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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Versorgung eines Stomas beziehungsweise dessen Arretierung relativ zur Oberfläche eines menschlichen oder tierischen Körpers. Weiterhin betrifft die Erfindung ein zugehöriges Verfahren zum Ein- und Anbringen einer solchen Vorrichtung in eine künstlich in die Oberfläche, insbesondere in die Bauchhaut, eingebrachte Öffnung eines menschlichen oder tierischen Körpers. Darüberhinaus betrifft die Erfindung die Verwendung einer solchen Vorrichtung zum Zwecke der täglichen persönlichen Hygiene eines Stomaträgers.
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Vorrichtungen der genannten Art sind in vielfältiger Weise bekannt; zugehörige Patentliteratur wird bevorzugt in den internationalen Klassen ICL A61F, A61M und weiteren veröffentlicht. Als US-Klassen kommen beispielsweise 604/33(X) in Betracht.
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In der Patentschrift
DE 10 2007 062 133 wird beispielsweise näher erklärt, was unter einem Stoma zu verstehen ist, welche Formen nach aktuellem medizinischem Stand vorwiegend ausgeführt werden und welche allgemeinen Aspekte im Zusammenhang mit dem Tragen eines Stomas von Bedeutung sind. Zur Vermeidung unnötiger Längen wird in der hier vorliegenden Anmeldeschrift auf die genannte Patentschrift '2133 vollumfänglich Bezug genommen, insbesondere auf die Erklärungen hinsichtlich der sog. einteiligen bzw. zweiteiligen Versorgungen von Stomata. Wie dort wörtlich angegeben, ist „das Angebot an Produkten für die Stomaversorgung .... nahezu unüberschaubar groß”. Dementsprechend liegen den entsprechend vermarkteten Produkten diverse Problemstellungen bzw. – lösungen zugrunde, wobei in jedem Falle die Bereitstellung eines hygienischen, antimikrobiellen und irritationsarmen Umgebungsbereiches für Bauchdecke und Stoma von vorrangiger Bedeutung ist. Der genannten Patentschrift '2133 liegt in diesem Zusammenhang beispielsweise die Aufgabe zugrunde, beim Wechsel eines sog. Stomabeutels den Ausfluss kleinerer Mengen von Körperausscheidungen einigermaßen problemlos handzuhaben.
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Auch der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Einrichtung und Versorgung eines Stomas, insbesondere eines Ileo- oder Colostomas, signifikant durch die Bereitstellung einer geeigneten Vorrichtung zu verbessern. Hierzu wird als wichtiger Aspekt der Erfindung eine Vorrichtung angegeben, die speziell geeignet ist, die operativ erforderlichen Eingriffe bei der Erstellung oder Veränderung eines Stomas am menschlichen oder tierischen Körper deutlich zu erleichtern.
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Im Folgenden wird anstelle des medizinisch moderneren Begriffs „Bauchwand” bevorzugt der ältere Begriff „Bauchdecke” verwendet. Wie bekannt, umfasst eine Bauchdecke verschiedene Gewebeschichten, beginnend mit der außenliegenden Oberhaut (Epidermis) und zuletzt dem körperinnenseitig liegenden sog. Peritoneum.
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Um ein Stoma z. B. relativ zu einer Bauchdecke in stabiler Weise zu positionieren, wird in der Patentschrift
US 5,269,774 (Erfinder: M. Gray) vorgeschlagen, eine Ostomie-Vorrichtung zu verwenden, welche anteilig aus einer Art Gitterstruktur oder -material besteht. Dabei soll diese Gitterstruktur eine Verankerung der Gewebefasern z. B. der Bauchdecke, oder denen der betreffenden Körperöffnung, ermöglichen. Weitere Anteile der in der '744 genannten Vorrichtung dienen dazu, einen passenden Stoma-Beutel jeweils temporär und austauschbar anzukoppeln. – Das Patent '774 ist allerdings nach vergleichsweise kurzer Laufzeit erloschen.
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Die vorliegende Erfindung lehrt ebenfalls, eine Ostomie-Vorrichtung oder eine Stoma-Versorgung bereitzustellen, welche anteilig aus einer Art Gitterstruktur oder – material besteht. Diese soll eine hinreichende, insbesondere dann auch wieder relativ leicht separierbare Verankerung der Gewebefasern des betreffenden Darmabschnittes ermöglichen, sofern dies per Operation erforderlich sein sollte. Darüberhinaus ist es wesentlicher Gedanke der vorliegenden Erfindung, die vorhandene Gitterstruktur nicht nur zur Verankerung von Gewebefasern zu verwenden, sondern gleichzeitig auch dazu, eine effektive und hygienisch vorteilhafte Befestigung einer solchen Ostomie-Vorrichtung oder Stoma-Versorgung relativ zur Bauchdecke (Bauchwand) oder einer anderen Körperoberfläche eines Patienten zu bewirken. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist also so ausgestaltet, dass ihre Gitterstruktur einerseits eine Verankerung nachwachsenden oder existierenden Darm- und/oder Bauchdeckengewebes auf sich zulässt oder überhaupt ermöglicht. Andererseits wird durch diese Gitterstruktur gemäß vorliegender Erfindung ein wesentliches konstruktives Element für die Befestigung der Vorrichtung an einer Körperoberfläche, z. B. einer Bauchdecke, bereitgestellt. Dementsprechend sieht die Erfindung generell eine Vorrichtung zur Arretierung und/oder Versorgung eines Stomas (3) relativ zur Oberfläche eines menschlichen oder tierischen Körpers vor, welche aus
- – einem bevorzugt einteiligen Zentraltubus mit zugehöriger Abstützplatte und
- – einer zur Anbringung eines Stomabeutels geeigneten Basisplatte besteht und dadurch gekennzeichnet ist, dass
- – ein zusätzlicher Sicherungskonus zur Verriegelung von genannter Basisplatte mit dem genannten Zentraltubus vorhanden ist; weiterhin
- – der Zentraltubus eine systematisch eingebrachte Perforation mit Öffnungen aufweist,
- – die Perforation des Zentraltubus so ausgestaltet ist, dass sie einerseits eine dortige Verankerung nachwachsenden oder existierenden Darm- und/oder Bauchdeckengewebes zulässt oder überhaupt ermöglicht und
- – die Perforation des Zentraltubus andererseits auch gleichzeitig so ausgestaltet ist, dass sie als wesentliches Funktionselement für die wirksame gegenseitige Verriegelung von Basisplatte und Zentraltubus mittels des genannten Sicherungskonus dient.
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Die vorliegende Erfindung wird im folgenden näher anhand der Zeichnung erläutert.
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Es zeigt
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1 und 2 eine annähernd maßstäbliche Seitenansicht (2 im Quer- bzw. Längsschnitt) einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
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3 und 4 entsprechend vergrößerte und detailliertere Seitenansichten
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5 und 6 weitere Seitenansichten, im Quer- bzw. Längsschnitt
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7 eine Querschnittsansicht einer fertig implantierten Vorrichtung mit schematisch angegebenen Gewebeteilen eines Körpers
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Wie in den 1 bis 7 gezeigt, besteht die Erfindung an sich im wesentlichen aus lediglich drei Einzelteilen, nämlich einem hohlen und mit bevorzugt kreisförmigen Öffnungen versehenen einteiligen Zentraltubus 100 mit integrierter Abstützplatte 110, einer Basisplatte 105 und einem Sicherungskonus 120. Dennoch ist es so, dass die erfindungsgemässe Vorrichtung im praktischen Gebrauch mit einem handelsüblichen Stomabeutel (nicht gezeigt) zu komplettieren wäre. Dieser wird nach Art bekanntem Standes der Technik auf die Basisplatte 105 per Clip-Verbindung angeflanscht, oder ggf. entsprechend mit einer Schraub- bzw. Bajonett-Verbindung verbunden.
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Wie in allen Figuren gezeigt, ist der Zentraltubus 100 als Hohlzylinder von bevorzugt ca. 50–80 mm Durchmesser ausgeführt. Eine Vielzahl der dort systematisch angebrachten und bereits genannten kreisförmigen Öffnungen 102 (s. 3) erstreckt sich kreisringförmig jeweils auf Ebenen, nach Art von Etagen, parallel zur Abstützplatte 110. Der Zentraltubus 100 besteht aus einem elastischen Werkstoff, bevorzugt Silikonkautschuk geeigneter Härte (z. B. SH 10 bis SH 40) und mit geeigneten gewebeverträglichen Eigenschaften. Die Verwendung von Silikonkautschuk bietet den Vorteil einfacher, präziser und relativ kostengünstiger Herstellung dieses Werkstücks. Im gefertigten Zustand besitzt es eine Länge von typisch ca. 150 mm und kann dann im Moment einer medizinischen Operation auf eine individuell erforderliche Länge gekürzt werden. Die Abstützplatte 110, einteilig integriert an den Zentraltubus 100, ist kreisringförmig oder elliptisch, von geeignetem Durchmesser, geeigneter Dicke und Elastizität. Sie soll einerseits mit besonderem Vorteil dazu dienen, den Zentraltubus in implantiertem Zustand peritonal d. h. gegen die Innenseite der Bauchdecken-Gewebeschichten abzustützen und somit gegen ein Herausziehen zu sichern. Ein solches Problem ist ständig durch das Gewicht eines extern angebrachten Stoma-Beutels gegeben. – Andererseits ist es vorgesehen, die Abstützplatte so flexibel zu gestalten, dass eine problemlose operative Insertion des Zentraltubus in den Körper des Patienten möglich ist. Natürlich soll bei Bedarf auch die operativ erfolgende Entnahme des Zentraltubus 100 schnell und problemlos möglich sein. Die vorliegende Erfindung löst dieses Problem im Vergleich zum vorgegebenen Stand der Technik deutlich vorteilhafter.
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Die Funktion und das Zusammenspiel von Zentraltubus 100, Basisplatte 105 und Sicherungskonus 120 mithilfe der vielfältig vorhandenen ringförmigen Noppen 104 (im Folgenden als Ringnoppen bezeichnet) wird anhand der weiteren Figuren beschrieben.
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Wie in 3 gezeigt, wird zur medizinisch-operativen Installation einer erfindungsgemäßen Vorrichtung neben dem Zentraltubus 100 mit seinen Ringnoppen 104 zunächst noch eine Basisplatte 105 benötigt. Diese ist von der Grundgestalt her ring- bzw. hohlzylinderförmig und bevorzugt ebenfalls aus einem elastischen, gewebefreundlichen Material wie Silikonkautschuk o. ä. hergestellt. Die äußeren Abmessungen der Basisplatte 105 sind dergestalt, dass eine Form- und Funktionskompatibilität für zumindest einen Typ kommerziell erhältlicher Soma-Beutel gewährleistet ist. Zu diesem Zweck ist eine geeignete Rast-Oberfläche mit geeignet dimensionierter Rast-Kante 106 vorgesehen. Auf diese Weise kann dort und mit wenig Aufwand ein passender Soma-Beutel angeclipst werden, wiewohl auch z. B. ein Bajonett- oder Schaubverschluss denkbar erscheint und vorgesehen werden kann.
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Der Außenrand der Basisplatte verjüngt sich kegelförmig bis zur Außenkante 107, welche nach Installation der erfindungsgemäßen Vorrichtung sinngemäß auf der Epidermis eines behandelten Patienten zu liegen kommt, was also entsprechend auch für die gezeigte flache Unterseite der Basisplatte zutrifft.
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Wie in 3 und weiteren gezeigt, weist die Basisplatte 105 eine Ringnut 108 auf, die dazu vorgesehen ist, eine formschlüssige Verbindung mit einer der Ringnoppen 104 einzugehen, die dazu allerdings radial gestreckt werden müssen. Im normalen, vorspannungslosen Zustand des Zentraltubus weisen dessen Ringnoppen nämlich einen derartigen äußeren Durchmesser auf, dass eine Basisplatte 105 ohne größeren Widerstand über einen zugehörigen Zentraltubus 100 gezogen werden kann, bis ein gewünschter Abstand zwischen Abstützplatte 110 und Basisplatte 105 erreicht ist.
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Wie in 4 gezeigt, kann sodann eine formschlüssige Verbindung zwischen einer passend gewählten Ringnoppe 104 und Ringnut 108 durch folgendes erreicht werden: Ein ebenfalls hohlzylinderförmiger Sicherungskonus 120 wird (in der gezeigten Ansicht) von oben in die Kombination von Zentraltubus und passend positionierter d. h. auch bereits anteilig formschlüssig verbundener Basisplatte 105 eingeführt. Da der Sicherungskonus in radialer Richtung entsprechend größer dimensioniert ist, wird der Zentraltubus bereichsweise radial gedehnt. Es erfolgt somit eine komplette formschlüssige Verbindung zwischen Ringnoppen und Ringnut, wie dies in 5 und insbesondere in 6 gezeigt ist.
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Aus 6 wird damit zusätzlich ersichtlich, welche Funktion den Dichtnoppen 122 zukommt. Diese korrespondieren, wie gezeigt, von Form und Anordnung her mit einer beliebigen Etage der Öffnungen 102; dadurch kann der Sicherungskonus 120 gezielt mit dem Zentraltubus 100 verrastet werden. Dabei greifen Dichtnoppen 122 komplett in eine ausgewählte Ebene (Etage) der Öffnungen 102 ein. Gleichzeitig entsteht nicht nur eine gegenseitige Verrastung, sondern auch ein quasi-hermetischer Verschluss zwischen Basisplatte 105 und Zentraltubus 100, unter Einschluss des Sicherungskonus 120. – Aufgrund der Elastizität der vorgesehenen Einzelteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es im Bedarfsfall auch möglich, eine verrastete Anordnung zu lösen. Hierzu ist es erforderlich, die Dichtnoppen 122 aus den korrespondierenden Öffnungen 102 nach innen zu drücken und den entrasteten Sicherungskonus aus dem Zentraltubus zu entnehmen, der sodann allerdings ungesichert ist, da ja auch die Basisplatte 105 separierbar wird.
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Aus dem vorhergehenden ist ersichtlich, dass die perforierte, d. h. mit Öffnungen 102 versehene Struktur des Zentraltubus 100 somit für mehrere Funktionen vorgesehen ist, nämlich zum einen eine Verankerung nachwachsenden Gefäßgewebes ermöglicht, und zum anderen dazu dient, Teile eines Sicherungskonus 120 aufzunehmen, damit eine mechanische, gegenseitige Verriegelung von Basisplatte 105 und Zentraltubus 100 in sicherer Weise stattfinden kann.
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Den mechanisch-biologische Zusammenhang zwischen erfindungsgemäßer Vorrichtung und beteiligten Gewebestrukturen in der Umgebung einer Bauchdecke wird in 7 schematisch gezeigt. Wie ersichtlich, liegt die Basisplatte 105 auf der Bauchdecke 2 auf und ist bereits mittels Sicherungskonus 120 und dessen Dichtnoppen 122 mit dem Zentraltubus 100 in verriegelter und annähernd hermetisch dichter Weise verbunden. Aus dem Stoma austretender Darminhalt kann also nur und dann versehentlich bei abgenommenem Stoma-Beutel auf die Bauchwand 2 gelangen.
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Ein zu behandelnder Darmabschnitt 1 und dessen zugehöriges Stoma 3 sind in etwa, wie gezeigt, im Inneren des Zentraltubus angebracht und dort z. B. mittels Naht fixiert.
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Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass eine ggf. später operativ vorzunehmende Separation von Darmabschnitt 1 und Zentraltubus 100 (beispielsweise nach Abheilung eines entzündlichen Darmprozesses) leichter vorzunehmen wäre, als dies nach dem aktuellen Stand möglich ist. Dies beruht darauf, dass sowohl die radial innen- als auch außenliegenden Oberflächen des Zentraltubus geeignete Führungsflächen darstellten, entlang derer eine relativ simple operative Trennung von Darm- und Bauchwandgewebe vorgenommen werden kann.
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Im folgenden werden abschließend die Schritte beschrieben, die bei einer operativen Insertion einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zweckmäßigerweise ausgeführt werden:
- – Eröffnen der Bauchdecke durch Schnitt geeigneter Kontur und Lokalisierung
- – Insertion des Zentraltubus 100 incl. Abstützplatte 110 in das Abdomen
- – Aufrasten der Basisplatte 105 auf den Zentraltubus 100, bis diese praktisch spielfrei auf der Bauchdecke aufliegt
- – Sichern der Verrastung von Basisplatte und Zentraltubus durch Insertion eines Sicherungskonus 120 bis dessen Dichtnoppen 122 in vorgesehene Öffnungen 102 einrasten
- – Herausführen eines betreffenden geeigneten Darmabschnittes durch den Zentraltubus hindurch nach außen
- – Bereitstellen eines endständigen oder doppelläufigen Stomas an diesem Darmabschnitt
- – Fixieren dieses Darmabschnittes am Zentraltubus durch festnähen und/oder kleben, wobei das betreffende Stoma auch über den Zentraltubus gestülpt werden kann.
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Es verteht sich, dass gemäß der Erfindung nach Abschluß der Operation und erstem Abheilungsprozess sodann ein mechanisch passender, kommerziell erhältlicher Stoma-Beutel zum Sammeln und Entsorgen von Körperausscheidungen auf die Basisplatte aufgeclipst werden kann.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007062133 [0003]
- US 5269774 [0006]