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Die Erfindung betrifft einen Sitz für ein Luftfahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Fluggesellschaften verwenden in Flugzeugen häufig Sitzanordnungen, bei denen Passagiersitze bzw. Passagiere eng hintereinander positioniert sind. Der Sitzkomfort auf einem Passagiersitz in einem Flugzeug wird neben Eigenschaften wie der Sitzbreite vor allem durch den Sitzabstand und die Beinfreiheit eines Passagiers definiert. Aus Gründen der wirtschaftlichen Effizienz sind Luftfahrtunternehmen darin bestrebt, die Anzahl der Passagiersitzplätze zu maximieren, was zu Lasten der Sitzabstände, der Beinfreiheit und damit des Komforts geht. Für die Zulassung von Luftfahrzeugen werden von Luftfahrzeugherstellern statistisch durchschnittliche Körpergrößen herangezogen. Dies führt zwangsläufig dazu, dass die individuelle Körpergröße von Passagieren häufig deutlich größer als die für die Zulassung zugrundeliegende Körpergröße ist. Flugzeugsitzabstände werden demnach, insbesondere durch große oder viel Platz benötigende Menschen, als zu eng und der Sitzkomfort als unkomfortabel wahrgenommen. Je nach Flugdauer und Häufigkeit von Flugreisen können negative Komforterlebnisse als bleibende Eindrücke mitentscheidend bei der Auswahl von zukünftigen Reisen und Reisearten sein.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine verbesserte und flexiblere Nutzung des Innenraums bzw. der Passagierkabine eines Luftfahrzeuges zur Verfügung zu stellen und damit den Reisekomfort sowie individuelle Reiseanforderungen der Passagiere zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird durch einen Sitz mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1, eine Passagier-Sitzreihenanordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 19, ein Flugzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 22 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruch 23 gelöst. Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Danach betrachtet die Erfindung einen Sitz für ein Luftfahrzeug, der eine Sitzfläche, die durch eine Sitzkonstruktion bereitgestellt wird, und eine Rückenlehne aufweist, wobei die Rückenlehne eine Schwenkachse aufweist und dazu ausgebildet ist, um die Schwenkachse verschwenkbar zu sein. Die Rückenlehne umfasst zwei im Wesentlichen vertikal verlaufende Seitenkanten, durch deren horizontale Verbindung eine Querrichtung und eine Mittellinie der Rückenlehne definiert ist (wobei die Mittellinie durch die Mittelpunkte der in Querrichtung verlaufenden Verbindungslinien zwischen den Seitenkanten gebildet ist, die bei symmetrischen Seitenkanten geradlinig verläuft).
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Gemäß der Erfindung ist vorgesehen, dass die Schwenkachse durch eine Hochachse gebildet und in einer Position angeordnet, die von der Mittellinie der Rückenlehne in Querrichtung versetzt ist.
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Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, dass für den Fall, dass Sitze nicht besetzt sind, die Rückenlehne des Vordersitzes verschwenkt werden kann und der damit freie Bereich der vorderen Sitzfläche individuell anderweitig nutzbar ist. Hierfür kann beispielsweise der Vordersitz zum Zweck individueller Bedürfnisse zusätzlich gebucht werden. Die Anordnung der Schwenkachse in einem Bereich, der von der Mittellinie des Sitzes in Querrichtung versetzt ist, ermöglicht, dass die Rückenlehne ähnlich wie eine Tür seitlich aufschwingt. Die Hochachse, durch die die Schwenkachse gebildet ist, erstreckt sich dabei in weitestgehend vertikaler Richtung des Luftfahrzeugs. So kann durch das Schwenken der Rückenlehne die ursprüngliche, für ein konventionelles Sitzen konzipierte Sitzfläche für einen unmittelbar dahinter sitzenden Passagier als zusätzliche Nutz- oder Ablagefläche frei zugänglich und für andere Zwecke und Aufgaben verwendet werden. Beispielsweise kann die Fläche für zusätzliche Beinfreiheit und als Ablagefläche für Füße/Beine dienen.
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Passagiere, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen einen individuellen Bedarf an vergrößertem horizontalem Abstand zu anderen Passagieren haben, können durch die Nutzung der Sitzfläche des Vordersitzes für andere als sitzende Zwecke den gewünschten oder erforderlichen Sitzabstand zum nächstvorderen Passagier oder Insassen erreichen. Die Erfindung ermöglicht darüber hinaus, die Sitzfläche als Nutzfläche für weitere Funktionen, individuelle Bedürfnisse und Zielgruppen zu nutzen, beispielsweise als Liege- und/oder Schlaffläche, ohne dass die Rückenlehne hierfür abgenommen oder vollständig vom Sitz entfernt werden muss. Beispiele für weitere Funktionen, individuelle Bedürfnisse und Zielgruppen sind schwangere Frauen, Kleinkinder ohne eigenen Sitzplatzanspruch, Tiere und Gegenstände in Transportboxen oder Gepäckstücken und Personen mit eingeschränkter Mobilität.
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Die Belegung zusätzlich erforderlicher Sitz- bzw. Nutzflächen kann Passagieren, je nach präferiertem Geschäftsmodell eines Luftfahrtunternehmens, mit einer Buchungsmöglichkeit vor oder während der Reise und damit planbar ermöglicht werden. Alternativ kann die Vergabe von freien vorderen Sitzflächen auch ohne Buchungsmöglichkeit je nach Verfügbarkeit und Auslastung erfolgen, sofern nicht alle Sitze des Luftfahrzeugs belegt sind. Im Gegensatz zur herkömmlichen Sitzanordnung sind somit die festen Sitzabstände und damit die Abstände zur vorderen Rückenlehne konstruktiv variabel gestaltet. Auf diese Weise kann der sonst ungenutzte Platz effektiv nach den Anforderungen des Marktes bzw. der Nachfrage genutzt und verkauft werden, ohne dass die konventionelle Sitzfunktion verloren geht. Die Kombination aus Sitzfläche und Nutzfläche für weitere Funktionen als die des Sitzens ermöglicht es Luftfahrtunternehmen, neben einer Komfortsteigerung auch neue Sitzanordnungen zu vermarkten, die bei konventionellen Sitzen nicht möglich sind.
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Es wird darauf hingewiesen, dass das Merkmal, wonach die Schwenkachse in einer Position angeordnet ist, die von der Mittellinie der Rückenlehne in Querrichtung versetzt ist, nicht notwendigerweise bedeutet, dass die Mittellinie und die Schwenkachse parallel zueinander verlaufen. Es ist lediglich ein Abstand im Bereich der Rückenlehne zwischen der Mittellinie und der Schwenkachse erforderlich, wobei die Mittellinie und die Schwenkachse auch winkelig zueinander ausgebildet sein können. Die Versetzung der Schwenkachse gegenüber der Mittellinie kann also in paralleler oder winkliger Anordnung erfolgen.
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Der Begriff Luftfahrzeug umfasst dabei auch sogenannte VTOL -Luftfahrzeuge (VTOL für „Vertical Take-Off and Landing“), welche senkrecht starten und landen. Hierzu gehören beispielsweise Hubschrauber, Flugschrauber oder Flugtaxis.
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In einer Ausführungsvariante ist vorgesehen, dass die Schwenkachse im Bereich einer der Seitenkanten angeordnet ist, wobei die Rückenlehne nach rechts oder links und dabei nach vorne oder hinten schwenkbar ist. Je nach Lage des Sitzes im Innenraum eines Luftfahrzeuges ist es demnach möglich, die Rückenlehne zu einer Außenwand oder zu einem rechts benachbarten Sitz oder einem links benachbarten Sitz zu verschwenken. Gleichzeitig ist es einerseits möglich, den Sitz nach vorne zu vorne zu schwenken, wobei die Verschwenkung der Rückenlehne zumindest teilweise oberhalb der Sitzfläche geschieht. Andererseits ist es bei größeren Sitzabständen möglich, die Rückenlehne nach hinten zu verschwenken, in dem die Rückenlehne in Richtung eines hinter dem Sitz befindlichen Bereichs verschwenkt wird.
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Dabei kann das Verschwenken der Rückenlehne zu einem benachbarten Sitz vorteilhaft sein, wenn erwünscht ist, dass ein auf dem benachbarten Sitz sitzender Insasse durch die verschwenkte Rückenlehne räumlich von der freiwerdenden Sitzfläche getrennt ist, beispielsweise wenn die freiwerdende Sitzfläche durch einen dahinter befindlichen Passagier zur Einnahme einer Mahlzeit oder zur Ablage der Füße genutzt wird.
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In einer weiteren Ausführungsvariante ist die Rückenlehne zwischen einer ersten, nicht verschwenkten Position und in einer zweiten, verschwenkten Position verschwenkbar, wobei die Rückenlehne in beiden Positionen verriegelbar und entriegelbar ist. Die erste, nicht verschwenkte Position ist die Position der Rückenlehne, in der ein Insasse in dem Sitz sitzen würde und in der die durch die Rückenlehne definierte Querrichtung typischerweise einer Querrichtung des Luftfahrzeugs entspricht. Durch die Verriegelbarkeit ist die nötige Sicherheit gegeben, dass die Rückenlehne in diesen zwei festen Positionen bleibt und sich nicht frei um die Schwenkachse bewegt. Somit ist verhindert, dass durch ein unkontrolliertes Schwenken der Rückenlehne beispielsweise im Fall von Turbulenzen während des Fluges Passagiere verletzt oder Gegenstände beschädigt werden.
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Dabei kann vorgesehen sein, dass die Rückenlehne in der zweiten, verschwenkten Position hinsichtlich der ersten Position um einen im Wesentlichen rechten Winkel verschwenkt ist. Dem Erfindungsgedanken ist dabei auch eine Verschwenkung entsprechend, die nur ungefähr einer Drehung um 90° entspricht und in einem Bereich von 75° bis 90° oder einem Bereich 90° bis 105° liegt, insbesondere in einem Bereich von 80° bis 90°. Dabei ist bevorzugt eine Verschwenkung in eine vordere Richtung vorgesehen. Allerdings ist in einer alternativen Ausführung auch eine Verschwenkung nach hinten möglich.
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Die Richtungsbeschreibungen „vorne“ sowie „hinten“ beziehen sich dabei auf eine Längsachse, die der Bewegungsrichtung des Luftfahrzeugs entspricht, die Beschreibung „oben“/ „unten“ bezieht sich auf die Hochachse und die Beschreibung „links“ / „rechts“ / „seitlich“ auf die Querachse.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist der Sitz eine Verriegelung auf. Die Verriegelung ist dazu ausgebildet, die Rückenlehne in der ersten Position zu verriegeln und kann grundsätzlich von Passagieren und/oder Flugbesatzungsmitgliedern bedient werden. Dabei umfasst die Verriegelung eine Schnappfalle und einen Schnappbolzen. Die Schnappfalle ist durch eine Vertiefung ausgebildet, die in einer Scharnierplatte, direkt in der Sitzkonstruktion oder in einer Armstütze, welche Teil der Sitzkonstruktion ist, ausgebildet ist. Der Schnappbolzen ist dabei federnd gelagert, steht von der Rückenlehne hervor und ist dazu ausgebildet, für eine Verriegelung durch die Schnappfalle aufgenommen zu werden. Die Sitzkonstruktion ist größtenteils unterhalb der Sitzfläche angeordnet und befestigt den Sitz auf einer vorzugsweise ebenen Fläche des Luftfahrzeugs. Die Sitzkonstruktion kann dabei eine Mehrzahl an Sitzen verbinden, insbesondere dann, wenn die Sitze als eine Sitzreihe angeordnet sind. Die Sitzkonstruktion umfasst dabei zwei Armstützen, die sich seitlich von der Rückenlehne nach oben gerichtet emporerstrecken, um beispielsweise eine Befestigung für zwei Armlehnen bereitzustellen.
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Es kann vorgesehen sein, dass der Schnappbolzen durch einen in der Rückenlehne angeordneten Federmechanismus, wie ein Türschloss in einer Tür, aus der Rückenlehne geschoben wird und damit der Schnappbolzen stets automatisch in die Schnappfalle hinfällt.
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Grundsätzlich kann alternativ vorgesehen sein, dass der Schnappmechanismus mit der Schnappfalle und dem Schnappbolzen auch andersherum angeordnet ist. So kann vorgesehen sein, dass der Sitz eine Verriegelung aufweist, die dazu ausgebildet ist, die Rückenlehne in der ersten Position zu verriegeln, wobei die Verriegelung eine Schnappfalle und einen Schnappbolzen umfasst, die Schnappfalle durch eine Vertiefung ausgebildet ist, die in der Rückenlehne ausgebildet ist. Der Schnappbolzen ist dabei federnd gelagert und steht von der Scharnierplatte, der Sitzkonstruktion oder der Armstütze hervor und ist dazu ausgebildet, für eine Verriegelung durch die Schnappfalle aufgenommen zu werden.
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In einer weiteren Erfindungsvariante ist eine Verriegelung der Rückenlehne in der Schwenkposition durch eine mechanische Einrastsicherung, ein rastbares Scharnier oder eine manuelle Vorrichtung vorgesehen. Dabei kann die Rückenlehne beispielsweise händisch durch ein manuelles Einsetzen einer Blockierung gegen ein Zurückschwenken gesichert werden.
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In einer Ausführungsvariante ist vorgesehen, das Prinzip einer Schnappfalle und eines Schnappbolzens auch für eine Verriegelung der Rückenlehne in der verschwenkten, zweiten Schwenkposition zu nutzen. Dabei ist beispielsweise die entsprechende Schnappfalle in der Sitzkonstruktion eingelassen und der Schnappbolzen an einer Unterseite der Rückenlehne angeordnet.
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In einem weiteren erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiel ist die Verriegelung durch eine Bedieneinrichtung lösbar, die mechanisch oder elektrisch eine Kraftübertragung auf den Bolzen bereitstellt, um diesen zu ent- oder verriegeln. Vorteilhafterweise ist die Bedieneinrichtung hierzu an einer Rückseite der Rückenlehne oder an einer oberen Kante der Rückenlehne angeordnet, sodass es auf einfache Weise möglich ist, die Bedieneinrichtung individuell für den jeweiligen Sitz zu betätigen bzw. zu steuern. Alternativ kann die Bedieneinrichtung jedoch an jedem anderen Ort an der Rückenlehne oder in einer Armlehne oder bei der elektrischen Kraftübertragung zentral und damit durch die Flugbesatzungsmitglieder steuerbar angeordnet sein.
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Dabei kann in einem weiteren Erfindungsbeispiel die Bedieneinrichtung elektronisch oder/und ferngesteuert bedienbar sein. Auf diese Weise ist es für Besatzungsmitglieder auf besonders einfache Weise möglich, die Kontrolle über die Rückenlehnenposition zu haben und diese beispielsweise beim Start oder der Landung zu verriegeln, ohne dass sie sich zu jedem einzelnen Sitz bewegen müssten.
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Dabei kann die Verriegelung durch eine mechanische Kraftübertragung, beispielsweise über Seilzüge oder Stangen, realisiert sein. Bevorzugt ist dabei vorgesehen, dass die Bedieneinrichtung ein Einhand-Drehgriff, von der Grundfunktion ähnlich dem von Haustüren, ist, durch dessen Drehbetätigung eine Kraftübertragung zur Verriegelung ermöglicht und die Verriegelung gelöst ist. Durch das Betätigen der Bedieneinrichtung wird der Schnappbolzen über einen Seilzug und gegen die Federkraft des Schnappbolzens in Richtung der Mittellinie der Rückenlehne aus der Schnappfalle gelöst. Nach dem Lösen des Schnappbolzens kann die Rückenlehne um die Schwenkachse geschwenkt werden. Um ein versehentliches Lösen durch z.B. unachtsame Passagiere oder Kinder zu verhindern, kann die Bedieneinrichtung über eine zusätzliche Sicherungs- oder Sperrvorrichtung verfügen.
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Für den Fall, dass eine Verriegelung durch einen Schnappbolzen nicht ausreichend ist, kann vorgesehen sein, eine aktive Verriegelung alternativ oder zusätzlich zu verwenden. Dabei wird, ähnlich zu einem Türschloss ein Bolzen in eine Vertiefung hervorgeschoben, ohne wieder herausziehbar zu sein. Auf diese Weise ist ein unbeabsichtigtes Lösen der Rückenlehne ausgeschlossen. Dies kann insbesondere vor einem Sicherheitsaspekt bei der Zulassung für den Luftfahrtbetrieb notwendig sein.
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Alternativ kann die Verriegelung über einen an eine Elektronik angeschlossenen Entriegelungsmechanismus lösbar sein. Der Entriegelungsmechanismus kann dabei beispielsweise durch Betätigung eines elektronischen Schalters oder über eine drahtlose Signalübertragung ausgelöst werden. Die drahtlose Signalübertragung ermöglicht zusätzlich, dass die Bedieneinrichtung von einem beliebigen Platz im Luftfahrzeug ausgelöst werden kann. Dabei ist in einer Ausführungsvariante eine Bedienung per mobiler App auf einem persönlichen Mobilgerät, per Fernbedienung oder über ein Bluetooth Gerät vorgesehen.
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Weiter kann vorgesehen sein, dass die Bedieneinrichtung zentral steuerbar ist. So kann beispielsweise über die elektronische Signalübertragung von einer zentralen Stelle aus auf die Verriegelung der Rückenlehne zugegriffen werden. Dies ist insbesondere vorteilhaft, wenn über die zentrale Stelle mehrere Bedieneinrichtungen von mehreren Passagiersitzen parallel bedienbar sind, beispielsweise durch ein FAP (Flight Attendant Panel).
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel weist die Verriegelung eine Mehrzahl an Bolzen auf. Die Bereitstellung mehrerer Bolzen, insbesondere Schnappbolzen, zur Lastaufnahme dient dazu, dass die Verwendung des Sitzes auch bei einer für eine Zertifizierung in Luftfahrzeugen, erforderlichen Lastaufnahme selbst unter fail-safe Konditionen (angenommener Ausfall eines Sicherungsbolzens) sichergestellt ist.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird die Schwenkachse durch mindestens eine gelenkige oder drehbare Verbindung bereitgestellt, die die Rückenlehne zusammen mit der Sitzkonstruktion bildet.
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Dabei kann die Sitzkonstruktion einen senkrechten Fortsatz bilden, der die gelenkige Verbindung bereitstellt und der die Schwenkachse bildet. Der senkrechte Fortsatz kann dabei wie eine Drehachse eines drehbaren Bürostuhls ausgebildet sein, auf der die Rückenlehne aufliegt.
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Dabei kann vorgesehen sein, dass die Schwenkachse mindestens ein Scharnier aufweist. Insbesondere die Ausbildung eines Doppel- oder Mehrfachscharniers ist dabei in Ausgestaltungen vorgesehen. Ein Doppelscharnier besteht aus zwei Einzelscharnieren, welche übereinander angeordnet sind und eine vergrößerte Achsstabilität aufweisen. Das Scharnier oder das Doppelscharnier kann dabei eine integrierte Rastfunktion aufweisen, die es zusätzlich erlaubt, dass die Rückenlehne nach dem Schwenken aus der ersten in Schwenkposition in der zweiten Schwenkposition einrastet. In einer weiteren Ausführungsvariante kann das Schwenken der Rückenlehne auch mithilfe von elektrisch bedienbaren Scharnieren, welche zusätzlich einen Motor zum Verschwenken aufweisen, erfolgen.
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In einer weiteren Ausgestaltung ist das Scharnier über eine Schraub- oder Schweißverbindung zum einen mit der Sitzkonstruktion und zum anderen mit einer Rahmenkonstruktion der Rückenlehne verbunden. Die Rahmenkonstruktion nimmt dabei die mechanischen Belastungen der Rückenlehne auf und bildet ein Gerüst für die Rückenlehne. In alternativen Ausführungsformen kann das Scharnier auch über weitere Verbindungsmittel, beispielsweise Nieten verbunden sein.
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In einer weiteren Erfindungsvariante weist der Sitz einen Dämpfmechanismus auf, der dazu vorgesehen und ausgebildet ist, eine Schwenkbewegung der Rückenlehne um die nahezu vertikale Schwenkachse zu dämpfen. Dabei kann der Dämpfmechanismus beispielsweise in das Scharnier integriert sein. Die Dämpfunktion verhindert eine unkontrollierte, zu schnelle Drehung der Rückenlehne und kann damit beispielsweise ein Einklemmen von Körperteilen verhindern. Durch das verlangsamte Schwenken der Rückenlehne aufgrund des Dämpfmechanismus ist somit die Sicherheit des Sitzes erhöht.
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In einer Erfindungsvariante weist der Sitz eine Zustandsanzeige auf, die angibt, ob sich die Rückenlehne des Sitzes sich in einer verriegelten oder geöffneten Position befindet. Dies kann insbesondere vor einem Sicherheitsaspekt vorteilhaft sein. So kann es beispielsweise im Luftverkehr nötig sein, dass alle Sitze beim Landen oder Starten in einer verriegelten Position stehen. Dabei kann der Verriegelungszustand durch die Zustandsanzeige in Sitznähe oder zentral beispielsweise auf einem FAP (Flight Attendant Panel) zur Anzeige gebracht werden. Die Zustandsanzeige kann dabei in Form von zweifarbigen LEDs (rot für eine geöffnete/gedrehte Rückenlehne und grün für eine geschlossene oder zusätzlich gesicherte/verriegelte Rückenlehne) für jeweils mindestens einen Sitz mit drehbarer Rückenlehne oder für eine ganze Sitzreihe mit drehbaren Rückenlehnen ausgestaltet sein.
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In einer weiteren Ausführungsvariante weist der Sitz zwei Armlehnen auf, wobei zumindest eine der beiden Armlehnen vom Sitz bzw. der Sitzkonstruktion nach oben klappbar oder abnehmbar ist. Dabei ragen zwei Armstützen, die Teil der Sitzkonstruktion sind, entlang eines seitlich der Seitenkanten befindlichen Bereichs nach oben. In einer Höhe, die der Höhe eines Ellenbogens eines in dem Sitz sitzenden Passagier entspricht, sind dabei die Armlehnen mit der Armstütze klappbar verbunden. In dem Fall, in dem die Rückenlehne nach vorne verschwenkt ist und ein Passagier dementsprechend den Sitz nicht mehr für sitzende Zwecke benutzt, sind auch die Armlehnen unnötig und können dementsprechend hochgeklappt werden. Darüber hinaus kann das Hochklappen der Armlehne eine Verschwenkung der Rückenlehne erleichtern, da die Armlehne in heruntergeklappter Normalstellung zur Benutzung der vollständigen Schwenkbewegung der Rückenlehne im Weg stehen könnte.
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In einer weiteren Ausführungsvariante kann der Sitz zwei Armlehnen aufweisen, wobei zumindest eine der beiden Armlehnen abnehmbar ist. Wie bei der klappbaren Variante der Armlehnen ist hiermit vorteilhaft verbunden, dass eine Verschwenkung der Rückenlehne erleichtert sein kann und die Armlehne bei einer verschwenkten Position der Rückenlehne unnötig sind.
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In einer weiteren Ausgestaltung ist der Sitz ein Passagiersitz einer Passagier-Sitzreihenanordnung in einem Flugzeug.
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Mit der Erfindung ist es insbesondere in dichtbestuhlten Luftfahrzeugen möglich, die als zu eng wahrgenommenen festen Sitzabstände und damit Abstände zur vorderen Rückenlehne konstruktiv variabler zu gestalten, sodass die der Platz flexibler ausgenutzt wird und individuelle Bedürfnisse von Passagieren berücksichtigt werden können. Der erfindungsgemäße Sitz löst damit insbesondere das grundlegende und allgemein bekannte Problem begrenzter und eingeschränkter Beinfreiheit insbesondere im Segment der Low-Cost Airlines bzw. bei Fluggesellschaften, die lediglich eine verdichtete Economy Sitzklasse, teilweise in Verbindung mit premium Economy Sitzklassen, haben. Durch die schwenkbare Rückenlehne kann ein Passagier selbst bei einem langen mehrstündigen Flug auch in einer eng besetzten Passagierkabine einen Sitzkomfort erhalten, der sonst nur in einer Premium Economy, Businessklasse oder ersten Klasse geboten werden kann.
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Dabei ist die durchschnittliche Passagierauslastung (von Fluggesellschaften mit PLF - Passanger load factor bezeichnet) von Flugzeugen sehr unterschiedlich. In der Regel gibt es nur wenig Fluggesellschaften, die stets voll ausgelastet fliegen. Stattdessen ist die Regel, dass Flüge mit freien und unbenutzten Sitzplätzen durchgeführt werden. Insbesondere bei nicht vollgebuchten Flügen ermöglicht der erfindungsgemäße Sitz einen größeren Komfort der Flugzeugpassagiere und ein verbessertes Reiserlebnis. Dabei kann auch vorgesehen sein, dass die erfindungsgemäßen Sitze als flexible Sitze hinzubuchbar sind. Wenn beispielsweise größere als durchschnittliche Menschen oder Personen mit individuellen Reisebedürfnissen fliegen, können, je nach Geschäfts- und Buchungsmodell eines Luftfahrtunternehmens, diese den Vordersitz mitbuchen und durch die Verschwenkung der Rückenlehne am Vordersitz ausreichend Beinfreiheit erhalten oder den Sitzplatz für andere individuelle Bedürfnisse nutzen.
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Außerdem ermöglicht die Schwenkfunktion in kleinen und kleinsten Luftfahrzeugen, einschließlich VTOL-Luftfahrzeugen, ein erleichtertes Einsteigen über eine Sitzreihe hinweg bei geschwenkter Rückenlehne, sodass für ein Einsteigen in das Luftfahrzeug der Zugang zu einer Sitzreihe, beispielsweise für die Flugbesatzung, auch ohne oder mit besonders schmalem Mittelgang ausreicht. Auf diese Weise kann es sogar ermöglicht sein, dass eine Zugangstür wegfallen kann.
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Ein weiterer Erfindungsaspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine Passagier-Sitzreihenanordnung in einem Flugzeug, bei der mindestens ein Passagiersitz als erfindungsgemäßer Sitz ausgebildet ist. Die Passagier-Sitzreihenanordnung wird durch eine zusammenhängende Struktur gebildet, die eine Mehrzahl von nebeneinander angeordneten Passagiersitzen umfasst. Eine Sitzreihe eines Flugzeugs kann durch eine oder mehrere Passagier-Sitzreihenanordnungen gebildet sein.
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Dabei kann vorgesehen sein, dass der erfindungsgemäße Sitz der Passagier-Sitzreihenanordnung als Fenstersitz vorgesehen und ausgebildet ist. Dies stellt jedoch lediglich ein Ausführungsbeispiel dar. Alternativ kann der verschwenkbare Sitz beispielsweise ein Mittelsitz oder Gangsitz oder ein Fenster- und Gangsitz sein.
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Weitergehend kann dabei vorgesehen sein, dass die verschwenkbare Rückenlehne des Sitzes zu einer Fensterseite verschwenkbar ist. Auf diese Weise kann die geschwenkte Rückenlehne platzsparend zur Bordwandseite des Flugzeugs geschwenkt werden, sodass die Rückenlehne nicht störend im Flugzeuginnenraum steht.
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Alternativ kann die Passagier-Sitzreihenanordnung auch dazu ausgebildet sein, dass die verschwenkbare Rückenlehne des Sitzes in eine der Fensterseite abgewandten Richtung verschwenkbar ist. Dies kann insbesondere vorteilhaft sein, wenn eine räumliche Trennung zwischen einem Nachbarsitz und der durch die Verschwenkung der Rückenlehne frei werdende Sitzfläche erwünscht ist, beispielsweise wenn ein sich hinter dem Sitz befindlicher Passagier seine Füße auf der Sitzfläche ablegt.
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Darüber hinaus kann es vorgesehen sein, dass alle Sitze einer Passagier-Sitzreihenanordnung eine gemäß der Erfindung schwenkbare Rückenlehne aufweisen. In diesem Fall weist die Passagier-Sitzreihenanordnung eine besonders variable Sitzanordnung auf, sodass in Abhängigkeit der Anzahl an belegten Plätzen eine gute Anpassung an die Platzbedürfnisse der Passagiere ermöglicht ist.
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In einem weiteren Erfindungsaspekt betrifft die Erfindung ein Flugzeug mit einer Passagier-Sitzreihenanordnung, die gemäß der vorliegenden Erfindung ausgebildet ist.
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Ein weiterer Erfindungsaspekt betrifft ein Verfahren zur Nutzbarmachung von Sitzflächen in einem Luftfahrzeug. Dabei kann eine Rückenlehne, die zwei im Wesentlichen vertikal verlaufende Seitenkanten umfasst, durch deren horizontale Verbindung eine Querrichtung und eine Mittellinie der Rückenlehne definiert ist, um eine von der Mittellinie in Querrichtung versetzte und durch eine Hochachse gebildete Schwenkachse geschwenkt werden. Die Rückenlehne dann dabei aus einer ersten, nicht verschwenkten Position in eine zweite, verschenkte Position oder umgekehrt verschwenkt werden, wobei die Rückenlehne in der jeweils eingenommenen Position verriegelt wird.
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Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren der Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- 1 einen Innenraum eines Flugzeugs mit Passagier-Sitzreihenanordnungen, die in Sitzreihen angeordnet sind;
- 2 einen der 1 entsprechenden Innenraum eines Flugzeugs, in dem an einigen Fenstersitzen der Passagier-Sitzreihenanordnungen die Rückenlehne nach vorne verschwenkt ist;
- 3 einen der 1 und 2 entsprechenden Innenraum eines Flugzeugs, in dem in mehreren Sitzreihen sämtliche Rückenlehnen der Sitze der Passagier-Sitzreihenanordnungen nach vorne verschwenkt sind, wobei die Rückenlehnen der dahinter angeordneten Sitzreihen nicht verschwenkt sind;
- 4 drei benachbarte Passagiersitze, die zusammen eine Sitzreihe bilden, wobei bei einem der Sitze die Rückenlehne seitlich um 90° nach vorne geschwenkt ist, wobei die Schwenkachse an der dem Nachbarsitz zugewandten Seite des Sitzes angeordnet ist;
- 5 eine der 4 entsprechende Anordnung einer Sitzreihe, wobei die Schwenkachse an der dem Nachbarsitz abgewandten Seite des Sitzes angeordnet ist;
- 6 eine Perspektive seitlich von hinten auf zwei Sitze, die jeweils eine schwenkbare Rückenlehne aufweisen, wobei Verriegelungselemente zur Verriegelung der Sitze dargestellt sind und eine Armstütze zur besseren Nachvollziehbarkeit im unbefestigten/nicht montiertem Zustand dargestellt ist;
- 7 eine Sitzreihe mit drei Sitzen, wobei bei einem der Sitze eine Armlehne abgenommen ist und die Rückenlehne lediglich in Bezug auf ihre Rahmenkonstruktion dargestellt ist;
- 8 eine Explosionsansicht einer Scharnieranordnung für eine schwenkbare Rückenlehne eines Sitzes gemäß der 7; und
- 9 eine perspektivische Ansicht auf zwei Sitzreihen, wobei ein Sitz der vorderen Sitzreihe eine verschwenkte Rückenlehne aufweist und in der hinteren Sitzreihe ein Passagier angeordnet ist, welcher seine Beine auf der frei gewordenen Sitzfläche auslegt.
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Die 1 bis 3 zeigen aus einer Perspektive von oben einen durch eine Flugzeugwand 100 begrenzten Innenraum eines Flugzeugs, in dem Passagiersitze 1 angeordnet sind.
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In der 1 ist dabei ein Teil des Flugzeuginnenraums mit einer Mehrzahl von Passagier-Sitzreihenanordnungen 101 dargestellt, die aus jeweils drei herkömmlichen Sitzen gebildet und in parallelen Sitzreihen angeordnet sind. Die Sitze der Passagier-Sitzreihenanordnung 101 zeichnen sich durch eine gemeinsame Unterkonstruktion aus. Dabei wird eine Sitzreihe jeweils durch zwei Passagier-Sitzreihenanordnungen 101 gebildet, die in diesem Beispiel durch nur einen Mittelgang getrennt sind, wobei dies lediglich beispielhaft zu verstehen ist. Auch kann ein alternatives Layout des Flugzeuginnenraums und abweichende Anzahl der Gänge vorgesehen sein, dass die einzelnen Sitze Einzelkonstruktionen sind, ohne dass mehrere Passagiersitze zu Passagier-Sitzreihenanordnungen zusammengefügt sind.
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Das Flugzeug weist eine Längsachse L, welche einer Längserstreckung des Flugzeugs entspricht, sowie eine Querachse Q auf. Die Richtung der Querachse Q entspricht der Ausrichtung der Sitzreihen. Dabei entspricht sie einer Querrichtung des Flugzeugsitzes 1, wie anhand der 4 näher dargestellt ist. In dieser Ansicht sind schematisch pro Sitz jeweils eine Rückenlehne 2 sowie eine vor der Rückenlehne 2 angeordnete Sitzfläche 3 dargestellt. Die Richtungsbeschreibungen „vorne“ / „hinten“ beziehen sich auf die Längsachse L, die Beschreibung „oben“/ „unten“ auf eine vertikale Hochachse H und die Beschreibung „links“ / „rechts“ / „seitlich“ auf die Querachse Q.
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Die 2 zeigt eine Anordnung der Sitze 1 im Flugzeuginnenraum, bei dem einzelne Sitze 1 der Passagier-Sitzreihenanordnungen 101 eine schwenkbare Rückenlehne 2 aufweisen, welche aus einer ersten Position von 0°, welcher einer normalen Sitzposition für einen sitzenden Passagier entspricht, in eine zweite Schwenkposition nach vorne geschwenkt sind. Eine Schwenkachse 4, um die die Rückenlehne 2 jeweils drehbar ist, befindet sich dabei in einem Randbereich der Rückenlehne 2, sodass die Rückenlehne 2 ähnlich wie eine Tür nach vorne aufgeschwenkt werden kann. Dabei sind die geschwenkten Rückenlehnen 2 im dargestellten Ausführungsbeispiel nur an Fenstersitzen, also am seitlichen Ende einer Sitzreihe angrenzend zur Flugzeugwand 100 angeordnet und nur in eine Schwenkrichtung dargestellt. Die Schwenkachse 4 der Rückenlehne 2 ist dabei jeweils an der der Flugzeugwand 100 abgewandten Seite angeordnet, sodass die Rückenlehne 2 von der Flugzeugwand 100 wegschwenkt und in einer um 90° nach vorne und zu einem Nachbarsitz verschwenkten, zweiten Position angeordnet ist.
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Die verschwenkte Rückenlehne 2 ermöglicht es, dass die Sitzfläche 3 anderweitig nutzbar ist. Ein Passagier oder Insasse, der in dem dahinterliegenden Sitz reist, kann so den freiwerdenden Platz beispielsweise für eine verbesserte Beinfreiheit nutzen. In alternativen, nicht dargestellten, Ausführungsbeispielen kann es vorgesehen sein, die Rückenlehne 2 nicht nach vorne, sondern nach hinten zu verschwenken, um die Sitzfläche 3 anderweitig zu nutzen.
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3 zeigt einen Flugzeuginnenraum, bei dem abwechselnd in einer Sitzreihe bzw. in den diese bildenden Passagier-Sitzreihenanordnungen 101 sämtliche Sitze 1 nach vorne geschwenkt sind, wobei in der dahinter angeordneten Sitzreihe die Rückenlehnen nicht verschwenkt sind. Somit ist für sämtliche Passagiere, die sich in Sitzen befinden, welche hinter den verschwenkten Rückenlehnen 2 in der Reihe davor angeordneter Sitze angeordnet ist, ein vergrößerter Platz mit einer verbesserten Beinfreiheit zur Verfügung gestellt.
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Die 4 zeigt drei benachbarte Passagiersitze 1, die zusammen eine Passagier-Sitzreihenanordnung 101 bilden. Dabei ist bei einem der benachbarten Sitze 1 die Rückenlehne 2 seitlich um nahezu 90° in eine zweite Position nach vorne geschwenkt, sodass eine Vorderseite 24 der Rückenlehne 2 dem Nachbarsitz zugewandt ist. Bei den zwei weiteren, herkömmlich ausgebildeten Sitzen 1 ist die Rückenlehne 2 hingegen jeweils in der ursprünglichen Position von 0° angeordnet. Somit entspricht die Anordnung der 4 der in der 2 dargestellten Anordnung, bei der die Rückenlehne 2 eines Fenstersitzes nach vorne geschwenkt ist. Die schwenkbare Rückenlehne 2 ist um eine Schwenkachse 4 verschwenkt. Dabei erstreckt sich die Schwenkachse 4 in eine Richtung, die im Wesentlichen der Richtung einer nahezu vertikalen Hochachse H des Flugzeugs entspricht.
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Die Rückenlehne 2 weist zwei Seitenkanten 21, 22 auf, wobei die erste Seitenkante 21 dadurch definiert ist, dass sie einen geringeren Abstand zur Schwenkachse 4 aufweist als die zweite Seitenkante 22. Beide Seitenkanten 21, 22 verlaufen dabei im Wesentlichen in vertikaler Richtung. Darüber hinaus weist die Rückenlehne eine obere Kante 23 auf. Typischerweise sind die Seitenkanten 21, 22 symmetrisch im Sitz 1 ausgebildet.
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In der ersten, nicht verschwenkten Position der Rückenlehne von 0° ist eine Querrichtung der Sitze 1 durch eine horizontale Verbindung zwischen der ersten Seitenkante 21 und der zweiten Seitenkante 22 definiert. Die Mitte zwischen den Seitenkanten 21, 22 definiert dabei eine gedachte Mittellinie 27 der Rückenlehne 2. In diesem Beispiel ist die Schwenkachse 4 in dem Bereich der ersten Seitenkante 21 angeordnet. In weiteren, nicht dargestellten alternativen Ausführungsbeispielen kann die Schwenkachse 4 auch an einer alternativen Position im Sitz angeordnet sein. Dabei ist jedoch stets vorgesehen, dass die Schwenkachse 4 von der Mittellinie 27 der Rückenlehne 2 in Querrichtung versetzt ist, sodass die Rückenlehne 2 seitlich, wie eine Tür, verschwenkbar ist. Auch ein Versatz in Querrichtung und dabei in einem Abstand zur benachbarten Seitenkante ist dabei möglich. Die Schwenkachse 4 kann parallel oder winklig zur Mittellinie 27 verlaufen.
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Es wird darauf hingewiesen, dass die Schwenkachse 4 nicht notwendigerweise exakt mit der Hochachse H des Flugzeugs übereinstimmen muss, nämlich dann, wenn die Schwenkachse 4 nicht exakt nach oben verläuft, beispielsweise weil die Rückenlehne des Sitzes 1 etwas geneigt ist. Trotzdem handelt es sich um eine Hochachse, da sie primär in vertikaler Richtung verläuft.
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Eine Sitzkonstruktion 10 bildet ein mechanisches Gerüst, welches den Sitz 1 auf einem nicht dargestellten Boden stützt und zusätzlich den Sitz 1 mit den benachbarten konventionellen Sitzen 1 der Passagier-Sitzreihenanordnung 101 verbindet. Dabei bilden eine erste Armstütze 53 und eine zweite Armstütze 54 einen oberen Teil der Sitzkonstruktion 10 und ragen seitlich empor, um eine erste Armlehne 51 und eine zweite Armlehne 52 zu verankern. Die beiden Armlehnen 51, 52 dienen dazu, dass ein Passagier die Arme darauf abstützen kann. Dementsprechend erstrecken sie sich in einer Höhe, die der Höhe eines Ellenbogens des im Sitz 1 sitzenden Passagiers entspricht, von den Armstützen 53, 54 nach vorne. Dabei sind die erste Armstütze 53 sowie die erste Armlehne 51 im Bereich der ersten Seitenkante 21 und die zweite Armstütze 54 sowie die zweite Armlehne 52 im Bereich der zweiten Seitenkante 22 angeordnet. Die Armlehnen 51, 52 sind nicht zwingend erforderlich, um die schwenkbare Rückenlehne zu verwenden. Auch eine Verwendung ohne Armlehnen oder mit nach oben klappbaren Armlehnen ist in weiteren nicht dargestellten Ausführungsbeispielen vorgesehen.
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In diesem Ausführungsbeispiel sind die erste Armstütze 53 mit der Rückenlehne 2 über ein Scharnier, welches anhand der 6 näher erläutert ist, und die zweite Armstütze 54 über einen Schnappmechanismus mit der Rückenlehne 2 verbunden.
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Durch das Schwenken der Rückenlehne 2 nach vorne ist die zweite Seitenkante 22 von der zweiten Armlehne 52 entfernt. Somit bildet die zweite Seitenkante 22 ein freistehendes Ende der Rückenlehne 2. Von der zweiten Seitenkante 22 steht ein Schnappbolzen 8 hervor. Der Schnappbolzen 8 ist dazu ausgebildet, zur Befestigung in einer als Vertiefung in der zweiten Armstütze 54 ausgebildeten Schnappfalle 9 zu verrasten und somit die Rückenlehne 2 in der ersten, nicht verschwenkten Position zu fixieren. Dabei ist der Schnappbolzen 8 federnd in der Rückenlehne 2 gelagert, sodass der Schnappbolzen 8 automatisch in die Schnappfalle 9 für eine Verriegelung einfährt, wenn die Rückenlehne 2 in der ersten Position ist.
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Der Schnappbolzen 8 ist mit einer an einer Rückseite 25 der Rückenlehne 2 ausgebildete Bedieneinrichtung (entsprechend der Bedieneinrichtung 7 der 5) verbunden. Über die Bedieneinrichtung ist es möglich, den Schnappbolzen 8 entgegen der Federkraft einzufahren, sodass die Rückenlehne 2 aus der zweiten Armstütze 22 lösbar ist und anschließend verschwenkt werden kann.
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Die Bedieneinrichtung ist als ein Einhand-Drehgriff ausgebildet, durch dessen Drehbetätigung eine Kraftübertragung für eine Entriegelung des Schnappmechanismus ermöglicht ist. Dabei ist die Bedieneinrichtung über einen nicht dargestellten Seilzug so mit dem Schnappbolzen 8 verbunden, dass bei einer Drehung der Bedieneinrichtung der Schnappbolzen 8 in Richtung der Mittellinie 27 der Rückenlehne 2 und somit entgegen der Federkraft eingefahren und die Rückenlehne 2 aus der Schnappfalle 9 gelöst wird. Nach dem Lösen des Schnappbolzens 8 kann die Rückenlehne 2 um die Schwenkachse 4 in die zweite, verschwenkte Position geschwenkt werden.
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In diesem Ausführungsbeispiel ist die Schwenkachse 4 an einer dem Nachbarsitz 1 zugewandten Seite des Sitzes 1 angeordnet, sodass die Rückenlehne 2 zu dem Nachbarsitz 1 hin verschwenkt wird. Auf diese Weise ist eine räumliche Trennung zwischen dem Nachbarsitz 1 und der durch die Verschwenkung der Rückenlehne 2 frei gewordenen Sitzfläche 3 erreicht.
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Die 5 zeigt eine der 4 entsprechende Anordnung einer Passagier-Sitzreihenanordnung 101, wobei die Schwenkachse 4 im Gegensatz zum vorherigen Ausführungsbeispiel an der dem Nachbarsitz abgewandten Seite des Sitzes 1 angeordnet ist.
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Die Rückenlehne 2 ist in dieser Ansicht nach vorne um nahezu 90° geschwenkt, sodass die Rückenlehne 2 von den benachbarten Sitzen weggeschwenkt ist und eine Rückseite 25 der Rückenlehne 2 sichtbar ist. Dabei sind in dieser perspektivischen Ansicht die erste Armstütze 53 und die erste Armlehne 53 durch die verschwenkte Rückenlehne 2 verdeckt. Alternativ kann die erste Armlehne 53 abgenommen oder nach oben geklappt sein, um eine bessere Verschwenkbarkeit der Rückenlehne 2 zu erreichen. Die bereits erwähnte Bedieneinrichtung 7 ist dagegen erkennbar.
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Die 6 zeigt aus einer Perspektive seitlich von hinten zwei Sitze 1 mit jeweils einer schwenkbaren Rückenlehne 2, wobei die Verschwenkbarkeit der Rückenlehnen 2 an dem linken der beiden dargestellten Sitze 1 durch Strichlinien angedeutet ist.
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Die Rückenlehne 2 ist über ein Doppelscharnier, bestehend aus einem oberen Scharnier 62 und einem unteren Scharnier 61 schwenkbar mit der ersten Armstütze 53 verbunden. Die zweite Armstütze 54 ist der Verständlichkeit halber in dieser Darstellung der Rückenlehne 2 beabstandet dargestellt, sodass der Schnappmechanismus sichtbar ist. Der Schnappbolzen 8 steht von der zweiten Seitenkante 22 der Rückenlehne 2 hervor und ist mit der Bedieneinrichtung 7 verbunden. Eine gestrichelte Linie 81 symbolisiert die Verbindung zwischen dem Schnappbolzen 8 und der Bedienvorrichtung 7. Der Schnappbolzen 8 ragt genau an der Stelle aus der zweiten Seitenkante 22 hervor, an der in der zweiten Armstütze 54 die Schnappfalle 9 eingelassen ist. Somit kann die Schnappfalle 9 den Schnappbolzen 8 zum Verrasten der Rückenlehne 2 in der ersten Position aufnehmen.
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Die 7 zeigt eine Passagier-Sitzreihenanordnung 101 bestehend aus drei Sitzen 1, welche durch eine gemeinsame Sitzunterkonstruktion 10 untereinander verbunden sind. Dabei weisen die Sitze 1 jeweils zu beiden Seiten eine Armstütze 53, 54 auf, die Bestandteil der Sitzunterkonstruktion 10 sind. Von den Armstützen 53, 54 erstrecken sich jeweils die Armlehnen 52 nach vorne. Dabei sind die Armlehnen 51, 52 von den Armstützen 53, 54 abnehmbar ausgebildet. In alternativen Ausführungsbeispielen ist es alternativ vorgesehen, dass die die Armlehnen 51, 52 festmontiert oder klappbar ausgebildet sind. In dem Fall, in dem die Rückenlehne 2 nach vorne verschwenkt ist und ein Passagier dementsprechend den Sitz 1 nicht mehr für sitzende Zwecke benutzt, sind auch die Armlehnen 51, 52 unnötig und können dementsprechend entfallen. Darüber hinaus könnte eine Armlehne, je nach konstruktiver Gestaltung und Dicke der Rückenlehne, einer Verschwenkung der Rückenlehne 2 im Wege stehen, sodass es sogar notwendig sein kann, die Armlehne abzunehmen oder nach oben zu klappen, damit die Rückenlehne 2 vollständig in die zweite, verschwenkte Position geschwenkt werden kann.
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In dem Ausführungsbeispiel der 7 sind an einem links dargestellten Sitz 1 die beiden Armlehnen zur Nachvollziehbarkeit des Aufbaus nicht dargestellt. Weiter ist von der Rückenlehne des Sitzes 1 lediglich eine Rahmenkonstruktion 26 dargestellt, welche für die Stabilität der Rückenlehne sorgt. Dabei ist für die Verschwenkbarkeit vorgesehen, dass die Rahmenkonstruktion 26 mit einem Scharnier verbunden ist, wie anhand der 8 dargestellt.
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Die 8 stellt eine Explosionsansicht auf eine Scharnieranordnung dar. Dabei ist ein Scharnier 6 zum einen mit der ersten Armstütze 53, welche Teil der Sitzunterkonstruktion 10 ist, und zum anderen mit der Rahmenkonstruktion 26 der Rückenlehne 2 befestigt. In dieser Ausführung ist die erste Armlehne 51, von der ersten Armstütze 53 nicht dargestellt. Das Scharnier 6 ist über zwei Gewindeschrauben 13 und zwei Hülsenmuttern 14 in Löchern der ersten Armstütze 53 verankert. Dabei ist zusätzlich eine Scharnierplatte 64, die die Hülsenmutter 14 verdeckt, auf der dem Scharnier 6 abgewandten Seite der Armstütze 53 angeordnet. Die Scharnierplatte 64, in der mittig die Schnappfalle 9 eingelassen ist, wird auf der scharnierabgewandten Seite mit Gewindeschrauben 13, die in entsprechende Gewindebohrungen der Armstütze 53, 54 eingelassen sind, befestigt. Darüber hinaus ist das Scharnier 6 über ein Scharnierrahmen 63 mit dem Rahmenteil 26 der Rückenlehne 2 durch eine weitere Schraubverbindung verbunden.
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Eine Scharnieranordnung gemäß der 8 kann auch zur Verschwenkbarkeit von Sitzen gemäß der 6 vorgesehen sein.
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Die 9 stellt eine bevorzugte Konfiguration dar, bei der ein Passagier seine Beine auf der Sitzfläche 3 des vor ihm angeordneten Sitzes 1 ablegen kann. Dabei sind zwei hintereinander angeordnete Passagier-Sitzreihenanordnungen 101 dargestellt. In der vorderen Passagier-Sitzreihenanordnung 101 ist bei einem der Sitze 1 die Rückenlehne 2 nach vorne verschwenkt, sodass die Sitzfläche 3 anderweitig nutzbar ist. Diese Konfiguration entspricht der aus 5 bekannten Anordnung.
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Auf einem Sitz 1 der hinteren Passagier-Sitzreihenanordnung 101 ist ein Passagier angeordnet. Der Passagier sitzt dabei genau hinter dem Sitz der vorderen Passagier-Sitzreihenanordnung 101, bei dem die Rückenlehne 2 verschwenkt ist und hat die Beine auf die freigewordene Sitzfläche 3 ausgestreckt. Insbesondere großen Menschen ist auf diese Weise eine verbesserte Beinfreiheit ermöglicht. Dabei kann der vor dem Passagier angeordnete Sitz 1 durch den Passagier bei der Buchung hinzubuchbar sein. Auf diese Weise sind Fluggesellschaften neue Möglichkeiten zur Vermarktung gegeben.
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Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausgestaltung nicht auf die vorstehend dargestellten Ausführungsbeispiele, die lediglich beispielhaft zu verstehen sind. So ist der dargestellte Sitz zwar in dem gezeigten Ausführungsbeispiel in einem Flugzeug angeordnet. Jedoch sind auch Einsätze in anderen Luftfahrzeugen wie Helikoptern oder Flugtaxis (VTOL - Vertical Take-Off and Landing Luftfahrzeugen) möglich.
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Weiter wird darauf hingewiesen, dass der erfindungsgemäße Sitz nicht notwendigerweise Bestandteil einer Passagier-Sitzreihenanordnung ist, die mehrere Sitze umfasst, sondern auch einen Einzelsitz bilden kann.
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Auch wird darauf hingewiesen, dass in weiteren Ausgestaltungen der Erfindung der Sitz zusätzlich in seiner Neigung verschwenkbar ausgebildet sein kann. In einem solchen Fall ist beispielsweise vorgesehen, dass eine erfindungsgemäße Verschwenkbarkeit vorgenommen werden kann, wenn sich die Rückenlehne des Sitzes in der senkrechtesten Position befindet.
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Es wird darauf hingewiesen, dass beliebige der beschriebenen Merkmale separat oder in Kombination mit beliebigen anderen Merkmalen eingesetzt werden können, sofern sie sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Offenbarung dehnt sich auf alle Kombinationen und Unterkombinationen eines oder mehrerer Merkmale aus, die hier beschrieben werden und umfasst diese. Sofern Bereiche definiert sind, so umfassen diese sämtliche Werte innerhalb dieser Bereiche sowie sämtliche Teilbereiche, die in einen Bereich fallen.