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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung für einen
temporären
Ileo- oder Urostomaverschluss.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Eine
Vorrichtung der eingangs genannten Art findet Verwendung bei Personen
mit einer chirurgisch hergestellten Öffnung eines Hohlorgans zur Körperoberfläche, z.
B. einem künstlichen
Darmausgang, einem sog. Stoma. Das Wort Stoma leitet sich aus dem
Griechischen ab und wird übersetzt
mit „Mund" oder „Öffnung". Durch entsprechende
Vorsilben wird in verschiedene Darmausgänge unterschieden. Man spricht
bei der Ausleitung des Dünndarms von
einem Ileostoma, des Dickdarms von einem Kolostoma und bei der Ausleitung
von Urin von einem Urostoma. Beim Kolostoma wird nochmals unterschieden
in Descendostoma bzw. Sigmoidostoma und Transversostoma, beim Urostoma
zwischen einer Uretherhautfistel und einem Conduit.
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Ein
Stoma kann auf Zeit (temporär)
oder auf Dauer (permanent) angelegt werden. Ein Stoma kann einlumig
(endständig
bzw. terminal) oder doppellumig (doppelläufig) sein.
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Der
häufigste
Grund für
die Anlage eines Stomas ist eine Krebserkrankung des Mastdarms (Rektumcarcinom)
oder des Anus (Analcarcinom). Bei der operativen Entfernung des
Tumors kann es notwendig sein, dass zudem der Darm-Schließmuskel
entfernt und ein künstlicher
Darmausgang am Bauch konstruiert werden muss.
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Bei
einigen Operationsverfahren kann der natürliche Schließmuskel
unter Umständen
erhalten werden. In diesem Fall wird nur ein vorübergehender künstlicher
Darmausgang angelegt, um die Heilung der Nahtstelle am Dickdarm
zu gewährleisten
(Anastomosenschutz).
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Die
zweithäufigste
Ursache ist die Erkrankung an einer chronisch entzündlichen
Darmerkrankung wie dem Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa. Bei
diesen Erkrankungen kann man durch eine Stomaanlage Darmabschnitte,
die z. B. entzündet sind,
für eine
gewisse Zeit oder auf Dauer still legen. Muss man den erkrankten
Darm teils oder ganz entfernen, kann ebenfalls eine Stomaanlage
notwendig werden.
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Bei
einem Anus praeter des Ileums wird flüssiger, aggressiver Darminhalt
durch das Stoma entleert. Die Flüssigkeitsmenge
liegt je nach Trink- und Ernährungsgewohnheit
bei bis zu ca. 2500 ml/d. Man unterscheidet eine endständige und
doppelläufige Ileostomie.
Welche Art angelegt wird, ist abhängig von der Erkrankung.
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Bei
einem Anus praeter des Dickdarms entleert sich mehr oder weniger
geformter Stuhl durch das Colostoma. Die Gasbildung ist bei Colostomien groß.
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Wie
bei der Ileostomie unterscheidet man eine endständige und eine doppelläufige Colostomie: Eine
endständige
Stoma-Anlage wird immer dann angelegt, wenn im Mastdarm oder am
After eine Erkrankung besteht, die es erforderlich macht, dass Mastdarm,
Anus mit Schließmuskel
entfernt werden müssen.
Andere Krankheitsbilder erfordern eine vorübergehende Stilllegung des
betroffenen Darmabschnitts, sodass nach dessen Ausheilung, das Stoma
wieder zurückverlegt
werden kann.
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Bei
einem Urostoma wird das Stoma zur Ausleitung von Urin geschaffen.
Aufgrund verschiedener Erkrankungen des harnableitenden Systems kommt
es zum Verlust seiner Funktion. Um diese wieder gewährleisten
zu können,
sind bewährte
Operationsmethoden notwendig, die in der Regel zur künstlichen
Harnableitung führen.
Die häufigsten Formen
der Harnableitung sind das Ileum-Conduit, das Colon-Conduit und
in seltenen Fällen
noch die Ureterfisteln (Harnleiterhauffisteln).
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Es
gibt trockene und nasse Urostomata. Beim nassen Stoma wie bei der
Ureter-Haut-Fistel wird
der von der Blase abgesetzte Harnleiter direkt durch die Bauchdecke
gezogen und an der Haut befestigt. Der Harnleiter muss in den meisten
Fällen mittels
eines dünnen
Katheters auf Dauer geschient bleiben, denn das Stoma kann sich
leicht verengen und somit den Abfluss behindern.
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Bei
einem Ileum-Conduit werden die abgesetzten Harnleiter in einen ausgeschalteten
Dünndarmanteil
eingepflanzt. Dieses Segment wird nippelförmig in die Bauchdecke eingenäht. Bei
einem Colon-Conduit werden die abgesetzten Harnleiter in einen ausgeschalteten
Dickdarmanteil eingepflanzt. Dieser Anteil wird auch nippelförmig in
die Bauchdecke eingenäht.
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An
alternativen Operationsmethoden sind zur kontinenten Ileostomie,
der ileoanale Pouch (J-, S- oder W-Pouch) und die Kocksche Tasche (Kock-Pouch)
zu nennen. Nicht in jedem Fall ist eine dieser Operationsmöglichkeiten
möglich.
Beim ileoanalen Pouch wird als Alternative zu einem Ileostoma, nach
Entfernung des Dickdarms, aus den letzten Dünndarmschlingen ein künstliches
Reservoir ähnlich
einer Tasche erzeugt. Dieses Reservoir hat am unteren Ende eine Öffnung,
die mit dem Schließmuskelapparat
verbunden wird. Bei erhaltenem Schließmuskel sammelt sich der Stuhl
in dem Pouch und kann dann wie zuvor über den After ausgeschieden werden.
Bei der schwer verlaufenden Colitis Ulcerosa wird er meist als J-Pouch
von sehr erfahrenen Chirurgen angelegt.
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Bei
der Kockschen Tasche wird ebenfalls aus den unteren Dünndarmschlingen
ein künstliches
Reservoir ähnlich
einer Tasche gebildet. Ein weiteres Stück Darm wird aus dem Dünndarm entnommen und
als Verbindung von der Kockschen Tasche zu einer kleinen Öffnung in
der Bauchdecke benutzt. Durch die Operationstechnik wird sichergestellt,
das während
der Füllphase
des Reservoirs kein Stuhl durch die Öffnung in der Bauchdecke nach
außen
gelangen kann, erst durch das Einführen eines Katheters entleert
sich das Reservoir. Heute wird der ileoanale Pouch in der Methode
der Wahl dem Kock Pouch vorgezogen.
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Man
schätzt,
dass in der westlichen Welt von 1000 Personen eine mit einem Stoma
lebt.
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Üblicherweise
müssen
Dünndarmastomata (Ileostoma)
und Urostomata in einen Stomabeutel abgeleitet werden. Der dünnflüssige Darminhalt
bei Dünndarmableitungen
liegt je nach Nahrungszufuhr bei bis zu 2500 ml/Tag. Der Dickdarm
ist ausgeschaltet und erfüllt
seine normale Funktion (Regulation von Wasser- und Salzhaushalt)
nicht mehr. Für
den betroffenen Patienten bedeutet dass, das er ständig einen
Stomabeutel am Körper
tragen muss, in den sich stündlich
beim Ileostoma im Schnitt ca. 80–100 ml Flüssigkeit entleert. Die Flüssigkeitsmenge
kann man durch ein angepasstes Trink- und Essverhalten regulieren,
sie darf jedoch im Tagesmittel gewisse Mengen nicht unterschreiten,
um Störungen
des Wasserhaushaltes und damit u. a. auch eine renale Dysfunktion
zu vermeiden (Verlust von Flüssigkeit und
Elektrolyten).
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Neben
cancerogen Erkrankungen des Colons können auch entzündliche
Erkrankungen von Dick- und Dünndarm
(z. B. Sigmavivertikulitis, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa)
zur Notwendigwendigkeit der Anlage eines Dünndarmstomas führen. Gerade
Patienten mit Erkrankungen aus den Bereichen Morbus Crohn oder Colitis
ulcerosa müssen nicht
selten ein temporäres
Ileostoma bzw. auch häufig
ein entgültiges
Ileostoma erhalten. Dies ist notwendig um persistierende Fistelbildungen
im Enddarmbereich zur Abheilung zu bringen bzw. bei schlechter Schließmuskelfunktion.
Patienten mit entzündlichen
Darmerkrankungen sind überwiegend junge
Patienten und müssen
im betroffenen Fall viele Jahre mit einem Ileostoma leben.
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Die
Indikation für
die Anlage eines Urostomas (Ileum-Conduit bzw. Bricker Blase) ist
u. a. bei Vorliegen von Blasen-Harnleitertumoren, Atresien und Missbildungen,
Schrumpfblasen (Strahlenschäden),
Gynäkologischen
Tumoren, neurogenen Blasenentleerungsstörungen, Tumoren des kleinen
Beckens und Verletzungen gegeben.
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Irrigation
ist ein Begriff aus dem Griechischen und bedeutet „Bewässerung" oder „Spülung". Eine solche Spülung des
Darms in regelmäßigen Abständen bewirkt
dessen regelmäßige Entleerung. Nach
der Irrigation sind für
24 bis 48 Stunden keine Ausscheidung zu erwarten, so dass in dieser
Zeit keine Beutel, sondern nur eine unauffällige Stomakappe getragen werden
kann. Allerdings ist eine Irrigation nur für Stomaträger mit fest geformten Ausscheidungen
geeignet und auch dann nur unter bestimmten Voraussetzungen. Für die Irrigation
wird ein spezielles Irrigationsset benötigt.
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STAND DER TECHNIK
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Zum
Schutz der verschiedenen Stomata bei bestimmten Tätigkeiten
hat die Industrie eine ganze Reihe von verschiedenen modischen Stomabandagen
bzw. Stomamiedern für
Damen und Herren entwickelt. In diese Bandagen und Mieder ist meist
eine Tasche für
den Beutel integriert und soll dem Patienten vermehrt Sicherheit
in der Freizeit, Sport und Beruf bieten.
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Das
Angebot an Produkten für
die Stomaversorgung ist nahezu unüberschaubar groß. Überwiegend
stellen die verwendeten Produkte eine einteilige Versorgung bereit
d. h. die Hautschutzplatte ist fest mit dem Beutel verbunden. Um
eine Überbeanspruchung
der Haut zu vermeiden, sollten Einteiler höchstens dreimal am Tag gewechselt
werden. Einteiler sind sehr flach, tragen wenig auf, sind flexibel und
einfach in der Anwendung.
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Die
zweiteilige Versorgung umfasst eine Basisplatte als Hautschutz und
einen zugehörigen
Beutel. Auf der Basisplatte ist ein Rastring angebracht, an den
der Beutel einfach angerastet werden kann. Die Basisplatte kann
mehrere Tage auf der Haut verbleiben und der Beutel dennoch beliebig
oft gewechselt werden.
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An
Beutelarten gibt es geschlossene Beutel, die in der Regel für die Colostomie
verwendet werden. Geschlossene Beutel haben in der Regel einen Aktivkohlefilter,
der die bei der Verdauung entstehenden Gase geruchsneutral entweichen
lässt.
Je nach Bedarf kann der geschlossene Beutel etwa zwei bis drei mal
täglich
gewechselt werden.
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Ausstreifbeutel
(offene Beutel) werden überwiegend
bei der Ileostomie verwendet, da es hier zu überwiegend dünnflüssigen bis
breiigen Ausscheidungen kommt. Ileostomiebeutel haben einen Bodenauslaß, der mit
einer Klammer verschlossen wird, sodass der Betroffene den Beutel über den
Bodenauslass entleeren kann und nicht ständig die gesamte Versorgung
wechseln muss. Meist sind diese Beutel ohne integrierten Filter;
allerdings werden von einigen Herstellern auch Ausstreifbeutel mit
integriertem Filter angeboten.
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Stomaträger mit
Dünndarm-/Urostomata sind
auf Grund der hohen produktiven Flüssigkeitsmenge gezwungen eine
ständige
Beutelversorgung zu tragen. Ein kurzzeitiges Umsteigen auf alternative Stomakappen,
wie sie nach Irrigation beim Colostoma verwendet werden und damit
eine zeitlich begrenzte „Befreiung" vom Beutel- ist
aus technischen Gründen
nicht möglich.
Die betroffenen Urostomaträger
müssen
ihr Leben mit dem Beutel arrangieren. Betroffen sind über die
Maßen
junge Patienten, die an entzündlichen
Darmerkrankungen leiden.
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DE 195 81 684 T1 beschäftigt sich
mit Stomabeuteln allgemein und im besonderen mit einem Wegwerfeinsatz
zur Verwendung in einem herkömmlichen
Stomabeutel. Bei der Erfindung der D1 bleibt also der herkömmliche
Stomabeutel erhalten. Die D1 bietet keine Lösung für einen temporären Stomaverschluss.
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Die
weiteren Dokumente zum Stand der Technik beschäftigen sich mit Vorrichtungen
und Einsätzen
für einen
Colostomaverschluss. Eine Verwendung derartiger Colostomaverschlüsse kommt
aber für
ein Ileo- oder Urostoma nicht in Frage.
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US 6 050 982 A beschreibt
einen temporären Colostomaverschluss,
bei welchem eine Hülse
permanent in das Colostoma eingeführt ist. In dieser Hülse befindet
sich ein gefalteter Schlauch, der nach Lösung einer Abdeckkappe herausgezogen
und als Leitung zum Abfließen
des Darminhaltes verwendet werden kann.
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DE 103 33 706 A1 offenbart
ein Verschlusssystem für
ein Colostoma mit einem integrierten zusammengefalteten Ballon.
Nach Einführung
eines Stopfens in die Bauchwand wird der Ballon durch einen im Stopfen
befindlichen Kanal aufgefaltet und kommt mit seiner Außenwandung
an der Darmwand zur Anlage. Für
die Entnahme des Stuhls kann eine innere Hülse des Stopfens aus einer äußeren Hülse herausgezogen
und der Ballon selbst durch die Öffnung
der äußeren Hülse hindurchgezogen
werden, so dass der Ballon dann als Aufnahmebehälter für den Stuhl fungiert.
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WO 90/07311 A1 offenbart
ebenfalls einen temporären
Colostomaverschluss mit abnehmbarem Deckel und darin integriertem
Beutel. Auch dieser Verschluss ist nicht für flüssigen Stuhl oder sonstige flüssige Anflutungen
geeignet.
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DE 29 04 169 A1 )
beschreibt einen Verschlussdeckel zum Verschließen eines künstlichen Colostomas mit Hilfe
eines quellfähigen
Tampons.
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WO 01/13830 A1 )
offenbart ein Messgerät zum
Erfassen des Füllzustandes
eines herkömmlichen
Stomabeutels.
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Aufgabe
der Erfindung ist es insbesondere eine kostengünstige und leicht zu handhabende
Vorrichtung zu schaffen, die es einem Betroffenen mit Ileostoma-
oder Urostomaversorgung erlaubt, für eine gewisse Zeit ohne die
notwendige Beutelversorgung auszukommen.
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Nach
einem ersten Aspekt stellt die Erfindung eine Vorrichtung nach dem
unabhängigen
Anspruch 1 bereit, d. h. eine Vorrichtung für einen temporären Ileo- oder Urostomaverschluss,
umfassend eine Basisplatte zur dauerhaften Anbringung in der Peripherie
eines Stomas an der Außenseite
der Körperoberfläche, und
eine Abdeckung, die lösbar
mit der Basisplatte zum Bilden eines temporären Stomaverschlusses verbunden
ist, wobei an der Innenseite der Abdeckung ein in das Stoma hineinragendes
zylinderförmiges
Behältnis
befestigt ist, wobei das Behältnis
eine zum Darmlumen hin gerichtete erste Kammer aufweist, die über einen
von der Abdeckung bis zur ersten Kammer verlaufenden Be- und Entlüftungskanal
aufblasbar ausgebildet ist, um das Stoma abzudichten, und eine zweite
Kammer aufweist, die ein Quellmittel zur Aufnahme des aus dem Stoma austretenden
Inhaltes enthält.
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Weitere
Aspekte der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der
nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen und der beigefügten Zeichnung.
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KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
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Weitere
Ausführungsformen
der Erfindung werden nun beispielhaft und unter Bezugnahme auf die
angefügte
Zeichnung beschrieben. In der Zeichnung zeigen schematisch:
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1 ein
endständiges
Stoma;
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2 ein
doppelläufiges
Ileostoma;
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3 ein
Colon-Conduit;
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4 ein
Ileum-Conduit;
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6 eine
schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung von oben;
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7 eine
schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit einem äußeren und
einem inneren Folienschlauch;
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8 eine
schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit der Abdeckplatte auf der Basisplatte mit einer Einführhilfe;
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9 eine
schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit der Abdeckplatte auf der Basisplatte mit einem Ventilmechanismus;
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10 eine
schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit der Abdeckplatte auf der Basisplatte mit einem wahlweise füllbarem
Ballon;
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11 eine
schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit der Abdeckplatte auf der Basisplatte mit einem Schirm;
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12 eine
schematische Schnittdarstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit der Abdeckplatte auf der Basisplatte mit einem geteilten Zylinder;
und
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13 eine
schematische Darstellung des Zylinders aus 12.
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Die
Figuren sind nicht unbedingt maßstabsgetreu,
einige Teile sind nur symbolisch dargestellt, Beachtung fand das
Prinzip der Erfindung.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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Vor
einer Beschreibung von Ausführungsbeispielen
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
folgen zum besseren Verständnis
einige Darstellungen verschiedener Arten von Stomata.
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1 zeigt
ein endständiges
Stoma mit dem zuführenden
Darm 1, der nach einem Ausführungsbeispiel durch die Bauchdecke 2 einer
Person geführt ist,
und dort ein Stoma 3 bildet.
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2 zeigt
nach einem weiteren Ausführungsbeispiel
ein doppelläufiges
Ileostoma mit einem zuführenden
Darmteil 1a, einem abführenden
Darmteil 1b und dem Stoma 3 an der Bauchdecke 2.
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3 zeigt
nach einem weiteren Ausführungsbeispiel
ein Colon-Conduit, bei dem Nieren 16 über implantierte Harnleiter 15 in
ein ausgeschaltetes Dickdarm-Segment 14 entleert werden.
Das Dickdarm-Segment 14 mündet in ein Stoma 13,
das in die Bauchdecke (nicht dargestellt) eingenäht ist. Im Hintergrund sind
ein Colon (Sigma) 11 und ein Rectum 12 zu sehen.
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4 zeigt
nach einem weiteren Ausführungsbeispiel
ein Ileum-Conduit, bei dem die Nieren 16 über die
implantierten Harnleiter 15 in ein ausgeschaltetes Dünndarmsegment 17 entleert
werden, wobei das Dünndarmsegment 17 in
einem Stoma 13 mündet.
Im Hintergrund sind ein Dünndarm 18,
ein Appendix 20 und ein Colon ascendens 19 zu
sehen.
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5 zeigt
ein Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
in einer schematischen Schnittdarstellung. Die erfinderische Vorrichtung
soll einen aus dem Stand der Technik bekannten Beutel zur Aufnahme
von aus dem Stoma austretenden Inhalt temporär ersetzen. Sie umfasst hierfür eine Basisplatte 105,
die zur dauerhaften Anbringung in der Peripherie eines Stomas an
der Außenseite
einer Bauchdecke 2 ausgebildet ist. Des weiteren ist eine
Abdeckung lösbar
mit der Basisplatte 105 zum Bilden eines temporären Stomaverschlusses
verbunden und in der Art einer halbschalenförmigen Verschlusskapsel 101 so
geformt ist, dass sie ein Aufnahmevolumen für die Aufnahme wenigstens eines Behältnisses,
das in Verbindung mit den folgenden Figuren näher beschrieben wird, für aus dem
Stoma 3 austretendes Fluid bildet.
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Auf
der Basisplatte 105 mit einem umfänglichen Rastring 105a,
die auf die gereinigte und entfettete Bauchdecke 2 aufgebracht
ist, ist eine flache Abdeckplatte 102 befestigt. Diese
Abdeckplatte 102 kann als wieder verwendbare Einheit ausgelegt
sein und mit einem Antigeruchsmittel beschichtet werden. Die Beschichtung
kann mit Metalloxiden, die als gute Katalysatoren bekannt sind,
erfolgen. Diese können in Form
nanoskaliger Teilchen in ein Sol-Gel Netzwerk eingebaut und auf
der Abdeckplatte 102 aufgebracht werden. Zusätzlich kann
eine Beschichtung, die schmutzabweisend wirken soll (Lotuseffekt),
verwendet werden. Variationen solcher Beschichtungen finden bereits
als „Antikratzlack" in der Autoindustrie Verwendung.
Die Abdeckplatte 102 besitzt in der Mitte eine zentrale Öffnung,
um die halbschalenförmige Verschlusskapsel 101 einzusetzen.
Die ventrale Fläche
der Abdeckplatte 102 kann einen Rastring 103 aufweisen.
Nach Entfernen der Verschlusskapsel 101 kann so wahlweise
ein normaler Stomabeutel befestigt werden. Bevorzugt sind die Abdeckplatte und
die Verschlusskapsel aus einem nicht-deformierbaren oder nur geringfügig deformierbaren
Material, beispielsweise Kunststoff, gebildet. In einem weiteren
Ausführungsbeispiel
bilden die Abdeckplatte und die Verschlusskapsel eine integrale
Einheit und auf diese Weise die erfindungsgemäße Abdeckung.
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6 zeigt
ein Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit Abdeckplatte 102 in der Draufsicht. Die auswechselbare,
innen liegende Verschlusskapsel 101 kann als Beutelersatz
dienen. Die Verschlusskapsel 101 ist beispielsweise mittels
eines bajonettartigen Verschlusses mit einer Senk- und Drehbewegung
in der Abdeckplatte 102 angebracht. Dazu befindet sich
an der Verschlusskapsel ein Eingriff 104. In einer alternativen
Ausführungsform
können
Abdeckplatte und Verschlusskapsel in einem Stück ausgebildet sein.
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Nach 7 ist
die Verschlusskapsel 101 nach einem Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Abdeckung
als Plastikhalbschale ausgebildet sein, in deren Inneren eine ziehharmonikaartig
gefaltete Behälterfolie 112 aufgenommen
ist. Die Behälterfolie 112 bildet
einen ersten Folienschlauch 112a. Der erste Folienschlauch
entfaltet sich nach lösen der
Verschlusskapsel 101 und kann auf diese Weise nach Entfernen
der Abdeckung einen Darminhalt aufnehmen. Der dem Stoma 3 zugewandte
Eingang des ersten Folienschlauches 112a besitzt einen
kreisrunden, umlaufenden Wulstring 111, der am Stomaausgang
in Hautniveau in einer Aussparung an der Basisplatte 105 oder
der Abdeckplatte 102 anliegt und abdichtet. In einer Ausführungsform
ist der erste Folienschlauch ganz oder zum Teil aus einem metallenen
Material hergestellt. Nach Füllung
des Folienschlauches 112a soll durch eine torquierende
Bewegung an der Verschlusskapsel erreicht werden, dass sich der
Auslass des Folienschlauches durch die Drehbewegung verschließt und der
Inhalt nicht ausfließen
kann. Nach Füllung
des Folienschlauches bewirkt die torquierende Bewegung aufgrund
der kurzzeitigen Haftung des Wulstrings 111 an der Basisplatte 105 eine
Torsion des Folienschlauches. Diese Haftung bewirkt bei einer Drehbewegung
des Schlauches, dass sich der metallene Anteil des Schlauches torquierend
verschließt.
Alternativ oder zusätzlich kann
zur Sicherung des Inhalts eine der im Handel üblichen Einmalklammern aufgesetzt
werden.
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Die
Verschlusskapsel kann einen Filter 107, insbesondere einen
Aktivkohlefilter, umfassen, der die bei der Verdauung entstehenden
Gase geruchsneutral entweichen lässt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist in der Verschlusskapsel 101 eine zweite
gefaltete Behälterfolie 113 angeordnet,
die, z. B. durch kleine Löcher,
für Flüssigkeit
durchlässig
ist. Diese zweite Behälterfolie
kann an einem Ende an der Plastikhalbschale befestigt sein und im
ersten Folienschlauch der ersten Behälterfolie 112 aufgenommen werden.
Sie bewegt sich beim Entfalten wie eine Puppe in der Puppe. In einer
Ausführungsform
ist die Behälterfolie 113 etwas
kürzer
als der äußere Folienschlauch.
Die Schläuche
sind in Ihrer grundsätzlichen
Form nicht beschränkt
und können
andere als runde Querschnitte haben. Vor dem Lösen der Verschlusskapsel 101 aus
der Abdeckplatte bildet die Behälterfolie 113 eine
gefaltete Folienkapsel. Die Behälterfolie 113 bildet
einen zweiten Folienschlauch 113a und enthält einen
Quellstoff 114, vorzugsweise aus organischem Material,
der sich bei geringem eigenem Volumen nach Kontakt mit Flüssigkeit
ausdehnt und ein mehrfaches an Volumen aufnehmen kann. Solche Quellmittel
werden auch als Superabsorber bezeichnet und sind von Inkontinenzartikeln bekannt.
Dabei kann sich die perforierte Behälterfolie mit dem Quellmittel 114 wie
ein abdichtender Pfropfen im Stomaausgang dehnen und damit weiter
Flüssigkeit
aufnehmen. Alternativ zum zweiten Folienschlauch 113a kann
der erste Folienschlauch 112a durch eine flüssigkeitsdurchlässige und/oder
elastische Behälterfolie
unterteilt sein die einen Bereich mit Quellmittel 114 abtrennt.
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Diese
Maßnahmen
bewirken zum einen, dass der Stomaausgang abgedichtet wird, zum
anderen wird durch die Flüssigkeitsaufnahme
der Druck auf die Verschlusskapsel verringert und damit die Dichtigkeit
erhöht.
Um die Notwendigkeit eines Kapselwechsels anzuzeigen, wird der Füllstand
des Folieninhalts über
Druck oder pH-Wert oder Leitwertmessung des Quellmittels 114 durch
einen Sensor 106 erfasst. Weitere Möglichkeiten sind Volumenmessungen,
Dehnungsmessstreifen der Foliendehnung bzw. -spannung. Der Messwert
kann über Funktechnik
wie z. B. RFID, ZIGBEE oder WLAN an entsprechende Empfänger weitergegeben
und dort mechanisch (Wecker, Vibrator) oder optisch (LED-Ampel)
dem Träger
angezeigt werden. Das Signal kann abhängig von der Dringlichkeit
unterschiedlich gestaltet sein. Zur Befestigung in der Abdeckplatte
kann die Verschlusskapsel einen Vorsprung 115 umfassen.
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In
einer Ausführungsform,
dargestellt in 8, umfasst die Erfindung eine
Einführhilfe
im zuführenden
Darm 1a. Diese Einführhilfe
umfasst ein Rohr 116, z. B. ein weiches Silikonrohr in
Form eines Zylinders, welches mit einem Ende an der Basisplatte befestigt
ist. Dieses Rohr dient als Führung
für den inneren
Folienschlauch mit dem organischen Quellmittel 114. Die
innere Behälterfolie 113 mit
dem Quellmittel 114 bewegt sich durch das Rohr 116 in den
Darm hinein. Die Richtung wird durch einen Pfeil 117 angezeigt.
Das Rohr soll verhindern, dass sich der Folienschlauch vor dem Stoma
staut und durch die Volumenzunahme die Verschlusskapsel 101 mit der
Basisplatte 105 angehoben wird, was zu einer Undichtigkeit
am Stomaausgang führen
könnte.
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9 zeigt
eine weitere Ausführungsform mit
einem ringförmigen
weichen Kunststoffsegel 118, welches sich ähnlich der
Bauhinschen Klappe am Übergang
Ileum terminale und Caecum in das Stoma hineinwölbt. Diese Klappe ist so geformt,
dass sie einen recht effektiven Verschluss in retrograder Richtung
bei Kapselwechsel bewirkt. Bei Dehnung des Folienschlauches mit
dem Quellmittel 114 wird das Kunststoffsegel 118 passiv
in den Darm hinein aufgeweitet. Nach Entfernen des gefüllten Folienschlauches
fällt das
weiche Kunststoffsegel wie eine Schleimhautfalte zusammen und hemmt
den unkontrollierten Austritt von Flüssigkeit aus dem Stoma. Befestigt
ist das ringförmige
Kunststoffsegel an der Basisplatte 105 unmittelbar am Stoma.
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In
einer alternativen Ausführungsform,
wie in 11 dargestellt, umfasst die
Vorrichtung ein Verbindungsstück,
z. B. ein Rohr 120, vorzugsweise aus Silikon, welches mit
einem Ende in der Kapselinnenseite mittig befestigt ist. An dem
anderen Ende des Rohres – im
Darmlumen befindlich – ist
eine Behälterfolie 123 in
Form eines Regenschirms angebracht, die sich nach dem Einsetzen
der Verschlusskapsel wie ein gewölbter
Schirm, ausgelöst
durch den Flüssigkeitsdruck
aus dem Darmlumen, entfaltet. Dabei schmiegt sich der Schirmrand
an die Wand des Darmlumens und bewirkt einen gewissen Flüssigkeitsrückhalt.
Mittels eines Sensors (126), der zu dem in der Verschlusskapsel
befestigten Rohr 120 Kontakt hat, kann so der Flüssigkeitsdruck
im Darmlumen gemessen werden und mit den oben beschriebenen Anzeigen
weitergeleitet werden. Flüssigkeit, die
sich an dem Schirmrand außen
vorbeidrängt,
wird durch das Quellmittel 114 absorbiert. Nach Überschreiten
eines gewissen Druckquotienten (volumenbedingt), der vorher in den
Meßwerten
des Sensors festgelegt wird, wird das in der Verschlusskapsel aufgehängte Silikonrohr
gedreht, z. B. um 180°,
und der Folienschirm 123 schließt sich wie ein Regenschirm. Die
vermehrt anfallende Flüssigkeit,
die jetzt nachfliest, wird vom Quellstoff absorbiert. Die Verschlusskapsel 101 mit
den Folien und dem Silikonrohr wird in oben beschriebener Weise
entfernt. Der Verschluss zum verhindern vom Austritt von Flüssigkeit
erfolgt durch die oben beschriebenen weichen Kunststoffsegel 118.
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Anstatt
des Folienschirms, der sich um das Rohr entfaltet, kann eine Ausführungsform
der Erfindung einen aufblasbaren Ballon 122 umfassen, der an
dem Rohr 120 angebracht wird (Prinzip Ballonblockierung
bei Harnkathetern, Intubationstubus etc.). Dieser Ballon wird über einen
Kanal 121 im Rohr 120 aufgeblasen und schmiegt
sich als Ballonverschluß an
die Innenseite des Darmlumens. Sich am Ballonrand vorbeidrängende Flüssigkeit
wird wie oben gesagt von dem Quellmittel 114 absorbiert.
Nach Überschreiten
des Druckquotienten, der wie oben beschrieben durch den Sensor angezeigt
wird, muss man vor dem entfernen der Verschlusskapsel 101 den
Ballon 122 entlüften.
Dies geschieht durch öffnen eines
Verschlusses, z. B. in Form einer Kappe oder eines Ventils (nicht
dargestellt), an der Kapselaußenseite.
Der Ballon fällt
in sich zusammen, anfallende Flüssigkeit
wird über
das Quellmittel 114 absorbiert. Ballon und Verschlusskapsel
mit dem Folieninhalt können
entfernt werden. Die Kunststoffsegel 118, die als Verschluß dienen,
verhindern ein weiteres Austreten von Flüssigkeit.
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In
einer alternativen Ausführungsform
der Erfindung gemäß 12 ist
anstelle eines Ballons einen Zylinder vorgesehen, der nach der gleichen
Art wie oben beim Ballon beschrieben, in den zuführenden Darm eingeführt wird.
Der Zylinder umfasst zwei Kammern. Die untere Kammer 125a dient
als Einführhilfe
und ist wie der Ballon 122 aufblasbar. Die obere Kammer 125b ersetzt
den inneren Folienschlauch und ist mit Quellmittel gefüllt. In 13 ist der
Zylinder im Detail dargestellt. Wie in der Ausführungsform mit Ballon beinhaltet
der Zylinder ein Rohr 120 durch das ein Kanal zur Be- und
Entlüftung
geführt
ist. Das Rohr weist im Bereich der unteren Kammer 125a eine Öffnung 124 zum
Kanal auf. Am oberen Ende des Rohrs 120 befindet sich eine
Be- und Entlüftungsöffnung 119.
Durch die zylinderförmige Gestaltung
wird die Einführung
in das Stoma deutlich erleichtert.
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Eine
nicht dargestellte Ausführungsform
der Erfindung umfasst mindestens eine, bevorzugt zwei halbe Scheiben,
die federnd gelagert sind und am oberen Rand der Basisplatte befestigt
sind. Beim Einführen
der Verschlusskapsel in die Abdeckplatte weichen die beiden Halbscheiben
ungefähr
parallel zur Bauchdecke jeweils in die zugehörige Hälfte der Höhlung der Abdeckplatte zurück. Durch
den einfachen Federmechanismus werden diese beiden Halbscheiben
beim Entfernen der Verschlusskapsel geschlossen und bilden über dem
Stomaausgang eine Art Ventilsperre. Dies dient als zusätzliche
Sicherung gegen den Austritt von Darminhalt beim Wechsel der Kapsel.
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Die
Ausführungsbeispiele
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
stellen praktische Hilfsmittel für Patienten
mit einem Ileostoma bzw. Urostoma bereit, bei dem die Harnleiter über ein
Ileum-Conduit oder Colon-Conduit ausgeleitet werden. Es soll während eines
limitierten Zeitraums den Verzicht auf einen herkömmlichen
Stomabeutel ermöglichen.
Ein künstlicher
Darm- oder Blasenausgang beeinflusst stark das Soziale- wie auch
das Intimleben der Betroffenen. Wegen der Tabuisierung der Themen
Urin und Stuhl treten häufig
Scham und Minderwertigkeitskomplexe auf. Eine Erleichterung in der
Bewältigung dieser
einschneidenden Veränderungen
soll mit den Ausführungsbeispielen
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
erreicht werden und damit das Selbstwertgefühl gesteigert und die Lebensqualität und Mobilität der Betroffenen
verbessert werden. Weiter schaffen die Ausführungsbeispiele der Erfindung
eine kostengünstige
und leicht zu handhabende Vorrichtung, die es einem Betroffenen
z. B. mit Ileostoma/Urostomaversorgung erlaubt, für eine gewisse
Zeit ohne die notwendige Beutelversorgung auszukommen. Ferner schaffen
die Ausführungsbeispiele
der Erfindung es, eine sichere Stomaversorgung zu gewährleisten, dem
Stomaträger
die „Geheimhaltungsstrategie über die
Andersartigkeit" zu
nehmen, den Betroffenen ein neues Selbstwertgefühl zu geben und ihn Gesellschaftsfähig zu machen.