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Die
Erfindung betrifft einen Fahrzeugsitz mit einer Rückenlehne.
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Heutige
Fahrzeugsitze müssen
bei einem Passagierwechsel entsprechend den Körpermaßen des jeweiligen Passagiers
jedes Mal individuell eingestellt werden. Die Suche nach der bestmöglichen Einstellung
ist oftmals aufwendig und langwierig. Außerdem sind Feder- und Dämpfungseigenschaften des
Fahrzeugsitzes nicht auf unterschiedliche Körpergrößen und -gewichte einstellbar.
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Aus
der
DE 199 38 993
A1 ist ein Fahrzeugsitz mit einer Rückenlehne bekannt, an der beidseitig ein
Seitenteil vorgesehen ist. Jedes Seitenteil liegt auf einem aus
Kunststoff bestehenden Tragteil auf. Damit das Seitenteil nach hinten
verlagert werden kann, befindet sich auf der dem Seitenteil abgewandten
Seite des Tragteils ein Bowdenzug, dessen Drahtseil am freien Randbereich
des Tragteils angreift. Zum Verlagern des Seitenteils nach hinten
wird das Drahtseil durch eine Einrichtung verkürzt, sodass das Tragteil mit
dem Seitenteil nach hinten gezogen wird. Nach dem Loslassen des
Drahtseils federt das Tragteil aufgrund seiner Biegeelastizität in die
Ruhelage nach vorne zurück.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, einen Fahrzeugsitz zu schaffen, der jedem
Passagier über
Seitenwangen einen guten Seitenhalt bietet oder einen hohen Sitzkomfort
aufweist.
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Diese
Aufgabe wird mit einem Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 oder 11 gelöst.
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Erfindungsgemäß weist
ein Fahrzeugsitz eine Rückenlehne
auf, die aus einem Hauptkörper besteht,
an dem beidseitig jeweils zumindest eine als separates Bauteil ausgeführte Seitenwange
angeordnet ist, die über
zumindest einen elastischen Halter mit dem Hauptkörper verbunden
ist. Die Seitenwangen ragen dabei in einer Grundstellung, wenn kein
Passagier auf dem Fahrzeugsitz sitzt, schräg zur Seite und nach vorne
zum Passagier. Diese Anordnung der Seitenwangen ermöglicht eine
selbsttätige und
fortwährende
Konturanpassung an unterschiedliche Passagiere und/oder Fahrsituationen über die Gewichtsverteilung
des Passagiers. Bei einem eher klein und schmal gebauten Passagier
wirken relativ geringe Gewichtskräfte auf die Seitenwangen ein, sodass
diese aufgrund der Gewichtskräfte
nur geringfügig
unter elastischer Verformung der Halter nach hinten gebogen werden.
Dadurch stehen die Seitenwangen relativ weit nach vorne ab und geben so
dem schmal gebauten Passagier einen guten Seitenhalt. Bei einem
schweren Passagier mit einer breiten Statur dagegen wirken hohe
Gewichtskräfte
auf die Seitenwangen ein, sodass diese entgegen der Rückstellkräfte der
Halter elastisch weit nach hinten gebogen werden. Auf diese Weise
hat auch der schwere und breite Passagier gut Platz auf dem Fahrzeugsitz.
Die Seitenwangen liegen aufgrund der elastischen Halter stets seitlich
am Rücken
des Passagiers an und geben diesem so einen guten Seitenhalt, ohne
dass eine individuelle Einstellung der Seitenwangen erforderlich
ist. Auch ist der erfindungsgemäße Fahrzeugsitz
leichter als ein bekannter Fahrzeugsitz mit verstellbaren Seitenwangen,
da sich die Seitenwangen selbsttätig
an den Passagier anpassen und kein Verstellmechanismus dafür erforderlich
ist.
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Bevorzugt
sind die elastischen Halter in der Grundstellung elastisch nach
hinten gebogen, sodass sie unter Vorspannung stets die Seitenwangen nach
vorne drücken.
Ohne Vorspannung würde
ein Passagier, der sich auf den Fahrzeugsitz setzt, zunächst das
Gefühl
haben, dass die Seitenwangen überhaupt
keinen Seitenhalt geben. Erst ab einer Mindestdeformation der Halter
würden
die Seitenwangen mit ausreichender Gegenkraft gegen den Passagier
gedrückt
werden. Durch die Vorspannung dagegen bieten die Seitenwangen bereits
beim Hinsetzen des Passagiers einen als angenehm empfundenen Halt.
Günstigerweise
ist dazu am Fahrzeugsitz ein Mechanismus vorgesehen, der die Seitenwangen
entgegen der gespannten Halter in der Grundstellung hält.
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Maßgeblich
zur Gewährleistung
der bisher beschriebenen selbsttätigen
Anpassung der Seitenwangen sind die Halter, die über ihre Elastizität den erforderlichen
Gegendruck bei einer Deformation erzeugen. Vorteilhafterweise bestehen
die elastischen Halter aus einem Organoblech. Als Organoblech wird ein
plattenförmiges
Halbzeug aus faserverstärktem, thermoplastischen
Kunststoff bezeichnet. Organobleche stellen aufgrund ihrer spezifischen
Materialeigenschaften (hohe Festigkeit, gute Schlagzähigkeit, Recycle-
und Schweißbarkeit
etc.) eine interessante Werkstoffklasse dar. Dies ist eine einfache
und kostengünstige
Möglichkeit,
Halter mit den erforderlichen Eigenschaften darzustellen.
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Günstigerweise
kommen solche selbst adaptierenden Seitenwangen nicht nur bei der
Rückenlehne,
sondern auch bei einem Sitzkissen des Fahrzeugsitzes zum Einsatz.
Dazu ist jeweils zumindest eine als separates Bauteil ausgeführte Seitenwange am
Hauptkörper
des Sitzkissens über
zumindest einen elastischen Halter angeordnet. Die Seitenwangen
ragen in einer Grundstellung, wenn kein Passagier auf dem Fahrzeugsitz
sitzt, schräg
zur Seite und nach oben. Damit bieten die Seitenwangen am Sitzkissen
die gleiche Funktionalität
wie die Seitenwangen an der Rückenlehne.
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Gemäß Patentanspruch
11 besteht die Rückenlehne
eines Kraftfahrzeugsitzes aus zumindest einem elastischen Träger, der
am unteren Randbereich und im oberen Bereich mit einer Fahrzeugkarosserie
verbunden ist. Dabei ist der elastische Träger üblicherweise in Höhenrichtung
zum Passagier hin konvex gekrümmt.
Um den Komfort zu erhöhen, kann
der elastische Träger
auf seiner dem Passagier zugewandten Seite zusätzlich eine Polsterung aufweisen.
Bevorzugt ist die obere Befestigung der Rückenlehne an der Fahrzeugkarosserie
karosserieseitig in der Höhe
verlagerbar. Auf diese Weise ist die konvexe Krümmung des elastischen Trägers in
der Stärke
der Neigung veränderbar.
Dies ermöglicht eine
individuelle Einstellung der Rückenlehne
und bietet so einen hohen Sitzkomfort.
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Entsprechend
kann vorteilhafterweise der Fahrzeugsitz ein Sitzkissen aufweisen,
das aus einem elastischen Träger
besteht, der am vorderen und hinteren Randbe reich mit der Fahrzeugkarosserie
verbunden ist. Dabei ist der elastische Träger üblicherweise in Längsrichtung
des Sitzkissens zum Passagier hin konvex gekrümmt und weist auf seiner Oberseite
eine Polsterung auf. Günstigerweise
ist die vordere Befestigung des Sitzkissens an der Fahrzeugkarosserie
in Längsrichtung
verlagerbar. So kann auch die konvexe Krümmung des Sitzkissens eingestellt
werden.
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Bevorzugt
ist eine Kopfstütze
einteilig mit dem elastischen Träger
der Rückenlehne
ausgeführt.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
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In
der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der
Erfindung dargestellt, anhand dessen die Erfindung im Folgenden
näher beschrieben
wird. Die einzelnen Figuren zeigen in schematischer Darstellungsweise:
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1 eine
Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Fahrzeugsitzes,
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2 eine
perspektivische Ansicht des in 1 gezeigten
Fahrzeugsitzes,
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3 eine
schematische Seitenansicht eines Fahrzeugsitzes und
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4 eine
weitere Ansicht des in 3 gezeigten Fahrzeugsitzes.
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In
den beiden Figuren 1 und 2 ist ein
Vordersitz eines Personenkraftwagens dargestellt, der ein Sitzkissen 1 und
eine Rückenlehne 2 aufweist.
Die Rückenlehne 2 besteht
aus einem Hauptkörper 3,
an dessen Rückseite
drei übereinander
angeordnete, bogenförmige
Halter 4 angebracht sind. Die freien Enden der Halter 4 stehen
beidseitig über
den Hauptkörper 3 hinaus
ab. Links und rechts ist an den freien Enden der Halter 4 jeweils
eine Seitenwange 5 angebracht. In der dargestellten Grundstellung
ohne Passagier erstrecken sich die Seitenwangen 5 zur Seite
und nach vorne. Analog dazu besteht das Sitzkissen 1 aus
einem Hauptkörper 8,
an dem beidseitig über
drei bogenförmige
Halter 6 jeweils eine Seitenwange 7 angebracht
ist. In der Grundstellung ohne Passagier erstrecken sich diese Seitenwangen 7 zur
Seite und nach oben. Alle Halter 4 und 6 bestehen
aus einem umgeformten Organoblech.
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Die
bogenförmigen
Halter 4 der Rückenlehne 2 würden ohne
Krafteinwirkung mit ihren Enden im Wesentlichen nach vorne ragen,
sodass die Seitenwangen 5 beim Hinsetzen hinderlich sein
würden. Daher
ist auf der Rückseite
der Seitenwangen 5 jeweils ein nicht dargestelltes Seil
befestigt, das die Seitenwangen 5 und damit auch die Halter 4 in
der Grundstellung etwas nach hinten zieht, sodass die Seitenwangen 5 in
der Grundstellung schräg
zur Seite und nach vorne abstehen. Dadurch sind die Halter 4 in
der Grundstellung elastisch vorgespannt und erzeugen einen permanenten
Druck gegen die Seitenwangen 5 nach vorne. Je nach Seillänge können die Seitenwangen 5 in
der Grundstellung unterschiedlich stark zur Seite gezogen sein.
Durch eine Veränderung
der Seillängen
kann so auch die Grundstellung individuell eingestellt werden. Auf
der Unterseite der Seitenwangen 7 des Sitzkissens 1 ist
ebenfalls ein Seil befestigt, das die Seitenwangen 7 und
damit auch die Halter 6 in der Grundstellung etwas nach unten
zieht. Dadurch ragen die Seitenwangen 7 in der Grundstellung
nicht ausschließlich
nach oben, sondern schräg
zur Seite und nach oben, sodass die Seitenwangen 7 beim
Hinsetzen nicht hinderlich sind. Auch hier können die Seillängen individuell
eingestellt werden. Die vorgespannten Halter 6 drücken dabei
permanent gegen die Seitenwangen 7.
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In
der Grundstellung ist der Abstand zwischen den beiden Seitenwangen 5 der
Rückenlehne 2 und
der Abstand zwischen den beiden Seitenwangen 5 des Sitzkissens 1 gerade
ausreichend groß, dass
ein außerordentlich
kleiner und schmaler Passagier dazwischen Platz hat, sodass die
Seitenwangen 5 und 7 ihm einen optimalen Seitenhalt
geben. Wenn sich dagegen ein größerer und
breiterer Passagier auf den Fahrzeugsitz setzt, drücken die
seitlichen Bereiche seines Rückens
teilweise gegen die Seitenwangen 5 der Rückenlehne 2.
Durch die dabei auf die Seitenwangen 5 wirkenden Gewichtskräfte werden
diese entgegen der Federkraft der elastischen Halter 4 so
weit nach außen
gedrückt,
bis der Passagier bequem mit seinem Rücken abgestützt ist. Dabei liegen die Seitenwangen 5 stets
durch die vorgespannten elastischen Halter seitlich gegen den Rücken des
Passagiers gedrückt
und geben ihm so einen guten Halt. Auch die Seitenwangen 7 des
Sitzkissens 1 werden beim Hinsetzen eines größeren und
breiteren Passagiers entgegen der Elastizität der Halter 6 nach
außen
zur Seite hin gedrückt
und geben dem Passagier so auch auf dem Sitzkissen 1 einen
guten Seitenhalt.
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Auf
diese Weise adaptieren sich das Sitzkissen 1 die Rückenlehne 2 mit
den Seitenwangen 5 und 7 ohne dafür erforderliche
Verstelleinrichtung permanent und selbsttätig an den Körper des
Passagiers.
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In 3 ist
ein Fahrzeugsitz dargestellt, der ein Sitzkissen 11 und
eine Rückenlehne 12 aufweist. Sowohl
das Sitzkissen 11 als auch die Rückenlehne 12 bestehen
aus einem elastischen, flächigen,
konvex zum Passagier hin gewölbten
Träger,
der auf der dem Passagier zugewandten Seite gepolstert ist. Der elastische
Träger
des Sitzkissens 11 weist am vorderen und am hinteren Randbereich
jeweils einen Befestigungspunkt 13 und 14 auf, über den
der elastische Träger
des Sitzkissens mit der Fahrzeugkarosserie verbunden ist. Der elastische
Träger
der Rückenlehne 12 ist
analog dazu am unteren Randbereich und im oberen Bereich über jeweils
einen Befestigungspunkt 15 und 16 mit der Fahrzeugkarosserie
verbunden. Der vordere Befestigungspunkt 13 des elastischen
Trägers
des Sitzkissens 11 und der obere Befestigungspunkt 16 des
elastischen Trägers der
Rückenlehne 12 sind
dabei jeweils karosserieseitig verlagerbar. Wenn der vordere Befestigungspunkt 13 des
elastischen Trägers
des Sitzkissens 11 nach hinten in Richtung zum hinteren
Befestigungspunkt 14 verlagert wird, wölbt sich das Sitzkissen 11 stärker, wenn
der vordere Befestigungspunkt 13 dagegen nach vorne verlagert
wird, nimmt die Wölbung ab.
Genauso verhält
es sich mit der Rückenlehne 12: Wenn
der obere Befestigungspunkt 16 nach unten verlagert wird,
nimmt die Wölbung
der Rückenlehne 12 zu,
wenn er nach oben verlagert wird, nimmt die Wölbung ab. Auf diese Weise können die
Wölbungen des
Sitzkissens 11 und der Rückenlehne 12 individuell
eingestellt werden, sodass ein individueller optimaler Sitzkomfort
gewährleistet
werden kann.
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Der
elastische Träger
der Rückenlehne 12 setzt
sich – wie
in 4 gezeigt – nach
oben fort und bildet dort eine Kopfstütze 17. Wenn nun bei
einem Auffahrunfall ein Passagier auf dem Fahrzeugsitz kräftig an
die Rückenlehne 12 gedrückt wird,
wird der elastische Träger
der Rückenlehne 12 im
Bereich der Wölbung
nach hinten gedrückt.
Der obere Befestigungspunkt 16 fungiert dabei als Lager,
sodass durch das nach hinten Verlagern des elastischen Trägers zwischen
dem unteren und dem oberen Befestigungspunkt 15 und 16 zugleich
der elastische Träger im
Bereich der Kopfstütze 17 oberhalb
des oberen Befestigungspunktes 16 nach vorne verlagert wird. Auf
diese Weise können
Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule des Passagiers bei einem
Auffahrunfall verhindert oder zumindest verringert werden.