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Verfahren zur Sterilisation von Catgut unter Verwendung von Halogenen.
Die Herstellung von Sterilcatgut wird zumeist durch Sterilisation des Rohstoffes, aus dem das vorsterilisierte Catgut gewonnen wird, und Schlusssterilisation des fertigen Fadens bewirkt.
Die Vorsterilisation mit wässerigen Jodlösungen führt unter bestimmten Fabrikationsverhältnissen mit Sicherheit zur Entkeimung des Darmmaterials. Dazu ist beispielsweise bei der Verwendung von
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diesem entkeimten Darm gewonnene Catgut wird an der Oberfläche wieder mit Keimen aller Art infiziert, weil die Fäden geschliffen, kalibriert und einer Reihe von sonstigen Manipulationen unterworfen werden müssen.
Die Art der Keime, welche dabei an das Material gelangen, ist unbestimmt, je nach den Betriebsverhältnissen, je nach den Luftverhältnissen des Betriebes, je nach den Personen, die mit dem Material zu tun haben. Es kann sich um leicht abzutötende Keime handeln, es können aber auch sehr resistente
Keime sein. Darüber gibt es keine bestimmten Anhaltspunkte.
Die fertigen Fäden kann man nun nicht ohne weiteres in wässerigen Lösungen schlusssterilisieren, deren unbedingt keimtötende Wirkung feststeht, sondern dazu müssen alkoholische Lösungen verwendet werden, die den Faden physikalisch möglichst unverändert lassen.
Solche alkoholische Lösungen sind aber im Gegensatz zu den wässerigen Lösungen nicht in der Lage, widerstandsfähige Keime sicher abzutöten. So gelingt es beispielsweise nicht, Erdsporen, die auch im Staub der Luft vorkommen können und somit als Sekundärinfektion des vorsterilisierten Catguts denkbar sind, selbst bei 80tägiger Einwirkung von Jodalkohollösungen abzutöten.
Diese Schwierigkeiten werden jedoch in der vorliegenden Erfindung dadurch überwunden dass man an Stelle von Lösungen der Halogene in Alkohol Verbindungen von Halogenen untereinander in Alkohol gelöst einwirken lässt.
So werden beispielsweise Erdsporen, deren Beständigkeit gegen 10%oigne wässerige Jodlösungan acht Tage, gegen Jodalkohollösungen Monate beträgt, in einer l/ogen alkoholischen Lösung von Jodtrichlorid, Jodmonochlorid, Jod-Brom, Brom-Fluor oder Jod-Fluor in nur vier Tagen abgetötet. Die Verbindungen der Halogene haben gegenüber den einfachen Halogenen ausserdem den Vorzug, dass sie nur deren vorteilhafte Wirkungen haben, während sie die zerstörenden Wirkungen der besonders aggressiven unter ihnen vermeiden.
Dieser Vorzug ist mit dadurch bedingt, dass man bei Anwendung von Halogenverbindungen mit viel geringeren Konzentrationen zum Ziel kommt, als bei der Anwendung des einzelnen Halogens. So steht der Wirkung der 10%0 ; gm wässerigen Jodlösung in acht Tagen, die Wirkung einer 10/obigen alkoholischen Jodtrichloridlösung in vier Tagen gegenüber.
Wendet man Halogenverbindungen bei der Entkeimung des Rohstoffes an, so kommt man an Stelle einer 10% iger wässerigen Jodlösung beispielsweise mit einer logen wässerigen oder alkoholischen Jodtrichloridlösung in der Hälfte der Zeit, nämlich statt in acht Tagen bereits nach vier Tagen zur Abtötung aller Bakterien und ihren Sporen.
Damit ist der weitere Vorteil verbunden, dass die Lösung insgesamt nur 1%0 chemische Zusätze enthält, während die 10 /ooige wässerige Jodlösung auch noch 20%0 Jodkali enthalten muss, um die Lösung des Jods in Wasser zu ermöglichen. Die Lösung enthält demnach 30# Chemikalien ; während also beispielsweise in der 100/"eigen wässerigen Jodlösung drei Gewichts-
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prozente Chemikalien enthalten sind, kommt man bei der Verwendung von Halogenverbindungen mit dem 30. Teil und der Hälfte der Einwirkungszeit aus.
Die Halogsnverbindungen werden also mit Vorteil auch bei der Entkeimung des Rohstoffes in wässerigen Lösungen angewendet und mit dem gleichen Sterilisationserfolg bei der Sclusssterilisation des Fadens in alkoholischen Lösungen.
Mit gleich gutem Erfolge lassen sich sinngemäss zur Behandlung des Nähmaterials auch Lösungen der Verbindungen von Halogenen untereinander in wasserfreien Flüssigkeiten und solchen Flüssigkeiten. die nicht mit Wasser mischbar sind. wie Toluol. Cumol, Xylol, Benzin, Benzol usw.. benutzen, deren Anwendung eine Erweiterung der vorstehend erläuterten Behandlungsmethode bildet.
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auch bei der Nachbehandlung des fertigen Darmfadens.
Die Halogenverbindungen lassen sieh analog auch für die Sterilisation aller sonstigen chirurgischen Nähmaterialien anwenden.
Die Halogenverbindungen lassen sieh aber auch zur Sterilisation von Alkohol, Benzin und ändern
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Desinfektionszwecken u. dgl. dienen, verwenden.
Bisher wurden chirurgische Nähmaterialien, Instrumente u. dgl. vor oder während und nach dem Gebrauche in Handelsbenzin oder Handelsalkohol behandelt und gelagert, um sie steril zu erhalten oder gegen Neuinfektionen zu sichern.
Da aber in bekannter Weise derartige Flüssigkeiten, wie sie im Handel sind, nicht keimfrei sind, waren sie, wie dies auch von wissenschaftlicher Seite schon ausgesprochen wurde, unter Umständen die
Quelle von Infektionen.
Eine Sterilisation derartiger Flüssigkeiten durch Hitze kommt wegen ihrer Fenergefährliehkeit nicht in Frage und man hat es schon mit mechanischer Entkeimung mittels Keimfilter versucht, doch ist dazu eine umständliche Apparatur nötig und der Enderfolg trotzdem nicht unbedingt sicher.
Als weiteres Behelfsmittel zur Verhütung von Neuinfektionen hat man den Fliissigkeiten schon
Jod oder Sublimat zugesetzt. Diese Mittel sind aber nicht imstande, die in den Flüssigkeiten vor- kommenden resistenten Sporen abzutöten.
Die Versuche haben nun ergaben, dass es möglich ist, die völlige Entkeimung von Alkohol, Benzin oder gleichwertigen Behandlungsflüssigkeiten dadurch zu erzielen, dass man ihnen einen Zusatz von wenigstens 0. 750/00 eines Chemikaliums, das aus einer Verbindung der Halogene untereinander besteht, also beispielsweise Jodbrom, Jodfluor, Jodtrichlorid usw., zugibt.
Solche in dieser Weise behandelten Flüssigkeiten sind nach spätestens vier Tagen einwandfrei steril, bilden nun eine vom bakteriologisehen Standpunkt aus sichere Aufbewahrungsfliissigkeit für chirurgische Nähmaterialien, Instrumente od. dgl. und haben gleichzeitig eine stark keimtötende Wirkung auf die darin aufbewahrten Materialien und Gegenstände, so dass auf deren Oberfläche etwa vorhandene
Keime mit Sicherheit abgetötet werden.
Von besonderer Bedeutung ist die dadurch erzielte keimfreie bzw. keimtötende Flüssigkeit auch für allgemeine Desinfektionszwecke, weil sie mit beispielsweisem Erfolg auch zur Händedesinfektion, zur Desinfektion des Operationsfeldes usw. verwendet werden können. Während z. B. Erdsporen in 10% iger Jodtinktur, die sehr häufig zur Desinfektion des Operationsfeldes verwendet wird, nicht zugrunde gehen, sind sie in der 0. 75''/ogen Lösung der Verbindungen der Halogene untereinander nach vier Tagen sicher abgetötet. Die Lösung ist demnach der Jodtinktur weit überlegen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Sterilisation von Catgut unter Verwendung von Halogenen, dadurch gekenn- zeichnet, dass der Rohstoff mittels wässeriger oder alkoholischer Lösungen der Verbindungen von Halogenen untereinander entkeimt wird.