Ferritkerne finden vielfältige neue Anwendungen in der Tele
kommunikation und in der Datentechnik. Für Datenübertragungs
standards, wie beispielsweise xDSL oder ISDN sind spezielle
Material-Kern-Kombinationen erforderlich, da die Eigenschaf
ten von Bauelementen mit Ferritkernen wesentlich sowohl vom
Material als auch von der Kernform des Ferritkerns abhängig
sind.
Beispielhafte Anwendungen finden Ferritkerne als Breitband-
Übertrager für Impedanzanpassungen, als Splitter zur Trennung
des Sprach- und Datenkanals (POTS) oder als Signal-
Impulsübertrager in digitalen Telekommunikationsnetzen, in
denen digitale oder analoge Signale verzerrungsarm übertragen
werden. In modernen Endgeräten der Telekommunikation steigt
die Anzahl der erforderlichen Bauelemente zusehends. Gleich
zeitig ist man bestrebt, Baugruppen und Module immer weiter
zu verkleinern, um Größe und Gewicht der Endgeräte weiter zu
verringern und damit die Handhabbarkeit zu verbessern. Ent
sprechende Baugruppen und Module weisen daher eine ständig
zunehmende Packungsdichte der Bauelemente auf. Zusätzlich ist
man bemüht, die Packungsdichte durch Auswahl solcher Bauele
mente zu erhöhen, die eine geringere Montagefläche auf einer
Unterlage, wie beispielsweise einer Platine erfordern. Trotz
aller Minimierung der Bauelementabmessungen sollen sich dabei
Leistung und Eigenschaften der Bauelemente nicht verschlech
tern.
Ein vom E-Kern abgeleiteter und als EP-Kern bezeichneter
Halbschalenkern ist zum Beispiel aus EP 0 068 745 A1 bekannt.
Aus der EP 0 245 083 A1 ist ein vom EP-Kern abgeleiteter
Halbschalenkern bekannt, bei dem der runde Mittelbutzen des
EP-Kerns abgeflacht ist und einen ovalen Querschnitt auf
weist. Er wird für Anwendungen bis 1 kW als Induktivität oder
Übertrager vorgeschlagen. Damit kann die Bauhöhe des daraus
hergestellten Bauelements gegenüber dem EP-Kern reduziert
werden.
Die Standardbauform für xDSL-Übertrager ist gegenwärtig ein
EP13-Ferritkern. Dieser weist ein gutes Verhalten bezüglich
einer verzerrungsarmen Übertragung auf, insbesondere besitzt
ein EP13-Kern einen günstigen Core Distortion Factor. Dieser
stellt eine geeignete Größe zur Beurteilung des Verzerrungs
verhaltens und des Klirrfaktors dar. Um den Flächenbedarf des
Ferritkerns zu verringern, können kleinere Kerne als der EP
13 Kern herangezogen werden, insbesondere Standardbauformen
wie EP10 und EP7-Kerne. Mit der verringerten Größe weisen
diese Kerne aber auch einen kleineren Mittelbutzen auf, der
für das Bauelement zu einem wesentlich höheren Core Distorti
on Factor führt und damit die Performance des Bauelements und
dessen Geeignetheit für Datenübertragungen reduziert.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine neue
Bauform für einen Ferritkern zu finden, welcher bei verrin
gerter Montagefläche ein ausreichend gutes Verzerrungsverhal
ten und einen gegenüber einem gleich großen Kern mit Stan
dardbauform verbesserten Core Distortion Factor aufweist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Ferritkern mit
dem Merkmal von Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltun
gen und Verwendungen der Erfindung sind aus den weiteren An
sprüchen zu entnehmen.
Der erfindungsgemäße Ferritkern ist in seiner Bauform zum
Beispiel an die Standardbauform EP angenähert, besteht also
aus zwei Kernhälften mit einer Trennfuge vertikal zur Monta
gefläche/Befestigungsebene und vertikal zur Längsachse. Der
erfindungsgemäße Ferritkern stellt wie der EP-Kern eine Zwi
schenform zwischen einem E-Kern und einem Schalenkern dar. Er
weist parallel zur Befestigungsebene und zur Längsachse einen
beiderseits von zwei Seitenteilen flankierten Mittelbutzen
auf. Ein quer zur Längsachse des Mittelbutzens angeordnetes
Endstück verbindet Mittelbutzen und Seitenteile so, daß die
Unterflanken von Mittelbutzen und Seitenteilen zur Befesti
gungsebene weisen. Vorzugsweise sind Unterkanten von Mittel
butzen und Seitenteilen in einer Ebene parallel zur Befesti
gungsebene angeordnet.
Der Kern weist eine Symmetrieebene auf, die vertikal zur Be
festigungsebene steht und die Längsachse umfaßt. Im Unter
schied zu bekannten EP-Kernen weist der erfindungsgemäße Fer
ritkern einen waagrechten zur Befestigungsebene parallelen
Mittelbutzen mit ovalem Querschnitt auf, dessen längste Aus
dehnung vertikal zur Befestigungsebene steht.
In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung folgen die nach
innen weisenden Flächen der Seitenteile dem ovalen Quer
schnitt des Mittelbutzens in weitgehend konstantem Abstand
und bilden einen Hohlraum zur Aufnahme eines Wickelkörpers.
Dieser Hohlraum ist nicht vollständig geschlossen, nach unten
zur Befestigungsebene hin weit geöffnet und nach oben hin
entweder nicht vollständig oder vollständig geschlossen.
Der erfindungsgemäße Ferritkern weist gegenüber einer ver
gleichbaren Standardbauform mit der gleichen Montagefläche
eine verbesserte Performance auf. Dies bedeutet, daß ein er
findungsgemäßer Ferritkern einen Ferritkern mit größerer Mon
tagefläche mit nur geringen Verlusten bei nahezu gleichblei
benden Eigenschaften ersetzen kann. Mit einem erfindungsgemä
ßen Ferritkern können daher Bauelemente produziert werden,
die eine höhere Packungsdichte erlauben.
In seinen Außenabmessungen kann der erfindungsgemäße Ferrit
kern wie ein Standard-EP-Kern ausgebildet sein und eine
rechteckige Grundfläche parallel zur Befestigungsebene auf
weisen. Der Hohlraum zwischen Mittelbutzen und Seitenteilen,
der zur Aufnahme eines Spulenkörpers mit zumindest einer
Wicklung dient, wird durch die Seitenteile teilweise abge
schirmt. Die Seitenteile weisen daher eine größere Höhe über
der Befestigungsebene auf als der Mittelbutzen. Der von den
Seitenteilen gebildete Hohlraum ist vorzugsweise nach oben
hin nicht vollständig geschlossen und weist nach unten zur
Befestigungsebene hin eine maximale Öffnung auf, die dem ma
ximalen Durchmesser des Hohlraums entspricht.
Vorteile werden mit einem erfindungsgemäßen Ferritkern be
reits dann erzielt, wenn der Querschnitt des Mittelbutzens
eine größere Höhen- als Breitenabmessung aufweist. Vorzugs
weise entspricht der längste Durchmesser des ovalen Quer
schnitts, welcher vertikal zur Befestigungsebene ausgerichtet
ist, zumindest dem 1,2-fachen des kürzesten parallel zur Be
festigungsebene gemessenen Durchmessers. Erfindungsgemäße
Ferritkerne können einen Mittelbutzen aufweisen, dessen Quer
schnitt Hauptachsen beziehungsweise Durchmesser aufweist, die
sich bis zum Faktor 5 unterscheiden.
Ein erfindungsgemäßer Ferritkern weist einen geschlossenen
magnetischen Kreis auf, ist aber zur Erleichterung der Monta
ge des Spulenkörpers beziehungsweise der Wicklung zweigeteilt
bzw. aus zwei Kernhälften ausgebildet, die entlang einer
Trennfuge zum Gesamtkern zusammengefügt werden. Der vollstän
dige Ferritkern besteht dabei bevorzugt aus zwei spiegelbild
lichen Hälften, deren Symmetrieebene vertikal zur Befesti
gungsebene und vertikal zur Längsachse steht. Möglich ist es
jedoch auch, den Ferritkern so zu teilen, daß Mittelbutzen
und Seitenteile vollständig einer Kernhälfte zugehören, wäh
rend die zweite "Kernhälfte" nur noch aus einem weiteren End
stück besteht, welches die freien Enden von Mittelbutzen und
Seitenteilen miteinander verbindet. Möglich ist es jedoch
auch, die Trennfuge des erfindungsgemäßen Ferritkerns an be
liebiger Stelle quer zur Längsachse vorzusehen, wobei unter
schiedlich große Kernhälften entstehen.
Zur Herstellung eines Übertragers aus dem erfindungsgemäßen
Ferritkern wird über den Mittelbutzen ein Spulenkörper mit
vorzugsweise zwei Wicklungen geschoben und der magnetische
Kreis durch Aneinanderfügen der beiden Kernhälften geschlos
sen. Der Spulenkörper kann zusätzlich Befestigungs- und Kon
taktierungsstifte aufweisen, die zum Anschluß der Wicklungs
enden und zum Herstellen des elektrischen Kontakts mit der
Leiterplatte oder dem Modulsubstrat dienen können. Den Zusam
menhalt der Kernhälften können Halterungsteile garantieren,
beispielsweise Bügel, Klammern oder Abdeckkappen.
Der Kern kann mit und ohne Luftspalt am Mittelbutzen vorgese
hen werden und aus unterschiedlichen Ferritmaterialien herge
stellt sein. Für Signalübertragungen besonders bevorzugt sind
die aus dem EPCOS Datenbuch bekannten Ferritmaterialien T38,
T42, N26 und T55.
Die Anwendung erfindungsgemäßer Ferritkerne ist jedoch nicht
auf Signalübertragung beschränkt. Sie können auch als Lei
stungsübertrager eingesetzt werden und zeichnen sich auch da
durch ihre gute Performance bei verbesserter beziehungsweise
verringerter Montagefläche aus.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbei
spielen und der dazugehörigen Figuren näher erläutert.
Fig. 1 zeigt einen erfindungsgemäßen Ferritkern im schema
tischen Aufriß
Fig. 2 zeigt erfindungsgemäße Ferritkerne im schematischen
Querschnitt
Fig. 3 zeigt einen Ferritkern in der Draufsicht von oben
Fig. 4 zeigt einen Ferritkern mit dazugehörigem Spulenkör
per.
Fig. 1 zeigt einen erfindungsgemäßen Ferritkern, bei dem ein
Mittelbutzen MB und zwei Seitenteile parallel zu einer Längs
achse L ausgerichtet sind. Quer zur Längsachse ist ein End
stück ES angeordnet, welches die Seitenteile S, S' und den
Mittelbutzen MB verbindet. Der gesamte Kern ist spiegelsymme
trisch zu einer Spiegelebene SE ausgebildet, die durch die
Mitte des Mittelbutzens verläuft, die Längsachse L enthält
und quer zur Befestigungsebene steht. Die Unterkanten von
Seitenteilen S, S' und Mittelbutzen MB liegen auf einer Ebene
parallel zur Befestigungsebene BE. Der Mittelbutzen MB weist
einen ovalen Querschnitt auf, dessen längste Ausdehnung ver
tikal zur Befestigungsebene BE ausgerichtet ist. Die Höhe der
Seitenteile S und des Mittelbutzens MB ist im dargestellten
Ausführungsbeispiel gleichgewählt, ist aber für erfindungsge
mäße Kerne keine Voraussetzung.
Fig. 2 zeigt weitere Ausführungsformen erfindungsgemäßer
Kerne im schematischen Querschnitt quer zur Längsachse L.
Fig. 2a zeigt eine Ausführung, bei der die Höhe HK der Seiten
teile S, S' größer ist als die Höhe HB des Mittelbutzens. Im
Unterschied zu dem in Fig. 1 dargestellten einfachsten Aus
führungsbeispiel sind hier die zum Mittelbutzen weisenden
Seitenflächen SF der Seitenteile S, S' gekrümmt und folgen
mit entsprechend verlängertem Krümmungsradius der Krümmung
des Mittelbutzens MB. Dementsprechend schließen die Seiten
teile S, S' einen Hohlraum ein, dessen Innenflächen der Ober
fläche des Mittelbutzens folgt und dementsprechend auch annä
hernd oval gestaltet ist. Der durch die Seitenteile gebildete
Hohlraum mit halbovalem Querschnitt ist jedoch in Fig. 2a
oben nicht ganz geschlossen und weist zur Befestigungsebene
BE hin eine maximale Öffnung auf. Das Verhältnis HB zu BB,
also das Verhältnis von der Höhe des Mittelbutzens zur Breite
des Mittelbutzens liegt bei erfindungsgemäßen Ferritkernen
zwischen 1, 2 und 4.
Fig. 2b zeigt einen Ferritkern im schematischen Querschnitt,
welcher im Vergleich zur Fig. 2a ein höheres Verhältnis HB
zu BB aufweist. Außerdem sind die beiden Seitenteile S nach
oben so verlängert, so daß der von den Seitenteilen über dem
Mittelbutzen eingeschlossene Hohlraum nach oben geschlossen
ist.
Fig. 3 zeigt einen erfindungsgemäßen Ferritkern in der
Draufsicht. Ein vollständiger Ferritkern weist einen ge
schlossenen magnetischen Kreis auf, wozu erfindungsgemäß zwei
Kernhälften erforderlich sind. In der Fig. 3 sind zwei iden
tische Kernhälften entlang einer Trennfuge TF so zu einem Ge
samtkern vereinigt, daß dieser neben der bereits genannten
Spiegelebene SE entlang der Längsachse L eine weitere Spiege
lebene parallel zur Trennfuge TF aufweist. Der in der Drauf
sicht dargestellte Kern entspricht dem in Fig. 2a darge
stellten Kern, bei dem die Breite des Mittelbutzens MB (in
der Figur strichpunktiert dargestellt) größer ist als die
nach oben weisende Öffnung der beiden Seitenteile S, S'. Ne
ben der dargestellten symmetrischen Teilung der beiden Kern
hälften ist es möglich, den magnetischen Fluß innerhalb einer
der dargestellten Kernhälften nicht durch eine identische
zweite Kernhälfte sondern durch ein entsprechendes weiteres
Endstück ES zu schließen. Möglich sind natürlich auch alle
anderen unsymmetrischen Teilungen, bei der die beiden "Kern
hälften" unterschiedlich lange Seitenteile S und Mittelbutzen
MB aufweisen. Aus Symmetriegründen ist jedoch die in Fig. 3
dargestellte symmetrische Teilung bevorzugt.
Fig. 4 zeigt den entsprechenden Kern im schematischen Auf
riß. Getrennt vom Ferritkern ist ein Spulenkörper SK darge
stellt, der über den Mittelbutzen geschoben wird und zur Auf
nahme einer Wicklung dient. Der Spulenkörper SK weist dazu
eine den Querschnitt des Mittelbutzens entsprechende Öffnung
OF auf. Am unteren Ende besitzt der Spulenkörper Flansche F,
in denen Anschlußstifte AS befestigt sind. Die Anschlußstifte
AS dienen zum Anschluß der auf dem Spulenkörper SK angeordne
ten Wicklungen und zur Befestigung der aus Spulenkörper,
Wicklung und Ferritkern bestehenden Gesamtanordnung, bei
spielsweise einem Übertrager.
Im folgenden wird nun zur Abschätzung des Verzerrungsverhal
ten eines erfindungsgemäß gemäß Fig. 4 ausgebildeten Ferrit
kerns der geometriebezogene Core Distortion Factor berechnet
und mit den entsprechenden Werten der bekannten Standard
bauformen EP10 und EP13 verglichen. Es wird ein Ferritkern
mit den Außenabmessungen der Standardbauform EP10 herge
stellt, der den erfindungsgemäßen ovalen Mittelbutzen auf
weist. In der Tabelle sind die Kennwerte des erfindungsgemä
ßen EPX10-Kern genannten Ferritkerns den Werten der ver
gleichbaren Standardbauform EP10 sowie den Werten der nächst
größeren Standardbauform EP13 gegenübergestellt.
In der Tabelle stehen a und b für außen gemessene Breite und
Höhe des Ferritkerns, h1 für die Länge, VEinbau für das Außen
volumen, le für die effektive magnetische Weglänge des Fer
ritkerns, Ae für den effektiven magnetischen Querschnitt des
Ferritkerns, lN für die mittlere Wicklungslänge des Spulen
körpers und AN für den Wickelquerschnitt des Spulenkörpers.
Der Core Distortion Factor CDF berechnet sich nach einer bei
spielsweise auf der MMPA User Conference, Chicago, September
1997 vorgestellten Methode nach
Es zeigt sich, daß der erfindungsgemäße EPX10-Kern bei glei
chen Außenabmessungen wie ein EP10-Kern dennoch ein wesent
lich verbessertes magnetisches Verhalten und insbesondere ei
nen wesentlich von 0,506 auf 0,333 verbesserten Core Distor
tion Factor zeigt. Der niedrige CDF des EPX10-Kerns liegt da
mit in der Nähe der nächst größeren Standardbauform EP13. Da
mit ist klar, daß sich mit der Erfindung bei gleichbleibenden
magnetischen Werten die Bauform und insbesondere die benötig
te Montagefläche reduzieren läßt, beziehungsweise daß bei
gleichbleibender Baugröße und insbesondere gleichbleibender
Montagefläche die magnetischen Werte eines Ferritkerns we
sentlich verbessert werden können. Dies erlaubt höhere Inte
grationsdichten auf Modulen und Leiterplatten, die mit erfin
dungsgemäßen Ferritkernen beziehungsweise den daraus herge
stellten Bauelementen wie übertragen bestückt sind.
Obwohl die Erfindung nur anhand einiger repräsentativer Aus
führungsbeispiele dargestellt werden konnte, liegt es auch im
Rahmen der Erfindung, die Kernform noch anderweitig zu vari
ieren, ohne vom erfindungsgemäßen Gedanken abzuweichen. Ins
besondere ist der Außenform des Ferritkerns, also der Form
der Seitenteile keine Begrenzung gesetzt. Die dargestellte
kubische Außenform hat jedoch den Vorteil, daß sie bei gege
benen Außenvolumen zu Ferritkernen mit dem besten magneti
schen Verhalten führt. Die kubische Außenabmessung erfin
dungsgemäßer Ferritkerne ist auch bezüglich der Platzoptimie
rung beim Einbau bevorzugt, da sie die kompakteste Bauform
darstellt.