DE10032411A1 - Kennzahl zur Charakterisierung des Reduktions- oder Oxidationspotentials von Gasatmosphären in Bezug auf Metall-Metalloxide - Google Patents
Kennzahl zur Charakterisierung des Reduktions- oder Oxidationspotentials von Gasatmosphären in Bezug auf Metall-MetalloxideInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Definition und Verfahren zur Berechnung einer Kennzahl, mit
der der gemessene Sauerstoffpartialdruck in einem Gas so dargestellt werden kann, dass
das Oxidations- oder Reduktionspotential dieser Gasatmosphäre in Bezug auf ein Metall,
das dieser Gasatmosphäre ausgesetzt ist, in Form einer einfachen Kennzahl ausgedrückt
wird die unabhängig von der Temperatur des Gases bzw. des Metalls ist.
Metalle, die einer Gasatmosphäre ausgesetzt sind können durch diese entweder oxidiert
oder reduziert werden oder die Atmosphäre verhält sich neutral gegenüber einem Metall.
In der Praxis ist dies bei vielen Prozessen der Wärmebehandlung wie z. B. Spannungsfrei-
oder Neutral-Glühen oder Härten von Bedeutung. In solchen Fällen werden Schutzgase
als Inert- oder Reaktionsgase eingesetzt, um die Oxidation der metallischen Werkstoffe in
einem ausreichenden Maß gering zu halten, zu vermeiden oder sogar rückgängig zu
machen.
Metallische Werkstoffe sind z. B. Eisen, Chrom, Nickel, Mangan Magnesium oder Alumi
niu aber auch Silizium. Inertgase wie z. B. Stickstoff, Argon, Helium oder CO2 (nur <
500°C) reagieren nicht mit den Metallen oder Metalloxiden. Reaktionsgase sind z. B.
Mischungen aus Wasserstoff, Wasserdampf, Kohlenmonoxid oder -dioxid (meist in
Kombination mit Inertgasen) und können sowohl mit den Metallen als auch den
Metalloxiden reagieren und diese entweder oxidieren bzw. reduzieren.
Reine Inertgase kommen in der Praxis kaum vor, da z. B. auch technisch erzeugter
Stickstoff von üblicher Qualität immer Verunreinigungen von einigen ppm Wasserdampf
und Sauerstoff enthält, die bei den höheren Temperaturen der Wärmebehandlung mit den
Werkstoffen reagieren.
Um die oxidierende oder reduzierende Wirkung einer Gasatmosphäre beurteilen zu kön
nen, ist die Kenntnis des Sauerstoffpartialdrucks erforderlich, bei dem ein Metall oder
dessen Metalloxid weder oxidieren bzw. reduzieren wird.
Hierzu wird der Sauerstoffpartialdruck eingesetzt, der sich über einer Mischung aus
einem Metall und seinen Oxiden bei einer bestimmten Atmosphäre in Abhängigkeit von
der Temperatur einstellt. Solche Messungen werden häufig mit inerten Gasen durch
geführt. Dazu wird eine Mischung aus dem Metall/Metalloxid z. B. unter Stickstoff erhitzt
und der sich einstellende Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck gemessen.
Werden die Versuche in einem abgeschlossenen Gefäß durchgeführt, so führen restliche
Sauerstoffgehalte des eingesetzten neutralen Gases zur Bildung von Metalloxiden, bis
sich der Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck einstellt. So lange wie die Mischung neben
dem Metalloxid noch reines Metall enthält ist der Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck
konstant, d. h. unabhängig von dem Mischungsverhältnis Metall/Metalloxid.
Zur Messung der sehr geringen Sauerstoffpartialdruck-Werte eignen sich besonders die
bekannten Zirkondioxidsonden (galvanische Festkörperelektrolytzellen), auf die hier nicht
näher eingegegangen werden soll.
Die Werte der Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrücke sind für viele Metall-Metalloxid
gemische bekannt und können aus Tabellenwerken entnommen werden. In den Diagram
men A und B sind die Kurven (a) für Ni/NiO, Mo/Mo2, Fe/FeO, Cr/Cr2O3 und Mn/MnO für
einen Temperaturbereich von ca. 400 bis 1400°C dargestellt. Die Werte sind sehr gering
und betragen zwischen 10 exp -6 (1 ppm) und 10 exp -50. Sie sind stark temperaturab
hängig, so dass in den Diagrammen A und B der Sauerstoffpartialdruck in logarithmischer
Form (log pO2) dargestellt wurde.
Bei technischen Glühprozessen werden die Werkstücke in einem Ofen erhitzt und Schutz
gase in Form von Inert- oder Reaktionsgasen meist kontinuierlich zugeführt. Durch die
vorstehend beschriebenen Metalloxidbildungen würde sich bei einem dichten Ofen der
entsprechende Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck einstellen.
In der Praxis kommt es aber meist zu Sauerstoffeintritten in den Ofen durch z. B. Lecka
gen oder Schleusen, durch das kontinuierlich zugeführte Schutzgas, durch Restsauerstoff
in Poren der Ofenisolierung oder aber auch durch das Wärmebehandlungsgut selbst (Po
ren, Oxidschichten).
Bei dem meist als Neutralgas eingesetzten Stickstoff stellt sich in vielen Fällen ein Sauer
stoffpartialdruck im Ofen ein, der nahe dem theoretischen Gleichgewichts-Sauerstoffpar
tialdruck von Fe/FeO liegt [Diagramm A, Kurve (e); Diagramm B, Kurve (b)].
Durch Zugabe von z. B. 3% H2 oder 2% CH4 (Methan) kann der Sauerstoffpartialdruck
im Gas bereits deutlich zu niedrigeren Werten als der des Gleichgewichts-Sauerstoff
partialdrucks von Fe/FeO verschoben und somit zumindest eine Oxidation werden.
In einem Gemisch aus 20% H2 und 80% N2 liegen die Werte des Sauerstoffpartial
drucks zwischen den Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrücken von Fe/FeO und Cr/Cr2O3
und es sind Blankglühungen möglich, d. h. auf den Werkstücken vorhandene Oxidschich
ten werden wieder reduziert.
Eigene Messungen mit Zirkondioxidsonden zeigen, dass bei Fe-haltigen Werkstoffen die
Reaktionen bei schon bei Temperaturen über ca. 300 bis 400°C so schnell ablaufen,
dass z. B. im Ofen noch vorhandene Restsauerstoffgehalte von einigen 100 ppm durch
Metalloxidbildung "aufgezehrt" werden und sich ein um bis zu ca. 10 exp 20-fach niedri
gerer Sauerstoffpartialdruck einstellt.
Für die Interpretation von Sauerstoffpartialdruckmessungen kann auch die Gleichge
wichtsverschiebung der Sauerstoffpartialdrücke der Gase mit veränderten Temperaturen
von Bedeutung sein.
Das ist dann z. B. der Fall, wenn der Sauerstoffpartialdruck mit beheizten Zirkondioxidsen
soren gemessen wird, dessen Messzellentemperatur von der der Ofengase oder der ein
gesetzten Werkstücke abweicht. In vielen Fällen ist es beispielsweise nicht möglich, die
se Sensoren direkt in den Ofen einzubauen, weil die erforderliche Sensordurchführung
nicht vorhanden ist, oder technisch nicht realisiert werden kann.
Bezogen z. B. auf das wichtige System Fe/FeO verändern sich z. B. die Sauerstoffpartial
drücke bei Gasen, die aus Stickstoff oder (Stickstoff + Wasserstoff) bestehen, beim Ab
kühlen oder Erhitzen in praktisch der gleicher Weise wie der Gleichgewichts-Sauerstoff
partialdruck von Fe/FeO, wie eigene Messungen und Berechnungen zeigen.
Die Diagramme A und B zeigen Sauerstoff-Messwerte von Öfen, die über Schleusen im
Prinzip kontinuierlich beschickt werden.
Für die Messungen, die in Digramm A dargestellt sind [Kurve (e)], wurden die Gase aus
dem Ofen abgesaugt, in etwa auf Raumtemperatur abgekühlt und anschließend auf die
entsprechende Messtemperatur erhitzt.
Bei den in Diagramm B dargestellten Messungen [Kurve (b)] wurde ein Sauerstoffsensor
langsam aus dem Ofen gezogenen, wobei er durch den Temperaturgradienten in der
inneren Ofenisolierung langsam abkühlte.
In beiden Fällen war die Temperatur im Ofen in etwa konstant, so dass die Verschiebung
des Sauerstoffpartialdrucks nur durch eine entsprechende Gleichgewichtsverschiebung in
den Gasen erfolgt sein kann.
Das kann damit erklärt werden, dass die gemessenen Sauerstoffpartialdrücke eigentlich
der freie Restsauerstoff aus dem Gleichgewicht H2O/H2 darstellen, das sich in allen
Stickstoffatmosphären einstellt (auch technisch reiner Stickstoff enthält immer einige ppm
Sauerstoff und Wasserdampf, was aber im Vergleich zu den freien Restsauerstoffmengen
immer noch eine verhältnismäßig sehr große Menge ist).
Gemäß den bekannten Gleichgewichtsbedingungen gilt:
Der fast parallele Verlauf der Sauerstoffpartialdrücke der Gase im Vergleich mit dem
Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck von Fe/FeO kann auf die in etwa gleiche Ver
änderung der Gleichgewichtskonstanten mit der Temperatur zurückzugeführt werden.
Thermodynamische Berechnungen bestätigen dies: in Diagramm B wurde der Gleichge
wichts-Sauerstoffpartialdruck von Fe/FeO bei 1000°C als Basiswert genommen und
entsprechend der Gleichung 2 die Werte bis 500°C berechnet [Kurve (c)]. Daraus ergibt
sich eine sehr gute Übereinstimmung zu dem Verlauf des Gleichgewichts-Sauerstoff
partialdrucks von Fe/FeO der Berechnung und - mit einer parallelen Verschiebung auch
zu den Messwerten [Kurve (b)].
Hierdurch erhält der Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck des in der Praxis wichtigne
Systems Fe/FeO eine weitere Bedeutung: werden Messungen des Sauerstoffpartialdrucks
z. B. mit Zirkondioxidsonden durchgeführt, die auf eine konstante Temperatur beheizt
sind, so können die Messwerte mit hinreichender Genaugkeit entsprechend dem Verlauf
der Gleichgewichts-Sauerstoff-partialdruck-Kurve von Fe/FeO auf andere Gastempera
turen und Werkstücktemperaturen extrapoliert werden.
Diese gute Übereinstimmung konnte bei anderen Metall-Metalloxidsystemen
nicht gefunden werden. Für Cr/Cr2O3 wurde entsprechend der vorstehend beschriebenen
Weise die Gleichgewichtsverschiebung des Sauerstoffpartialdruck berechnet.
Die Berechnungen gehen von dem Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck von Cr/Cr2O3
bei 800°C aus und wurden zu 600°C und 1000°C hin extrapoliert. Die Ergebnisse sind
ebenfalls in Diagramm B dargestellt [Kurve (d)]. Hierbei treten größere Abweichungen auf
[Kurve (d) verläuft parallel zu Kurve (c)].
Sie lassen aber in einigen Fällen die Übertragung der Sauerstoffmesswerte für nahe Tem
peraturbereiche mit ausreichender Genauigkeit zu.
Gleiche Betrachtungen lassen sich auch für andere reaktive Gasbestandteile wie z. B.
CO-CO2, CO-CO2-H2-HO u. a. anstellen.
Eine Methode zur Kompensation hierzu wird später noch beschrieben.
Wie vorstehend ausgeführt, ist die Kenntnis des Sauerstofpartialdrucks in Gasen zur Be
urteilung von deren Oxidations- bzw. Reduktionspotential von großer Bedeutung für die
entsprechenden Wärmebehandlungsprozesse.
Eine häufig hierfür durchgeführte "Hilfsmethode" ist die Messung des Gastaupunkts. Da
raus läßt sich der H2O-Gehalt nach Tabellen bestimmen. Bezieht man den H2O-Gehalt
auf den Wassserstoffgehalt im Gas so ergibt sich eine Verhältniszahl für die Grenze zum
"Blankglühen".
In Diagramm A sind die H2/H2O-Werte für Fe/FeO dargestellt (f). Sie variieren von 0,3
bei ca. 550°C bis 0,9 bei ca. 1180°C.
Nachteil der Taupunktsmessung ist u. a. die erforderliche Kenntnis des H2-Gehalts, der
entweder aufwendig gemessen werden muß oder als bekannt - mit meist hohen Fehler
toleranzen - vorausgesetzt wird.
Nachteilig ist ferner, dass zu jeder Gastemperatur ein anderer Grenzwert gehört.
Letztendlich steht aber auch hinter der Messung des H2O-Gehalts (Taupunkt) und des
H2-Gehalts eigentlich die Bestimmung des Sauerstoffpartialdrucks:
Bei 550°C ist pH2O/pH2 = 0,3. Gemäß Gleichung 2 und mit einem k1 = 1,70 EXP-26 für
550°C errechnet sich daraus ein Sauerstoffpartialdruck von pO2 = ca. 1,53 EXP-27 bzw.
ein log pO2 = ca. -26,8.
In gleicher Weise ergibt sich für 1180°C bei einem pH2O/pH2 = 0,9 mit k1 = 7,4 EXP-13
für 1180°C ein pO2 = ca. 6 EXP-13 bzw. log pO2 = ca. 12,2.
Die beiden rückgerechneten Sauerstoffpartialdrücke decken sich folgerichtig mit den Wer
ten des Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrucks von Fe/FeO.
Mit der direkten Messung des Sauerstoffpartialdrucks wird das gleiche Ergebnis erreicht.
Die großen Vorteile sind, dass nur eine Gaskomponente bestimmt werden muß und dass
die Messwerte unabhängig von der Kenntnis der anderen Gasbestandteile für die Beur
teilung einer Ofenatmosphäre direkt herangezogen werden können.
Wie bereits erwähnt, lassen sich die extrem niedrigen Sauerstoffpartialdrücke mit Zirkon
dioxidsonden sicher bestimmen.
Bei der Interpretation der Sauerstoffmesswerte treten aber bei der praktischen Anwen
dung besondere Probleme auf:
- a) durch die unvorstellbar niedrigen Zahlenwerte (bis Billiardstel ppm) und
- b) dadurch, dass zu jeder Gastemperatur ein unterschiedlicher Wert gehört, der sich bereits mit geringen Temperaturabweichungen stark verändert.
Ferner setzt die Interpretation der Messergebnisse auf das Oxidations-/Reduktionspo
tential des Gases voraus, dass Gas und Werkstück die gleiche Temperatur haben. Insbe
sondere bei instationären Glühprozessen können hier aber erhebliche Unterschiede auf
treten.
Der Betriebsmann muß also immer das Gleichgewichtsdiagramm der Sauerstoffpartial
drücke "vor Augen" haben, automatische Regelungen der Ofenatmosphäre werden durch
die temperaturabhängigen Sollwerte erschwert.
Ziel dieser Erfindung ist es, eine Kennzahl zu definieren, mit der der gemessene Sauer
stoffpartialdruck in einem Gas so dargestellt werden kann, dass das Oxidations- oder Re
duktionspotential dieser Gasatmosphäre in Bezug auf ein Metall, das dieser Gasatmos
phäre ausgesetzt ist, in Form einer einfachen Kennzahl ausgedrückt werden kann, die un
abhängig von der Temperatur des Gases oder der des Metalls (bei gleicher Temperatur)
ist.
Vorzugsweise sollte sich die Definition einer Kennzahl auch auf Systeme mehrerer
Metalle/Metalloxide anwenden lassen.
Die Kennzahl soll im folgenden mit REDOX-Zahl benannt werden.
Eine solche REDOX-Zahl kann bereits in einfacher Weise gemäß Anspruch 1, 2 dadurch
erhalten werden, dass man den Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck eines Metall-Me
talloxids pO2(Me/MenOm) durch den Messwert des Sauerstoffpartialdrucks des Gases
pO2(Messgas) bei der jeweils gleichen Temperatur dividiert:
Fig. 1 zeigt als Beispiel unter Bezug auf den Fe/FeO-Gleichgewichts-Sauerstoffpartial
druck die sich daraus ergebenden REDOX-Zahlen (3). Um bei den extrem großen
Unterschieden der Sauerstoffpartialdrücke zu handlicheren Zahlen zu kommen, wurden
für die Berechnung der REDOX-Zahl die Logarithmen der Sauerstoffpartialdrücke
eingesetzt, wie sie auch für deren Darstellung in Fig. 1 verwendet wurden.
Der Berechnugsgrundlage entsprechend, hat die REDOX-Zahl für das FeO/FeO-Gleichge
wicht den Wert = 1,0 (3, 4).
Auf die Praxis umgesetzt heißt das, dass bei einem Wert der REDOX-Zahl < 1,0 immer
ein Oxidationspotential und bei einem Wert < 1,0 immer ein Reduktionspotential des
Gases in Bezug auf Fe/FeO gegeben ist, und zwar unabhängig von der Temperatur.
Darüber hinaus ist zu erkennen, dass sich für das Cr/Cr2O3-Gleichgewicht ein Wert = 0,7
mit sehr guter Übereinstimmung ergibt.
Auch für Ni/NiO kann für den in der Praxis wichtigen Temperaturbereich von 600°C bis
1100°C mit einem etwas größerem Fehler ein Wert = 1,4 für die REDOX-Zahl angesetzt
werden.
In gleicher Weise lassen sich REDOX-Zahlen aber auch für andere Metall/Metalloxid-
Gleichgewichte definieren, wenn diese für die Beurteilung der Gasatmosphäre von
besonderer Bedeutung sind (z. B. für Ni/NiO).
Es kann auch sinnvoll sein, gleichzeitig mit zwei oder mehreren unterschiedlich definier
ten REDOX-Zahlen zu arbeiten, z. B. einer FE-REDOX-Zahl, bezogen auf Fe/FeO und
einer NI-REDOX-Zahl bezogen auf Ni/NiO.
Unter Berücksichtigung der vorstehenden Darstellung über die Gleichgewichtsverschie
bung der Sauerstoffpartialdrücke der Gase erlaubt diese Definition der REDOX-Zahl jetzt
sichere und einfache Aussagen über das REDOX-Potential eines Gases,
unabhängig von der Gaszusammensetzung und der Temperatur des Gases und meist
auch der Temperatur des Werkstücks.
Zur Definition der REDOX-Zahl kann es auch vorteihaft sein, diese gemäß Anspruch 1,3
aus der Differenz zwischen dem Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck eines Metall-
Metalloxids und dem Messwert des Sauerstoffpartialdrucks des Gases bei der jeweils
gleichen Temperatur zu bilden. Nachteilig gegenüber dem vorstehend beschriebenen
Verfahren der Division ist hierbei jedoch, dass die über Subtraktion gebildete REDOX-
Zahl meist immer nur auf ein Metall-Metalloxid bezogen werden kann, da der Verlauf der
Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrücke der einzelnen Metall-Metalloxide mit der Tempe
ratur meist nicht parallel ist [Diagramm A, B, Kurven (a)].
Die Sauerstoffpartialdrücke des Gases und/oder der Metall-Metalloxide können zur Be
rechnung der Kennzahl als deren realen Werte eingesetzt werden, oder durch beliebige
mathematische Umformungen wie z. B. Logarithmieren, Exponentieren, Multiplizieren,
Dividieren, Addieren oder Subtrahieren u. a. umgeformt werden.
Die nach den beiden grundlegenden Verfahren der Division und Subtraktion gebildeten
Verhältniszahlen können durch beliebige weitere mathematische Operationen wie z. B.
Logarithmieren, Exponentieren, Multiplizieren, Dividieren, Addieren oder Subtrahieren
u. a. so umgeformt werden, daß sich daraus eine in zweckmäßiger Weise angepasste
REDOX-Zahl ergibt.
Ein Exponentieren hat z. B. die Folge, dass sich die Zahlenwerte mit größerem Abstand zu
dem Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck des Metall-Metalloxids, auf den die REDOX-
Zahl bezogen wird, exponentiell erhöhen, was dem damit verbundenen, ebenfalls expo
nential ansteigendem Sauerstoffgehalt der Gase stärkeren Ausdruck verleiht.
In diesem Sinn kann es z. B. auch zweckmäßig sein, die beiden grundlegenden Verfahren
der Division und Subtraktion mathematisch miteinander zu verknüpfen.
Für alle mathematischen Operationen bei der Berechnung einer REDOX-Zahl gilt, dass
die Bedingung eingehalten wird, dass sich ein konstanter Zahlenwert ergibt, wenn der
Sauerstoffpartialdruck einer Gasatmosphäre gleich dem Gleichgewichts-Sauerstoffpar
tialdruck der Mischung aus dem Metall und den Oxidformen dieses Metalls, auf den sich
die Berechnung bezieht (bei jeweils gleicher Temperatur) ist (Oberanspruch 1).
Für die Darstellung der REDOX-Zahlen bieten sich Diagramme über der Temperatur oder
der Zeit an, bei der die REDOX-Zahl des Bezugs-Metall-Metalloxidgemischs eine Kons
tante ist.
Wie vorstehend erwähnt, kann die Gleichgewichtsverschiebung der Sauerstoffpartial
drücke eines Gases von der eines betrachteten Metall/Metalloxidsystems abweichen.
Wird z. B. der Sauerstoffpartialdruck eines Gases mit einer beheizten Zirkondioxidsonde
bei einer konstanten Messzellentemperatur bestimmt, so können Abweichungen bei der
Übertragung der Messergebnisse auf andere Ofentemperaturen oder Werkstücktempe
raturen auftreten.
Hier kann aber ebenfalls mit den REDOX-Zahlen gearbeitet werden, wenn man zunächst
die gemessenen Sauerstoffwerte des Gases mittels thermodynamischer Gleichungen
oder an Hand von gemessenen Werten der Verschiebung des Sauerstoffpartialdrucks mit
der Temperatur auf die gewünschte Ofentemperatur oder Werkstücktemperatur umrech
net oder transformiert, und erst dann die REDOX-Zahl ebenfalls für die entsprechende
Ofen- oder Werkstücktemperatur berechnet.
Dieser Ausgleich kann für alle Arten von Gasen durch geführt werden, die z. B. reaktive
Komponeneten wie CO, CO2, H2, H2O u. a. in beliebiger Kombination oder Menge ent
halten.
Für die Berechnung der REDOX-Zahlen stehen heute leistungsfähige Computerpro
gramme oder entsprechend programmierbare Auswertelelektroniken oder Regler zur Ver
fügung, so dass hier nicht darauf eingegangen wird.
1
Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrücke von verschiedenen Metall-
Metalloxiden
2
REDOX-ZAHL-Kurven
3
REDOX-Zahlen
4
Bezugskurve des Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck von Fe/FeO
(hier mit der REDOX-Zahl = 1,0)
Fig. 1 zeigt ein Diagramm mit der logarithmischen Darstellung der Gleichgewichts-
Sauerstoffpartialdrücke pO2(Me/MeO) verschiedener Metall-Metalloxidge
mische (Mn/MnO, Cr/Cr2O3, Mo/MoO, Fe/FeO und Ni/NiO) (1) über der
Temperatur, den Eintrag von REDOX-Zahlen (3) und REDOX-Zahl-Kurven
(2).
Die REDOX-Zahl-Kurven (2) wurden aus der reinen Division der Logarithmen des Gleich
gewichts-Sauerstoffpartialdruck einer Mischung aus Fe/FeO (4) durch den gemessenen
Sauerstoffpartialdruck im Gas bei der jeweils gleichen Temperatur gebildet.
Hieraus ergibt sich für die Linie pO2(Fe/FeO) der konstante Wert 1,0 (4). Sie ist im
Bereich von 600°C bis 1100°C nahezu identisch mit dem Gleichgewichts-Sauerstoff
partialdruck von Mo/MO2.
Ein Gas aus dessen Sauerstoffpartialdruck sich eine REDOX-Zahl von < 1,0 errechnet,
wäre gegenüber Fe/FeO oder Mo/MoO reduzierend, bei REDOX-Zahlen < 1,0 würde das
Gas oxidierend wirken.
Für Cr/Cr2O3 ergibt sich in ebenfalls sehr guter Übereinstimmung eine REDOX-Zahl von
0,7.
Bei Ni/NiO und Mn/MnO sind die REDOX-Zahlen der Gleichgewichts-Sauerstoffpartial
drücke über der Temperatur abweichend, sie lassen sich aber meist auch noch gut an
wenden. (Wäre aber z. B. Ni/NiO von besonderer Wichtigkeit, so könnte hierfür eine
andere REDOX-Zahl auf der Basis des Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrucks von Ni/NiO
definiert werden).
Bei der hier gewählten Berechnungsmethode für die REDOX-Zahl ergibt sich mit niedrige
ren Temperaturen eine "Auffächerung" der Kurven, d. h. die Differenzen im Sauerstoffpar
tialdruck nehmen bei gleicher Differenz der REDOX-Zahl zu. Damit ergibt sich eine gewis
se Kompensation der Tendenz, dass die Reaktionsgeschwindigkeiten mit abnehmender
Temperatur ebenfalls abnehmen, und damit gleiche Differenzen im Sauerstoffpartialdruck
einen geringere oxidierende oder reduzierende Wirkung haben ("kinetischer Faktor").
(Ist dies nicht gewünscht, so kann nach Anspruch 1,3 die Methode der Subtraktion bei der
Berechnung der REDOX-Zahl eingesetzt werden).
Ferner hat die Darstellung der REDOX-Zahl gemäß Fig. 1 den Vorteil, dass sich bei dem
für Glüpprozesse meist wichtigen Sauerstoffbereich < ca. 1 EXP-10 bar eine relativ feine
Abstufung der REDOX-Zahlen ergibt und mit höheren Sauerstoffwerten eine immer grö
bere Abstufung erfolgt.
Unabhängig davon liefert die REDOX-Zahl bei dieser Darstellung aber brauchbare Werte
bis in den Bereich der Oxidation. So entspricht z. B. bei 1000°C einer REDOX-Zahl von
8,0 einem Sauerstoffgehalt von ca. 1%.
Die REDOX-Zahl kann damit also durchgängig als einzige Kennzahl verwendet werden,
was bei der graphischen Darstellung auf Schreibern und für den Einsatz von Reglern von
großem Vorteil ist.
(a) = Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrücke von Metall-Metall
oxi den
(e) = Sauerstoffpartialdruck, gemessen an N2-Gasen, die aus einem Trommelofen abgesaugt wurden, auf ca. Raumtem peratur abgekühlt sind und anschließend mit einer beheiz ten Zirkondioxidsonde gemessen wurden
(f) = Verhältnis von pH2O/pH2 für das Blankglühen von Fe/FeO
(g) = Sauerstoffpartildruckbereich für Aufkohlungsatmosphären (Basis: Methan, 20% CO)
(e) = Sauerstoffpartialdruck, gemessen an N2-Gasen, die aus einem Trommelofen abgesaugt wurden, auf ca. Raumtem peratur abgekühlt sind und anschließend mit einer beheiz ten Zirkondioxidsonde gemessen wurden
(f) = Verhältnis von pH2O/pH2 für das Blankglühen von Fe/FeO
(g) = Sauerstoffpartildruckbereich für Aufkohlungsatmosphären (Basis: Methan, 20% CO)
(a) = Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrücke von Metall-Metall
oxi den
(b) = Sauerstoffpartialdruck, gemessen an N2-Gasen, mit einer Zirkondioxidsonde, die schrittweise aus einem beheizten Ofen gezogen wurde
(c) = Berechnete Gleichgewichtsverschiebung des Sauerstoffpar tialdrucks eines N2-Gases bei Abkühlung von 1000°C auf 600°C
(d) = Berechnete Gleichgewichtsverschiebung des Sauerstoffpar tialdrucks eines N2-Gases ausgehend von 800°C
(b) = Sauerstoffpartialdruck, gemessen an N2-Gasen, mit einer Zirkondioxidsonde, die schrittweise aus einem beheizten Ofen gezogen wurde
(c) = Berechnete Gleichgewichtsverschiebung des Sauerstoffpar tialdrucks eines N2-Gases bei Abkühlung von 1000°C auf 600°C
(d) = Berechnete Gleichgewichtsverschiebung des Sauerstoffpar tialdrucks eines N2-Gases ausgehend von 800°C
Claims (7)
1. Kennzahl zur Charakterisierung von Sauerstoffpartialdrücken in einer Gasat
mosphäre,
dadurch gekennzeichnet
dass ein bei einer bekannten Temperatur gemessener Sauerstoffpartialdruck
einer Gasatmosphäre durch mathematische Operationen auf den Gleich
gewichts-Sauerstoffpartialdruck einer Mischung aus einem Metall und einer
oder mehrerer der Oxidformen dieses Metalls bei der jeweils gleichen Tempe
ratur wie die der Gasatmosphäre in der Weise bezogen und in das Verhältnis
gesetzt wird, dass sich stets ein konstanter Wert ergibt, wenn der in der Gas
atmosphäre gemessene Sauerstoffpartialdruck gleich dem Gleichgewichts-
Sauerstoffpartialdruck der Mischung aus dem Metall und den Oxidformen
dieses Metalls ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zu der Berech
nung der Kennzahl der gemessene Sauerstoffpartialdruck in der Gasatmos
phäre durch den Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck der Mischung aus ei
nem Metall und einer oder mehrerer der Oxidformen dieses Metalls bei der
gleichen Temperatur wie die der Gasatmosphäre dividiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zu der Berech
nung der Kennzahl der gemessene Sauerstoffpartialdruck in der Gasatmos
phäre von dem Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdruck der Mischung aus ei
nem Metall und einer oder mehrerer der Oxidformen dieses Metalls bei der
gleichen Temperatur wie die der Gasatmosphäre subtrahiert wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Berechnungsmethoden nach den Ansprüchen 2 und 3 miteinander kombi
niert werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die
Werte des gemessenen Sauerstoffpartialdrucks in der Gasatmosphäre und/
oder des Gleichgewichts-Sauerstoffpartialdrucks der Mischung aus einem
Metall und einer oder mehrerer der Oxidformen dieses Metalls für die Berech
nung der Kennzahl als deren realen Werte eingesetzt werden, oder durch
beliebige mathematische Umformungen wie Logarithmieren, Exponentieren,
Multiplizieren, Dividieren, Addieren oder Subtrahieren umgeformt werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
zunächst nach den Ansprüchen 1 bis 5 berechneten Werte zu der Berechnung
der Kennzahl durch beliebige weitere mathematische Umformungen wie Loga
rithmieren, Exponentieren, Multiplizieren, Dividieren, Addieren oder Subtra
hieren umgeformt werden.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein
bei einer bestimmten Temperatur gemessener Sauerstoffpartialdruck einer
Gasatmosphäre zunächst mit thermodynamischen Beziehungen, die auf die
Bestandteile diese Gases anwendbar sind oder durch Beziehungen, die durch
Messungen ermittelt wurden auf den sich daraus ergebenden Gleichgewichts-
Sauerstoffpartialdruck oder einen anderen Sauerstoffpartialdruck bei einer
anderen Temperatur umgerechnet oder transformiert wird, und dass erst da
nach die für diese andere Temperatur gültige Kennzahl berechnet wird.
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