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Die
Erfindung betrifft Sitzmöbel
mit körpergerecht
ausgeformter Rückenlehne,
die möglichst
eng an die natürliche
Doppel-S-Form der menschlichen Wirbelsäule angepaßt sind. Dabei sind spezielle Konstruktionsweisen
vorgesehen, die ein Kippen des Beckens, das heißt die Kyphosierung der Wirbelsäule, beim
Benutzen des Stuhls nach hinten verhindern.
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Es
sind bereits vielfältige
Lösungen
mit in unterschiedlichem Maße
körpergerecht
ausgeformter Rückenlehne
bekannt. Bei diesen Lösungen
ist zum Erreichen einer körpergerechten
Ausformung der Rückenlehne
ein sogenannter Lendenbausch ausgebildet, so daß eine Vorwölbung der Lordose im Lendenwirbelsäulenbereich
des Benutzers bewirkt wird. Der technische Aufwand zum Erzielen
dieses Ergebnisses ist teilweise sehr hoch.
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Die
einfachste Lösung
ist die Ausbildung einer nicht verstellbaren, schalenförmigen und
ungepolsterten Rückenlehne
mit einem sogenannten „Akerblom-Knick" im Lendenwirbelbereich.
Infolge der fehlenden Verstellbarkeit der Rückenlehne ist keine individuelle
Anpassung der Rückenlehne
an die Bedürfnisse
des Benutzers des Sitzmöbels
möglich.
Die Gestaltung der Rückenlehne
ist daher ein Kompromiss hinsichtlich der unterschiedlichen Nutzerkonstitutionen.
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Technisch
aufwendigere Lösungen
ermöglichen
eine individuelle Anpassung an den Benutzer in zweierlei Hinsicht.
Zum einen erfolgt eine genaue Anpassung der Position des Lendenbausches über der Sitzfläche und
der Lordosenvorwölbungshöhe selbst. Die
Lordosen-Vorwölbungshöhe ist somit
variabel.
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Zum
anderen können
der Gegendruck und die Härte
der Rückenlehne
eingestellt werden, so daß der
Stützeffekt
der Rückenlehne
individuell anpaßbar
ist.
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Eine
derartige Lösung
wird in
DE 8915853 U1 vorgeschlagen.
Darin wird eine Rückenlehne
mit einer höhenverstellbaren
Lenden-Lordosen-Unterstützung
offenbart. Dazu ist die Rückenlehne
mit einem Rückenlehnenpolster,
das auf einer Polsterplatte aufliegt, und einem höhenverstellbaren,
zwischengefügten
Lordosenstützteil
ausgestattet.
DE 8600682
U1 öffenbart
einen Polstersessel mit einstellbarem Stützpolster. Die Rückenlehne
des Sessels weist eine spezielle Einstellvorrichtung auf, mit deren
Hilfe die Lendenstütze
anpaßbar
ist. Diese Einstellvorrichtung besteht aus einer ortsfesten Gasdruckfeder
und einem Kniehebelsystem. Der in
DE 4437394 A1 beschriebene Stuhl mit gepolsterter
Rückenlehne
umfaßt
ein verdeckt untergebrachtes Stützkissen,
das zur Abstützung
des Lendenwirbelbereiches dient und über einen Betätigungsmechanismus
aufgeblasen und entlüftet
werden kann.
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Nachteil
dieser und ähnlicher
Lösungen
ist, daß bei Änderung
der Sitzposition durch den Benutzer keine automatische Anpassung
der Rückenlehne an
die veränderte
Sitzhaltung erfolgt. Die körpergerechte
Stützwirkung
dieser feststehenden Rückenlehnen
ist nur in der hinteren Sitzposition des Benutzers wirksam.
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Dieser.
Nachteil wird durch den Einsatz beweglicher Rückenlehnen beseitigt, mit denen
ein permanenter Kontakt zwischen der Rückenlehne und dem Benutzer
erreicht wird. Damit bleibt die Stützwirkung auch bei einer Veränderung
der Sitzposition des Benutzers zur Sitzvorderkante hin erhalten,
indem die Rückenlehne
selbsttätig
der Bewegung des Benutzers nachgeführt wird. Dazu wird die Rückenlehne überwiegend
mit Federelementen ausgestattet.
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Diese
Gestaltungsform von Rückenlehnen wird
typischerweise bei Bürodrehstühlen verwendet.
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Technisch
noch aufwendigere Lösungen
besitzen eine Bewegungskopplung zwischen Sitz und Rückenlehne,
wodurch eine optimale körpergerechte Stützfunktion
in weiten Grenzen bei Positionsänderungen übergangslos
erreicht werden kann. Entscheidend ist dabei, daß die mechanische Lehnenbewegung
kongruent zur biomechanischen Rückenbewegung
verläuft,
wie von Diebschlag et al. in „Ergonomie
des Sitzens"; Verlag
Moderne Industrie, 1992, dargestellt wird. Derartige Lösungen werden vor
allem im Arbeitsbereich sowie im Wohnbereich zur Entspannung und
Erholung verwendet. Darüber hinaus
kann in die Sitzmöbel
ein Massagesystem integriert werden, was insbesondere bei Sesseln
zur Entspannung und/oder Regenerierung angewendet wird. Das Massagesystem
wird vorzugsweise in die Rückenlehne
des Sitzmöbels
eingebracht, wobei zeitlich, örtlich
und in der Intensität
variable Stützimpulse
im Rückenbereich
des Benutzers bewirkt wird.
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Um
eine Anpassung der Stützeffekte
längs der
Wirbelsäule
sowie eine Anpassung an die Körpermaße und die
Sitzhaltung des Benutzers zu erreichen, werden bei den Lösungen des
Standes der Technik als technische Hilfsmittel Federelemente wie Biege-,
Druck- und Gasfedern, Pneumatik- und Hydrauliksysteme wie Kammern
und Kissen, elektromotorische Systeme, beispielsweise in Verbindung
mit einem Schneckengetriebe, sowie Hebelsysteme, beispielsweise
zur Kraft-Umlenkung, eingesetzt. Die Nachteile dieser Lösungen bestehen
darin, daß bei einfachen
Systemen mit feststehender Rückenlehne und
einstellbarem Lendenbausch (Lordosenstütze) zwar die Härte und/oder
Vorwölbung
verändert
bzw. eingestellt werden können,
der Stützeffekt
jedoch gemindert oder sogar aufgehoben wird, wenn der Benutzer der
Rückenlehne
nur geringfügig
ausweicht. Überdies
ist die Stützwirkung,
sobald sie eingestellt worden ist, rein statisch und unveränderlich.
Bei den Lösungen
mit nachgeführter
Rückenlehne,
die sich im permanten Kontakt mit dem Benutzer befindet, sowie die
Lösungen
mit Bewegungskopplung zwischen Sitz und Rückenlehne wird die Stützfunktion
bei Veränderung
der Sitzposition durch den Benutzer nur mit hohem technischen Aufwand
aufrechterhalten, wobei die Stützkräfte zudem
konstant bleiben.
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Es
ist daher Ziel der vorliegenden Erfindung, die oben beschriebenen
Nachteile des Standes der Technik zu überwinden. Dabei steht die
Aufgabe, ein Sitzmöbel
zu finden, bei dem mit technisch einfachen Mitteln ein dynamischer
und körpergerechter
Stützeffekt
durch die Rückenlehne
beim Benutzer erreicht wird.
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Erfindungsgemäß wird dies
durch ein Sitzmöbel
erreicht, das aus einer Sitzfläche,
einer horizontal zweigeteilten Rückenlehne
und einem Grundkörper
besteht, wobei die Sitzfläche
an ihrer der Rückenlehne
abgewandten Seite drehbar zum Grundkörper gelagert und an ihrer
der Rücklehne
zugewandten Seite durch ein am Grundkörper befestigtes, vertikal
wirkendes Stützsystem
abgestützt
ist und der untere Teil der zweigeteilten Rückenlehne an einem am oberen
Schenkel eines in seinem Scheitelpunkt drehbar zum Grundgestell
gelagerten Winkelhebels angeordnet und der untere Schenkel des Winkelhebels
mit dem Stützsystem
verbunden ist. Der untere Teil der Rückenlehne übt eine einstellbare körpergerechte
Stützkraft
im Lendenwirbelbereich des Benutzers aus. An der der Rückenlehne
abgewandten Seite der Sitzfläche
ist zur drehbaren Lagerung der Sitzfläche ein federnd wirkendes Element
vorgesehen, das beispielsweise als Hartgummikörper oder als Feder ausgeführt ist.
Das vertikal wirkende Stützelement
besteht aus zwei federnd wirkenden Elementen, die vertikal übereinander
angeordnet sind, wobei die federnd wirkenden Elemente als Hartgummielemente
mit unterschiedlichen Elastizitätsmodulen
oder als Federelemente mit unterschiedlichen Federkennlinien ausgeführt sind.
Der Win kelhebel ist an seinem Scheitelpunkt mittels einer Drehachse
gelagert, die in den Hinterfüßen des
Sitzmöbels
befestigt ist. Der untere Schenkel des Winkelhebels ist zwischen
den beiden federnd wirkenden Elementen befestigt. Der obere Teil
der Rückenlehne
ist feststehend und stützt
den Benutzer im Schulterbereich ab. Dazu ist der obere Teil der
Rückenlehne
starr mit den Hinterfüßen des
Stuhls verbunden. Die Sitzfläche kann
beispielsweise als gepolsterter Sitzrahmen oder ungepolstertes Sperrholzformteil
ausgeführt sein.
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Alternativ
kann die Aufgabe der Erfindung auch durch Sitzmöbel gelöst werden, das aus einer Sitzfläche, einer
horizontal zweigeteilten Rückenlehne
und einem Grundkörper
besteht, wobei die Sitzfläche
an ihrer der Rückenlehne
abgewandten Seite drehbar zum Grundkörper gelagert und an ihrer
der Rücklehne
zugewandten Seite durch ein am Grundkörper befestigtes, vertikal
wirkendes Stützsystem abgestützt ist
und der untere Teil der zweigeteilten Rückenlehne an zumindest einem
elastischen Stab befestigt ist, der im hinteren Fußbereich
des Sitzmöbels
verankert und mittels eines Zugsystems mit zumindest einem Druckstab
an dessen unteren Ende verbunden ist, während das obere Ende des Druckstabes
an der Unterseite der Sitzfläche
in dessen hinteren Bereich befestigt ist. Das Zugsystem besteht vorzugsweise
aus zumindest einem Zugelement, beim dem es sich um einen Zuggurt
oder ein Seil handeln kann, und zumindest einer Umlenkrolle. Diese
kann mittels einer Drehachse gelagert werden, die im hinteren Teil
des Sitzmöbels
befestigt ist. Diese alternative Lösung bietet den Vorteil, daß das vertikal wirkende
Stützsystem
anstelle von zwei übereinander
angeordneten, federnd wirkenden Elementen nur noch aus einem Federelement
besteht. Dabei bleibt die Funktion des ursprünglich oberen Federelementes
erhalten, während
die Funktion des ursprünglich oberen
Federelementes auf die elastischen Stäbe im Zusammenwirken mit dem
Zugsystem und den Druckstäben übertragen
wird. Der elastische oder federnde Stab kann auch als Federleiste
ausgestaltet sein.
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Wird
auf die Sitzfläche
Druck ausgeübt,
so werden die Druckstäbe
nach unten gedrückt.
Dadurch wird über
das Zugsystem Kraft auf die elastischen Stäbe ausgeübt, deren untere Enden im hinteren
Fußbereich
des Sitzmöbels
verankert sind. Durch die Kraft werden die elastischen Elemente
nach vorn gezogen, wodurch gleichfalls die Rückenlehne nach vorn bewegt
wird, wobei auch auf die Rückenlehne wiederum
Kraft ausgeübt
werden kann.
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Die
Kraft- und Bewegungskopplung zwischen dem beweglichen Sitz und der
horizontal zweigeteilten Rückenlehne
des erfindungsgemäßen Sitzmöbels bietet
mehrere Vorteile. Das Sitzmöbel
nutzt einen einstellbaren Anteil des Gewichtes des Benutzers, der
durch Kraftumlenkung in den unteren Teil der als Lordosenstütze dienenden
Rückenlehne über ein
pendelnd gelagertes Winkelelement oder einen oder mehrere elastische
Stäbe wirksam
wird, um einen dynamischen und körpergerechten
Stützeffekt durch
die Rückenlehne
mit technisch einfachen Mitteln zu erreichen. Verändert der
Benutzer des Sitzmöbels
seine Position auch nur geringfügig,
werden zusätzlich
variable Impulse auf die Lordosenstütze ausgeübt, die vom Sitz ausgehen.
Bei derartigen Veränderungen
der Sitzposition des Benutzers verändert sich die Kraft, die der
Benutzer auf die Sitzfläche ausübt. Damit
verändert
sich auch der Teilbetrag der Sitzbelastung, der als einstellbare
körpergerechte Stützkraft
im Lendenwirbelbereich des Benutzers des Sitzmöbels wirksam wird. Die Rückenstützkraft ist
neben der Variation der Hebelverhältnisse auch durch die Wahl
der Federhärte
der federnd wirkenden Elemente sowie der Gestaltung des Zugsystems an
die Anforderungen der Benutzer anpaßbar. Überdies wird auf diese Weise
ein vorteilhafter Massageeffekt bei dem Benutzer bewirkt.
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Im
folgenden wird die Erfindung mit Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen
näher erläutert, wobei 1 eine
schematische Seitenansicht des erfindungs gemäßen Sitzmöbels, 2 eine Seitenansicht
einer Ausführung
des erfindungsgemäßen Stuhles
und 3 eine schematische Seitenansicht des Sitzmöbels gemäß der alternativen
Lösung
zeigt.
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Wie
in 1 dargestellt, ist auf einem Untergestell 4 im
Bereich der Vorderkante ein Sitz oder gepolsterter Sitzrahmen 1 flexibel
oder drehbar befestigt. Der Sitz 1 ist im mittleren bis
hinteren Bereich von einem gefederten System 5 gestützt. Mittels
der integrierten beweglichen, als abgewinkeltes Hebelsystem 7 ausgebildeten
Rückenlehne 3 wird
ein Teilbetrag der Sitzbelastung als einstellbare, ergonomische
Stützkraft
auf den Lendenwirbelbereich des Benutzers des Sitzmöbels ausgeübt. Das
obere, feststehende Rückenlehnenteil 2 ist
starr mit den Hinterfüßen 6 verbunden.
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In
dem in 2 dargestellten Sitzmöbel, das ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist, ist die Sitzplatte 1, die als ungepolstertes
Sperrholzformteil ausgeführt
ist, oberhalb der Vorderfüße 9 beiderseits
flexibel mittels eines Elastomers 8 befestigt, so daß die Sitzplatte 1 im
hinteren Teil abgesenkt werden kann. Die Sitzplatte 1 ist
im mittleren bis hinteren Teil von zwei parallel zueinander liegenden
Federelementen 10, die als Schraubenfedern ausgeführt sind,
gestützt,
wobei alternativ auch Elastomere als Federelemente 10 verwendet
werden können.
In 2 liegen die Federelemente 10 hintereinander.
Die Federelemente sind auf einer Traverse 11 des zweiteilig ausgeführten, abgewinkelten
Hebelsystems 7 des unteren Teil der Rückenlehne 3 befestigt.
Unterhalb der Traverse 11 sind zwei weitere, parallel hintereinander
liegende Federelemente 12 angebracht, die sich auf dem
Untergestell 4 (Zarge) abstützen. Die Federelemente 12 sind
als Schraubenfedern ausgeführt,
wobei alternativ ebenso Elastomere verwendet werden können. Die
Befestigung aller Federelemente 10, 12 an der
Sitzplatte 1, der Traverse 11 und dem Untergestell 4 erfolgt
durch Verschraubungen. Der untere Teil der Rückenlehne 3 ist mit
seinem Hebelsystem 7 (Winkelhebel) um die Drechachse 6 schwenkbar.
Die Drehachse 6 ist in die Hinterfüße des Sitzmöbels eingebohrt
bzw. eingelassen. Der untere Teil der Rückenlehne 3 trägt an seinem
oberen Ende eine die beiden Winkelhebel 7 verbindende,
gepolsterte Sperrholz-Stützplatte 13,
mit der ein regelbarer Teilbetrag der Sitzbelastung als Rückenstützkraft
auf den Lendenwirbelbereich des Benutzers des Sitzmöbels ausgeübt wird.
Die gepolsterte Stützplatte 13 ist
an beiden Winkelhebeln 7 zur Anpassung an die Körpergröße des Benutzers
höheneinstellbar
angebracht. Der obere Teil der Rückenlehne 2 ist
zur Stützung
des Schulterbereichs starr mit den Hinterfüßen des Sitzmöbels verbunden.
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Wie
in 3 dargestellt, ist auf einem Untergestell 4 im
Bereich der Vorderkante ein Sitz oder gepolsterter Sitzrahmen 1 flexibel
oder drehbar befestigt. Der Sitz 1 ist im mittleren bis
hinteren Bereich von einem gefederten System 5 gestützt. Mittels
der Rückenlehne 3 wird
ein Teilbetrag der Sitzbelastung als einstellbare, ergonomische
Stützkraft
auf den Lendenwirbelbereich des Benutzers des Sitzmöbels ausgeübt, indem
die Kraft von der Sitzfläche 1 und den
Druckstäben 6 über das
aus einem Zugband 17, das über ein Umlenkrolle 18 geführt wird,
auf die elastischen Stäbe übertragen
wird, mit denen die Rückenlehne 3 verbunden
ist. Das obere, feststehende Rückenlehnenteil 2 ist
starr mit den Hinterfüßen 6 verbunden.
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Die
Gestaltung des erfindunggemäßen Sitzmöbels bietet
den Vorteil, daß zur
Anpassung der Rückenstützkraft
an variable Anforderungen der Benutzer nur einfache technische Mittel
eingesetzt werden, mit deren Hilfe die Position der Rückenlehne
dynamisch der Position des Benutzers nachgeführt wird.