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Die
Erfindung betrifft die Strukturanalyse von Proteinen im Molekülmassenbereich
von etwa 5·103 bis 100·103 u,
ohne vorherigen enzymatischen Verdau zu kleinen Peptiden, in Massenspektrometern, die
mit Ionenfallen arbeiten, wobei eine möglichst hohe Sequenzabdeckung
erreicht werden soll.
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Da
die Ionisierung größerer Proteine
durch Elektrosprühen
oder ähnliche
Verfahren stets hoch geladene Analytionen erzeugt, verbindet die
Erfindung eine Fragmentierung der Analytionen in der Ionenfalle
mit einer teilweisen Deprotonierung, die vor der Fragmentierung
angewendet wird. Dabei wird eine Erzeugung eines möglichst
gleichmäßig verteilten
Gemisches solcher Fragmentionen angestrebt, die einfach bis n-fach
geladen sind, wobei n eine Zahl von drei bis etwa acht ist. Aus
diesem Gemisch an Fragmentionen lässt sich ein Massenspektrum
aufnehmen, das eine Sequenzabdeckung zeigt, die weit über den
Massenbereich des Massenanalysators für einfach geladene Ionen hinausgeht.
Es können
dabei ergodische Fragmentierungen wie auch elektroneninduzierte
Fragmentierungen vorgenommen werden.
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Stand der Technik
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Proteine
wie auch Peptide bestehen aus Ketten von Aminosäuren, wobei der Unterschied
zwischen Peptiden und Proteinen nur in der Länge der Ketten besteht, ohne
dass es jedoch eine scharf abgrenzende Definition gäbe. Proteine
bestehen aus weit mehr als 20 aneinander geketteten Aminosäuren, Peptide
im Allgemeinen aus weniger. Wenn hier von Proteinen die Rede ist,
so sind Ketten mit etwa 40 und mehr Aminosäuren gemeint, mit Molekülmassen
größer als
etwa 5·103 u. Die meisten Proteine haben Molekülmassen
unterhalb von 105 u; diese „mittelgroßen Proteine” von 5·103 bis 100·103 u
stehen hier im Mittelpunkt des Interesses, obwohl einige interessante
Proteine, wie beispielsweise Antikörper, auch Molekülmassen
zwischen 105 und 106 u
haben. Es gibt sogar einige Proteine mit mehr als 106 u.
Die sehr großen
Proteine sind bisher einer massenspektrometrischen Top-Down-Analyse
ohne enzymatischen Verdau kaum zugänglich. Es gibt aber Enzyme,
deren Spaltungen nur an selten vorkommenden Sequenzmustern angreifen
und große
Verdauproteine jenseits einer Molekülmasse von 5·103 u erzeugen. Diese großen Verdauproteine sollen hier
ebenfalls als „mittelgroßen Proteine” betrachtet
werden. Solche Enzyme erlauben auch stückweise Top-Down-Analysen sehr
großer
Proteine.
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Die
massenspektrometrische Strukturanalyse von schwereren Proteinen,
die im Wesentlichen eine Analyse der Sequenz von Aminosäuren, aber auch
die Bestimmung von deren Modifikationen umfasst, beginnt in klassischer
Technik mit einem enzymatischen Verdau der Proteine zu relativ leichten Verdaupeptiden,
um zu massenspektrometrisch gut messbaren Molekülgrößen zu gelangen. Der meist angewendete
tryptische Verdau beispielsweise liefert Verdaupeptide mit durchschnittlich
zehn Aminosäuren
Länge,
da Trypsin ausschließlich
die C-termina len Peptidbindungen der Aminosäuren von Arginin und Lysin
spaltet. Andere Enzyme, die die Peptidbindung nur spezifisch an
einer Aminosäure
spalten, liefern Verdaupeptide von durchschnittlich zwanzig Aminosäuren Länge. Die
Verdaupeptide werden nun als ungetrenntes Gemisch oder chromatographisch getrennt
einem Tandem-Massenspektrometer zugeführt. Die Messung der Fragmentionenspektren
der einzelnen Verdaupeptide liefert nun Teilstücke der Sequenz. Diese sind
meist ausreichend, um über Proteinsequenzdatenbanken
mit geeigneten Suchmaschinen eine Identifizierung vornehmen zu können und
auch einen Teil der Modifikationen zu bestimmen.
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Leider
hat dieses Verfahren auch Nachteile. So können meist überhaupt nur 50 bis 70 Prozent
der Verdaupeptide im Massenspektrometer wiedergefunden und gemessen
werden. Über
die Modifikationen der verlorenen Verdaupeptide kann nichts ausgesagt werden.
Die Molekülmasse
des unverdauten Proteins kann nicht bestimmt werden. Die Information über die
Reihenfolge der Verdaupeptide im ursprünglichen Protein ist verloren.
Lagen dem Verdau zwei oder mehr Proteine zugrunde, die nicht getrennt
werden konnten, so kann keine Zuordnung der Verdaupeptide zu den
Proteinen vorgenommen werden. – Es
wird daher seit einiger Zeit nach Verfahren gesucht, die das Protein
als ganzes ohne vorherigen enzymatischen Verdau massenspektrometrisch
zu analysieren und aus den originären Proteinmolekülen möglichst
lange Teilstücke
der Sequenz zu bestimmen gestatten. Solche Verfahren wurden bisher
nur für sehr
teure Ionenzyklotron-Resonanz-Massenspektrometer (ICR-MS) entwickelt.
Sie sind als „Top-Down-Analysen” bekannt
geworden. Die Top-Down-Analysen verlagern die Auftrennung der Proteine
in kleine Einheiten ins Massenspektrometer; sie setzen die Existenz
geeigneter Ionisierungs- und Fragmentierungsverfahren für die mittelgroßen Proteine
voraus, und, wie unten gezeigt werden wird, weitere Maßnahmen
zur Entzerrung der entstehenden, sehr komplexen Fragmentionenspektren.
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Für die Ionisierung
von Proteinen und anderen Biomolekülen werden heute ganz vorwiegend entweder
die matrix-unterstützte
Laserdesorption (MALDI) oder das Elektrosprühen (ESI) eingesetzt. Dabei
liefert MALDI praktisch nur einfach geladene Ionen, die für eine Fragmentierung
sehr ungünstig sind,
weil sie schwierig zu fragmentieren sind und ihre Fragmentionen
nur kleine Stücke
der Aminosäure-Sequenz
mit großen
Lücken
liefert. Der komplizierte Prozess namens MALDI liefert allerdings
in sich sowohl eine nicht-ergodische Spontanfragmentierung im Laserplasma
(ISD = „in-source
decay”)
wie auch eine ergodische Fragmentierung durch metastabilen Zerfall
angeregter Analytionen (LID = „laser induced
decomposition”,
auch PSD = „post
source decay” genannt),
die aber beide nur in hoch spezialisierten MALDI-Flugzeitmassenspektrometern zur Messung
kommen können
und hier nicht weiter verfolgt werden sollen.
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Sollen
für eine
massenspektrometrische Analyse von Biomolekülen, insbesondere für eine Analyse
unter Einschluss einer Fragmentierung, mehrfach geladene Analytionen
erzeugt werden, so ist die gängige
Art der Erzeugung von Molekülionen die
Elektrosprüh-Ionisierung (ESI
= „electro
spray ionization”),
die Ionen bei Atmosphärendruck
außerhalb
des Massenspektrometers ionisiert. Diese Ionen werden dann über Einlasssysteme
bekannter Art in das Vakuumsystem des Massenspektrometers und weiter
in eine Ionenfalle geleitet. Dort sind die Molekülionen weiteren Manipulationen
zugänglich,
beispielsweise einer Fragmentierung.
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Die
Ionisierung durch Elektrosprühen
erzeugt praktisch keine Fragmentionen, die Ionen sind im wesentlichen
die des protonierten Moleküls;
wegen ihrer mehrfachen Protonierung sind sie um entsprechend viele
u schwerer als die Neutralmoleküle und
werden daher häufig
als „Pseudomolekülionen” bezeichnet.
Beim Elektrosprühen
treten in der Regel durch mehrfache Protonierung mehrfach geladene Ionen
der Moleküle
auf: doppelt und dreifach geladene Ionen für kleinere Moleküle wie etwa
Peptide, bis zu zehn- oder sogar hundertfach geladene Ionen und mehr
für mittelgroße Proteine
im Bereich der Molekülmassen
von 5·103 bis 100·103 u.
Wenn möglich, geht
man für
die Fragmentierung von doppelt bis vierfach geladenen Proteinionen
aus, da diese eine sehr hohe Ausbeute an Fragmentionen haben und
sehr einfach auszuwertende Fragmentionenspektren liefern. Bei mittelgroßen Proteinen
haben die doppelt bis vierfach geladenen Molekülionen aber nur verschwindend
kleine Intensitäten,
sie können
daher für eine
Fragmentierung nicht herangezogen werden.
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Die
Spektren der Fragmentionen werden auch ”Tochterionenspektren” der betreffenden
ausgewählten
Elternionen genannt. Es können
auch „Enkelionenspektren” als Fragmentionenspektren ausgewählter Tochterionen
gemessen werden. Aus diesen Tochterionenspektren (und Enkelionenspektren)
lassen sich Strukturen der fragmentierten Ionen ablesen; so ist
es beispielsweise möglich
(wenn auch für
manche Fragmentierungsverfahren schwierig), aus diesen Spektren
zumindest Teile der Sequenz der Aminosäuren eines Peptids oder Proteins
zu bestimmen.
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Es
gibt heute zwei verschiedene Arten von Ionenfallen, die häufig als „Penning-Ionenfallen” und „Paul-Ionenfallen” bezeichnet
werden. Die Penning-Ionenfallen halten die Ionen radial in einem
starken Magnetfeld und in Achsenrichtung in einem elektrischen Trapping-Potential.
Sie werden in Ionenzyklotronresonanz-Massenspektrometern (ICR-MS) eingesetzt.
Heutige ICR-MS verwenden überwiegend
sehr teuere supraleitende Magnetspulen, gekühlt in flüssigem Helium, zur Erzeugung
sehr hoher Magnetfelder von etwa 7 bis 15 Tesla Magnetfeldstärke. Ihre
Verbreitung beschränkt
sich auf weniger als tausend Instrumente. Sie sind heute überwiegend zusätzlich mit
Hochfrequenz-Ionenfallen ausgestattet, um die Ionen in ihnen stoßfragmentieren
oder sonst manipulieren zu können.
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Die
Paul-Ionenfallen verwenden inhomogene Hochfrequenzfelder zum Halten
der Ionen. Dadurch entstehen so genannte Pseudopotentiale, die einen
Speichertopf bilden, in dem positive wie auch negative Ionen eingesperrt
werden können.
In dreidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfallen steigt das Pseudopotential
in allen drei Raumrichtungen an, in zweidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfallen
nur in zwei Raumrichtungen, in der dritten Raumrichtung müssen die
Ionen durch andere Mittel, in der Regel durch Gleichspannungspotentiale,
festgehalten werden. In den Potentialtöpfen der Hochfrequenz-Ionenfallen
können
die Ionen so genannte sekulare Schwingungen ausführen, wobei die Schwingungsfrequenz
streng umgekehrt proportional zu ihrer ladungsbezogenen Masse m/z
ist. Durch Beladen mit Stoßgas
werden die sekularen Schwingungen gedampft, die Ionen finden sich
dann als Wolke im Minimum des Potentialtopfes ein. Die Hochfrequenz-Ionenfallen
sind für
ihre Leistungen sehr preiswert, sie sind daher in Stückzahlen
von vielen Tausend Instrumenten außerordentlich weit verbreitet.
Wie unten näher
erläutert
werden wird, können
Paul-Ionenfallen als so genannte 2D-Ionenfallen oder 3D-Ionenfallen konstruiert
sein.
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Massenspektrometer
mit Hochfrequenz-Ionenfallen haben Eigenschaften, die ihren Einsatz
für viele
Arten von Analysen interessant machen. So können insbesondere ausgewählte Ionensorten
(die Elternionen) in der Ionenfalle isoliert und dann mit verschiedenartigen
Verfahren fragmentiert werden. Unter der Isolierung einer Ionensorten
versteht man, dass alle nicht interessierenden Ionensorten durch starke
resonante Anregungen ihrer sekularen Schwingungen oder andere Maßnahmen
aus der Ionenfalle entfernt werden, so dass nur die Elternionen übrig bleiben.
Diese können
dann fragmentiert werden und liefern Fragmentionenspektren, die
nicht mit Fragmentionen anderer Substanzen verunreinigt sind.
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Hochfrequenz-Ionenfallen
haben eine Besonderheit, die sich manchmal nachteilig auswirkt. Sie
besitzen eine „untere
Massenschwelle” für die Speicherung
der Ionen. Ionen mit einer niedrigeren ladungsbezogenen Masse m/z
als diese Massenschwelle können
nicht in der Ionenfalle gespeichert werden. Diese leichten Ionen
können
bereits in einer einzigen Halbwelle der Hochfrequenzspannung so beschleunigt
werden, dass sie an die Elektroden stoßen und damit vernichtet werden.
Die untere Massenschwelle erhöht
sich proportional, wenn die Hochfrequenzspannung erhöht wird.
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In
Ionenfallen der verschiedenen Arten stehen heute zwei grundsätzlich verschiedene
Arten der Fragmentierung zur Verfügung: die „ergodische” Fragmentierung
und die „elektroneninduzierte” Fragmentierung.
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Unter
einer „ergodischen” Fragmentierung von
Analytionen wird hier eine Fragmentierung verstanden, bei der ein
genügend
großer Überschuss
an innerer Energie in den Analytionen zu einer Fragmentierung führt. Der Überschuss
an Energie kann beispielsweise durch eine Vielzahl von Stößen der Analytionen
mit einem Stoßgas,
aber auch durch Absorption vieler Photonen einer Infrarot-Strahlung
erzeugt werden.
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Nach
dem ursprünglich
von Boltzmann als Hypothese formulierten Ergodensatz wird in einem abgeschlossenem
System, beispielsweise in einem komplexen molekularen Analytion,
bei Vorhandensein einer bestimmten Energie jeder Zustand, der mit
dieser Energie verwirklicht werden kann, im Laufe der Zeit tatsächlich verwirklicht
werden. Dieser Ergodensatz ist inzwischen mathematisch bewiesen,
also keine Hypothese mehr. Da die Fragmentierung einen möglichen
Zustand erzeugt, nämlich
die Entstehung zweier Teilchen aus dem Analytion, wird die Fragmentierung
auch irgendwann eintreten. Durch die Energieaufnahme entstehen zwischenzeitlich „metastabil” genannte
Analytionen, die dann irgendwann zerfallen. Der Zerfall wird an
sich durch eine „Halbwertszeit” charakterisiert,
die aber vom Betrag der Überschussenergie
abhängt
und heute noch nicht eindeutig bestimmbar ist.
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Die
Wahrscheinlichkeit der ergodischen Spaltung einer bestimmten Bindung
hängt von
ihrer Bindungsenergie ab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden nur
die schwächsten
Bindungen des Analytions gespalten. In Proteinen sind die schwächsten Bindungen
die so genannten peptidischen Bindungen zwischen den Aminosäuren, die
zu Fragmenten der b- und der y-Reihe
führen,
die teils geladen als Fragmentionen, teils als Neutralteilchen entstehen. Da
die peptidischen Bindungen zwischen verschiedenen Aminosäuren etwas
unterschiedliche Bindungsenergien aufweisen, werden einige peptidische Bindungen
des Analytions mit höherer
Wahrscheinlichkeit, andere mit geringerer Wahrscheinlichkeit gespalten.
Das führt
dazu, dass im Fragmentionenspektrum nicht alle Fragmentionen aus
Peptidbindungen gleiche Intensität
haben. Nicht-peptidische Bindungen werden so selten gespalten, dass
ihre Bruchstücke
nicht in messbaren Mengen vorkommen.
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Die
klassische Art der Fragmentierung der Analytionen in Hochfrequenz-Ionenfallen
ist die ergodische Fragmentierung durch Stöße, wobei also der Überschuss
an innerer Energie der Analytionen durch Stöße mit einem Stoßgas in
der Ionenfalle eingesammelt wird. Damit die Stöße überhaupt Energie in das Analytion
pumpen können,
müssen
sie mit einer minimalen Stoßenergie
erfolgen. Die Stoßenergie
wird in klassischer Weise durch eine schwache resonante Anregung
der sekularen Ionenoszillationen der Elternionen mit einer dipolaren
Wechselspannung erzeugt. Diese führt
zu vielen Stößen mit dem
Stoßgas,
ohne die Ionen aus der Ionenfalle zu entfernen. Die Ionen können in
den Stößen Energie aufsammeln,
die schließlich
zum ergodischen Zerfall der Ionen und zur Entstehung der Bruchstück-Ionen führt. Bis
vor wenigen Jahren war diese Stoßfragmentierung (CID = „collision
induced dissociation”) die
einzig bekannte Art der Fragmentierung in Ionenfallen.
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Die
Stoßfragmentierung
in Hochfrequenz-Ionenfallen hat aber auch Nachteile. So ist es notwendig,
bei größeren Analytionen
für die
Herstellung genügend
harter Stoßbedingungen
die Hochfrequenzspannung zum Speichern der Ionen sehr hoch zu wählen. Dadurch
ergibt sich eine sehr hoch liegende untere Massenschwelle für die Ionenfalle.
Ionen unterhalb der Massenschwelle können nicht mehr gespeichert
werden; sie gehen verloren. Es beginnt daher das Fragmentionenspektrum
erst bei einer Masse, die etwa bei einem Drittel der Masse m/z des Analytions
liegt; über
die leichten Fragmentionen kann das Fragmentionenspektrum keine
Auskunft mehr geben, da diese Ionen verloren sind. Vielfach geladene
schwere Analytionen haben wegen der hohen Anzahl an Protonen regelmäßig eine
geringe ladungsbezogene Masse m/z bei nur ungefähr 500 bis 1000 u diese lassen
sich überhaupt
nicht fragmentieren, da die Hochfrequenzspannung nicht hoch genug eingestellt
werden kann, um genügend
energetische Stöße zu erzeugen.
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Für die Speicherung
auch sehr kleiner Fragmentionen (besonders der so genannten Immonium-Ionen,
die durch innere Fragmentierung von Fragmentionen entstehen) durch
Stoßfragmentierung
sind jüngst
besondere Verfahren bekannt geworden, die vom langsamen, metastabilen
Zerfall der Ionen durch den ergodischen Fragmentierungsprozess Gebrauch
machen. Die Patentanmeldungsschriften sind aber noch nicht veröffentlicht.
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Die
Durchführung
von Stoßfragmentierungen
ist in Ionenzyklotronresonanz-Massenspektrometern (ICR-MS) sehr
unhandlich, weil diese Spektrometer nur bei bestem Ultrahochvakuum
unter 10–9 Hektopascal
gut arbeiten. Trotzdem gibt es für
die Ionenfallen dieser Geräte
auch Einrichtungen zur Stoßfragmentierung.
Es ist aber hier sehr früh
die andere Art von ergodischer Fragmentierung eingeführt worden:
die Infrarot-Multiphotonen-Dissoziation (IRMPD). Es wird hier die
innere Energie der Analytionen durch die Absorption einer größeren Anzahl
von Infrarot-Photonen erhöht.
Es werden dazu in der Regel Kohlendioxid-Laser zur Erzeugung genügend starker
Infrarot-Strahlung eingesetzt. IRMPD-Einrichtungen für ICR-MS
werden kommerziell hergestellt und vertrieben.
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Durch
die Schrift
WO 02/101
787 A1 (S. A. Hofstadler and J. J. Drader) ist bekannt
geworden, dass man die Infrarot-Multiphotonen-Dissoziation (IRMPD)
auch in Hochfrequenz-Ionenfallen
anwenden kann. Die Infrarot-Strahlung wird dabei einer dreidimensionalen
Hochfrequenz-Ionenfalle in einfacher Weise durch eine evakuierte,
innen verspiegelte Hohlfiber zugeführt. Damit steht in Hochfrequenz-Ionenfallen
ein weiteres Verfahren zur ergodischen Fragmentierung zur Verfügung. Diese
Art der Fragmentierung ist sehr vorteilhaft, da sie bei kleinen Hochfrequenzspannungen
durchgeführt
werden kann; es werden dann auch die kleinen Fragmentionen gespeichert.
Es gibt aber noch keine kommerziell vertriebenen Ionenfallen-Massenspektrometer
mit dieser Fragmentierungs-Variante.
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Nun
zu den elektroneninduzierten Fragmentierungsverfahren: Vor etwa
zehn Jahren wurde eine völlig
neue Art der Fragmentierung von Proteinionen entdeckt: eine nicht-ergodische
Fragmentierung, die durch den Einfang nieder-energetischer Elektronen induziert
wurde (ECD = „electron
capture dissociation”).
Durch die direkte Neutralisierung eines assoziierten Protons, das
dann als radikales Wasserstoffatom verloren geht, wird das Potentialgleichgewicht des
Proteinions so gestört,
dass durch entsprechende Umlagerungen ein Bruch der Kette aus Aminosäuren induziert
wird. Der Bruch betrifft dabei nicht die peptidischen Bindungen,
sondern dazu benachbarte Bindungen, die zu so genannten c- und z-Fragmentionen
führen.
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Diese
Art der Fragmentierung ist besonders einfach in ICR-Massenspektrometern
durchzuführen, da
die nieder-energetischen Elektronen von einer Glühkathode aus leicht entlang
der Magnetkraftlinien der gespeicherten Wolke aus Analytionen zugeführt werden
können.
Die ECD-Fragmentierung ist nur mit einigen Schwierigkeiten auf Hochfrequenz-Ionenfallen
zu übertragen,
da die starken Hochfrequenzfelder die Elektronen nicht gut nieder-energetisch
an die Wolke der Analytionen heranlassen. Es gibt trotzdem verschiedenartige
Ansätze
für eine ECD-Fragmentierung
in Hochfrequenz-Ionenfallen, die jedoch jeweils einen höheren apparativen
Aufwand erfordern.
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Es
ist nun jüngst
ein Verfahren zur Fragmentierung von Ionen in Hochfrequenz-Ionenfallen
bekannt geworden, das zur Elektroneneinfang-Dissoziation (ECD) gleichartige
Fragmentierungen durch andersartige Reaktionen liefert: die „Elektronentransfer-Dissoziation” (ETD).
Diese kann leicht in den Ionenfallen durchgeführt werden, indem geeignete
negative Ionen zu den gespeicherten Analytionen hinzu eingeführt werden.
Verfahren dieser Art sind in den Offenlegungsschriften
DE 10 2005 004 324 A1 (R. Hartmer
und A. Brekenfeld) und
US
2005/0199804 A1 (D. F. Hunt et al.) beschrieben worden.
Die Bruchstückionen
gehören
dabei (wie bei ECD) den so genannten c- und z-Reihen an, und sind
somit sehr verschieden von den Bruchstückionen der b- und y-Reihen,
die durch ergodische Fragmentierungen gewonnen werden. Die Bruchstücke der
c- und z-Reihen haben deutliche Vorteile für die Bestimmung der Aminosäuresequenz
aus den massenspektrometrischen Daten, nicht zuletzt dadurch, dass
die ETD-Fragmentionenspektren zu kleineren Massen hinunterreichen können als
die Stoßfragmentionenspektren.
Aus der Offenlegungsschrift von Hunt et al. ist zudem bekannt, dass
Peptide im negativen Modus einer Elektrospray-Ionenquelle ionisiert
werden und die dabei erzeugten mehrfach deprotonierten Peptidanionen mit
positiv geladenen Kationen zur Reaktion gebracht werden, um die
Peptidanionen zu fragmentieren.
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Die
Fragmentierung von Proteinkationen durch Elektronentransfer (ETD)
in einer Hochfrequenz-Ionenfalle wird in sehr einfacher Weise durch Reaktionen
zwischen mehrfach geladenen positiven Proteinionen und geeigneten
negativen Ionen erzeugt. Geeignete negative Ionen sind regelmäßig radikale
Anionen, beispielsweise solche von Fluoranthen, Fluorenon, Anthracen
oder anderen polyaromatischen Verbindungen. Bei radikalen Anionen
sind die chemischen Valenzen nicht abgesättigt, was sie zur leichten
Abgabe von Elektronen befähigt,
um zu einer energetisch begünstigten
nichtradikalen Form zu gelangen. Sie werden in NCI-Ionenquellen
(NCI = „negative
chemical ionization”)
erzeugt, höchstwahrscheinlich
durch einfachen Elektroneneinfang oder durch Elektronenübertragung.
NCI-Ionenquellen sind im Prinzip wie Ionenquellen für chemische
Ionisierung (CI-Ionenquellen) aufgebaut, werden aber anders betrieben,
um zu großen
Mengen niederenergetischer Elektronen zu kommen. Die NCI-Ionenquellen werden
auch als Elektronenanlagerungs-Ionenquellen bezeichnet.
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Inzwischen
wurde bekannt, dass auch ein Elektronenübertrag von hoch angeregten
Neutralteilchen, beispielsweise durch hoch angeregte Helium-Atome
aus einer „Fast-Atom-Bombardment”-Teilchenquelle
(FAB-Teilchenquelle), stattfinden kann (
DE 10 2005 005 743 A1 ,
R. Zubarev et al.). Diese Art der Fragmentierung wird als MAID abgekürzt („metastable
atom induced dissociation”).
Auch hier gibt es ECD-artige Fragmentionenspektren. Es scheint für den nicht-ergodischen
Fragmentierungsprozess durch Neutralisierung eines Protons durch
ein Elektron keine Rolle zu spielen, woher das Elektron stammt.
Die Fragmentierungsarten ECD, ETD und MAID können daher gemeinsam als „elektroneninduzierte” Fragmentierungsarten
bezeichnet werden.
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Die
Auswertung der Fragmentionenspektren ist sehr einfach, wenn sie
aus zwei- bis etwa vierfach geladenen Elternionen produziert wurden,
da sich doppelt bis vierfach geladene Fragmentionen an den Massenabständen ihres
Isotopenmusters erkennen lassen, und da die Fragmentionenspektren
nicht allzu komplex sind. Das ist anders, wenn hoch geladene Elternionen,
beispielsweise zehn- bis dreißigfach geladene
Elternionen dieser Fragmentierungsprozedur unterworfen werden. Die
Anzahlen verschiedenartiger Fragmentionen sind außerordentlich
hoch und die weitaus meisten der Fragmentionen drängeln sich
im Bereich ladungsbezogener Massen m/z von etwa 600 bis 1200 u.
Das Fragmentionenspektrum ist dermaßen komplex, dass eine Auswertung
kaum mehr möglich
ist, zumal sich die Isotopenmuster in Ionenfallen als Massenanalysatoren
nicht mehr nach Massen auflösen
lassen und daher die Ladungsstufe nicht mehr feststellbar ist.
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Größere Moleküle, vor
allem Proteine, liefern in Elektrosprüh-Ionenquellen vielfach geladene
Ionen, wobei als grobe Faustregel angenommen werden kann, dass bei
jeweils 1500 u Erhöhung
der Masse im Mittel die Ladung um etwa ein Proton zunimmt. Ein Protein
der Masse 10 000 u hat damit im Maximum der Ladungsverteilung etwa
15 Protonen aufgenommen, aber es herrscht meist eine breite Verteilung
der Ionen mit verschiedenen Anzahlen von Ladungen, die sich größtenteils
im Bereich ladungsbezogener Massen von m/z = 600 bis 1200 u wiederfinden.
Zweifach oder dreifach geladene Ionen haben dabei verschwindend
geringe Häufigkeiten
und können
daher praktisch nicht zur Erzeugung der Fragmentionen verwendet
werden; die Fragmentierung stößt aus diesen
Gründen
bei Proteinmolekülen
des Molekülmassenbereichs
zwischen 5·103 und 100·103 u
auf größere Schwierigkeiten,
obwohl sich die hochgeladenen Analytionen beispielsweise durch Elektronentransfer
hervorragend dissoziieren lassen. Die so entstehenden Fragmentionen,
vor allem die schweren Fragmentionen, sind überwiegend wieder selbst hoch
geladen und zeigen das oben beschriebene komplexe Fragmentionenspektrum.
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Es
ist nun seit längerem
bekannt, dass man vielfach geladene Ionen durch fortgesetzte Deprotonierung
(„charge
stripping”)
in einfach oder niedrig geladene Ionen wandeln kann. Das geschieht
recht einfach durch fortgesetzten Protonentransfer von den vielfach
positiv geladenen Ionen auf besondere Arten von negativ geladenen
Ionen, und zwar insbesondere auf nichtradikale Anionen, die dadurch
neutralisiert werden. Der Wirkungsquerschnitt für eine solche Protonentransferreaktion
ist proportional zum Quadrat der Anzahl der Protonenladungen an
dem positiv geladenen Ion; die Deprotonierungen verlaufen daher
für hoch
geladene Ionen sehr schnell und bremsen bei Erreichen niedrig geladener
Ionen stark ab. Stoppt man beispielsweise die Zufuhr von negativen
Reaktantionen für
die Deprotonierung beim Erreichen einfach geladener Ionen ab, so
erhält
man durch Messung im Massenanalysator sehr einfach auswertbare Massenspektren,
da diese praktisch nur noch die Signale einfach geladener Ionen
enthalten.
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Für die Elektronentransfer-Dissoziation
von mittelgroßen
Proteinen in Ionenfallen ist bereits bekannt, dass man diesen Effekt
auch auf die dabei entstehenden Fragmentionen anwenden kann: Nach der
Speicherung von hochgeladenen Ionen der großen Proteinmoleküle wendet
man eine ETD-Fragmentierung durch Einspeisen von geeigneten Radikal-Anionen
an; danach speist man nichtradikale Anionen zur Deprotonierung ein,
bis eine praktisch vollständige
Reduzierung der Ladungszustände
zu einfach geladenen Ionen eingetreten ist. Dadurch erhält man einfach
auszuwertende Massenspektren der ETD-Fragmentionen. Über dieses
Verfahren wurde auf der „17th
International Mass Spectrometry Conference”, August 27 – September
1, 2006, Prag, von Donald F. Hunt (Abstract L2) berichtet. Der Offenlegungsschrift
WO 2006/042187 A2 (Hunt
et al.) ist zudem zu entnehmen, dass eine Fragmentierung von Proteinionen
und danach der Fragmentionen derart durchgeführt wird, dass die Fragmentionen
zwischen einer und vier Ladungen aufweisen.
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Es
ist im Bereich der Deprotonierungen von hoch geladenen Pseudomolekülionen jüngst ein
weiteres interessantes Verfahren bekannt geworden. Die hoch geladenen
Pseudomolekülionen
einer Substanz, die in verschiedenen Ladungsstufen vorliegen, können in
einer HochfrequenzIonenfalle gleichzeitig deprotoniert werden und
dieser Prozess der Deprotonierung kann bei einer bestimmten Ladungsstufe
angehalten werden, so dass sich bei dieser Ladungsstufe alle Pseudomolekülionen höherer Ladungsstufen
teildeprotoniert sammeln. Dazu ist es erforderlich, bei dem ladungsbezogenen
Massenwert m/z dieser Ladungsstufe der Pseudomolekülionen eine leichte
resonante Anregung der sekularen Schwingungen durch eine Dipolwechselspannung
zu setzen. Die dann angeregt schwingenden Ionen dieser Ladungsstufe
sind zu weiteren Reaktionen mit deprotonierenden Reaktant-Anionen
nicht mehr fähig,
da zur Deprotonierung eine niedrige Relativgeschwindigkeit der beteiligten
Partner notwendig ist. Dieses Verfahren ist im Patent
US 7 064 317 B2 (S. M. McLucky
et al.) beschrieben.
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Eine
solche Umwandlung von hoch geladenen Pseudomolekülionen verschiedener Ladungsstufen
in eine vorbestimmte Ladungsstufe sorgt gleichzeitig auch für eine hohe
Empfindlichkeit, da sich die Analytionen aller höheren Ladungsstufen während der
Deprotonierung mit relativ hoher Ausbeute bei der ausgewählten Ladungsstufe
sammeln. Man kann Ausbeuten von über
50 Prozent erzielen. Außerdem
ist es so möglich,
bei Vorhandensein der hoch geladenen Ionen mehrerer Substanzen die Analytionen
auszuwählen,
da die Ionen der fremden Substanzen nicht gesammelt, sondern bei
genügend langer
Reaktionszeit bis zum bitteren Ende, bis zu ihrer Neutralisierung,
deprotoniert werden.
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Es
wurde oben schon erwähnt,
dass sich aus mittelschweren, hoch geladenen Proteinionen außerordentlich
viele Fragmente bilden, die auch noch viele verschiedene Anzahlen
von Ladungen tragen. Die meisten Fragmentionen erscheinen im Bereich
ladungsbezogener Massen von m/z = 600 bis 1200 u. Daraus ergibt
sich ein Massenspektrum, das selbst bei höchster Massenauflösung meist
nicht mehr zu entwirren ist. Es überlagern
sich so viele Fragmentionen mit ihren jeweiligen Isotopenmustern,
dass auch beste Entfaltungsalgorithmen nicht mehr in der Lage sind,
mit diesem Signalgemisch fertig zu werden. Werden die Ionenfallen
der eingesetzten Massenspektrometer auch als Massenanalysatoren
benutzt, so ist die Lage hoffnungslos, da diese nicht imstande sind,
die Isotopenmuster der hoch geladenen Fragmentionen nach Einzelmassen
aufzulösen.
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Werden
allerdings, wie nach dem Stand der Technik bekannt, die Fragmentionen
in der Ionenfalle bis zur Ladungsstufe eins (oder allenfalls zwei)
deprotoniert, so wird es möglich,
ein Massenspektrum der Fragmentionen zu messen, und zwar sowohl
mit Ionenfallen, die auch als Massenanalysatoren eingesetzt werden,
wie auch mit Massenanalysatoren anderer Art. Nachteilig ist es aber
dann, dass das Massenspektrum auf den Massenbereich des Massenanalysators
für einfach
(oder allenfalls zweifach) geladene Ionen beschränkt ist. Das gibt für mittelschwere Proteine
keine hohe Sequenzabdeckung.
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Die
Messung eines Massenspektrums der Fragmentionen kann mit der Ionenfalle
selbst geschehen. Dafür
ist eine Reihe von Scanverfahren bekannt, die praktisch alle auf
einem schnell aufeinander folgenden massenselektiven Auswurf der
Ionen beruhen. Die ausgeworfenen Ionen werden in einem Ionendetektor
gemessen. – Die
Fragmentionen können
aber auch in angeschlossenen Massenanalysatoren anderer Art gemessen
werden. So sind Kopplungen von Hochfrequenz-Ionenfallen mit Ionenzyklotronresonanz-Massenspektrometern,
mit Kingdon-Zellen, oder mit Flugzeitmassenspektrometern kommerziell
erhältlich.
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Dreidimensionale
Hochfrequenz-Ionenfallen (3D-Ionenfallen) nach Wolfgang Paul bestehen
aus einer Ringelektrode und zwei Endkappenelektroden, wobei in der
Regel die Ringelektrode mit der Hochfrequenzspannung versorgt wird,
es sind jedoch auch andere Betriebsarten möglich. Im Inneren der Ionenfalle
können
für massenspektrometrische
Analysen sowohl positive wie auch negative Ionen im quadrupolaren
Hochfrequenzfeld gespeichert werden. Die Ionenfallen können als
Massenspektrometer verwendet werden, indem die gespeicherten Ionen
massenselektiv ausgeworfen und durch Sekundärelektronenvervielfacher gemessen
werden. Es sind mehrere verschiedene Methoden für den Ionenauswurf bekannt
geworden, auf die hier nicht näher
eingegangen werden soll. Gute kommerzielle Ionenfallen-Massenspektrometer
haben einen Massenbereich bis zu einer ladungsbezogenen Masse von
m/z = 3000 u, wobei besondere Scanverfahren bei jeder Masse auch
noch die Isotopenmuster von vierfach geladenen Ionen auflösen können. Ionenfallen-Massenspektrometer
gehören
zu den preiswertesten Massenspektrometern; sie sind weit verbreitet.
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Lineare
Hochfrequenz-Ionenfallen (auch 2D-Ionenfallen genannt, weil sich
die elektrischen Felder im Inneren nur in zwei Dimensionsrichtungen ändern) bestehen
aus zwei oder mehr Poistabpaaren unter Hochfrequenzspannung mit
Endelektroden, deren inhomogene Hochfrequenz-Potentiale positive wie
negative Ionen zurückweisen
können.
Für die Möglichkeit,
gleichzeitig positive und negative Ionen speichern zu können, muss
man für
deren Speiche rung in axialer Richtung besondere Maßnahmen
ergreifen, beispielsweise kann man an den Enden durch Hochfrequenzspannungen
Pseudopotentiale erzeugen, die Ionen beider Polaritäten zurückhalten. Zweidimensionale
Ionenfallen mit vier Polstäben
formen im Inneren ein Quadrupolfeld und können wie 3D-Ionenfallen als
Massenanalysatoren verwendet werden, wobei es auch hier verschiedene
Scanverfahren gibt, beispielsweise solche des massenselektiven Auswurfs
der Ionen durch Schlitze in den Polstäben oder durch Blenden am Ende
der Stabsysteme. Kommerzielle Geräte dieser Art haben gegenwärtig einen
ladungsbezogenen Massenbereich bis zu m/z = 2000 u.
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Es
ist eine Besonderheit aller Ionenfallen-Massenspektrometer, dass
bei ihnen das absolute Massenauflösungsvermögen Ra =
1/Δm konstant ist
und nicht das relative Massenauflösungsvermögen Rr =
m/Δm, wie
bei anderen Arten von Massenspektrometern. Das bedeutet, dass in
Ionenfallen-Massenspektrometern die Breite der Ionensignale über den
gesamten Massenbereich hinweg konstant ist (gemessen in Einheiten
der ladungsbezogenen Masse m/z), während für praktisch alle anderen Arten
von Massenspektrometern die Breite der Ionensignale mit der ladungsbezogenen
Masse m/z proportional anwächst.
Für Ionenfallen-Massenspektrometer
wachst daher das Auflösungsvermögen für ein Isotopenmuster
bei einer Deprotonierung an; für alle
anderen Arten von Massenspektrometern bleibt das Auflösungsvermögen für das Isotopenmuster
bei einer Deprotonierung in etwa konstant.
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Im
Inneren quadrupolarer Ionenfallen wird ein hauptsächlich quadrupolares
elektrisches Hochfrequenzfeld aufgespannt, das die Ionen oberhalb der
unteren Massenschwelle zum Zentrum treibt, wodurch diese Ionen in
diesem Feld so genannten sekularen Oszillationen unterliegen. Die
rücktreibenden Kräfte in der
Ionenfalle können
durch ein so genanntes Pseudopotential beschrieben werden, das über eine
zeitliche Mittelung der Kräfte
auf ein erzwungen schwingendes Ion im realen Potentials bestimmt wird.
Das Pseudopotential steigt quadratisch in zwei oder drei Raumrichtungen
gleichmäßig an.
In diesem „Topf” des Pseudopotentials
oszillieren die Ionen, und zwar positive wie auch negative Ionen.
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Ein
Stoßgas
in der Ionenfalle sorgt dafür, dass
die ursprünglich
vorhandenen Bewegungsschwingungen (die sekularen Oszillationen)
der Ionen im Topf des Pseudopotentials abgebremst werden; die Ionen
versammeln sich dann als kleine Wolke im Zentrum der Ionenfalle.
Der Durchmesser der Wolke beträgt
in üblichen
Ionenfallen bei üblichen
Ionenfüllungen
mit einigen Zehntausend Ionen etwa ein Millimeter. Die Wolke hat
in 3D-Ionenfallen eine elliptische Form, in 2D-Ionenfallen eine
Form eines länglichen
Fadens. Der Durchmesser bestimmt sich durch ein Gleichgewicht zwischen
der rücktreibenden
Kraft des Pseudopotentials und den abstoßenden Coulombschen Kräften zwischen
den Ionen. Thermische Restenergien vergrößern die Ionenwolke um ein
kleines bisschen.
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Es
sind Ionenfallen-Massenspektrometer kommerziell erhältlich,
die mit besonderen Ionenquellen für die Herstellung von negativ
geladenen Reaktantionen ausgestattet sind. Es können darin sowohl Radikalanionen
für die
Fragmentierung durch Elektronentransfer hergestellt werden, wie
auch nichtradikale Anionen für
die Verminderung der Protonenzahl von Analytionen durch Protonentransfer von
der Analytionen zu den negativen Reaktantionen. Negative Ionen für eine Deprotonierung
können aber
auch in den Elektrosprüh-Ionenquellen
hergestellt werden, mit denn die überwiegende Anzahl von Ionenfallen-Massenspektrometer
ausgerüstet
sind.
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Es
ist besonders für
eine de-novo-Sequenzierung, aber auch für andere Zielsetzungen für eine Spektrenauswertung
günstig,
sowohl ergodisch gewonnene Fragmentionenspektren wie auch elektroneninduziert
gewonnene Fragmentionenspektren nebeneinander aufzunehmen. Eine
denovo-Sequenzierung ist immer dann erwünscht, wenn die Suche einer
Suchmaschine in einer Proteinsequenzdatenbank keine vernünftigen
Ergebnisse liefert, beispielsweise, weil ein Protein dieser Art
noch nicht in der Datenbank vorhanden ist. Durch den Vergleich ergodischer
und elektroneninduzierter Fragmentionenspektren kann sofort die
Zuordnung der Ionensignale zu den c/b-Reihen oder z/y-Reihen entnommen
werden, weil zwischen c-Ionen und b-Ionen wie auch zwischen z-Ionen
und y-Ionen feste Massendifferenzen herrschen, durch die die Zugehörigkeit
leicht abzulesen ist. Dadurch können
sehr leicht Teilsequenzen für
beide Reihen von Fragmentionen ausgelesen werden. Aber auch die
leichte Erkennung von Modifikationen ist dadurch gegeben, da Seitenketten
wie Phosphorylierungen oder Glykosilierungen bei elektroneninduzierter
Fragmentierung erhalten bleiben und bei ergodischer Fragmentierung
verloren gehen. Die Differenzen lassen die Modifikationen sichtbar werden.
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Die
leichte Erzeugung von ETD-Fragmentionenspektren macht also die Erzeugung
von ergodischen Fragmentionenspektren nicht überflüssig, da erst beide Arten von
Fragmentionenspektren nebeneinander viele wertvolle Aussagen ermöglichen.
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Aufgabe der Erfindung
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Es
ist die Aufgabe der Erfindung, mit Massenspektrometern, die Ionenfallen
enthalten, Fragmentionen-Massenspektren von mittelgroßen Proteinen
zu erstellen, die eine möglichst
hohe Sequenzabdeckung bieten, nach Möglichkeit weit über den Massenbereich
hinaus, die deren Massenanalysatoren für einfach oder doppelt geladene
Ionen bieten. Es sollen Massenspektren sowohl ergodischer wie auch
elektroneninduzierter Fragmente gemessen werden können.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung stellt ein Verfahren zur Erzeugung auswertbarer Fragmentionenspektren
hoch geladener Proteinionen in Massenspektrometern mit Ionenfallen
bereit, das dadurch charakterisiert werden kann, dass vor einer
Fragmentierung eine teilweise Deprotonierung der Proteinionen mit
Reaktant-Anionen so durchgeführt
wird, dass eine Mischung aus einfach bis n-fach geladenen Fragmentionen entsteht,
wobei 3 ≤ n ≤ 8 gilt. Die
günstigste
Maximalzahl n der Ladungen an den Fragmentionen hängt vom Massenauflösungsvermögen des
Massenanalysators ab; dieser muss dabei isotopenaufgelöste Massenspektren
liefern. Je kleiner die Ma ximalzahl n der Ladungen, umso entzerrter
ist das Fragmentionenspektrum; je höher die Maximalzahl n der Ladungen, umso
höher ist
die Sequenzüberdeckung.
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Besonders
vorteilhaft ist es, die Deprotonierung bei einer ausgewählten Ladungsstufe
durch resonante Anregung der sekularen Schwingungen anzuhalten.
Die Ladungsstufe, bis zu der die Proteinionen deprotoniert wird,
wird dabei so ausgewählt, dass
sie sowohl für
die nachfolgende Fragmentierung wie auch für die entstehende Mischung
der Fragmentionen günstig
ist. Eine Fragmentierung der Proteinionen einer Ladungsstufe mit
k Protonen liefert bei einer ergodischen Fragmentierung eine Mischung
von Fragmentionen der Ladungsstufen 1 bis k, bei einer elektroneninduzierten
Fragmentierung eine Mischung der Ladungsstufen 1 bis (k – 1). Das Besondere
daran ist, dass die Fragmentionen aller dabei entstehenden Ladungsstufen
etwa gleiche Intensität
haben, ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen bei einer Deprotonierung
der Fragmentionen nach einer Fragmentierung.
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Die
Ladungsstufe, bei der fragmentiert wird, kann auch in zwei oder
mehr Schritten erreicht werden. Dafür sind schwere Reaktant-Anionen
erforderlich. Die ladungsbezogene Masse m/z der Proteinionen der
ausgewählten
Ladungsstufe k kann auch außerhalb
des Scanbereichs der Hochfrequenz-Ionenfalle liegen.
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Die
teilweise Deprotonierung der Proteinionen vor der Fragmentierung
ist mit vielen Vorteilen verbunden. So werden zunächst die
Proteinionen der verschiedenen, im Ionisierungsprozess erzeugten Ladungsstufen
in einer einzigen Ladungsstufe gesammelt und ergeben eine höhere Ausnutzung
der Proteinionen. Die Sammlung erspart eine Isolierung der ausgewählten Elternionen.
Die Sammlung vernichtet gleichzeitig störende Ionen anderer Substanzen.
Die Mischung der daraus erzeugten Fragmentionen enthält gleichmäßig intensiv
alle verschiedenen Ladungsstufen. Für Stoßfragmentierungen wird so die
Fragmentierung überhaupt
erst möglich,
da nur Elternionen relativ hoher ladungsbezogener Masse fragmentiert
werden können.
Bei elektroneninduzierter Fragmentierung wird die Bildung innerer
Fragmente reduziert.
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Bei
richtiger Wahl der maximalen Ladungsstufe n für das Gemisch der Fragmentionen
kann selbst in Ionenfallen, die als Massenanalysator verwendet werden,
ein gut isotopenaufgelöstes
Spektrum dieser Ionen gemessen werden. Aus den isotopenaufgelösten Signalen
dieser ladungsverminderten Fragmentionen kann man beispielsweise
ein „virtuelles
Massenspektrum” berechnen,
das nur noch aus den mono-isotopischen Signalen einfach geladener
Ionen besteht. Es handelt sich hierbei um eine weitere „rechnerische
Deprotonierung”,
verbunden mit einer nichttrivialen rechnerischen Bestimmung der
Masse des mono-isotopischen Signals des Isotopenmusters eines Fragmentions,
wobei für
hochmolekulare Ionen dieses Signal nicht mehr selbst messbar ist
und nur aus dem Isotopenmuster gewonnen werden kann.
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Im
Falle einer elektroneninduzierten Fragmentierung bilden sich manchmal
stabile Radikal-Kationen,
die nicht sofort zerfallen. Da hier die Radikal-Kationen aus einer
einzigen Ionensorte entstehen, können
sie durch eine schwache resonante Anregung ihrer sekularen Schwin gungen
weiter durch Stöße fragmentiert
werden, wobei sie zerfallen und die für elektroneninduzierte Fragmentierungen typischen
Fragmentionen ergeben. Die Frequenz für diese Anregungswechselspannung
kann aus der bekannten Masse dieser Radikal-Kationen und ihrer bekannten
Ladung berechnet werden. Diese Anregungsspannung bewirkt, dass die
Ausbeute der gewünschten
Fragmentionensorte erhöht
wird.
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Auch
eine Deprotonierung nach der Fragmentierung kann das gewünschte Gemisch
aus Fragmentionen der Ladungsstufen eins bis n erzeugen.
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Es
ist das Besondere an dieser Erfindung, dass durch die Kombination
aus Deprotonierung und Fragmentierung ein Ionengemisch aus ein-
bis n-fach geladenen Fragmentionen erzeugt wird. Dadurch werden
die Fragmentionensignale in ihrer absoluten Anzahl stark vermindert
und über
einen wesentlich größeren Massenbereich
verteilt, so dass die Anzahl der Überlappungen von Isotopenmustern
deutlich verringert wird. Für
den Fall n ≤ 4
wird erreicht, dass die Fragmentionen in Ionenfallen, die auch als
Massenanalysatoren verwendet werden, isotopenaufgelöst gemessen
werden können.
Für n =
4 kann in einer Ionenfalle, die einen Scanbereich von M = 3000 u
für einfach
geladene Ionen besitzt, eine Sequenzabdeckung von je 12 000 u erreicht
werden, und zwar jeweils über
beide Enden der Sequenz hinweg. Für den Fall 5 ≤ n ≤ 8 muss ein
Massenanalysator mit entsprechend hohem Auflösungsvermögen zur Messung herangezogen
werden. Aus den so gemessenen isotopenaufgelösten Massenspektren der ladungsverminderten
Fragmentionen lässt
sich dann mit bekannten Verfahren ein virtuelles Massenspektrum
berechnen, das nur noch aus den mono-isotopischen Signalen einfach
geladener Fragmentionen besteht.
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Sowohl
die Radikalanionen für
die Elektronentransfer-Dissoziation wie auch die negativen Reaktantanionen
für die
Deprotonierung können
in einer Ionenquelle zur chemischen Erzeugung von negativen Ionen
(NCI-Ionenquelle) erzeugt und in die Ionenfalle eingespeist werden.
Eine oder beide Arten der Reaktantionen können aber auch in gewöhnlichen
Elektrosprüh-Ionenquellen oder
anderen Ionenquellen, die an Atmosphärendruck arbeiten (APCI = atmospheric
pressure chemical ionzation; APPI = atmospheric pressure photo ionization),
hergestellt werden.
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Beschreibung der Abbildungen
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1 stellt
ein Schema eines Ionenfallenmassenspektrometers für die Durchführung eines Verfahrens
nach dieser Erfindung dar, hier mit zwei parallel zu betreibenden
Elektrosprüh-Ionenquellen (1a, 2a und 1b, 2b),
einem Ionentrichter (4), einer Elektronenanlagerungs-Ionenquelle (8)
für die
Erzeugung negativer Ionen und einer 3D-Ionenfalle mit Endkappenelektroden
(11, 13) und Ringelektrode (12). Das
Ionenleitsystem (9), hier als Oktopol-Stabsystem ausgeführt, kann
sowohl positive wie auch negative Ionen zur Ionenfalle leiten. Eine
der beiden Elektrosprüh-Ionenquellen
kann beispielsweise für die
Herstellung schwerer negativer Reaktantionen für die Deprotonierung verwendet
werden.
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2 zeigt
eine Elektronenanlagerungs-Ionenquelle, in der ein von der Glühkathode
(24) ausgehender Elektronenstrahl von zwei Magneten (21) und
(37) geführt
in der Kammer (27) das durch die Zuführung (28) eintretende
gasförmige
Fluoranthen in Anwesenheit von Methan ionisiert. Die entstehenden
Anionen werden mit Hilfe der Extraktionsblende (30) aus
der Öffnung
(29) herausgezogen und in das Hexapol-Ionenleitsystem (31)
eingeführt.
Mit geringer Extraktionsspannung werden praktisch nur Radikalanionen
extrahiert, bei höherer
Extraktionsspannung ganz überwiegend
nur nichtradikale Anionen.
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In 3 sind
die Analytionen aus dem Versprühen
von Ubiquitin (Molekülmasse
8560 u gezeigt. Die Ionen haben Ladungsstufen von 7 bis 14, wobei
die 12-fach geladenen Analytionen am häufigsten vorkommen.
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Die 4 zeigt
ein Massenspektrum der isolierten 12-fach geladenen Ionen des Ubiquitin,
die als Elternionen ausgesucht wurden.
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5 zeigt
das Fragmentionenspektrum, das aus den 12-fach geladenen Analytionen
des Ubiquitin durch Elektronentransfer-Dissoziation gewonnen wurde.
Die Fragmentionen häufen
sich im Gebiet von 600 u bis 1200 u.
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6 gibt
das Massenspektrum der ladungsverminderten Fragmentionen des Ubiquitin
aus 5 wieder. Das Massenspektrum ist weitgehend entzerrt.
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7 zeigt
das virtuelle Massenspektrum von Ubiquitin, berechnet aus dem ladungsverminderten
Massenspektrum der 6. Die Annotation wurde von
einem automatisch arbeitenden Rechenprogramm durchgeführt. Die
Lücken
der Annotation in der oberen Zeile c der ersten Spektrenhälfte sind auf
das Vorkommen von Prolin zurückzuführen, dessen
amidseitige Bindung durch Elektronentransfer-Dissoziation nicht
gespaltet werden kann. Einem solchen Rechenprogramm kann aber auch
beigebracht werden, solche Prolinlücken zu durch eindeutige Zuordnung
schließen.
Dann wäre
mit dem Verfahren der Erfindung eine 96-prozentige Sequenzabdeckung gegeben.
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Günstige Ausführungsformen
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Die
Erfindung stellt für
Massenspektrometer mit Ionenfallen ein Verfahren zur Verfügung, mit
dem Massenspektren der Fragmentionen geliefert werden, die weit über den
originären
Massenbereich der Massenanalysatoren hinausgehen und die eine Basis
für ein
Top-Down-Analyseverfahren
für mittelschwere
Proteine bilden. Die Erfindung geht von der Erzeugung hoch geladener
Proteinionen aus, wie sie beispielsweise durch Elektrosprühen von
mittelschweren Proteinmolekülen,
aber auch durch andere Ionisierungsverfahren, erzeugt werden. Es
können dafür alle Arten
von Ionenfallen verwendet werden, wobei aber die Verfahrensablaufe
für die
verschiedenen Ionenfallen verschieden sind.
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In
Hochfrequenz-Ionenfallen gehen besonders günstige Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens
von einer teilweisen Deprotonierung der hoch geladenen Proteinionen
vor einer Fragmentierung aus, wobei die Deprotonierung bei einer
bestimmten, im Voraus gewählten
Ladungsstufe angehalten wird. Die verschiedenen Ausführungsformen
auf dieser Basis unterscheiden sich dann in der Art der Fragmentierung,
wobei durchaus sowohl ergodische wie auch nicht-ergodische, insbesondere elektroneninduzierte
Fragmentierungen zum Einsatz kommen können.
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Die
Deprotonierung wird durch Reaktionen der hoch geladenen Proteinionen
mit geeigneten Reaktant-Anionen vorgenommen. Die Reaktant-Anionen
sind in der Regel nicht-radikale Anionen, wobei sehr viele verschiedene
Substanzklassen für
eine Bildung dieser Reaktant-Anionen
infrage kommen. Eine Deprotonierungs-Reaktion besteht in einem Protonentransfer
von einem hoch geladenen Proteinion zu einem Reaktant-Anion, wobei
letzteres neutralisiert wird, ohne dabei ein Radikal zu bilden.
Die Deprotonierungs-Reaktionen haben Wirkungsquerschnitte, die dem
Quadrat der Ladungsstufe der hoch geladenen Proteinionen proportional
sind; die Reaktionen laufen für
hoch geladene Proteinionen außerordentlich
schnell ab.
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Das
Anhalten der Deprotonierung bei einer vorgewählten Ladungsstufe besteht
in einer Hochfrequenz-Ionenfalle darin, die Proteinionen, die durch fortgesetzte
Deprotonierung bei dieser Ladungsstufe angekommen sind, durch eine
Dipolwechselspannung resonant schwach anzuregen. Die Anregung darf
nicht so stark sein, dass die Proteinionen aus der Ionenfalle ausgeworfen
werden. Es ist ein Gleichgewicht zwischen der Anregung durch die
Dipolwechselspannung und der Dämpfung
durch das Stoßgas herzustellen.
Diese Art der schwachen Anregung ist für Ionenfallen bekannt (beispielsweise
für Stoßfragmentierungen)
und kann durch die Software-Steuerung jeder kommerziell vertriebenen
Ionenfalle durchgeführt
werden. Durch die Bewegung der Proteinionen bei ihrer sekularen
Schwingung entziehen sie sich weiteren Deprotonierungs-Reaktionen,
da diese nur bei niedrigen Relativgeschwindigkeiten stattfinden.
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Da
durch die schwache resonante Anregung die Proteinionen nicht sofort
schwingen, sondern eine Anschwing-Phase geringer Geschwindigkeit durchlaufen,
dürfen
die Deprotonierungs-Reaktionen nicht
mit hoher Geschwindigkeit ablaufen. Sonst werden die Proteinionen
weiter deprotoniert, bevor sie die Phase voller Schwingungen erreicht
haben. Die Geschwindigkeit der Deprotonierungs-Reaktionen kann durch
die Zufuhr an Reaktant-Anionen gesteuert werden.
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Die
Anschwing-Phase dauert umso länger,
je langsamer die sekulare Schwingung ist. Die Frequenz der sekularen
Schwingungen ist bei gegebener Hochfrequenzspannung umgekehrt proportional zur
ladungsbezogenen Masse m/z; für
eine niedrige Anzahl von Ladungen z ist also die Schwingungsfrequenz
ungünstig
niedrig. Andererseits nimmt die Schwingungsfrequenz mit der Hochfrequenzspannung
der Ionenfalle zu; es ist also günstig,
diese so hoch wie eben möglich
zu wählen.
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Es
sei dies an einem Beispiel erläutert:
Proteinmoleküle
von 15·103 u erhalten bei einer Ionisierung durch
Elektrosprühen
etwa 15 bis 30 Protonen, die ladungsbezogenen Massen der hoch geladenen Proteinionen
erstrecken sich also von 500 bis 1000 u. Um alle diese hoch geladenen
Proteinionen zu deprotonieren, sollte die Hochfreqenzspannung so hoch
gewählt
werden, dass die untere Massenschwelle bei etwa 500 u liegt. Damit
gehen keine hoch geladenen Proteinionen verloren. Wird jetzt für das Anhalten
der Deprotonierung eine Ladungsstufe k = 5 gewählt, so haben die Proteinionen
dieser Ladungsstufe eine ladungsbezogene Masse m/z = 3000 u. Diese
Proteinionen schwingen trotz der mäßig hohen Hochfrequenzspannung
extrem langsam, was ungünstig
ist.
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Man
kann diese Situation durch eine zweistufige Deprotonierung verbessern.
Für die
erste Phase der Deprotonierung wählt
man beispielsweise k = 14, und damit eine Sammlung bei der ladungsbezogenen
Masse von m/z = 1071 u. Für
diese Ionen ist die Frequenz der sekularen Schwingung rund dreimal
höher,
der Prozess der Deprotonierung darf also etwa dreimal schneller
ablaufen. Die Gesamtdauer dieser ersten Phase der Deprotonierung
ist insgesamt sehr kurz. Danach kann man die Hochfrequenzspannung
verdoppeln, so dass die untere Massenschwelle jetzt bei 1000 u liegt.
Für das
Anhalten bei der Ladungsstufe k = 5 kann jetzt gegenüber der
einstufigen Deprotonierung die Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt
werden. Da auch die zweite Phase der zweiphasigen Deprotonierung
bedeutend kürzer ist
als die Gesamtdauer der einstufigen Deprotonierung, erhält man einen
Zeitgewinn bei doppelstufiger Deprotonierung.
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Diese
Art der Deprotonierung bedarf allerdings einer hohen Molekülmasse für die Reaktant-Anionen, da diese
jeweils über
der Massenschwelle der Ionenfalle liegen muss. Reaktant-Anionen so hoher
Molekülmasse
von über
1000 u kann man zwar in Elektronenanlagerungs-Ionenquellen nach 2 herstellen,
man ist dann allerdings auf verdampfbare Substanzen dieser Molekülmasse angewiesen,
beispielsweise auf hoch bromierte oder iodierte Polyaromaten oder
Polyether. Es stehen aber viele verschiedenartige Substanzen zur
Verfügung, wenn
man eine Elektrosprüh-Ionenquelle
zur Herstellung dieser Reaktant-Anionen verwendet. Die Elektrosprüh-Ionenquelle
muss nicht mit der Ionenquelle für
die Erzeugung der Proteinionen identisch sein, sie kann vielmehr
dazu parallel angeordnet sein, wie das schematisch in 1 angedeutet
ist. Die Elektrosprüh-Ionenquelle
für die
Reaktant-Anionen
kann auch besondere Hilfsmittel, wie beispielsweise einer Nadel
für Corona-Entladungen
zur Unterstützung
des negativen Elektrosprühens
durch chemische Ionisierung enthalten.
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Die
bei einer ausgewählten
Ladungsstufe k angehaltene Deprotonierung liefert nun Proteinionen, die
sich günstig
sowohl durch ergodische Prozesse wie auch elektroneninduziert fragmentieren
lassen.
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Eine
Fragmentierung durch Infrarot-Multiphotonen-Dissoziation (IRMPD)
liefert jetzt Fragmentionen der Ladungsstufen 1 bis n = k, wobei
der Vorteil hier darin liegt, dass alle Ladungsstufen im Gemisch
der Fragmentionen gleichermaßen
stark vertreten sind, im Gegensatz zu einer Deprotonierung der Fragmentionen
nach einer Fragmentierung der hoch geladenen Proteinionen.
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Für die Stoßfragmentierung
ist eine Deprotonierung vor der Fragmentierung zwingend notwendig,
weil sich die hoch geladenen Proteinionen im Bereich der ladungsbezogenen
Massen von m/z = 500 bis 1000 u überhaupt
nicht fragmentieren lassen. Es kann für diese hoch geladenen Proteinionen
die Hochfrequenzspannung nicht so hoch eingestellt werden, dass
die Stöße so energiereich
werden, dass bei den Stößen Energie
in die Ionen hineingepumpt werden kann. Es müssen in den Stößen die Energieschwellen
für die
Anregung bestimmter Schwingungszustände überschritten werden, sonst laufen
die Stöße vollelastisch
unter einfacher Reflektion des Stoßgas-Moleküls ab. Das gilt besonders dann,
wenn als Stoßgas
Helium verwendet wird. Helium wird in kommerziell hergestellten
Hochfrequenz-Ionenfallen besonders häufig verwendet, da es die Scanverfahren
zur Spektrenaufnahme wenig stört.
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Durch
die Sammlung von Proteinionen einer hohen ladungsbezogenen Masse
m/z im oben geschilderten Deprotonierungsprozess bei einer genügend niedrigen
Ladungsstufe k werden jetzt die Voraussetzungen für eine Stoßfragmentierung
geschaffen. Durch Hochsetzen der Hochfrequenzspannung können jetzt
harte Stoßbedingungen
geschaffen werden. Die Hochfrequenzspannung wird dazu so hoch gesetzt,
dass die untere Massenschwelle bei mindestens der Hälfte, besser
noch bei zwei Dritteln bis zu drei Viertel der ladungsbezogenen
Massen m/k der Proteinionen liegt. Es genügt dann eine eher kurze resonante
Anregung von nur einigen Millisekunden, möglicherweise sogar weniger,
um genügend Energie
für eine
Fragmentierung durch Stöße in die Proteinionen
zu pumpen. Die Fragmentierung erfolgt hier nicht sofort, sondern
verzögert
mit der Halbwertszeit der ergodischen Fragmentierung. Die Halbwertszeit
ist umso länger,
je weniger die innere Überschussenergie über der
Bindungsenergie liegt. Andererseits wird die innere Energie durch
zarte, Energie abgebende Stöße mit dem
Stoßgas
auch wieder vermindert, so dass ein Kompromiss experimentell zu suchen
ist.
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Wird
bei einer hohen Hochfrequenzspannung eine resonante Anregung vorgenommen,
so wird nicht nur eine sekulare Schwingung erzeugt, sondern es wird
der sekularen Schwingung auch eine erzwungene Schwingung im Takt
der Hochfrequenz aufgeprägt.
Die erzwungene Schwingung ist in ihrer Amplitude umso größer, je
weniger die ladungsbezogene Masse der resonant angeregten Ionen über der unteren
Massenschwelle der Ionenfalle liegt. Da die Frequenz der erzwungenen
Schwingung um einen Faktor zwei (direkt oberhalb der Massenschwelle)
bis vier (bei der doppelten Massenschwelle) über der sekularen Schwingung
liegt, trägt
sie erheblich zur Energie der Stöße bei.
Die erzwungene Schwingung kann auch alleine ausgenutzt werden, indem
man über
die beiden Endkappen eine Gleichspannung legt, die die Ionen aus
dem Zentrum bewegt, so dass sie außerhalb des Zentrums die erzwungene
Schwingung des Hochfrequenzfeldes erfahren. Die Gleichspannung wirkt
dann auf alle Ionen in der Ionenfalle, da es keine resonante Anregung
einer einzigen Ionensorte mehr ist. Die Gleich spannung wirkt auf schwere
Ionen mehr als auf leichte Ionen, da die rücktreibenden Kräfte des
Pseudopotentials für schwere
Ionen geringer sind.
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Die
Energie der Stöße kann
auch durch ein schwereres Stoßgas
vergrößert werden.
Es kommt dafür
beispielsweise Stickstoff oder Argon in Frage. Kommerzielle Ionenfallen-Massenspektrometer
vermeiden den Zusatz oder die alleinige Verwendung schwerer Stoßgase, da
sie zur Erzielung hoch auflösender
Scanverfahren nicht schnell genug abgepumpt werden können.
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Die
hohe Hochfrequenzspannung verhindert die Speicherung kleiner Fragmentionen.
Diese sind aber für
das auswertbare Fragmentionenspektrum entscheidend wichtig. Es muss
daher sofort nach der Stoßphase
die Hochfrequenzspannung wieder herabgesetzt werden. Das muss gesteuert
so geschehen, dass die Dämpfung
aller weit schwingenden Proteinionen schneller erfolgt als die Ausweitung
der Schwingungen im schwacher werdenden Hochfrequenzfeld und dadurch
niedriger werdenden Pseudopotentialtopf, weil sonst mindestens einige
der Ionen durch Schwingungen über
den Rand des Pseudopotentialtopfes hinaus verloren gehen. Die Stoßphase darf
nur kurz sein, meist genügen
aber auch nur einige Millisekunden.
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Ist
eine niedrige untere Stabilitätsgrenze
von beispielsweise m/z = 150 u erreicht, so werden die meisten Fragmentionen
aller jetzt verzögert
stattfindenden Zerfälle
auch in der Ionenfalle gehalten. Sind die Fragmentionen jetzt immer
noch zu hoch geladen, so können
sie durch eine weitere Deprotonierung in ihrer Ladungsstufe weiter
herabgesetzt werden.
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Für die elektroneninduzierten
Fragmentierungen ist die Sammlung der Proteinionen bei einer vorgewählten Ladungsstufe
k ebenfalls ideal. Es werden dann Fragmentionen der Ladungsstufen
1 bis n = (k – 1)
gebildet. Auch hier liegt der Vorteil darin, dass neben einer Entzerrung
der Fragmentionenspektren eine Mischung aus Fragmentionen entsteht, bei
denen die Fragmentionen der Ladungsstufen 1 bis (k – 1) etwa
gleiche Intensität
haben. Das wäre nicht
der Fall, wenn die Deprotonierung nach der elektroneninduzierten
Fragmentierung vorgenommen würde.
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In
Hochfrequenz-Ionenfallen ist die elektroneninduzierte Fragmentierung
durch Elektronentransfer-Dissoziation (ETD) relativ einfach durchzuführen, insbesondere
dann, wenn eine Quelle für
Radikal-Anionen vorhanden ist. Dazu werden in an sich bekannter
Weise geeignete Radikal-Anionen eingeführt, deren mangelnde Absättigung
der chemischen Valenzen dazu führen,
ein Elektron an die mehrfach positiv geladenen Proteinionen abzugeben.
Die Reaktionen können
bei sehr niedriger Hochfrequenzspannung ablaufen, daher werden auch
kleine Fragmentionen eingefangen.
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Für die Erzeugung
der Radikal-Anionen kann eine übliche
Elektronenanlagerungs-Ionenquelle verwendet werden, wie sie in 2 wiedergegeben
ist. Geeignete Radikalanionen M.- für die Elektronentransfer-Dissoziation
werden durch Elektronenanlagerung an geeignete Reaktantsubstanzen
hergestellt, wobei bekanntermaßen
verschiedenartige Reaktantsubstanzen verwendet werden können, wie beispielsweise
Fluoranthen, Fluorenon, Anthracen oder andere polyaromatische Verbindungen.
Im Prinzip kann auch eine Mischung von Reaktantsubstanzen verwendet
werden um eine Mischung aus Radikalanionen zu erzeugen. Für die Fragmentierung
des Ubiquitins, dessen Fragmentionenspektrum in 5 gezeigt
wird, wurde das Radikalanion des Fluoranthens verwendet.
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Sind
die Proteinionen sehr gut thermalisiert, so bilden sich bei der
Elektronentransfer-Dissoziation manchmal metastabile Radikal-Kationen,
die nicht sofort zerfallen. Da hier die Radikal-Kationen aus einer
einzigen Ionensorte, den Proteinionen der Ladungsstufe k, entstehen,
können
die Radikal-Kationen durch eine schwache resonante Anregung ihrer sekularen
Schwingungen durch Stöße nachhelfend fragmentiert
werden, wobei sie zerfallen und die für elektroneninduzierte Fragmentierungen
typischen Fragmentionen ergeben. Die Frequenz für diese Anregungswechselspannung
kann aus der bekannten Masse dieser Radikal-Kationen und ihrer bekannten Ladung
berechnet werden. Diese Anregungsspannung bewirkt, dass die Ausbeute
der gewünschten Fragmentionensorte
erhöht
wird. Diese Radikal-Kationen mögen
sich manchmal außerhalb
des Massenbereichs der Ionenfalle für eine Spektrenaufnahme befinden,
beispielsweise bei m/z = 4000 u einer Ionenfalle, deren Massenbereich
für die
Spektrenaufnahme nur bis m/z = 3000 u reicht; trotzdem kann man
die Frequenz ihrer sekularen Schwingung berechnen und sie resonant
anregen.
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In
besonders ausgebildeten Ionenfallen, beispielsweise in solchen Ionenfallen,
die mit einer rechteckförmigen
Hochfrequenzspannung betrieben werden, ist es aber auch möglich. eine
Elektroneneinfang-Dissoziation (ECD) zu betreiben.
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Ist
im Ionenfallen-Massenspektrometer eine Quelle für hoch angeregte Neutralteilchen
vorhanden, so kann auch recht einfach eine Dissoziation durch metastabile
Atome (MAID) durchgeführt
werden. Auch hier ist es vorteilhaft, dass gleichmäßige Gemische
der Fragmentionen aller Ladungsstufen erhalten werden.
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In
Penning-Ionenfallen, die in ICR-Massenspektrometern eingesetzt werden,
lassen sich ebenfalls Deprotonierungen durch Reaktionen mit nicht-radikalen
Anionen durchführen.
Hier kommen insbesondere sehr leichte Anionen zur Anwendung, beispielsweise
Anionen der Benzoesäure.
Auch hier ist es möglich,
die Deprotonierung bei einer bestimmten Ladungsstufe anzuhalten,
indem die Zyklotron- oder Magnetronschwingung der Proteinionen dieser Ladungsstufe
angeregt wird. Die Anregung darf allerdings nicht von Dauer sein;
es ist aber bekannt, dass man durch Anwendung von häufigen Phasensprüngen zu
einer Bewegung der Ionen kommen kann, die nicht in einer immer größer werdenden
Spirale endet. Außerdem
ist es auch hier möglich,
durch ein resonantes Quadrupolwechselfeld zu einer dipolaren Schwingung
endlicher Amplitude zu gelangen.
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Trotz
der Betonung der Vorteile für
eine Deprotonierung vor einer Fragmentierung kann eine Deprotonierung
nach der Fragmentierung immer noch nützlich sein, um (a) eine Isotopenauf- Lösung bei der Spektrenaufnahme,
(b) eine Reduzierung der Anzahl der Sorten von Fragmentionen und
(c) eine Entzerrung des Fragmentionenspektrums zu erzeugen.
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Als
Beispiel werde hier die Deprotonierung der Fragmentionen des Ubiquitin
nach ihrer Entstehung in einer Hochfrequenz-Ionenfalle gebracht,
wobei hier die Ionenfalle auch als Massenanalysator verwendet wird.
Ubiquitin diene hier als Beispiel für ein mittelschweres Protein;
es hat eine Molekülmasse
von 8560 u für
das mono-isotopische Molekül.
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Eine
günstige
Ausführungsform
des Ionenfallenmassenspektrometers ist in 1 schematisch
wiedergegeben. Es wird hier eine der beiden Elektrosprüh-Ionenquellen
(1a, b) mit einer Sprühkapillare
(2a, b) außerhalb
des Massenspektrometers zur Ionisierung der hochmolekularen Proteine
verwendet. Das hochmolekulare Protein, befindet sich dazu in einer
wässerigen
Lösung,
der zur Erleichterung des Sprühens
organische Lösungsmittel
wie Methanol oder Acetonitril beigemischt sind. Die durch das Elektrosprühen erzeugten
hoch geladenen Analytionen werden in üblicher Weise durch eine Einlasskapillare
(3a, b) und einen Hochfrequenz-Ionentrichter (4)
in das Ionenleitsystem (5) geführt, wobei das mitgeführte Umgebungsgas
weitgehend abgesaugt wird. Mit Hilfe der Ionenleitsysteme (5)
und (9) werden die hoch geladenen Analytionen durch die Druckstufen
(15), (16), (17) zur 3D-Ionenfalle mit Endkappenelektroden
(11 und 13) und Ringelektrode (12) geführt und
dort in üblicher
Weise eingefangen. Die Ionenleitsysteme (5) und (9)
bestehen aus parallelen Stabpaaren, an denen alternierend die Phasen einer
Hochfrequenzspannung liegen. Sie sind üblicherweise als Hexapol- oder
als Oktopol-Stabsystem ausgeführt.
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Ein
erstes Massenspektrum, das durch resonante Anregung der Ionen mit
massenselektivem Auswurf mit Messung im Ionendetektor (14)
gewonnen wird, gibt eine Übersicht über die
verschiedenen Ladungsstufen, in denen die Analytionen vorliegen. Ein
solches Massenspektrum von Ubiquitin mit einer breiten Verteilung
der Ladungsstufen von 7 bis 14 ist in 3 gezeigt.
Nach einer Wiederholung der Füllung
der Ionenfalle kann jetzt die Ionensorte einer ausgewählten Ladungsstufe
mit üblichen
Mitteln isoliert werden; diese Ionen bilden dann die Elternionen für die Fragmentierung.
Dazu überfüllt man
zunächst die
Ionenfalle, damit später
genügend
Ionen für
eine gute Spektrenaufnahme übrig
bleiben, und wirft dann alle Ionen aus der Ionenfalle aus, die nicht
den ausgewählten
Elternionen entsprechen. In 4 ist das Massenspektrum
des Ubiquitins nach Isolation der Ionen mit Ladungsstufe 12 wiedergegeben.
In einem starken Zoom des Massenspektrums wäre zu erkennen, dass keine
Isotopenauflösung
vorliegt.
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Diese
hoch geladenen Analytionen werden durch eine kurze Wartezeit von
einigen Millisekunden durch das immer vorhandene Stoßgas in
das Zentrum der Falle hinein abgebremst. Sie bilden dort eine kleine
Wolke von etwa einem Millimeter Durchmesser.
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Sodann
werden die hoch geladenen Elternionen, also hier die 12-fach geladenen
Ubiquitin-Ionen,
fragmentiert. Es werde hier eine Elektronentransfer-Dissoziation
vorgenommen, es können
aber auch andere Arten von Fragmentierungen angewendet werden. Für die Elektronentransfer-Dissoziation werden
besondere negativ geladenen Ionen, insbesondere Radikalanionen geeigneter
Substanzen wie Anthracen oder Fluoranthen, hinzugefügt.
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Diese
Radikalanionen werden hier in einer gesonderten Ionenquelle (8)
für negative
chemische Ionisierung erzeugt und über ein kleines Ionenleitsystem
(7) zu einer Ionenweiche geführt, wo sie in das Ionenleitsystem
(9) zur Ionenfalle (11, 12, 13)
eingefädelt
werden. Die Ionenweiche besteht in der hier gezeigten Ausführung einfach
aus einer Lochblende (6) und aus einer Verkürzung zweier
Stäbe des
stabförmigen
Ionenleitsystems (9). Besonders günstig für diese sehr einfache Art einer
Ionenweiche ist es, wenn das Ionenleitsystem als Oktopolsystem ausgeführt ist.
Diese Ionenweiche kann die Ionen der Elektrosprüh-Ionenquelle (1a, 2a)
bei geeigneten Spannungen an der Lochblende sowie bei geeigneten Gleichspannungen
in den Achsen der Oktopol-Stabsysteme (5) und (9)
ungehindert durchlassen, mit anderen Spannungen werden die negativen
Ionen aus der Ionenquelle (8) in das Ionenleitsystem (9)
hinein reflektiert. Über
dieses Ionenleitsystem (9) gelangen sie zur Ionenfalle
und werden dort in üblicher
Weise durch eine Einschussoptik (10) eingespeichert.
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Eine
günstige
Elektronenanlagerungs-Ionenquelle ist in 2 gezeigt.
Ein von der Glühkathode (24)
an Haltepfosten (23) ausgehender Elektronenstrahl von etwa
70 Elektronenvolt Energie wird von zwei Magneten (21) und
(37) durch die Kammer (27) geführt. In der Kammer (27)
wird das durch die Zuführung
(28) eintretende gasförmige
Fluoranthen in Anwesenheit von Methan, das ebenfalls durch die Zuführung (28)
eintritt, ionisiert. Die entstehenden Anionen werden mit Hilfe der
Extraktionsblende (30) aus der Öffnung (29) der Kammer
(27) herausgezogen und in ein Hexapol-Ionenleitsystem (31)
eingeführt.
Mit dieser Elektronenanlagerungs-Ionenquelle ist es übrigens
auch möglich,
nichtradikale Anionen für
die Deprotonierung zu erzeugen. Mit geringer Extraktionsspannung
werden praktisch nur Radikalanionen extrahiert, bei höherer Extraktionsspannung ganz überwiegend
nur nichtradikale Anionen. Elektronenanlagerungs-Ionenquelle und
Hexapol-Ionenleitsystem (31) entsprechen der Ionenquelle
(8) und dem Ionenleitsystem (7) der 1.
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Die
Radikalanionen reagieren dabei sofort (innerhalb weniger Millisekunden)
mit den positiven Analytionen, wobei diese in bekannter Weise fragmentieren
und Fragmentionen der c- und
der z-Reihe bilden. Aus hochmolekularen Proteinionen werden dabei
sehr viele Fragmentionen gebildet, wobei die schweren Fragmentionen
in der Regel auch wieder hoch geladen sind, während die leichten Fragmentionen
wesentlich geringer geladen sind. 5 zeigt die
so gewonnenen Fragmentionen von Ubiquitin, die sich im relativ schmalen
Bereich von m/z = 600 bis 1200 u drängeln.
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Gewöhnlich füllt man
eine feststehende Menge der Radikalanionen für die Elektronentransfer-Dissoziation der
Analytionen ein, und bricht nach einer vorgewählten Zeit diesen Prozess dadurch
ab, dass man restliche Radikalanionen schnell entfernt, um nicht
eine weitere Fragmentierung der gerade erzeugten Fragmentionen zu
bewirken. Eine solche weitere Fragmen tierung kann so genannte „innere Fragmente” erzeugen,
die eine Auswertung des letztendlich angestrebten Massenspektrums
erschweren. Die Beseitigung der restlichen Radikalanionen kann vorzugsweise über eine
resonante Anregung der Sekularschwingungen dieser Ionen erfolgen;
es gibt aber auch andere Verfahren. Diese Art der Fragmentierung
durch Elektronentransfer nimmt einschließlich des Auswurfs der restlichen
Radikalanionen nur etwa 5 bis 30 Millisekunden in Anspruch.
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Nach
einer kurzen Beruhigungsphase von wenigen Millisekunden können jetzt
die negativen Ionen zur Deprotonierung zugefügt werden. Das Deprotonierung
geschieht recht einfach durch Protonentransfer von den vielfach
positiv geladenen Ionen auf besondere Arten von negativ geladenen
Ionen, und zwar insbesondere auf nicht-radikale Anionen. Die Wirkungsquerschnitte
für diese
Protonentransferreaktionen sind proportional zum Quadrat der Anzahl
der Protonenladungen an einem Ion; die Deprotonierungen verlaufen
daher für
hoch geladene Ionen extrem schnell und bremsen bei Erreichen niedriger geladener
Ionen stark ab. Zehnfach geladene Ionen werden also etwa hundertmal
schneller deprotoniert als einfach geladene Ionen, und immer noch
sechsmal schneller als vierfach geladene Ionen.
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Die
nicht-radikalen Anionen für
die Deprotonierung können
in der gleichen Ionenquelle (8) erzeugt werden, in der
auch schon die Radikal-Anionen erzeugt wurden. Sie können aber
auch in einer der beiden Elektrosprüh-Ionenquellen (1a, 2a)
oder (1b, 2b) erzeugt werden, meist unter Verwendung
einer zweiten Sprühkapillare
(2a) oder (2b). Ebenso können die nicht-radikalischen Anionen
durch eine Corona-Entladung in Eingangsbereich einer der beiden Einlasskapillaren
(3a) oder (3b) erzeugt werden.
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Stoppt
man die Zufuhr der nicht-radikalen Anionen für die Deprotonierung beim Erreichen
einer vorgewählten
niedrigeren Ladungsstufe ab, beispielsweise bei Erreichen einer
Mischung aus Fragmentionen mit je ein bis vier Ladungen, so kann
man unter Verwendung der Ionenfalle (11, 12, 13)
als Massenanalysator ein isotopenaufgelöstes Massenspektrum der Fragmentionen
messen. Die zeitliche Dauer der Deprotonierung hängt von der Erzeugungsrate
der nichtradikalen Anionen ab, sie beträgt zwischen 20 und 200 Millisekunden.
In 6 ist gut zu sehen, wie das Fragmentionenspektrum
des Ubiquitins, das nunmehr nur noch Ionen bis zur Ladungsstufe
vier enthält,
nunmehr stark entzerrt ist und sich relativ gleichmäßig über den
hier ingestellten Massenbereich des Ionenfallen-Massenanalysators
von m/z = 150 bis 3000 u erstreckt.
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Aus
diesem entzerrten, isotopenaufgelösten Massenspektrum der Ubiquitin-Fragmentionen
in 6 kann man ein virtuelles Massenspektrum der einfach
geladenen, mono-isotopischen Ubiquitin-Fragmentionen berechnen.
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Ein
solches virtuelles Massenspektrum der Fragmentionen umfasst jetzt
einen Massenbereich, der mehrfach höher ist als der originäre Massenbereich
des Massenanalysators für
einfach geladene Ionen. Das ergibt eine höhere Sequenzabdeckung als für den Fall
einer Deprotonie rung bis zur Ladungsstufe eins. Das virtuelle Massenspektrum
der Fragmentionen kann für
Identifizierungen oder Modifikationsbestimmungen in Suchmaschinen
verwendet werden, steht aber auch sonst für vielfältige Untersuchungen oder Darstellungen
zur Verfügung,
beispielsweise zur Darstellung von Massenspektren, die mit den Aminosäuren annotiert
sind. Das Wort „Massenspektrum” ist hier
nicht nur als ein graphisches Diagramm zu verstehen, das Massenspektrum
kann genau so gut eine Liste mit den Massen der mono-isotopischen
Signale und deren Intensitäten
sein.
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Bei
Verwendung der Ionenfallen auch als Massenanalysatoren macht die
Erfindung davon Gebrauch, dass es möglich ist, die Isotopenmuster
von bis zu vierfach geladenen Ionen noch aufzulösen. Für höher geladene Ionen ist das
nicht mehr möglich.
Für Spektren
mit aufgelösten
Isotopenmustern kann aus dem Abstand der Signale in den Isotopenmustern sehr
einfach die Ladungsstufe der Ionen dieses Isotopenmusters bestimmt
werden. Für
zweifach geladene Ionen beträgt
dieser Abstand stets 1/2 u, für dreifach
geladene 1/3 u, für
vierfach geladene Ionen 1/4 u Daraus lässt sich sofort die Masse der
einfach geladenen Ionen (A+H)+ berechnen,
sie beträgt
das zwei-, drei- oder vierfache der Masse m/z der Ionen (A+2H)2 +, (A+3H)3+ oder (A+4H)4+ minus
der Masse für
die Anzahl der Protonen H+, die bei den
einfach geladenen Ionen fehlen.
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Da
aber das virtuelle Massenspektrum nur die Massen der mono-isotopischen
Signale enthalten soll, setzt das Verfahren voraus, dass es mathematische
Methoden zur Massenbestimmung für
das mono-isotopische Signal eine Isotopengruppe gibt. Diese Aufgabe
ist für
größere Proteine
im Bereich von 5·10
3 bis 100·10
3 u
nicht mehr trivial, wird aber im Patent
DE 198 03 309 C1 (C. Köster;
GB 2 333 893 B ;
US 6,188,064 B1 )
beschrieben. Das monoisotopische Signal gehört zu demjenigen Ion eines
Isotopenmusters, das nur aus den Hauptisotopen
1H,
12C,
14N,
16O,
31P und
32S besteht. Dieses mono-isotopische Signal
ist für
sehr große
Proteine von verschwindender Intensität und kann nur aus den anderen
Signalen der Isotopengruppe erschlossen werden. Ein Protein der
Masse von 5000 u hat noch ein monoisotopisches Signal, das etwa
fünf Prozent
der Summe der Signale aller Isotopen ausmacht, bei einem Protein
der Masse 8000 u macht das mono-isotopische Signal nur noch ein
Prozent aus. Bei noch schwereren Proteinen ist das mono-isotopische
Signal kaum noch zu erkennen: bereits bei einem Protein von 10000
u Masse macht das mono-isotopische Signal nur noch 0,2 Prozent aus.
Mit dieser mathematischen Methode ist es auch möglich, auch noch einigermaßen komplexe Überlagerungen
von Isotopenmustern zu erkennen und zu trennen.
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Für die Bestimmung
des mono-isotopischen Ions wird zunächst aus dem Isotopenmuster
die Masse des betreffenden Fragmentions abgeschätzt. Aus den Kenntnissen über Proteine
kann die durchschnittliche Zusammensetzusammensetzung aus den Elementen
H, C, O, N, P und S bestimmt werden. Aus dieser durchschnittlichen
Zusammensetzung kann mit bekannten Verfahren ein Isotopenmuster
für ein
Fragmention dieser Masse berechnet werden. Dieses be rechnete Isotopenmuster
wird nun in das gemessene Isotopenmuster parametrisierend eingepasst;
daraus ergibt sich auch die ladungsbezogene Masse m/z des mono-isotopischen
Fragmentions, das aber noch mehrfach geladen ist. Das Verfahren wird
für alle
Isotopenmuster wiederholt, wobei die Resultate in eine Tabelle eingetragen
werden, in der die ladungsbezogenen Massen, die Ladungsstufen und
die Intensitäten
aller gemessenen Fragmentionen stehen. Als Intensitäten werden
zweckmäßigerweise
die Summen aller Intensitäten
der Fragmentionen eines Isotopenmusters eingetragen.
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Diese
Tabelle wird dann durch Umrechnung auf einfach geladene Fragmentionen
in das virtuelle Massenspektrum der Fragmentionen gewandelt werden.
Ist m* die ladungsbezogene Masse m/z des n-fach durch Protonen H+ geladenen Fragmentions (F + n × H)n+, so kann die Masse m der einfach geladenen
Fragmentionen (F+H)+ wie folgt berechnet werden:
m[(F + H)+] = n × m*[(F + n × H)n+] – (n – 1) × m[H].
Dieses tabellarisch vorliegende virtuelle Massenspektrum der Fragmentionen
hat eine Form, die für
weiterverarbeitende Rechenprogramme aller Art geeignet ist, beispielsweise
für die
bereits genannten Suchmaschinen, oder für Programme zur Bestimmung
von Modifikationen der Aminosäuren
wie Phosphorylierungen oder Glykosylierungen.
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Dieses
virtuelle Massenspektrum hat den Vorteil eines sehr viel höheren Massenbereichs.
Man kann damit in einer Ionenfalle, die einen Massenbereich bis
zu m/z = 3000 u besitzt und vierfach geladene Ionen auflösen kann,
im virtuellen Massenspektrum einen Massenbereich bis zu m = 12000
u abdecken. Während
man also nach bisheriger Technik, in der man zu einfach geladenen
Fragmentionen deprotoniert, nur den originären Massenbereich für die Sequenzierung
der Aminosäuren
zur Verfügung
hat, reicht mit dieser Erfindung der Massenbereich wesentlich weiter.
Dabei werden die Sequenzen beider Enden der Kette aus Aminosäuren abgedeckt,
also die Sequenzen sowohl des C-terminalen wie auch des N-terminalen
Endes.
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In 7 ist
das virtuelle Massenspektrum der Fragmentionen des Ubiquitin wiedergegeben, das
mit den Abkürzungen
der Aminosäuren
annotiert ist. Das zur Annotation verwendete Programm war hier nicht
darauf eingestellt, Kombinationen von beliebigen Aminosäuren mit
Prolin zu erkennen. Die Bindung zwischen Prolin und der amidseitig
gebundenen Aminosäure
kann durch Elektronentransfer-Dissoziation nicht gespalten werden,
daher gibt es diese Lücken
in der c-Reihe der ersten Hälfte
des Massenspektrums. Wären
diese Lücken
annotieret, so würde
das Spektrum eine Sequenzabdeckung über 73 der 76 Aminosäuren zeigen.
Die Aminosäuren
GGR vom C-terminalen Ende der Sequenz fehlen am Anfang der (z +
1)-Reihe, da die Ionenfalle während
der Fragmentierung auf eine untere Massengrenze von 150 u eingestellt
war, und selbst zwei Glycine (G) mit nur je 57 u leichter sind als
150 u. Zum Vergleich: Die Sequenz des Ubiquitins ist MQIFVKTLTG
KTITLEVEPS DTIENVKAKI QDKEGIPPDQ QRLIFAGKQL EDGRTLSDYN IQKESTLHLV
LRLRGG.
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Bei
Verwendung der Ionenfallen auch als Massenanalysatoren macht somit
die Erfindung davon Gebrauch, dass es möglich ist, die Isotopenmuster
von bis zu vierfach geladenen Ionen noch aufzulösen. Für höher geladene Ionen ist das
nicht mehr möglich.
Für Spektren
mit aufgelösten
Isotopenmustern kann dann, wie beschrieben, aus dem Abstand der
Signale in den Isotopenmustern sehr einfach die Ladungsstufe der
Ionen dieses Isotopenmusters bestimmt werden.
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Bei
Massenspektrometern, die nicht die Ionenfalle selbst auch als Massenanalysator
benutzen, sondern mit andersartigen Massenanalysatoren ausgestattet
sind, hilft die Deprotonierung nicht, um zu einer höheren Isotopenauflösung zu
kommen, weil deren relatives Auflösungsvermögen Rr konstant
ist und alle Isotopenmuster, gleich welcher Ladungsstufe, in gleicher
Weise auflöst
werden. Die Isotopenauflösung
für schwere
Ionen muss hier durch ein hohes Massenauflösungsvermögen des Massenanalysators gegeben
sein, wie es beispielsweise bei Ionenzyklotronresonanz-Massenanalysatoren
der Fall ist. Der Vorteil der Erfindung liegt hier vielmehr darin, dass
das Verfahren der Erfindung die große Anzahl der Fragmentionen,
je mit einem teils komplizierten Isotopenmuster, in ihrer absoluten
Anzahl stark vermindert, und dass die starke Häufung aller Fragmentionen im
Bereich von 500 bis 1200 u entzerrt wird, weil sich die Fragmentionen
verminderter Ladungsstufen jetzt über einen weiten Massenbereich
verteilen und dadurch die Anzahl von Überlappungen der Isotopenmuster
vermindert ist.
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Für Massenspektrometer
mit diesen andersartigen Massenanalysatoren kann es zweckmäßig sein,
nicht bis zu niedrig geladenen Fragmentionen der Ladungsstufen eins
bis vier zu deprotonieren, sondern durchaus auch Ionen mäßig hoher
Ladungsstufen zuzulassen, beispielsweise Ionen bis zur Ladungsstufe
sechs oder acht.
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Bei
einer Fragmentierung vor der Deprotonierung können die hoch geladenen Analytionen
als Mischung von Ionen mehrerer Ladungsstufen gemeinsam fragmentiert
werden, es können
aber die Analytionen einer geeigneten Ladungsstufe zunächst isoliert
werden. Dabei muss das Isotopenmuster vollständig erhalten bleiben, um bei
den Fragmentionen aus dem Muster die Ladungsstufe ablesen zu können.
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Die
Erfindung stellt somit ein Verfahren für die Erstellung guter Fragmentionenspektren
schwerer Proteine in Massenspektrometern mit Ionenfallen bereit,
das zunächst
hoch geladene Ionen der Proteine erzeugt und in der Ionenfalle speichert,
diese Analytionen deprotoniert und fragmentiert und eine Mischung
ladungsverminderten Fragmentionen der Ladungsstufen eins bis n herstellt,
die gut isotopenaufgelöste
Spektren ergibt, eine geringere Zahl von Fragmentionen enthält und das
Fragmentionenspektrum über
einen größeren Bereich
der ladungsbezogenen Massen verteilt. Aus diesen Fragmentionenspektren
lässt sich
das „virtuelles
Massenspektrum” aus
nur einfach geladenen, mono-isotopischen Ionen berechnen.
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Für die Berechnung
der Zeiten einer optimalen Befüllung
einer Hochfrequenz-Ionenfalle, die auch als Massenanalysator verwendet
werden soll, mit hoch geladenen Analytionen gibt es verschiedene
bekannte Verfahren, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll.
Die Füllzeiten
bewirken eine optimale Füllung,
bei der letztendlich die Spektrenaufnahme, die durch die massenselektive
Ejektion der Ionen erfolgt, gerade noch nicht durch die Raumladung
gestört
wird. Dabei kann die Ionenfalle zwischenzeitlich für alle ablaufenden
Prozesse der Isolation, Fragmentierung und Deprotonierung stark überfüllt sein,
es kommt nur darauf an, dass während der
Spektrenaufnahme keine Überfüllung mehr herrscht.
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Für die Befüllung mit
negativen Ionen – sowohl
der Radikalanionen für
die Fragmentierung wie auch der nicht-radikalen Anionen für die Deprotonierung – ist im
Allgemeinen nur ein einziges Mal eine optimale Befüllungsmenge
oder Befüllungszeit
zu ermitteln, da immer etwa die gleiche Menge an negativen Ionen
gebraucht wird, um mit der feststehenden Anzahl von positiven Ionen
optimal zu reagieren.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Erstellung von Fragmentionenspektren von Proteinen und großen Proteinfragmenten,
die eine weite Sequenzabdeckung zeigen, in Massenspektrometern,
die mit Ionenfallen ausgestattetet sind, kann in folgende Schritte
aufgelöst
werden: a) Erzeugung hoch geladener Analytionen der Proteine und
Speicherung einer Menge solcher Analytionen in der Ionenfalle des Massenspektrometers,
b) Einbringen solcher Mengen von nichtradikalen Anionen für die Deprotonierung
und nachfolgend solcher Mengen an Radikalanionen für die Elektronentransfer-Dissoziation,
dass ein Gemisch aus Fragmentionen entsteht, das aus Ionen der Ladungsstufen
eins bis n besteht, mit einer wählbaren
maximalen Ladungsstufe n im Bereich 3 ≤ n ≤ 8, und c) Messung eines isotopenaufgelösten Massenspektrums
dieser ladungsverminderten Fragmentionen.
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Die
Erzeugung der Ionen in Schritt a) geschieht bevorzugt durch Elektrosprühen, da
dadurch mehrfach geladene Ionen erzeugt werden, wie sie für die Elektronentransfer-Dissoziation
gebraucht werden. Dabei entstehen aber aus hochmolekularen Substanzen
unvermeidlich vielfach geladene Analytionen, die wiederum vielfach
geladene Fragmentionen ergeben. Es können für die Ionisierung statt des Elektrosprühens auch
andere Ionisierungsarten Verwendung finden, wenn diese mehrfach
geladene Ionen erzeugen, wie beispielsweise die Ionisierung von oberflächengebundenen
Analytproben durch den Beschuss mit hoch geladenen Molekülclustern.
Auch hier werden von großen
Biomolekülen
vielfach geladene Ionen erzeugt.
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Für die Fragmentierung
in Schritt b) müssen nicht
alle Analytionen der verschiedenen Ladungsstufen eingespeichert
bleiben, es können
auch in bekannter Weise Analytionen einer einzigen Ladungsstufe
isoliert oder die Analytionen bis zu einer vorgewählten Ladungsstufe
deprotoniert werden. Es können
auch Analytionen in einer Mischung aus mehreren Ladungs stufen gemeinsam
fragmentiert werden. In jedem Fall aber muss bei einer Isolierung
von Elternionen das Isotopenmuster der ausgewählten Analytionen vollständig erhalten
bleiben, um bei den Fragmentionen aus dem Isotopenmuster die Ladungsstufe
ablesen und auch die mono-isostopische Form berechnen zu können.
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Die
Fragmentierung in Schritt b) kann durch Elektronentransfer (ETD),
durch Bestrahlung mit Infrarot-Photonen (IRMPD) oder durch Reaktionen
mit hoch angeregten, metastabilen Neutralteilchen (MAID = „metastable
atom induced decomposition”) bewirkt
werden. Eine Fragmentierung durch Stöße (CID) nach resonanter Anregung
der sekularen Schwingungen der Analytionen bedarf besonderer Maßnahmen,
um zu energiereichen Stößen zu kommen.
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Wird
die Fragmentierung in Schritt b) mit Hilfe der Elektronentransfer-Dissoziation
durch Elektronenanlagerung an geeignete Reaktantsubstanzen durchgeführt, so
können
verschiedenartige Reaktantsubstanzen zur Herstellung der benötigten Radikal-Anionen
verwendet werden, wie beispielsweise Fluoranthen, Fluorenon, Anthracen
oder andere polyaromatische Verbindungen. Im Prinzip kann auch eine
Mischung von Reaktantsubstanzen verwendet werden.
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Die Überführung einer
vorgewählten
Menge an Radikalanionen in die Ionenfalle kann dann auch mit einer
Selektion bestimmter Ionen verbunden werden, wenn diese beispielsweise
aus einem Gemisch von Substanzen erzeugt wurden, und nur eine Ionensorte
des entstehenden Ionengemischs für
die Elektronentransfer-Dissoziation verwendet werden soll. Auch
beigemischte nichtradikale Anionen können dabei ausgefiltert werden.
Diese Filterung kann beispielsweise durch ein Quadrupolfilter geschehen, das
zwischen der Elektronenanlagerungs-Ionenquelle und der Ionenfalle eingebaut
ist. Unerwünschte
Ionen können
aber auch bei der Einspeicherung entfernt werden, beispielsweise
indem die unerwünschten
Ionen durch eine resonante Anregung ihrer sekularen Schwingungsfrequenz
an der Einspeicherung gehindert werden.
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Zur
Beschleunigung der Elektronentransfer-Dissoziation kann willentlich
ein Überschuss
an Radikalanionen in die Ionenfalle eingeführt werden. In diesem Fall
können
die überschüssigen Radikalanionen
nach Ablauf einer vorgewählten
Reaktionszeit wieder aus der Ionenfalle entfernt werden, um zu verhindern,
dass auch in hohem Maße
Elektronentransfer-Dissoziationen von mehrfach geladenen Fragmentionen
eintreten können,
wenn erst einmal hohe Anzahlen an Fragmentionen gebildet wurden.
Es würden
sonst Ionen so genannter „inneren
Fragmente” entstehen,
die die Interpretation der Fragmentionenspektren erschweren. Es
ist daher notwendig, die Reaktionen zur Elektronentransfer-Dissoziation
nach einer vorgewählten
Reaktionszeit durch Entfernen der Radikalanionen abzubrechen. Die
Reaktionszeit ist dabei so zu wählen,
dass ein bestimmter Prozentsatz an fragmentierten Elternionen nicht überschritten
wird, beispielsweise 30 bis 70 Prozent.
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Die
Radikalanionen können
auf verschiedene, bekannte Weisen aus der Ionenfalle entfernt werden,
beispielsweise durch einen resonanten Auswurf, der hier bevorzugt
verwendet wird. Es ist aber auch möglich, die Radikalanionen durch Änderung der
Hochfrequenzspannung an der Ionenfalle zu entfernen, womit Bedingungen
instabiler Speicherung der Radikalanionen erreicht werden und diese
die Ionenfalle verlassen. Letzteres ist aber nur möglich, wenn
sich keine interessierenden Fragmentionen in der Ionenfalle befinden,
die leichter als die Radikalanionen sind.
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Zur
Erzeugung der negativen Ionen für
die Deprotonierung kann die gleiche Ionenquelle verwendet werden,
die auch zur Erzeugung der Radikalanionen benutzt wurde. Die nichtradikalen
Anionen zur Deprotonierung können
aber in eigenständigen Ionenquellen
hergestellt werden oder sogar in einer Elektrosprühionenquelle ähnlich der,
die die Analytionen liefert. Hier kann beispielsweise eine zweite Sprühkapillare
(2b) verwendet werden. Auf jeden Fall sind hier die Spannungen
zum Sprühen
umzukehren, um negative Ionen zu erzeugen und zur Einlasskapillare
in das Vakuumsystem des Massenspektrometers zu führen. Es ist auch möglich, hier
durch Corona-Entladungen oder andere Maßnahmen eine negative chemische
Ionisierung einzurichten.
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Auch
für die
nichtradikalen Anionen zur Deprotonierung wird zweckmäßigerweise
eine vorgewählte
Menge in die Ionenfalle eingespeichert, um die Deprotonierungsprozesse
ablaufen zu lassen. Sind praktisch nur noch die gewünschten
niedrig geladenen Analyt- oder Fragmentionen in der Ionenfalle und
wurden dabei nicht alle nichtradikalen Anionen verbraucht, so müssen (in
der Regel nach Ablauf einer vorgewählten Reaktionszeit) die restlichen
nichtradikalen Anionen entfernt werden. Auch hier werden die Anionen
bevorzugt durch resonante Anregung ihrer sekularen Schwindungen
aus der Ionenfalle ausgeworfen.
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Es
kann nach Schritt b) auch vorteilhaft sein, einen Teil der restlichen
Elternionen, die jetzt ebenfalls reduziert geladen vorliegen und
immer noch einen überragenden
Bestandteil des Inhalts der Ionenfalle bilden, zu entfernen. Dadurch
wird der dynamische Messbereich der Ionenfalle erhöht und das Spektrum
der Fragmentionen tritt stärker
hervor. Der Verlust an Ionen in der Ionenfalle kann auch hier durch
anfängliches Überfüllen der
Ionenfalle mit Analytionen ausgeglichen werden.
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Es
lassen sich durch den Fachmann in Kenntnis dieser Erfindung auch
veränderte
Verfahren oder Verbesserungen des vorgestellten Verfahrens erstellen.
Alle diese Lösungen
sollen vom Erfindungsgedanken mit umfasst sein.