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Die Erfindung betrifft eine orthopädische Sandale und deren Herstellungsverfahren sowie eine orthopädische Innensohle für einen solche Sandale.
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Orthopädische Schuhe sind seit langem bekannt und werden z.B. zur Linderung von Fußbeschwerden, zur Regulierung von Haltungsanomalien oder zur Behandlungen von Symptomen von Krankheiten, z.B. bei Diabetes, eingesetzt.
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In neuester Zeit wächst die Nachfrage nach alternativem, legerem Schuhwerk, wie z.B. Sandalen, die nach orthopädischen Gesichtspunkten gefertigt sind. Dabei werden zunehmend auch orthopädische Badesandalen gewünscht, die als „Flip Flops“ bekannt sind, und in der Regel aus Kunststoff oder Naturkautschuk gefertigt sind.
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Diese werden wie orthopädische Schuhe hergestellt. Der Fuß des Trägers wird zunächst vermessen, dann wird eine Sohle entsprechend der Vermessung angefertigt und mit Brand- oder Laufsohle verklebt, wobei die Fertigung hier auch nach der Verklebung erfolgen kann. Bei der Anfertigung der Laufsohle wird diese häufig in eine entsprechende Form gefräst oder in einer entsprechenden Form geschäumt. Danach wird die Sohle zur Befestigung von Halteriemen vorbereitet und diese an der Sohle befestigt.
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Insbesondere im Hinblick auf Sandalen ist ein Nachteil des Standes der Technik, dass zum einen bisher, wenn überhaupt, nur selten modische Formen von orthopädischen Sandalen existieren, gravierender ist jedoch der vergleichsweise hohe Preis für solche Schuhe in orthopädischer Ausführung. Zudem kommt hinzu, dass ein Träger von Sandalen (z.B. von „Flip Flops“) häufig „seinen“ Schuh gefunden hat und diesen nicht gerne tauschen möchte. Letzteres ist nicht nur aus modischen Gesichtspunkten relevant sondern hängt vor allem vom Tragekomfort ab, da es gerade beim Tragen von Sandalen über längere Strecken zu Scheuer- oder Druckstellen kommen kann, wenn man nicht optimales Schuhwerk trägt.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, die Nachteile des Standes der Technik zu überwinden und eine preisgünstige Sandale und deren Herstellung zur Verfügung zu stellen, die insbesondere einen optimalen Tragekomfort gewährleistet. Des Weiteren war es eine Aufgabe der Erfindung, eine Innensohle zur Verfügung zu stellen, mit der sich herkömmliche Sandalen zu orthopädischen Sandalen umrüsten lassen.
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Diese Aufgabe wird durch ein Herstellungsverfahren und eine Sandale sowie eine orthopädische Innensohle gemäß den Ansprüchen gelöst.
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Vorweg sei der Begriff „Innensohle“ genauer definiert. Mit diesem Begriff ist eine Sohle gemeint, die in einem Schuh dem Fuß zugewandt ist und die nicht zur Verwendung als Laufsohle ausgelegt ist (und bevorzugt auch nicht als Laufsohle geeignet ist). Häufig ist die Innensohle auf der Brandsohle aufgeklebt (kann jedoch theoretisch auch selbst die Brandsohle sein). Die Innensohle kann die Decksohle sein, aber auch mit einer dünnen Decksohle überzogen sein. Kurz: Beim Tragen steht der Fuß auf der Innensohle und die Form der dem Fuß zugewandten Oberfläche der Innensohle bestimmt das Laufgefühl.
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Eine orthopädische Innensohle (im Folgenden der Einfachheit halber auch oft nur als „Innensohle“ bezeichnet) ist nach orthopädischen Gesichtspunkten gestaltet, d.h. sie weist Strukturen wie z.B. ein Zehen- bzw. Fußbett, Druckentlastungsbereiche oder sonstige orthopädisch ausgestaltete Strukturen auf. Auch wenn insbesondere bei Badesandalen kein Oberschuh vorhanden ist und somit auch kein Innenraum vorliegt, wird die betreffende Sohle auch in diesem Fall hier als „Innensohle“ bezeichnet.
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Das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren zur Herstellung einer orthopädischen Sandale umfasst die folgenden Schritte:
- - bereitstellen einer Sandale mit einer Laufsohle und einem Zehenhalterungselement,
- - bereitstellen einer orthopädischen Innensohle und versehen der orthopädischen Innensohle mit einem Loch in dem Bereich, in dem bei einer bestimmungsgemäßen Anordnung auf der Laufsohle das Zehenhalterungselement liegt,
- - aufbringen der orthopädischen Innensohle auf die Laufsohle der Sandale, so dass die Innensohle die Laufsohle der Sandale vollflächig überdeckt und das Zehenhalterungselement durch das Loch der Innensohle gesteckt ist.
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Die bereitgestellte Sandale ist eine handelsübliche Sandale, insbesondere eine Badesandale („Flip Flop“) und weist insbesondere keine orthopädischen Eigenschaften auf, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass sie bereits eine leicht strukturierte Innensohle hat, auf der z.B. ein Fußbett angedeutet ist. Die Erfindung ist besonders bevorzugt für Sandalen ausgelegt, die ein Zehenhalterungselement umfassen, bevorzugt einen Zehenpflock, einen Zehenring oder einen Zehensteg. Zusätzlich sollte eine bevorzugte Sandale eine Schrägriemenbefestigung aufweisen, die mit einem Ende mit dem Zehenhalterungselement und mit dem anderen Ende mit der Laufsohle verbunden ist.
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Das Zehenhalterungselement ist oftmals durch ein Loch in der Laufsohle hindurchgesteckt und wird häufig auf der Unterseite der Laufsohle durch eine Verdickung im Halteriemen gehalten und am Durchrutschen gehindert. Bei einigen Sandalen sind noch seitlich des Fußes ein oder zwei Löcher angeordnet, in denen die Enden der Schrägriemenbefestigung auf entsprechende Weise durchgeführt und gehalten sind.
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Eine erfindungsgemäße orthopädische Innensohle dient zur Herstellung einer orthopädischen Sandale und weist in dem Bereich, in dem dort wo bei einer Sandale das Zehenhalterungselement angeordnet ist (z.B. bestimmungsgemäß der Zwischenraum zwischen dem großen Zeh und dessen Nachbarzehe liegt oder bei einem Zehenring im Bereich unter der großen Zehe), ein durchgehendes Loch auf, welches einen Durchmesser zwischen 0,3 cm und 2 cm hat, insbesondere einen Durchmesser, der größer ist als 0,5 cm bzw. einen Durchmesser, der kleiner ist als 1 cm. Bei einem ringförmigen Zehenhalterungselement kann an Stelle des Lochs im Bereich der großen Zehe auch ein Schlitz vorhanden sein, wobei der Schlitz bevorzugt eine Breite zwischen 0,1 cm und 1 cm und eine Länge zwischen 1 cm und 5 cm hat. Schlitz und Loch habe aber gemein, dass sie eine Ausnehmung durch die Innensohle hindurch darstellen und ringsherum von Material der Innensohle umgeben sind.
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Wie oben bereits gesagt, ist die orthopädischen Innensohle eine Innensohle, die nicht als Laufsohle gedacht ist. Diese wird mit besagtem Loch versehen und zwar in dem Bereich, in dem bestimmungsgemäß der Zwischenraum zwischen dem großen Zeh und dessen Nachbarzehe liegt oder (bei einem Zehenring) im Bereich, in dem bestimmungsgemäß die große Zehe liegt. Dieses Loch sollte sich dabei bei bestimmungsgemäßer Anordnung auf einer Laufsohle mit der Position des Zehenhalterungselements (bzw. dem dazu vorgesehenen Loch) in der Laufsohle überdecken und dient dazu, das Zehenhalterungselement hindurchzuführen.
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Das Aufbringen der orthopädischen Innensohle auf die Laufsohle der Sandale kann durch bekannte Verfahren, z.B. Verkleben erfolgen. Es sind aber auch Ausführungsformen bevorzugt, bei dem die bestimmungsgemäß zugewandten Oberflächen von Laufsohle und Innensohle mit Klettverschlussmaterial versehen sind (bevorzugt vollflächig). Innensohle und Laufsohle können also auch per Klettverschluss zusammengehalten werden. Es ist dabei insbesondere aus Gründen des Tragekomforts und der Laufsicherheit wichtig, dass die Innensohle die Laufsohle der Sandale vollflächig überdeckt. Es sei kurz angemerkt, dass mit „Laufsohle“ auch ein Sohlenlaminat aus mehreren Sohlen gemeint sein kann, wie z.B. eine Laufsohle und eine Brandsohle oder ein verstärkendes Sohlenelement.
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Vor oder nach dem Aufbringen der orthopädischen Innensohle auf die Laufsohle der Sandale wird das Zehenhalterungselement durch das Loch der Innensohle gesteckt. Der Zeitpunkt ist davon abhängig, wie die Sandale geschaffen ist. Wenn das Zehenhalterungselement vorher abgenommen worden ist (z.B. weil es an einem Schrägriemen befestigt ist) so wird es nach dem Aufbringen durch das Loch geschoben, wenn das Zehenhalterungselement nicht abgenommen worden ist, wird es zuvor durch das Loch geschoben und die Innensohlen dann weitergeschoben und an der Laufsohle befestigt.
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Eine erfindungsgemäße Sandale umfasst eine erfindungsgemäße orthopädische Innensohle und ist bevorzugt mit dem erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren hergestellt.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird vor dem Aufbringen der Innensohle auf die Laufsohle ein orthopädisches Element so angeordnet, dass es später zwischen der Laufsohle und der Innensohle liegt. Auf diese Weise können vorgeformte Innensohlen verwendet werden, die standardisierte orthopädische Strukturen aufweisen, wobei die Sandale durch das orthopädische Element individualisiert bzw. der orthopädische Effekt einer Struktur verstärkt wird.
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Auch wenn einige Zehenhalterungselemente wie z.B. ein Zehenpflock oder ein Zehenring einfach von unten durch das Loch in der Innensohle gesteckt werden können, ist dies mit einem Zehenhalterungselement (z.B. einem Zehensteg oder Zehenring), der zusammen mit einer Schrägriemenbefestigung vorliegt, nicht mehr so einfach möglich. In diesem Falle ist vor der Aufbringung der Innensohle auf der Laufsohle noch der folgende zusätzliche Schritt besonders bevorzugt:
- - Trennen des Zehenhalterungselements, und insbesondere auch der Schrägriemenbefestigung, von der Laufsohle der Sandale.
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Das Trennen des Zehenhalterungselements von der Laufsohle der Sandale geschieht bevorzugt durch ein Herausziehen des durch die Laufsohle geführten Teiles des Zehenhalterungselements, wobei dies so vorsichtig erfolgen sollte, dass der verdickte Teil des Zehenhalterungselements nicht beim Durchführen die Laufsohle beschädigt.
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Bevorzugt schließt die orthopädische Innensohle nach dem Aufbringen bündig mit dem Rand der Laufsohle ab, bevorzugt über den gesamten umlaufenden Rand der Laufsohle. Dies kann z.B. dadurch erreicht werden, dass nach dem Aufbringen überstehende Teile der Innensohle entfernt werden. Bevorzugt wird dabei die orthopädische Innensohle nach der Aufbringung auf die Laufsohle so bearbeitet, dass sie bündig mit dem Rand der Laufsohle abschließt, bevorzugt über den gesamten umlaufenden Rand der Laufsohle. Dies hat nicht nur ästhetische Aspekte, sondern dient vor allem der Laufsicherheit.
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Beispiele für bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind schematisch in den Abbildungen dargestellt.
- 1 zeigt ein Beispiel für den Typischen Aufbau einer herkömmlichen Badesandale.
- 2 zeigt einen Verfahrensschritt.
- 3 zeigt eine bevorzugte Innensohle.
- 4 zeigt die Zusammenfügung einer erfindungsgemäßen Badesandale.
- 5 zeigt eine erfindungsgemäße Badesandale.
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1 zeigt ein Beispiel für den typischen Aufbau einer herkömmlichen Badesandale (häufig auch als „Flip-Flop“ bezeichnet). Die Badesandale („Flip Flop“) weist hier keinerlei orthopädische Eigenschaften auf. Sie besteht aus einer Laufsohle 2, in die drei Löcher 5 eingebracht worden sind. Eines vorne, dort wo sich beim Tragen der Zwischenraum der großen Zehe und ihrer Nachbarzehe befindet, und in dem ein Zehenhalterungselement 3 angebracht ist und zwei am Rand, wo die Enden von Schrägriemen 4 angebracht sind, die den Fuß zusätzlich halten.
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2 zeigt einen Verfahrensschritt, wie er nun gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel des Verfahrens bei einer Badesandale wie in 1 gezeigt angewandt werden sollte: Das Zehenhalterungselement 3 wird zusammen mit den an ihm befestigten Schrägriemen 4 aus den Löchern 5 herausgelöst (s. gestrichelte Pfeile), so dass die Laufsohle 2 nun ohne das Zehenhalterungselement 3 und die Schrägriemen 4 vorliegt. Die Verdickungen an den Enden sind kugelförmig angedeutet, bestehen in der Praxis jedoch häufig aus tellerförmigen Endstücken.
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3 zeigt eine bevorzugte Innensohle 6. Diese weist wie auch die Laufsohle 2 in den 1 und 2 drei Löcher 5 auf und zwar an genau den Stellen, an denen bei einer bestimmungsgemäßen Aufbringung auf eine Laufsohle 2 nach den 1 und 2 die Löcher 5 der Laufsohle 2 befinden. Zudem ist die Innensohle 6 nach orthopädischen Gesichtspunkten gestaltet und weist hier zwei orthopädische Strukturen auf, wie z.B. hier eine Pelotte unter dem Mittelfuß und eine Druckentlastung im Fersenbereich.
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4 zeigt die Zusammenfügung einer erfindungsgemäßen orthopädischen Badesandale 1, in dem die Innensohle 6 nach 3 auf die Laufsohle 2 einer Badesandale nach 1 aufgebracht wird und das Zehenhalterungselement 3 zusammen mit den an ihm befestigten Schrägriemen 4 durch die Löcher 5 durch die Innensohle 6 hindurch an der Laufsohle 2 befestigt wird, wie es schon in 1 zu sehen ist (dort nur ohne Innensohle 6). Zwischen Innensohle 6 und Laufsohle 2 kann ein Klebstoff zum Befestigen aufgetragen werden. Zusätzlich auch können weitere orthopädische Elemente (nicht dargestellt) zwischen Innensohle 6 und Laufsohle 2 angeordnet werden.
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5 zeigt eine erfindungsgemäße orthopädische Badesandale 1. Nach dem Zusammenfügen nach 4 liegen nun Innensohle 6 und Laufsohle 2 als eine laminierte Sohle vor und das Zehenhalterungselement 3 bildet zusammen mit den Schrägriemen 4 die Halterung für einen Fuß.
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Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass unbestimmte Artikel wie „ein“ oder „eine“ als „mindestens ein(e)“ gelesen werden sollen, wenn nichts anderes angedeutet ist. In der Regel liegt jedoch genau ein einziges Zehenhalterungselement und nur eine einzige Laufsohle vor.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Orthopädische Badesandale
- 2
- Laufsohle
- 3
- Zehenhalterungselement
- 4
- Schrägriemen
- 5
- Loch
- 6
- Innensohle
- 7
- orthopädische Struktur