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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Waschen von
Gesicht, Armen, Händen und
Füßen.
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Ein
großer
Teil der weltweit derzeit etwa 1,3 Mrd. Menschen, die sich zum Islam
bekennen, verrichtet mehrmals (typischerweise fünfmal) am Tag die vorgeschriebenen
Gebete, wozu ein Zustand der "rituellen
Reinheit" erforderlich
ist, der, sofern sauberes Wasser verfügbar und der Kontakt damit
nicht aus medizinischen Gründen
verboten ist, durch eine rituelle Waschung mit Wasser erreicht wird,
die die Waschung von Händen,
Gesicht, Armen (insbesondere Unterarmen einschließlich Ellenbogen)
und Füßen in einem
bestimmten Ablauf umfasst. In dedizierten religiösen Gebäuden, z. B. in größeren Moscheen,
sind oftmals bauliche Strukturen zu finden, die diesen Vorgang erleichtern
sollen. Hingegen stehen z.B. in Privathaushalten, Hotels, Restaurants,
Flughäfen, Bahnhöfen, kleineren
Gemeinden und an Ausbildungsstätten
und in Betrieben mit einem beträchtlichen
Anteil von Muslimen insbesondere in den nichtislamischen Ländern, z.
B. den westlichen Industrienationen, grundsätzlich nur die üblichen
sanitären
Installationen zur Verfügung,
bei denen es sich hauptsächlich
um Duschen, Badewannen und vor allem Handwaschbecken handelt.
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Das
Waschen der Füße in einem
Handwaschbecken ist aufgrund der relativ hohen Position des Beckens
insbesondere für
Kinder, kleinwüchsige Personen
und Personen mit Gelenkleiden und/oder körperlichen Behinderungen schwierig
und unangenehm, aufgrund der Gefahr eines Sturzes generell gefährlich und überdies
aus ästhetischen
und hygienischen Gründen
nicht akzeptabel. Soweit es architektonisch unter Berücksichtigung
von Leitungsverläufen
usw. überhaupt
möglich
wäre, ein
Handwaschbecken speziell zur Fußwaschung
in Bodennähe
anzubringen, wäre
dies wiederum für
die Waschung der Hände
und speziell des Gesichts ungeeignet, so dass ein Wechsel der Waschstelle
zur Durchführung
der vollständigen
rituellen Waschung erforderlich wäre; da Handwaschbecken und
ihre Verankerungen grundsätzlich
nicht dafür
vorgesehen sind, eine erhebliche Gewichtskraft zu tragen, wäre es dem
Gläubigen
auch nicht möglich,
bei der Waschung seinen Fuß auf
eine stabile Unterlage zu stützen,
sondern er müsste
seine Waschung hauptsächlich
auf einem Bein stehend vornehmen. Auch ist der bei Waschbecken übliche Abstand
zwischen Hahn und Becken meist zu gering, um eine bequeme Waschung
der Füße durchführen zu
können.
Des Weiteren lässt
sich auch in diesem Fall ein Bespritzen der Klei dung und des Bodens
während
der Waschung kaum vermeiden. All diese Nachteile machen die Verwendung
von Waschbecken für
die rituelle Waschung physisch unangenehm und sind außerdem der
zu erreichenden Andachtsstimmung abträglich.
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Die
Verwendung von herkömmlichen
Duschen oder Badewannen hingegen erfordert aufgrund der Wasserführung ein
Ablegen mindestens der Oberbekleidung, das wiederum aus Gründen des Zeitaufwandes
(namentlich bei mehrfachen Gebeten am Tag) sowie insbesondere in
der Öffentlichkeit
aus sittlichen Gründen
dem Muslim, namentlich der muslimischen Frau, grundsätzlich nicht
zuzumuten ist. Überdies
ist der Reinwasserverbrauch bei der Verwendung von Duschen oder
Badewannen unangebracht hoch, was insbesondere in wasserärmeren Gegenden,
zu denen viele islamische Länder
gehören,
ein ernsthaftes Problem darstellt.
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Für jede Art
von konventionellen Sanitärsystemen
gilt, dass sie, sofern nicht flankierend entsprechende aufwendige
Baumaßnahmen
durchgeführt werden,
vor der Verrichtung des Gebets das Aufsuchen des Sanitärbereichs
erforderlich machen, was für
den Gläubigen
eine zusätzliche
Unannehmlichkeit bedeutet, insbesondere in religiös gemischtem
Umfeld.
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FR-2 657 519 beschreibt
eine auf die Anforderungen der islamischen Religion zugeschnittene, aus
insgesamt drei Einheiten bestehende Vorrichtung, in der ein tiefliegendes
(d. h. ungefähr
in Kniehöhe
eines erwachsenen Menschen befindliches) Becken mit Wasserhähnen, von
einer hinreichend stabilen Trägerstruktur
gestützt,
in Kombination mit einer davon getrennten Sitzgelegenheit zur Waschung
von Händen
und Füßen dient.
Hierbei dient das entsprechend geformte Becken zugleich auch als
Auflagefläche
zur Abstützung
der Füße.
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Essentielle
hygienische Probleme bleiben hierbei unberücksichtigt, z. B. die Notwendigkeit, Hände und
Gesicht im gleichen Bereich der Vorrichtung zu waschen wie die Füße. Dies
ist im Wesentlichen das gleiche Problem wie beim Waschen der Füße in einem
Handwaschbecken und insbesondere für Muslime westlicher Kulturorientierung
grundsätzlich
unzumutbar. Vor allem aber ist diese Vorrichtung zum individuellen
Gebrauch außerhalb
des Sanitärbereiches
von Wohnungen oder Betriebsstätten nicht geeignet,
da sie die Verbreitung von Spritzwasser in der räumlichen Umgebung nicht unterbindet.
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Des
Weiteren ist die bekannte Vorrichtung sperrig und schlecht transportabel.
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Es
besteht daher ein Bedürfnis
nach einer transportablen, gewünschtenfalls
auch außerhalb üblicher
Nasszonen verwendbaren und/oder in herkömmliche Sanitärsysteme
einfügbaren
Vorrichtung, die es erlaubt, im bekleideten Zustand sicher, bequem,
auf hygienische Weise, mit geringem Wasserverbrauch und insbesondere
ohne Verbreitung von Spritzwasser im Raum eine rituelle Waschung
von Gesicht, Armen, Händen
und Füßen vorzunehmen. Diese
Aufgabe wird durch eine neuartige, aus einem einzelnen kompakten
Teil bestehende Sanitäreinrichtung
gelöst,
die die Gegebenheiten der menschlichen Anatomie und die Vorgaben
herkömmlicher
Sanitärsysteme
berücksichtigt
und durch ihre Bauweise auch die Verwendung in allgemeinen Räumlichkeiten erlaubt.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe durch eine Vorrichtung zum Waschen von Gesicht, Armen, Händen und
Füßen gelöst, die
ein Becken zum Auffangen von Waschwasser, das auf dem Fußboden oder
in Fußbodennähe angeordnet
ist, einen Abfluss und mindestens einen Wasserspender aufweist und dadurch
gekennzeichnet ist, dass das Becken eine nach oben verlängerte Rückwand mit
einer Einfassung aufweist.
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Die
Einfassung stellt vorzugsweise eine Verlängerung der Seitenwand des
Beckens dar.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Rückwand
ebenflächig
und die Einfassung ragt auf der dem Benutzer zugewandten Seite deutlich
aus der Ebene der verlängerten
Rückwand
hervor.
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In
einer anderen vorteilhaften Ausführungsform
ist die verlängerte
Rückwand
muldenförmig ausgebildet
und die Randbereiche der Mulde bilden die dem Benutzer zugewandte
hervorstehende Einfassung.
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Das
Becken weist vorteilhafterweise mindestens eine Fußstütze auf.
Diese Fußstütze ist
vorzugsweise an der Rückwand
des Beckens angebracht.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die der verlängerten
Rückwand
des Beckens gegenüberliegende
Beckenwand mit einer Sitzgelegenheit versehen.
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Vorzugsweise
weist das Becken einen Sockel und/oder mindestens einen Fuß auf.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
kann grundsätzlich
aus allen im Stand der Technik bekannten Materialien oder Kombinationen
davon gefertigt werden, z. B. Keramik, Naturstein, Edelstahl, Kunststoff
und/oder Email. Sie kann aus mehreren Teilen, die dann durch Kleben,
Schrauben, Schweißen
oder andere aus dem Stand der Technik bekannte dauerhafte Verbindungstechniken
zur fertigen Vorrichtung zusammengefügt werden, oder als vollständiges Einzelteil
gefertigt werden.
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Die
Rückwand
bildet den rückwärtigen Abschluss
der gesamten Vorrichtung und bestimmt damit auch deren Gesamthöhe und -breite.
Sie kann eben, profiliert, z.B. gerippt oder muldenförmig ausgebildet
sein und weist eine dem Benutzer zugewandte Einfassung auf, welche
als Seitenwand die Ausbreitung von Spritzwasser verhindert. In einer
besonderen Ausführungsform
können
mehrere gleichartige Vorrichtungen z.B. im Kreis um eine Säule herum
oder entlang einer Wand angeordnet sein; hierbei ist es vorteilhaft,
wenn jede Vorrichtung muldenförmig
ausgebildet ist.
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Die
Rückwand
nimmt in geeigneten Aussparungen und/oder Halterungen die Wasserspender der
Vorrichtung auf.
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Als
Wasserspender sind hierbei grundsätzlich alle aus dem Stand der
Technik bekannten Vorrichtungen geeignet, insbesondere Wasserhähne und
Mischbatterien.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
besitzt die Vorrichtung für
die Fußwaschung
einen zusätzlichen
tiefer platzierten Wasserspender.
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Die
Wasserspender können
herausziehbar, beweglich oder in Form von Schläuchen ausgeführt sein.
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Die
Einfassung der verlängerten
Rückwand hat
Seitenwandcharakter, damit Spritzwasser zurückgehalten wird. Sie kann sich über einen
Teil, vorzugsweise jedoch bis zur Höhe des Wasserspenders oder über die
gesamte Höhe
und den gesamten Umfang der Rückwand
erstrecken. In der Tiefendimension kann sie, an die Rückwand anschließend, einen Teil
der Tiefe oder die gesamte Tiefe der Vorrichtung definieren. In
einer weiteren besonderen Ausführungsform
weisen die Seitenwände
Türen oder
Läden auf,
mit denen die Vorrichtung verschlossen werden kann.
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In
einer besonderen Ausführungsform
sind die Seitenwände über die
Rückwand
hinaus nach hinten geführt,
so dass sie, wenn die Vorrichtung rückwärtig gegen eine solide Wand
oder ein anderes Möbel
oder Rücken
an Rücken
mit einer gleichartigen Vorrichtung positioniert wird, zusammen
mit der Rückwand
einen rundum blickdicht verblendeten Hohlraum zur Aufnahme von Anschlüssen, Geräten, Kabeln
und Rohrleitungen bilden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst die Vorrichtung mindestens eine vom Auffangbecken für das Waschwasser
räumlich
abgesetzte Auflagefläche
für die
Füße. Diese
Trennung bietet ästhetische
und hygienische Vorteile, wie oben beschrieben, und erleichtert
die Reinigung.
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Besonders
bevorzugt ist es hierbei, wenn die Auflageflächen für die Füße als paarweise Vorsprünge (Wölbungen
oder Simse) an der Rückwand
ausgeführt
sind, bevorzugt auf gleicher Höhe,
besonders bevorzugt in einem Abstand, der der Anatomie eines durchschnittlichen
Menschen entspricht. Auf diese Weise kann man den Fuß bequem
an Sohle und Spann reinigen und den gereinigten Fuß ohne weiteren
Beckenkontakt herausheben.
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Vorzugsweise
ist der Sockel der Vorrichtung massiv und/oder mit passenden Befestigungsvorrichtungen
versehen, so dass eine stabile und auch unter der asymmetrischen
Belastung durch einen oder mehrere Menschen sichere Aufstellung
der Vorrichtung möglich
ist. Besonders bevorzugt ist es, wenn der Sockel den Anschluss der
Sanitäreinrichtung
an übliche
Abwasserentsorgungssysteme ermöglicht.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform erlaubt der Sockel
hierbei den Einbau eines Siphons oder einer auf andere Weise geruchsdicht
verschließenden
Leitungsstücks
zur direkten Verbindung der Vorrichtung mit der Kanalisation.
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In
einer besonderen Ausführungsform
kann der Sockel auf einer nach einer oder mehreren Seiten über die
Kanten der Sanitäreinrichtung
hinaus verlängerten
Bodenplatte ruhen, die insbesondere bei der Aufstellung der Vorrichtung
in nicht zum Nassbereich gehörigen
Räumlichkeiten,
wie z. B. Wohn- oder Schlafräumen,
von Vorteil ist. In einer weiteren Ausführungsform bildet der untere
Rand des Sockels eine Trittstufe.
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Das
Becken dient dem Auffangen des Waschwassers und seiner Ableitung
zum Abfluss. Im einfachsten Fall wird das Becken durch die Konkavform
des Sockels gebildet; wahlweise kann eine selbständige, bevorzugt herausnehmbare,
Auffangwanne, z. B. aus Metall oder Kunststoff eingebaut sein.
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Der
Abfluss kann hierbei auf jede aus dem Stand der Technik bekannte
Weise ausgeführt
sein. Im einfachsten Fall besteht er lediglich aus einer Aussparung
am tiefsten Punkt des Auffangbeckens (bzw. einander deckenden Aussparungen
in Auffangbecken und Auffangwanne), durch welche das Waschwasser
der Schwerkraft folgend abläuft.
Nach Wahl kann er zusätzliche
Elemente umfassen, z. B. Siebe oder Grobfilter aus Metall oder Kunststoff,
Adapterstücke
usw., die auch als integraler Bestandteil einer Auffangwanne ausgeführt sein
können,
und/oder gegebenenfalls den Übergang
zum Siphon oder Abflussrohr bilden. In einer besonderen Ausführungsform
umfasst der Abfluss eine eigene Pumpe und/oder Recyclingzelle zur
Abwassernachbereitung und/oder -beförderung in Kanalanschlüsse.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von drei Beispielen und unter
Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen näher erläutert.
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1 zeigt
die Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit ebenflächiger
Rückwand.
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2 zeigt
die Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit muldenförmiger
Rückwand und
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3 zeigt
die Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit einer am Beckenrand angebrachten Sitzgelegenheit.
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Die
in 1 dargestellte beispielhafte Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht
aus einem Becken 1 zum Auffangen des Waschwassers, das
beispielsweise einem Wasserhahn 3 entnommen werden kann
und durch den Abfluss 2 das Becken verlässt. In der dargestellten Form
weist das Becken eine etwa halbkreisförmig ausgebildete, dem Benutzer
zugewandte Seite 10 auf und eine gerade, ebenflächige, nach
oben stark verlängerte
Rückwand 4 auf.
Eine Einfassung 5 erhebt sich aus der Seitenwand 8 des
Beckens und umgreift die Rückwand 4 in
ihrer gesamten Höhe
und Breite. Sie steht deutlich aus der Ebene der Rückwand hervor
und bildet auf diese Weise Seitenwände, welche verhindern, dass
Waschwasser in den umgebenden Raum verspritzt wird. Der Benutzer kann
auf einer nicht dargestellten Sitzgelegenheit Platz nehmen und seine
Füße beispielsweise
auf den Fußstützen 7 ruhen
lassen. Der Boden 9 des Beckens 1 ist in diesem
Falle nur leicht zum Abfluss 2 hin geneigt. Die Wände 8 und 10 des
Beckens 1 können über den
Boden 9 des Beckens in Richtung Standfläche hinausragen und auf diese
Weise einen Sockel bilden, der Raum bietet für einen Siphon und/oder andere
Abflussanschlüsse.
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Die
in 2 dargestellte beispielhafte Ausführungsform
unterscheidet sich von der in 1 dargestellten
im Wesentlichen dadurch, dass sie eine muldenförmige, konkave Rückwand 6 aufweist.
Die Einfassung 5 stellt in diesem Falle den dem Benutzer zugewandten
Rand der Mulde dar. Insgesamt ergibt sich eine Vorrichtung, die
grottenartigen Charakter hat und das Ausbreiten von Waschwasser
im umgebenden Raum sehr gut unterbindet.
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Die
in 3 dargestellte beispielhafte Ausführungsform
unterscheidet sich von der in 1 dargestellten
im Wesentlichen dadurch, dass die der Beckenrückwand 4 gegenüberliegende
Beckenwand 10 auf Sitzhöhe
hochgezogen ist und mit einer Sitzfläche 11 abschließt. In diesem
Fall ist natürlich
das Becken 1 im Durchmesser größer als in den Fällen der
Beispiele 1 und 2, die stehend oder mit einer externen unabhängigen Sitzgelegenheit
benutzt werden können.