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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur galvanotechnischen
Beschichtung von Substratoberflächen.
Darüber
hinaus betrifft die Erfindung Zusammensetzungen von Prozesslösungen und Spüllösungen für die Anwendung
in der Galvanotechnik zur Beschichtung von Substratoberflächen.
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Aus
dem Stand der Technik sind bereits seit langer Zeit eine Vielzahl
von unterschiedlichen Verfahren zur Beschichtung von Substratoberflächen mittels
galvanotechnischer Prozesse bekannt. Dabei ist es nicht nur bekannt,
auf entsprechenden leitenden oder nicht leitenden Substratoberflächen Metallschichten
abzuscheiden, sondern auch die Substratoberflächen selbst mittels geeigneter
Behandlungslösungen
zu verändern.
Beispiele für
solche Veränderungen
sind das Beizen von Oberflächen
oder das Ausbilden von Konversionsschichten auf Oberflächen.
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Zur
Abscheidung von Metallen auf Substratoberflächen sind sowohl eine Vielzahl
von galvanischen Verfahren als auch eine Vielzahl von autokatalytischen
Verfahren bekannt. Im Fall der galvanischen Abscheidung von Metallschichten
auf Substraten erfolgt die Reduktion des in Form von Metallkationen
in der Prozesslösung
vorliegenden Abscheidemetalls zum elementaren Metall auf der Substratoberfläche durch
Anlegen einer externen Spannung. Bei der autokatalytischen Abscheidung
einer Metallschicht auf einer Substratoberfläche erfolgt diese Reduktion
nicht durch eine extern angelegte Spannung, sondern durch in der
Prozesslösung
enthaltene Reduktionsmittel.
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Neben
den beschriebenen Prozesslösungen zur
Metallabscheidung, oder den erwähnten
Beizen werden in der Galvanotechnik eine Vielzahl unterschiedlicher
Behandlungslösungen
eingesetzt, um zu beschichtende Substratoberflächen auf einen Beschichtungsprozess
vorzubereiten. Solche Behandlungslösungen können zum einen der Reinigung
der zu beschichtenden Substratoberflächen dienen, wie beispielsweise
Spüllösungen oder
Entfetterlösungen, zum
anderen können
sie auch zur chemischen Vorbereitung der Substratoberflächen dienen.
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Allen
in der Galvanotechnik eingesetzten Prozesslösungen oder Spüllösungen ist
es gemein, dass sie Oberflächenspannungen
aufweisen.
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Diese
Oberflächenspannung
oder Grenzflächenspannung
bezeichnet diejenige Kraft, die in einer Grenzfläche zwischen zwei Phasen befindlichen Linie
wirkt. Hierbei kann die Oberflächenspannung, welche
in mN/m angegeben wird, ein negatives oder ein positives Vorzeichen
haben. Im Fall des negativen Vorzeichens versucht die Oberflächenspannung die
Grenzflächen
zwischen zwei Phasen zu vergrößern, während im
Fall des positiven Vorzeichens die Oberflächenspannung versucht, diese
Grenzfläche zu
verkleinern. Die in der Galvanotechnik eingesetzten Prozesslösungen oder
Spüllösungen weisen
in aller Regel positive Werte für
die Oberflächenspannung
auf. Werden nun die zu beschichtenden oder zu behandelnden Substratoberflächen mit
entsprechenden Prozesslösungen
oder Spüllösungen kontaktiert bzw.
in diese eingetaucht, bildet sich zwischen der Substratoberfläche und
der Behandlungslösung
bzw. Spüllösung eine
entsprechende Phasengrenzfläche aus,
an welcher die zuvor beschriebene Oberflächenspannung zum Tragen kommt.
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Hierbei
kann nun der Fall auftreten, dass eine stark positive Oberflächenspannung
eine vollständige
Benetzung der Substratoberfläche
mit der Behandlungslösung
verhindert, so dass nicht alle Bereiche der Substratoberfläche in direktem
Kontakt mit der Behandlungslösung
stehen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die zu beschichtenden
Substratoberflächen
Kavitäten
aufweisen, in welche die Behandlungslösungen oder Spüllösungen aufgrund
ihrer positiven Oberflächenspannung
nicht eindringen können.
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Zur Überwindung
dieses Problems ist es aus dem Stand der Technik bekannt, den Prozesslösungen oder
Spüllösungen zur
Herabsetzung der Oberflächenspannung
Netzmittel zuzusetzen. Hierbei erfolgt der Zusatz der Netzmittel
im Wesentlichen auf Basis empirischer Erfahrungen. So ist das erzielte
Ergebnis einerseits vom eingesetzten Netzmittel, andererseits von
der Konzentration des eingesetzten Netzmittels abhängig. Die
Oberflächenspannung muss
zur Erreichung optimaler Abscheide- oder Behandlungsergebnisse auf
die Oberflächenstruktur des
zu beschichtenden bzw. zu behandelnden Substrates angepasst sein,
so dass die verwendete Prozesslösung
oder Spüllösung eine
optimale Benetzung der Substratoberfläche erreicht. Hierbei ist jedoch
ebenfalls entscheidend, dass die Oberflächenspannung der Prozess- oder
Spüllösungen nicht
soweit herabgesetzt wird, dass es zu Rissen der auf den Substratoberflächen ausgebildeten
Flüssigkeitsfilme
bzw. der Grenzflächen
zwischen Substrat und Prozesslösung
oder Spüllösung kommt.
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Aus
dem Stand der Technik ist es bekannt, die Oberflächenspannung von Elektrolyten
mittels sogenannter Ringwagen zu bestimmen. Hierbei wird ein Ring
definierter Größe in die
Oberfläche
einer Flüssigkeit,
deren Oberflächenspannung
zu bestimmen ist, eingetaucht und anschließend langsam bis zum Abriss
des Flüssigkeitsfilms
zwischen Ring und Flüssigkeitsoberfläche herausgezogen.
Die dabei notwendige Maximalkraft wird bestimmt und bildet den Wert
für die
Oberflächenspannung.
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Im
Stand der Technik tritt jedoch das Problem auf, dass Prozesslösungen oder
Spüllösungen trotz
identisch bestimmter Oberflächenspannungen zu
unterschiedlichen Beschichtungsergebnissen führen.
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Dies
berücksichtigend
ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur
Behandlung oder Beschichtung von Substratoberflächen anzugeben, welches die
zuvor genannten Probleme zu überwinden
vermag.
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Gelöst wird
diese Aufgabe durch ein Verfahren zur galvanotechnischen Behandlung
von Substratoberflächen
mit einer Prozesslösung
oder Spüllösung, bei
welchem die dynamische Oberflächenspannung
der Prozesslösung
oder Spüllösung durch Zugabe
von Netzmitteln mit der Maßgabe
eingestellt wird, ein optimales Benetzungsergebnis für die zu behandelnden
Substratoberflächen
zu erzielen.
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Überraschenderweise
wurde festgestellt, dass statische Methoden zur Bestimmung der Oberflächenspannung
ungeeignet sind, Prozesslösungen oder
Spüllösungen zur
galvanotechnischen Behandlung von Substratoberflächen zu einzustellen, dass reproduzierbare
Ergebnisse erhalten werden.
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Demgegenüber bietet
die Berücksichtigung der
dynamischen Oberflächenspannung
in galvanotechnischen Prozesslösungen
oder Spüllösungen die Möglichkeit,
diese Lösungen
reproduzierbar an die zu behandelnden Substratoberflächen hinsichtlich
ihrer Benetzungsfähigkeit
anzupassen.
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Ein
geeignetes Verfahren zur Bestimmung der dynamischen Oberflächenspannung
ist hierbei die sog. Blasendrucktensiometrie. Bei der Blasendrucktensiometrie
wird die Oberflächenspannung
als dynamische Oberflächenspannung
in Abhängigkeit des
Oberflächenalters
bestimmt. Dazu wird über
eine in eine Flüssigkeit
getauchte Kapillare ein Gasstrom in die Flüssigkeit eingeleitet. Die sich
dabei an dem Kapillaraustritt bildende Blasenoberfläche wölbt sich und
verringert dabei kontinuierlich den Blasenradius, bis es zu einem
Abriss der Blase von der Kapillaren kommt. Der Maximaldruck in der
Blase vor dem Abreißen
wird zur Bestimmung der Oberflächenspannung
genutzt.
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Durch
die Bestimmung der dynamischen Oberflächenspannung werden die in
den Prozesslösungen
oder Spüllösungen auftretenden
dynamischen Prozesse berücksichtigt.
So bedarf es einer gewissen Zeit, bis sich Netzmittel an den Grenzflächen zwischen
zwei Phasen entsprechend gesammelt bzw. ausgerichtet haben.
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Eine
geeignete Vorrichtung zur Bestimmung der dynamischen Oberflächenspannung
mittels Blasendrucktensiometrie ist das von der Firma Sita Messtechnik
GmbH unter der Bezeichnung "Science Line
T60" vertriebene
Tensiometer.
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Die
vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen näher beschrieben,
wobei sich die Erfindung jedoch nicht auf die Ausführungsbeispiele
beschränken
lässt.
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Zu
einer Zinkatbeize zur Behandlung von Magnesium oder Magnesiumlegierungsoberflächen, welche
200 g/l Natriumphyrophosphat·10H2O, 50 g/l Zinksulfat·7H2O,
4,5 g/l Natriumcarbonat und 2–4
g/l Natriumfluorid aufwies, wurden zwischen 0,5 ml/l und 2 ml/l
eines Netzmittels vom Typ Nonpitter 62A zur Einstellung der Oberflächenspannung
zugegeben. Mittels der oben beschriebenen Methode der dynamischen
Oberflächenspannungsbestimmung
unter Anwendung der Blasendrucktensiometrie wurden die in 1 wiedergegebenen
Werte ermittelt. Hierbei hat sich herausgestellt, dass reproduzierbar
gute Behandlungsergebnisse bei einer dynamischen Oberflächenspannung
von ≤ 55
mN/m für
eine Blasenlebensdauer ≤ 500
ms erzielt werden können.
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Die
Messung der dynamischen Oberflächenspannung
mittels Blasendrucktensiometrie ermöglicht durch gezielte Wahl
der Blasenlebensdauer, also der Zeit bis zum Abriss, die Bestimmung
der Mobilität
des in den Prozesslösungen
oder Spüllösungen zur
Einstellung der Oberflächenspannung
eingesetzten Netzmittels. Diese ist offensichtlich entscheidend
für das
Beschichtungsergebnis bzw. das Behandlungsergebnis.
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Ist
wenig Netzmittel vorhanden, ergibt sich eine hohe Oberflächenspannung
für kurze
Blasenlebenszeiten. Zu dem gleichen Ergebnis führen langsame Netzmittel, also
solche, die in den entsprechenden Prozesslösungen oder Spüllösungen weniger mobil
sind, als andere Netzmittel. Ist ausreichend Netzmittel vorhanden
oder sind hinreichend schnelle Netzmittel in den Lösungen vorhanden,
resultiert daraus eine geringere dynamische Oberflächenspannung.
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Es
ist die Berücksichtigung
dieser dynamischen Effekte, welche die Verwendung der dynamischen
Oberflächenspannung
als Kenngröße für die Einstellung
von Prozesslösungen
oder Spüllösungen hinsichtlich
ihrer Benetzungsfähigkeiten
in vorteilhafter Weise geeignet macht.
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Durch
die Messung der Oberflächenspannung
bei unterschiedlichen Blasenlebensdauern mittels der Blasendrucktensiometrie
kann somit die frei effektive Netzmittelkonzentration bestimmt werden.
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In 2 sind
für einen
Halbglanznickelelektrolyten die ermittelten dynamischen Oberflächenspannungen
in Abhängigkeit
des Zusatzes an Netzmittel wiedergegeben. Hierbei wurde als Netzmittel
in unterschiedlichen Konzentrationen Nonpitter 62A zugesetzt. Die
Oberflächenspannungen
wurden zum einen für
neu angesetzte Elektrolytbäder,
zum anderen für
bereits in Betrieb befindliche Elektrolytbäder bestimmt. Hierbei tragen
die bereits in Betrieb befindlichen Elektrolyten die Legendenbezeichnung
Kunde B.
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In
einem anderen bereits in Betrieb befindlichen Elektrolyten, hier
als Kunde A 0823 Relief bezeichnet, traten bei der Abscheidung Beschichtungsfehler
auf.
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Für alle Elektrolytzusammensetzungen,
welche eine dynamische Oberflächenspannung
kleiner der mit der Linie Kunde A-08-23 Relief bezeichneten Verlaufslinie
aufwiesen, wurden fehlerfreie Abscheideergebnisse erzielt.