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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Desinfektionsmittel. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Desinfektionsmittel mit einem Markierungsstoff.
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Desinfektionsmittel werden zu Abtötung von Krankheitserregern, beispielsweise von Bakterien, Pilzen oder Viren eingesetzt. Ihr Einsatzgebiet umfasst die hygienische und chirurgische Händedesinfektion , Hautantiseptik, Flächen-, Instrumenten-, Wäsche-, Raum-, Wasserdesinfektion, sowie die Desinfektion von Abfällen.
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Besonders in gesundheitssensiblen Bereichen, in welchen mehrere Menschen als potenzielle Träger von Krankheitserregern aufeinandertreffen, ist eine sorgsame Desinfektion nötig. Dies gilt insbesondere in Krankenhäusern. Hier ist besonders bei Operationen und damit verbundenen Beeinträchtigungen der natürlichen Schutzbarriere der Haut oder von Schleimhäuten des Patienten verbunden mit einer Schwächung des Immunsystems, dafür Sorge zu tragen, das Eindringen von Krankheitserregern in den Organismus des Patienten zu vermeiden. Dies erfolgt insbesondere durch Sterilisation des Operationsbestecks, die Handdesinfektion des Operierenden, die Desinfektion der zu öffnenden Hautstelle des Patienten, sowie die Raumdesinfektion des Operationssaals.
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Es ist bekannt, dem Desinfektionsmittel einen Markierungsstoff zuzugeben, um die desinfizierte Oberfläche zu markieren. Die zu desinfizierende Oberfläche ist dabei beispielsweise Haut. Diese Markierung besteht häufig aus einem dem Desinfektionsmittel zugegebenen Farbstoff. Dieser Farbstoff kann visuell wahrgenommen werden, womit die desinfizierte Oberfläche markiert wird.
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Bei Operationen wird häufig zur Hautdesinfektion Ethanol oder Isopropanollösung als desinfizierende Grundkomponente mit Rote Beete-Saft als Farbstoff eingesetzt. Dadurch ist die bereits desinfizierte Oberfläche deutlich durch die intensive Färbung des Rote Beete-Safts zu erkennen. Nachteilig hieran ist, dass der Rote Beete-Saft sich auch mit Seife nicht komplett entfernen lässt. Insbesondere ist der Farbstoff nur schwer aus Haaren oder Kleidung zu entfernen. Weiterhin nachteilig ist, dass die Färbung der Haut durch den Rote Beete-Saft die Einschätzung von Wunden erschwert.
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Es sind weiterhin Desinfektionsmittel mit sich verflüchtigenden Farbstoffen bekannt.
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Die
WO 2017/050619 A9 beschreibt einen Desinfektionsmittelspender zur Bevorratung und Entnahme eines Mittels zur Oberflächen- und/oder Hautdesinfektion, ein Desinfektionsmittel und ein Verfahren zur öffentlichen Signalisierung eines Desinfektionszustandes von Personen. Das Desinfektionsmittel und der Markierungsstoff werden in zwei getrennten Vorratsbehältern gelagert, wobei der Markierungsstoff inaktiv ist und erst bei der Mischung mit dem Desinfektionsmittel aktiviert wird. Der Markierungsstoff färbt nach Auftrag des Desinfektionsmittels auf die zu desinfizierte Oberfläche diese ein, wobei die markierende Wirkung des Markierungsstoffes sich bei nachlassendem Desinfektionszustandes verflüchtigt.
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Nachteilig hieran ist, dass die desinfizierende Grundkomponente und der Markierungsstoff getrennt gelagert werden müssen. Zudem ist eine genaue Dosierung der beiden Komponenten und damit eine genaue Einstellung der Zeit, in der die markierende Wirkung des Markierungsstoffes anhält, aufwendig. Da die Aktivierung der markierenden Wirkung des Markierungsstoffes erst am Einsatzort erfolgt, kann diese je nach Komplexität des Aktivierungsmechanismus eine Fehlerquelle beinhalten.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, die bekannten Desinfektionsmittel mit Markierungsstoff zu optimieren.
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Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass der Markierungsstoff so ausgebildet ist, dass sich die markierende Wirkung des Markierungsstoffs bei Erreichen der optimalen Einwirkzeit des Desinfektionsmittels durch Umgebungseinflüsse verflüchtigt.
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Bei Auftrag des Desinfektionsmittels auf die zu desinfizierende Oberfläche wird diese durch Einfärbung markiert. Gleichzeitig ist das Desinfektionsmittel daraufhin Umgebungseinflüssen ausgesetzt. Vorteilhaft lässt sich die desinfizierte Oberfläche erkennen und bei unzureichender Desinfektion, beispielsweise durch nicht eingefärbte Stellen der zu desinfizierten Oberfläche, kann die Desinfektion wiederholt werden. Besonders vorteilhaft verflüchtigt sich die markierende Wirkung des Markierungsstoffs nach Erreichen der optimalen Einwirkzeit. Dadurch bleiben keine Einfärbungen zurück. Auch wird dadurch die optimale Einwirkzeit des Desinfektionsmittels erkennbar. Verflüchtigt sich die markierende Wirkung des Markierungsstoffs, so hat das Desinfektionsmittel bereits ausreichend desinfizierend gewirkt. Die zu desinfizierende Oberfläche ist dann desinfiziert. Beispielsweise kann bei Operationen darauf gewartet werden, dass sich die Einfärbung der mit dem Desinfektionsmittel behandelten Hautstelle des Patienten verflüchtigt. Danach kann die Hautstelle geöffnet werden, da das Desinfektionsmittel seine optimale Einwirkzeit erreicht hat. Wird die Hautstelle zu früh, also vor Erreichen der optimalen Einwirkzeit für das Desinfektionsmittel, geöffnet, so kann es zu einer Infektion der Wunde kommen. Das Desinfektionsmittel hat dann noch nicht die optimale Anzahl an Krankheitserregern auf der Hautstelle unschädlich gemacht. Ein Warten über die optimale Einwirkzeit hinaus verzögert den Operationsverlauf und birgt das Risiko einer erneuten Kontamination der Hautstelle.
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Eine Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass der Markierungsstoff so ausgebildet ist, dass sich die markierende Wirkung des Markierungsstoffs durch eine Änderung des pH-Wertes des Desinfektionsmittels verflüchtigt.
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Dabei kann dieser Farbwechsel durch einen Indikatorfarbstoff erreicht werden. Es kommen insbesondere Indikatorfarbstoffe in Frage, die im neutralen Milieu farblos und im alkalischen Milieu eine bunte Farbe zeigen. Der desinfizierenden Grundkomponente kann dabei beispielsweise ein Ethanol oder Isopropanollösung sein. Dieser wird der Indikatorfarbstoff, beispielsweise Phenolphthalein oder Thymolphthalein zugegeben. Zusätzlich wird ein alkalischer Zusatz, beispielsweise Ethanolamin oder Benzylamin, in das Desinfektionsmittel gegeben. Der alkalische Zusatz macht das Desinfektionsmittellösung alkalisch und der Indikatorfarbstoff zeigt durch Einfärbung eine alkalische Lösung an.
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Wird das Desinfektionsmittel auf eine zu desinfizierende Oberfläche gegeben, so färbt der Indikatorstoff diese ein, während die desinfizierende Grundkomponente die zu desinfizierende Oberfläche desinfiziert. Dabei verdampft die desinfizierende Grundkomponente. Durch die Volumenreduktion der Lösung intensiviert sich die Einfärbung des Indikatorfarbstoffs. Das alkalische Additiv hat dabei einen leicht höheren Siedepunkt als die desinfizierende Grundkomponente. Verdampft das alkalische Additiv, so sinkt der pH-Wert der auf der zu desinfizierenden Oberfläche verbliebenen Desinfektionsmittellösung. Durch die Änderung des pH-Wertes wechselt der Indikatorfarbstoff von seiner bunten Einfärbung im alkalischen zu seinem farblosen Zustand im neutralen pH-Wertebereich. Dabei kann durch die Menge des zugegebenen alkalischen Additivs die Dauer bis zu dem Farbwechsel variiert werden. Besonders vorteilhaft kann die Dauer auf die optimale Einwirkzeit der desinfizierenden Grundkomponente eingestellt werden. Weiterhin ist der Indikatorstoff nach der optimalen Einwirkzeit des Desinfektionsmittels farblos und hinterlässt keine Verfärbungen.
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Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass der Markierungsstoff so ausgebildet ist, dass sich die markierende Wirkung des Markierungsstoffs durch die Einwirkung von Luftsauerstoff auf das Desinfektionsmittel verflüchtigt.
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Vorteilhaft können als Markierungsstoffe Farbstoffe verwendet werden, die durch Luftsauerstoff ihre einfärbende Wirkung verlieren. Besonders vorteilhaft kann bei einem linearen Zusammenhang der Zeit, in der sich die markierende Wirkung des Farbstoffs verflüchtigt, mit dem Luftsauerstoffgehalt, diese Zeit exakt auf die optimale Einwirkzeit der desinfizierenden Grundkomponente abgestimmt werden, da der Luftsauerstoffgehalt der Luft weitestgehend konstant ist. Dies erlaubt den Einsatz bei unterschiedlichen Umgebungseinflüssen, beispielsweise variierender Temperaturen oder Luftfeuchtigkeit.
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Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass sich die markierende Wirkung des Markierungsstoffs durch eine Änderung der Temperatur verflüchtigt.
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Besonders vorteilhaft kann das Verflüchtigen der markierenden Wirkung des Markierungsstoffs durch die Erwärmung des Desinfektionsmittels durch Auftragung auf die Haut erfolgen.
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Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass der Markierungsstoff so ausgebildet ist, dass sich der Markierungsstoff durch die im Ergebnis der keimabtötenden Wirkung der desinfizierenden Grundkomponente anfallenden biologischen Abbauprodukte verflüchtigt.
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Besonders vorteilhaft ist das Verflüchtigen der markierenden Wirkung des Markierungsstoffs dabei direkt mit der desinfizierenden Wirkung der desinfizierenden Grundkomponente gekoppelt. Dies ermöglicht eine Bestimmung der optimalen Einwirkzeit der desinfizierenden Grundkomponente, die von äußeren Einflüssen, wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit unabhängig ist.
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Dabei ist es zweckmäßig, dass der Markierungsstoff ein visuell sichtbarer Farbstoff ist.
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Ein solcher Farbstoff kann vorteilhaft von dem menschlichen Auge wahrgenommen werden.
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Schließlich ist es erfindungsgemäß, dass der Markierungsstoff ein im nicht sichtbaren Bereich nachweisbarer Farbstoff ist.
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Ein solcher Farbstoff lässt sich durch technische Hilfsmittel nachweisen.
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Im Folgenden werden einige Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels beschrieben.
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Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels besteht aus einem Liter 70%igem Isopropanol, welches mit 10 g Phenolphthalein versetzt ist. Dabei ist die 70%ige Isopropanollösung die desinfizierende Grundkomponente und das Phenolphthalein der Markierungsstoff. Die entstehende Lösung ist zunächst farblos. Durch die Zugabe von 10 g Ethanolamin wird die Lösung alkalisch, wodurch der Indikator Phenolphthalein die Lösung Magenta färbt. Wird das Desinfektionsmittel auf eine zu desinfizierende Oberfläche, beispielsweise Haut aufgetragen, so verdampft das Isopropanol binnen weniger Minuten und entfaltet dabei seine desinfizierende Wirkung. Durch die Volumenreduktion der Lösung intensiviert sich in dieser Zeit die Farbe des Desinfektionsmittels. Diese Einfärbung der Oberfläche ist für das menschliche Auge wahrnehmbar und technisch detektierbar. Nach einer Zeitspanne von circa 4 Minuten verdampft das Ethanolamin allmählich. Durch das Verdampfen des Ethanolamins sinkt der pH-Wert des Desinfektionsmittels. Dadurch verflüchtigt sich die markierende Wirkung des Phenolphthaleins. Nach ungefähr 6 Minuten hat sich die markierende Wirkung des Phenolphthaleins vollständig verflüchtigt. Die Rückstände des Desinfektionsmittels auf der Haut sind nach dieser Zeit farblos.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels besteht aus einem Liter 70%igem Isopropanol, welches mit 25 g Phenolphthalein versetzt ist. Dabei ist die 70%ige Isopropanollösung die desinfizierende Grundkomponente und das Phenolphthalein der Markierungsstoff. Die entstehende Lösung ist zunächst farblos. Durch die Zugabe von 25 g Benzylamnin wird die Lösung alkalisch, wodurch der Indikator Phenolphthalein die Lösung intensiv Magenta färbt. Wird das Desinfektionsmittel auf eine zu desinfizierende Oberfläche, beispielsweise Haut aufgetragen, so verdampft das Isopropanol binnen weniger Minuten und entfaltet dabei seine desinfizierende Wirkung. Durch die Volumenreduktion der Lösung intensiviert sich in dieser Zeit die Farbe des Desinfektionsmittels. Diese Einfärbung der Oberfläche ist für das menschliche Auge wahrnehmbar und technisch detektierbar. Nach einer Zeitspanne von circa 8 Minuten verdampft das Benzylamnin allmählich. Durch das Verdampfen des Benzylamnins sinkt der pH-Wert des Desinfektionsmittels. Dadurch verflüchtigt sich die markierende Wirkung des Phenolphthaleins. Nach ungefähr 10 Minuten hat sich die markierende Wirkung des Phenolphthaleins vollständig verflüchtigt. Die Rückstände des Desinfektionsmittels auf der Haut sind nach dieser Zeit farblos.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Desinfektionsmittels besteht aus einem Liter 70%igem Isopropanol, welches mit 25 g Thymolphthalein versetzt ist. Dabei ist die 70%ige Isopropanollösung die desinfizierende Grundkomponente und das Thymolphthalein der Markierungsstoff. Die entstehende Lösung ist zunächst farblos. Durch die Zugabe von 25 g Ethanolamin wird die Lösung alkalisch, wodurch der Indikator Thymolphthalein die Lösung intensiv blau färbt. Wird das Desinfektionsmittel auf eine zu desinfizierende Oberfläche, beispielsweise Haut aufgetragen, so verdampft das Isopropanol binnen weniger Minuten und entfaltet dabei seine desinfizierende Wirkung. Durch die Volumenreduktion der Lösung intensiviert sich in dieser Zeit die Farbe des Desinfektionsmittels. Diese Einfärbung der Oberfläche ist für das menschliche Auge wahrnehmbar und technisch detektierbar. Nach einer Zeitspanne von circa 4 Minuten verdampft das Ethanolamin allmählich. Durch das Verdampfen des Ethanolamins sinkt der pH-Wert des Desinfektionsmittels. Dadurch verflüchtigt sich die markierende Wirkung des Thymolphthaleins. Nach ungefähr 5 Minuten hat sich die markierende Wirkung des Thymolphthaleins vollständig verflüchtigt. Die Rückstände des Desinfektionsmittels auf der Haut sind nach dieser Zeit farblos.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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