DE19939677A1 - Verfahren zur Inaktivierung von zellwandlosen Bakterien, insbesondere der Mykoplasmen durch Anwendung hohen hydrostatischen Drucks - Google Patents
Verfahren zur Inaktivierung von zellwandlosen Bakterien, insbesondere der Mykoplasmen durch Anwendung hohen hydrostatischen DrucksInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sterilisation wässriger Lösungen, die mit
Mykoplasmen oder anderen zellwandlosen Bakterien kontaminiert sind. Dabei werden diese
Lösungen einer Hochdruckbehandlung unterzogen.
In der Biotechnologie, insbesondere beim Arbeiten mit Zellkulturen, stellt die Kontamination
mit Mykoplasmen ein Problem dar. Diese zellwandlosen Bakterien passieren die vom EuAB
97 für Wirkstoffe und Zubereitungen, die nicht im Endbehältnis sterilisiert werden können,
vorgeschriebenen Membranfilter der Porenweite 0,22 µm. An dem Bakterium Mycoplasma
pneumoniae konnte gezeigt werden, daß es bei 40°C und einem Druck von 250 MPa
innerhalb von 15 min möglich ist, wässrige Lösungen mit einer Ausgangskeimzahl von 109
Bakterien/ml zu sterilisieren. Die Aktivität eines zu Testzwecken bei den gleichen
Bedingungen mituntersuchten Albumin-Antikörpers blieb in vollem Umfang erhalten.
Mykoplasmen zählen zu den kleinsten, selbständig vermehrungsfähigen Prokaryonten.
Anstelle einer Zellwand besitzen sie eine stabile cytoplasmische Membran, deren Stabilität
durch den Einbau von Cholesterol erhöht wird. Aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer
hohen Flexibilität werden sie bei der Sterilfiltration mit den üblichen bakteriendichten Filtern
(Porenweite 0,22 µm) nicht zurückgehalten. Dies stellt besonders dann ein Problem dar,
wenn die kontaminierten und somit zu sterilisierenden wirkstoffhaltigen Lösungen
hitzeempfindlich sind und somit auch nicht mit Hilfe der üblichen Hitzesterilisation behandelt
werden können.
In früheren Veröffentlichungen wurde bereits gezeigt, daß vegetative Bakterien bei
niedrigen oder leicht erhöhten Temperaturen durch Hochdruckbehandlung inaktiviert
werden können [1], [2]. Diese Untersuchungen beschäftigten sich jedoch nicht mit
Mykoplasmen.
Mykoplasmen leben parasitisch in Pflanzen und Tieren. Sie zählen zu den extrazellulären
Parasiten. Sehr häufig sind Zellkulturen mit Mykoplasmen kontaminiert. Im menschlichen
Organismus kommen die Mykoplasmen hauptsächlich auf den Epithelien der Trachea, der
Bronchien und der Bronchiolen vor, daneben auch im Gentitaltrakt. Mycoplasma
pneumoniae zählt als Erreger der atypischen Pneumonie zu den humanpathogenen
Keimen. Die Untersuchungen bei der vorliegenden Erfindung wurden mit diesem
pathogenen Keim durchgeführt.
Entscheidende Parameter zur erfolgreichen industriellen Anwendung der
Hochdrucktechnologie sind die Dauer der Hochdruckanwendung und die Höhe des
erforderlichen Druckes. In den üblichen Hochdruckapparaturen können Drücke bis zu 1000
MPa realisiert werden. Die Kosten der Hochdruckapparaturen steigen jedoch deutlich mit
dem vorgegebenen maximal zu erreichenden Druck. Die Dauer der Hochdruckbehandlung
entscheidet dagegen über die Höhe der Produktionskosten bei Anwendung der
Technologie auf ein zu sterilisierendes Gut. Letztlich ist - will man hitzeempfindliche
Wirkstoffe wie z. B. antikörperhaltige Seren sterilisieren - eine moderate Temperatur
vorgegeben.
Die in der vorliegenden Erfindung beschriebenen Parameter zur Inaktivierung von
Mycoplasma pneumoniae liegen mit einem Druck von 250 MPa und 15 min
Behandlungsdauer bei einer Temperatur von 40°C in einem Bereich, der die industrielle
Nutzung dieser Sterilisationsmethode ermöglicht.
Die Hochdruckexperimente wurden mit einer Hochdruckapparatur durchgeführt, die es
erlaubt, mit Hilfe von Wasser als druckübertragendem Medium Drücke bis zu 700 MPa
aufzubauen. Die Apparatur besteht aus 10 Druckbehältern, die in Gruppen von je 5
Behältern getrennt thermostatisiert werden können. Dieser Aufbau ermöglicht kinetische
Untersuchungen [3].
Die Bakterienkulturen wurden in Polyethylen-Gefäße (je 0,4 ml) gefüllt und unter Druck
gesetzt. Die Zahl der überlebenden Bakterien wurde mittels der Most-Probable-Number-
Methode [4], [5] bestimmt.
Die Aktivität des parallel untersuchten polyklonalen Antikörpers wurde mittels eines ELISA-
Tests überprüft.
Die Inaktivierung von Mycoplasma pneumoniae wurde bei verschiedenen Temperaturen
untersucht. Am erfolgreichsten verlief sie bei einer Temperatur von 40°C. Bei dieser
Temperatur beginnt die Inaktivierung bei Drücken ab 100 MPa. Die Inaktivierungsrate steigt
im Druckbereich von 250 bis 300 MPa stark an. Der Anstieg verlangsamt sich bei weiterer
Druckerhöhung. Bei 450 MPa konnten nach nur 5 min Behandlungsdauer keine Bakterien
mehr nachgewiesen werden (Abb. 1).
Die Untersuchungen zur Drucktoleranz von Mycoplasma pneumoniae bilden die Grundlage
zur Entwicklung einer Sterilisationsverfahrens für Lösungen, die mit zellwandlosen
Bakterien wie den Mykoplasmen verseucht sind. Die zu optimierenden Parameter sind
Druck, Temperatur und Zeitdauer der Druckbehandlung. Der minimale aufzuwendende
Druck beträgt bei 25°C 250 MPa und bei 40°C 150 MPa. Bei diesen Bedingungen sind die
Behandlungszeiten jedoch relativ lang. Höherer Druck führt zu kürzeren
Behandlungszeiten. Bei 40°C und 250 MPa folgt die Inaktivierung nach einer kurzen
Inkubationszeit einer Reaktionskinetik 1. Ordnung. Die Abnahme um eine Zehnerpotenz (D-
Wert) erfolgt in 1,1 min. Nach 15 min sind, ausgehend von einer Keimzahl von 109
Bakterien pro ml, keine Bakterien mehr nachweisbar (Abb. 2).
Um die Möglichkeit der Anwendung der Hochdruckbehandlung für die Sterilisation
proteinhaltiger Seren zu demonstrieren, wurde als Modellprotein ein polyklonaler Albumin-
Antikörper untersucht. Der Antikörper wurde bei einer Temperatur von 40°C für 20 min
Drücken von 200, 250, 300, 400 und 500 MPa ausgesetzt. In Kontrollexperimenten wurde
der Temperatureinfluß auf die Aktivität des Antikörpers ermittelt. Bei 200 und 250 MPa
scheint die Aktivität des Antikörpers um 5 bzw. 3% anzusteigen. Bei 300 MPa ist im
Vergleich zur Kontrolle bei Atmosphärendruck keine Veränderung der Aktivität feststellbar.
Erst bei Drücken von 400 und 500 MPa sinkt die Aktivität um 2 bzw. 8%. Eine
Temperaturerhöhung von 25 auf 40°C führte zu einem Absinken der Aktivität um 1%
(Abb. 3).
Es konnte somit gezeigt werden, daß die Aktivität eines polyklonalen Antikörpers bei den
zur Sterilisation von mit Mykoplasmen verseuchten Seren ausreichenden Bedingungen (250
MPa, 40°C und 15 min Behandlungsdauer) nicht abnimmt. Somit ist diese
Sterilisationsmethode zur Behandlung kontaminierter proteinhaltiger Seren geeignet.
[1] von Almsick, G.; Schreck, Ch.; Ludwig, H.: Pressure induced inactivation of microorganisms. In:
Basic and applied high pressure biology IV. Jean-Claude Rostain, Alister G. Macdonald and
Robert E. Marquis (eds.). Medsubhyp International 1995, tome 5 (1995) 69-75.
[2] Ludwig, H.; Bieler, C.; Hallbauer, K.; Scigalla W.: Inactivation of microorganisms by hydrostatic pressure. High Pressure and Biotechnology, Colloque Inserm Vol. 224 (1992) 25-32.
[3] Sojka, B.; Ludwig, H.: Pressure induced germination and inactivation of Bacillus subtilis spores. Pharm. Ind. 56 (1994) 660-663.
[4] Wallhäußer, K. H..: Praxis der Sterilisation - Desinfektion - Konservierung. 5. Aufl. Georg Thieme Verlag Stuttgart New York (1995)
[5] Hess, H.; Knüsel, F.; Mullen, K.: Control of low-level microbial contamination of drug preparation. Pharmazeutuca Acta Helvitica 44 (1968) 174-191
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[5] Hess, H.; Knüsel, F.; Mullen, K.: Control of low-level microbial contamination of drug preparation. Pharmazeutuca Acta Helvitica 44 (1968) 174-191
Claims (7)
1. Verfahren zur Inaktivierung von zellwandlosen Bakterien, insbesondere von
Mykoplasmen, dadurch gekennzeichnet, daß die Inaktivierung der Bakterien durch
Anwendung hohen hydrostatischen Drucks auf das zu sterilisierende Medium erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Hochdruckbehandlung bei
Drücken zwischen 100 und 1000 MPa erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zu sterilisierende
Gut der Hochdruckbehandlung über einen Zeitraum von einer Sekunde bis mehreren
Stunden unterzogen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
während der Hochdruckbehandlung unter 50°C liegt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß das zu
behandelnde Gut vor der Hochdruckbehandlung in ein Verkaufsbehältnis abgefüllt
wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2, 3, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei dem zu sterilisierenden Gut um proteinhaltige Seren handelt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2, 3, 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei dem zu sterilisierenden Gut um Zellkulturmedien handelt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999139677 DE19939677A1 (de) | 1999-08-20 | 1999-08-20 | Verfahren zur Inaktivierung von zellwandlosen Bakterien, insbesondere der Mykoplasmen durch Anwendung hohen hydrostatischen Drucks |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999139677 DE19939677A1 (de) | 1999-08-20 | 1999-08-20 | Verfahren zur Inaktivierung von zellwandlosen Bakterien, insbesondere der Mykoplasmen durch Anwendung hohen hydrostatischen Drucks |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19939677A1 true DE19939677A1 (de) | 2001-02-22 |
Family
ID=7919141
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999139677 Withdrawn DE19939677A1 (de) | 1999-08-20 | 1999-08-20 | Verfahren zur Inaktivierung von zellwandlosen Bakterien, insbesondere der Mykoplasmen durch Anwendung hohen hydrostatischen Drucks |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19939677A1 (de) |
Cited By (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102009042088A1 (de) | 2009-09-18 | 2010-12-02 | Multivac Sepp Haggenmüller Gmbh & Co. Kg | Vorrichtung und Verfahren zur Hochdruckbehandlung von Produkten |
DE102009042094A1 (de) | 2009-09-18 | 2011-04-07 | Multivac Sepp Haggenmüller Gmbh & Co. Kg | Transportbehälter |
EP2308759A2 (de) | 2009-09-18 | 2011-04-13 | Multivac Sepp Haggenmüller GmbH & Co. KG | Maschine und Verfahren zum Verpacken und Hochdruckbehandeln von Produkten |
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US9055755B2 (en) | 2011-08-09 | 2015-06-16 | Multivac Sepp Haggenmueller Gmbh & Co. Kg | Container for accommodating products during a high-pressure treatment |
-
1999
- 1999-08-20 DE DE1999139677 patent/DE19939677A1/de not_active Withdrawn
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EP2308759A2 (de) | 2009-09-18 | 2011-04-13 | Multivac Sepp Haggenmüller GmbH & Co. KG | Maschine und Verfahren zum Verpacken und Hochdruckbehandeln von Produkten |
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EP2382878A1 (de) | 2009-09-18 | 2011-11-02 | Multivac Sepp Haggenmüller GmbH & Co. KG | Transportbehälter |
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US8551427B2 (en) | 2009-09-18 | 2013-10-08 | Multivac Sepp Haggenmueller Gmbh & Co. Kg | Transport container |
EP3088312A1 (de) | 2009-09-18 | 2016-11-02 | MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG | Maschine und verfahren zum verpacken und hochdruckbehandeln von produkten |
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EP2556757A1 (de) | 2011-08-09 | 2013-02-13 | Multivac Sepp Haggenmüller GmbH & Co. KG | Behälter zur Aufnahme von Produkten während einer Hochdruckbehandlung |
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