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Saatgutbehandlungsmittel Es ist bekannt, daß Saatgetreide mit sogenannten
Saatgetreidebeizmitteln zu behandeln, die entweder als Naßbeizmittel, im wesentlichen
aber als Trocken, beizmittel zur Anwendung kommen und die den Zweck haben, die dem
Saatgetreide anhaftenden, schädlichen pilzlichen Sporen zu vernichten.
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Diese Saatgetreidebeizmittel enthalten als Wirkstoff meistens organische
Quecksilberverbindungen verschiedener Konstitution, in manchen Fällen auch Arsenverbindungen
oder rein organische Verbindungen.
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Außerdem ist bekannt, Saatgetreide mit y-Hexachlorcyclohexan zu behandeln,
um die jungen Pflanzen, die sich aus dem Saatgetreide im Boden entwickeln, gegen
im Boden lebende Käferlarven zu schützen.
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Es ist weiterhin bekannt, Saatgetreidebeizmittel mit Hexachlorcyclohexan
zu kombinieren, so daß also ein solches Präparat gleichzeitig ein Saatgetreidebeizmittel
und ein Bodeninsektenlarven abtötendes Präparat ist.
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Endlich ist es bekannt, daß bei Behandlung von Saatgetreide mit größeren
Mengen y-Hexachlorcyclohexan, z. B. in einer Menge von 10 bis 25 % des Saatgetreidebeizmittels
und einer Aufwandmenge von 2:1000 das Saatgetreide, wenn es auf Filterpapier oder
in Sand zur Keimung gebracht wird, Schädigungen zeigt. Dies ist weniger der Fall
bei Keimung des so behandelten. Saatgetreides in Erde, jedoch besteht auch dann,
die Gefahr, dalß bei besonders ungünstigen Boden, und. Witterungsverhältnissen.
Schädigungen des Saatgetreides bzw. der daraus sich entwickelnden jungen Keimlinge
eintreten. Aus diesem Grunde ist auch eine. Lagerung von Getreide nicht möglich,
das mit Hexachlorcyclohexa,n, auch mit dem Gammaprodukt, sowie mit einer Kombination
von Hexachlorcyclohexan mit einem Saatgetreidebeizmittel behandelt worden ist.
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Zur Bekämpfung von Insekten, gegebenenfalls auch zur Behandlung von
Saatgut, wurden bereits chlorierte bzw, hydrierte Naphthaline oder auch chlorierte
bicyclische Terpene in Vorschlag gebracht. Diese Verbindungen werden aber nur für
sich allein als Saatgutbehandlungsmittel oder zur Imprägnierung von Holz oder Textilien
zum Schutz gegen, Insekten verwendet.
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Es wurde nun gefunden, daß man bestimmte dieser Verbindungen mit an
sich bekannten Saatgetreidebeizmitteln kombinieren kann, besonders mit solchen.,
die organische Quecksilberverbindungen enthalten, wie z. B. Phenylquecksilberacetat,
Methoxyäthylquecksilberchlorid, Athylquecksilberchlorid, aber auch Arsenverbindungen,
wie z. B. Kakodyloxyd oder Phenyla.rsinoxyd.
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Die erfindungsgemäß mit den an, sich bekannten Saatgetreidebeizmitteln
verwendeten Substanzen sind Stoffe mit kondensierten Ringsystemen, die eine oder
mehrere Endomethylengruppen enthalten und die sowohl chloriert als auch hydriert
sind und keine sonstigen funktionellen Gruppen oder Seitenketten haben,. Als Beispiel
für hydrierte und chlorierte Ringsysteme mit Endomethylengruppen seien genannt Heptachlortetrahydro-endomethyleninden,
Hexachlorepoxy - oktahydro - exo - endo - dimethylennaphthalin, Hexachlor-hexahydro-exo-endo-dimethylennaphthalin,
chloriertes Dicyclopentadien, z. B. Hexachlor-dicyclopentadien oder Octachlordicyclopentadien.
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Diese Präparate haben, dieselbe Wirkung wie y-Hexachlorcyclohexan.
besonders den. Drahtwürmern gegenüber, die in erster Linie die jungen Getreidepflanzen
befallen. Vorzugsweise werden solche Verbindungen. zur Anwendung gebracht, welche
einen Dampfdruck besitzen etwa wie die genannten hydrierten bzw. chlorierten Naphthaline.
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Es war zu befürchten, daß diese obengenannten erfindungsgemäß verwendeten
hydrierten und chlorierten insektiziden Stoffe mit Endomethylengruppen Schwermetallsalze,
wie die organischen Quecksilber-, Arsen- und Kupferverbindungen, reduzieren würden,
was jedoch nicht eintritt. Außerdem können den betreffenden insektiziden Stoffen
auch alkalisch reagierende: fungizide Verbindungen, z. B. Quecksilberverbindungen,
zugesetzt werden, wie Cyanmercuriphenolnatrium oder Phenylquecksilberresorcinnatrium.
Auch ist zu berücksichtigen, daß es viele ziemlich stark alkalisch reagierende Böden
gibt, die also die insektiziden Stoffe gemäß der Erfindung, die sich auf dem Saatgetreide
befinden, nicht zersetzen können, im Gegensatz z. B. zu Hexachlorcyclohexan, besonders
der Gamrnaverbindung, die durch Alkali in der Weise zersetzt wird, daß ein Teil
des Chlors abgespalten wird, wodurch die, insektizide Wirkung vollkommen
verlorengeht.
Auch besteht die Möglichkeit, den genannten: insektiziden Verbindungen in den kombinierten
Präparaten, bestehend aus insektiziden und fungiziden Verbindungen, andere alkalisch
reagierende Verbindungen zuzusetzen, ohne daß eine Wirkungsbeeinträchtigung eintritt,
wobei z. B. an Borax gedacht ist, der den Saa,tgetreidebeizmitteln gerne zugefügt
wird, um eine Versorgung des jungen, Keimlings mit dem Mikronährstoff Bor zu bewirken.
Weiterhin tritt gegenüber einer Einzelbehandlung des Saatgutes durch die genannten
insektizi.den Verbindungen einerseits und der fungiziden Verbindungen andererseits
eine Arbeitsersparnis ein, und außerdem haftet natürlich ein Kombinationspräparat
aus den betreffenden Wirkstoffen besser, als wenn. die betreffenden Wirkstoffe einzeln
auf das Saatgetreide gebracht werden; denn obige Präparate müssen eine gewisse Menge
an Füllstoffen haben, um eine entsprechende Verteilung der Wirkstoffe auf dem Saatgut
zu erreichen, so, daß also bei einer getrennten Anwendung der insektiziden und der
fungiziden. Stoffe als Einzelpräparate praktisch die doppelte Menge an Behandlungsmitteln
auf das Saatgut kommt, als wenn: ein kombiniertes Präparat entsprechend derErfindung
verwendet wird.
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Es sind bereits hydrierte oder chlorierte Naphthalinderivate sowie
auch chlorierte cyclische Terpene, gegebenenfalls in Mischung mit fungiziden Stoffen,
als Saatgutbehandlungsmittel bekannt. Jedoch handelt es sich hierbei um insektizide
Verbindungen; die entweder keine Endomethylengruppen enthalten, oder bei den chlorierten
cyclischen Terpenen um Verbindungen, die Seitenketten oder aber sonstige Substituenten
enthalten.
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Sind aber die Endomethylengruppen in den betreffenden Verbindungen
nicht enthalten oder aber irgendwelche Seitenketten. an den Ringsystemen vorhanden
oder sonstige Substituenten mit Ausnahme von Halogen, so ist die Wirkung der betreffenden
insektiziden Stoffe so gering, daß sie als insektizide Verbindungen entsprechend
der Erfindung nicht verwendbar sind.