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Mittel zur selektiven Unkrautbekämpfung Zur Bekämpfung von breitblättrigen
Unkräutern, beispielsweise in Getreidearten, ist ein große Anzahl von Verbindungen
bekanntgeworden, von denen mehrere praktische Bedeutung erlangt haben. Der Verbraucher
verfügt somit über eine Auswahl von bewährten Unkrautbekämpfungsmitteln, aus denen
er sich das für den jeweiligen Verwendungszweck geeignete Mittel aussuchen kann.
Die selektive Bekämpfung von Gramineen in Kulturen dikotyler Nutzpflanzen ist dagegen
mit größeren Schwierigkeiten verbunden und wird von seiten der Praxis als ein Problem
betrachtet, das bisher nicht in befriedigender Weise gelöst werden konnte. Daher
sind auch nur wenige Stoffe für diesen Zweck vorgeschlagen worden.
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Es wurde gefunden, daß die Chloralide folgender allgemeiner Formel
als selektive Unkrautbekämpfungsmittel besonders geeignet sind.
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In der allgemeinen Formel bedeutet R ein Wasserstoffatom, eine Alkylgruppe
mit bis zu 3 Kohlenstoffatomen, die ihrerseits durch Halogen substituiert sein kann,
oder einen Phenylrest, der seinerseits wiederum durch Halogen substituiert sein
kann.
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Die Verbindungen eignen sich in ausgezeichneter Weise zur Bekämpfung
von Gramineen in Kulturen dikotyler oder polykotyler Nutzpflanzen. Besonders ausgeprägt
sind diese Eigenschaften bei den Chloraliden der Glykolsäure, der Milchsäure, der
Trichlormilchsäure und der Mandelsäure.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Mittel stellen ausgesprochene Wurzelgifte
dar und kommen erst im Boden zur Wirkung, wenn sie von den Pflanzen mit Hilfe der
Wurzeln aufgenommen werden. Gibt man die Stoffe als Vorauflaufmittel, so wird zwar
in vielen Fällen die Keimung der Samen und das Auflaufen der Pflanzen nicht verhindert,
die jungen Gramineen kümmern jedoch und sterben ab, sobald sie zur Nahrungsaufnahme
durch die Wurzeln gezwungen sind. Gibt man die Mittel nach dem Auflaufen der Kulturen,
z. B. im Spritz- oder Stäubeverfahren, so werden die Grünteile auch der über die
Wurzel empfindlichen Pflanzen nicht geschädigt.
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Eine Reihe der zu schützenden Pflanzen besitzt in bestimmten Entwicklungsstadien
eine so hohe Empfindlichkeit einiger oberirdischer Teile, daß die bekannten, an
sich selektiven Mittel in diesen Fällen nur beschränkt eingesetzt werden können.
Da nun die genannten Chloralide überraschenderweise ganz allgemein die Grünteile
der Pflanzen ungeschädigt lassen, kann man diese Substanzklasse jederzeit und ohne
Rücksicht auf den Entwicklungszustand der Kulturen anwenden.
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Die erfindungsgemäß zu verwendenden Mittel sind praktisch wasserunlöslich
und besitzen bei Erhaltung ihrer herbiciden Eigenschaften eine genügend hohe Verweilzeit
im Boden. Andererseits ist die Wirkungsdauer zeitlich so begrenzt, daß bei Fruchtwechsel
Kulturpflanzen, die gegen die Chloralide empfindlich sind, nicht mehr geschädigt
werden.
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Schließlich können die obengenannten Chloralide in Mischung mit Stoffen,
die ihre Wirkungsbreite vergrößern, eingesetzt werden. Die Anwendung der Chloralide
geschieht am besten im Spritzverfahren in emulgierter oder suspendierter Form, vorteilhaft
vor dem Auflaufen des Saatgutes. Sie können jedoch auch, mit Inertstoffen verschnitten
oder zusammen mit Mineraldüngemitteln, im Streu- oder Stäubeverfahren ausgebracht
werden.
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Diese zuletzt genannten Stoffe sowie deren Herstellungsweise wurden
z. B. durch O. Wallach in Liebigs Annalen der Chemie, Bd. 193 (1878), S. 1 bis 61,
beschrieben.
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Beispiele 1. In Kisten von 50 cm Länge, 30 cm Breite und 8 cm Tiefe
wurde ein Gemisch aus 15 Gewichtsteilen Glykolsäure-chloralidund 85 Gewichtsteilen
Talkum in die oberste Erdschicht eingearbeitet. Die ausgebrachten Mengen entsprachen
den Aufwandmengen des Wirkstoffes in nachstehender Tabelle. Darauf folgte eine Reihensaat
von Hafer (Avena sativa), Gerste (Hordeum sativum), Weizen (Triticum vulgare) und
Zuckerrübe (Beta vulgaris). In der folgenden Tabelle ist der Schädigungsgrad der
aufgelaufenen Pflanzen nach 14, 21 und 28 Tagen enthalten,
wobei
0 ungeschädigt, gleich der Kontrolle und 5 Totalschädigung bedeutet.
Aufwandmenge Hafer Weizen Gerste Zucker- |
an Wirkstoff erbe |
Tage Tage - Tage Tage |
9 Im2 14 21'28 14 21 I 2 8
14 21128 14 i 21 I 2ß |
I I I |
1 ........... 3 ; 3 5 3 4 5 3 4 5 0 0 0 |
2 ........... 3 3 5 -1 45 4 45 |
3 ........... 3 4 5 4 4i5 44i5 |
Kontrolle .... 0 0 j 0 0 0 0 0 0 10 0 0
10 |
In einem Parallelversuch wurde ein Emulsionskonzentrat folgender Zusammensetzung:
Glykolsäure-chloralid : . . . . . . . . . . . . . . . . . 501)1, Lösungsmittel,
bestehend aus verschiedenen Estern aliphatischer Carbonsäuren
..... 270/,
Oxäthyliertes
Ricinusöl . . . . . . . . . . . . . . .
130/,
in Wasser emulgiert und analog
der beschriebenen Versuchsanordnung gespritzt. Es wurden dabei jeweils 100 g Wasser/m2
verwendet. Die Versuchsergebnisse entsprachen mit nur unbedeutenden Abweichungen
den Werten in obiger Tabelle.
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2. In derselben Versuchsanordnung wie im Beispiel 1 wurde Milchsäurechloralid
geprüft. Als weitere Testpflanze wurde Ackerbohne (-@icia faba) zugezogen. Bei einer
Aufwandmenge von 2 g Wirkstoff/m2 waren nach 28 Tagen Hafer, Weizen und Gerste abgestorben,
während die Zuckerrüben völlig ungeschädigt blieben. Die Ackerbohnen, die unter
den Dikotyledonen eine besonders hohe Empfindlichkeit besitzen, zeigten nur sehr
geringe Schädigungen, die sich wieder auswuchsen.
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3. Mandelsäure-chloralid wurde in Form eines Spritzpulvers folgender
Zusammensetzung: Wirkstoff .......................... 80 0/ 0 Natriumsulfat, sikk.
. . . . . . . . . . . . . . . . 12,00/, Kieselsäure......................... 5,5%
Stearinsäure-methyltaurinamid ....... 2,50(0 .
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in Wasser dispergiert und nach der im ersten Beispiel beschriebenen
Methodik im Vorauflaufverfahren ausgebracht. Darauf folgte eine Reihensaat von Gerste,
Hafer, Ackerbohne, Zuckerrübe und Möhre (Daucus carota). Bei einer Aufwandmenge
von 2 g Wirkstoff in 100 g Wasser/m2 waren nach 4 Wochen Weizen und Hafer totalgeschädigt,
während Ackerbohne, Zuckerrübe und Möhre keine Beeinträchtigung erkennen ließen.
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4. p-Chlormandelsäure-chloralid wurde als Paste folgender Zusammensetzung:
Wirkstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67,00/,
Wasser
................. ---- 30,5% Carboxymethylcellulose . . . . . . . . . . . . . .
0,50 ,/0 Stearinsäuretaurinamid . . . . . . . . . . . . . . 2,00110 und Trichlormilchsäure-chloralid
in Form folgenden Spritzpulvers Wirkstoff .......................... 70,00/0 Kieselsäure................:........
10,0% Kreide............................. 17,50%o Stearinsäuremethyltaurinamid
....... 2,5"/, in Wasser dispergiert und nach der im ersten und dritten Beispiel
beschriebenen Methodik ausgebracht: Bei beiden Mitteln waren in einer Aufwändznenge
von 2 g Wirkstoff/m2 nach 4 Wochen der Weizen vollständig abgetötet und der Hafer
stark geschädigt, während Ackerbohne, Zuckerrübe und Möhre verschont blieben. Bei
einer Aufwandmenge von 4,5 g/m2 wurden in demselben Zeitraum auch der Hafer totalgeschädigt,
während Zuckerrübe und Möhre weiterhin keine Beeinträchtigung erkennen ließen. Die
Ackerbohne erlitt nur sehr geringe Schädigung.