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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von perfluororganischen
Verbindungen durch elektrochemische Fluorierung.
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Die
elektrochemische Fluorierung ist ein an sich bekanntes elektrochemisches
Verfahren zur Einführung
von Fluor in organische Verbindungen durch Umsetzung der organischen
Verbindungen mit Fluorwasserstoff. Prinzipiell können dabei im Laufe der Reaktion
alle Wasserstoffatome der organischen Verbindungen gegen Fluoratome
ausgetauscht werden, wodurch die perfluorierten Verbindungen erhalten
werden. Als Nebenprodukte können
teilfluorierte Verbindungen sowie deren Folgeprodukte sowie kurzkettige
Crackprodukte und Polymerverbindungen entstehen. Gegenüber der
Fluorierung mit elementarem Fluor bietet die elektrochemische Fluorierung
den Vorteil, dass funktionelle Gruppen der Ausgangsverbindungen
unverändert
erhalten bleiben. Je nach Länge
der Kohlenstoffkette der Ausgangsstoffe liegen die Ausbeuten an
perfluoriertem Produkt zwischen 5 und 90 Gew.-%, wobei mit längeren Kohlenstoffketten
die Ausbeuten sinken.
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Eine Übersicht über die
elektrochemische Fluorierung ist in E. Hollitzer, P. Sartori, Chem.-Ing.-rech.
58 (1986) Nr.1, S. 31–38 und Houben
Weyl, Vol. 10a, Organo Fluorine Compounds (1999) Kapitel 7.: Electrochemical
Introduction of Fluorine, S. 305–318, enthalten.
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Aus
dem Stand der Technik, insbesondere aus
DE 198 46 636 A1 ,
DE 42 26 758 A1 ,
DE 42 18 562 A1 ,
DE 27 25 213 ,
DE 27 25 213 und
DE 27 25 211 A1 sind Fluorierungsverfahren
bekannt, die entweder kontinuierlich stöchiometrisch geführt werden, indem
nach jeder Zugabe von Edukt die Elektrolyse bis zum völligen Verbrauch
des zu fluorierenden Eduktes erfolgt oder batchweise stöchiometrisch, indem
die Elektrolyse bis zum völligen
Verbrauch des anfänglich
zugesetzten Eduktes erfolgt.
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Da
die Raum-Zeit-Ausbeuten bei der elektrochemischen Fluorierung niedrig
sind, ist es generell von Vorteil die elektrochemische Fluorierung
kontinuierlich zu betreiben.
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Bei
der Durchführung
von kontinuierlichen Verfahren nach dem vorgenannten Stand der Technik
machen sich jedoch folgende Nachteile bemerkbar:
Bei der technischen,
kontinuierlichen Herstellung von Produkten durch elektrochemische
Fluorierung fällt die
Ausbeute mit der Zeit ab und nach einer Laufzeit der Elektrolyse
von ca. sechs Monaten muss die Elektrolysezelle abgestellt werden.
Es bilden sich mit der Zeit unerwünschte Nebenprodukte. Werden
höhere
Konzentrationen vom Edukt im Fluorwasserstoff gewählt, so
tritt der beobachtete Effekt früher
auf. Die polymeren Verbindungen sind meist im Elektrolyten unlöslich und
fallen aus. Der ausgefallene Feststoff setzt die Elektrodenzwischenräume zu,
wodurch die nutzbare Anodenoberfläche verringert wird und die Elektrodenfläche-Zeit-Ausbeute sinkt. Unter "Elektrodenfläche-Zeit-Ausbeute" ist dabei die Menge
an perfluoriertem Zielprodukt pro Elektrodenfläche und pro Zeiteinheit zu
verstehen. Um die Elektrodenfläche-Zeit-Ausbeute
wieder zu erhöhen
muss das Elektrodenpaket ausgebaut und gereinigt werden. Der Ausbau
und die Reinigung des Elektrodenpaketes sind sehr zeitaufwendig,
entsprechend hoch ist der Produktionsausfall. Ein Großteil des
Elektrolyten ist unbrauchbar und muss ersetzt werden. Durch dessen
Vernichtung entstehen zusätzliche
unerwünschte
Kosten.
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Es
bestand daher die Aufgabe ein Verfahren zur Herstellung von perfluorierten
organischen Verbindungen zur Verfügung zu stellen, das kontinuierlich über einen
längeren
Zeitraum betrieben werden kann, bei dem die Elektrodenfläche-Zeit-Ausbeute nicht
mit der Zeit sinkt und die Bildung von polymeren Nebenprodukten
vermindert wird.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist ein verbessertes Verfahren zur kontinuierlich
Herstellung von perfluorierten organischen Verbindungen durch elektrochemische
Fluorierung der zugrunde liegenden nicht- oder teilfluorieren organischen
Verbindungen, nachfolgend als Edukt bezeichnet, mit Fluorwasserstoff,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass die Ladungsmenge, die der Elektrolyt
noch aufnehmen kann zwischen 50 und 200 Ah pro kg Elektrolyt, gehalten
wird, indem
- – die Ladungsmenge, die der
Elektrolyt noch aufnehmen kann, in geeigneten Abständen gemessen
wird und,
- – sofern
der gemessene Wert die vorgenannten Werte über- oder unterschreitet, die
Eduktdosierung entsprechend erhöht
oder erniedrigt wird, bis die vorgenannten Werte wieder erreicht
werden.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren
kann handelsüblicher
Fluorwasserstoff eingesetzt werden. Bevorzugt wird Fluorwasserstoff
mit einem Gehalt an Wasser von weniger als 300 ppm, an Schwefelsäure von
weniger als 300 ppm, an Schwefeldioxid von weniger als 30 ppm und
an Arsen von weniger als 30 ppm eingesetzt. Als besonders vorteilhaft
hat es sich erwiesen, wenn Fluorwasserstoff mit einem Gehalt von < 10 ppm Arsen eingesetzt
wird.
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Dieser
arsenarme Fluorwasserstoff kann durch Verwendung besonders arsenarmen
Flussspates bei der Fluorwasserstoffherstellung oder durch destillative
Trennung handelsüblichen
Fluorwasserstoffs in eine arsenreiche und arsenarme Fraktion hergestellt
werden.
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Bevorzugt
wird dieser Fluorwasserstoff dadurch hergestellt, dass die in handelsüblichem
Fluorwasserstoff enthaltenen Arsenverbindungen oxidiert werden und
durch Destillation über
Kopf ein besonders arsenarmer Fluorwasserstoff gewonnen wird. Als
Oxidationsmittel können
wie in der
US 4668497 beschrieben
Fluor oder Wasserstoffperoxid (vgl.
WO 88/06139 )
eingesetzt werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zeichnet sich dadurch aus, dass die Bildung unerwünschter Nebenprodukte
sowie Polymerverbindungen deutlich vermindert wird und dadurch die
perfluorierten organischen Verbindungen in gleichbleibend hoher
Elektrodenflächen-Zeit-Ausbeute
hergestellt werden können.
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Unter
perfluorierten organischen Verbindungen sind vorzugsweise Perfluoralkylsulfonylfluoride der
allgemeinen Formel CnF2n±1SO2F (n ≥ 3)
wie z. B. Perfluorbutylsulfonylfluorid, Perfluoralkane der allgemeinen
Formel CnF2n+2 (n
= 1 bis 10) oder Perfluoralkylamine der allgemeinen Formel (CnF2n+1)3N
(n = 1 bis 10) zu verstehen.
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Vorzugsweise
dient das erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung von Perfluorbutylsulfonylfluorid, wobei als Edukt
Sulfolan, Sulfolen, Butylsulfonylfluorid, Butylsulfonylchlorid oder
Mischungen davon eingesetzt werden.
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Die
Elektrolyse wird in Fluorwasserstoff durchgeführt, dem Leitsalze wie z. B.
Natriumfluorid oder Natriumtetrafluoroborat (vgl.
US 5326437 ) zugegeben werden können. Üblicherweise
wird als Elektrodenmaterial für
die Anoden Nickel eingesetzt, für
die Kathoden Nickel oder Eisen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann in Zellen mit einem Volumen bis zu 4 m3 Inhalt
erfolgen. Der Elektrolyt kann dabei umgepumpt und gekühlt werden,
um den Fluorwasserstoffverlust durch Verdampfen zu minimieren. Die
technische Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
erfolgt derart, dass das zu fluorierende Material (Edukt) kontinuierlich
der Zelle zugegeben wird. Der verbrauchte Fluorwasserstoff kann
im Laufe der Fluorierung sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich
zugegeben werden. Das Perfluorprodukt kann, wenn es einen Siedepunkt
von größer als
ca. 20°C
besitzt und im Elektrolyten unlöslich
ist, diskontinuierlich oder kontinuierlich aus der Zelle entfernt
werden. Eine Extraktion des Perfluorproduktes aus dem Elektrolyten ist
dann sinnvoll, wenn das Perfluorprodukt einen niedrigeren Siedepunkt
als ca. 20°C
hat oder im Elektrolyten gut löslich
ist. Die zugegebene Menge an Edukt wird dabei nach dem Äquivalent
an Ladung nach der Stöchio metrie
der Reaktion bemessen. Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens gestaltet
sich so, dass zu Beginn der Elektrolyse in der Startphase die Ladungsmenge
die der Elektrolyt noch aufnehmen kann, von dem angestrebten Wert von
50 bis 200 Ah pro kg Elektrolyt abweichen kann. Die Elektrolyse
kann unter beliebigen Ausgangskonzentrationen von Fluorwasserstoff
und Edukt begonnen werden. Vorzugsweise wird die Elektrolyse wird mit
einem Elektrolyten begonnen, der aus 98 Gew.-% Fluorwasserstoff
und 2 Gew.-% Edukt, insbesondere aus 95 Gew.-% Fluorwasserstoff
und 5 Gew.-% Edukt besteht. Es kann aber auch ein Elektrolyt mit
z. B. 50 Gew.-% Edukt und 50 Gew.-% Fluorwasserstoff eingesetzt
werden, jedoch ist es bevorzugt, die Eduktmenge so gering wie möglich zu
halten.
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Zur
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es notwendig, dass der Elektrolyt nach dem Start der Elektrolyse
möglichst
schnell in einen Zustand gelangt, bei dem die Ladungsmenge, die
der Elektrolyt noch aufnehmen kann, dem angestrebten Wert von 50
bis 200 Ah pro kg Elektrolyt entspricht. Wird z. B. die Elektrolyse
mit einem Elektrolyt gestartet, der zu je 50 Gew.Teilen aus Fluorwasserstoff
und Edukt besteht, so sollte innerhalb der ersten Wochen der Elektrolyse
die Ladungsmenge, die noch in den Elektrolyten eingebracht werden
kann, auf den angestrebten Wert eingestellt werden. Dies kann z.
B. durch entsprechende Minderdosierung des Eduktes erfolgen.
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Die
Eduktzugabe kann sowohl stetig wie auch taktweise erfolgen, so dass
die Ladungsmenge, die der Elektrolyt noch aufnehmen kann zwischen
50 und 200 Ah pro kg Elektrolyt aufrechterhalten werden kann. Während dieser
Takte kann das Edukt kontinuierlich oder schubweise stöchiometrisch
bezüglich der
Reaktionsgleichung dosiert werden. Die Taktzeiten können variiert
werden, indem die im Takt zugegebene Menge verändert wird.
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Zur
Kontrolle der Ladungsmenge, die der Elektrolyt noch aufnehmen kann,
kann wie folgt vorgegangen werden: In geeigneten Abständen, z.
B. monatlich wird aus der Zelle eine Probe Elektrolyt entnommen.
Die Probe wird unter den Bedingungen der elektrochemischen Fluorierung
in einer Laborzelle elektrolysiert ohne dass dabei Edukt zugegeben wird.
Zur Vermeidung von Explosionen im Gasraum wird der Gasraum der Zelle
mit soviel Stickstoff gespült,
dass eine Wasserstoffkonzentration von weniger als 2 Vol.% erreicht
wird. In regelmäßigen Abständen wird
das Abgas der Zelle auf oxidierende Bestandteile hin untersucht.
Dies kann z. B. dadurch erfolgen, dass das Abgas durch eine Kaliumjodid-haltige
Stärkelösung geleitet
wird. Werden die ersten oxidierenden Verbindungen im Abgas detektiert,
so wird die Elektrolyse abgebrochen und die Ladungsmenge bestimmt.
Aufgrund der Einwaage des Elektrolyten und der ermittelten Ladungsmenge
ergibt sich die Ladungsmenge pro kg Elektrolyt, die der Elektrolyt
noch aufnehmen kann, ohne das der Fluorwasserstoff elektrochemisch
in Wasserstoff und Fluor umgesetzt wird. Zeigt dieses Messergebnis,
dass die Ladungsmenge, die der Elektrolyt noch aufnehmen kann, außerhalb
des erfindungsgemäßen Bereichs
liegt, muss die Eduktdosierung erhöht oder vermindert werden,
bis die erfindungsgemäß einzuhaltenden Werte
erreicht werden. Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist sichergestellt,
dass immer eine ausreichend hohe Fluorwasserstoffkonzentration im
Elektrolyten vorhanden ist, die Bildung von Nebenprodukten weitgehend
vermieden wird und hohe Elektrodenflächen-Zeit-Ausbeuten erzielt
werden.
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Die
Elektrolyse wird allgemein bei Stromdichten von 5 bis 40 mA/cm2, bevorzugt von 8 bis 20 mA/cm2 durchgeführt. Die
Spannung liegt im Allgemeinen zwischen 5 und 10 Volt, vorzugsweise
5 bis 7 Volt. Die Temperatur sollte zwischen 0 und 20°C liegen,
vorzugsweise zwischen 10 und 15°C.
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Üblicherweise
liegt der Druck, unter dem die Reaktion durchgeführt wird, bei Umgebungsdruck von
ca. 1 bar.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich im Prinzip jede aus dem Stand der Technik bekannte elektrochemische
Fluorierungszelle. Beispiele für
geeignete elektrochemische Fluorierungszellen finden sich z. B.
in
US 2,519,983 . Vorzugsweise hat eine
für das
erfindungsgemäße Verfahren
geeignete technische Elektrolysezelle ein Volumen von 2 bis 4 m
3.
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Beispiele
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Beispiel 1: Stand der Technik
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In
einer Elektrolysezelle mit einem Volumen von 2 m3 und
einer Anodenfläche
von 80 m2 wurde Fluorwasserstoff vorgelegt
und 2 Gew.-% Sulfolan zugesetzt. Die elektrochemische Fluorierung
wurde bei einer Spannung von 7 V und einer Stromdichte von 7,5 mA/cm2 gestartet. Die Dosierung von Sulfolan erfolgte
kontinuierlich und stöchiometrisch.
Fluorwasserstoff wurde einmal pro Woche zugefügt. Das Perfluorbutylsulfonylfluorid
schied sich als zweite Phase aus dem Elektrolyten ab und wurde wöchentlich
aus der Zelle entnommen. Nach ca. sechs Monaten Betriebszeit stieg
der Anteil eines unerwünschten Nebenproduktes
(Perfluorsulfolan) auf über
5 Gew.-% in der Perfluorphase an, die Ausbeute an Perfluorbutylsulfonylfluorid
fiel von anfangs 45 auf unter 30%. Der Fluorwasserstoffgehalt des
Elektrolyten betrug weniger als 50 Gew.-%. Die Zelle wurde abgestellt,
die Hälfte
des Elektrolyten vernichtet und die andere Hälfte des Elektrolyten wieder
mit Fluorwasserstoff vermischt. Die Zwischenräume der Elektroden und ein
Großteil
der Elektrolysezelle waren mit Polymerprodukt verschlammt. Nach
Reinigung des Elektrodenpaketes wurde dieses wieder eingesetzt und
die elektrochemische Fluorierung wieder begonnen. Die erneute Laufzeit
der Zelle betrug wiederum nur ca. sechs Monate.
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Beispiel 2: Erfindungsgemäßes Verfahren
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In
einer Elektrolysezelle mit einem Volumen von 2 m3 und
einer Anodenfläche
von 80 m2 wurde Fluorwasserstoff vorgelegt
und 2 Gew.-% Sulfolan zugesetzt. Die elektrochemische Fluorierung
wurde gestartet bei einer Spannung von 7 V und einer Stromdichte
von 7,5 mA/cm2. Wenn die Dosierung von Sulfolan
erfolgte, wurde sie kontinuierlich durchgeführt. Fluorwasserstoff wurde
einmal pro Woche zugefügt.
Das Perfluorbutylsulfonylfluorid schied sich als zweite Phase aus
dem Elektrolyten ab und wurde wöchentlich
aus der Zelle entnommen. Jede zweite Woche wurde eine Probe des
Elektrolyten im Labor aufgearbeitet. Dabei wurde die Ladungsmenge
er mittelt, die der Elektrolyt noch aufnehmen konnte. Die Eduktdosierung
wurde soweit reduziert, bis der Elektrolyt eine Ladungsmenge zwischen
100 und 150 Ah pro kg Elektrolyt aufnehmen konnte. Die Zelle konnte über 1,5
Jahre betrieben werden ohne dass die Ausbeute an Perfluorbutylsulfonylfluorid
zurückging
und ohne dass unerwünschte
Nebenprodukte oder polymere Produkte entstanden. Eine Reinigung
des Elektrodenpaketes und ein Austausch oder Ersatz des Elektrolyten
war nicht notwendig.