DE10060320A1 - Anzündmittel für Treibladungspulver - Google Patents
Anzündmittel für TreibladungspulverInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung beschreibt Anzündmittel für Treibladungspulver, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie primärexplosivstoffrei sind und mindestens ein Oxidationsmittel, mindestens ein Reduktionsmittel und mindestens ein Bindemittel enthalten, die Verwendung dieser Anzündmittel sowie Abdeckfolien für Treibladungspulver, die mit dem erfindungsgemäßen Anzündmittel beschichtet sind.
Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Anzündmittel für Treibladungspul
ver sowie deren Verwendung.
Mit Treibladungspulver gefüllte Kartuschen finden vorwiegend im zivilen Bereich,
insbesondere in Bolzensetzgeräten oder zur Viehbetäubung Verwendung. Sie
können aus Metall oder Kunststoff bestehen.
Üblicherweise wird das Treibladungspulver durch eine mechanisch oder elek
trisch initiierte Reaktion eines Anzündsatzes, der aus mindestens einem Pri
märexplosivstoff besteht, angezündet. Damit ist im allgemeinen eine sichere An
zündung gewährleistet.
Fertigung und Einsatz von Anzündsätzen mit Primärexplosivstoffen sind jedoch
aufgrund sicherheitstechnischer Forderungen nur unter besonderen Auflagen er
laubt. Hinzu kommen Erschwernisse beim Transport als Gefahrgut sowie bei La
gerung und Handhabung, wozu speziell ausgebildetes und unterwiesenes Perso
nal benötigt wird.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand daher darin, eine Anzündung
für Treibladungspulver bereitzustellen, die diese Nachteile nicht aufweist.
Gelöst wurde diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die Merkmale des Hauptan
spruchs. Vorzugsweise Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen definiert.
Im wesentlichen handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen Anzündmittel um
eine primärexplosivstofffreie Anzündung für Treibladungspulver, die mindestens
ein Oxidationsmittel, mindestens ein Reduktionsmittel und mindestens ein Bin
demittel enthält.
Das erfindungsgemäße Anzündmittel erzeugt beim Verbrennen Partikel, die das
Treibladungspulver anzünden.
Durch die vorliegende Erfindung ist es damit erstmals möglich, Treibladungspul
ver ohne den Einsatz von Primärexplosivstoffen sicher anzuzünden.
Eingesetzt werden kann das erfindungsgemäße Anzündmittel beispielsweise zur
sicheren Anzündung von Treibladungspulver, das sich in Kartuschen befindet, die
beispielsweise in Bolzensetzgeräten eingesetzt werden. Als Treibladungspulver
kann beispielsweise solches aus Nitrocellulose eingesetzt werden. Es kann je
doch auch aus Komponenten bestehen, die beispielsweise in Treibladungspul
vern zur Bereitstellung von CO-armen Reaktionsschwaden verwendet werden
(beispielsweise sog. SINCO®-Treibladungspulver). Verwiesen sei in diesem Zu
sammenhang auf die EP 0 809 616 A1. Solche Kartuschen sind beispielsweise in
der DE 198 24 122 A1 beschrieben. Sie können durch eine Folie, beispielsweise
aus Aluminium abgedeckt sein.
Die vorliegende Erfindung bietet die Möglichkeit, solche Abdeckfolien mit dem
erfindungsgemäßen Anzündmittel zu behandeln, und dadurch, nach entspre
chender Initiierung, als Anzündung für das Treibladungspulver zu wirken.
Dazu wird die Folie, beispielsweise eine Aluminiumfolie, an der Innenseite der
Kartusche mit dem erfindungsgemäßen Anzündmittel bestrichen, getrocknet und
auf die mit Treibladungspulver gefüllte Kartusche aufgebracht, beispielsweise
durch Verkleben. Wird nun die Kartuschenabdeckung von außen schnell aufge
heizt, beispielsweise durch eine elektrische Entladung, kann das Aluminium mit
den aufgebrachten Komponenten reagieren und es bilden sich brennende Parti
kel, die das Treibladungspulver anzünden.
Gegenstand der Erfindung sind daher auch Beschichtungen, die auf Folien auf
gebracht werden können und beim Verbrennen Partikel erzeugen, die das Treib
ladungspulver anzünden kann, sowie die mit dem erfindungsgemäßen Anzünd
mittel beschichteten Folien.
Die erfindungsgemäßen Anzündmittel können aus folgenden Komponenten oder
Mischungen dieser Komponenten bestehen:
Als Bindemittel können beispielsweise eingesetzt werden:
- - Nitrocellulose, Cellulose sowie deren Derivate wie Celluloseacetate, Cellulose butyrate, Celluloseacetobutyrate, Polyvinylbutyrale, Polyvinylbutyrate, Polyni tropolyphenylen oder Polynitropolyphenylether sowie deren Mischungen.
Als Oxidationsmittel können beispielsweise eingesetzt werden:
- - Nitrate der Alkali- oder Erdalkalielemente oder des Ammoniums, beispielswei se Natriumnitrat, Kaliumnitrat oder Ammoniumnitrat, den Perchloraten der Al kali- oder Erdalkalielemente oder des Ammoniums, den Peroxiden der Erdal kalielemente oder des Zinks, beispielsweise Zinkperoxid oder deren Mischun gen.
Als Reduktionsmittel können beispielsweise eingesetzt werden:
- - Aluminium, Titan, Titanhydrid, Bor, Borhydrid, Zirkon, Zirkoniumhydrid, Graphit oder Ruß sowie deren Mischungen.
Als Stabilisatoren können beispielsweise die bei der thermischen Zersetzung von
Salpetersäureestern bewährten Komponenten eingesetzt werden, beispielsweise
Harnstoffderivate wie Centralite oder Akardite.
Als Abbrandmoderatoren können beispielsweise Ferrocen und seine Derivate
oder Oxidationsmittel, die verschiedene Wertigkeitsstufen durchlaufen, verwendet
werden.
Als weitere Zuschläge können beispielsweise energiereiche Stoffe zur Verbesse
rung des Abbrandes, der Energie und der thermischen Stabilität des aufgebrach
ten Lackes zugefügt werden. Solche Zuschläge sind Sekundärexplosivstoffe wie
z. B. Oktogen, Hexogen usw..
Zur Erkennung verschiedener Rezepturen kann es sinnvoll sein, farbgebende
Komponenten hinzufügen.
Zur Verbesserung der Geruchseigenschaften der Schwaden ist die Zugabe von
Duftstoffen zweckmäßig.
Zur Erkennung von mißbräuchlicher Verwendung kann die Zugabe von Stoffen,
die eine nachträgliche Zuordnung zum Hersteller erlauben, angezeigt sein.
Die Menge der einzelnen Komponenten richtet sich im wesentlichen nach dem
jeweiligen Verwendungszweck. Das Oxidationsmittel kann vorzugsweise in einem
Bereich von 5 bis 50 Gew.-%, das Reduktionsmittel vorzugsweise in einem Be
reich von 5 bis 50 Gew.-% und das Bindemittel vorzugsweise in einem Bereich
von 1 bis 40 Gew.-% eingesetzt werden. Besonders bevorzugt wird das Oxidati
onsmittel in einem Bereich von 10 bis 40 Gew.-%, das Reduktionsmittel in einem
Bereich von 10 bis 40 Gew.-% und das Bindemittel in einem Bereich von 5 bis
20 Gew.-% eingesetzt. Zugabe von Stabilisatoren, Abbrandmoderatoren und an
deren Zuschlägen richtet sich ebenfalls nach dem jeweiligen Verwendungszweck.
Die Art und die Menge kann leicht ermittelt werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Anzündung erfolgt nach an sich bekann
ten Verfahren beispielsweise durch Mischen der Komponenten und Aufbringen
mittels Streichen oder auch nach dem Siebdruckverfahren.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern, ohne sie ein
zuschränken:
Die nachfolgende Tabelle gibt die Zusammensetzung von erfindungsgemäßen
Anzündmitteln an, die in Form von Beschichtungen eingesetzt werden können.
Die Beschichtungen können folgendermaßen hergestellt werden:
Der erfindungsgemäß definierte Binder wird in einem an sich bekannten und ge
eigneten Lösungsmittel, vorzugsweise Methylacetat, gelöst und die Einzelkompo
nenten unter Rühren zugeben. Die Lösemittelmenge richtet sich nach der Labo
riermethode und der geforderten Viskosität.
Claims (9)
1. Anzündmittel für Treibladungspulver, dadurch gekennzeichnet, dass es pri
märexplosivstoffrei ist und mindestens ein Oxidationsmittel, mindestens ein
Reduktionsmittel und mindestens ein Bindemittel enthält.
2. Anzündmittel für Treibladungspulver nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, dass es beim Verbrennen Partikel erzeugt, die das Treibladungs
pulver anzünden.
3. Anzündmittel für Treibladungspulver nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, dass das Oxidationsmittel ausgewählt ist aus den Nitraten der
Alkali- oder Erdalkalielemente oder des Ammoniums, den Perchloraten der
Alkali- oder Erdalkalielemente oder des Ammoniums, den Peroxiden der Er
dalkalielemente oder des Zinks oder deren Mischungen, das Reduktionsmit
tel ausgewählt ist aus Aluminium, Titan, Titanhydrid, Bor, Borhydrid, Zirkon,
Zirkoniumhydrid, Graphit oder Ruß oder deren Mischungen und das Bin
demittel ausgewählt ist aus Nitrocellulose, Cellulose oder deren Derivate wie
Celluloseacetate, Cellulosebutyrate, Celluloseacetobutyrate, Polyvinylbutyra
le, Polyvinylbutyrate, Polynitropolyphenylen, Polynitropolyphenylether oder
deren Mischungen.
4. Anzündmittel für Treibladungspulver nach einem oder mehreren der An
sprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es zusätzlich mindestens ei
nen Stabilisator, mindestens einen Abbrandmoderator und/oder mindestens
einen Zuschlag zur Verbesserung des Abbrandes, der Energie oder der
thermischen Stabilität enthält.
5. Anzündmittel für Treibladungspulver nach Anspruch 4, dadurch gekenn
zeichnet, dass als Stabilisator eine bei der thermischen Zersetzung von Sal
petersäureestern bewährte Komponente aus der Gruppe der Harnstoffderi
vate oder deren Mischungen, als Abbrandmoderator ein Oxidationsmittel,
das verschiedene Wertigkeitsstufen durchläuft oder Ferrocen oder dessen
Derivate oder deren Mischungen und als Zuschlag zur Verbesserung des
Abbrandes, der Energie oder der thermischen Stabilität mindestens ein Se
kundärexplosivstoff ausgewählt ist.
6. Verwendung des Anzündmittels gemäß einem oder mehreren der Ansprü
che 1 bis 5 zum Beschichten von Treibladungspulver.
7. Verwendung des Anzündmittels gemäß einem oder mehreren der Ansprü
che 1 bis 5 zum Beschichten von Abdeckfolien für Treibladungspulver.
8. Verwendung des Anzündmittels gemäß einem oder mehreren der Ansprü
che 1 bis 5 zum Beschichten von Kartuschenabdeckungen für Treibla
dungspulver.
9. Abdeckfolie für Treibladungspulver, dadurch gekennzeichnet, dass sie mit
einem Anzündmittel gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5
beschichtet ist.
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