-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Speichermaterials
für Wasserstoff sowie ein Speichermaterial für
Wasserstoff.
-
Stand der Technik
-
Wasserstoff
ist ein Sekundärenergieträger, der schadstofffrei
verbrennt und daher insbesondere zur Energieversorgung von mobilen
elektronischen Geräten, zum Antrieb und zur Stromversorgung
von Fahrzeugen sowie als Brennstoff für Blockheizkraftwerke
auf Basis der Brennstoffzelle eingesetzt werden kann. Der begrenzende
Faktor für mobile Anwendungen ist derzeit die Speicherung
des Wasserstoffvorrats. In gasförmigem Zustand lässt
sich eine wirtschaftlich interessante Energiedichte nur bei Drücken
von mehreren hundert bar erzielen, so dass sehr viel Energie für
die Verdichtung verbraucht wird. Die hohen Drücke sind
ein Sicherheitsrisiko, dem mit sehr schweren Tanks begegnet werden
muss, zumal Wasserstoff sich bei der Entspannung aus einem Leck
auf Grund seiner niedrigen Inversionstemperatur selbst erhitzen
und damit entzünden kann. Die Speicherung von flüssigem
Wasserstoff kommt mit geringeren Drücken aus. Jedoch kostet
die Kühlung des Wasserstoffs unter dessen kritische Temperatur
von –241°C sehr viel Energie. Behälter,
in denen flüssiger Wasserstoff gespeichert wird, müssen
zudem ständig den in ihnen verdampfenden Wasserstoff abführen,
damit sich kein gefährlicher Überdruck in ihnen
aufbaut.
-
Um
diese Nachteile zu vermeiden, wurden feste Speichermaterialien auf
der Basis von Metallhydriden entwickelt, die Wasserstoff durch Sorption
aufnehmen und durch Desorption wieder an einen Verbraucher abgeben
können. Aus (Imamura et al., "High hydrogen
storage capacity of nanosized magnesium synthesized by high energy
ball-milling", Journal of Allogs and Compounds 386 (2005),
211–216) ist ein Speichermaterial auf der Basis
von nanostrukturiertem Magnesiumhydrid (MgH2)
bekannt. Zur Herstellung dieses Materials wurde das Magnesiumhydrid
mit einem flüssigen Lösungsmittel vermengt und
anschließend in einer Kugelmühle gemahlen.
-
Aufgabe und Lösung
-
Es
ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung eines
Speichermaterials für Wasserstoff bereitzustellen, das
mehr Wasserstoff speichern sowie bei gleicher Temperatur mehr Wasserstoff
pro Zeiteinheit aufnehmen und abgeben kann als das nach obigem Stand
der Technik hergestellte Material.
-
Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
ein Verfahren gemäß Hauptanspruch sowie ein Speichermaterial
gemäß Nebenanspruch. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen
ergeben sich aus den darauf rückbezogenen Unteransprüchen.
-
Gegenstand der Erfindung
-
Im
Rahmen der Erfindung wurde ein Verfahren zur Herstellung eines Speichermaterials
für Wasserstoff, bei dem ein Metallhydrid, ein komplexes
Metallhydrid oder eine Legierung, die ein Metallhydrid oder ein komplexes
Metallhydrid enthält, mit einer organischen Trägerflüssigkeit
vermengt und diese Mischung anschließend gemahlen wird,
entwickelt.
-
Erfindungsgemäß werden
das Mischungsverhältnis des Metallhydrids, des komplexen
Metallhydrids oder der Legierung mit der Trägerflüssigkeit
sowie die Mahlparameter so gewählt, dass nach dem Mahlen
eine Suspension des Metallhydrids, des komplexen Metallhydrids oder
der Legierung in der Trägerflüssigkeit entsteht.
-
Der
Begriff der Suspension ist zu unterscheiden von einer Lösung
im chemischen Sinne. In einer Lösung im chemischen Sinne
liegt der gelöste Stoff im flüssigen Aggregatzustand
vor. In der hier vorliegenden Suspension liegt das Metallhydrid,
das komplexe Metallhydrid oder die Legierung in Form fester Partikel
vor. Dies gilt ausdrücklich auch dann, wenn es sich bei
der Trägerflüssigkeit um ein Lösungsmittel
oder einen üblicherweise als Lösungsmittel verwendete
Substanz handelt.
-
Eine
Suspension ist im Gegensatz zu einem Schlicker stabil; die Trägerflüssigkeit
und das Metallhydrid, das komplexe Metallhydrid oder die Legierung
entmischen sich nicht. Eine Suspension ist im Gegensatz zu einem
Schlicker auch gut fließfähig und pumpbar. Eine
ideale Suspension ist newtonisch, d. h., ihre Scherviskosität
(Quotient aus Schubspannung und Scherrate) ist bei unterschiedlichen
Scherraten konstant. Am nächsten kann dieser idealen Suspension
die Trägerflüssigkeit ohne Metallhydrid, komplexes
Metallhydrid oder Legierung kommen. Die Suspension des Metallhydrids,
des komplexen Metallhydrids oder der Legierung in der Trägerflüssigkeit
verhält sich in der Regel scherverdünnend (pseudoplastisch),
d. h., die Viskosität nimmt mit zunehmender Scherrate ab.
-
Besonders
vorteilhaft beträgt die Viskosität der Suspension
bei einer Scherrate von 1 s–1 weniger
als 1 Pa·s. Vorteilhaft ändert sich die Viskosität
bei einer Verringerung der Scherrate von 10 s–1 auf
1 s–1 um einen Faktor von 5 oder
weniger, bevorzugt um einen Faktor von 3 oder weniger. Eine solche
Suspension kann besonders gut gerührt und gepumpt werden,
und ihre Fließeigenschaften sind für die Beschichtung
eines Körpers durch Eintauchen (dip-coating) vorteilhaft.
-
Dispersionen
mit hohem Feststoffgehalt dagegen verhalten sich dilatant, d. h.
die Viskosität nimmt mit zunehmender Scherrate zu. Eine
dilatante Mischung des Metallhydrids oder komplexen Metallhydrids
mit der Trägerflüssigkeit und hier insbesondere
ein Schlicker mit einem solchen dilatanten Fließverhalten
führt nachteilig zu Problemen beim Rühren und
Pumpen.
-
Für
die im Folgenden dargelegten erfindungsgemäß erzielten
Vorteile ist das entscheidende Kriterium, dass nach dem Mahlen eine
Suspension vorliegt. Welches Mischungsverhältnis und welche
Mahlparameter ausgehend von einem vorgegebenen Metallhydrid, komplexen
Metallhydrid oder Legierung und eventuell auch einer vorgegebenen
Trägerflüssigkeit auf eine Suspension führen,
hängt von einem Wechselspiel zwischen dem Metallhydrid,
komplexen Metallhydrid oder der Legierung, der Trägerflüssigkeit
und den freien Parametern des Mahlprozesses ab und kann daher nicht
a priori vorhergesagt werden. Für den Fachmann ist jedoch leicht überprüfbar,
ob er eine Suspension als Ergebnis erhalten hat oder sich das Ergebnis
wiederholter Versuche einer Suspension annähert. Daher
genügt ihm die Handlungsanweisung, aus einem für
die jeweilige Anwendung vorgegebenen Metallhydrid, komplexen Metallhydrid
oder Legierung (gegebenenfalls unter Verwendung einer vorgegebenen
Trägerflüssigkeit) eine Suspension herzustellen,
um diese Aufgabe in einer zumutbaren Anzahl von Versuchen zu lösen.
-
Es
wurde erkannt, dass gerade das Herstellen einer Suspension durch
das Mahlen die Korngröße des Metallhydrids, des
komplexen Metallhydrids oder der Legierung in einer Weise herabsetzt,
dass diese Körner zu kleineren Partikeln als bei der Herstellung
nach dem Stand der Technik agglomerieren, wenn das Material nach
dem Mahlen getrocknet wird. Wasserstoff muss daher einen geringeren
Weg zurücklegen, um ins Innere dieser Partikel zu diffundieren.
Da die Diffusionsrate mit dem zurückzulegenden Weg exponentiell
abnimmt, wird durch die Verkürzung dieses Wegs sowohl die
Speicherkapazität des Materials erhöht als auch
die Geschwindigkeit, mit der sich Wasserstoff bei einer gegebenen
Temperatur ein- und wieder auslagern lasst, gesteigert.
-
Diese
Partikel enthalten vorteilhaft sehr viele Korngrenzen und Gitterdefekte.
Es wurde erkannt, dass Körner aus Metallhydrid, komplexem
Metallhydrid oder der Legierung für Wasserstoff im Wesentlichen
undurchlässig sind. Das bedeutet, dass diese Körner
dem Wasserstoff einen hohen Diffusionswiderstand entgegen setzen.
Daher findet der Transport von Wasserstoff ins Innere der Partikel
im Wesentlichen entlang der Korngrenzen und Gitterdefekte statt.
Je mehr Korngrenzen und Gitterdefekte die Partikel enthalten, desto
besser ist die Kinetik, d. h. die Geschwindigkeit, des Ein- und
Auslagerns von Wasserstoff und desto kleiner sind die Bereiche im
Inneren der Partikel, die von Wasserstoff gar nicht erreicht werden.
In der Folge steigt die Speicherkapazität des Materials.
-
Die
Partikel weisen außerdem eine hohe spezifische Oberfläche
auf. Dadurch ist ein hoher Anteil eines jeden Partikels oberflächennah
und kann daher schnell von Wasserstoff erreicht werden. Dies erhöht
die Geschwindigkeit des Ein- und Auslagerns von Wasserstoff weiter.
-
Eine
Suspension ist darüber hinaus im flüssigen Zustand
leicht lagerbar und pumpbar, wobei die Trägerflüssigkeit
auf jedem in ihm suspendierten Korn einen Film bildet, der das Korn
vor unerwünschten Reaktionen mit Feuchtigkeit oder Sauerstoff
schützt. Dies gilt im Besonderen, wenn als Trägerflüssigkeit
ein organisches Lösungsmittel zum Einsatz kommt, das auf
Grund seiner geringen Oberflächenspannung die Körner
besonders gut benetzt. Speziell nach dem Mahlen ist die Reaktivität
der Körner gegenüber dem Urzustand deutlich erhöht,
da ihre spezifische Oberfläche durch die Verringerung der
Korngröße um ein Mehrfaches gesteigert wurde.
Die gute Handhabbarkeit ist insbesondere dann von Vorteil, wenn
die Vermengung von Metallhydrid und Trägerflüssigkeit,
das Mahlen und die weitere Verarbeitung der Suspension nach dem
Mahlen in verschiedenen Anlagen oder Anlagenteilen stattfinden.
Da eine Suspension eine sehr dünne Lösung ist,
besteht keine Gefahr, dass sich beim Transport durch Rohrleitungen
Ablagerungen oder Verstopfungen bilden.
-
Es
wurde erkannt, warum das Verfahren nach dem Stand der Technik diese
Vorteile nicht zur Verfügung stellt. Nach dem Stand der
Technik werden durchweg solche Mengenverhältnisse von Metallhydrid,
komplexem Metallhydrid oder Legierung zu Trägerflüssigkeit
gewählt, bei denen sich nach dem Mahlen zwangsläufig
ein Schlicker bildet. Wenn ein Schlicker trocknet, bildet sich eine
fladenartige, zusammenhängende Schicht aus dem enthaltenen
Feststoff. Wenn eine Suspension trocknet, agglomerieren jeweils
nur wenige Körner zu sehr kleinen Partikeln.
-
Das
Metallhydrid oder komplexe Metallhydrid kann insbesondere aus der
Gruppe MgH2, NaAlH4, LiBH4 oder LiAlH4 gewählt
werden. Die Trägerflüssigkeit kann ein organisches
Lösungsmittel sein. Das organische Lösungsmittel
greift das Metallhydrid oder komplexe Metallhydrid dann nicht an
und löst es insbesondere nicht auf, sondern hält
es in Form fester Partikel in der Suspension in der Schwebe. Ein
organisches Lösungsmittel ist als Trägerflüssigkeit
vorteilhaft, da es eine vergleichsweise geringe Viskosität
aufweist. Speziell die Scherviskosität ist zugleich vergleichsweise
schwach von der Scherrate abhängt. Ein organisches Lösungsmittel
als Trägerflüssigkeit kommt somit dem Ideal der
newtonischen Flüssigkeit am nächsten. Die Suspension
wird dadurch besonders gut rührbar und pumpbar. Ein organisches
Lösungsmittel hat zudem eine besonders geringe Oberflächenspannung,
so dass die zur Benetzung der in ihm suspendierten Partikel zu überwindende
Energiebarriere besonders klein ist.
-
Als
Trägerflüssigkeit kann insbesondere eine organische
Trägerflüssigkeit aus der Gruppe Mineralöl, n-Hexan
oder heterozyklische Verbindung, insbesondere Tetrahydrofuran, gewählt
werden. Heterozyklische Verbindungen sind organische Verbindungen,
die in einer Ringstruktur mindestens ein Kohlenstoffatom und mindestens
ein anderes Element als Kohlenstoff, wie etwa Schwefel, Sauerstoff
oder Stickstoff, enthalten. Diese Strukturen können entweder
einfache aromatische Ringe oder nicht-aromatische Ringe enthalten.
Beispiele für geeignete heterozyklische Verbindungen sind
Tetrahydrofuran, Pyridin und Dioxan. In den Versuchen der Anmelderin
hat sich Tetrahydrofuran als die am besten geeignete Trägerflüssigkeit
herausgestellt. Auch andere Kohlenwasserstoffe mit niedrigem Molekulargewicht
sind geeignet.
-
Optional
kann auch ein Dispergiermittel zugegeben werden, um die Durchmischung
des Metallhydrids und der Trägerflüssigkeit zu
unterstützen. Als Dispergiermittel sind insbesondere polymerische
Dispergiermittel geeignet. In den Versuchen der Anmelderin kamen
die unter den Handelsnamen NUOSPERSE 657 und NUOSPERSE FX9086 am
Markt erhältlichen Dispergiermittel der Firma Sasol Servo
BV zum Einsatz. Mit einer heterozyklischen Verbindung, wie etwa
Tetrahydrofuran, Pyridin oder Dioxan, als Trägerflüssigkeit
ist jedoch in der Regel kein Dispergiermittel erforderlich. Die
Suspension bleibt auch ohne Dispergiermittel für lange
Zeit stabil, d. h., das Metallhydrid oder komplexe Metallhydrid
bleibt in der Trägerflüssigkeit in der Schwebe
und sinkt nicht zu Boden. Somit findet keine Entmischung des Metallhydrids
oder komplexen Metallhydrids aus der Trägerflüssigkeit
statt.
-
Vorteilhaft
beträgt der Massenanteil des Metallhydrids, des komplexen
Metallhydrids oder der Legierung in der Mischung mit der Trägerflüssigkeit
50% oder weniger, bevorzugt 30% oder weniger und ganz besonders
bevorzugt 20% oder weniger. Bei einem höheren Massenanteil
des Metallhydrids wird die Bildung eines Schlickers an Stelle einer
Suspension sehr viel wahrscheinlicher.
-
Der
Ausgangszustand des Speichermaterials (Metallhydrid, komplexes Metallhydrid
oder Legierung) ist zugleich auch der mit Wasserstoff beladene Zustand.
Das Speichermaterial kann den in ihm enthaltenen Wasserstoff durch
Desorption abgeben. Hierfür wird Energie in Form von Wärme
benötigt, um die Bindungsenergie des Wasserstoffs an das
Metallhydrid oder komplexe Metallhydrid zu überwinden.
Innerhalb eines jeden Partikels ist diese Bindungsenergie ortsabhängig.
Sie ist in oberflächennahen Bereichen des Partikels geringer als
im Inneren des Partikels. Sie hängt daher auch stark von
der Partikelgröße ab. Es ist von der zur Verfügung stehenden
Wärme und damit von der Temperatur abhängig, welcher
Anteil des insgesamt im Speichermaterial gebundenen Wasserstoffs überhaupt
die Bindungsenergie überwinden und so das Speichermaterial
verlassen kann. Indem das erfindungsgemäße Verfahren
das Speichermaterial nun in kleineren Partikeln zur Verfügung stellt
als die Verfahren nach dem Stand der Technik, ist die Fähigkeit
zur Desorption von Wasserstoff und somit umgekehrt auch die Kapazität
für die Aufnahme von Wasserstoff vorteilhaft erhöht.
Gleichzeitig ist auch die Kinetik, also die Geschwindigkeit, der
Sorption und der Desorption (Beladen bzw. Entladen) von Wasserstoffvorteilhaft
deutlich verbessert.
-
Bei
der Desorption des Wasserstoffs wird ein Metallhydrid als Speichermaterial
in reines Metall umgewandelt. Ein komplexes Metallhydrid als Speichermaterial
wird in eine wasserstofffreie Metallverbindung umgewandelt. Gleiches
gilt, wenn das Metallhydrid oder das komple xe Metallhydrid Bestandteil
einer Legierung sind. Dies ist der unbeladene und damit für
Wasserstoff aufnahmefähige Zustand des Speichermaterials.
Wasserstoff wird in dem Speichermaterial nun durch Sorption gespeichert.
Sorption umfasst die Adsorption, bei der sich atomarer Wasserstoff
an der Oberfläche der Partikel anlagert und dort mit dem
Metall oder der Metallverbindung reagiert. Sorption umfasst auch
die Absorption, bei der atomarer Wasserstoff ins Innere der Partikel diffundiert
und erst dort mit dem Metall oder der Metallverbindung reagiert.
Die Sorption als Umkehrung der Desorption erfolgt nicht spontan.
Zwar hat das Metallhydrid oder komplexe Metallhydrid eine geringere
Gesamtenergie als das Metall oder die Metallverbindung vor der Sorption,
so dass insgesamt Energie in Form von Wärme frei wird.
Jedoch ist bei Kontakt des molekularen Wasserstoffs mit dem Speichermaterial
zunächst durch thermische Energie eine Potentialbarriere
zu überwinden und molekularer Wasserstoff in atomaren Wasserstoff
aufzuspalten. Auch die Rate der Sorption ist somit stark temperaturabhängig.
Der Anteil der Sorption, der von Absorption und damit von Diffusion
des Wasserstoffs ins Innere der Partikel herrührt, unterliegt
zusätzlich noch der Temperaturabhängigkeit des
Diffusionsprozesses.
-
Sinkt
die Partikelgröße, vergrößert
sich das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen
der Partikel und damit auch die spezifische Oberfläche
der Partikel pro Einheit Masse. Eine kleinere Partikelgröße
ist also der Adsorption förderlich. Sinkt die Partikelgröße,
verkürzen sich aber auch die bei der Diffusion in die Partikel
zurückzulegenden Wege. Da die Diffusionsrate stark vom
Weg abhängt, ist sie für kleinere Partikel vorteilhaft
erhöht. Somit sind bei kleinerer Partikelgröße,
wie sie durch das erfindungsgemäße Verfabren bereitgestellt
wird, beide Teilprozesse der Sorption begünstigt.
-
Bei
der Sorption reagieren zunächst die oberflächennahen
Bereiche der Partikel mit dem Wasserstoff zum Ausgangszustand (Metallhydrid
oder komplexes Metallhydrid) des Speichermaterials. Weiterer hinzutretender
Wasserstoff muss bei der Diffusion ins Innere eines Partikels die
Grenzfläche zwischen dem bereits umgesetzten Teil des Partikels
und seinem noch wasserstofffreien Anteil (Metall oder Metallverbindung) überwinden.
Diese Grenzfläche stellt eine weitere Potentialbarriere
für die Sorption von Wasserstoff dar, deren Höhe entscheidend
von der Größe der Partikel bestimmt wird. Auch
die Energie zur Überwindung dieser Potentialbarriere muss
in Form von Wärme zugeführt werden. Somit ist
die Menge an Wasserstoff, die sich überhaupt im Speichermaterial
einlagern lässt, für größere
Partikel viel stärker temperaturabhängig als für
kleinere Partikel. Auch hier ist die durch das erfindungsgemäße
Verfahren bereitgestellte geringere Partikelgröße
von Vorteil.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt
das Mahlen mit einer Kugelmühle und hier insbesondere mit
einer Planetenmühle. Der Mahlbehälter besteht
vorzugsweise aus hartem Stahl oder aus einer Keramik. Die Mahlkugeln
bestehen vorzugsweise ebenfalls aus hartem Stahl oder aus einer Keramik,
wie etwa Zirkondioxid (ZrO2). Im Interesse
einer möglichst kleinen Korngröße werden
vorteilhaft Mahlkugeln mit einer Gesamtmasse verwendet, die zwischen
dem 5- und 40-Fachen, bevorzugt zwischen dem 10- und 30-Fachen,
der Gesamtmasse an Metallhydrid, komplexem Metallhydrid oder Legierung
beträgt.
-
Vorteilhaft
wird vor, während oder nach dem Mahlen ein Katalysator
zugegeben, der die für die Sorption oder Desorption von
Wasserstoff am Metallhydrid oder komplexen Metallhydrid erforderliche
Energie herabsetzt. Dadurch wird bei gegebener Temperatur die Geschwindigkeit
der Sorption und der Desorption gesteigert. Zudem wird die Temperatur
abgesenkt, ab der die Sorption und die Desorption überhaupt
in nennenswertem Umfang einsetzen. Als Katalysatoren sind insbesondere
ein Übergangsmetall, ein Übergangsmetalloxid, ein
Chlorid eines Übergangsmetalls oder ein Chlorid eines Übergangsmetalloxids
geeignet.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die
Suspension nach dem Mahlen getrocknet. Erfolgt das Trocknen durch
Verpressen der Suspension, so entsteht ein schwammartiger Festkörper
als gebrauchsfertiges Element zur Speicherung von Wasserstoff. Das
Verpressen kann insbesondere in Form des Filterpressens durchgeführt
werden. Beispielsweise wird beim Kammerfilterpressen die Suspension in
einem Raum eingeschlossen, dessen Grenzfläche zumindest
zum Teil aus einem Filtermaterial besteht, welches die Trägerflüssigkeit
passieren lässt und das Metallhydrid oder komplexe Metallhydrid
im Wesentlichen zurückhält. Unter Ausübung
des Pressdrucks wird der Raum verkleinert, so dass die Trägerflüssigkeit
durch das Filtermaterial aus dem Raum austritt und das Metallhydrid,
das komplexe Metallhydrid oder die Legierung zurückbleibt.
Das Ergebnis dieses Verfahrens ist ein schwammartiger poröser
Körper.
-
Erfolgt
das Trocknen durch Verdampfen der Trägerflüssigkeit,
so entsteht ein Pulver. Dieses Pulver kann, beispielsweise in Form
einer Schüttung, direkt zur Speicherung von Wasserstoff verwendet
werden. Es kann aber auch vorteilhaft nach dem Trocknen erneut gemahlen
werden, um die aus den Körnern, die durch das erste Mahlen
entstanden sind, beim Trocknen agglomerierten Partikel zu zerkleinern.
Da hierbei anders als beim ersten Mahlen nur Körner von
Körnern getrennt und nicht Körner zerkleinert
werden müssen, reicht bei diesem Schritt ein vergleichsweise
grobes Mahlen aus. Für das Verdampfen der Trägerflüssigkeit
ist es insbesondere von Vorteil, wenn diese ein organisches Lösungsmittel
ist, da eine solche Trägerflüssigkeit besonders
leicht flüchtig ist.
-
In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird die Suspension vor
dem Trocknen auf einen Körper aufgetragen, so dass sie
nach dem Trocknen eine Funktionsschicht auf dem Körper
bildet. Ein solcher Körper kann beispielsweise eine durchströmbare
Struktur sein, die der Speicherung von Wasserstoff dient. Durch
das Aufbringen auf einen solchen Körper wird mit dem gleichen
Materialeinsatz eine größere für den
Wasserstoff zugängliche Gesamtoberfläche geschaffen.
Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn bei der Herstellung der
Suspension teure Katalysatoren zugegeben werden. Die Suspension
kann beispielsweise durch Eintauchen (dip-coating) oder auch durch
Aufsprühen auf den Körper aufgebracht werden.
Der Körper kann beispielsweise aus Quarz, Keramik, Al2O3 oder porösem
Stahl bestehen.
-
Alternativ
oder auch in Kombination hierzu kann die Suspension in das Porensystem
eines porösen Körpers infiltriert werden. Nach
dem Trocknen ist die innere Oberfläche dieses Porensystems
dann zumindest zum Teil mit dem Metallhydrid, dem komplexen Metallhydrid
oder der Legierung belegt. Der poröse Körper weist
dann eine sehr große spezifische Oberfläche auf,
die zur Speicherung von Wasserstoff genutzt werden kann.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird mindestens
ein Verfahrensschritt unter Inertgasatmosphäre, insbesondere
unter Argon, durchgeführt. Vorteilhaft werden mehrere oder
sogar alle Verfahrensschritte unter Inertgasatmosphäre
durchgeführt. Dadurch wird verhindert, dass das Metallhydrid oder
komplexe Metallhydrid mit Feuchtigkeit oder Sauerstoff reagiert
und somit inaktiviert wird. Das Verfahren kann insbesondere in einer
mit Inertgas, wie etwa Argon, gefüllten Handschuhbox durchgeführt
werden.
-
Die
Erfindung bezieht sich auch auf ein Speichermaterial für
Wasserstoff, das speziell mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren herstellbar ist und in den Versuchen der Erfinder die
besten Ergebnisse erzielt hat.
-
Dieses
Speichermaterial für Wasserstoff umfasst einen oder mehrere
der folgenden aktiven Stoffe:
- a) Metallhydrid,
- b) komplexes Metallhydrid,
- c) Metall oder Metallverbindung, das oder die in Verbindung
mit Wasserstoff ein Metallhydrid oder komplexes Metallhydrid zu
bilden vermag,
- d) Legierung, enthaltend mindestens einen aktiven Stoff nach
a) bis c).
-
Unter
einem aktiven Stoff wird jeder Stoff verstanden, der Wasserstoff
sorbieren und desorbieren kann. Als aktiver Stoff geeignet sind
insbesondere MgH2, NaAlH4,
LiBH4 und LiAlH4.
-
Erfindungsgemäß liegt
mindestens ein aktiver Stoff in Form von Partikeln mit einer mittleren
Größe von 1 μm oder weniger, bevorzugt
zwischen 100 nm und 1 μm und ganz besonders bevorzugt zwischen
200 nm und 500 nm vor.
-
Es
wurde erkannt, dass die Partikelgröße im beanspruchten
Bereich sowohl die Speicherkapazität des Materials für
Wasserstoff als auch die Kinetik der Sorption und Desorption von
Wasserstoff vorteilhaft verbessert. Wie oben bereits für
das Verfahren ausgeführt wurde, führt eine geringe
Partikelgröße vorteilhaft dazu, dass beim Austausch
von Wasserstoff zwischen dem Inneren der Partikel und der Umgebung über
Diffusion geringere Wege zurückzulegen sind. Hierdurch
wird die Diffusionsrate, die exponentiell vom Weg abhängt,
verbessert.
-
In
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung bestehen die Partikel
aus Körnern (Kristalliten) mit einer mittleren Größe
von 80 nm oder weniger, bevorzugt von 50 nm oder weniger. Eine geringe
Korngröße führt dazu, dass die Partikel
sehr viele Korngrenzen und Gitterdefekte enthalten. Da die Körner
selbst für Wasserstoff im Wesentlichen undurchlässig
sind, findet die Diffusion von Wasserstoff ins Innere der Partikel
im Wesentlichen entlang dieser Korngrenzen und Gitterdefekte statt.
Indem die Partikel nun mehr Korngrenzen und Gitterdefekte enthalten,
werden sie sowohl bei der Sorption als auch bei der Desorption durchlässiger
für Wasserstoff.
-
Dies
gilt im Besonderen, wenn die Partikel eine große spezifische
Oberfläche aufweisen. Vorteilhaft weist mindestens ein
aktiver Stoff eine spezifische Oberfläche von 15 m2/g oder mehr, bevorzugt von 20 m2/g oder mehr, auf. Dies vergrößert
die pro Einheit Gewicht oder Volumen des Speichermaterials speicherbare Wasserstoffmenge
und insbesondere auch die Kinetik der Sorption und Desorption. Wie
bereits ausgeführt, ist diese Kinetik diffusionsbegrenzt.
Eine größere spezifische Oberfläche bewirkt,
dass Wasserstoff an mehr Positionen gleichzeitig zwischen oberflächennahen
Zonen der Partikel und der Umgebung ausgetauscht werden kann. Die
Kinetik der Sorption und der Desorption ist in diesen oberflächennahen
Bereichen am größten.
-
Vorteilhaft
weisen die Partikel eine polygonale Morphologie auf. Die Partikel
haben dann bezogen auf ihr Volumen eine größere
Oberfläche, was allein schon die Kinetik der Sorption und
Desorption von Wasserstoff verbessert. Zugleich hat diese Oberfläche
auch mehr Defekte, so dass der Wasserstoffbesser in die Partikel
ein- und aus ihnen herausdiffundieren kann.
-
Spezieller Beschreibungsteil
-
Nachfolgend
wird der Gegenstand der Erfindung anhand von Figuren näher
erläutert, ohne dass der Gegenstand der Erfindung dadurch
beschränkt wird. Es ist gezeigt:
-
1: REM-Aufnahmen von MgH2-Pulvern:
kommerziell erhältliches Pulver (Teilbild a), trocken gemahlenes
Pulver (Teilbild b), erfindungsgemäß in Mischung
mit THF gemahlenes Pulver (Teilbild c).
-
2:
Messergebnisse des Fließverhaltens von THF als Trägerflüssigkeit.
-
3:
Kinetik der Desorption von Wasserstoff für die verschieden
verarbeiteten MgH2-Pulver aus 1 bei langsamer Temperaturerhöhung.
-
4: Kinetik der Desorption von Wasserstoff
für die verschieden verarbeiteten MgH2-Pulver
aus 1 bei konstanter Temperatur von
300°C (Teilbild a) bzw. 350°C (Teilbild b).
-
5:
Kinetik der Sorption von Wasserstoff für das erfindungsgemäß in
Mischung mit THF gemahlene MgH2-Pulver bei
verschiedenen Temperaturen.
-
1a ist
eine rasterelektronenmikroskopische (REM-)Aufnahme kommerziell erhältlichen
MgH2-Pulvers. Die mit der BET-Methode gemessene
spezifische Oberfläche dieses Pulvers beträgt
weniger als 1 m2/g. Die Morphologie (Form)
der Partikel ist sehr unregelmäßig. Die Partikelgröße
liegt zwischen 30 und 100 μm.
-
1b ist
eine REM-Aufnahme dieses Pulvers nach dem trockenen Mahlen in einer
Kugelmühle (ohne Trägerflüssigkeit).
Die spezifische Oberfläche dieses Pulvers beträgt
3,9 m2/g. Die Partikel weisen eine kugelförmige
Morphologie auf und haben eine Größe zwischen
0,5 und 3 μm.
-
1c ist
eine REM-Aufnahme des MgH2-Pulvers, nachdem
es nicht trocken, sondern in einer derartigen Mischung mit THF derart
gemahlen wurde, dass eine Suspension des MgH2 in
dem THF entstand. Es wurden hierfür 10 g MgH2-Pulver
einer Reinheit von 90% mit 40 g sehr trockenem Tetrahydrofuran (THF)
gemischt, so dass das MgH2 an der Mischung
einen Massenanteil von 20% hatte. Zu dieser Mischung wurden 100
g ZrO2-Mahlkugeln von 5 mm Durchmesser gegeben.
Die Mischung wurde in einer Handschuhbox unter Argon-Atmosphäre
in den Mahlbehälter (aus hartem Stahl oder ZrO2)
gefüllt und der Behälter versiegelt. Die Mischung
wurde in einer Planetenmühle unter der im Behälter
eingeschlossenen Argon-Atmosphäre für 72 Stunden
mit etwa 300 min–1 gemahlen. Dabei
entstand eine Suspension des MgH2 in dem
THF. Die REM-Aufnahme wurde angefertigt, nachdem die Suspension
in der Handschuhbox unter Argon-Atmosphäre ohne Heizen
getrocknet und mit einem Mörser zu einem feinen Pulver
gemahlen worden war. Dieses Pulver ist nicht nur das in einer Ausgestaltung
des erfindungsgemäßen Verfabrens entstandene Erzeugnis,
sondern auch ein Ausführungsbeispiel für das erfindungsgemäße
Speichermaterial. Die spezifische Oberfläche dieses Pulvers beträgt
24,5 m2/g. Wird ein höherer Massenanteil
des MgH2 an der Mischung gewählt
als 20%, so verringert sich die spezifische Oberfläche,
jedoch nicht unter die 3,9 m2/g des trocken
gemahlenen Pulvers. Die Partikelgröße beträgt
hier zwischen 200 und 500 nm. In 1c haben
sich sehr viele dieser feinen Partikel zusammengeballt.
-
Die
Partikel weisen eine polygonförmige Morphologie auf. Ursache
hierfür ist zum einen, dass die Körner während
des Mahlens durch das THF gegeneinander geschmiert werden. Zum anderen
verhindert das THF während des Mahlens ein Wiederverschweißen
der gemahlenen Körner.
-
Bei
weiteren Versuchen der Anmelderin wurde nur für 10 Stunden
gemahlen. Die Ergebnisse waren sehr ähnlich zu den Ergebnisse,
die nach 72 Stunden Mahlen erhalten wurden. Erst wenn weniger als
10 Stunden gemahlen wurde, zeigten sich deutlichere Unterschiede.
-
Die
spezifische Oberfläche des letztendlich erhaltenen MgH2 ist eine wichtige Eigenschaft, weil sie
direkt die Kinetik der Sorption und der Desorption beeinflusst.
Eine große spezifische Oberfläche bewirkt, dass auf
einer wesentlich größeren Fläche und
daher an sehr viel mehr Stellen gleichzeitig Wasserstoff aufgenommen
(Sorption) oder abgegeben (Desorption) werden kann. Zugleich gibt
es auf einer größeren spezifischen Oberfläche
auch mehr Gitterfehler, wie etwa Fehlstellen, Verwerfungen und Korngrenzen,
durch die Wasserstoff in beiden Richtungen mit dem Inneren der Partikel
ausgetauscht werden kann. An jedem Gitterfehler ist zudem die Bindungsenergie
zwischen Magnesium und Wasserstoff lokal herabgesetzt. Mehr Gitterfehler
bewirken somit eine bessere Kinetik (Reaktionsgeschwindigkeit) der
Sorption und Desorption von Wasserstoff.
-
THF
verbindet die einzelnen MgH2-Partikel indirekt,
so dass ein durch Verpressen der Suspension entstandener Schwamm
oder eine durch Eintauchen aufgetragene dünner poröse
Funktionsschicht eine besonders hohe Qualität aufweist.
-
Aus
Röntgendiffraktogrammen geht hervor, dass sowohl in dem
trocken gemahlenen als auch in dem mit THF gemahlenen MgH2 die hauptsächlich vorliegende
Phase tetragonal ist. Diese Phase bleibt qualitativ im Wesentlichen
unverändert. Die Peaks sind jedoch verbreitert, was beweist,
dass die Korngröße des trocken gemahlenen und
des mit THF gemahlenen Pulvers erheblich kleiner ist als die Korngröße
des Ausgangsmaterials. Mit der Scherrer-Methode kann die Korngröße
des Ausgangsmaterials zu 120 nm bestimmt werden. Das mit THF gemahlene
Pulver hat eine Korngröße von 30 nm und das trocken
gemahlene Pulver eine Korngröße von nur 10 nm.
Dass in den Versuchen der Anmelderin zur Sorption und Desorption
von Wasserstoff dennoch das mit THF gemahlene Pulver deutlich besser
abschneidet als das trocken gemahlene Pulver, ist als Beweis dafür
zu werten, dass die Kinetik der Sorption und Desorption maßgeblich
von der Größe der aus vielen Körnern
agglomerierten Partikel bestimmt wird und nicht von der Größe
der in diesen Partikeln agglomerierten individuellen Körner.
Selbst wenn die individuellen Körner sehr klein sind, sind
die Größe und die spezifische Oberfläche
der aus ihnen gebildeten Partikel dafür maßgeblich,
wie viele von ihnen gleichzeitig und mit welcher Rate für
den Wasserstoffaustausch mit der Umgebung zugänglich sind.
Dies ist der begrenzende Faktor für die Kinetik der Sorption
und Desorption.
-
2 zeigt
Messergebnisse des Fließverhaltens von THF sowie von nach
dem Mahlen erhaltenen Suspensionen von MgH2 in
THF mit verschiedenen Massenanteilen an MgH2.
Auf getragen ist jeweils die Viskosität η über
der Scherrate γ .. Das reine THF kommt der idealen Suspension am nächsten;
die Viskosität ändert sich praktisch nicht in
Abhängigkeit der Scherrate. Die Suspension mit 20 Gewichtsprozent
MgH2 weist sehr gute Fließeigenschaften
auf und kann daher sehr gut gepumpt oder gerührt werden.
Die Viskosität nimmt stark zu, wenn der Massenanteil des
MgH2 auf 40% gesteigert wird. Die Suspension
wird deutlich zähflüssiger.
-
Jenseits
von 40% MgH2 entsteht keine Suspension mehr,
sondern eine pastöse Mischung, die nicht mehr fließähig
ist. Eine solche Mischung kann nicht mehr mit der Pipette aufgenommen
werden und lässt sich nicht mehr zum Beschichten durch
Eintauchen (dip-coating) verwenden.
-
3 zeigt
die Kinetik der Desorption von Wasserstoff aus dem in 1a gezeigten
rohen MgH2-Pulver (Kurve A), aus dem in 1b gezeigten
trocken gemahlenen MgH2-Pulver (Kurve B)
und aus dem in 1c gezeigten, erfindungsgemäß auf
dem Weg über eine Suspension erhaltenen MgH2-Pulver
(Kurve C). Ausgegangen wurde jeweils von MgH2,
also dem voll mit Wasserstoff beladenen Zustand. Aufgetragen ist
die insgesamt desorbierte Wasserstoffmenge in Gewichtsprozent der
Pulvermenge über der Temperatur. Die Desorption erfolgte
quasi-isotherm; die Temperatur wurde nur um 0,33 K/min erhöht.
Das rohe MgH2-Pulver beginnt bei 350°C,
Wasserstoff zu desorbieren, das trocken gemahlene MgH2-Pulver
bei 300°C und das auf dem Weg über eine Suspension
erhaltene MgH2-Pulver bereits bei 250°C.
Da alle drei Pulverarten auch Temperaturen über 400°C
ausgesetzt wurden, steht selbst bei dem rohen MgH2-Pulver
genügend thermische Energie zur Verfügung, um
für allen vorhandenen Wasserstoff die Bindung an das Magnesium
zu brechen. Da die Temperatur nur sehr langsam erhöht wurde,
hat der Wasserstoff bei allen drei Pulverarten auch genügend
Zeit, um aus den MgH2-Körnern in
die Umgebung zu entweichen.
-
4 zeigt die Kinetik der Desorption von
Wasserstoff bei festgehaltener Temperatur von 300°C (Teilbild
a) bzw. 350°C (Teilbild b). Aufgetragen ist jeweils die
insgesamt desorbierte Wasserstoffmenge in Gewichtsprozent der Pulvermenge über
der Zeit t für rohes MgH2-Pulver
(Kurve A), für trocken gemahlenes MgH2-Pulver
(Kurve B) und für erfindungsgemäß auf
dem Weg über eine Suspension erhaltenes MgH2-Pulver (Kurve
C). Letzteres Pulver gibt den Wasserstoff wesentlich schneller ab,
und es gibt insgesamt mehr Wasserstoff ab. Dass die insgesamt abgegebenen
Wasserstoffmengen sich für die drei Pulverarten stark unterscheiden,
ist darauf zurückzuführen, dass der Wasserstoff
in den drei Pulverarten unterschiedlich stark gebunden ist. Bei
der festgehaltenen Temperatur von 300°C bzw. 350°C
kann jeweils nur der Anteil des Wasserstoffs desorbiert werden,
dessen Bindungsenergie an das Magnesium gleich oder geringer ist
als die bei der jeweiligen Temperatur zur Verfügung gestellte
thermische Energie. Hierdurch erklärt sich auch, dass der
Unterschied zwischen den Pulverarten bei 350°C geringer
ist als bei 300°C. Insofern besteht auch Konsistenz mit der
in 3 gezeigten Desorptionsmessung, bei der eine ausreichend
hohe Temperatur für ausreichend lange Zeit letzten Endes
allen Wasserstoff aus allen Pulvern treibt. Bei 300°C gibt
das rohe MgH2-Pulver praktisch gar keinen
Wasserstoff ab, das trocken gemahlene MgH2-Pulver
etwa 0,3 Gewichtsprozent und das erfindungsgemäß auf
dem Weg über eine Suspension erhaltene MgH2-Pulver
etwa 4,5 Gewichtsprozent.
-
5 zeigt
die Kinetik der Sorption von Wasserstoff für das erfindungsgemäß auf
dem Weg über eine Suspension hergestellte Pulver bei verschiedenen
Temperaturen. Das Pulver wurde jeweils zunächst auf 100°C
vorgeheizt und für 1,5 Stunden bei dieser Temperatur gehalten,
um es definiert zu trocknen. Anschließend wurde bei 350°C
soviel Wasserstoff wie möglich desorbiert, bevor die Sorption
gemessen wurde. Der Vergleich der Kurven zeigt, dass eine höhere
Temperatur die Kinetik der Sorption insbesondere in der Anfangsphase
deutlich steigert. Bei 350°C konvergiert die Kurve der
Sorption gegen 7 Gewichtsprozent Wasserstoffgehalt. Es wird also
nahezu aller Wasserstoff, der zuvor bei dieser Temperatur desorbiert
worden war, bei der gleichen Temperatur wieder sorbiert. Die Speicherung
funktioniert somit auch zyklisch.
-
Der
Vergleich der bei 100°C, 150°C und 200°C
aufgenommenen Kurven zeigt, dass in diesem Temperaturbereich im
Wesentlichen die Temperaturabhängigkeit der Diffusionsrate
für Wasserstoff in die Magnesium-Partikel für
die unterschiedliche Kinetik der Sorption verantwortlich ist. Bei
150°C oder sogar nur 100°C kann letztendlich genauso
viel Wasserstoff aufgenommen werden wie bei 200°C, allerdings
dauert dies deutlich, näherungsweise exponentiell, länger.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Vergleich der bei
250°C und 300°C aufgenommenen Kurven, wenn auch
dort der Unterschied bei weitem nicht so groß ist.
-
Der
Vergleich mit der bei 350°C aufgenommenen Kurve zeigt nun,
dass neben der Temperaturabhängigkeit der Diffusionsrate
noch die Potentialbarriere an der Grenzfläche zwischen MgH
2 und Mg innerhalb der Partikel eine Rolle
spielt. Reicht die durch die Temperatur festgelegte thermische Energie
zur Überwindung dieser Potentialbarriere nicht aus, kann
nicht mehr Wasserstoff absorbiert werden, wie lange bei dieser Temperatur
auch immer gewartet wird. Soll die Temperatur nicht weiter gesteigert
werden, so kann die Speicherfähigkeit für Wasserstoff
nur erhöht werden, indem die Partikelgröße
und damit die Höhe der Potentialbarriere verringert wird.
Sorptionszeit | 100°C | 150°C | 200°C | 250°C | 300°C | 350°C |
0,5
h | 1,60% | 2,90% | 4,00% | 5,34% | 6,15% | 6,22% |
1
h | 2,14% | 3,65% | 4,60% | 5,75% | 6,26% | 6,46% |
Tabelle
1
-
In
Tabelle 1 ist die Wasserstoffaufnahme in Gewichtsprozent in Abhängigkeit
der Temperatur für zwei verschiedene Sorptionszeiten (0,5
h und 1 h) aufgetragen. Es war zuvor jeweils bei 350°C
sämtlicher vorhandene Wasserstoff desorbiert worden. Anschließend
wurde der zu sorbierende Wasserstoff mit einem Druck von 1500 kPa
vorgelegt.
-
Gemäß Stand
der Technik (Imamura et al.) konnten bei 180°C
nach 6 h weniger als 4% Wasserstoff sorbiert werden. Erfindungsgemäß werden
hier 4,3% schon nach 2 h bei nur 150°C erreicht. Gemäß Stand
der Technik wurde der Wasserstoff jedoch mit einem Druck von 66
kPa vorgelegt.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Imamura et
al., ”High hydrogen storage capacity of nanosized magnesium
synthesized by high energy ball-milling”, Journal of Allogs
and Compounds 386 (2005), 211–216 [0003]
- - Imamura et al. [0063]