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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Schienenfahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 mit einem Wagenkasten, der einen Restaurantbereich, einen ersten Stockwerkbereich und einen zweiten Stockwerkbereich umfasst, wobei der erste Stockwerkbereich und der zweite Stockwerkbereich übereinander angeordnet sind. Sie betrifft weiterhin einen Zug mit einem solchen Schienenfahrzeug.
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Speise- oder Restaurantwagen sind meist als einstöckige Wagen ausgebildet, bei denen häufig in Wagenlängsrichtung an einen mehr oder weniger zentral angeordneten Küchenbereich einerseits ein Restaurantbereich mit Sitzgelegenheiten für Gäste und andererseits ein Bar- oder Bistrobereich mit Stehtischen anschließt. Der Küchenbereich, über den in der Regel nicht nur die Gäste im Restaurantbereich und im Bistrobereich, sondern auch Gäste in anderen Wagen versorgt werden müssen, ist dabei in der Regel vergleichsweise groß gestaltet. Hierdurch steht wegen der begrenzten Länge der Wagen in der Regel nur eine relativ geringe Anzahl an Sitzplätzen im Restaurantbereich zur Verfügung.
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Um trotz des Platzbedarfs des Küchenbereichs die Kapazität des Restaurantbereichs zu erhöhen, wurde bei dem gattungsgemäßen TEE-Speisewagen WRmh 131 der Deutschen Bundesbahn der Küchenbereich auf zwei übereinander liegende Stockwerksbereiche verteilt. Hierdurch entsteht zwar ein etwas größerer Restaurantbereich. Der Gewinn an Transportkapazität hält sich aber zum einen in Grenzen. Die Aufteilung des Küchenbereichs auf zwei Stockwerke erschwert zudem die Arbeit im Küchenbereich bzw. erfordert einen höheren Personaleinsatz, sofern das Küchenpersonal nicht häufig zwischen den Stockwerken wechseln soll.
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Ein gattungsgemäßes Doppelstock-Schienenfahrzeug ist aus der
US 2 281 581 A bekannt. Weitere Doppelstock-Schienenfahrzeuge sind aus den Fahrzeugen Silver Sky 1145 bzw. Silver Shop 1140 der Denver & Rio Grande Western R.R, U.S., bekannt sowie aus dem Artikel Dürschmied et al.; „Doppelstock-Mittel- und Steuerwagen für die Israel Railways-Fahrzeugkonzepte und Ausrüstungen“, ZEV-Glas 126, 2/3 2002, Seite 94 bis 105,
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Schienenfahrzeug der eingangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, welches die oben genannten Nachteile nicht oder zumindest in geringerem Maße aufweist und insbesondere auf einfache Weise eine erhöhte Transportkapazität des Schienenfahrzeugs, insbesondere des Restaurantbereichs, und einen wirtschaftlichen Betrieb des Schienenfahrzeugs ermöglicht.
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Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe mit einem Schienenfahrzeug gemäß Anspruch 1 sowie mit einem Zug mit einem solchen Schienenfahrzeug gemäß Anspruch 2.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die technische Lehre zu Grunde, dass man auf einfache Weise eine erhöhte Transportkapazität des Schienenfahrzeugs und insbesondere eine erhöhte Kapazität des Restaurantbereichs erzielen kann, wenn man den doppelstöckigen Bereich des Fahrzeugs ausdehnt und den Restaurantbereich in dem ersten Stockwerkbereich anordnet, während ein Küchenbereich zur Versorgung des Restaurantbereichs und optional ein Reisebereich mit Sitz- und/oder Liegegelegenheiten in dem zweiten Stockwerkbereich angeordnet ist.
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Die doppelstöckige Gestaltung bringt einen erheblichen Gewinn an Transportkapazität, da sich zum einen der Restaurantbereich über den gesamten ersten Stockwerksbereich erstrecken kann und auch in dem zweiten Stockwerksbereich gegebenenfalls dieselbe Grundfläche nochmals für die Unterbringung von Fahrgästen bzw. Personal und/oder des Küchenbereichs zur Verfügung steht.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass gegebenenfalls der Transit durch den Wagen von einem Zugende zum anderen nicht mehr wie bisher durch den Restaurantbereich stattfinden muss. Vielmehr kann der Transit gegebenenfalls über den zweiten Stockwerksbereich erfolgen. Die Gäste ebenso wie das Personal im Restaurantbereich sind hierdurch geringeren Störungen durch solchen reinen Transitverkehr ausgesetzt.
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Der Küchenbereich ist in dem zweiten Stockwerksbereich angeordnet, sodass in dem ersten Stockwerksbereich möglichst viel Platz für den Restaurantbereich zur Verfügung steht. Ein weiterer Vorteil liegt dabei in der geringeren Geruchsbelästigung der Gäste des Restaurantbereichs durch den Küchenbereich.
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Bevorzugt ist wenigstens eine Transporteinrichtung, insbesondere wenigstens eine Lifteinrichtung, vorgesehen, welche den Küchenbereich und den Restaurantbereich verbindet. Hierdurch kann eine schnelle und einfache Versorgung der Gäste des Restaurantbereichs erzielt werden.
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Um auch andere Fahrgäste, die nicht den Restaurantbereich aufsuchen wollen, bequem mit Speisen und Getränken versorgen zu können, ist im zweiten Stockwerkbereich vorzugsweise ein entsprechender Thekenbereich vorgesehen. Dieser kann insbesondere an den Küchenbereich anschließen, um eine schnelle und einfache Versorgung sicher zu stellen.
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Der Reisebereich im zweiten Stockwerkbereich kann gegebenenfalls einen weiteren Restaurantbereich umfassen. Bei besonders vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs ist jedoch vorgesehen, dass der zweite Stockwerkbereich in dem Reisebereich wenigstens ein Schlafabteil, vorzugsweise wenigstens drei Schlafabteile, umfasst. Diese lassen sich insbesondere für das Zugpersonal, beispielsweise das Küchenpersonal nutzen, sodass für dieses an anderer Stelle im Zug keine oder zumindest weniger Schlafgelegenheiten zur Verfügung gestellt werden müssen.
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Eine besonders kompakte, Platz sparende Anordnung ergibt sich, wenn das wenigstens eine Schlafabteil unmittelbar an den Küchenbereich angrenzt. Vorzugsweise umfasst das Schlafabteil wenigstens zwei Schlafeinrichtungen, vorzugsweise wenigstens vier Schlafeinrichtungen. Hiermit wird eine hohe Transportkapazität des Fahrzeugs erreicht. Die Schlafeinrichtungen können dabei beliebig gestaltet sein. Vorzugsweise sind sie als Liege oder Bett ausgebildet, wobei sie und insbesondere klappbar sind, um sie auch auf engem Raum komfortabel nutzen zu können.
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Der Zugang zu dem ersten Stockwerkbereich bzw. dem zweiten Stockwerkbereich kann grundsätzlich beliebig gestaltet sein. So kann der Zugang zu dem zweiten Stockwerkbereich über eine entsprechende Zugangseinrichtung direkt von dem ersten Stockwerkbereich aus möglich sein (und umgekehrt). Erfindungsgemäß ist wenigstens ein Zwischenstock vorgesehen und der erste Stockwerkbereich und/oder der zweite Stockwerkbereich ist über wenigstens eine Zugangseinrichtung von dem Zwischenstock aus zugänglich. Durch den Zwischenstock, der auf einem Zwischenniveau zwischen dem Niveau des ersten Stockwerkbereichs und des zweiten Stockwerkbereichs liegt, können die Zugangseinrichtungen gegebenenfalls einfacher und Platz sparender gestaltet werden.
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Bei den Zugangseinrichtungen kann es sich um beliebige Einrichtungen handeln, welche den Niveauunterschied zwischen zwei Stockwerksniveaus überwinden. So kann es sich um Treppen, Rampen, Lifte oder beliebige Kombinationen dieser Einrichtungen handeln.
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Der Zwischenstock kann grundsätzlich an beliebiger Stelle im Wagenkasten angeordnet sein. Bevorzugt ist er im Bereich über einem Fahrgestell angeordnet, da dort ohnehin in der Regel ein anderes Fußbodenniveau erforderlich ist. Die Fahrgestelle sind meist im Endbereich des Wagenkastens angeordnet. Erfindungsgemäß ist der Zwischenstock an einem Ende des Wagenkastens angeordnet ist.
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Bei besonders vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs ist vorgesehen, dass der zweite Stockwerkbereich einen Kinderspielbereich umfasst. Dies hat den Vorteil, dass sich die Kinder von Fahrgästen, die sich im Restaurantbereich aufhalten, in unmittelbarer Nähe der Eltern nach Belieben beschäftigen können, ohne die Ruhe im Restaurantbereich zu beeinträchtigen.
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Erfindungsgemäß weist der zweite Stockwerkbereich einen Flurbereich auf, über den der zweite Stockwerkbereich passierbar ist. Hierdurch kann der im Restaurantbereich oft als störend empfundene Transit von einem Zugende zum anderen Zugende vom Restaurantbereich ferngehalten werden.
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Besonders hohe Transportkapazitäten ergeben sich bei dem erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs, indem sich der erste Stockwerkbereich und der zweite Stockwerkbereich über wenigstens 55% der Länge des Wagenkastens erstrecken. Bevorzugt weist der Restaurantbereich im ersten Stockwerkbereich weiterhin wenigstens 40, vorzugsweise wenigstens 46, Sitzplätze auf.
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Der erste Stockwerkbereich und der zweite Stockwerkbereich können beliebig übereinander angeordnet sein. So kann vorgesehen sein, dass der erste Stockwerkbereich Stockwerkbereich ein Unterstock ist und der zweite Stockwerkbereich ein Oberstock ist. Vorzugsweise ist jedoch vorgesehen, dass der erste Stockwerkbereich ein Oberstock ist und der zweite Stockwerkbereich ein Unterstock ist. Hierdurch kann insbesondere der Restaurantbereich vorteilhaft gestaltet werden. Insbesondere lassen sich die Fensterflächen entsprechend anordnen, sodass der Eindruck eines hellen, großzügigen Raumes entsteht.
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Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin einen Zug mit einem erfindungsgemäßen Schienenfahrzeug.
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Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen bzw. der nachstehenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels, welche auf die beigefügten Zeichnungen Bezug nimmt. Es zeigen:
- 1 eine schematische Seitenansicht einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs;
- 2 einen schematischen Schnitt entlang Linie II-II aus 1;
- 3 einen schematischen Schnitt entlang Linie III-III aus 1.
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Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die 1 bis 3 eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs in Form eines Speisewagens 1 beschrieben. Die 1 zeigt eine schematische Seitenansicht des Speisewagens 1. Die 2 und 3 zeigen schematische Längsschnitte durch den Speisewagen 1 entlang den Linien II-II bzw. III-III aus 1.
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Der Speisewagen 1 umfasst einen doppelstöckigen Wagenkasten 2, der auf Fahrwerken 3 abgestützt ist. Der Wagenkasten 2 weist einen ersten Stockwerkbereich in Form eines Oberstocks 4 und einen darunter angeordneten zweiten Stockwerkbereich in Form eines Unterstocks 5 auf.
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Der Oberstock 4 und der Unterstock 5 sind von beiden Wagenenden her jeweils von einem Zwischenstock 6 aus über Zugangseinrichtungen in Form von Treppen 7 bzw. 8 zugänglich. Es versteht sich jedoch, dass bei anderen Varianten der Erfindung auch andersartige Zugangseinrichtungen, wie beispielweise Rampen oder Fahrstühle etc. vorgesehen sein können. Insbesondere der Zugang zum Unterstock 5 kann in behindertengerechter Form über Rampen erfolgen. Ebenso kann wenigstens ein Lift zum Oberstock 4 vorgesehen, um jedermann den Zugang zu ermöglichen.
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Der Oberstock 4 und der Unterstock 5 weisen etwa dieselbe Länge auf, wobei sie sich über ca. 57% der Länge des Wagenkastens erstrecken. Im Oberstock 4 ist ein Restaurantbereich 9 vorgesehen, während im Unterstock 5 ein Küchenbereich 10 mit einer Theke 10.1, ein Reisebereich 11 mit einer Reihe von Schlafabteilen 11.1, 11.2 und einem Kinderspielbereich 11.3 sowie ein Flurbereich 12 vorgesehen ist.
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Dank der vergleichsweise hohen Länge des Oberstocks 4 ist es möglich, im Restaurantbereich 9 bis zu 46 Sitzplätze für Restaurantgäste vorzusehen. Um die Gäste schnell mit den gewünschten Speisen und Getränken versorgen zu können, ist ein Speisenaufzug 13 zwischen dem Küchenbereich 10 im Unterstock 5 und dem Restaurantbereich 9 im Oberstock 4 vorgesehen.
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Dank des Platzgewinns durch die doppelstöckige Gestaltung des Speisewagens 1 kann der Küchenbereich 10 entsprechend groß gestaltet werden, um die 46 Restaurantgäste entsprechend zügig versorgen zu können. Über die Theke 10.1 des Küchenbereichs 10 können zudem noch weitere Fahrgäste bequem mit Speisen und Getränken versorgt werden.
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Der trotz des vergleichsweise großen Küchenbereichs immer noch verbleibende Platz im Reisebereich 11 des Unterstocks 5 wird zum einen für die Schlafabteile 11.1 und 11.2 genutzt, die unmittelbar an den Küchenbereich 10 angrenzen. Das Schlafabteil 11.1 weist dabei wenigstens zwei, vorzugsweise drei, klappbare Liegen 14 auf, während die beiden Schlafabteile 11.2 weist jeweils wenigstens vier, vorzugsweise sechs, klappbare Liegen 14 aufweisen. Die Schlafabteile 11.1 und 11.2 können für Fahrgäste vorgesehen sein. Vorzugsweise handelt es sich aber um Schlafabteile für das Zugpersonal, sodass für dieses gegebenenfalls keine entsprechenden Einrichtungen an anderer Stelle im Zug vorgesehen werden müssen.
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Weiterhin steht im Reisebereich 11 des Unterstocks 5 noch der Kinderspielbereich 11.3 zur Verfügung, in dem gegebenenfalls die Kinder von Fahrgästen, die sich im Restaurantbereich 9 aufhalten, in unmittelbarer Nähe der Eltern nach Belieben beschäftigen können, ohne die Ruhe im Restaurantbereich 9 zu beeinträchtigen.
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Der die beiden Wagenenden verbindende Flurbereich 12 im Unterstock 5 bringt den Vorteil mit sich, dass der im Restaurantbereich 9 oft als störend empfundene Transitverkehr von einem Wagenende zum anderen Wagenende über diesen Flurbereich 12 im Unterstock 5 erfolgen und somit vom Restaurantbereich 9 ferngehalten werden kann.
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Es versteht sich, dass der Reisebereich 11 im Unterstock 5 bei anderen Varianten der Erfindung auch in beliebiger Weise anderweitig gestaltet sein kann. So kann er beispielsweise einen weiteren Restaurantbereich oder einen Bistrobereich umfassen, der von der Küche 10 aus versorgt wird. Ebenso kann aber auch eine normale Bestuhlung oder dergleichen vorgesehen sein. Weiterhin können an Stelle des Reisebereichs auch ein oder mehrere Abteile für Gepäck ebenso vorgesehen sein wie die Unterbringung von Hilfsbetrieben des Speisewagens 1 bzw. des erfindungsgemäßen Zuges, zu dem der Speisewagen 1 gehört.
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Im Bereich der Zwischenstöcke 6, deren Fußboden sich oberhalb der Fahrgestelle 3 auf einem Niveau zwischen dem Niveau des Oberstocks 4 und des Unterstocks 5 befindet, sind sanitäre Einrichtungen 15, 16 sowie - nicht näher dargestellte - Hilfsbetriebe 17, 18 des Speisewagens 1 bzw. des Zuges untergebracht. Die beiden einflügeligen Türen 19 über dem einen Fahrgestell 3 stellen dabei sicher, dass genügend Raum für die Unterbringung dieser Einrichtungen 15 bis 18 zur Verfügung steht.
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Insgesamt wird durch die doppelstöckige Gestaltung des Speisewagens 1 neben der Erhöhung der Kapazität des Restaurantbereichs 9 und der Küche 10 eine deutliche Erhöhung der Transportkapazität eines solchen Speisewagens erzielt, sodass sich dieser insbesondere auf langen Strecken, bei denen auch für das Zugpersonal Schlafgelegenheiten zur Verfügung stehen müssen, besonders wirtschaftlich einsetzen lässt.
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Die Erfindung wurde vorstehend anhand eines Beispiels beschrieben, bei dem der Restaurantbereich im Oberstock angeordnet ist. Es versteht sich jedoch, dass bei anderen Varianten der Erfindung auch vorgesehen sein kann, dass der Restaurantbereich im Unterstock angeordnet ist.