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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ansteuerung eines Sitzes nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus der
WO 2007/ 121 874 A1 ist ein Sitz mit einer Mehrzahl von Stellelementen im Sitzkissen und in der Rückenlehne bekannt. Durch alternierende Verstellung der Stellelemente in den beiden Hälften des Sitzes kann auf das Becken und den Rücken eines Sitzbenutzers in aktiver Weise eine Rotationsbewegung aufgebracht werden, die dem Bewegungsablauf des Beckens und des Rückens beim Gehen entspricht. Wie insbesondere in der
EP 0 991 342 B1 beschrieben ist, wird hierbei das Becken verkippt, um eine Bewegung im Bereich des lumbalen Abschnitts der Wirbelsäule zu erreichen, durch die eine Einwirkung auf die Bandscheiben erreicht wird. Hierzu ist es notwendig, dass durch die Stellelemente ein ausreichend großer Hub auf das Becken und/oder auf den Rücken des Sitzbenutzers aufgebracht wird, um die beschriebene physiologische Wirkung zu erzielen.
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Daraus resultiert jedoch, dass die Hubbewegung der Stellelemente vergleichsweise groß sein muss, um die beabsichtigte physiologische Wirkung zu erzielen. Dies wird von manchen Sitzbenutzern als unangenehm empfunden, insbesondere in der Phase unmittelbar nach dem Einschalten der Ansteuerung der Stellelemente. Nach einer gewissen Gewöhnungszeit hingegen wird das aktive Einwirken der Stellelemente auf die Körperregionen, die mit dem Sitz in Kontakt stehen, nicht mehr als nachteilig empfunden.
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Aufgabe der Erfindung ist es, die bekannte Ansteuerung des Sitzes dahingehend zu verbessern, dass die Akzeptanz eines Sitzes, bei dem Becken und/oder Rücken durch physiologisch wirksame Hubbewegung mobilisiert werden, beim Sitzbenutzer zu erhöhen.
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Diese Aufgabe wird durch eine Ansteuerung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Kerngedanke ist es hierbei, der Wirkphase, in der ein für die physiologische Wirkung ausreichender Hubweg der Stellelemente aufgebracht wird, eine Gewöhnungsphase voranzustellen, um den Sitzbenutzer langsam an die für die physiologische Wirkung erforderlichen vergleichsweise großen Hubwege zu gewöhnen. Während der Gewöhnungsphase arbeiten die Stellelemente mit einem gegenüber der Wirkphase deutlich reduzierten Hubweg, der vom Sitzbenutzer zwar wahrgenommen wird, jedoch nicht als unangenehm empfunden wird. Der verringerte Hubweg der Stellelemente kann weder in nennenswertem Maße eine Kippbewegung des Beckens noch eine Rotationsbewegung des Rückens erzeugen. Mit dem verringerten Hubweg wird gegebenenfalls noch eine Massagewirkung erreicht, jedoch keine physiologische Auswirkung im Sinn einer Mobilisation des Beckens und/oder des Rückens. Somit kann der Sitzbenutzer erfindungsgemäß auf die größeren Hubwege während der Wirkphase „eingestimmt“ werden. Die sich an die anfängliche Gewöhnungsphase anschließende Wirkphase dauert grundsätzlich unbegrenzt an. Die Dauer eines Zyklus der Hubbewegung beträgt etwa 90 Sekunden.
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Durch die vorbereitende Gewöhnungsphase wird verhindert, dass der Sitzbenutzer das Einsetzen der physiologisch wirksamen Hubbewegung der Stellelemente, wie aus der
WO 2007/ 121 874 A1 bekannt, als unangenehm empfindet und demzufolge das bekannte System nicht verwendet, obwohl es beispielsweise in einem Fahrzeug zur Verfügung steht.
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Da die aus der
WO 2007/ 121 874 A1 bekannte Ansteuerung üblicherweise nicht zur Serienausstattung eines Kraftfahrzeuges gehört, sondern eine eigens zu bestellende Sonderausstattung darstellt, kann sich der Käufer eines Neufahrzeuges vor der Konfiguration seines neuen Fahrzeugs von der Annehmlichkeit der erfindungsgemäßen Ansteuerung überzeugen und wird sich bei einer erfindungsgemäßen Ansteuerung eines Sitzes aufgrund der vorgeschalteten Gewöhnungsstufe in verstärktem Maß für einen Sitz mit der physiologisch wirksamen Ausstattung gemäß der
WO 2007/ 121 874 A1 entscheiden.
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Von den in Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung betrachteten physiologisch wirksamen Stellelementen gemäß der
WO 2007/ 121 874 A1 sind die hinlänglich bekannten „Massagesitze“ zu unterscheiden, bei denen lediglich ein Massageeffekt erzielt wird, wie beispielsweise in der
DE 201 08 345 U1 oder der
DE 38 30 235 C2 beschrieben, ohne physiologisch wirksame Mobilisation von Becken und/oder Rücken des Sitzbenutzers.
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Weiterhin ist aus der
EP 1 688 119 A1 eine Vibrationseinrichtung bekannt, mit der die Durchblutung bei sitzenden oder liegenden Personen angeregt werden kann. Hierzu werden an den Auflagebereichen der gefährdeten Körperpartien Schwingungen mit einer Frequenz von 5 bis 30 Hz eingekoppelt. Die Schwingungen werden in einer als bevorzugt angesehenen Weise zyklisch erzeugt, da ein dauerhaftes Vibrieren als unangenehm empfunden wird. Dabei hat sich gezeigt, dass die Einleitung von Schwingungen in mehreren Zyklen mit einer Dauer von jeweils weniger als einer Minute, beispielsweise mit einer Dauer von 30 Sekunden, völlig ausreichend ist. Hierbei ist es zweckmäßig, bei mehreren nacheinander durchgeführten Schwingungszyklen zunächst mit einer geringeren Schwingungsintensität zu beginnen und dann die Intensität von Zyklus zu Zyklus zu steigern. Hierdurch wird vermieden, dass sich beispielsweise ein Autofahrer beim Einsetzen der Vibrationen erschreckt.
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Im Unterschied zur
EP 1 688 119 A1 wird gemäß der Erfindung während einer Wirkphase das Becken einer sitzenden Person gekippt und/oder auf den Rücken einer sitzenden Person eine Rotationsbewegung aufgebracht. Mit dem Kippen des Beckens und/oder dem Rotieren des Rückens wird eine Mobilisierung des Beckens und/oder des Rückens erreicht. Die Mobilisierung erfolgt mit einer Zykluszeit von etwa 90 Sekunden, also mit einer Frequenz von etwa 0,01 Hz. Ferner dauert die Mobilisierung grundsätzlich unbegrenzt an, ist also nicht in einzelne Zyklen von weniger als einer Minute, beispielsweise 30 Sekunden, unterteilt. Erfindungsgemäß wird mit einer physiologisch nicht oder kaum wirksamen Gewöhnungsphase an die Wirkphase herangeführt.
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Der Übergang zwischen der Gewöhnungsphase und der Wirkphase kann sprunghaft erfolgen, also mit einem vergleichsweise großen Änderungsgradienten des Hubweges. Hinsichtlich des Komforts des Sitzbenutzers kann es jedoch sinnvoller sein, den Übergang von der Gewöhnungsphase in die Wirkphase stetig erfolgen zu lassen.
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In besonders vorteilhafter Weise wird vorgeschlagen, zwischen einer anfänglichen Gewöhnungsphase und der anschließend grundsätzlich unbegrenzt andauernden Wirkphase eine relativ kurze Übergangsphase vorzusehen, während der eine stetige Angleichung des Hubweges der Gewöhnungsphase an den Hubweg der Wirkphase erfolgt. Bei dieser letztgenannten Variante ist es möglich, eine relativ lange „Einstimmung“ während der Gewöhnungsphase mit niedrigem Hubweg vorzusehen, so dass der Sitzbenutzer sich an die Hubbewegung der Stellelemente grundsätzlich gewöhnen kann. Nach dieser Gewöhnungsphase erfolgt dann ein vergleichsweise schneller Übergang in die Wirkphase.
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In vorteilhafter Weise kann der Sitzbenutzer den Hubweg der Stellelemente während der Gewöhnungsphase beeinflussen. Auch die Zeitdauer der Gewöhnungsphase und/oder der Übergangsphase kann durch den Sitzbenutzer gewählt werden. Der Hubweg der Stellelemente während der Wirkphase hingegen ist in der Regel unveränderbar vorgegeben, um die physiologische Wirkung zu gewährleisten.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird mit der Inbetriebnahme der Ansteuerung des Sitzes zunächst selbsttätig mit der Gewöhnungsphase begonnen. Nach einer bestimmten Vorlaufzeit der Gewöhnungsphase erfolgt selbsttätig der Übergang in die Übergangsphase oder die Wirkphase.
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Alternativ kann vorgesehen sein, dass der Sitzbenutzer individuell zwischen einem Start mit der Gewöhnungsphase und einem unmittelbaren Einsetzen der Wirkphase wählen kann. Sofern in der Ansteuerung eine Übergangsphase vorgesehen ist, kann hier eine weitergehende Auswahl getroffen werden, indem ein Ablauf mit oder ohne Übergangsphase gewählt wird oder indem die Ansteuerung mit der Übergangsphase startet. Die Ansteuerung kann grundsätzlich aus jeder Phase heraus unmittelbar durch den Sitzbenutzer oder in Abhängigkeit fahrzeugbezogener Parameter unterbrochen oder beendet werden.
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In besonders einfacher Weise kann die Anwahl von Gewöhnungsphase, Übergangsphase und Wirkphase durch einen Schalter erreicht werden, der durch mehrmaliges aufeinanderfolgendes Antippen die einzelnen Phasen direkt ansteuert. So kann beispielsweise durch einmaliges Antippen des Schalters der normale Ablauf „Gewöhnungsphase, die mit Übergangsphase in die Wirkphase übergeht“ gestartet werden. Bei zweimaligem Antippen des Schalters kann hingegen beispielsweise der Ablauf mit einer Übergangsphase gestartet werden. Bei dreimaligem Antippen des Schalters schließlich ist es beispielsweise möglich, die Ansteuerung des Sitzes sofort mit der Wirkphase beginnen zu lassen. Der Status der Ansteuerung kann durch ein Leuchtsignal, beispielsweise durch drei Leuchtdioden entsprechend den Stufen Gewöhnungsphase - Übergangsphase - Wirkphase dem Sitzbenutzer verdeutlicht werden.
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Der Hubweg während der Gewöhnungsphase beträgt weniger als 70 % des für die physiologische Wirkung erforderlichen Hubweges während der Wirkphase. Selbstverständlich kann der Hubweg während der Gewöhnungsphase weiter reduziert sein, beispielsweise auf 60 %. Im Sinn einer behutsamen Gewöhnung beträgt der Hubweg während der Gewöhnungsphase bevorzugt weniger als 50 % des Hubweges während der Wirkphase.
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Ein mögliches Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgen näher beschrieben. Es zeigt:
- 1 einen Sitz mit einer Mehrzahl von Stellelementen im Sitzkissen und der Rückenlehne und
- 2 bis 4 Diagramme zur Verdeutlichung des Ablaufs einer erfindungsgemäßen Ansteuerung.
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1 zeigt einen in seiner Gesamtheit mit 1 bezeichneten Sitz mit einer Rückenlehne 2, einer Kopfstütze 3 und einem Sitzkissen 4. Die Längsmittenebene des Sitzes 1 ist mit 10 bezeichnet. In der Rückenlehne 2 sind sechs Stellelemente A bis F vorgesehen, wobei die Stellelemente A, C und E spiegelbildlich zu den Stellelementen B, D und F angeordnet sind. Das Sitzkissen 4 weist zwei Stellelemente G und H auf, die ebenfalls symmetrisch zur Längsmittenebene 10 des Sitzes 1 angeordnet sind. Die Stellelemente G und H befinden sich in demjenigen Bereich des Sitzkissens 4, der den Sitzbeinhöckern eines Sitzbenutzers gegenüberliegt.
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Die Stellelemente A bis H sind verdeckt unterhalb der Anlagefläche des Sitzbenutzers mit dem Sitz 1 angeordnet. Sie sind als Hubelemente ausgeführt und bewirken eine Bewegung in etwa senkrecht zur Anlagefläche des Sitzbenutzers am Sitz 1. Damit wird eine Kraft und in der Folge eine Bewegung auf den Rücken bzw. das Gesäß eines Sitzbenutzers ausgeübt. Mit der Hubbewegung der Stellelemente A bis H wird eine Rotation des Rückens und eine Verkippung des Beckens erreicht, wodurch eine Mobilisation der Wirbelsäule erzielt wird. Eine Massagewirkung ist primär nicht beabsichtigt.
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Die 2 bis 4 zeigen Ablaufdiagramme zur Ansteuerung des Sitzes 1 am Beispiel der Stellelemente G und H, die eine Verkippung des Beckens bewirken.
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Im Fall des Ausführungsbeispiels gemäß
2 sind die Stellelemente G und H als hydraulische Blasen
11 und
12 ausgeführt. Die wechselseitige Befüllung der Blasen
11 und
12 erfolgt durch ein periodisches Umpumpen der Hydraulikflüssigkeit zwischen den beiden Blasen
11 und
12. Die Zeitintervalle sind mittels einer hinterlegten Steuerung vorgegeben. Die zu fördernde Flüssigkeitsmenge wird durch Pumpenumdrehungsimpulse gesteuert, wie in der
EP 0 991 342 B1 , Abschnitte [0053] bis [0059] ausführlich beschrieben.
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Oberhalb der Blasen 11 und 12 ist die Anlagefläche des Sitzbenutzers mit dem Sitzkissen 4 durch einen Balken 13 versinnbildlicht, wobei eine waagrechte Ausrichtung des Balkens 13 die Normalstellung des Beckens des Sitzbenutzers symbolisiert, während eine Schiefstellung des Balkens 13 die Verkippung des Beckens des Sitzbenutzers repräsentiert.
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Der Ablauf der Ansteuerung beginnt - ausgehend von einer Startphase S, in der die Stellelemente G und H des Sitzes 1 deaktiviert sind - mit der Gewöhnungsphase I, die über eine Übergangsphase II in die Wirkphase III übergeht. Der Übergang von einer Phase zur nächsten erfolgt durch eine Veränderung des Volumenstroms zwischen den Blasen 11 und 12, indem die Anzahl der Pumpenumdrehungsimpulse pro Zeiteinheit während der Übergangsphase II erhöht wird, bis in der Wirkphase III die volle Impulszahl erreicht ist.
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Im Ausgangszustand befinden sich die Blasen 11 und 12 in einer Mittellage, in der die Blasen 11 und 12 halb befüllt sind. Diesem Ausgangszustand ist der Hubweg „0“ zugeordnet, während der maximale Hubweg bei der Maßzahl „1“ erreicht ist. Dazwischen liegende Hubwege sind mit Maßzahlen zwischen „0“ und „1“ bezeichnet.
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Der Ablauf gemäß 2 beginnt nach der Startphase S mit der Gewöhnungsphase I, in der der Füllgrad der Blasen 11 und 12 auf etwa 40 % des maximal möglichen Füllgrades begrenzt ist. Hierbei wird - ausgehend von einer Mittellage der beiden Blasen 11 und 12 - zunächst die linke Blase 11 durch entsprechend gesteuerte hydraulische Befüllung mit einem Hubweg von „+ 0,4“ nach oben bewegt, während die Blase 12 in demselben Maß „- 0,4“ entleert, also nach unten bewegt, wird. Hierdurch wird ein Kippen des Beckens erzeugt, wie aus der geneigten Darstellung des Balkens 13 ersichtlich. Nach einer Haltezeit erfolgt ein Entleeren der Blase 12 und ein Befüllen der Blase 11, so dass wiederum die Mittellage der Blasen 11 und 12 erreicht und über eine bestimmte Zeitdauer gehalten wird. Hieran schließt sich ein gegenläufiges Befüllen der Blasen 11 und 12 an, indem Hydraulikflüssigkeit aus der Blase 11 in die Blase 12 umgepumpt wird, bis die Blase 11 den Hubweg „- 0,4“ und die Blase 12 den Hubweg „+ 0,4“ ausgeführt hat. Auch hieran schließt sich eine Haltezeit für die Kippung des Beckens des Sitzbenutzers an. Der erste Zyklus wird durch das Zurückpumpen von Hydraulikflüssigkeit aus der Blase 12 in die Blase 11 abgeschlossen, bis wieder die Mittellage der Blasen 11 und 12 erreicht ist.
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Die Dauer t des beschriebenen Zyklus beträgt etwa 90 Sekunden und umfasst ein gegenläufiges Verkippen des Beckens eines Sitzbenutzers mit dazwischen liegenden Haltezeiten. Selbstverständlich können auch kürzere oder längere Zykluszeiten t vorgegeben sein, auch mit unterschiedlich lang bemessenen Umpump- und Haltezeiten.
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Die Zeitdauer T der Gewöhnungsphase I beträgt beispielsweise etwa 9 min, setzt sich also aus sechs aufeinander folgenden Zyklen mit einer maximalen Befüllung der Blasen 11a bis 12b zu ca. 40% zusammen. Die Wiederholung der Zyklen während der Gewöhnungsphase I ist in dem Diagramm gemäß 2 lediglich durch einen halben sich anschließenden Zyklus angedeutet.
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In der nachfolgenden Übergangsphase II wird der Füllgrad der Blasen 11 und 12 in zwei Schritten auf ca. 60 und 80% erhöht (Hubwege „+/- 0,6“ bzw. „+/- 0,8“), wie aus dem Mittelteil der Diagrammdarstellung von 2 zu erkennen ist.
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Die Übergangsphase kann - wie dargestellt - aus nur einem Zyklus bestehen. Alternativ sind selbstverständlich auch mehrere Zyklen denkbar, auch mit von der Gewöhnungsphase I abweichender Zyklusdauer t.
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An die Übergangsphase II schließt sich die Wirkphase III an, mit einer Befüllung der Blasen 11 und 12 zu 100%, wodurch sich ein Gesamtblasenhub von „+ /-1“ ergibt, wie aus dem rechten Teil der Diagrammdarstellung gemäß 2 zu erkennen ist. Die Wirkphase III ist grundsätzlich zeitlich unbegrenzt:
- Der erfindungsgemäße Ablauf kann in vorteilhafter Weise ohne Modifikation der mechanischen Stellelemente A bis H realisiert werden. Es ist lediglich eine entsprechende Programmierung der Ansteuerungs-Software erforderlich, um die Drehzahl der Pumpe anzusteuern und den gesamten zeitlichen Ablauf vorzugeben.
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Die
3 und
4 betreffen erfindungsgemäße Abläufe unter Einsatz jeweils paarweise übereinander angeordneten pneumatischer Blasen
11a und
11b bzw.
12a und
12b. Eine derartige Anordnung und ihre grundsätzliche Wirkungsweise ist in der
EP 0 991 342 B1 , Abschnitte [0060] bis [0063], ausführlich beschrieben.
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Die in den 3 und 4 dargestellten Diagramme entsprechen sich in ihrem grundsätzlichen Ablauf und unterscheiden sich durch eine „konstante Mittellage“ (3) bzw. eine „ansteigende Mittellage” (4).
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Der leere Zustand der Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b ist mit „0“ bezeichnet, während der maximale Hubweg jeder einzelnen Blase der Maßzahl „1“ entspricht. Dazwischen liegende Hubwege sind mit Maßzahlen zwischen „0“ und „1“ bezeichnet, so dass beispielsweise der hälftige maximale Hubweg jeder der Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b der Maßzahl „0,5“ entspricht.
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Im Unterschied zu den hydraulischen Blasen 11 und 12 gemäß 2 sind alle pneumatischen Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b gemäß den 3 und 4 im Ausgangszustand leer. Zum Anfahren einer Mittellage werden zunächst die unteren Blasen 11b und 12b befüllt, so dass der Ausgangszustand S des Sitzes 1 erreicht wird. Hierbei bleiben die oberen Blasen 11a und 12a leer.
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Beim Ablauf gemäß
3 werden zunächst - ausgehend vom leeren Zustand aller Blasen
11a und
11b sowie
12a und
12b - die unteren Blasen
11b und
12b vollständig befüllt (Hubweg „1“). Nach einer Haltedauer während dieser Startphase S beginnt nun die Gewöhnungsphase I, indem in Analogie zu dem bereits aus der
EP 0 991 342 B1 bekannten Zyklus das gleichzeitige Füllen der linken oberen Blase
11a und das Entleeren der rechten unteren Blase
12b erfolgt, wodurch eine Kippung des Beckens des Sitzbenutzers erreicht wird, symbolisiert durch eine entsprechende Schrägstellung des Balkens
13. Im Rahmen der Gewöhnungsphase I werden die linke obere Blase
11a und die rechte untere Blase
12b dabei erfindungsgemäß nicht vollständig befüllt bzw. entleert, sondern etwa nur zur Hälfte (Maßzahl „0,5“). Nach einer vorgegebenen Haltezeit erfolgt das Entleeren der Blase
11a und das Befüllen der Blase
12b, so dass wiederum die Mittellage erreicht und gehalten wird. Anschließend wird die rechte obere Blase
12a teilweise befüllt, während die linke untere Blase
11b gleichzeitig teilweise entleert wird, so dass das Becken des Sitzbenutzers gegensinnig verkippt wird. Der erste Zyklus wird abgeschlossen durch das gegenläufige Entleeren der rechten oberen Blase
12a und das Befüllen der linken unteren Blase
11b, so dass wiederum die Mittellage erreicht wird.
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Wie bereits zu 2 ausgeführt, ist die Dauer T der Gewöhnungsphase auch in der Diagrammdarstellung der 3 nur beispielhaft zu verstehen.
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An die Gewöhnungsphase I schließt sich die Übergangsphase II an, analog dem Ausführungsbeispiel gemäß 2. Hierbei wird bei der Verkippung des Beckens nach links der maximale Hubweg zu 70 %, bei der Verkippung des Beckens nach rechts der maximale Hubweg zu 85 % ausgeschöpft.
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An die Übergangsphase II schließt sich die Wirkphase III an, mit maximalem Hubweg der jeweiligen Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b (Hubweg „1“).
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Beim Ausführungsbeispiel gemäß 4 handelt es sich ebenfalls um das Ablaufschema einer pneumatischen Ansteuerung, jedoch im Unterschied zum Ausführungsbeispiel der 3 mit einer ansteigenden Mittellage.
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Ausgehend vom leeren Zustand aller Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b werden zunächst die unteren Blasen 11b und 12b zur Hälfte befüllt (Hubweg „0,5“). Diese gegenüber dem Ausführungsbeispiel gemäß 3 abgesenkte Mittellage wird während der gesamten Gewöhnungsphase I beibehalten, die im Übrigen identisch zum Ausführungsbeispiel gemäß 3 abläuft.
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An die Gewöhnungsphase I schließt sich die Übergangsphase II mit einer ansteigenden Mittellage an. Die Anhebung der Mittellage erfolgt durch ein Befüllen der beiden unteren Blasen 11b und 12b bis zum Hubweg „0,7“, - anstatt der Anhebung während der Gewöhnungsphase I jeweils auf den Hubweg „0,5“.
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Zur Verkippung des Beckens nach links wird nun die rechte obere Blase 12a bis zum Hubweg „0,7“ befüllt und die linke untere Blase 11b entleert. Nach einer vorgegebenen Haltezeit werden nun die beiden unteren Blasen 11b und 12b zur weiteren Anhebung der Mittellage auf den Wert „0,85“ befüllt. Nach Ablauf der Haltezeit wird die linke obere Blase 11a nahezu vollständig befüllt, während die rechte untere Blase 12b entleert wird, um die Kippung des Beckens zur rechten Seite zu vollziehen. Am Ende der Übergangsphase II werden beide unteren Blasen 11b und 12b vollständig befüllt, so dass nunmehr dieselbe Mittellage erreicht ist wie beim Ausführungsbeispiel gemäß 3.
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An die Übergangsphase II schließt sich die Wirkphase III an, identisch zum Ausführungsbeispiel gemäß 3.
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Bei den pneumatischen Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b werden die Zeitintervalle beispielsweise durch einen konstant laufenden Nocke-Ventil-Mechanismus gesteuert, der nachfolgend als Druckverteiler bezeichnet ist. Der erforderliche Luftvolumenstrom wird über eine Pneumatikpumpe zur Verfügung gestellt. Die Ansteuerung für die Pumpe erfolgt über den Druckverteiler und ein Sitzsteuergerät.
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Um beim Ausführungsbeispiel gemäß 4 eine ansteigende Mittellage zu erreichen, wird für die Gewöhnungsphase I der Volumenstrom pro Zeiteinheit durch entsprechende softwaretechnische Ansteuerung reduziert und während der Übergangsphase II erhöht, bis der erforderliche Volumenstrom für die Wirkphase III erreicht ist.
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Um beim Ausführungsbeispiel gemäß 3 eine konstante Mittellage zu erreichen, erfolgt eine unterschiedliche Volumenstromzuteilung an die einzelnen Blasen 11a und 11b sowie 12a und 12b durch geschaltete Drosselventile. Eine weitere Möglichkeit besteht beispielsweise im Einsatz von Drosselventilen mit variablen Ventilerhebungs- und Ventilschließkurvengeometrien. Dies kann zum Beispiel durch eine Nockenwelle mit in axialer Richtung konisch verlaufenden Ventilnocken realisiert werden. Größe, Zeitpunkt und Zeitverlauf der Ventilöffnung werden hierbei über eine axiale Verschiebung der Nockenwelle durch einen zusätzlichen Aktuator erreicht.
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Wie aus der vorstehenden Erläuterung hervorgeht, ist der apparative und regelungstechnische Aufwand zur Realisierung einer konstanten Mittellage größer als bei der Variante mit ansteigender Mittellage. Von Vorteil bei der konstanten Mittellage ist jedoch, dass der Sitzbenutzer in der Startphase S einmalig auf die Mittellage angehoben wird. Demgegenüber erfolgt beim Ablaufschema gemäß 4 ein Anheben der Sitzbeinhöcker des Sitzbenutzers sowohl in der Startphase S als auch in der Übergangsphase II. Dieses stufenweise Anheben wird jedoch im praktischen Betrieb vom Sitzbenutzer kaum wahrgenommen.
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Alle in Zusammenhang mit dem Ausführungsbeispiel gemäß 2 bereits gemachten allgemeinen Angaben und Erläuterungen gelten für die Ausführungsbeispiele gemäß den 3 und 4 sinngemäß.
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Der Sitzbenutzer kann aus jeder der drei Phasen I, II und III die Ansteuerung des Sitzes 1 unmittelbar beenden. Je nach Ausgestaltung des Schalters zur Ansteuerung kann der Zyklus auch mit jeder der Phasen I, II und III gestartet werden. Bevorzugt soll jedoch, um das erfindungsgemäße Ergebnis zu erzielen, ein Start mit der Gewöhnungsphase I erfolgen.
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Zusammenfassend lässt sich die Erfindung wie folgt beschreiben: Bei einem bekannten Sitz 1 mit einer Rückenlehne 2 und einem Sitzkissen 4 ist zu beiden Seiten der Längsmittenebene 10 des Sitzes 1 wenigstens jeweils ein Stellelement A bis H vorgesehen. Durch alternierende Ansteuerung der Stellelemente A bis H in den beiden Hälften des Sitzes 1 wird eine Mobilisierung der Wirbelsäule eines Sitzbenutzers erreicht. Da für eine physiologische Wirksamkeit dieser Mobilisierung vergleichsweise große Hubwege der Stellelemente A bis H erforderlich sind, wird zur Erhöhung der Akzeptanz einer derartigen Mobilisierung erfindungsgemäß vorgeschlagen, der Wirkphase III eine Gewöhnungsphase I vorzuschalten. Während der Gewöhnungsphase I üben die Stellelemente A bis H beispielsweise nur etwa die Hälfte des Hubes während der Wirkphase III aus. Bevorzugt erfolgt der Übergang von der Gewöhnungsphase I in die Wirkphase III über eine zwischengeschaltete Übergangsphase II.