DE102013105540A1 - Sitzmöbel - Google Patents

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Abstract

Die Erfindung betrifft ein beispielsweise als Sessel ausgeführtes Sitzmöbel (1) mit einer gepolsterten Sitzfläche (2) und einer Rückenlehne (3) sowie mit seitlichen Armlehnen (4). Um einen größtmöglichen Sitzkomfort zu erreichen, ist die Sitzfläche (2) mittels eines Gelenkes (6) um eine horizontale Schwenkachse entgegen der Rückstellkraft eines Federelementes (8) schwenkbeweglich mit einem Gestell (9) verbunden. Das als Schraubenfeder ausgeführte Federelement (8) ist an einem translatorisch in Pfeilrichtung (10) verschiebbaren Schlitten (11) einer Aufnahme (12) angeordnet. Dadurch können der Abstand gegenüber dem Gelenk (6) und damit der wirksame Hebelarm stufenlos variiert werden. Indem lediglich der Hebelarm und somit das wirksame Drehmoment verändert wird, kann auf eine Veränderung der Vorspannung des Federelementes (8) verzichtet werden, sodass die Federkennlinie für unterschiedliche Benutzer unverändert erhalten bleibt. Dadurch wird eine ergonomisch korrekte Sitzhaltung unterstützt.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein mit zumindest einem Federelement ausgestattetes Sitzmöbel, insbesondere einen Sessel oder einen Stuhl, mit einer schwenkbeweglich angeordneten Sitzfläche, die mit einem Gestell mittels eines Gelenkes um eine im Wesentlichen horizontale Achse entgegen der Rückstellkraft des Federelementes auslenkbar ausgeführt ist.
  • Derartige Sitzmöbel sind aus dem Stand der Technik bereits bekannt und zählen aufgrund offenkundiger Vorbenutzung zum Stand der Technik. Dabei dient das Federelement vor allem der Verbesserung des Sitzkomforts durch eine veränderte Neigung der Sitzfläche gegenüber der Horizontalen. Indem die Sitzfläche sich der Körperhaltung folgend neigt, dieser Auslenkung aber eine zunehmende Rückstellkraft entgegensetzt, wird eine ergonomisch sinnvolle Position bei zugleich hohem Sitzkomfort erreicht.
  • Variables Sitzen wird oftmals durch die Ausführung eines Sitzmöbels als sogenannter Freischwinger erreicht. Hierbei kommen für die Konstruktion des Gestelles aufgrund der Materialeigenschaften Metall oder Holz zum Einsatz. Die elastische Eigenschaft des Materials ermöglicht eine Verformung, insbesondere eine Torsion oder eine Biegung des Gestelles unter dem Gewicht des Benutzers und somit zugleich eine Beweglichkeit, insbesondere Nachgiebigkeit der aufgesetzten oder eingeschobenen Sitzfläche.
  • Hierbei ist die Formgebung des Sitzmöbels, insbesondere des Gestelles weitgehend abhängig von den gewünschten Eigenschaften, sodass das Erscheinungsbild der Funktion folgt.
  • Ästhetische Vorgaben eine bestimmte Stilrichtung betreffend kann der Designer im Wesentlichen durch die Form-, Farb- und Materialwahl bei der Sitzfläche und einer gegebenenfalls vorhandenen Rückenlehne umsetzen.
  • Auch ist eine individuelle Anpassung der Beweglichkeit, insbesondere der Nachgiebigkeit an das Körpergewicht eines Benutzers nicht möglich, da das Gestell im Hinblick auf die Statik im Allgemeinen einstückig ausgeführt und die Federkraft durch die Materialeigenschaften des relevanten Gestellbereiches bestimmt ist.
  • Ein zurückgelehntes Sitzen wird vom Benutzer in der Regel als komfortabel empfunden, jedoch führt diese Haltung insbesondere bei längerem Sitzen in einer Arbeitshaltung oder beim Einnehmen einer Mahlzeit, wobei die Handgelenke oder Unterarme auf einer Tisch- oder Arbeitsfläche aufliegen und deshalb eine Sitzhaltung auf der Vorderkante eingenommen wird, schnell zu Haltungsfehlern und demzufolge zu Verspannungen.
  • Bei der DE 20 2006 010 494 U1 ist die Sitzfläche mittels eines Gelenkes mit dem Gestell verbunden und die daraus resultierende Beweglichkeit unter dem Gewicht des Benutzers durch zumindest ein Verbindungselement zwischen Sitzfläche und Gestell begrenzt. Auf diese Weise wird die Sitzhaltung insbesondere beim Sitzen in Arbeitshaltung wesentlich verbessert. Dies wird erreicht, indem das Gestell eine rein tragende Funktion hat und insbesondere nicht durch Biegekräfte belastet wird, weil die Kräfte aus der Belastung sowie der daraus entstehenden Bewegung der Sitzfläche lediglich über das Gelenk in das Gestell geleitet werden.
  • Als problematisch hat sich in der Praxis die limitierte Einstellmöglichkeit für verschiedene Personen mit unterschiedlichem Körpergewicht erwiesen. So sind zwar einstellbare Federelemente an sich bekannt, durch welche die Rückstellkraft voreingestellt und an den Benutzer angepasst werden kann. Hierdurch wird die Auslenkung durch eine höhere Rückstellkraft reduziert, sodass zumindest theoretisch die Auslenkung der Sitzfläche auch für unterschiedliche Belastungen des Sitzmöbels einheitlich eingestellt werden kann.
  • Als nachteilig erweist sich dabei allerdings, dass hierbei die herstellerseitig optimierte Federkennlinie des Federelementes in unerwünschter Weise verändert wird, sodass der Sitzkomfort von Personen mit unterschiedlichem Körpergewicht unterschiedlich bewertet wird.
  • Man könnte daran denken, das Federelement durch Austausch oder Ergänzung von Federelementen bedarfsweise einstellbar zu gestalten, wozu sich beispielsweise Federelemente aus Elastomerkörpern eignen. Eine solche Einstellmöglichkeit ist jedoch in der Praxis auf solche Sitzmöbel beschränkt, die im Wesentlichen nur von einer Person benutzt werden, sodass der mit der Einstellung verbundene Aufwand grundsätzlich nur selten, beispielsweise nur vor der erstmaligen Ingebrauchnahme anfällt.
  • Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, die Einstellmöglichkeit ohne Änderung der Federkennlinie einfach, insbesondere ohne Austausch oder Anpassung der Federkennlinie des Federelementes zu schaffen.
  • Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Sitzmöbel gemäß den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Die weitere Ausgestaltung der Erfindung ist den Unteransprüchen zu entnehmen.
  • Erfindungsgemäß ist also ein Sitzmöbel vorgesehen, bei dem das Federelement an einer Aufnahme als Widerlager angeordnet ist, welche mit unterschiedlichen horizontalen Abständen gegenüber der Schwenkachse in unterschiedlich beabstandeten Positionen festlegbar ist. In überraschend einfacher Weise wird so erfindungsgemäß der wirksame Hebelarm, mit dem die Last des Benutzers auf das Federelement übertragen wird, durch eine einfache Verlagerung des als Widerlager dienenden Halteelementes realisiert. Indem lediglich der Hebelarm und somit das wirksame Drehmoment verändert werden, kann auf eine Veränderung der Vorspannung des Federelementes verzichtet werden, sodass die Federkennlinie für unterschiedliche Benutzer unverändert erhalten bleibt. Dadurch wird eine ergonomisch korrekte Sitzhaltung unterstützt. Es hat sich bereits gezeigt, dass das so geschaffene Sitzmöbel von verschiedenen Benutzern mit unterschiedlichem Körpergewicht als sehr komfortabel empfunden wird. Die Betätigung ist dabei sehr einfach gehalten und ohne Kenntnisse auch von Laien ohne Einweisung durchführbar, indem die Aufnahme mit dem Federelement im entlasteten Zustand des Sitzmöbels in eine vor- oder rückverlagerte Position gebracht wird. Dabei ändert sich vorzugsweise auch ein der Aufnahme abgewandter, ein zweites Widerlager bildender Auflagebereich des Federelementes. Das Sitzmöbel eignet sich bevorzugt für Sessel oder Stühle mit einer entsprechenden Rückenlehne, beispielsweise mit einer Bespannung aus Elastikgurten, und gegebenenfalls Armlehnen, wobei die Erfindung grundsätzlich auch Hocker oder Bänke jeder Art umfasst. Somit ist eine Ausgestaltung des Gestelles nach ästhetischen Gesichtspunkten unter Verwendung vielfältiger Materialien möglich. Umgekehrt ist die Bewegung der Sitzfläche dabei unabhängig von einer Verformung des Gestelles oder des Verbindungselementes, sodass eine Verformbarkeit derselben nicht erforderlich ist.
  • Dabei kann die Sitzfläche mit dem Gestell mittels eines beliebigen Gelenkes, beispielsweise auch mittels eines Mehrgelenkes verbunden sein. Vorzugsweise ist das Gelenk als ein Scharniergelenk ausgeführt.
  • Besonders vorteilhaft ist dabei eine Ausführungsform der Erfindung, bei welcher die Aufnahme zwischen zwei Endlagen mit einem stufenlos einstellbaren Abstand gegenüber der Schwenkachse beweglich angeordnet ist. Hierdurch wird eine optimale Einstellmöglichkeit erreicht, die von dem Benutzer beliebig angepasst werden kann. Somit lässt sich der Sitzkomfort mühelos von dem Benutzer optimieren, indem die Aufnahme um einen sehr geringen Betrag verlagert wird. Im Gegensatz zu vielen aus dem Stand der Technik bekannten Federelementen ist hierbei keine Belastung erforderlich. Vielmehr lässt sich die Einstellung der Position des Federelementes auch im entlasteten Zustand des Federelementes realisieren.
  • Bei einer weiteren, ebenfalls besonders Erfolg versprechenden Ausgestaltung der Erfindung ist die Aufnahme an einer Schiebeführung oder Kulissenführung insbesondere in der Horizontalen translatorisch beweglich. Zu diesem Zweck ist die Aufnahme beispielsweise in zwei seitlichen Profilschienen geführt, die aus einem entsprechend belastbaren Material bestehen und zur leichten Schiebebewegung mit einer reibungsmindernden Beschaffenheit versehen sein können.
  • Dabei könnte die Schiebeführung an einer Unterseite der Sitzfläche angeordnet sein. Besonders praxisgerecht ist es hingegen, wenn die Schiebeführung an dem Gestell angeordnet ist. Hierdurch ist die Sitzfläche frei von Funktionselementen der Federung lediglich durch das Gelenk mit dem Gestell verbunden, wobei eine Anlagefläche an einer Unterseite der Sitzfläche ein Widerlager für das Federelement bildet. Die Sitzfläche einschließlich einer Rückenlehne kann daher problemlos ausgetauscht werden, um so einen modularen Aufbau des Sitzmöbels in verschiedenen Varianten zu ermöglichen.
  • Weiterhin erweist es sich als besonders sinnvoll, wenn die Aufnahme einen Schlitten aufweist, welcher mit einem seitlichen Betätigungsabschnitt ausgestattet ist und daher aus unterschiedlichen Positionen des Benutzers, gegebenenfalls auch im Sitzen, durch Greifen und Verschieben des Betätigungsabschnittes betätigt werden kann. Dabei kann der Schlitten Markierungen zur Voreinstellung für unterschiedliche Körpergewichte oder Komfortstufen aufweisen.
  • Das Federelement könnte aus nahezu beliebigen Komponenten aufgebaut sein. So eignen sich beispielsweise elastomere Federelemente ebenso wie Gasfedern, Torsionsfedern, Spiralfedern, Blattfedern und dergleichen. Bei einer besonders einfachen Ausführungsform hat das Federelement zumindest eine Schraubenfeder, die zudem austauschbar an der Aufnahme angeordnet werden kann, wobei gegebenenfalls mehrere Federelemente beiderseits einer Mittelachse symmetrisch angeordnet sind, um so die einwirkenden Kräfte gleichmäßig aufnehmen zu können.
  • Bei einer anderen, ebenfalls besonders sinnvollen Abwandlung der vorliegenden Erfindung ist das Federelement in mehreren vertikal beabstandeten Positionen an der Aufnahme festlegbar ausgeführt. Hierdurch kann die gewünschte Neigung der Sitzfläche in der Nichtgebrauchsposition ohne Belastung eingestellt werden, insbesondere also auch abweichend von einer werkseitigen horizontalen Position in einer nach oben oder unten geneigten Position festgelegt werden.
  • Die Erfindung lässt verschiedene Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben. Diese zeigt in einer Seitenansicht ein als Sessel ausgeführtes Sitzmöbel 1 mit einer gepolsterten Sitzfläche 2 und einer Rückenlehne 3 sowie mit seitlichen, geschlossen ausgeführten Armlehnen 4. Um einen größtmöglichen Sitzkomfort zu erreichen, ist die Sitzfläche 2 mittels eines im Bereich einer Vorderkante 5 der Sitzfläche 2 angeordneten, als Scharnier ausgeführten Gelenkes 6 um eine horizontale Schwenkachse in Pfeilrichtung 7 entgegen der Rückstellkraft eines Federelementes 8 schwenkbeweglich mit einem Gestell 9 verbunden. Das als Schraubenfeder ausgeführte Federelement 8 ist an einem in Pfeilrichtung 10 translatorisch verschiebbaren Schlitten 11 einer Aufnahme 12 angeordnet. Dadurch kann der Abstand gegenüber dem Gelenk 6 stufenlos variiert werden. In überraschend einfacher Weise wird so der wirksame Hebelarm als Abstand zwischen dem Gelenk 6 und dem Federelement 8, mit dem die einwirkende Last auf das Federelement 8 übertragen wird, durch eine einfache Verlagerung der als Widerlager dienenden Aufnahme 12 verändert. Eine vordere Endlage der Aufnahme 12 mit dem Federelement 8 ist lediglich gestrichelt dargestellt. Es ist leicht verständlich, dass sich durch die Verschiebung des Federelementes 8 auch dessen Kontaktfläche an einer Unterseite 13 der Sitzfläche 2 als zweites Widerlager entsprechend ändert und so das Federelement 8 in allen Einstellpositionen eine im Wesentlichen vertikale Orientierung aufweist.
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Patentliteratur
    • DE 202006010494 U1 [0008]

Claims (8)

  1. Ein mit zumindest einem Federelement (8) ausgestattetes Sitzmöbel (1), insbesondere ein Sessel oder ein Stuhl, mit einer schwenkbeweglich angeordneten Sitzfläche (2), die mit einem Gestell (9) mittels eines Gelenkes (6) um eine im Wesentlichen horizontale Achse entgegen der Rückstellkraft des Federelementes (8) auslenkbar ausgeführt ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Federelement (8) an einer Aufnahme (12) als Widerlager angeordnet ist, welche mit unterschiedlichen horizontalen Abständen gegenüber der Schwenkachse in unterschiedlich beabstandeten Positionen festlegbar ist.
  2. Sitzmöbel (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gelenk (6) ein Scharniergelenk aufweist.
  3. Sitzmöbel (1) nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufnahme (12) zwischen zwei Endlagen mit einem stufenlos einstellbaren Abstand gegenüber dem Gelenk (6) beweglich angeordnet ist.
  4. Sitzmöbel (1) nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufnahme (12) an einer Schiebeführung translatorisch beweglich ist.
  5. Sitzmöbel (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebeführung an dem Gestell (9) angeordnet ist.
  6. Sitzmöbel (1) nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufnahme (12) einen Schlitten (11) aufweist, welcher mit einem Betätigungsabschnitt ausgestattet ist.
  7. Sitzmöbel (1) nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Federelement (8) zumindest eine Schraubenfeder aufweist.
  8. Sitzmöbel (1) nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Federelement (8) in mehreren vertikal beabstandeten Positionen an der Aufnahme (12) festlegbar ausgeführt ist.
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