DE10318126B4 - Mehrfachgewebe - Google Patents

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Abstract

Mehrfachgewebe, bestehend aus mindestens zwei Gewebeschichten und mindestens zwei verschiedenen, miteinander verwebten Webmaterialien, wobei ein Webmaterial verfilzbar sowie wenigstens ein weiteres Webmaterial nicht verfilzbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Mehrfachgewebe durch Vernadelung zumindest teilweise verfilzt ist, und das nichtverfilzbare Webmaterial (2) oder das verfilzbare Webmaterial (3) in dem Einstichbereich wechselweise oben liegen.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Mehrfachgewebe gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Mehrfachgewebes gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 7.
  • Es ist allgemein bekannt, dass die Bekleidungsindustrie, die Fahrzeug- und Luftfahrzeughersteller sowie Innenarchitekten ständig auf der Suche nach Materialien sind, die neue und vorteilhafte Eigenschaften aufweisen sowie das Geschmacksempfinden der Menschen positiv ansprechen. Aus diesem Grund sind beispielsweise eine Vielzahl von Webmaterialien und Webtechniken bekannt geworden, mit denen unter Nutzung von Wollen, Haaren und/oder Kunstfasern Stoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften und unterschiedlicher Qualität zu sehr unterschiedlichen Herstellkosten produzierbar sind.
  • So ist es nicht mehr neu, zwei oder mehrere unterschiedliche Webmaterialien in einem Arbeitsgang zu weben. Diese Mehrfachgewebe weisen eine Reihe von vorteilhaften Eigenschaften auf, zu denen beispielsweise eine große Stoffdichte, ein hohes Volumen sowie auf Wunsch auch eine Gewebeoberfläche mit plastischen Strukturen gehört.
  • Als Beispiel für ein solches Mehrfachgewebe sei hier Matelassé genannt, bei der es sich um ein üblicherweise ja quardgemustertes Doppelgewebe handelt, welches eine reliefartige profilierte Musterung aufweist. Ein derartiges Mehrfachgewebe wird üblicherweise mit einer Figur- und Bindekette sowie mit mehreren Schussystemen hergestellt, so dass die Figurflächen gegenüber dem Grundgewebe plastisch hervortreten. Eine Verstärkung dieser plastischen Eigenschaften beziehungsweise Strukturen kann durch einen zusätzlichen dicken Füllschussfaden erreicht werden, der zwischen dem Ober- und Untergewebe eingewebt wird. Eine weitere Steigerung der plastischen Eigenschaften lässt sich auch dadurch erreichen, dass der tiefer liegende Fond leinwandbindig und die plastisch wirkenden Figuren auf dem Gewebe atlasbindig sind. Diese Vorgehensweise führt zu einem Gewebe, dessen verschiedenen Gebiete unterschiedliche Lichtreflexionseigenschaften haben.
  • Nachteilig an diesem Matelassé-Gewebe ist, dass sich dieses wegen der beim Gebrauch auftretender Reibung zwischen den übereinander liegenden Gewebebahnen in der Regel nur für eher leichte mechanische Beanspruchungen eignet. Eine gewisse Verbesserung der Reib- und Verschleißeigenschaften von Matelassé-Gewebe lässt sich durch eine besonders gute Abbindung der beiden Gewebebahnen untereinander erreichen.
  • Mehrfachgewebe bzw. Doppelgewebe sowie deren Herstellung sind in dem Fachbuch von Alfons Hofer, „Stoffe 2 (Bindung, Gewebemusterung, Veredelung)", Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main, 1983, ISBN 3-87150-192-1, beispielsweise auf Seite 170 beschrieben.
  • Darüber hinaus ist es bekannt, ein bauschiges Faservlies oder Fadensystemgebilde in einem so genannten Vernadelungs vorgang zu verfestigen, bei dem in dieses eine Vielzahl von mit Widerhaken versehenen Nadeln wechselweise eingestochen und herausgezogen werden. Bei diesem Vernadelungsvorgang werden die Einzelfasern des Faservlieses oder des Fadensystemgebildes zu einem festen und hinsichtlich der Gewebestärke weniger dicken Flächengebilde verschlungen beziehungsweise verdichtet. Dabei ist die Dauer dieses Vorgangs entscheidend für die Stärke und die Festigkeit des behandelten Faservlieses beziehungsweise des Fasersystemgebildes. Auf diese Weise können Materialien erzeugt werden, die bei unterschiedlicher Festigkeit und Stärke mehr oder weniger leicht, luftdurchlässig und elastisch sind. Eine solche Vernadelungstechnik wird bevorzugt mit Naturfasern, insbesondere mit Haaren, zunehmend aber auch mit Kunstfasern durchgeführt.
  • Um die Reiß-, Zug- und Scheuerfestigkeit sowie den Materialgriff von Doppel- beziehungsweise Mehrfachgeweben weiter zu verbessern, werden solche Gewebe aber auch mit der genannten Vernadelungstechnik behandelt. Die bisher bekannten derart vernadelten Mehrfachgewebe sind hinsichtlich ihrer den Geschmacksinn der Menschen ansprechenden Eigenschaften sowie hinsichtlich ihrer Haptik jedoch sehr unvollkommen.
  • Bekannt zur Thematik der Vernadelungstechnik ist außerdem der Fachartikel „Relationships between layer linkage and mechanical properties of 3D woven textile structures", von X. Chen, R.T. Knox, D. F. McKenna und R.R. Mather; The Scottish College of Textiles, Heriot-Watt Universiy Netherdale, Galashiels, Großbritannien; erschienen in: Konferenz-Einzelbericht: Textiles and composites '92, VTT Symposium 133 (1992), Tampere, Finnland, Seite 166-172.
  • Zudem soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass im Textilentwurf plastische Textilgebilde häufig das eigentliche Gestaltungsziel sind. So ist es beispielsweise möglich, aus Polyesterfäden hergestellte Grundmaterialien durch Anwendung von Wärme in unterschiedlichste Formen zu prägen. Diese Kunstfasertextilien sind überwiegend eher leicht und fein gewebt. Zudem zeigen diese nach einer solchen Wärmebehandlung auf der Stoffrückseite unvorteilhafterweise die Umkehrung der Musterung der Vorderseite. Außerdem führt die Wärmebehandlung oft zu unerwünschten Materialverhärtungen.
  • Außerdem ist es bekannt, durch chemische Behandlung oder durch Bedrucken von Stoffen sowie durch Kombination dieser beiden Verfahren ebenfalls plastische Textilgebilde zu erzeugen.
  • Schließlich ist aus der CH 59 646 ein Vorprodukt zur Herstellung von auf der Unterseite verfilzten Decken bekannt. Dieses Vorprodukt besteht aus einem Doppelgewebe, bei welchem die Fäden eines Obergewebes, das aus vegetabilischen, nicht filzfähigen, zum Wasserdichtmachen geeigneten Gespinsten besteht, so weit voneinander stehen, dass dieses Obergewebe zusammenschrumpfbar ist. Dies mit dem Zweck, dass es das bei der Verfilzung des aus animalischen Gespinsten bestehenden Untergewebes eintretende Einlaufen des letzteren nicht hindert. Durch diesen Stoffaufbau wird die Aufgabe gelöst, dass die komplette Decke bei einer späteren Nutzung durch die unterschiedlichen Materialbeanspruchungen der verschiedenen Deckenmaterialien nicht bricht.
  • Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Mehrfachgewebe zu schaffen, welches hinsichtlich seiner Haptik, der plastischen Wirkung seiner Oberflächenstrukturen, seiner Trageigenschaften und seiner Gewebefestigkeit gegenüber bekannten Mehrfachgeweben deutlich verbessert ist.
  • Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich für ein Mehrfachgewebe aus den Merkmalen des Patentanspruchs 1, während die Merkmale des unabhängigen Verfahrensanspruchs 7 ein diesbezügliches Herstellverfahren angeben. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind den zugeordneten Unteransprüchen entnehmbar.
  • Demnach wird gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1 ein Mehrfachgewebe vorgeschlagen, bestehend aus mindestens zwei Gewebeschichten und mindestens zwei verschiedenen, miteinander verwebten Webmaterialien, wobei ein Webmaterial verfilzbar sowie wenigstens ein weiteres Webmaterial nicht verfilzbar ist. Außerdem ist vorgesehen, dass das Mehrfachgewebe durch Vernadelung zumindest teilweise verfilzt ist, und das nichtverfilzbare Webmaterial oder das verfilzbare Webmaterial in dem Einstichbereich wechselweise oben liegen.
  • In Ausgestaltung dieses erfindungsgemäßen Mehrfachgewebes kann vorgesehen sein, dass das verfilzbare Webmaterial und/oder die Gewebeschicht schrumpffähig und das nicht verfilzbare Webmaterial nicht schrumpffähig ist.
  • Bei dem verfilzbaren Webmaterial kann es sich um eine Wolle, eine Wollmischfaser oder eine synthetisch hergestellte Fa ser, sowie bei dem nicht verfilzbaren Webmaterial um eine synthetisch hergestellte Faser oder eine Seide handeln. Bei den synthetisch hergestellten Fasern wird es als vorteilhaft beurteilt, wenn das nicht verfilzbare Webmaterial eine Polyesterfaser ist.
  • Im Rahmen der Erfindung liegt es, das Mehrfachgewebe als Doppelgewebe auszubilden, wobei ein Webmaterial verfilzbar und ein weiteres Webmaterial nicht verfilzbar ist.
  • Schließlich kann das Mehrfachgewebe auch als Dreifach- oder Vielfachgewebe aufgebaut sein, bei dem mindestens ein Webmaterial verfilzbar und mindestens zwei Webmaterialien nicht verfilzbar sind.
  • Außerdem schlägt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines aus mindestens zwei Gewebeschichten und mindestens zwei verschiedenen Webmaterialien bestehenden Mehrfachgewebes gemäß wenigstens einiger der vorgenannten erfindungsgemäßen Merkmale auf, welches durch folgende Verfahrensschritte gekennzeichnet ist:
    Verweben der mindestens zwei Webmaterialien,
    anschließendes Einstechen von Nadeln in das Mehrfachgewebe und Verfilzen des filzfähigen Webmaterials,
    wobei das nichtfilzbare Webmaterial oder das verfilzbare Webmaterial in einem Einstichbereich wechselweise oben liegen, derart, dass eine musterbezogen unten in der Gewebelage befindliche filzfähige Gewebeschicht schrumpft und verfilzt, während sich eine musterbezogen oben befindliche filzfähige Gewebeschicht aufwölbt.
  • In Ausgestaltung dieses Verfahrens ist das Mehrfachgewebe musterbezogen von seiner Rückseite oder von seiner Vorderseite vernadelt, so dass sich unterschiedlich ausgeprägte Verfilzungs- und Strukturseiten ausbilden.
  • Zudem wird bei dem Herstellverfahren zur Variierung des Plastizitätsgrades des Musters, also der optisch unterschiedlichen Ausprägungen der Filz- und Strukturoberflächen, die Feinheit der Widerhaken der Nadeln sowie die Einstichtiefe der Nadeln in das Mehrfachgewebe als variable Prozessparameter genutzt. Dabei werden vorzugsweise Kronennadeln verwendet.
  • Zur Verdeutlichung der Erfindung ist der Beschreibung eine Zeichnung beigefügt. In dieser zeigen:
  • 1 einen schematischen Querschnitt durch ein Zweifachgewebe nach dem Webvorgang,
  • 2 eine Zweifachgewebe gemäß 1 während des Vernadelungsvorgangs, und
  • 3 das Zweifachgewebe gemäß 2 nach Abschluss des Vernadelungsvorgangs.
  • Wie 1 demnach leicht entnehmbar ist, handelt es sich bei dem dort gezeigten Gewebe um ein unbehandeltes Mehrfachgewebe 1, welches aus einem ersten Webmaterial 2 und einem zweiten Webmaterial 3 besteht. Dabei ist das in geringerer Strichstärke dargestellt Webmaterial 2 ein nicht verfilzbares Material, wie beispielsweise eine Kunstfaser, während das andere Webmaterial 3 aus einem verfilzbaren Material wie beispielsweise eine Wolle besteht. Die beiden Webmaterialien sind derartig miteinander verwoben, dass ein handhabbares Flächengebilde geschaffen ist. Dieses Gewebe verfügt über Gewebestrukturen, die am Ende des Herstellprozesses auf der Oberseite plastisch hervortreten werden und so ein deutlich erkennbares und fühlbares Muster auf dem Mehrfachgewebe erzeugen.
  • 2 zeigt nun denjenigen Verfahrensschritt, in dem Nadeln 4 durch die Stichstellen A, B des Mehrfachgewebes hindurchstechen, in denen das nichtverfilzbare Webmaterial 2 beziehungsweise das verfilzbare Webmaterial 3 in dem Einstichbereich wechselweise oben liegen. Wie dieser Abbildung deutlich entnehmbar ist, durchsticht die Nadel 4 an der Stichstelle A das nicht verfilzbare Webmaterial 2, ohne dass sich im Einstichbereich 5 zwischen dem nicht verfilzbaren Webmaterial 2 und dem verfilzbaren Webmaterial 3 eine Verfilzung ausbildet. Dagegen ist im Ausstichbereich 7 dieser Stichstelle A deutlich erkennbar, dass von der Nadel 4 aus dem verfilzbaren Webmaterial 3 Fasern herausgerissen und an die Unterseite des Mehrfachgewebes 1 befördert werden.
  • Anders sieht es dagegen an der Stichstelle B aus, bei der die Nadel 4 das Mehrfachgewebe 1 an einer Stelle durchstößt, bei der sich das verfilzbare Webmaterial 3 an der Oberseite des Gewebes 1 befindet. In diesem Einstichbereich 6 wird durch die Nadel 4 aus dem verfilzbaren Webmaterial 3 Fasern herausgerissen und in den Zwischenraum zwischen die beiden Webmaterialien 3, 2 eingetragen. Dadurch wird dieser aufgepolstert, so dass dieser Bereich als Oberflächenstruktur deutlicher sichtbar wird als ohne eine derartige Vernadelung.
  • Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die an der Einstechstelle B losgerissenen Fasern teilweise an der Ausstichstelle 8 auch das nicht filzbare Webmaterial 2 durchdringen, so dass auch in diesem Bereich B eine Verfilzung der Unterseite des Mehrfachgewebes 1 eintritt.
  • Wie 3 verdeutlicht, entsteht durch den gewählten Aufbau sowie durch die Anwendung der Vernadelungstechnik ein fertig gestelltes Mehrfachgewebe 14, das einen verdichteten Verbindungsbereich 11 aufweist, an dessen Unterseite stärker verfilzte Bereiche 9 und geringer verfilzte Bereiche 10 oder ein insgesamt homogener Verfilzungsbereich ausgebildet ist. Die Abfolge von unterschiedlich stark ausgeprägten Verfilzungsbereichen 9, 10 kann dabei als Designmerkmal des fertigen Mehrfachgewebes 14 genutzt werden. Es ist aber auch möglich, die Verfilzung der Gewebeunterseite durch Variation der Feinheit der Widerhaken der Nadeln 4 und durch deren Einstichtiefe, sowie durch Variation Verfilzungseigenschaften der Webmaterialien im gleichen Gewebestück unterschiedlich auszubilden.
  • An der Oberseite des fertiggestellten Mehrfachgewebes 14 sind dagegen in den Auffilzungszonen 12 erhabene Strukturbereiche 13 ausgebildet, in denen sich dasjenige filzbare Webmaterial 3 an der Oberseite des Mehrfachgewebes 14 befindet, das von der Nadel 4 durchstochen wurde.
  • Demnach bewirkt das Vernadeln des Grundmaterials mit einem speziellen Nadeltyp, beispielsweise mit einer sogenannten Kronennadel, ein Schrumpfen der filzfähigen Gewebeschicht. Die mustermäßig unten befindliche filzfähige Gewebeschicht schrumpft und verfilzt sich, während die muster mäßig oben befindliche filzfähige Gewebeschicht sich deutlich weniger zusammenschiebt und sich dabei aufwölbt. Die Fäden der restlichen Gewebelagen schieben sich im Zuge der Vernadelung zusammen und werden so an die sich unten befindende filzbare Gewebeschicht gebunden. Dadurch entsteht an der Oberseite des fertig bearbeiteten Mehrfachgewebes ein ausgeprägtes plastisches Gewebebild, dessen Zeichnung durch den Einsatz eines Jaquardwebstuhls beliebig gestaltet werden kann. Auf der Unterseite des vernadelten Mehrfachgewebes entsteht dagegen eine homogene flauschige Filzfläche.
  • Das Mehrfachgewebe kann wahlweise von beiden Seiten genadelt werden. Durch den Wechsel der Vernadelungsrichtung entsteht eine Umkehrung, also das Negativ der Musterung. Der Plastizitätsgrad, mithin die Höhe der Wölbungen der oberen filzbaren Webmaterialschicht, ist abhängig von der Feinheit der Nadeln und ihrer Widerhaken sowie von der Einstichtiefe.
  • Das erfindungsgemäße Mehrfachgewebe hat eine Reihe von Vorteilen. Zu diesen gehört, dass dieses doppelseitig verwendbar ist, wobei eine Gewebeseite eine griffige Strukturierung hat, während die andere Seite eine mehr oder weniger homogene weiche Filzfläche aufweist. Zudem kann schon beim Weben des Mehrfachgewebes jegliche Musterung des plastischen Gewebebildes erreicht werden. Die Farb- und Materialeigenschaften der Webmaterialien sowie die Kenngrößen der Vernadelungstechnik, also Einstichtiefe, Einstichrichtung, Widerhakenfeinheit- und Widerhakenform, erlauben eine große Variationsbreite hinsichtlich des Farbdesigns, des Verfilzungsgrades und der Plastizität des herzustellenden genadelten Mehrfachgewebes. Es gibt daher keine Einschränkungen hinsichtlich der Gewebestärke sowie in bezug auf das Design und die Haptik des Gewebes.
  • Außerdem ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, verschiedenartige Webmaterialien mit unterschiedlichen Farben und Verfilzungseigenschaften zu nutzen. Auf diese Weise kann erreicht werden, dass eine Farbüberlagerung zwischen mehr oder weniger erhabenen Gewebebreichen eintritt. Schließlich ermöglicht es das erfindungsgemäße Herstellverfahren, dass die musterbildende plastische Strukturierung der Gewebeoberseite farblich vom Gewebehintergrund abgesetzt ist.
  • Die erfindungsgemäß hergestellten Mehrfachgewebe sind vorteilhaft in der Innenarchitektur, beispielsweise für Möbelbezugsstoffe, Decken, Kissen und Tapeten einsetzbar, während diese in der Bekleidungsindustrie wegen ihrer weichen rückseitigen Filzoberfläche vorzugsweise für die Herstellung von Mäntel, Jacken, Hosen und Röcken genutzt werden können. Schließlich ist die Nutzung dieser Mehrfachgewebe auch als Bezugsstoffe für Sitze und Verkleidungen in der Fahrzeugindustrie voraussichtlich mit Vorteil nutzbar. Im letzteren Fall kann die Nutzung von Polyester anstatt von Wolle sinnvoll sein.

Claims (10)

  1. Mehrfachgewebe, bestehend aus mindestens zwei Gewebeschichten und mindestens zwei verschiedenen, miteinander verwebten Webmaterialien, wobei ein Webmaterial verfilzbar sowie wenigstens ein weiteres Webmaterial nicht verfilzbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Mehrfachgewebe durch Vernadelung zumindest teilweise verfilzt ist, und das nichtverfilzbare Webmaterial (2) oder das verfilzbare Webmaterial (3) in dem Einstichbereich wechselweise oben liegen.
  2. Mehrfachgewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das verfilzbare Webmaterial (3) und/oder die Gewebeschicht schrumpffähig, sowie das nicht verfilzbare Webmaterial (2) nicht schrumpffähig ist.
  3. Mehrfachgewebe nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das verfilzbare Webmaterial (3) eine Wolle, eine Wollmischfaser oder eine synthetisch hergestellte Faser, und das nicht verfilzbare Webmaterial (2) eine synthetisch hergestellte Faser oder eine Seide ist.
  4. Mehrfachgewebe nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das nicht verfilzbare Webmaterial (2) eine Polyesterfaser ist.
  5. Mehrfachgewebe nach wenigstens einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Mehrfachgewebe als Doppelgewebe ausgebildet ist, bei dem ein Webmaterial (3) verfilzbar und ein weiteres Webmaterial (2) nicht verfilzbar ist.
  6. Mehrfachgewebe nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Mehrfachgewebe als Dreifach- oder Vielfachgewebe aufgebaut ist, bei dem mindestens ein Webmaterial verfilzbar und mindestens zwei Webmaterialien nicht verfilzbar sind.
  7. Verfahren zur Herstellung eines aus mindestens zwei Gewebeschichten und mindestens zwei verschiedenen Webmaterialien bestehenden Mehrfachgewebes gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte: Verweben der mindestens zwei Webmaterialien (2; 3), anschließendes Einstechen von Nadeln (4) in das Mehrfachgewebe und Verfilzen des filzfähigen Webmaterials (3), wobei das nichtfilzbare Webmaterial (2) oder das verfilzbare Webmaterial (3) in einem Einstichbereich wechselweise oben liegen, derart, dass eine musterbezogen unten in der Gewebelage befindliche filzfähige Gewebeschicht schrumpft und verfilzt, während sich eine musterbezogen oben befindliche filzfähige Gewebeschicht aufwölbt.
  8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Mehrfachgewebe derart vernadelt wird, dass die Einstichbereiche (5; 6) der Nadeln (4) musterbezogen in dessen Vorder- und/oder Rückseite eindringen.
  9. Verfahren nach Anspruch 7 oder Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einstellung des Plastizitätsgrades des Musters, also der optisch unterschiedlichen Ausprägungen der Filz- und Strukturoberflächen, die Feinheit der Widerhaken der Nadeln sowie die Einstichtiefe der Nadeln in das Mehrfachgewebe als variable Prozessparameter genutzt werden.
  10. Verfahren nach wenigstens einem der vorherigen Verfahrensansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum Vernadeln des Mehrfachgewebes Kronennadeln (4) verwendet werden.
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