DE1043588B - Enterale UEberzugsmischungen - Google Patents
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Description
Enterale Überzugsmassen, die Medikamente gegen Magensekrete schützen, so daß sie unversehrt in den
Dünndarm geführt werden können, sind schon seit Jahren bekannt. Es ist häufig aus therapeutischen
Gründen erforderlich, Arzneimittel durch den Magen hindurchzuführen, ohne daß sie hier zersetzt werden oder
Reizwirkungen auf den Magen ausüben.
Wie aus der zahlreichen Literatur ersichtlich wird, ist auf diesem Gebiet viel gearbeitet worden. Trotzdem ist
das Problem bis heute noch nicht vollständig gelöst, und es ist keine Verbindung bekannt, die vollkommen zufriedenstellende
Resultate als darmlöslichen Überzug gibt.
In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Harze untersucht, die jedoch alle in der einen oder anderen
Hinsicht versagten. So sind z. B. Zein, Schellack, zahlreiche natürliche Gummiarten, Celluloseester und -äther
und zahlreiche synthetische Harze vorgeschlagen worden. Eines der vielversprechendsten von ihnen ist ein Cellulosederivat
mit freien. Carboxylgruppen, beispielsweise Celluloseacetatphthalat
(USA.-Patent 2 196 768).
Wie aus der beträchtlichen Zahl weiterer Patentschriften (USA.-Patentschriften 2 540 979 und 2 433 244)
ersichtlich ist, zeigt das Harz keine zufriedenstellenden Eigenschaften, wenn es allein verwandt wird. Ebenso wie
die anderen bekannten Überzugsmassen entspricht das Harz nicht den Anforderungen, die gegenwärtig in dem
allgemein anerkannten Testverfahren (das weiter unten beschrieben ist) an enterale Überzüge gestellt werden,
und zwar insbesondere dann nicht, wenn es eine gewisse Zeit gealtert ist. Dieses sowie andere bekannte Harze
zeigen den Nachteil, daß dünne Überzüge, die sich erst im oberen Darm auflösen sollen, schon vorher reißen oder
in der Magenflüssigkeit zersetzt werden und daß daher das Medikament schon im Magen in Freiheit gesetzt wird,
was unerwünscht ist.
Mit der schweizerischen Patentschrift 283 585 sind schon enterale Tablettenüberzugsmischungen bekanntgeworden, die neben einem Lösungsmittel ein in Wasser
schwer- bis unlösliches filmbildendes Polymerisat enthalten, denen ein Säuregruppen tragendes Polymerisat
zugemischt ist. Dieses Säuregruppen enthaltende Polymerisat hat die Aufgabe, die Löslichkeitseigenschaften
des Überzugs im Darmkanal zu variieren. Diese bekannten Mischungen können als weitere Zusatzmittel
noch inerte Füllstoffe enthalten, jedoch ist die Menge an diesen Füllstoffen verhältnismäßig hoch und kommt
etwa der der Kunstharzkomponenten gleich.
Die Erfindung betrifft enterale Überzugsmischungen für Arzneimittel, die ein im Magensaft unlösliches und
im Darm lösliches Harz und einen dem Harz gegenüber inerten Füllstoff enthalten, und sie ist dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllstoff im Harz gleichmäßig dispergiert ist und seine Menge etwa 1 bis 15 Gewichtsprozent/
Enterale Uberzugsmischungen
Anmelder:
Abbott Laboratories,
North Chicago, IU. (V. St. A.)
Vertreter:
Dr. G. W. Lotterhos und Dr.-Ing. H. W. Lotterhos,
Patentanwälte, Frankfurt/M., Lichtensteinstr. 3
Patentanwälte, Frankfurt/M., Lichtensteinstr. 3
Beanspruchte Priorität;
V. St. v. Amerika vom 16. Oktober 1952
V. St. v. Amerika vom 16. Oktober 1952
Albert Anthony Dallavis, Libertyville, 111.,
und Edward Stanley Stanish, Highland Park, 111.
und Edward Stanley Stanish, Highland Park, 111.
(V. St. Α.),
sind als Erfinder genannt worden
sind als Erfinder genannt worden
Vol. der Harzkomponente beträgt. Es hat sich nämlich gezeigt, daß man enterale Überzüge mit überraschend
guten Löslichkeitseigenschaften erhält, wenn der Zusatz an inerten Füllstoffen innerhalb der angegebenen Grenzen
gehalten wird. Da, wie weiter unten angegeben ist, die Menge an inertem Füllstoff von der Teilchengröße abhängt,
können gegebenenfalls die angegebenen Grenzwerte auch geringfügig überschritten werden.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmassen können in Form einer gleichmäßigen Schicht oder eines dünnen
Filmes auf feste oder halbfeste Arzneimittel in an sich bekannter Weise aufgebracht werden. Die Schutzschicht
ist dem Magensaft gegenüber beständig und ermöglicht, daß das Arzneimittel im Dünndarm schnell und gleichmäßig
in Freiheit gesetzt wird. Die Schutzschicht zeigt beim Altern keine wahrnehmbaren Änderungen und entspricht
mit sehr großer Gleichmäßigkeit den im gegenwärtig anerkannten Testverfahren an Überzüge gestellten
Anforderungen.
Als Harze kommen solche in Frage, die im Magensaft unlöslich sind, jedoch in den alkalischen oder nahezu
alkalischen Darmsekreten gelöst oder zerstört werden. Als Beispiel hierfür können die für diesen Zweck an sich
bekannten, natürlich vorkommenden Materialien, wie Schellack, Zein, Tolubalsam, gewisse Fettsäuren und
Wachse, zitiert werden. Neuerdings werden besonders synthetische Harze verwendet, welche der Natur des
Harzes entsprechend variieren. Zu ihnen gehören die
«09 678/373
Polyvinylacetate und die Polyvinylphthalate, wie die
Celluloseester und -äther, und die Copolymeren der organischen Anhydride mit Vinylgruppen, wie Styrol.
Häufig verwendete enterale Harze sind Cellulosederivate mit freien Carboxylgruppen. Diese Harze sind in den
USA.-Patenten 2196 768, 2093 462 und 2 093 364 beschrieben.
Die für den vorgesehenen Zweck bekanntesten Verbindungen dieser Klasse sind Celluloseacetatphthalat
und Cellulosepropionatphthalat.
Mit »inerten mineralischen Feststoffen« sind Stoffe gemeint, welche weder mit dem Überzugsharz noch mit
demMedikamentreagierenundim Magensaft unlöslich sind, wie z. B. Talkum, Fullererde, Diatomeenerde, Bentonit,
Bimsstein und unlösliches Natriummetaphosphat. Die mineralischen Feststoffe sollen keine stark alkalische
Reaktion geben, da sie sonst das Harz, in welchem sie suspendiert sind, angreifen können. Sie dürfen auch auf
das Medikament keine ungünstige Wirkung ausüben. In der folgenden Tabelle sind die pH-Werte von wäßrigen
gesättigten Lösungen geeigneter Feststoffe in feinverteilter Form wiedergegeben.
pH-Werte wäßriger gesättigter Lösungen Füllstoffen |
von festen |
Füllstoff | Ph*) |
Fullererde | 7,48 |
Bentonit | 7,15 |
Natriummetaphosphat | 5,42 6,06 5,81 6,91 6,78 |
Bimsstein | |
Diatomeenerde | |
Galmei | |
Talkum | |
Talkum | Spezifische Oberfläche cm2/g |
Durchmesser |
Regulär M-2 M-I |
7,700 18,600 31,200 |
3 1,2 0,7 |
Die Konzentration des festen Materials in der Harzmischung, durch welches die gewünschte Härte, Festigkeit
und Reißfestigkeit des auf dem Medikament gebildeten Filmes erzielt werden soll, hängt von der
Teilchengröße ab. Es wurde beispielsweise gefunden, daß bei Verwendung von mikronisiertem Talkum, das eine
spezifische Oberfläche von 31,600 cm2/g und einen durchschnittlichen
Teilchendurchmesser von 0,7 μ hat, wenig mehr als 5 0Z0 des Harzes im Füllstoff erforderlich ist. Bei
Verwendung von mikronisiertem Talkum mit einer spezifischen Oberfläche von 18,600 cm2/g und einem durchschnittlichen
Teilchendurchmesser von 1,2 μ wurde gefunden, daß 5 % Füllstoff, bezogen auf Harz, ausreichen.
In der folgenden Tabelle ist die Beziehung zwischen Teilchengröße und der Mindestkonzentration an Talkum
angegeben, welche notwendig ist, um eine zufriedenstellende Reißfestigkeit und Härte des Filmes zu erzielen.
Teilchengröße gegen Mindestkonzentration, welche zur Erzielung der erforderlichen Eigenschaften notwendig ist
Talkum | Teilchengröße | Konzentration 7o |
Regulär Mikronisiert M-2 Mikronisiert M-I |
3 1,2 0,7 |
>1 5 >5 |
*) Die Messungen werden bei Raumtemperatur ausgeführt
und die Aufschlämmungen mit destilliertem Wasser, das ein pjj von 5,00 hat, hergestellt.
Die Teilchengröße der Feststoffe, welche in die für den Überzug von Medikamenten bestimmte Harzmischung
eingearbeitet werden sollen, ist von Bedeutung. So verleiht beispielsweise ein besonders feinteiliges Talkum dem
Film eine größere Härte, ohne daß seine Neigung zum Reißen heraufgesetzt wird. In der folgenden Tabelle sind
die spezifische Oberfläche und der durchschnittliche Teilchendurchmesser von Tallcumteilchen angegeben,
welche für die Zwecke der Erfindung geeignet sind.
TabeUe II
Talkum, spezifische Oberfläche und durchschnittlicher Teilchendurchmesser (Blain-Feinheitstest) bei Raumtemperatur
und 40% relativer Feuchtigkeit Eine sehr überraschende Beobachtung wurde beim Vergleich von Zeinfihnen mit und ohne feinteilige Feststoffe
gemacht. Zeinfilme, die keinen Feststoff enthalten, reißen vollkommen, wenn sie mit wenig Wasser
in Berührung gebracht werden, während ein Zeinfilm mit einem Gehalt von 10 % Talkum reißfest ist und einer mit
einem Gehalt von 15% Talkum selbst dann nicht reißt, wenn er abwechselnd erhitzt und mit Wasser durchtränkt
wird.
Eine große Anzahl von Medikamenten kann mit den erfindungsgemäßen Massen überzogen werden. Die Massen
können sowohl bei Medikamenten verwendet werden, welche durch Magensaft angegriffen werden, als auch bei
solchen, die den Magen reizen. Als Beispiel für die ersteren können die Antibiotika erwähnt werden, von
denen einige säureempfindlich sind. Erythromycin wird teilweise von dem schwach sauren Magensaft im leeren
Magen angegriffen und ziemlich vollständig von den stärkeren Säuren zerstört, die in dem ganz und teilweise
gefüllten Magen vorhanden sind. Zu den Verbindungen, die Reizwirkungen ausüben, zählen Ammoniumchlorid,
Natriumsalicylat, Diäthylstilböstrol, Gentianaviolett, Barbitursäurederivate, Antiepileptica, Acriflavin und
Eisensulfat.
An Hand von einigen Beispielen soll die Erfindung näher erläutert werden.
Ein Überzug wird aus folgenden Ingredienzien hergestellt:
Celluloseacetatphthalat 10%(Gewichtsteile/Vol.)
Wasserfreier 3A-Alkohol 45% Vol.
Wasserfreies Aceton 51 % Vol.
Propylenglycol 3 % Vol.
Sorbitanmonooleat 1 % Vol.
Das Celluloseacetatphthalat wird in Aceton gelöst und zur gleichen Zeit Propylenglycol und Sorbitanmonooleat
mit dem Alkohol gemischt. Wasserfreier 3A-Alkohol ist ein 190-Test-Äthylalkohol, der. 18,91 Methylalkohol pro
378,51 Äthylalkohol enthält. Die Alkoholmischung wird
dann langsam und unter Rühren der Celluloseacetatphthalatlösung zugegeben. Wenn die Mischung vollständig
ist, werden darin 10 % (Gewichtsteile/Vol.) Talkum
in feinverteilter Form mit einer spezifischen Oberfläche von 18,600 cm2/g und einem durchschnittlichen Teilchendurchmesser
von 1,2 μ suspendiert. Die auf diese Weise erhaltene Mischung ist insofern eine ideale enterale
Überzugsmischung, als sie einen dünnen, weichen gleichmäßigen Überzug auf dem Medikament bildet. Der
Überzug auf der therapeutisch wirksamen Substanz ist
5 6
hart, fest und reißt nicht beim Altern, wie es bei Cellulose- Außer diesem Testverfahren sind andere ähnliche
acetatphthalatharz ohne Talkumzusatz der Fall ist. Verfahren in Military Medical Purchase Desription,
_ . · ι ο No. 5, August 9, 1950, für Methylrosanilintabletten zu
sPie finden und können ebenfalls verwendet werden.
Die im Beispiel 1 beschriebene Mischung wird auf 5 Bei der Durchführung dieser Teste zeigt sich einer
Erythromycintabletten in üblicher Weise aufdragiert. der hauptsächlichsten Vorteile dieser Harzüberzugs-
Der Überzug soll die folgenden Bedingungen erfüllen: mischung, d. h., alle Tabletten sind in saurem Medium
Ein Dragee soll 2 Stunden lang in künstlichem Magensaft beständig, und alle Tabletten werden in alkalischem
bewegt werden können, ohne daß es angegriffen wird. Medium, und zwar nahezu zur gleichen Zeit, vollkommen
Der Überzug soll jedoch innerhalb von 30 bis 40 Minuten io zersetzt. Bei der Verwendung der vorbekannten enteralen
in künstlicher Darmflüssigkeit zerstört oder aufgelöst Überzüge bestanden gewöhnlich einige der Tabletten den
werden. Säuretest nicht, während die anderen hingegen in dem
Der Test in dem künstlichen Magensaft kann in der alkalischen Medium innerhalb eines längeren Zeittaumes
Weise durchgeführt werden, daß man zwölf Dragees in zerstört wurden. Die bei diesen Testverfahren zum
getrennten Abteilungen in Gegenwart einer Flüssigkeit 15 Ausdruck kommende Gleichmäßigkeit im Verhalten des
folgender Zusammensetzung bewegt: erfindungsgemäßen Überzuges ist von erheblichem Vorteil.
Salzsäure USP 70 cm3 ^e üt>erz°genen Dragees u. dgl. werden zweckmäßig
Natriumchlorid 20 ε »pH-kontrollierte« Medikamente genannt, da die Medi-
Pepsin U S P 32ε kamente bei einem ganz bestimmten pH-Wert in Freiheit
Destilliertes Wasser, aufgefüllt auf .''.'..' 1000 cm" ao §esetzt werden·
pH, nahezu 1,2 Beispiel 3
Temperatur 37°C ±2°C ., , ;
Eine Uberzugsmischung wird in der folgenden Weise
Der Test in der künstlichen Darmflüssigkeit kann aus- hergestellt:
geführt werden, indem man zwölf Dragees in getrennten 25 z · 100 g·
Abteilungen in Gegenwart einer Flüssigkeit bewegt, die ,, ,,',",",
Qm ? 8
^.(.-.■.^7 r . Ά Ο-Άί1ί0ι101 zy\J\J Cm
die folgende Zusammensetzung aufweist:
Pancreatin USP 100 g ^u dieser Mischung werden anschließend 15°/0 (Ge-
Kaliumbiphosphat (V.mo'lar)"'.'.'.'.'.'.'.'. 250,0 cm« wichtsteile/Vol.) Talkum in feinteiliger Form zugefügt, der
Natriumhydroxyd (V5molar) 140,0 cm3 3° einen PirWert von 6,78, eine spezifische Oberfläche von
Mit destilliertem Wasser aufgefüllt auf 7,700 <m»/g und einen durchschnittlichen Teilchen-
nahezu 1000 cm3 durchmesser von 3 μ aufweist. Die Mischung wird so
ρ ' '' 6 9 lange gerührt, bis eine gute Suspension des Talkums in der
Temperatur 37°C±2°C Flüssigkeit erreicht ist. Anschließend wird mit der
35 Mischung gemäß Beispiel 2 ein enteraler Überzug auf
Bei der Herstellung der künstlichen Darmflüssigkeit Erythromycintabletten hergestellt,
wird genügend Natriumhydroxyd (!/sinolar) zugefügt, .
daß der oben angegebene pH-Wert der Lösung erreicht Beispiel 4
wird. Die Temperatur der künstlichen Darmflüssigkeit Folgende Ingredienzien werden zusammengemischt:
wird während des Testes auf 37°C ±2°C gehalten. 40 Polwinvlacetat 50e
Die für die Durchführung der Teste benutzte Apparatur S A Alk hl * 950 sr
besteht im allgemeinen aus einer korbartigen Anordnung " °
von einzelnen Abteilungen, welche einen netzartigen Der Lösung werden anschließend 5 Gewichtsprozent
Boden haben und deren oberes Ende offen ist. Der Korb Diatomeenerde zugefügt. Man stellt eine homogene
ist dazu bestimmt, in einem Gefäß, z.B. in einem Liter- 45 Suspension her und verwendet sie als Überzugsmischungen
becherglas, mit der Testflüssigkeit senkrecht auf und ab auf Erythromycin- und Gentianaviolettabletten, wobei
bewegt zu werden. Die Dragees, die untersucht werden man nach Beispiel 2 verfährt.
sollen, werden in die getrennten Abteilungen eingebracht,
und der Korb wird anschließend in der Testflüssigkeit Beispiel 5
bewegt. Eine Apparatur dieses Typs und ein Test- 50 100 mg Erythromycintabletten werden in der üblichen
verfahren sind in der »Pharmacopoeia of the United Weise mit einem Überzug versehen, indem man kleine
States«, 14. Ausgabe, S. 700 bis 702, beschrieben. Der Mengen der folgenden enteralen Überzugsmischung
Zustand der Dragees wird während des Untersuchungs- aufbringt:
Verfahrens in der Weise beobachtet, daß man den Korb CeUuloseacetatphthalat .. 10% (Gewichtsteile/Vol.)
aus der Losung heraushebt, Bemerkungen über den 55 Wasserfrder 3A-Alkohol 45« Vol.
Zustand der Dragees notiert und die Resultate m der Wasserfreies Aceton .... si» Vol.
folgenden Weise klassifiziert: Propylen glycol 3» Vol.
Nicht angegriffen: Wenn der Überzug nicht m einem Sorbitanmonooleat 1 % Vol.
solchen Maße gerissen ist, daß die Tablette irgendwelche
deutliche Anzeichen von Zerstörung oder 60 Diese Bestandteile werden, wie im Beispiel 1 ausAuflösung
trägt. geführt, miteinander vermischt und 10 °/0 (Gewichtsteile/
Überzug gerissen: Wenn der Überzug so stark ge- Vol.) feinverteilte Diatomeenerde gleichmäßig darin
rissen ist, daß die Zerstörung oder Auflösung der suspendiert. Der Überzug wird auf die Erythromycin-Tablette
begonnen hat. tablette aufdragiert, bis die Dragees den Ansprüchen des Auflösung: Wenn der Überzug gerissen ist und die 65 Standard-Test-Verfahrens für enterale Überzüge genügt.
Zerstörung oder Auflösung der Tablette im wesent- Die so überzogenen Dragees verhalten sich gegenüber
liehen vollständig ist. In diesem Falle besteht das Säure und Alkali sehr gleichmäßig und sind längere Zeit
Material, das auf dem Bodennetz des Korbes zurück- lagerfähig, ohne daß die Überzüge reißen oder in einer
bleibt, hauptsächlich aus Stücken des enteralen anderen Weise Schaden nehmen und ohne daß das
Überzuges. 70 Erythromycin an Wirksamkeit einbüßt.
Die Dragees zeigen dieselben besonderen Eigenschaften wie die vom Beispiel 2, d. h., die Tablette kann
während oder nach den Mahlzeiten, wenn die Azidität des Magensaftes hoch ist, appliziert werden. Das Erythromycin
wird erst im Dünndarm in Freiheit gesetzt, da das Harz erst zerstört wird, wenn das pH einen Wert
von etwa 6,0 erreicht. Auf diese Weise wird erreicht, daß das Erythromycin in dem oberen Teil des Dünndarmes
absorbiert wird, wo seine Aktivität am größten ist. Wird dagegen Erythromycin, das nicht mit einem
Überzug nach der Erfindung versehen ist, während oder nach der Mahlzeit eingenommen, so wird seine Wirksamkeit
ziemlich vollständig durch den stark sauren Magensaft zerstöit. Diese Unterschiede lassen sich deutlich
am Blutspiegel ablesen. Eine mit der erfindungsgemäßen Überzugsmischung versehene Erythromycintablette gibt,
w"enn sie während oder nach der Mahlzeit eingenommen wird, einen vier- bis achtmal so hohen Blutspiegel als
eine nicht mit einem Überzug versehene Tablette.
20
Die im Beispiel 1 oder 5 beschriebene Suspension von Celluloseacetatphthalatharz und mineralischen Feststoffen
wird in der Weise auf Erythromycin in Kristall- oder Granulatform aufgebracht, daß man die Suspension
auf eine rotierende Medikamentmasse gießt oder aufsprüht. Der Überzug wird durch einen Film, der sich rund
um jedes einzelne Kristallenen oder Körnchen legt,
gebildet und ist so dick, daß er das Medikament gegen die sauren Magensekrete schützt. Anschließend suspendiert
man die mit dem aufdragierten Überzug versehenen Teilchen in einem flüssigen Medium, wie Wasser oder
Sirup, dem man gegebenenfalls geeignete Suspensionsmittel zufügt. Die fertige Suspension ist für orale Applikation
geeignet, da das aktive Medikament erst im Dünndarm in Freiheit gesetzt wird, wobei es seine
größte Wirksamkeit entfaltet. Eine orale Suspension dieser Art erweist sich besonders vorteilhaft bei kleineren
und größeren Kindern und bei allen jenen, die Tabletten oder Kapseln nur unter Schwierigkeiten hinunterschlucken.
Die nach dieser Erfindung verwendeten Harze können gegebenenfalls in der üblichen Weise plastisch gemacht
werden; Celluloseacetatphthalat beispielsweise durch Zusatz einer geringen Propylenglycolmenge (vgl. die
Angaben von Beispiel 1). Es können aber auch andere bekannte und nicht schädliche Weichmacher, wie Triacetin,
Tripropionin, Adipinsäureäthylester und Phthalsäurebutylester,
Verwendung finden.
Durch den Zusatz von oberflächenaktiven Mitteln od. dgl. kann man erreichen, daß der Film gleichmäßiger
auf der Oberfläche des Medikaments dispergiert wird. Es können beispielsweise Lecithin und Sorbitanderivate
von höheren Fettsäuren verwendet werden. Insbesondere ist hierfür Sorbitanmonooleat geeignet. Der Weichmacher
und das Netzmittel können in einigen Harzen wegfallen.
Wie weiter oben ausgeführt wurde, sollen die mineralischen Feststoffe sehr feinteilig sein. Sie sollen durch ein
Sieb, das auf 2,45 cm 120 Öffnungen hat, hindurchgehen, können aber auch noch feiner sein. Die in den Beispielen
verwe: dete Diatomeenerde und das Talkum haben eine durchs hnittliche Teilchengröße von etwa 0,1 bis 10 μ.
Es wild jedoch betont, daß die Mischung sowohl größere als auch kleinere Teilchen enthält.
Es wird darauf hingewiesen, daß die Erfindung auch die Verwendung der erfindungsgemäßen enteralen Überzugsmischung
in Kombination mit anderen bekannten enteralen Überzügen betrifft. So kann beispielsweise
eine Anzahl von Überzügen anderer als der erfindungsgemäßen Zusammensetzung auf ein Medikament aufgebracht
werden, und zwar bevor oder nachdem es mit einem Überzug oder einem Film der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung überzogen worden ist.
Bei der Auswahl des Harzes für die enterale Mischung müssen die Natur des Harzes sowie seine charakteristischen
Eigenschaften berücksichtigt werden. So muß das Harz in einem pH-Bereich zwischen 6 und 8 zerstört oder aufgelöst
werden. Die untere Grenze dieses Bereiches ist von Bedeutung, weil dann der Überzug im oberen Teil
des Dünndarmes zersetzt wird, in welchem das Medikament in besonders wirksamer Weise absorbiert wird.
Es soll festgestellt werden, daß das pH der Darmflüssigkeit
an der Stelle, wo der Mageninhalt in den Dünndarm übertritt, noch ausgesprochen sauer ist. Der pH-Wert
steigt allmählich beim Durchgang durch den Dünndarm an, bis das alkalische pH der Darmflüssigkeit erreicht ist.
Das Celluloseacetatphthalat beginnt sich beispielsweise bei einem pH von etwa 6 zu zersetzen und ist daher außerordentlich
gut für die Verwendung als Harz für enterale Überzüge geeignet.
Eine Aufschlämmung der mineralischen Feststoffe darf nicht so stark alkalisch sein, daß das Harz angegriffen
wird, und der pH-Wert des Füllstoffes soll nicht 8 übersteigen. Außerdem müssen auch die charakteristischen
Eigenschaften des Medikamentes bei der Auswahl des Harzes für den enteralen Überzug berücksichtigt werden.
So ist es denkbar, daß eine therapeutisch wirksame Verbindung mit einem stark alkalischen pH das Harz
angreift, schwächt oder gar zerstört. In einem solchen Falle ist es möglich, derartig unverträgliche Drogen zunächst
mit einem unteren Überzug aus einem verträglichen Harz zu versehen und darauf einen zweiten aus der
gewünschten enteralen Überzugsmischung aufzubringen.
Mit der Bezeichnung »mineralischs· soll zum Ausdruck
gebracht werden, daß es sich bei den inerten Feststoffen um anorganische oder recente, aus organischen Substanzen
entstandene Produkte handelt, die in der Natur vorkommen. Es können jedoch auch andere inerte feinteilige
Feststoffe verwendet werden, so z. B. synthetische Harze, die in der den Überzug bildenden Harzmischung
unlöslich sind.
Claims (3)
1. Enterale Überzugsmischungen für Arzneimittel, die ein im Magensaft unlösliches, aber im Darm
lösliches Harz und einen dem Harz gegenüber inerten Füllstoff enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß der
Füllstoff im Harz gleichmäßig dispergiert ist und seine Menge etwa 1 bis 15 Gewichtsprozent/Vol. der Harzmenge
beträgt.
2. Überzugsmischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Harz aus Cellulosepolycarbonsäureestern
und/oder plastischem Celluloseacetatphthalat und/oder Cellulosepropionatphthalat
besteht.
3. Überzugsmischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoff aus Talkum,
Diatomeenerde, Fullererde, Bentonit, Bimsstein und/ oder unlöslichem Natriummetaphosphat besteht.
© m &7&/37Ϊ 11.5»
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1953
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- 1953-10-15 DE DEA18984A patent/DE1043588B/de active Pending
Also Published As
Publication number | Publication date |
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