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Aus Kunststoffolien bestehender Beutel für Nährböden zur Züchtung
von Mikroorganismen Aus Kunststoffolien bestehende Beutel für Nährböden zur Züchtung
von Mikroorganismen sind bekannt. Auch ist es schon bekannt, mit Hilfe von Polyäthylenbeuteln
zu mikroskopieren, ohne daß dabei das Mikroskop infiziert wird. Zu diesem Zweck
wurde in einen verschweißten Polv äthelenschlauch ein Glasrohr eingeschweißt, durch
welches die Beimpfung des Inhaltes (Nährbodens) erfolgte. Für den Erfindungszweck,
nämlich für die zeitlich unbegrenzte Vorratshaltung von jederzeit b.eimpfbaren Nährböden,
sind die zum Mikroskopieren in der vorstehend erläutertenArt verwendeten Polväthvlenbeutel
aus mehreren Gründen nicht geeignet. Zunächst schon deshalb nicht, weil das eingeschweißte
Röhrchen die absolute Luftdichtigkeit ausschließt und weil das Glasröhrchen die
Gefahr von Brüchen bei Druckbeanspruchungen einschließt.
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Für die Vorratshaltung von beimpfbaren Nährböden kommt es aber gerade
darauf an. Glas zu vermeiden; denn sonst wäre es einfacher, bei den bisher üblichen
Petrischalen oder Reagenzgläsern zu verbleiben. deren Anschaffungskosten hoch sind
und deren Sterilisierung, Auskochen und Spülen erheblichen Aufwand an Zeit und Arbeit
erfordert.
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Polyäthylenfolien haben den weiteren Mangel, daß sie bei gespanntem
Dampf nicht sterilisiert werden können; denn sie halten der dabei in Betracht kominenden
Temperatur von 120 bis 135° C nicht stand. Auch aus diesem Grunde und aus dem weiteren,
daß Polyäthylen zu weich ist, sind derartige Beutel zur Lösung der hier gestellten
Aufgabe nämlich zur Aufbewahrung von Nährböden in sterilisiertem Zustand, untauglich.
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Erfindungsgemäß besteht der Beutel für Nährböden zur Züchtung von
Mikroorganismen in Lösung der Z,
gestellten Aufgabe aus zwei unter Einschluß
des -Nähran den Rändern allseitig verschweißten, bei gespanntem Dampf sterilisierbaren
Folien, z. B. PVC-Folien, Da.ß Polyv iny lchlorid höhere Temperaturen, z. B. von
130°, aushält, war an sich bekannt, ebenso die Eigenschaft z. B. von Polyurethan
und Polyamid, eine höhere Schmelztemperatur als Polyäthylen zu haben, und schließlich
war es nicht mehr neu, Nährböden unter Druck mit Dampf bis 120° zu sterilisieren.
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Die eingangs als zu mikroskopieren bekannt erwähnte Polyäthylenfolie
durch eine Polyvinylchloridfolie zu ersetze% konnte der Fachwelt wegen dieses völlig
abweichenden Verwendungszweckes der Polyäthylenfolie nicht nahegelegt werden.
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In dem erfindungsgemäßen Beutel kann der Nährhoden beliebig lang auf
Vorrat gehalten werden, ohne dall er in seiner Qualität leidet. Wird im Laboratorium
ein fester Nährboden benötigt, so wird einfach der entsprechende Beutel dem Vorrat
entnommen, die Folie an der Oberseite abgezogen und so die im Beutel erstarrte Nährbodenoberfläche
freigelegt, Die Beimpfung erfolgt dann wie bisher auf den Petrischalen. Nach erfolgter
Diagnose wird der bewachsene und nicht mehr benötigte Beutel auf kürzestem und einfachstem
Weg vernichtet, z. B. in eine Desinfektionslösung gebracht, die nach einigen Stunden
Einwirkung weggeschüttet werden kann. Die erfindungsgemäße Methode bedeutet gerade
für kleinere Laboratorien (Kliniken, private Untersuchungslaboratorien, Molkereien
und andere), insbesondere aber für fliegende Laboratorien, eine erhebliche Einsparung
an Zeit, Material, Raum und Personal.
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Während bisher auch bei fliegenden Laboratorien auf eine Nährbodenküche
und eine Spülküche sowie im Zusammenhang damit auf Apparaturen, Geräte und Material
nicht verzichtet werden konnte, kommt bei Verwendung der erfindungsgemäßen Beutel
ein großer Teil dieser Einrichtungen in Wegfall, der Rest ist auf ein Minimum des
bisher erforderlichen Aufwandes beschränkt.
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Ein Bild über die hier bestehenden Einsparungsmöglichkeiten gibt folgendes,
der täglichen Praxis entnommene Beispiel: Die Antibiotikatestung, d. h. die möglichst
schnelle Untersuchung, ob z. B. der Eiter eines Patienten mit diesem oder jenem
Antibiotikum behandelt werden soll, wird heute immer mehr zu einem Erfordernis,
sogar des praktizierenden Arztes. Zu diesem Zweck sind die bisher sogenannte »Antibiotilcatestbestecke«
in den Handel gebracht worden, welche die verschiedenen Antibiotika auf Filtrierpapierplättchen
angetrocknet enthalten. Will ein. behandelnder Arzt feststellen, ob gegen die eitrige
Entzündung seines Patienten
Penicillin, Streptomycin oder ein anderes
Aiitibiotikum verwendet werden soll, dann inull er zuerst für diesen Zweck den Eiter
des Patienten auf die schon erwähnte Agarplatte ausstreichen und dann auf diese
beimpfte Platte die einzelnen Filtrierpapierplättchen legen. Das-Ganze kommt in
den Brutschrank, und in rund 12 Stunden Aufenthalt in demselben wird sich auf der
Plattenoberfläche aus den im Eiter enthaltenen Keimen ein mehr oder weniger dichter
Bakterienrasen entwickeln. Um die Antibiotikaplättchen herum aber wird, wenn diese
auf die Keime abtötend oder hemmend wirken, ein mehr oder weniger breiter steriler,
d. h. unbewachsener, von Bakterien freier Hof entstehen. Fehlt dieser Hof um ein
Plättchen, so bedeutet das, daß das betreffende Antibiotikum keinerlei Wirkung auf
den Krankheitskeim ausübt. für die Behandlung also nicht in Frage kommt. Die Größe
des bakterienfreien Hofes ist ein Maßstab für die Wirksamkeit des entsprechenden
Antibiotikums gegen den bekämpften Keim.
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Daß diese an und für sich einfache Testmethode heute noch nicht in
alle Kliniken oder Praxen Eingang gefunden hat, liegt in erster Linie daran, daß
einerseits die Herstellung der Altarplatten, vor allen Dingen aber die nach erfolgter
Ablesung noch erforderliche Sterilisierung der Kulturplatten im Dampftopf bzw. Autoklav,
deren Spülen, dann erneutes Heißluftsterilisieren einen zu großen technischen, apparativen
und personellen Aufwand erfordern, den sich eine kleine Klinik oder gar eine Praxis
in den seltensten Fällen leisten kann. Aus diesem Grunde sind vielfach die Antihiotikatestungen
wieder eingeschlafen. Die Herstellung einer Altarplatte konnte bisher nicht um-Zangen
werden. Selbst wenn die Herstellerfirmen von , g
Antibiotikatestbestecken
Altar in Reagenzgläsern mitliefern, muß doch jeweils vor Anlegen einer solchen Testplatte
dieses Röhrchen in Wasser von 100° C gebracht werden, um den Altar erst einmal zu
verflüssigen; dann muß dieser flüssige Altar in die sterile, also bereits vorbehandelte
Petrischale eingegossen werden; es muß das Erstarren des Altars abgewartet -werden,
und schließlich muß die Plattenoberfläche noch kurz über der Flamme getrocknet werden,
bis sie endlich beimpfungsfertig ist. Auf keinen Fall kann man die nachträgliche
Sterilisierung der bewachsenen Platte im Hochdruckdampfsterilisator (Autoklav).
zum mindesten aber in einemDampftopf mit strömendem Dampf von 100° C, entbehren.
Weiter nötig ist das darauffolgende Auskochen in einem größeren Kochgefäß und das
daran anschließende Spülen der ausgekochten Schalen zunächst in einer Lauge, dann
in einem Säurebad (zur Neutralisation) und zuletzt in reinem Wasser. Nachdem die
so wieder sauber gewordenen Platten getrocknet sind, müssen sie vor weiterer Verwendung
neuerdings in einem Heißluftsterilisator bei 180 bis 200° sterilisiert werden. Dann
erst ist wieder ein Eingießen von Altar in die gleiche Petrischale möglich. Daß
die Anschaffung der hierfür erforderlichen Sterilisierungsgeräte sowie der entsprechenden
Kocheinrichtung nicht nur ein finanzielles, sondern auch schon ein räumliches Problem
darstellt, bedarf keiner näheren Ausführung. Hinzu kommt die Notwendigkeit, für
diese ganze Nachbehandlung noch eine eigene Arbeitskraft einzusetzen, da diese Arbeit
von einer Assistentin oder Sprechstundenhilfe zusätzlich in der Regel nicht geleistet
werden kann.
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Bei Verwendung des erfindungsgemäßen Beutels fallen alle belastenden
Phasen im Arbeitsgang der Antibiotikatestung weg. Eine Herstellung des Altars oder
auch nur ein Gielien der Agarplatten ist hier nicht erforderlich: denn die Beutel
liegen in Vorrat jederzeit griffbereit und brauchen bei Bedarf nur dem Vorratsbehälter
entnommen zu «-erden. Die Handhabung erfolgt so, daß vor Beimpfung die obere Deckfolie
abgezogen und damit die Oberseite der Altarschicht freigelegt wird. Auf diese freigelegte
Altarfläche wird der Eiter wie bei Verwendung der Petrischalen ausgeimpft; in gleicher
Weise werden die Antibiotikaplättchen aufgelegt. Nach Einlegen der beimpften Beutel
in den Brutschrank können mittels gewölbter Blechdeckel, die nach bzw. vor jedem
Gebrauch einfach kurz abgeflammt werden, die bisher erforderlichen Petrischalendeckel
ersetzt «-erden. Nach erfolgter Bebrütung läßt sich auf dem Beutel genauso wie auf
der Altarplatte das Ergebnis der Antibiotikatestung ablesen, nur mit dem Unterschied,
daß bei den Petrischalen nun der anspruchsvolle Zyklus der Sterilisation u. dgl.
erfolgen muß, während die Beutel einfach in die Desinfektionslösung geworfen werden
und nach einigen Stunden bedenkenlos, wie sonstiger Aball behandelt, das heißt z.
B. weggeschüttet werden können. Was die Verwendung der erfindungsgemäßen Beutel
an Einsparung bedeutet, ist unschätzbar.
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Weitere Vorteile der Erfindung sind: Infolge der erwähnten Einsparung
sind fliegende Laboratorien schneller beweglich und können auch im Flugzeug untergebracht
werden.
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Für die Apparaturen besteht keine Bruchgefahr, weil Glasschalen nicht
mehr oder nur in kleinstem Ausmaß verwendet werden, denn auch die Reagenzgläser
können durch solche aus Kunststoff. wie P\'C. ersetzt werden.
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Mit dem erfindungsgemäßen Beutel sind Abklatschuntersuchungen möglich.
die bisher mit Altarplatten nicht durchgeführt werden konnten, d. h., der Beutel
wird nach Freilegen der Altaroberfläche auf die zu untersuchende Fläche gedrückt,
z. B. Möbel, Wände, Türklinken usw., und dann zur Bebrütung in den Brutschrank gelegt.
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Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Beutels lassen sich auch bakteriologische
Wasseruntersuchtuigen an Ort und Stelle sowie Milchkeimzählungen qualitativ und
quantitativ durchführen ; der Beutel ist geeignet für den Postversand von Reinkulturen.
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Besonders geeignet ist der erfindungsgemäße Beutel für die Diagnose
von pathogenen Darmbakterien; hier befindet sich nach Abzug der oberen Deckfolie
auf dein Altar noch eine Viskosefolie oder eine andere entsprechende Membran, auf
welchen mittels Indikator-Spray eine schärfene Differenzierung von pathogenen Darmbakterien
möglich ist. als dies mit den bisher bekannten Nährböden erreicht werden konnte.
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Dies bedeutet für die Praxis vor allen Dingen schnelleres Wachstum
der Kulturen. ferner die Möglichkeit der Einsendung von luftgetrocknetem Cintersuchungsmaterial
auf Folien, die mikroskopische Kontrolle während des Wachstums, die Erzeugung von
Massenkulturen zur Gewinnung sowohl von Impfstoffen wie auch von großen Mengen von
altarfreien Bakterien. Auch die Toxingewinnung kann beschleunigt werden.
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Die Figur zeigt an einem Ausführungsbeispiel den erfindungsgemäßen
Nährbodenbehälter.
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Er besteht aus zwei sterilisierbaren, chemisch indifferenten Kunststoffolien
1 und 2. z_. B. PVC-Folien. Der Beutel ist nach Sterilisierung in gespanntem Dampf
mit geberbarem \ährbodenbrei gefüllt und an seinem ganzen Umfang bakteriendicht,
luftdicht und
feuchtigkeitsdicht geschlossen (zugeschweißt). Die
Figur zeigt den Beutel bei teilweise abgehobener Deckfolie 1 unter Freilegung der
\, ährbodenoberfläche 3. Für die Diagnose von pathogenen Darmbakterien befindet
sich zwischen der Deckfolie 1 und dem Nährboden 3 eine nährstoffdurchlässige Folie
4, auf welcher mittels Indikator-Spray die Differenzierung von pathogenen Darmbakterien
schärfer möglich ist als auf den bisherig.= i Nährböden.