß geneigt sind. In Fig. 9 sind die Flächen rhombenförmig, wobei ihre größeren
Achsen unter den Winkeln a und ß geneigt sind.
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In Fig. 10 ist die Festigkeit quer zu der Mitte der Binderfläche erhöht,
und die Menge des Bindemittels ist durch Verwendung hohler Rhomben vermindert. Die
»Überdeckung« wird zusätzlich durch die seitlichen Verlängerungen 20 vergrößert.
In Fig. 11 wird eine größere Festigkeit an der Flächenmitte durch den ringförmigen,
mittleren Hauptteil 11 erreicht. Entgegengesetzt zueinander gerichtete, radial
verlaufende Endteile 20 geben einer sonst vollständig symmetrischen Figur eine größere
und kleinere Achse, wobei die erstgenannte um die Winkel a und ß geneigt ist. Die
Enden 20 dienen zur Vergrößerung der Überdeckung b, während die asymmetrischen Stellungen
der Flächen relativ zu der Richtung der Faserorientierung die Elastizität des Stoffes
ergeben.
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Die Fig. 12 und 13 stellen Mikrophotographien dar, die einen Stoff
zeigen, der wie in Fig. 3 gebunden ist. Fig. 12 zeigt den Stoff in lockerem oder
nicht beanspruchtem Zustand, während Fig. 13 denselben Teil des Stoffes in einem
Spannungszustand quer zur Faserrichtung zeigt. Die Bildung der sehr kleinen »Polster
oder Pfannen« aus zusammengezogenen oder gekräuselten Fasern zwischen den Binderflächen
ist in dieser Figur sichtbar.
Die Herstellung des ungewebten Stoffes gemäß der Erfindung geschieht
durch Bedrucken und Trocknen ach bekannten Verfahren, wobei beliebige Binde-.nittel
Verwendung finden.
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In der vorstehenden Tabelle sind die technischen Daten einiger Stoffe
nach der Erfindung aufgeführt. Der verwendete Binder besteht aus einer wäßrigen
Emulsion von Polvvinylazetat. Das Grundvlies bestand aus einem hrempelflor von 2,11
g Seidenfasern mit 37,6 mm durchschnittlicher Stapellänge, wobei das Vlies ein durchschnittliches
Gewicht pro m2 vor dem Bedrucken hat, wie in der Tabelle wiedergegeben ist. Das
durchschnittliche Gewicht pro m2 nach dem Bedrucken ist ebenfalls in der Tabelle
angegeben.