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Die Erfindung betrifft ein System für ein an einer Fassade aufzustellendes Baugerüst für gesicherte Dachdeckungsarbeiten an Steildächern, mit vertikal anzuordnenden und bauwerkseitig verankerbaren Gerüstleitern bzw. Stellrahmen und mit daran horizontal einzuhängenden Laufplanken bzw. rahmenartigen Gerüstböden als Podien für Benutzer des Gerüsts. Die Erfindung betrifft außerdem einen Träger als Ergänzung eines derartigen Baugerüstsystems, um gesicherte Dachdeckungsarbeiten an Steildächern zu ermöglichen.
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Die Erfindung geht von einem an sich bekannten System für ein Baugerüst aus, das aus einzelnen Elementen aufgebaut wird, beispielsweise aus zwei die Schmalseiten des Gerüstes bildenden Vertikalrahmen oder Gerüstleitern aus vertikalen Holmen und wenigstens zwei sprossenartigen Querriegeln. Die Gerüstleitern werden im Einsatz untereinander durch Längsriegel und durch Diagonalstreben verbunden. In ihren oberen Querriegel werden beispielsweise Gerüstrahmen eingesetzt, die zum Auflegen von Laufplanken dienen oder selbst die Laufplanken bzw. Gerüstböden oder Podien bilden. Die Gerüste können durch Übereinanderstecken mehrerer Vertikalrahmen nahezu beliebig hoch ausgeführt werden. Auf den obersten Vertikalrahmen lassen sich Geländerstiele aufstecken, an denen Geländer und ggf. Netze als Absturzsicherungen befestigt werden können.
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Die
DE 27 01 767 A1 beschreibt ein Hängekonsolgerüst für Dachdeckungsarbeiten. Es umfasst mindestens zwei im Abstand nebeneinander angeordnete, dreieckförmige Konsolen, die je einen auf dem Dach aufliegenden Tragholm, einen Bretter aufnehmenden Auflageholm und einen verstellbaren Stützholm aufweisen. Der Stützholm verläuft zwischen dem Trag- und dem Auflageholm und bringt und hält den Auflageholm je nach Dachneigung in eine mindestens nahezu waagerechte Lage, wobei der Tragholm Mittel zum Verstellen der Neigung des Auflageholms aufweist.
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Die
EP 1 215 354 A2 betrifft eine Schutzvorrichtung für Personen, die auf Dächern von Gebäuden arbeiten, mit einem ersten Modul aus einem rohrförmigen Arm und aus Einstellmitteln, die an einem Ende des rohrförmigen Arms befestigt sind und an einem vertikalen Pfosten in einer einstellbaren Neigung angelenkt sind, und mit einem zweiten Modul, das mit dem rohrförmigen Arm längsverschiebbar gekoppelt und mit einem Strukturelement des zu bearbeitenden Daches koppelbar ist.
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Die
US 4 078 633 zeigt ein zerlegbares Gerüst, dessen Bestandteile leicht transportiert oder gelagert werden können und im Gebrauch lösbar miteinander verbunden sind, um vertikale Baugruppen zu bilden, die durch ein Geländer lösbar miteinander verbunden sind, wobei sich die Baugruppen durch Streben mit dem Gebäude verbinden lassen. Jede vertikale Baugruppe umfasst eine Halterung für plattformbildende Bretter und einen Mechanismus, mit dem die Plattform angehoben oder abgesenkt werden kann. Die Bühne umfasst auch Abschnitte, die mit den vertikalen Baugruppen verbunden werden können, um dachgestützte Baugruppen mit Halterungen für plattformbildende Bretter zu bilden.
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Die
JP 2006 037 689 A schließlich zeigt koppelbare Gitterrohrrahmen zum Aufbau eines Baugerüsts, die sich unter Zwischenschalten von verschraubbaren Gelenken auch in einem Winkel zueinander koppeln lassen.
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Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Baugerüst auch auf Steildächern zu ermöglichen, um die Arbeitssicherheit vertikaler Baugerüste auch auf geneigten Dächern zu bieten.
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Diese Aufgabe wird bei dem eingangs genannten System durch zwei zusätzliche Systembestandteile gelöst, nämlich durch Fußstützen einerseits und durch Podienträger andererseits. Die schienenartigen Fußstützen dienen zur unterseitigen Befestigung einer herkömmlichen, aber erfindungsgemäß geneigt anzubringenden Gerüstleiter. Die Fußstützen befestigen die geneigte Gerüstleiter an mindestens einem, nämlich dem gebäudenäheren Fußabschnitt bzw. dem gebäudenäheren Fuß gegenüber der vertikalen Gerüstleiter. Die Neigung der geneigten Gerüstleiter kann dem zu bearbeitenden Dach folgen. Die Fußstützen lassen sich an der im Einsatz vertikalen Gerüstleiter eines herkömmlichen Baugerüsts befestigen. Sie liegen dann in der Erstreckungsebene der vertikalen Gerüstleiter, gegenüber den Sprossen der vertikalen Gerüstleiter erfindungsgemäß aber geneigt. Um sich unterschiedlichen Neigungen anpassen zu lassen, kann die Befestigung der Fußstützen variabel vorzugsweise lösbar ausgestaltet sein.
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Die Podienträger lassen sich an den vertikalen Holmen einer Gerüstleiter in der Erstreckungsebene der Gerüstleiter sprossenartig befestigen, gegenüber den Sprossen der Gerüstleiter - darunter zumindest deren Fuß- und Kopfabschnitt - erfindungsgemäß aber ebenfalls geneigt. Sie können sich außerdem reversibel bzw. lösbar befestigen lassen, so dass ihre Neigung verstellbar ist, beispielsweise für einen anderweitigen Einsatz. Sie bieten an sich herkömmliche Schnittstellen zur Aufnahme, z. B. zum Einhängen zumindest eines Endes eines herkömmlichen Podiums, so dass jenes im Einsatz orthogonal zur Erstreckungsebene der Gerüstleiter verläuft.
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Ausgehend von einem herkömmlichen vertikal aufgebauten Baugerüst lässt sich mithilfe der Fußstützen in etwa auf Traufhöhe eines zu bearbeitenden Daches nun jeweils eine herkömmliche Gerüstleiter geneigt montieren, vorzugsweise der Dachneigung folgend. Sie folgt dann der geneigten Dachfläche prinzipiell wie eine vertikale Gerüstleiter einer vertikalen Gebäudeaußenwand und lässt sich prinzipiell auch daran befestigen. Ihren Fußabschnitt jedenfalls legt die Fußstütze an der vertikalen Gerüstleiter in horizontaler und in vertikaler Richtung fest. Mehrere parallele Gerüstleitern lassen sich dann in an sich bekannter Weise mit Längsriegeln untereinander verbinden und ggf. diagonal aussteifen. Genauso lassen sich weitere Gerüstleitern in derselben Ebene aufsetzen, bis der First des Daches erreicht ist.
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Die erfindungsgemäßen Podienträger lassen sich nun an den geneigten Gerüstleitern befestigen, und zwar derart geneigt gegenüber ihren Sprossen, dass sie waagrecht und damit parallel zu denjenigen der vertikalen Gerüstleitern verlaufen. Jetzt lassen sich Gerüstrahmen für Laufplanken oder Podien in die Podienträger einhängen, so dass sie ebenfalls waagrecht und parallel zu den Podien des vertikalen Gerüsts verlaufen. Damit lassen sich die Podien zwischen den geneigten Gerüstleitern in weitgehend gleicher Weise betreten wie auf einem herkömmlichen vertikalen Baugerüst.
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Die Erfindung wendet sich also davon ab, ein Gerüst für Dachdeckungsarbeiten aus einer Vielzahl an Spezialteilen aufzubauen, noch dazu ohne die Sicherheit herkömmlicher Gerüste zu erreichen. Sie verfolgt vielmehr das Prinzip, ausschließlich mit den Fußstützen und den Podienträgern als Zusatzteilen, aber im Übrigen mit den Standardbauteilen eines herkömmlichen Baugerüstsystems ein geneigtes Gerüst aufzubauen. Damit lässt sich das geneigte Gerüst mit teileseitig geringem Zusatzaufwand erstellen. Es erfordert damit auch keine Spezialkenntnisse oder Erfahrungen für seinen Aufbau, weil es dem Bauprinzip des Standardgerüsts folgt. Schließich bietet es weitgehend den Schutz und die Sicherheit bekannter Baugerüste.
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Die Podienträger und die Fußstützen lassen sich an den Holmen einer Gerüstleiter vorzugsweise lösbar befestigen, um auch für anderweitige Einsätze zur Verfügung zu stehen. Dazu können sie sich beispielsweise an geeigneten Koppelungsstellen wie Löchern oder Zapfen an den Holmen einstecken oder einhängen lassen. Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können sie zudem stufenlos befestigbar sein. Damit erfordert der Einsatz der Fußstützen und der Podienträger keine Modifikationen an den Gerüstleitern. Außerdem können sich ihre Neigungen der jeweils erforderlichen Dachneigung anpassen lassen.
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Stufenlose Befestigungseinrichtungen sind an sich bekannt. Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können an jedem Podienträger und an jeder Fußstütze mindestens zwei Klemmeinrichtungen vorhanden sein, mit denen sie sich an den Holmen einer Gerüstleiter anschließen lassen. Die Klemmeinrichtungen ermöglichen ein genaues Einstellen ihrer Höhenposition am Holm und damit eine sehr genaue Neigungseinstellung der Podienträger und der Fußstützen.
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Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann sich mindestens eine Befestigungseinrichtung in einer Längsrichtung jedes Podienträgers und jeder Fußstütze versetzen lassen. Das Versetzen kann in Stufen, beispielsweise mittels einer Lochschiene, erfolgen. Stufenlos kann das Versetzen zum Beispiel ebenfalls über eine Klemmeinrichtung oder ein Langloch geschehen. Damit lässt sich eine genaue Anpassung über große Neigungswinkel hinweg erreichen.
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Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann der Podienträger eine Kopplungseinrichtung für eine Absturzsicherung, insbesondere für den Aufbau eines Geländers, umfassen. Die Kopplungseinrichtung kann sich dazu vorteilhafterweise an derjenigen des Baugerüsts orientieren und dazu auf ihrer dachabgewandten Seite beispielsweise vertikal abstehende Zapfen aufweisen, auf die sich herkömmliche Geländerstiele aufstecken lassen. Alternativ kann sie Köcher umfassen, in die sich die Geländerstiele direkt oder unter Zwischenschalten von einsteckbaren Zapfen aufsetzen lassen. Mit der Montage eines Geländers bietet das Gerüstsystem eine deutlich erhöhte Sicherheit.
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Die Fußstütze kann nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung eine Kopplungseinrichtung zum Aufstecken einer Gerüstleiter umfassen. Auch diese Kopplungseinrichtung kann sich vorzugsweise an derjenigen des Baugerüsts orientieren, dessen Gerüstleitern verwendet werden. Damit erfasst die Fußstützte nicht nur eine Seite eines Fußabschnitts der Gerüstleiter, sondern beide Seiten und damit den gesamten Fußabschnitt, was Stabilitätsvorteile bietet. Die Kopplungseinrichtung kann auch unterschiedlich breite Gerüstleitern berücksichtigen und daher für deren unterschiedliche Breiten ausgelegt sein. Mit mehreren Kopplungsvorrichtungen nebeneinander können zudem unterschiedliche Geometrien berücksichtigt werden, etwa unterschiedliche Abstände der geneigten Gerüstleiter vom Dach oder unterschiedliche breite Gerüstleitern beispielsweise beim Einrüsten von Dachaufbauten wie Gauben oder dergleichen. Damit kann eine höhere Flexibilität und eine einfachere Montage erreicht werden.
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Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann der Podienträger dazu ausgestaltet sein, alternativ auch als Fußstütze zu dienen, und umgekehrt. Sowohl der Podienträger als auch die Fußstütze lassen sich an den Holmen einer Gerüstleiter geneigt befestigen. Insbesondere mit stufenlos versetzbaren Befestigungseinrichtungen können die ggf. unterschiedlichen Neigungen der Fußstütze einerseits und des Podienträgers andererseits in demselben Gerüst eingestellt werden. Die Koppelungsvorrichtungen für den Fußabschnitt einer Gerüstleiter auf der Fußstütze lassen sich bei der Verwendung als Podienträger auf der dachabgewandten Seite zum Einstecken von Geländerstielen nutzen. Damit gelingt es, ein Baugerüst für Dachdeckungsarbeiten mit nur einem Typ eines zusätzlichen Gerüstbauteils im Übrigen vollständig aus Bestandteilen bekannter Systeme für Baugerüste zu erstellen. Dies vereinfacht die Beschaffung, Lagerhaltung und Montage des Baugerüsts für Steildächer und führt zu einem Baugerüst, das alle Sicherheitserfordernisse bekannter Systeme auch in seinem geneigten Abschnitt erfüllt.
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Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann das System eine Verankerung in der Dachebene ermöglichen. Dazu kann es einen Anker umfassen, mit dem es sich unter der Dachdeckung und damit an dessen Tragkonstruktion befestigen lassen kann. Je nach Dachdeckung kann ein mehrmals benutzbarer Anker beim Abbau des Gerüsts entfernt und die Dachhaut geschlossen werden. Alternativ kann ein Einmalanker wie zum Beispiel ein Zurrgurt als Anker verwendet werden, der an der Dachunterkonstruktion und am geneigten Gerüst befestigt wird. Nach Abschluss der Dacheindeckung kann er ggf. ausgebaut oder gekappt werden. Die Anker können eine zusätzliche Stabilisierung des geneigten Gerüsts, insbesondere an seinem Übergang zum vertikalen Gerüst, bewirken.
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Die eingangs genannte Aufgabe wird bei dem oben genannten Baugerüstsystem mit Gerüstleitern und Podien außerdem durch einen zusätzlichen Träger gelöst, der einen trägerförmigen Montageabschnitt und einen Aufnahmeabschnitt umfasst. Der Montageabschnitt ist dazu ausgebildet, sich an einer Gerüstleiter in deren Erstreckungsebene zwischen deren Holmen und ihnen gegenüber rechtwinklig oder geneigt befestigen zu lassen. Dazu kann er Befestigungseinrichtungen aufweisen, wie sie oben zu den Ansprüchen 2 bis 4 erläutert werden, beispielsweise Rohrschellen. Sie können insbesondere eine lösbare Befestigung zulassen, um für mehrere und unterschiedliche Einsätze zur Verfügung zu stehen. Sie können am Montageabschnitt und in dessen Längsrichtung versetzbar sein, damit sie sich für eine große Bandbreite an unterschiedliche Dachneigungen anpassen lassen.
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Der Aufnahmeabschnitt befindet sich im Einsatz im Prinzip oberseitig auf dem Montageabschnitt. Er kann als separates Bauteil auf dem Montageabschnitt angebracht sein, vorzugsweise in dessen Längsrichtung verstellbar, um eine bessere geometrische Anpassungsfähigkeit zu bieten. Alternativ kann er einstückig mit dem Montageabschnitt ausgebildet sein und ggf. lediglich einen Teil des Montageabschnitts einnehmen. Er ist jedenfalls derart ausgestaltet, dass sich an ihm sowohl die Podien einhängen, als auch die Gerüstleitern und Geländerstiele einstecken lassen. Zur Aufnahme eines Fußabschnitts einer Gerüstleiter kann er beispielsweise mindestens zwei Köcher als Koppelungseinrichtungen umfassen, in die die Gerüstleitern unmittelbar oder mittelbar - zum Beispiel unter Zwischenschaltung von Zapfen - eingesteckt werden. Für Gerüstleitern unterschiedlicher Breite kann der Aufnahmeabschnitt in geeigneten Abständen mehr als zwei Köcher aufweisen. Alternativ kann sich der dachabgewandte Köcher beispielsweise per Schraubverbindung versetzen lassen. In den oder die dachabgewandten Köcher können sich unmittelbar oder mittelbar Geländerstiele einstecken lassen. Die Podien können sich beispielsweise mit endseitigen Klauen in ein Einhängeprofil eines separat ausgebildeten Aufnahmeabschnitts oder um im Querschnitt O-förmige Teilabschnitte des Montageabschnitts als Aufnahmeabschnitt einhängen lassen.
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Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann der Träger einen im Querschnitt L-förmigen Montageabschnitt mit zwei L-Schenkeln und mit daran versetzbaren Rohrschellen als Befestigungseinrichtungen an einem ersten L-Schenkel aufweisen. Der zugehörige Aufnahmeabschnitt kann separat ausgebildet und auf dem Montageabschnitt am zweiten L-Schenkel angeordnet sein. Er kann ein im Querschnitt nach oben offenes U-Profil als Einhängeprofil umfassen, das beidseitig durch nach oben offene Köcher zur Aufnahme der Gerüstleitern begrenzt ist.
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Der derart ausgebildete Träger setzt sich vollständig aus Standardteilen zusammen: die Rohrschellen und der Aufnahmeabschnitt sind als Zubehörteile der meisten Baugerüstsysteme erhältlich, beispielsweise als „Gerüstkupplungen“ und als „Querriegel“ oder als „U-Anfangsriegel“. Das L-Profil des Montageabschnitts ist als gängiges Stahl- oder Aluminium-Trägerprofil ebenfalls einfach zu beziehen und zu verarbeiten. Damit gestalten sich die Herstellung, die Montage und der Einsatz des erfindungsgemäßen Trägers als einfach und kostengünstig.
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Nach einer alternativen Ausgestaltung der Erfindung kann der Träger einen im Querschnitt O-förmigen Montageabschnitt mit daran versetzbaren Rohrschellen als Befestigungseinrichtungen aufweisen. Der zugehörige Aufnahmeabschnitt kann auf bzw. an dem Montageabschnitt ausgebildet sein, indem er einen Teil dessen einnimmt. Der Aufnahmeabschnitt kann einen dachnäheren Bereich des Montageabschnitts als Einhängeprofil einnehmen. Jenes kann durch am Montageabschnitt befestigte Koppelungseinrichtungen zur Aufnahme der Fußabschnitte von Gerüstleitern, beispielsweise durch Rohrschellen, begrenzt sein.
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Auch dieser Träger setzt sich vollständig aus Standardteilen zusammen: Sowohl für die Befestigungseinrichtungen als auch für die Koppelungseinrichtungen lassen sich Rohrschellen einsetzen, die als Zubehörteile, nämlich als Gerüstkupplungen der meisten Baugerüstsysteme erhältlich sind. Das O-Profil des Montageabschnitts ist als gängiges Rohrprofil und als Standardprofil gängiger Baugerüstsysteme ebenfalls einfach zu beziehen und zu verarbeiten. Damit gestalten sich die Herstellung, die Montage und der Einsatz auch des alternativen Trägers als einfach und kostengünstig.
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Um sich innerhalb einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Dachneigungen anpassen zu lassen, kann zumindest die dachabgewandte Befestigungseinrichtung des Trägers am Montageabschnitt in dessen Längsrichtung versetzbar sein. An einem L-Profil als Montageabschnitt kann sich die Befestigungseinrichtung zum Beispiel in entsprechenden Durchgangslöchern im ersten L-Schenkel verschrauben lassen. Es gibt bereits dafür geeignete Rohrschellen mit angeschweißten Gewindeabschnitten. Auf einem im Querschnitt O-förmigen Montageabschnitt können sich sog. Drehkupplungen aus zwei drehbar verbundenen Rohrschellen als Befestigungseinrichtungen anbieten. Sie lassen sich vorteilhaft stufenlos auf dem Montageabschnitt des Trägers versetzen, womit sie eine sehr genaue Anpassung an das einzurüstende Bauwerk ermöglichen.
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An einem O-förmigen Montageabschnitt lassen sich durch derartige Drehkupplungen vorteilhaft sowohl die Befestigungseinrichtungen als auch die Koppelungseinrichtungen ausbilden. Damit erfordert der erfindungsgemäße Träger nur wenige unterschiedliche Standardteile, was die Herstellung, die Montage und der Einsatz des Trägers weiter vereinfacht.
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An einem Montageabschnitt mit einem L-Profil dagegen kann sich der Aufnahmeabschnitt als separates Standardbauteil aus einem U-förmigen Profil und beidseitigen Köchern auf dem zweiten L-Schenkel des Montageabschnitts befestigen lassen. Für eine bessere Anpassung an unterschiedliche Einbausituationen kann der Aufnahmeabschnitt in Längsrichtung vorzugsweise stufenlos gegenüber dem Montageabschnitt versetzbar sein. Er kann in kleinen Schritten in vorgebohrten Durchgangslöchern verschraubt sein oder sich stufenlos am zweiten L-Schenkel festklemmen lassen.
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Das Prinzip der Erfindung wird im Folgenden anhand einer Zeichnung beispielshalber noch näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- 1 bis 10: Ansichten einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Trägers,
- 11 bis 13: Montageansichten des Trägers.
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Wie in den 1 bis 10 gezeigt, setzt sich der erfindungsgemäße Träger 1 im Wesentlichen aus einem im Querschnitt L-förmigen Montageabschnitt 10 und einem darauf verschraubten Aufnahmeabschnitt 12 zusammen. Der Montageabschnitt 10 hat einen vertikalen Schenkel 14 und einen horizontalen Schenkel 16. Der vertikale Schenkel 14 ist an seinem ersten Ende 18 von einem in Trägerlängsrichtung orientierten Langloch 20 durchsetzt, an seinem gegenüberliegenden zweiten Ende 22 von einer Reihe von Durchgangsbohrungen 24. Im Langloch 20 und in einem der Durchgangsbohrungen 24 ist jeweils eine Rohrschelle 26, 27 als Befestigungseinrichtung verschraubt. Sie verfügt über einen Gewindebolzen 29 und lässt sich mit einer Mutter an dem vertikalen Schenkel 14 in jeder Drehlage befestigen.
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Auf dem horizontalen Schenkel 16 ist der Aufnahmeabschnitt 12 mit zwei Schlossschrauben 25 befestigt. Der Aufnahmeabschnitt 12 besteht aus einem nach oben offenen U-förmigen Einhängeabschnitt 28. Er ist beidseits von jeweils einem in einer vertikalen Draufsicht kreisförmigen Köcher 30 begrenzt, der einen vertikal nach oben überstehenden Zapfen 32 mit einer Durchgangsbohrung 34 enthält. In die Durchgangsbohrung 34 kann eine nicht dargestellte Sicherung eingesetzt werden, zum Beispiel ein Fallstecker oder ein Rohrklappstecker. In den Einhängeabschnitt 28 lassen sich nicht dargestellte Gerüstböden bzw. Podien mit an ihren Schmalseiten angebrachten Krallen in an sich bekannter Weise einhängen. Der Träger 1 kann insoweit also als Podienträger dienen.
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Der Aufnahmeabschnitt 12 selbst ist in den meisten Gerüstsystemen als eigenständiges Bau- oder Ersatzteil erhältlich, beispielsweise als „U-Anfangsstück“, in das zwei Zapfen 32 eingesteckt werden. Die Rohrschellen 26, 27 sind geläufige Bestandteile von Gerüstkupplungen, der L-förmige Montageabschnitt 10 leitet sich von einem gebräuchlichen Trägerprofil ab. Damit gestaltet sich die Herstellung des erfindungsgemäßen Trägers 1 unproblematisch. Aufgrund seiner an sich bekannten Bestandteile ist seine Bedienung leicht nachvollziehbar:
- Die Rohrschellen 26, 27 dienen dazu, den Träger 1 an Gerüstleitern bzw. Stellrahmen 40 (siehe 11 bis 13) zu befestigen, indem sie deren vertikalen Gerüstrohre 42 umschließen. Die Reihe an Durchgangsbohrungen 24 erlaubt eine bestimmungsgemäß geneigte Anordnung der Träger 1 am Stellrahmen 40. Das Langloch 20 im vertikalen Schenkel 14 ermöglicht eine Feinjustierung. Denn trotz der festen Abstände der Durchgangsbohrungen 24 lässt sich der Träger 1 in jeder beliebigen Neigung befestigen, weil das Langloch 20 diejenigen Neigungen ermöglicht, die mit den Durchgangsbohrungen 24 alleine nicht verwirklicht werden könnten.
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Der befestigte Träger 1 könnte jetzt entweder zum Einhängen von Gerüstböden in den Einhängeabschnitt 28 seines Aufnahmeabschnitts 12 und damit als Podienträger dienen. Alternativ oder zusätzlich kann ein weiterer Stellrahmen 40, 41 auf dem Aufnahmeabschnitt 12 montiert werden, indem er mit seinem Fußabschnitt 44 in an sich bekannter Weise auf die Zapfen 32 aufgesteckt wird. Der Träger 1 kann folglich auch als Fußstütze für Stellrahmen 40, 41 dienen, weil er mit den Zapfen 32 auch Koppelungseinrichtungen für die Fußabschnitte 42 der Stellrahmen 40, 41 bietet.
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Um ein Gerüst an einem Steildach zu montieren, wird zunächst in bekannter Weise ein Baugerüst an einer vertikalen Außenwand aufgebaut, so dass der letzte Stellrahmen 40 etwa zur Hälfte über die Traufe des Steildachs ragt. Anschließend wird der Träger 1 am Stellrahmen 40 mit der Reihe der Durchgangslöcher 24 von der Traufe weg weisend montiert, indem seine Rohrschellen 26 um die vertikalen Gerüstrohre 42 gelegt und verschlossen werden. Die Neigung des Trägers 1 gegenüber den vertikalen Gerüstrohren 42, die für den Aufbau des Gerüsts am Steildach erforderlich ist, entspricht einem Lot auf die Neigung des Steildachs. Zum Einstellen der erforderlichen Neigung wird die dachabgewandte Rohrschelle 26 in eine geeignete Durchgangsbohrung 24 gesetzt und verschraubt. Sollte sich kein geeignetes Durchgangsloch 24 für die dachabgewandte Rohrschelle 26 finden lassen, kann die dachnähere Rohrschelle 27 im Langloch 20 entsprechend verschoben werden, um die gewünschte Neigung einzustellen.
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Ist der Träger 1 in der korrekten Neigung montiert, kann ein Stellrahmen 41 (11) oder 40 (12, 13) am Aufnahmeabschnitt 12 geneigt befestigt werden, indem sein Fußabschnitt 44 auf die Zapfen 32 aufgesteckt wird. Weitere Stellrahmen 40 (nicht dargestellt) können in herkömmlicher Weise am Kopfabschnitt 46 des ersten geneigten Stellrahmens 40, 41 aufgesetzt werden, bis der First des Steildaches erreicht ist.
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Auch das geneigte Gerüst muss dem Benutzer waagrecht verlaufende Gerüstböden bieten. Dazu lässt sich nun ein weiterer Träger 1 wiederum geneigt in den geneigten Stellrahmen 40 (12, 13) in der oben beschriebenen Weise montieren mit dem Unterschied, dass er jetzt waagrecht befestigt wird. Jetzt kann er nicht dargestellte Gerüstböden bzw. Podien als waagrechte Laufplanken aufnehmen, die in die Einhängeabschnitte 28 der Aufnahmeabschnitte 12 eingehängt werden. Es empfiehlt sich, die Gerüstböden gegen unbeabsichtigtes Abheben zu sichern, weil die Zapfen 32 der für die Gerüstböden genutzten Träger 1 keine Stellrahmen 40 tragen, deren Fußabschnitte 44 als Abhebesicherung dienen könnten.
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Die dachabgewandten Zapfen 32 können zur Montage von Geländerstützen des Gerüstsystems dienen, um ein Geländer ggf. mit Schutznetz als Absturzsicherung zu schaffen. Die Geländerstützen oder -stiele lassen sich mit nicht dargestellten Steckern in den Durchgangslöchern 34 sichern. Sie sind auch in einer L-Form verfügbar, deren kürzerer horizontaler Schenkel den Einhängeabschnitt 28 überspannen kann, um als Abhebesicherung zu dienen.
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Sollte sich die Dachneigung ändern, beispielsweise im Zuge eines Doppelwalmdachs, kann der Träger 1 auch dazu genutzt werden, das geneigte Gerüst daran anzupassen. Denn genauso wie der Träger 1 eine Neigungsänderung zwischen einem vertikalen und einem geneigten Stellrahmen 40, 41 ermöglicht (vgl. 11), lassen sich auch Neigungsänderungen innerhalb eines geneigten Gerüsts herstellen.
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Mehrere parallel zueinander montierte Stellrahmen 40, 41 können in bekannter Weise untereinander mit Längs- und/oder Diagonalstreben verbunden werden, um dem geneigten Gerüst Steifigkeit parallel zur Dachebene zu verleihen.
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Da es sich bei dem vorhergehenden, detailliert beschriebenen Träger um ein Ausführungsbeispiel handelt, kann er in üblicher Weise vom Fachmann in einem weiten Umfang modifiziert werden, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen. Insbesondere kann die konkrete Ausgestaltung des Montageabschnitts in anderer Form als in der hier beschriebenen erfolgen, beispielsweise mit einem Rohr- statt einem L-förmigen Profil. Der Aufnahmeabschnitt kann dem jeweiligen Gerüstsystem entsprechend ausgestaltet sein, um geeignete Kopplungsstellen zu Stellrahmen, Gerüstböden, Geländersystemen etc. zu bieten. Ebenso kann der Träger in einer anderen Form ausgestaltet werden, wenn dies aus Platzgründen bzw. gestalterischen Gründen notwendig ist. Außerdem schließt die Verwendung der unbestimmten Artikel „ein“ bzw. „eine“ nicht aus, dass die betreffenden Merkmale auch mehrmals bzw. mehrfach vorhanden sein können.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Träger
- 10
- Montageabschnitt
- 12
- Aufnahmeabschnitt
- 14
- vertikaler Schenkel
- 16
- horizontaler Schenkel
- 18
- erstes Ende
- 20
- Langloch
- 22
- zweites Ende
- 24
- Durchgangsbohrungen
- 25
- Schlossschraube
- 26
- dachferne Rohrschelle
- 27
- dachnahe Rohrschelle
- 28
- Einhängeabschnitt
- 29
- Gewindebolzen für Mutter
- 30
- Köcher
- 32
- Zapfen
- 34
- Durchgangsbohrung
- 40, 41
- Stellrahmen
- 42
- vertikale Gerüstrohre
- 44
- Fußabschnitt
- 46
- Kopfabschnitt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 2701767 A1 [0003]
- EP 1215354 A2 [0004]
- US 4078633 [0005]
- JP 2006037689 A [0006]