Kurzfassung
der Erfindung
Die
Aufgabe wurde erfindungsgemäß gelöst durch
die Verwendung von Heparinen und Heparinderivaten, für die überraschenderweise
ein Einfluss auf die Wechselwirkung zwischen Nogo-A und NgR gefunden wurde.
Erfindungsgemäß wurde
nämlich überra schenderweise
festgestellt dass Heparine und Heparinderivate zur Wechselwirkung
mit NgR befähigt
sind.
Gegenstand
der Erfindung ist daher Verwendung eines Wirkstoffs, ausgewählt unter
Heparinen und Heparinderivaten zur Herstellung eines Medikaments
zur Behandlung von Krankheiten oder pathologischen Zuständen, die
mit Störungen
des Neuritenwachstums, der Neuriten-Regeneration sowie der Neuriten-Plastizität einhergehen,
wobei der Wirkstoff insbesondere die Interaktion zwischen dem Nogo-Rezeptor
und dessen Liganden AP-Nogo66 moduliert.
Insbesondere
beobachtete man erfindungsgemäß eine Blockierung
dieser Wechselwirkung, wobei eine Blockierung mit einem IC50-Wert von höchstens 100 μM, wie z.B.
0,01 bis 80 oder 0,1 bis 70, oder 1 bis 50 oder 5 bis 30 μM, erfolgt.
Bevorzugte
Wirkstoffe modulieren, insbesondere induzieren, in einem Aktin-Cytoskelett-Umformungs (ACR)
-Test eine Zellkontraktion mit einem IC50-Wert
von höchstens
100 μM,
wie z.B. höchstens
etwa 60 μM oder
höchstens
etwa 40 μM
oder höchstens
etwa 20 μM,
wie z.B. mit einem IC50-Wert im Bereich
von etwa 0,01 bis 80 oder 0,1 bis 70, oder 1 bis 50 oder 5 bis 30 μM.
Bevorzugte
Wirkstoffe modulieren, insbesondere stimulieren, das Auswachsen
von Neuriten in neuronaler Zellkultur mit einem IC50-Wert
von höchstens
etwa 1000 μM
wie z.B. 0,01 bis 800 oder 0,1 bis 700, oder 1 bis 500 oder 5 bis
300 μM oder
5 bis 200, 5 bis 100 oder 5 bis 50 μM.
Vorzugsweise
werden erfindungsgemäß Wirkstoffe
mit einer Molekülmasse
von mindestens etwa 500 Da, wie z.B. etwa 1000 bis 10000 Da, oder
1500 bis 6000 Da oder 4000 bis 5000 Da, oder Gemische davon eingesetzt,
wobei die mittlere Molekülmasse
dann in einem der angegebenen Bereiche liegen kann.
Als
nichtlimitierende Beispiele für
brauchbare Wirkstoffe oder Wirkstoffgemische sind zu nennen: Clivarin,
Arixtra sowie Heparinoide, die Di-, Tetra- und Hexasaccharidfragmenten
umfassen.
Ein
erfindungsgemäß bereitgestelltes
Medikament kann dabei ein oder mehrere Heparine oder Heparinderivate,
gegebenenfalls in Form physiologisch verträglicher Salze oder Solvate,
und gegebenenfalls einen oder mehrere physiologisch verträgliche Träger oder
Exzipienten enthalten.
Gegenstand
der Erfindung ist insbesondere die Verwendung der oben bezeichneten
Wirkstoffe zur Behandlung von Krankheitszuständen, wobei diese Zustände mit
einer Störung
der Neuriten-Plastizität
einhergehen, und insbesondere ausgewählt sind unter neuropathischem
Schmerz, Gürtelrose,
Gesichtsrose, Trigeminusneuralgie, Postlaminektomiesyndrom, Phantomschmerz,
anhaltendem brennendem Schmerz nach Operation und diabetischer Polyneuropathie.
Gegenstand
der Erfindung ist auch die Verwendung der oben bezeichneten Wirkstoffe
zur Behandlung von Krankheitszuständen, wobei die Krankheiten
oder pathologischen Zustände
mit einer Störung
der Neuriten-Regeneration einhergehen, und insbesondere ausgewählt sind
unter Rückenmarksverletzung,
Hirnverletzung, Schädel-Hirn-Trauma,
Schlaganfall, mechanisch bedingter Verletzung des Zentralnervensystems,
ischämisch
bedingter Verletzung des Zentralnervensystems, infektionsbedingter
Verletzung des Zentralnervensystems, Morbus Parkinson, Poliomyelitis,
Hirschsprung's Krankheit,
Paraplegie, Diplegie, Tetraplegie, infantiler neuroaxonaler Dystrophie
(Seitelberg-Krankheit),
lokalisierter neuroaxonaler Dystrophie (Hallervorden-Spatz-Krankheit),
Waller-Degeneration, viraler Meningitis, bakterieller Meningitis
und Axon-Ischämie.
und neurodegenerativen Erkrankungen, wie insbesondere Multiple Sklerose,
post-Polio Syndrom, Spina bifida, spinale Muskelatrophie, Tumoren
(Hirntumor, Rückenmarkstumor),
transverser Myelitis.
Kurze Beschreibung
der Figuren
1 zeigt den schematischen Aufbau des Plasmids
pAP-tag5/PPC/hNOGO66Nr.5 (1a) und
des Plasmids psec hNogoR 27–450
EGFP 6 × HIS
Apa (1b).
2 zeigt den schematischen Aufbau der Plasmide
pIRES/hNOGO R/hp75 (2a), pcDNA3 hRhoA wt (2b),
PcDNA4 (mycHis)A h RhoA wt (2c) und
pcDNA3.1(V5-His) hp75 Nr. 16 (2d).
3a zeigt
den immunologischen Nachweis von exprimiertem RhoA durch erfindungsgemäß isolierte
positive Klone (#1 bis #8) der Tripletransfektante HEK293 RhoA/NgR/p75,
wobei Zellhomogenisate der mit Nummern (#) bezeichneten Klone (Klone
1 bis 9) über
SDS-PAGE getrennt und über
Immunoblotting mit monoklonalem Maus-anti-RhoA Antikörper getestet
wurden. Positive Kontrolle (C) erhalten durch transiente Transfektion
mit 100 ng pcDNA4(mycHis)A hRhoA wt; als Marker (M) wurde verwendet:
Benchmark Prestain Protein Ladder, Invitrogen, Bestellnummer #10748–010.
3b zeigt
das Ergebnis einer FACS-Analyse von exprimierten Zelloberflächenrezeptoren
hNgR und hp75 einer erfindungsgemäß hergestellten HEK293-Tripletransfektante
(Klon #4 und #8) sowie von nichttransformierten HEK293-Zellen (oben), jeweils
für Analysen
mit Anti-p75- bzw. Anti-NgR- Antikörpern.
4 zeigt
die Bindung von AP-Nogo66 an Mikrotiterplatten, die entweder mit
niedrigglykosyliertem oder hochglykosyliertem His-NogoRezeptor (His-NogoRlow
oder His-NogoRhigh) beschichtet sind. Die Bindung ist in relativen
Fluoreszenteinheiten (RFU) nach Messung mit einem fluorogenen Substrat
ausgedrückt
5 zeigt
die Kompetition der Bindung von AP-Nogo66 an NogoR-beschichtete
Platten durch Clivarin (geschlossene Rauten) oder Arixtra (offene
Rauten).
6 zeigt
die Kompetition der Bindung von AP-Nogo66 an NogoR-beschichtete
Platten durch Clivarin (geschlossene Rauten).
7 zeigt
die Wirkung von Clivarin auf die Zellkontraktion im ACR-Assay mit
HEK/Rho/NgR/p75-Zellen
8 zeigt
die Wirkung des Pentasaccharids Arixtra auf die Zellkontraktion
im ACR-Assay mit HEK293Rho/NgR/p75-Zellen
9 zeigt
die Wirkung von Clivarin auf das Auswachsen von Neuriten kortikaler
Neurone der Maus in der Zellkultur (obere Reihe von links nach rechts:
kein Clivarin, 19 μM
und 30 μM
Clivarin; untere Reihe: 100 μM
und 300 μM
Clivarin).
10 zeigt
in einer Detailansicht die Wirkung von Clivarin auf das Auswachsen
von Neuriten kortikaler Neurone der Maus in Zellkultur (links: ohne
Clivarin, rechts: 300 μM
Clivarin).
Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
a) Allgemeine Begriffe
Ein
erfindungsgemäß brauchbarer „Wirkstoff" umfasst wenigstens
ein Heparin, Heparinderivat oder Heparinoid.
Eine „Störung der
Neuriten-Plastizität" betrifft erfindungsgemäß einen
pathologischen Zustand, bei dem man ein vermehrtes, unkontrolliertes,
ungerichtetes und/oder exzessives Neuritenwachstum bzw. Auswachsen
oder Aussprossen von Neuriten bei einem Säuger beobachtet. Dieser Zustand
ist definiert durch falsch wachsende Neuriten, die synaptische,
häufig
dauerhafte, Fehlverschaltungen eingehen, welche wiederum physische
und psychische Konsequenzen haben. Solche Fehlverschaltungen können z.B.
Ursache sein für
das Auftreten von aberranten Funktionen, wie z.B. von neuropathischem
Schmerz (Tang et al. J. Neurosci. (2004), 24, 819–827), epileptischen
Anfällen
als Folge von Hirnverletzungen (Chuckowree et al. Neuroscientist (2004),
10, 280–285)
und von Phantomsensationen.
Eine „Störung des
Neuriten-Wachstums" betrifft
erfindungsgemäß einen
als Reaktion auf eine Verletzung oder Schädigung im Nervensystem eines
Säugers
auftretenden pathologischen Zustand, bei dem man ein ungenügendes Neuritenwachstum
oder ein nicht ausreichendes neuronales Aussprossen beobachtet oder der
definiert ist durch ein teilweises oder vollständiges Versagen der Reparatur
d.h. der Neuriten-Regeneration durchtrennter,
geschädigter
neuronaler Verbindungen mit der Konsequenz eines teilweisen oder
vollständigen, häufig irreversiblen
Funktionsausfalls, wie z.B. das Auftreten einer Querschnittslähmung als
Folge einer Rückenmarksverletzung.
Eine „Behandlung" oder „Therapie" kann erfindungsgemäß akut,
prophylaktisch und chronisch erfolgen. Ein Krankheitszustand kann
aufgrund einer erfindungsgemäß vorgeschlagenen
Therapie vollständig
beseitigt oder gelindert werden.
b) Erfindungsgemäße Wirkstoffe
Der
Begriff „Heparin" beschreibt eine
Gruppe sulfatierter/sulfonierter Mucopolysaccharide, die auch als
Glycosaminoglycane bezeichnet werden. Heparinmoleküle bestehen
aus üblicherweise
unverzweigten Ketten von sulfatierten Saccharidbausteinen, die vor
allem Glucosamin, Glucuronsäure
und Iduronsäure
enthalten und ein Molekulargewicht im Bereich von etwa 500 bis 50000,
wie z.B. etwa 1000 bis 10000 Da, oder 1500 bis 6000 Da oder 4000
bis 5000 Da, aufweisen. Strukturell sind Heparine gekennzeichnet
durch Disaccharid-Einheiten aus α-1,4-glycosidisch
verknüpften
D-Glucosamin- und L-Iduronsäure-Einheiten
sowie durch Disaccharid-Einheiten aus α-1,4-glycosidisch verknüpften D-Glucosamin-
und D-Glucuronsäure-Einheiten. Sowohl
die Stellung als auch die Anzahl der Sulfatgruppen (Sulfongruppen)
ist variabel. Diese können
sowohl über
Sauerstoff (O-sulfatiert) als auch über Stickstoff (N-sulfatiert)
gebunden sein. Häufig
sind Iduronsäurereste
2-O-sulfatiert, Glucosaminreste N-sulfatiert und gegebenenfalls
auch 6-O-sulfatiert. Glucuronsäurereste hingegen
sind häufig
nicht sulfatiert. Die Disaccharid-Einheiten sind wiederum α-1,4-glycosidisch
miteinander zu Heparinmolekülen
verbunden. Die Anzahl und Anordnung dieser Disaccharid-Einheiten
kann ebenfalls variieren, so dass der Begriff Heparin eine Vielzahl
strukturell unterschiedlicher Moleküle beschreibt, die beispielsweise
elementaranalytsisch oder anhand ihrer Kettenlänge, ihres Molekulargewichts
oder ihrer Ladung unterschieden werden können.
Dem
Fachmann sind Heparine gut bekannt, Beschreibungen finden sich beispielsweise
in Capita und Linhardt (Angew. Chemie 2002, 114, 426–450) und
in Bruchhausen, Dannhardt, Ebel, Frahm, Hackenthal, Holzgrabe (Hrsg),
Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Band 8, Springer-Verlag,
Berlin Heidelberg, 5. Aufl., 1993.
Unter „Heparinderivaten" werden erfindungsgemäß durch
chemische oder enzymatische Modifizierung von Heparinen erhaltene
Substanzen verstanden. Der Begriff umfasst insbesondere auch Substanzen
mit niedrigeren mittleren Molekulargewichten im Vergleich zu natürlich vorkommenden
Heparinen. Solche Heparinderivate mit niedrigem Molekulargewicht
können
beispielsweise durch chemische oder enzymatische Spaltung von Heparinen
oder durch chemische Synthese erhalten werden. Zusätzlich können Heparinderivate
am ihren funktionalen Sulfat- und/oder Sulfonat-Seitengruppen derivatisiert sein, und/oder
eine oder mehrere C-C-Doppelbindungen in ihren Kohlehydratbausteinen
aufweisen. Derivate umfassen außerdem
Salze, insbesondere physiologisch verträgliche Salze, von Heparinen,
wie insbesondere Alkali- und Erdalkalimetallsalze, wie Natrium-,
Calcium-, Magnesium- oder Bariumsalze.
Der
Begriff „Heparinoide" beschreibt eine
Gruppe von Substanzen mit heparinartiger Wirkung, d.h. Heparinoide
hemmen die Blutgerinnung und die Entstehung von Thrombosen. Hierzu
gehören
beispielsweise pflanzliche Oligo- und Polysaccharide, z.B. aus Alginsäure, Pektinen,
Xylanen, Stärken
und Dextranen hergestellte Polysulfate oder sulfatierte tierische
Glykosaminglykane. Insbesondere zu nennen sind Pentosanpolysulfate,
z.B. Natriumpentosansulfonat, Xylansulfate, z.B. β-1-4-D-Xylan-2,3-bis(hydrogensulfant),
Xylanpoly(hydrogensulfat) sowie Natriumsalze davon, Dextransulfate,
Chitinsulfate, Chondroitinpolysulfate, auch Mucopolysaccharidpolyschwefelsäureester
genannt, Polyvinylsulfonsäuren,
auch Polyethylensulfonsäuren genannt,
z.B. Natriumapolat, Plygalacturonsäuresulfat(methylestermethyglucosid),
Alginatsulfate, z.B. Natriulginatsulfat und Polymannuronsäuresulfat.
Heparinoide können
entweder aus natürlichen
Quellen gewonnen werden, oder sie werden semi- oder vollsynthetisch
hergestellt, üblicherweise
indem man die zuvor genannten pflanzlichen oder tierischen Polysaccharide
sulfatiert, beispielsweise mit Chlorsulfonsäure umsetzt und freiwerdende
Chlorwasserstoffsäure
mit Basen neutralisiert.
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung sind niedermolekulare Heparine
bevorzugt, wobei darunter solche mit einer durchschnittlichen Molmasse
von weniger als 10.000 verstanden werden sollen. Niedermolekulare
Heparine umfassen insbesondere die unter der Bezeichnungen „Heparinfragment
4–6", „Heparinfragment
4,5–8" und „Heparinfraktion" mit durchschnittlichen
Molmassen von 4000 bis 6000, 4500 bis 8000 bzw. 4000 bis 5000 bekannten
Heparinfragmente. Niedermolekulare Heparine können beispielsweise durch Fraktionierung
natürlich
vorkommender Heparine oder durch chemische oder enzymatische Spaltung
von Heparin gewonnen werden.
Ganz
besonders bevorzugt im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind die
unter den Handelsnamen Clivarin® (Heparinfragment
mit einem mittleren Molekulargewicht ca. 3150 bis 5150, erhältlich durch
Nitrilspaltung von Schweinedarmmukosa, Abbott GmbH & Co. KG) und Arixtra® (Pentasaccharid
mit einem Molekulargewicht von ca 1750, Sanofi-Synthelabo) bekannten
niedermolekularen Heparinderivate.
Im
Allgemeinen werden erfindungsgemäß, gegebenenfalls
modifizierte, Heparine natürlichen
Ursprungs verabreicht. Heparine aus der Lunge, Leber oder Darmschleimhaut
von Rindern oder aus Schweinen sind brauchbar, wobei Heparine aus
Schweinedarmmucosa und aus Rinderlunge häufig verwendet werden.
Zusätzlich zu
den konkret genannten, erfindungsgemäß brauchbaren Heparin-Wirkstoffen kann
der Fachmann unter Befolgung der erfindungsgemäßen Lehre ohne unzumutbaren
Aufwand weitere geeignete Wirkstoffe ermitteln. Er kann sich dabei
der verschiedenen hierin beschriebenen Testmethoden bedienen, die eine
Charakterisierung potentieller Wirkstoffkandidaten ermöglichen.
Insbesondere sei auf die im Experimentellen Teil näher erläuterten
Testsystem, wie NgR-Plattentest, ACR-Assay und Neuronaler Zellkulturtest
verwiesen.
Beispiele
für IC
50-Werte von Clivarin und Arixtra in verschiedenen
Assays sind in folgender Tabelle zusammengefasst:
c) Erfindungsgemäß beobachtete
Wechselwirkungen von Wirkstoffen
Anhand
der niedrigmolekularen Heparinderivate Clivarin (Molekulargewicht
ca. 4500) und Arixtra (Pentasaccharid mit einem Molekulargewicht
von ca 1750) wurde erfindungsgemäß gezeigt,
dass diese an NgR binden können.
Dabei wurde bestätigt,
dass diese Bindung mit der Bindung von Nogo66 an NgR konkurriert,
obwohl Heparine und Heparinderivate im Vergleich zu Nogo als dem
natürlichen
Liganden von NgR völlig unterschiedliche
Molekülarten
darstellen. Darüber
hinaus konnte gezeigt werden, dass Clivarin und Arixtra den gleichen
Effekt auslösen
wie Nogo66, d.h. eine Hemmung des Neuritenwachstums.
Heparine
und Heparinderivate sind erfindungsgemäß folglich für die Behandlung
von Krankheiten oder pathologischen Zuständen brauchbar, die mit einer
Störung
der Neu riten-Degeneration einhergehen, bzw. zur Herstellung von
Medikamenten für
eine solche Behandlung.
d) Erfindungsgemäße therapeutische
Ansätze
Krankheiten
oder pathologische Zustände,
die erfindungsgemäß mit Medikamenten
auf der Basis von Heparinen oder Heparinderivaten behandelt werden
können,
umfassen solche, die mit einer Störung des Neuritenwachstums
einhergehen, zu massivem Neuritenwachstum führen und die durch oder durch
Induktion einer Neuriten-Wachstumshemmung
aufgehoben oder gelindert werden können (Tang et al. J. Neurosci.
(2004), 24, 819–827).
Beispiele hierfür
sind neuropathische Schmerzen, die oft durch Schädigung von Nervenzellen und
das dadurch ausgelöste
massive und unkontrollierte Neuritenwachstum selbst auftreten, etwa
durch Verletzungen, z.B. bei Amputationen, durch Alkoholmissbrauch,
giftige Substanzen, oder Virusinfektion eines Nerven. Als weitere
Beispiele können
Gürtelrose,
Gesichtsrose, Trigeminusneuralgie, Postlaminektomiesyndrom, Phantomschmerz,
anhaltender brennender Schmerz nach Operation und durch Diabetes
bedingter neuropatischer Schmerz bzw. diabetische Polyneuropathie
genannt werden. Eine Linderung oder Beseitigung der Schmerzen ist
durch Induktion des Einziehens oder des Zurückziehens von aberranten Neuriten
der betroffenen Nervenzellen oder der Neuriten zwischengeschalteter
Nervenzellen auf dem Weg der Reizweiterleitung in das Gehirn möglich. In
diesem Fall würden
die Heparine oder Heparinderivate eine agonistische Wirkung auf NgR
ausüben.
Krankheiten
oder pathologische Zustände,
die mit einer Störung
der Neuriten-Regeneration
einhergehen oder durch Stimulierung oder Steigerung einer Neuriten-Regeneration mit
Medikamenten auf der Basis von Heparinen oder Heparinderivaten aufgehoben
oder gelindert werden können,
umfassen solche, die ausgewählt
sind unter Rückenmarksverletzung,
Hirnverletzung, Schädel-Hirn-Trauma,
Schlaganfall, mechanisch bedingter Verletzung des Zentralnervensystems,
ischämisch
bedingter Verletzung des Zentralnervensystems, infektionsbedingter
Verletzung des Zentralnervensystems, Morbus Parkinson, Chorea Huntington,
amyotropher Lateralsklerose und anderen Motoneuronenerkrankungen,
Morbus Alzheimer, Poliomyelitis, Hirschsprung's Krankheit, Paraplegie, Diplegie, Tetraplegie,
infantiler neuroaxonaler Dystrophie (Seitelberg-Krankheit), lokalisierter
neuroaxonaler Dystrophie (Hallervorden-Spatz-Krankheit), Waller-Degeneration,
viraler Meningitis, bakterieller Meningitis und Axon-Ischämie. und
neurodegenerativen Erkrankungen, wie insbesondere Multiple Sklerose,
post-Polio Syndrom, Spina bifida, spinale Muskelatrophie, Tumoren,
wie Hirntumor und Rückenmarkstumor,
und transverser Myelitis.
e) Erfindungsgemäße Formulierungen/Medikamente
Die
Erfindung umfasst die Herstellung pharmazeutischer Mittel (Arzneimittel)
zur Behandlung eines Individuums, vorzugsweise eines Säugers, insbesondere
eines Menschen, Nutz- oder Haustieres. So werden die oben beschriebenen
Wirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen gewöhnlich in Form von pharmazeutischen Zusammensetzungen
verabreicht, die einen pharmazeutisch verträglichen Exzipienten mit wenigstens
einem erfindungsgemäßen Wirkstoff
und gegebenenfalls weitere Wirkstoffe umfassen. Diese Zusammensetzungen können beispielsweise
auf oralem, lokalem, rektalem, transdermalem, subkutanem, intravenösem, intramuskulärem, intraperitonealem,
intrakutanem oder intranasalem Weg, insbesondere intravenös, subkutan
oder oral verabreicht werden.
Beispiele
geeigneter pharmazeutischer Formulierungen sind feste Arzneiformen,
wie Pulver, Puder, Granulate, Tabletten, magensaftresistente überzogene
Tabletten, Mantel-, Punkt- und Schichttabletten, Pastillen, Kautabletten,
Lutschtabletten, Sachets, Cachets, Dragees, Kapseln wie Hart- und
Weichgelatinekapseln, Globuli, Suppositorien oder vaginale Arzneiformen,
halbfeste Arzneiformen, wie Salben, Cremes, Hydrogele, Pasten oder
Pflaster, sowie flüssige
Arzneiformen, wie Lösungen,
Emulsionen, insbesondere Öl-in-Wasser-Emulsionen,
Suspensionen, beispielsweise Lotionen, Injektions- und Infusionszubereitungen,
Augen- und Ohrentropfen, Nasentropfen, Nasenspray und Tinkturen.
Auch implantierte Abgabevorrichtungen können zur Verabreichung erfindungsgemäßer Inhibitoren
verwendet werden. Ferner können
auch Liposomen, Mikrosphären
oder Polymermatrizes zur Anwendung kommen.
Besonders
bevorzugt sind parenterale Dosierungsformen und solche zur Verabreichung
in situ an den Ort, an dem die Wirkung der erfindungsgemäßen Heparine
und/oder Heparinderivate entfaltet werden soll. Solche Dosierungsformen
umfassen insbesondere Heparine und/oder Heparinderivate enthaltende
Infusions- oder Injektionslösungen,
weiterhin Mikroträger,
auf denen Heparine und/oder Heparinderivate freisetzbar oder kovalent
immobilisiert sind, sowie implantierbare Depotvorrichtungen zur
Freisetzung der Heparine und/oder Heparinderivate.
Bei
der Herstellung der Zusammensetzungen werden erfindungsgemäße Wirkstoffe
oder Wirkstoffkombinationen gewöhnlich
mit einem Exzipienten vermischt oder verdünnt. Exzipienten können feste,
halbfeste oder flüssige
Materialien sein, die als Vehikel, Träger, Adsorbens oder Medium
für den
Wirkstoff oder die Wirkstoffkombinationen dienen.
Zu
geeigneten Exzipienten gehören
beispielsweise Lactose, Dextrose, Succrose, Sorbitol, Mannitol, Stärken, Akaziengummi,
Calciumphosphat, Alginate, Traganth, Gelantine, Calciumsilikat,
mikrokristalline Cellulose, Polyvinylpyrrolidon, Cellulose, Cellulosederivate,
wie z.B. Methylcellulose, Wasser, Sirupe und Methylcellulose. Ferner
können
die Formulierungen pharmazeutisch akzeptable Träger oder übliche Hilfsstoffe, wie Gleitmittel,
beispielsweise Talg, Magnesiumstearat und Mineralöl; Netzmittel;
emulgierende und suspendierende Mittel; konservierende Mittel, wie
Methyl- und Propylhydroxybenzoate; Antioxidantien; Antireizstoffe;
Chelatbildner; Dragierhilfsmittel; Emulsionsstabilisatoren Filmbildner;
Gelbildner; Geruchsmaskierungsmittel; Geschmackskorrigentien; Harze;
Hydrokolloide; Lösemittel;
Lösungsvermittler;
Neutralisierungsmittel; Permeationsbeschleuniger; Pigmente; quaternäre Ammoniumverbindungen;
Rückfettungs-
und Überfettungsmittel; Salben-,
Creme- oder Öl-Grundstoffe;
Silikon-Derivate; Spreithilfsmittel; Stabilisatoren; Sterilanzien;
Suppositoriengrundlagen; Tabletten-Hilfsstoffe, wie Bindemittel, Füllstoffe,
Gleitmittel, Sprengmittel oder Überzüge; Treibmittel;
Trocknungsmittel; Trübungsmittel;
Verdickungsmittel; Wachse; Weichmacher; Weißöle umfassen.
Eine
diesbezügliche
Ausgestaltung beruht auf fachmännischem
Wissen, wie beispielsweise in Fiedler, H.P., Lexikon der Hilfsstoffe
für Pharmazie,
Kosmetik und angrenzende Gebiete, 4. Auflage, Aulendorf: ECV-Editio-Kantor-Verlag,
1996, dargestellt ist; vgl auch Hager's Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Springer
Verlag, Heidelberg.
In
einer Ausführungsform
wird beispielsweise ein pharmazeutisches Mittel bereitgestellt,
das eine feste Dosierungsform umfasst. Diese feste Dosierungsform
hat beispielsweise einem Gesamt-Wirkstoffgehalt von etwa 1 bis 20
mg, wie z. B. 2 bis 10 mg, je Dosiseinheit und kann in Form einer
Pille, einer Tablette, eines Extrudats oder eines Granulat vorliegen.
Die
feste Dosierungsform wird z.B. hergestellt, indem man den Wirkstoff
oder die Wirkstoffkombination mit dem pharmazeutisch verträglichen
Träger
mischt und die Mischung zum Wirkstoffkern verfestigt. Dabei löst oder
dispergiert man den Wirkstoff oder die Wirkstoffkombination in einer
inerten Flüssigkeit,
mischt ihn/sie mit dem Träger
und entfernt das Lösungsmittel
während
oder nach der Verfestigung. Den Wirkstoffkern kann man dann gegebenenfalls
mit einem magensaftresistenten Überzug
versehen, bevor man den Kern in üblicher
Weise dragiert.
Art
und Dauer der Verabreichung der erfindungsgemäßen Arzneimittel obliegen der
Entscheidung des behandelnden Arztes. Dieser kann in Abhängigkeit
vom gewählten
Verabreichungsweg, von der Wirksamkeit der konkreten Wirkstoffzusammensetzung,
der Art und Schwere der zu behandelnden Erkrankung, vom Befinden
des Patienten und von dessen Ansprechen auf die Therapie eine geeignete
Dosis und einen entsprechenden Dosierungsplan festlegen. Beispielsweise
kann eine geeignete Einzeldosis etwa 0,1 bis 50 mg, wie z.B. 2 bis
12 mg, Wirkstoff oder Wirkstoffkombination gemäß obiger Definition enthalten
und 1 bis 3-mal täglich
verabreicht werden, bis der gewünschte
Behandlungserfolg zu beobachten ist.
Typischerweise
wird die Menge einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung
bei in situ-Verabreichung an den Wirkungsort eine Verabreichungskonzentration
an Heparinen und/oder Heparinderivaten sicherstellen, welche den
gewünschten
pharmakologischen Effekt bewirkt Falls für bestimmte Therapien erforderlich,
kann die erfindungsgemäße pharmazeutische
Zusammensetzung weitere aktive pharmakologische Bestandteile umfassen,
deren gleichzeitige der zeitlich versetzte Verabreichung therapeutisch nützlich ist.
Die
Erfindung wird nachfolgend durch nachfolgende nicht-limitierende
Beispiele näher
erläutert.
Experimenteller Teil
I. Herstellungsbeispiele
Herstellungsbeispiel 1:
Herstellung von AP-Nogo66 (Nogo-66, enthaltend ein N-erminales alkalische
Phosphatase-Tag):
a) Klonierung des Nogo66
Fragments von hNogoA
Es
wurde ausgegangen von der publizierten hNogoA Sequenz (NCBI): AF148537.
Die beiden folgenden synthetischen Oligonukleotide wurden von der
publizierten Sequenz abgeleitet:
- Mez 402: GCCACCATGAGGATATACAAGGGTGTGATCC (SEQ ID NO: 1);
Oligo ab Aminosäure
R1055 (kursiv) mit Start ATG (unterstrichen) und Kozak Sequenz (fett)
- Mez 404: CTTCAGAGAATCAACTAAATCATC (SEQ ID NO: 2); Oligo bis
Aminosäure
K1120 (fett)
Mit
diesen beiden Oligos wurde in frontal cortex cDNA als Template (hergestellt
mit Superscript first strand synthesis system for RT-PCR; Invitrogen,
Carlsbad, CA) (Novak et al., Brain Res. Mol. Brain, 2002, 107(2):
183–189)
eine PCR durchgeführt.
Die Reaktion wurde nach Standardmethode, wie Innis et al. (PCR Protocols.
A Guide to Methods and Applications, Academic Press (1990)) mit
Herculase (Stratagene, La Jolla, USA), durchgeführt. Das erhaltene DNA Fragment
mit einer Grösse
von 207 by wurde mit dem QIAEX II Gel Extraction Kit (QIAGEN GmbH,
Hilden, Germany) nach Angaben des Herstellers gereinigt. Das amplifizierte, gereinigte
Fragment wurde in pcDNA3.1V5-His TOPO (SEQ ID NO: 6) (pcDNA3.1N5-His
TOPO TA Expression Kit, #K4800–01)
gesetzt. Mit dem so erhaltenen Konstrukt pcDNA3.1V5-His hNOGO66
wurden E.coli TOP 10 Zellen (Invitrogen, Carlsbad, CA) nach Standardmethoden
wie in Sambrook et al. (Molecular Cloning. A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor, (1989)) beschrieben transformiert. Eine Selektion
auf Plasmid tragende Zellen wurde durch das Antibiotikum Ampicillin
erreicht.
Die
Identifikation von neun Klonen mittels PCR zeigte bei drei Klonen
eine Bande in der richtigen Größe von 207
bp. Die Richtigkeit der Sequenz wurde mittels Sequenzanalyse überprüft.
Die
kodierende Nogo66-Sequenz wurde mit Xbal aus obigem Plasmid pcDNA3.1V5-His hNOGO66 herausgeschnitten
und in das Plasmid pAP-tag5 (GenHunter Cooperation, Nashville, TN,
USA) über
Xbal einkloniert. Man erhält
das Plasmid pAP-tag5/PPC/hNOGO66
Nr. 5. (SEQ ID NO: 3) dargestellt in 1a.
b) Herstellung der stabilen
Zelllinie:
HEK293
Zellen wurden in Wachstumsmedium (DMEM mit 10% fötalem Rinderserum unter Zusatz
von Penicillin/Streptomycin) bei 37°C und 5% CO2 kultiviert.
Für die
Transfektion wurden die Zellen in Platten mit 6 Wells (1 × 108 pro Well) ausgesät und über Nacht inkubiert. Die Zellen
wurden mit einem Cocktail, der 1 μg Plasmid
DNA (pAP-tag5/PPC/hNOGO66 Nr. 5) und 3 μl Fugene6 (ROCHE Diagnostics,
Mannheim) enthielt, nach Angaben der Herstellers transfiziert. Zwei
Tage später
wurden die Zellen durch Behandlung mit Trypsin abgelöst, in eine
Zellkulturflasche mit 175 cm2 Grundfläche überführt und
die Selektion durch Zugabe von 150 μg/ml Zeocin in Wachstumsmedium
gestartet. Heranwachsende Zeocin-resistente Zellkolonien wurden
nach etwa 4 Wochen mit Trypsin abgelöst und mit einem Zellsorter
in 96-well Platten vereinzelt. Nach etwa drei Wochen wurde ein Aliqout
des Mediumüberstands
der herangewachsenen Einzellzellkolonien, deren Konfluenz zu diesem
Zeitpunkt zwischen 5 und 85% abgeschätzt wurde, auf Nitrozellulose
pipettiert. Durch Zugabe einer Lösung
von NBT (Nitroblau-Tetrazoliumsalz) und BCIP (5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat)
wurde die Proteinexpression über
die Aktivität
der Alkalischen Phosphatase anhand der entstehenden Färbung nachgeweisen.
c) Expression von AP-Nogo66:
Ein
HEK293 Klon (Klon Nr. 5), welcher AP-Nogo66 produziert, wurde in
Kulturmedium (RPMI Glutamax +10% FCS, 150 μg/ml Zeocin, Antibiotic/Antimycotic)
durch mehrmalige Passage (ca. 20) in Kulturflaschen vermehrt. Die
AP-Nogo66 Expression wurde nach jeder zweiten oder dritten Passage
im Dot Blot Test (mit NBT/BCIP Reagens) überprüft.
Um
AP-Nogo66 in Serum-freiem Medium zu produzieren wurden die Zellen
zunächst
bis fast zur Konfluenz in Triple-Flasks kultiviert, dann erfolgte
ein Mediumwechsel zu Expressionsmedium (Pro293a – CDM Medium (Biowhittaker;
#12-764Q), 2 mM Glutamin, Antibiotic/Antimycotic). Daraufhin wurden
die Zellen 3–4 Tage
bei 37°C
kultiviert, die Überstände wurden
abgenommen und abzentrifugiert (1500 Upm, 5 min). Die Überstände wurden
bei –80°C gesammelt.
Zur weiteren Verarbeitung wurden sie aufgetaut, mit Proteinaseinhibitoren
(PMSF 0,1 mM, Pefabloc SC 1 mM) versetzt und in Amicon Tubes (Millipore)
aufkonzentriert und die AP-Nogo66 Konzentration wurde bestimmt (ca.
3 μg/ml)
(Mw von monomerer AP: 67 kDa und monomerem AP-Nogo66 etwa. 75 kDa
in SDS Gelen).
Der
AP-Nogo66-Pool wurde mit anti-AP-Agarose immunopräzipitiert.
Das Präzipitat
wurde durch 10-minütiges
Erhitzen bei 95°C
in Gegenwart von 5% Mercaptoethanol denaturiert und so von den Agarose Beads
entfernt, schließlich
durch Westen-Analyse mittels Antikörpern mit Spezifität für AP und
Nogo66 (anti-Nogo66 Antikörper
NogoA12A, Alpha Diagnostics International, San Antonio, Texas, USA)
verifiziert (Daten nicht gezeigt).
Durch
Gelchromatographie (Superose 12, Amersham Biosciences. Laufmittel:
20 mM Natriumphosphat, 140 mM Natriumchlorid, pH 7.4) wurde bestimmt,
dass AP-Nogo66 als Dimer läuft
und ein Mw von etwa 140 kDa aufweist.
In
Vorversuchen wurde festgestellt, dass AP-Nogo66, nicht aber GST-Nogo66
funktionell aktiv war (Versuche nicht gezeigt). Es wird daher vermutet,
dass NgR-Liganden womöglich
als Dimer vorliegen müssen, um
funtionell zu sein. Wie die Kristallstruktur der Alkalischen Phosphatase
zeigt, wird die Dimerisierung vom AP-Tag induziert Herstellungsbeispiel
2: Herstellung von Konstrukten zur Generierung von rekombinanten HEK
Zelllinien
a) Klonierung von hp75;
Herstellung von pcDNA3.1(V5-His)hp75 Nr. 16 (2d)
Es
wurde von den publizierten Sequenzen für humanes p75 ausgegangen:
- NM_002507; M14764 (die beide 100% identisch sind). Die folgenden
Oligonukleotide wurden von der publizierten Sequenz abgeleitet:
- Mey 36: GCCACCATGGGGGCAGGTGCCACC (SEQ ID NO: 5; Oligo mit Start-Codon
(fett) mit Kozak Sequenz (kursiv)
- Mey 35: TCACACTGGGGATGTGGCAG
(SEQ ID NO: 4); Oligo mit Stop Codon (fett) ein Basenaustausch T statt
C (unterstrichen) da das Oligo von der publizierten Ratten Sequenz
abgeleitet ist
- Mey 71: GCAGCCCCATCAGTCCGC (SEQ ID NO: 6); Oligo beginnend 64
Basenpaare vor Start ATG
Anschließend wurde
eine PCR (analog zu Nogo 66 Klonierung, Herstellungsbeispiel 1)
mit dem Primerpaar Mey 35/71 in cDNA aus der Zelllinie SH-SY5Y (humane
Neuroblastomazellinie ATCC #CRL-2266) durchgeführt. Die PCR mit Mey 35/71
lieferte ein 1348 by Fragment. Dieses wurde gereinigt.
Eine
anschließende
PCR mit dem Primerpaar Mey 35/36 im Mey 35/71-Fragment ergab eine
deutliche Bande (Fragmentgröße: 1284
bp). Diese wurde gereinigt. Dann wurde diese Bande in pcDNA3.1/V5-His TOPO
Vector (SEQ ID NO: 7; pcDNA3.1(V5-His)TOPO TA Expression Kit Invitrogen
#K4800-01) ungeschnitten eingesetzt (Prinzip Topoisomerase). Mit
dem so erhaltenen Konstrukt (pcDNA3.1 hp75) wurden TOP 10 Zellen
nach Standardmethoden (analog zu Nogo 66 Klonierung, Herstellungsbeispiel
1) transformiert.
13
Klone dieser Transformation wurden überprüft und vier Klone mit der richtigen
Orientierung (Nr. 13, 15, 16 und 18) konnten identifiziert werden.
Klon Nr 16 wurde weiter verwendet. Die Sequenz des enthaltenen Konstruktes
(pcDNA3.1(V5-His)hp75 Nr. 16; vgl. auch
2d) ist
in SEQ ID NO: 8 dargestellt. Weitere Informationen zu dieser Sequenz
sind im folgenden Abschnitt zusammengefasst.
b) Herstellung von pIRES
hp75
Plasmid
pIRES (Clontech, Palo Alto, USA) wurde mit Xba I und Not I (Roche
Diagnostics) unter Verwendung eines Restriktionsansatzes (40 μl; 1,5 h
bei 37°C)
enthaltend 5 μg
DNA, 2 μl
Xba I, 2 μl
Not I, 4 μl
10 × Puffer
H (Roche) und 32 μl
Wasser bidest. geschnitten: Das ausgeschnittene Fragment wurde mit
Hilfe des Qiagen Gelextraktionskit aus einem DNA-Gel in herkömmlicher
Weise gewonnen.
Plasmid
pcDNA3.1 hp75, hergestellt wie oben beschrieben, wurde mit Spe I
und und Not I (Roche Diagnostics) unter Verwendung eines Restriktionsansatzes
(40 μl;
1,5 h bei 37°C)
enthaltend 5 μg
DNA, 2 μl
Spe I, 2 μl
Not I, 4 μl
10 × Puffer
H (Roche), 32 μl
Wasser bidest geschnitten. Das ausgeschnittene Fragment wurde mit
Hilfe des Qiagen Gelextraktionskit aus einem DNA-Gel in herkömmlicher
Weise gewonnen.
Die
auf diese Weise hergestellten Restriktionsfragmente wurden unter
Verwendung des folgenden Ansatzes über Nacht bei 16°C ligiert:
5 μl hp75-Konstrukt,
2 μl geschnittener
pIRES, 1,5 μl
T4-DNA Ligase (Roche) 3 μl
10 × Puffer
T4 (Roche), 20,5 μl
Wasser bidest. Diese Ligation mit der Bezeichnung pIRES hp75 wurde dann
in den Bakterienstamm SuperComp XL2 Blue (Stratagene) transformiert.
c) Herstellung von pIRES
hNgR hp75 (2a)
pcDNA
hNgR CDS1, kommerziell erworben von RZPD (Deutsches Resourcenzentrum
für Genomforschung
GmbH, Klon.Nr.: IRAL-p962L1427Q2), enthaltend die kodierende Sequenz
für humanen
Nogo-Rezeptor, wurde unter Verwendung eines Restriktionsansatzes
13 μl; 1
h bei 37°C)
enthaltend 5 μg
DNA, 1,5 μl
Hind III (Roche), 1,5 μl
10 × Puffer
B (Roche) und 10 μl
Wasser bidest verdaut (blunt end). Das ausgeschnittene Fragment
wurde mit Hilfe des Qiagen Gelextraktionskit aus einem DNA-Gel in
herkömmlicher
Weise gewonnen.
Zum
Auffüllen
der Enden wurden 20 μl
des geschnittenes pcDNA h NgR CDS1-Konstrukt in einem Ansatz (100 μl; 30 min
11°C), enthaltend
2 μl T4-DNA
Polymerase (Roche), 10 μl
10 × Puffer
T4 (Roche), 1 μl
100 mM DTT (Gibco), 10 μl
20 mM NTP Mix (Stratagene) und 77 μl Wasser bidest. inkubiert.
Das T4-fill-in wurde mit Hilfe des Qiagen Gelextraktionskit aus
einem DNA-Gel gewonnen.
Zur
Dephosphorylierung, um eine Re-Ligierung der blunt ends zu vermeiden,
wurden 50 μl
des T4 fill-ins des h NgR CDS1-Konstruktes mit 2 μl Alkalische
Phosphatase (Roche), 10 μl
10 × Puffer
(Roche) und 38 μl
Wasser bidest. zunächst
30 min bei 37°C
und anschließend
15 min bei 65°C
inkubiert. Das so erhaltenen Dephosphorylierungskonstrukt wurde
schließlich
mit Qiagen Hit clean-up aufgereinigt.
Das
gereinigte pcDNA h NgR Hind III blunt Fragment wurde dann mit EcoRI
unter Verwendung eines Restriktionsansatzes (15 μl,1 h bei 37°C), enthaltend 10 μl Eluat (aus
Qiagen Hit clean-up), 1,5 μl
EcoR I (Roche), 1,5 μl
10 × Puffer
H (Roche) und 2,0 μl
Wasser bidest., verdaut und mit Hilfe des Qiagen Gelextraktionskit aus
einem DNA-Gel nach Restriktion gewonnen.
pIRES
hp75 (wie oben hergestellt) wurde mit EcoR I und Hind III unter
Verwendung eines Restriktionsansatzes (27 μl, 1,5 h bei 37°C), enthaltend
5 μg DNA,
1,5 μl EcoR
I, 1,5 μl
Hind III, 4 μl
10 × Puffer
H (Roche) und 20 μl
Wasser bidest. geöffnet.
Das gewünschte
hp75 Fragment wurde mit Hilfe des Qiagen Gelextraktionskit aus einem
DNA-Gel nach Restriktion gewonnen und mit dem oben hergestellten
hNgR-Konstrukt unter Verwendung eines Ligationsansatzes, enthaltend
5 μl NgR-Konstrukt,
2 μl geschnittener
pIRES hp75, 1,5 μl T4-DNA
Ligase (Roche), 3 μl
10 × Puffer
T4 (Roche) und 20,5 μl
Wasser bidest. über
Nacht 16°C
ligiert. Das erhaltene Konstrukt pIRES hNgR hp75 (2a;
SEQ ID NO: 10) wurde dann in den Bakterienstamm SuperComp XL2 Blue
(Stratagene) transformiert.
Weitere
Sequenzinformationen zu pIRES hNgR hp75 sind in folgendem Abschnitt
zusammengefasst:
CMV
prom. | 108–857 |
NOGO
R | 1202–2620 |
IRES | 2658–3238 |
hp75 | 3294–4574 |
SV40pA | 4648–4869 |
f1ori | 4964–5419 |
Neo | 5483–6856 |
amp | 7261–8121 |
pUC
ori | 8266–93 compl. |
d) Herstellung von pcDNA4(mycHis)A
hRhoA wt (2c)
Das
Plasmid pOTB7 RhoA (kommerziell erworben von RZPD, Deutsches Resourcenzentrum
für Genomforschung
GmbH, Klon.Nr.: IRAL-p962A174), das die kodierende Sequenz für humane
RhoA GTPase enthält,
wurde unter Verwendung des folgenden Restriktionsansatzes (25 μl, 1,5 h
bei 37°C),
enthaltend 5 μg DNA,
1,5 μl EcoR
I, 1,5 μl
Xho I (Roche), 3 μl
10 × Puffer
H (Roche) und 19 μl
Wasser bidest. verdaut.
In
einem zweiten Ansatz wurde pcDNA4(mycHis) (Invitrogen, Carlsbad,
USA) unter Verwendung des folgenden Restriktionsansatzes (25 μl, 1,5 h
bei 37°C),
enthaltend 5 μg
DNA, 1,5 μl
EcoR I, 1,5 μl
Xho I (Roche), 3 μl
10 × Puffer
H (Roche) und 19 μl
Wasser bidest. ebenfalls verdaut.
Anschließend wurden
die geschnittenen Fragmente, wie oben beschrieben gereinigt und
ligiert, wobei man das Plasmid pcDNA4(mycHis)A h RhoA wt (vgl. 2c;
SEQ ID NO: 13.) erhält.
Das erhaltene Konstrukt wurde dann in den Bakterienstamm Super-Comp XL2 Blue (Stratagene)
transformiert.
Weitere
Sequenzinformationen zu pcDNA4(mycHis)A hRhoA wt sind in folgendem
Abschnitt zusammengefasst:
CMV
prom. | 197–851 |
RhoA | 1058–1636 |
His | 2437–2454 |
myc | 2392–2421 |
Bgh
pA | 2480–2707 |
SV40
pA | 4143–4273 |
f1ori | 2753–3181 |
amp | 5477–6334 compl. |
pUC
ori | 4656–5329 |
Zeo | 3639–4010 |
EM7
prom. | 3565–3620 |
SV40
prom. | 3209–3517 |
d) Herstellung von pcDNA3
hRhoA wt (2b)
Die
Herstellung erfolgt in Analogie zu pcDNA4(mycHis)A hRhoA wt, wobei
man aber anstelle von pcDNA4(mycHis) das oben bereits beschriebenen
Plasmid pcDNA3.1V5-His
TOPO verwendet.
Weitere
Sequenzinformationen zu pcDNA3 hRhoA wt (vgl.
2b;
SEQ ID NO: 15) sind in folgendem Abschnitt zusammengefasst:
CMV
prom. | 6124–6778 |
h RhoA | 127–705 |
Bgh
pA | 1478–1718 |
SV40
pA | 3402–3597 |
SV40
ori | 2259–2584 |
ColE1
ori | 4141–4515 |
f1ori | 1788–2201 |
Neo | 2620–3411 |
amp | 4919–5779 compl. |
Herstellungsbeispiel 3:
Generierung stabiler rekombinanter HEK Zelllinien
Menschliche
embryonale Nierenzellen (HEK293) (ATCC = American Tissue Culture
Collection, Bestellnr.: CRL-1573) wurden wie im folgenden beschrieben
transfiziert und kultiviert.
a) Herstellung der Doppel-Transfektante
HEK293 NgR/p75
HEK293
Wildtyp- Zellen (kultiviert in RPMI-Glutamax + 10% dial. FCS + 1%
Antibiotic-Antimycotic) wurden
in einem ersten Transfektionsschritt mit dem Plasmid pIRES hNgR
hp75 transfiziert. Dazu wurden in Kulturschalen mit 10 Vertiefungen
je Ansatz 2 μg
Plasmid-DNA in 100 μl
serumfreien RPMI-Gutamax Medium und 2 × 106 Zellen
in 12 μl
LIPOFECTAMINE (Invitrogen) in 100 μl serumfreien RPMI-Gutamax Medium
vermischt, und 15 bis 20 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Man
füllte
dann mit serumfreien Medium auf ein Gesamtvolumen von 1 ml je Transfektionsansatz
auf. Anschließend
gab man zu jeder Schale 2 ml serumfreies RPMI-Gutamax Medium und
man inkubierte 6 h bei 37°C.
Dann erfolgte ein Mediumwechsel auf RPMI-Glutamax + 5% dialysiertes
FCS und inkubierte 1 Tag bei 37°C.
Anschließend
wurden die Schaleninhalte gesplittet (in unterschiedlichen Verdünnungen:
1:10; 1:50, 1:100, 1:250, 1:500, 1:1000; 1 Ansatz/Schale pro Verdünnung) (in
RPMI-Glutamax + 10% dialysiertes FCS + 1% Antibiotic-Antimycotic
(Invitrogen) + G418 (Geneticin; Invitrogen); 800 μg/ml)
Klone
wurden aus derjenigen Verdünnung
isoliert, die die ersten separierten Klone ergab. Sterile Mini-Glaszylinder
(BASF) wurden mit einer sterilen Pinzette mit einem Ende in sterile
Vaseline (BASF) vorsichtig eingetaucht. Das mit der Vaseline benetzte
Ende der Mini-Glaszylinder wurde auf die zuvor ausgewählten Einzelklone
vorsichtig aufgesetzt. Der Einzelklon sollte vollständig vom
Mini-Glaszylinder umschlossen sein. In die Mini-Glaszylinder wurden
nun mit einer Eppendorf-Pipette mit steriler Spitze 40 μl Trypsin
(Gibco, Trypsin-EDTA) zugegeben. Das Trypsin ließ man 1–2 Minuten auf die Zellen einwirken.
Durch mehrmaliges (3–4
Mal) Anziehen und Abgeben des Trypsins mit einer Eppendorf-Pipette
(sterile Spitze) wurden die Zellen resuspendiert. Die resuspendierten
Zellen wurden mit der Eppendorf-Pipette vollständig vom Mini-Glaszylinder in eine
24-well Platte (Tissue culture plate, Falcon, Becton Dickinson,
jedes well enthielt 1 ml Medium RPMI-Glutamax + 5% dialysiertes
FCS) überführt.
Der
Nachweis von positiven Klonen erfolgte mittels FACS wie nachfolgend
beschrieben. FACS-Analyse – Reagenzien:
FACS-Analyse – Durchführung:
Zunächst wurden
die HEK293-Zellen mit PBS gewaschen. Adhärente Zellen wurden mit PBS,
enthaltend 5 mM EDTA abgelöst.
Anschließend
wurden 2 × 106 Zellen in ein Eppendorff-Gefäß überführt und
2 Minuten bei 1300 Upm zentrifugiert. Die Zellen wurden in PBS,
enthaltend 1% BSA (1 ml/Gefäß) resuspendiert und
2 Minuten bei 1300 Upm zentrifugiert.
Die
Pellets wurden erneut mit 0,1 ml PBS/1% BSA einschließlich Primärantikörper (Maus-anti-Human p75
1:100, oder Ziege-anti-Human NogoR 1:50) resuspendiert und 90 Minuten
bei 4°C
inkubiert. Anschließend gab
man 0,1 ml PBS/1% BSA hinzu, mischte und zentrifugierte 2 Minuten
bei 1300 Upm.
Die
Pellets wurden in PBS, enthaltend 1% BSA (0,1 ml/Gefäß) und Sekundärantikörper (anti-Maus-FITC
1:100; oder anti-Ziege-FITC 1:100); resuspendiert und 60 Minuten
bei 4°C
inkubiert.
Man
gab PBS, enthaltend 1% BSA (1 ml/Gefäß) hinzu, mischte und zentrifugierte
2 Minuten bei 1300 Upm. Nach Abzentrifugation wurden die Pellets
erneut in PBS/0,1 Propidiumjodid zur Detektion toter Zellen resuspendiert.
Nach Resuspendieren erfolgte eine FACS-Analyse (FACScan, Firma Becton
Dickinson, Heidelberg, Deutschland).
Dabei
wurde die Überexpression
der Rezeptoren NgR und p75 an der Zelloberfläche bestimmt (Ergebnisse nicht
gezeigt).
b) Herstellung der Triple-Transfektante
HEK293 RhoA/NgR/p75
Ein
gemäß a) hergestellter
positiver Klon (Klon 5) der Zelllinie HEK293 NgR/p75 wird in analoger
Weise mit dem Plasmid pcDNA4(mycHis)A hRhoA transfiziert. Im letzten
Schritt erfolgte eine Splittung der Ansätze in RPMI-Glutamax (+ 10%
dialysiertes. FCS + 1% Antibiotic-Antimycotic + G418; 800 μg/ml, + Zeocin
(Invitrogen) 125 μg/ml)
Zum Nachweis positiver Klone wurde diese durch Immunoblotting auf
RhoA Expression und durch FACS Analyse auf Expression der Rezeptoren
NgR und p75 getestet.
Zum
RhoA-Nachweis wurde ein von dem jeweiligen Klon abgeleitetes Zellhomogenat
durch SDS-PAGE-Gelelektrophorese (NuPAGE Polyacrylamid Gel 4–12%, 1,5
mm stark Invitrogen Carlsbad, USA); die Proteinproben wurden mit
5% Mercaptoethanol denaturiert) aufgetrennt und nach Immunoblotting
mit monoklonalem Maus-anti-RhoA Antikörper (Santa Cruz Biotechnology,
Santa Cruz, USA) nach Standardmethode getestet. Ein typisches Ergebnis
ist in 3a dargestellt. Bei positiven
Klonen beobachtet man eine RhoA-Bande mit einem Molekulargewicht
von etwa 21 kD.
Zum
Nachweis der Expression von NgR und p75 wurde eine FACS-Analyse
wie oben beschrieben durchgeführt.
Ein typisches Ergebnis ist in 3b dargestellt.
c) Herstellung der Einfach-Transfektante
HEK293 RhoA
HEK293
wt Zellen werden mit dem Plasmid pcDNA3 hRhoA wt transfiziert. Im
letzten Schritt erfolgte eine Splittung der Ansätze in RPMI-Glutamax (+ 10%
dialysiertes. FCS + 1% Antibiotic-Antimycotic + G418; 800 μg/ml). Ansonsten
wurde in Analogie zu a) und b) verfahren.
Herstellungsbeispiel 4:
Herstellung von His-NogoR Fusionsprotein
Grundlage
für die
Expression und Aufreinigung von rekombinanten His-NogoR Fusionsprotein
(Genbank: NM_023004) war die stabil mit dem Vektor „pcDNA4/hNogoR-TM6" transfizierte HEK
293 Zelllinie „CHO"
Im
Folgenden wird zunächst
die Herstellung dieser Zelllinie beschrieben: Molekularbiologische
Standardtechniken wurden gemäß Sambrook,
J. & Russell,
D. W. (2001). Mo lecular Cloning. A Laboratory Manual, 3rd edn. Cold
Spring Harbor, NY: Cold Spring Harbor Laboratory durchgeführt.
Ausgangspunkt
für die
Herstellung des NgR-HIS Expressionsplasmids war der bei der RZPD
GmbH (Berlin, Deutschland) käuflich
erworbene cDNA Klon pOT87/RALp962L1427Q2. Aus der Plasmid-DNA wurde mittels
PCR unter Verwendung der Oligonukleotidprimer:
- hNogoR Hind
III: CCAAGCTTATGAAGAGGGCGTCCGCTGGAGGGAG (SEQ ID NO: 17)
- hNogoR Eco RI–TM:
CCGAATTCTAGGGCACCTGAGCCTTCTGAGTCACC (SEQ ID NO: 18) die gewünschte kodierende
Nukleotidsquenz amplifiziert.
Nach
Gelaufreinigung mit dem QIAquick Gelextraction Kit (Qiagen GmbH,
Hilden, Deutschland) wurde die cDNA mit den Restriktionsendonucleasen
Hind III und EcoR1 geschnitten, um nach erneuter Gelaufreinigung
in den ebenfalls Hind III/EcoR1 geschnittenen Vektor pcDNA4/MycHIS
A (Invitrogen, Carlsbad, USA) ligiert zu werden. Nach Transformation
in E.coli Top 10 One Shot Zellen (Invitrogen, Carlsbad, USA) wurde
ein positiver rekombinanter Klon amplifiziert, die Sequenz verifiziert
und die Plasmid-DNA mit dem Plasmid Mini-Kit (Qiagen, Hilden, Deutschland)
isoliert.
Der
so neu entstandene Plasmid-Vektor „pcDNA4/hNogoR-TM6" wurde mit dem Transfektionsreagenz „Fugene
6" (Roche, Mannheim,
Deutschland) nach Angaben des Herstellers in CHO-K1 transfiziert.
Nach Selektion der „positiven" Zellen mit 800 μg/ml G418
in MEM Medium (#M4528, Sigma, München,
Deutschland) enthaltend 10% FCS, 2 mM L-Glutamin, 100 U/ml Penicillin/Streptavidin
(Invitrogen, Carlsbad, USA) wurden serielle Verdünnungen der Zellsuspension
hergestellt, so dass ausgehend von einem Einzelklon die Zelllinie „CHO-K1/" identifiziert werden
konnte.
Die
Identität
der Nogo-Rezeptor Expression und Sekretion des Proteins ins Kulturmedium
wurde im Dot Blot mit anti-HIS spezifischen Antikörpern (#1922416,
Roche, Mannheim, Deutschland) überprüft.
Der
Zellklon wurde unter normalen Zellkulturbedingungen vermehrt und
in einen Wannenstapel eingesät.
Nach 21 Tagen des Wachstums unter FCS wurde das Medium durch frisches
serumfreies Medium ersetzt. Nach 3 Tagen wurden 40 Liter serumfreier
Zellkulturüberstand
gewonnen. Dieser Überstand
wurde mit Hilfe einer Fresenius Nemoflow F60 auf 1 Liter konzentriert
(Faktor 40). Anschließend
wurden 50 ml Ni-NTA-Superflow
Beads (Qiagen, Hilden), welche mit PBS voräquilibriert waren, zu dem Konzentrat
gegeben und bei 4°C für 3 Stunden
gerührt.
Die Beads wurden durch Abstellen des Rührers sedimentiert (über Nacht
bei 4°C),
der Überstand
wurde verworfen und die Ni-NTA Beads in eine Säule gefüllt. Die Beads wurden bei Raumtemperatur
mit drei Säulenvolumen
20 mM Na-Phosphatpuffer, 300 mM NaCl pH 8.0 gewaschen. Anschließende erfolgten
Waschschritte mit 5 Säulenvolumen
20 mM Na-Phosphatpuffer, 300 mM NaCl, 10 mM Imidazole pH 8.0. Eluiert
wurde der gebundene Hexa-Hisgetaggte NgR mit 20 mM Na-Phosphatpuffer,
300 mM NaCl, 100 mM Imidazole pH 8.0. Das Eluat wurde über Nacht
gegen 25 mM Tris/HCl pH 7.0 dialysiert. Das Dialysat wurde bei Raumtemperatur
auf eine Q-Sepharose Säule
(Amersham Biosciences, 1.6 × 3cm;
Volumen 6 ml) gegeben. Anschließend
wurde mit folgenden Puffern gearbeitet:
- Puffer A: 50 mM
Tris/HCl; pH 7.0;
- Puffer B: 50 mM Tris/HCl; 1M NaCl; pH 7.0
Mit
einem Fluß von
2 ml/min wurde mit folgendem Gradienten eluiert:
0% Puffer
B für 5
Säulenvolumen;
0–50%
Puffer B in 12 Säulenvolumen;
50–100%
Puffer B in 2 Säulenvolumen,
sowie 100% Puffer B in 5 Säulenvolumen.
Pro
Säulenvolumen
wurden zwei Fraktionen gewonnen. Diese wurden durch Standard SDS-Gelelektrophorese
analysiert. Fraktionen mit der höchsten
NgR-Reinheit wurden für
den Anteil des hoch-glykosylierten Rezeptors (Molekulargewicht ca.
110.000–120.000),
sowie für
den Anteil des niedrig-glykosylierten Rezeptors (Molekulargewicht
ca. 75.000–90.000)
vereinigt. Die vereinigten Fraktionen wurden gegen 20 mM Na-Phosphatpuffer, 140
mM NaCl pH 7.4 bei 4°C über Nacht
dialysiert. Die Dialysate wurden anschließend durch einen 0.2 μm Sterilfilter
filtriert und bei 4°C
aufbewahrt.
Herstellungsbeispiel 5:
Herstellung von EGFP-NogoR Fusionsprotein
Die
Herstellung erfolgte unter Anwendung molekularbiologischer Standardtechniken
gemäß Sambrook,
J. & Russell,
D. W. (2001).
Folgende
Primer wurden dazu eingesetzt:
Für die Bereitstellung von NogoR
27–450
- hNogoR Hind III: CC AAGCTT ATGAAGAGGGCGTCCGCTGGAGGGAG (SEQ ID
NO: 17)
- hNogoR Eco RI–TM:
CC GAATTCTAGGGCACCTGAGCCTTCTGAGTCACC (SEQ ID NO: 18)
Für die Bereitstellung
von EGFP:
- EGFP EcoRI CCGAATTCTGATGGTGAGCAAGGG (SEQ ID NO:
19)
- EGFP Apal CCGGGCCCCTTGTACAGCTCGTCCA (SEQ ID NO: 20)
Folgende
käuflich
erhältliche
Plasmide wurden eingesetzt:
- pOTB7 Cat.Nr.: IRALp962L1427Q2
(RZPD)
- pEGFP-N3 Cat Nr.: 6080–1
(Clontech)
- psecTAG2A Cat Nr.: V900–20
(Invitrogen)
Zur
Klonierung wurde zunächt
aus dem Plasmid pEGFP-N3 mittels PCR unter Verwendung der Oligonukleotidprimer
gemäß SEQ ID
NO: 19 und 20 die gewünschte
EGFP-kodierende Nukleotidsquenz amplifiziert. Nach Gelaufreinigung
mit dem QIAquick Gelextraction Kit (Qiagen GmbH, Hilden, Deutschland)
wurde die cDNA mit den Restriktionsendonucleasen Apal und EcoRI
geschnitten, um nach erneuter Gelaufreinigung in das ebenfalls Apal/EcoRI
geschnittene Plasmid psecTAG2A ligiert zu werden. Auf diese Weise
erhält
man das Plasmind psecEGFP2-6 × HIS.
In
einem nächsten
Schritt wurde aus dem Plasmid pOTB7 mittels PCR unter Verwendung
der Oligonukleotidprimer gemäß SEQ ID
NO: 17 und 18 die gewünschte
NogoRkodierende Nukleotidsquenz amplifiziert. Nach Gelaufreinigung
mit dem QIAquick Gelextraction Kit (Qiagen GmbH, Hilden, Deutschland)
wurde die cDNA mit den Restrikti onsendonucleasen Hind III und EcoRI
geschnitten, um nach erneuter Gelaufreinigung in das ebenfalls Hind
III/EcoRI geschnittene Plasmid psecEGFP2-6 × HIS ligiert zu werden.
Nach
Transformation des Plasmids in E.coli Top 10 One Shot Zellen (Invitrogen,
Carlsbad, USA) wurde ein positiver rekombinanter Klon amplifiziert,
die Sequenz verifiziert und die Plasmid-DNA mit dem Plasmid Mini-Kit
(Qiagen, Hilden, Deutschland) isoliert. Auf diese Weise erhält man das
Plasmid psec hNogoR 27–450 EGFP
6 × HIS
(1b).
Dieser
Plasmid-Vektor wurde mit dem Transfektionsreagenz „Fugene
6" (Roche, Mannheim,
Deutschland) nach Angaben des Herstellers in CHO-K1 transfiziert.
Nach Selektion der „positiven" Zellen mit 800 μg/ml G418
in MEM Medium (#M4528, Sigma, München,
Deutschland) enthaltend 10% FCS, 2 mM L-Glutamin, 100 U/ml Penicillin/Streptavidin
(Invitrogen, Carlsbad, USA) wurden EGFP-positive Einzelzellen nach
dem Kriterium „Best
FL-1 Signal" mit
einem FACS (fluorescence-assisted cell sorter; (FACSVantage SE,
Becton Dickinson) gescreent und als Einzelzellen in 96 well Platten
in MEM Medium (800 μg/ml
G418 in MEM Medium (#M4528, Sigma, München, Deutschland), enthaltend
10% FCS, 2 mM L-Glutamin, 100 U/ml Penicillin/Streptavidin (Invitrogen,
Carlsbad, USA)) kultiviert. Nach ca. 2 Wochen wurden die Einzelklone
anhand der Expression von EGFP mit einem Fluoresczenz Scanner (Tycoon
Scanner, Wellenlänge
526 nm) analysiert.
Auf
diese Weise wurde ein Einzelklon die Zelllinie mit der Bezeichnung „CHO-K1/hNogoR 27–450 AA EGFP
B3" identifiziert.
Die
Identität
der Fusionsprotein Expression und Sekretion des Proteins ins Kulturmedium
wurde über Western
Blot überprüft (analog
Herstellungsbeispiel 4).
Zur
Produktion des NgR-EGFP Proteins wurden die Zellen in serumfreiem
Medium (analog Herstellungsbeispiel 4) kultiviert, 10 Liter Medienüberstand
nach drei Tagen abgenommen und auf 1,3 Liter konzentriert. Nach
einer Isolierung des Proteins über
die His-Komponente durch eine Ni-NTA superflow Agarose (analog Herstellungsbeispiel
4) und eine Anionenaustauscher-Säule
Mono-Q wurde das Protein schließlich
durch eine Superose 12-Säule
gereinigt und fraktioniert.