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Technisches Gebiet
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Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Prävention bzw. Behandlung der Schiefstellung des großen Zehens einer Person, ein medizinisches Krankheitsbild das als Hallux Valgus bezeichnet wird. Die Vorrichtung umfasst ein flächig ausgebildetes Sohlenelement, das über eine Oberseite verfügt, die zur mittel- oder unmittelbaren, zumindest bereichsweisen Auflage für eine Fußsohle einer Person geeignet ausgebildet ist, sowie ein orthogonal über die Oberseite des flächigen Sohlenelementes erhabenen Flächenelement, das derart mit dem Sohlenelement in kraftübertagender Wirkverbindung steht, so dass das Flächenelement zur medialen Kraftausübung auf den großen Zehen der Person zur seitlichen Anlage bringbar ist.
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Der Hallux Valgus, auch Krallen- oder Hammerzehe genannt, ist mit einer Prävalenz von etwa 23 bis 35% die häufigste Vorfuß-Deformation. Sie tritt vor allem bei Frauen auf, die durch Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen besonders gefährdet sind. Beschwerden bereitet der Hallux Valgus insbesondere an drei Körperstellen: Im Vordergrund stehen Schmerzen am sogenannten prominenten Ballen, an dem der Schuh primär drückt. Zusätzlich führt die Schiefstellung bzw. Valgusstellung der großen Zehe regelmäßig dazu, dass die kleinen Zehen nicht mehr genügend Platz im Schuh besitzen. Sie weichen dann meist nach oben aus und stoßen gegen die Schuhspitzendecke sowie gegen die benachbarten Zehen. Zudem ist die normale Funktion des Vorfusses wesentlich davon abhängig, ob die große Zehe beim Gehen gegen den Boden drückt. Im Falle einer vorangeschrittenen Valgusstellung ist dies jedoch nicht mehr gewährleistet, wodurch beim Gehen die Mittelfußköpfe II bis IV einer Mehrbelastung unterliegen, die zu Schmerzen und vermehrter Hornhautbildung führen.
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Stand der Technik
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Im Rahmen konservativer Therapieansätze wird der Hallux Valgus symptomatisch unter Verwendung geeigneter Ringpolster und Orthesen, die die große Zehe in geeigneter Weise zu positionieren versuchen, behandelt.
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In diesem Zusammenhang geht aus der französischen Druckschrift
FR 2 728 161 A1 ein sandalenförmiges Schuhwerk hervor, das im Bereich der großen Zehe eine als Klettverschluss ausgebildete Bandhalterung vorsieht, mit der die große Zehe umschlungen und derart kraftbeaufschlagt positioniert werden kann, so dass seitlich auf die große Zehe eine bestimmt vorgegebene Lateralkraft einwirkt, die die große Zehe vom übrigen Fuß seitlich, d.h. medial, abzuspreizen versucht.
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Die Druckschrift
DE 20 2008 004 214 U1 beschreibt eine orthopädische Vorrichtung zur Korrektur von Zehenfehlstellungen mit einer Gelenkschiene, die zwei um eine liegende Gelenkachse miteinander gelenkig verbundene Schienenschenkel aufweist, von denen ein hinterer Schienenschenkel mittels einer Mittelfußbandage am Mittelfuß befestigbar und von dem ein vorderer Schienenschenkel mittels einer Zehenbefestigung an einer Zehe, vorzugsweise der großen Zehe, befestigbar ist. Durch Einstellen der beiden gelenkig miteinander verbundenen Schienenschenkel kann eine die große Zehe seitlich abspreizende Kraft auf diese ausgeübt werden.
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Eine ähnlich gelenkig aufgebaute Orthesenvorrichtung ist der Druckschrift
EP 1 568 337 A1 zu entnehmen, die durch entsprechendes Vorsehen einer Neigung zwischen den gelenkig miteinander verbundenen Orthesenteilen, die seitlich im Bereich des großen Zehens anzuordnen ist, eine den großen Zehen abspreizende Krafteinwirkung entfalten kann.
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Aus der Druckschrift
WO 2011/092645 A1 ist eine gattungsgemäße Vorrichtung zur Prävention sowie zur Behandlung des Hallux Valgus zu entnehmen, die ein flächig ausgebildetes Sohlenelement aufweist, beispielsweise in Form einer Einlegesohle in einen Schuh, das im zehennahen Bereich einen lösbar festen Arretiermechanismus vorsieht, an dem ein separates Flächenteil in einer vorgebbaren Relativlage zum flächig ausgebildeten Sohlenelement anbringbar ist. Das zusätzliche Flächenteil weist überdies ein orthogonal überstehendes Flächenelement auf, das als Stützfläche zur seitlichen Anlage an den großen Zehen dient. Die mittels des Flächenelementes seitlich auf den großen Zehen konstant einwirkende Kraft zur Lagekorrektur des großen Zehens, kann durch die Relativanordnung zwischen dem flächigen Sohlenelement und dem zum großen Zehen hinreichenden Flächenstück mittels des über eine Vielzahl von Rastnasen verfügenden Arretiermechanismus eingestellt werden.
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Die Druckschrift
DE 30 16 425 A1 beschreibt eine orthopädische Sandale, die sowohl zur Hammer- und Krallenzehenbehandlung als auch zur Therapierung des Halux Valgus dient. Die Sandale verfügt über eine Sohle mit speziell geformten vertikalen Aussparungen, in die durch Gewichtsbelastung durch die Person wenigsten eine am Fersenbereich der Sandalensohle drehbar angelenkte Hebelanordnung lokal absenkbar ist. Zum Zwecke der Therapierung des Halux-Valgus ist an der vertikal absenkbaren Hebelanordnung ein Zugband endseitig befestigt, das über eine Bowdenzugführung mit einem Schlaufenelement verbunden ist, das um den großen Zeh anlegbar ist und diesen vermittels einer längs des Zugbandes wirkenden Zugkraft, die von der vertikalen, gewichtsbedingten Auslenkung der wenigstens einen Hebelanordnung herrührt, medial nach außen zu ziehen vermag. Hierzu läuft die Schlaufe zur Zugrichtungsumleitung zusätzlich um eine fest mit der Sandalensohle verbundene Umlenkrolle.
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Auf einem ähnlichen Wirkprinzip beruht ein orthopädische Schuhwerk, das in der Druckschrift
DE 31 13 820 A1 sowie auch in der
DE 80 13 806 U1 beschrieben ist. Durch eine körpergewichtsbelastete vertikale Absenkung einer im Fersenbereich der Sandalensohle angeordneten Auftrittsfläche werden mit dieser verbundene Zugbänder betätigt, die mit therapeutisch wirksamen Riemen in Wirkverbindung stehen.
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Die Druckschrift
CN 1 969 704 A offenbart eine Sandale mit einer Sandalensohle, in der ein Befestigungsmittel integriert ist, das in Sohlenlängserstreckung individuell platziert und fixiert werden kann.
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Die Druckschrift
DE 10 2011 051 083 A1 beschreibt eine orthopädische Vorrichtung zur Korrektur von Zehenfehlstellungen, mit einem Halteschenkel, einer ersten Befestigungseinrichtung zum Befestigen des Halteschenkels im Bereich des Mittelfußes, zumindest einem Korrekturschenkel zum Einwirken auf die Großzehe und einer den Halteschenkel und den Korrekturschenkel verbindenden plattenartigen Basisstruktur, wobei die Vorrichtung einen Randkonturverlauf aufweist, der bei bestimmungsgemäßem Gebrauch einen fußinnenseitigen Seitenbereich des Großzehengrundgelenks freilässt und der Halteschenkel, der Korrekturschenkel und die Basisstruktur (5) einstückig ausgebildet sind.
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Darstellung der Erfindung
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde eine Vorrichtung zur Prävention oder Behandlung der Schiefstellung eines großen Zehens einer Person, kurz Hallux Valgus, gemäß dem in der vorstehenden Druckschrift
WO 2011/092645 A1 beschriebenen nächstkommenden Stand der Technik, mit einem flächig ausgebildeten Sohlenelement, das über eine Oberseite verfügt, die zur mittel- oder unmittelbaren, zumindest bereichsweisen Auflage für eine Fußsohle einer Person ausgebildet ist, und mit einem orthogonal über die Oberseite des flächigen Sohlenelementes erhabenen Flächenelement derart in kraftübertragender Wirkverbindung steht, so dass das Flächenelement zur medialen Kraftausübung auf den großen Zehen der Person zur seitlichen Anlage bringbar ist, derart auszubilden, so dass die räumliche Ausgestaltung der Vorrichtung möglichst kompakt und klein ausgebildet sein soll, so dass die Vorrichtung für nahezu sämtliche Schuhwerke als Einlegesohle oder auch als integraler Bestandteil im Sohlenbereich offener sowie auch geschlossener Schuhe geeignet ist. Darüber hinaus soll die therapeutische Wirkung verbessert werden, indem die den großen Zehen therapierende seitlich anliegende Kraft möglichst schonend und dynamisch auf den großen Zehen einwirken soll. Die Herstellung der lösungsgemäßen Vorrichtung sollte einen geringen Kostenaufwand verursachen, so dass ein hoher wirtschaftlicher Anreiz für den Erwerb des Produktes geschaffen werden soll.
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Die Lösung der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben. Den Erfindungsgedanken in vorteilhafter Weise weiterbildende Merkmale sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der weiteren Beschreibung insbesondere unter Bezugnahme auf die illustrierten Ausführungsbeispiele zu entnehmen.
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Der Erfindung liegt die Idee zugrunde die seitlich, medial auf den großen Zehen einwirkende therapeutische Stellkraft nicht konstant, sondern dynamisch federnd auszubilden, um die auf den großen Zehen einwirkende mechanische Reizwirkung zu verbessern. Lösungsgemäß zeichnet sich daher die Vorrichtung zur Prävention oder Behandlung des Hallux Valgus gemäß den Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruches 1 dadurch aus, dass das Flächenelement Teil eines Federelementes ist oder mit einem Federelement verbunden ist und in einer dem flächigen Sohlenelement zugeordneten Flächenebene bidirektional, aber vor allem medial auslenkbar relativ zum Sohlenelement gelagert ist. Das Federelement ist in Art eines einseitig eingespannten Federbalkens mit dem Sohlenelement kraft- und/oder formschlüssig oder einstückig verbunden und weist ein freies Federbalkenende auf, an dem das Flächenelement angeordnet ist.
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Die lösungsgemäße Vorrichtung weist in allen denkbaren Ausführungsformen ein flächig ausgebildetes Sohlenelement auf, das aus einem Material besteht, das weitgehend formstabil in Flächenerstreckung des Sohlenelementes jedoch elastisch verformbar orthogonal zur Flächenerstreckung ist, um der ergonomisch abrollenden Verformung der Fußsohle beim Gehen einer Person zu folgen. In Längsrichtung des flächigen Sohlenelementes sieht das Sohlenelement eine vorzugsweise längliche Ausnehmung vor, die das Sohlenelement vollständig durchragt oder in deren Bereich die Dicke des flächigen Sohlenelementes reduziert ist. Innerhalb der Ausnehmung ist ein Federelement in Form eines flächigen, länglichen Elementes eingebracht, das sich zur Erzeugung einer im Wesentlichen quer zur Längserstreckung des Federelementes orientierten Federkraft am Sohlenelement an wenigstens einem Bereich abstützt bzw. an dem wenigstens einen Bereich drehbar gelagert oder einseitig fest verbunden ist. Vergleichbar mit dem Sohlenelement ist auch das Federelement orthogonal zu dessen Flächenerstreckung biegeelastisch, um dem natürlichen Abrollen des Fußes beim Gehen und einer damit verbundenen Verformung zu folgen und den Tragekomfort nicht zu beeinträchtigen. Zugleich verfügt das Federelement über eine Längsstabilität, um lateral zur Flächenerstreckung des Federelementes wirkende Kräfte möglichst verlustfrei, d.h. ohne deformationsbedingten Kraftverlust, übertragen zu können.
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Hierzu werden im Weiteren eine Reihe unterschiedlicher Ausführungsformen erläutert. Das flächige Sohlenelement sowie das mit diesen in mechanischer Wirkverbindung stehende Federelement weisen eine gemeinsame Oberseite auf, die eben bzw. plan ausgebildet ist oder eine an die Ergonomie einer Fußsohle einer Person angepasste Kontur besitzt. Einzig das vorzugsweise einstückig mit dem Federelement verbundene Flächenelement ragt orthogonal über die Oberseite des Federelementes, um einen medial orientierten dynamischen Druck auf die große Zehe einer Person ausüben zu können. Die lösungsgemäße Vorrichtung stellt somit eine Arte schichtförmig ausgebildete Funktionssohle dar, die als eigenständiges Schichtmodul in den Aufbau einer Schuhsohle integriert werden kann.
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Durch die flache Ausgestaltung des flächig ausgebildeten Sohlenelementes und des Federelementes, verfügt die vorstehend als Funktionssohle bezeichnete lösungsgemäße Vorrichtung in Abhängigkeit des jeweils gewählten Materials sowohl zur Ausbildung des Sohlenelementes wie auch des mit diesem in kraftübertragender Wirkverbindung stehenden Federelementes über eine vorzugsweise einheitliche Schichtdicke, die im Bereich von einem bis einigen wenigen mm liegt, wodurch die Funktionssohle als therapeutisch wirksame Funktionsschicht innerhalb einer Schuhsohle integriert werden kann. In vorteilhafter Weise wird auf die Funktionssohle eine anatomisch geformte Decksohle aufgebracht, die im Bereich des großen Zehens eine geeignet dimensionierte Ausnehmung aufweist, durch die zumindest das orthogonal orientierte Flächenelement emporragt.
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Zur Herstellung zumindest der Funktionssohle, d.h. des flächigen Sohlenelementes sowie des Federelementes, eignen sich in besonders vorteilhafter Weise generative Herstellungsverfahren. Derartige Verfahren eignen sich zudem auch für die Herstellung einer vollständig ausgebildeten Schuhsohle mit integrierter Funktionssohle oder für die Herstellung eines gesamten Schuhs.
So können Schuhsohlen aus verschiedenen Materialien bestehen und mehrschichtig aufgebaut sein, gegebenenfalls auch aus einem Material bestehen, wobei über eine geeignete Strukturierung des Materials, bspw. durch Einbringen von Porositäten, Bereiche verschiedener Elastizitäten erzeugt werden können. Bspw. bei Einsatz eines 3D-Druckverfahrens kann die auf die Funktionssohle aufgebrachte Decksohle auf der Grundlage einer patientenspezifischen Fußsohlenform, die vorab zur Formgewinnung physisch abgeformt oder mittels digitalen Scans der Füße erfasst wird, ausgedruckt werden. Das besondere bei dieser Herstellungsmethode ist, dass beweglich gelagerte Funktionsteile, wie das Federelement mit dem daran Federkraftbeaufschlagten Flächenelement gedruckt werden können.
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Die lösungsgemäße Vorrichtung, umfassend das flächige Sohlenelement sowie das mit diesem in kraftübertragender Wirkverbindung stehende Federelement wird anhand der nachstehenden illustrierten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Figurenliste
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Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben. Es zeigen:
- 1 Einstückige Ausbildung von Sohlenelement und Federelement,
- 2 drehbar gelagertes Federelement innerhalb des Sohlenelementes mit Keil,
- 3a, b Ober- und Unteransicht des einstückig mit dem Federelement verbundenen Flächenelementes,
- 4 drehbar innerhalb des Sohlenelementes gelagertes Federelement mit Exzenterscheibe,
- 5 drehbar gelagertes Federelement innerhalb des Sohlenelementes mit stift- oder stabförmigem Mittel zur seitlichen Kraftbeaufschlagung
- 6 mehrlagiger Aufbau einer Schuhsohle mit der lösungsgemäßen Vorrichtung und
- 7a-c Ausführungsformen für das Federelement.
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Wege zur Ausführung der Erfindung, gewerbliche Verwendbarkeit
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1 zeigt die Draufsicht auf eine lösungsgemäß ausgebildete Vorrichtung zur Prävention und Behandlung des Hallux Valgus, umfassend ein flächig ausgebildetes Sohlenelement 1, dessen Form der Auflagefläche einer Fußsohle einer Person in etwa nachgebildet ist, ein Federelement 2, das innerhalb einer Ausnehmung 3 des Sohlenelementes 1 kraftschlüssig mit dem Sohlenelement 1 verbunden ist, sowie ein vorzugsweise einstückig mit dem Federelement 2 verbundenes Flächenelement 4, das sich orthogonal zu einer gemeinsamen Ebene erstreckt, längs der sich die Oberseiten des flächig ausgebildeten Sohlenelementes 1 sowie des als flächiges, längsstabiles Längselement ausgebildeten Federelementes 2 erstrecken. Im dargestellten Fall erstreckt sich das Flächenelement 4 senkrecht zur Zeichenebene der 1.
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Das innerhalb der Ausnehmung 3 vorgesehene Federelement 2 ist in einer bevorzugten Ausführungsform einstückig im Bereich des fersenseitig angeordneten Federelementendes 5 mit dem Sohlenelement 1 verbunden. Alternativ ist es ebenso möglich, dass das fersenseitige Federelementende 5 kraft- und formschlüssig mit dem Sohlenelement 1 gefügt ist und somit eine separate Komponente zum Sohlenelement 1 darstellt.
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Durch die einseitige Befestigung bzw. feste Lagerung des Federelementes 2 innerhalb der Ausnehmung 3 des Sohlenelementes 1 gleicht das Federelement 2 einem einseitig eingespannten Federbalken, an dessen frei schwingend gelagerten Federbalkenende 6 das vorstehend erwähnte Flächenelement 4 angebracht ist. Aufgrund der flächigen und länglichen Ausbildung des Federelementes 2 ist das Federbalkenende 6 bidirektional in der in 1 dargestellten Zeichenebene auslenkbar gelagert.
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Die in 1 dargestellte Vorrichtung dient zur mittel- oder unmittelbaren Auflage des rechten Fußes einer Person, deren rechte große Zehe links anliegend neben dem orthogonal zur Zeichenebene orientierten Flächenelement 4 zu liegen kommt. Um eine therapeutisch wirksame nach medial orientierte Anpresskraft FMA über das Flächenelement 4 auf die große Zehe ausüben zu können, bedarf es einer voreinstellbaren Federkraft, die mit Hilfe eines innerhalb der Ausnehmung 3 zwischen dem Federelement 2 und dem Sohlenelement 1 platzierten Mittels 7 in Form eines Zwischenkeils erzeugbar ist, der einen lateralen Kraftschluss zwischen dem Federelement 2 und dem flächig ausgebildeten Sohlenelement 1 bildet, über den die mediale Anpresskraft FMA vorgebbar dimensionierbar ist. Je nach Position des Zwischenkeils 7 längs des zwischen dem Federelement 2 und dem Sohlenelement 1 vorhandenen Spaltes 8 kann die mediale Anpresskraft FMA durch Verschieben des Zwischenkeils in Richtung des fersenseitigen Federelementendes 5 vergrößert, bzw. durch Verschieben des Zwischenkeils 7 in die entgegengesetzte Richtung, verkleinert werden.
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Unabhängig von der Voreinstellung der auf den großen Zehen einwirkenden medialen Anpresskraft FMA bleibt das Flächenelement 4 federnd bidirektional längs der lateralen Ebene längs der gemeinsamen Oberseiten des flächigen Federelementes 2 sowie Sohlenelementes 1 gelagert, so dass auf die große Zehe ein immerwährender medial gerichteter, dynamischer Krafteintrag lastet, wodurch die Zehenfehlstellung therapeutisch wirksam behandelt wird. Insbesondere lässt sich durch geeignetes Positionieren des Zwischenkeils 7 die vorgebbare mediale Anpresskraft FMA an die jeweiligen Therapiefortschritte individuell anpassen.
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In 2 ist eine zweite alternative Ausführungsform dargestellt, bei der das Sohlenelement 1 eine im Vergleich zur Ausführungsform gemäß 1 schlanker dimensionierte und in Längserstreckung des Sohlenelementes 1 orientierte Ausnehmung 3 aufweist, innerhalb der ein separat ausgebildetes Federelement 2, gleichsam wie in 1 in Form eines flächigen, formstabilen Längselementes eingebracht ist. Im Unterschied zum Ausführungsbeispiel gemäß 1 ist das Federelement 2 drehbar um eine Drehachse D innerhalb des Sohlenelementes 1 angeordnet, so dass das Federelement 2 in Art eines zweiseitigen Hebels mit einem Lastarm 2L und einem Kraftarm 2K zum Einsatz kommt. Zur Ausbildung der drehbaren Lagerung des Federelementes 2 innerhalb der Ausnehmung 3 des Sohlenelementes 1 weist das Federelement 2 eine bereichsweise kreisrunde Umfangskontur 9 auf, die formschlüssig in eine Gegenkontur 10 innerhalb des Sohlenelementes 1 drehbeweglich eingreift. Die kreisrunde Umfangskontur 9 des Federelementes 2 sowie die sohlenelement-seitige Gegenkontur 10 bilden ein einachsiges Drehgelenk DG mit einer orthogonal zur Flächenerstreckung des Sohlenelementes 1 orientierten Drehachse D. Das einachsige Drehgelenkes DG ist vorzugsweise in Bezug zur Länge des Federelementes in einem Bereich angeordnet für den gilt: 0,5 ≤ Länge des Lastarms / Länge des Kraftarms ≤ 0,9, d.h. die Drehachse D des Drehgelenkes DG befindet sich vorzugsweise mittig oder im Fersennahen Bereich des Sohlenelementes 1. Auf diese Weise kann ein langer und damit verbundener weicher Hebelarm realisiert werden.
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Am Ende des Lastarmes 2L ist das lateral bidirektional federnd auslenkbare Flächenelement 4 angebracht, am gegenüberliegenden Ende des Kraftarmes 2K des Federelementes 2 ist zu Zwecken einer lokalen Kraftschlussverbindung zwischen dem Federelement 2 und dem Sohlenelement 1 ein Zwischenkeil 11 eingebracht, durch dessen Lage innerhalb der Ausnehmung 3 und Größe die medial auf den großen Zehen wirkende mediale Anpresskraft FMA vorgebbar einstellbar ist.
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In 3a ist eine detaillierte Draufsicht auf den vorderen Bereich des Federelementes 2 mit dem daran angebrachten Flächenelement 4 illustriert, 3b zeigt eine entsprechende Unteransicht. Das dargestellte freie Federbalkenende 6 weist eine Auflagefläche 12, vorzugsweise in Form einer löffelartig verbreiterten Mulde, auf, auf die die große Zehe zu liegen kommt. Aus 3b ist ersichtlich, dass die Unterseite des Sohlenelementes 1 ganzflächig geschlossen ist mit Ausnahme einer Ausnehmung, in der das freie Federbalkenende 6 offen mündet. Die in den 1 und 2 gezeigten Ausnehmungen 3 stellen lediglich einen Flächenbereich des Sohlenelementes 1 dar, in dem das Sohlenelement 1 eine geringeren Dicke aufweist als an den übrigen Bereichen. Auf diese Weise liegt das Federelement 2 gleitend auf der dickenreduzierten Ausnehmung 3 auf und wird somit vom Sohlenelement 1 nach unten flächig abgestützt.
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In 4 ist ein weiteres bevorzugtes Ausführungsbeispiel illustriert, das im Unterschied zu dem in 2 gezeigten Ausführungsbeispiel anstelle des Zwischenkeils 11 eine drehbar am Sohlenelement 1 angeordnete Exzenterscheibe 13 vorsieht, über die die mediale Anpresskraft FMA individuell einstellbar ist. Die außermittig zur Scheibenform drehbar um die Drehachse D' gelagerte Exzenterscheibe 13 verfügt über eine geriffelte Umfangskontur 14, die in geeigneter Weise in Eingriff mit dem Kraftarm 2K des Federelementes 2 steht. Hierdurch ist eine sehr feine Abstimmung und Vorgabe der Spannungs- bzw. Krafteinstellung der auf den großen Zehen medial einwirkenden Anpresskraft FMA möglich.
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Eine weitere alternative Ausführungsform der Vorrichtung ist in 5 illustriert, in der anstelle der vorstehend erläuterten Exzenterscheibe 13 stift- bzw. stabförmige Mittel 16 durch das Sohlenelement 1 in Kontakt mit dem Kraftarm 2K des Federelementes 2 unter Ausbildung einer Kraftschlussverbindung treten. Hierbei besteht zwischen den einzelnen stift- oder stabförmigen Mitteln 16 und dem Sohlenelement jeweils eine Formschlussverbindung, die es ermöglicht, die Mittel 16 lageveränderlich relativ zum Kraftarm 2K des Federelementes zu positionieren. Die Mittel 16 weisen vorzugsweise eine keil- oder schraubförmige Aussenkontur auf, über die die Mittel 16 mit dem Sohlenelement 1 eine geeignete mechanisch belastbare Formschlussverbindung eingehen.
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Die vorstehend gezeigten Ausführungsformen für eine Vorrichtung zur Therapierung des Hallux Valgus besitzen die Form einer flach ausgebildeten Funktionssohle 17, die als integraler Bestandteil innerhalb eines Schuhsohlenaufbaus, der in 6 illustriert ist, eingesetzt werden kann. So lässt sich die über eine ebene Ober- und Unterseite verfügende Funktionssohle 17 mit einer anatomisch geformten Decksohle 18 und einer Basissohle 19 zu einem dreilagigen Schichtverbund kombinieren, der beispielsweise als Einlegesohle in ein konventionelles Schuhwerk geeignet ist. Ebenso ist es denkbar den Sohlenaufbau 2-lagig zu gestalten, indem die vorstehende Funktionssohle 17 und die Basissohle 19 als eine einheitliche Schuhsohlenschicht ausgebildet werden kann, so dass es lediglich noch der anatomisch geformten Decksohle 18 bedarf.
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Die in 6 schematisiert dargestellte Funktionssohle 17 kann sämtliche vorstehend erläuterten Ausführungsformen annehmen, so insbesondere auch jene, in denen zur individuellen Dimensionierung der medialen Anpresskraft FMA lose innerhalb der Ausnehmung 3 eingefügte bzw. eingelegte Zwischenkeile 7, 11 verwendet werden, die im Schichtstapelverbund eine unverrückbare Position einnehmen.
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Aufgrund einer kostengünstigen Herstellungsweise der lösungsgemäßen Vorrichtung ist es möglich eine Vielzahl unterschiedlich konfektionierter, mehrschichtig aufgebauter Einlegesohlen vorzusehen, die sich durch unterschiedlich vorgespannte Federelemente 2 voneinander unterscheiden.
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Die Funktionssohle 17 verfügt über eine orthogonal zu deren Flächenerstreckung orientierte Biegeelastizität, so dass sich die Funktionssohle 17 beim Gehen an die Fußsohle dynamisch anschmiegt, d.h. sowohl das Sohlenelement 1 als auch das Federelement 2 sind biegeelastisch quer zu deren Flächenerstreckung. Das Federelement 2 muss jedoch die lateral zur Flächenerstreckung orientierte mediale Anpresskraft FMA möglichst verlustfrei seitlich auf den großen Zehen übertragen, sodass zumindest das Federelement 2 keine Formänderung in dessen Flächenerstreckung erfahren darf. Die 7 a-c zeigen bevorzugte Maßnahmen, durch die die Längssteifigkeit des Federelementes 2 erhöht wird: a) Vorsehen von Löchern 20 längs des Kraftarmes 2K, b) Vorsehen von Längsschlitzen 21 längs des Kraftarmes 2K und c) Einbringen von mäanderartigen Strukturen 22 längs des Kraftarmes 2K.
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Durch die vorstehenden elastischen Eigenschaften der Funktionssohle 17 eignet sich diese Sohle auch als Einlegesohle in Schuhen mit Absätzen im Sinne hoher Absätze, in denen das Fußbett des Schuhs von vornherein keine plane Auflagefläche bietet, aber dennoch bleibt die Funktionalität der lösungsgemäßen Funktionssohle vollständig erhalten.
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Als besonders vorteilhaft ist ferner zu erwähnen, dass die lösungsgemäße Funktionssohle in einem herkömmlichen Schuh integriert werden kann, der die Funktionssohle seitlich weitgehend vollständig peripher umgibt, d.h. jene Kraft, die den großen Zehen in die therapeutisch richtige Position drückt, wird auf den gesamten Umfang des Schuhs abgeleitet und wirkt nicht, wie bei unmittelbar am Fuß angebrachten, bekannten Korrekturvorrichtungen auf das kranke und zumeist entzündete und schmerzendende Gelenk.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sohlenelement
- 2
- Federelement
- 3
- Ausnehmung
- 4
- Flächenelement
- 5
- fersenseitiges Federelementende
- 6
- Federbalkenende
- 7
- Zwischenkeil
- 8
- Spalt
- 9
- kreisrunde Umfangskontur
- 10
- Gegenkontur
- 11
- Zwischenkeil
- 12
- Auflagefläche
- 13
- Exzenterscheibe
- 14
- Umfangskontur
- 15
- Gegenkontur
- 16
- Mittel
- 17
- Funktionsschicht
- 18
- Decksohle
- 19
- Basissohle
- 20
- Loch
- 21
- Längsschlitz
- 22
- Mäanderform ige Struktur
- FMA
- Mediale Anpresskraft
- D
- Drehachse des Federelementes
- D'
- Drehachse der Exzenterscheibe
- DG
- Einachsiges Drehgelenk