DE10015575A1 - Fahrbefehlsüberwachungssystem für Triebfahrzeuge - Google Patents
Fahrbefehlsüberwachungssystem für TriebfahrzeugeInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Fahrbefehlsüberwachungssystem für Triebfahrzeuge (5), insbesondere auf eingleisigen Strecken (1) mit Ausweichstellen (2), wobei das Fahrbefehlsüberwachungssystem Streckengeräte und Bordgeräte aufweist. Um insbesondere auf Nebenstrecken die Sicherheit zu erhöhen und gleichzeitig eine Erhöhung des Triebfahrzeugdurchsatzes und das gleichzeitige Einfahren zweier sich kreuzender Triebfahrzeuge (5) in einem Kreuzungsbahnhof zu ermöglichen, ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass in einem bestimmten Abstand vor einem Haltepunkt (H1, H2, H3, Ha, Hb, Hc) ein Streckengerät montiert ist, das einem Bordgerät des Triebfahrzeuges (5) das Passieren des Montageortes signalisiert.
Description
Die Erfindung betrifft ein Fahrbefehlsüberwachungssystem für
Triebfahrzeuge, insbesondere auf eingleisigen Strecken mit Ausweichstellen,
wobei das Fahrbefehlsüberwachungssystem Streckengeräte und Bordgeräte
aufweist.
Weltweit wird eine große Anzahl von Eisenbahnstrecken mit
Reisezugverkehr und/oder Güterverkehr ohne technische Zugfolgesicherung
betrieben. Dabei handelt es sich häufig um eingleisige, nicht elektrifizierte
Strecken mit Ausweichstellen. Insbesondere bei sehr langen Strecken ist eine
durchgehende technische Überwachung mit Stellwerkstechnik nur
lückenhaft oder mit sehr großen Kosten zu realisieren. Da die aktuelle
Situation auf einer derartigen Strecke weder dem Triebfahrzeugführer, noch
der Zugleitzentrale bekannt ist, wird dem Triebfahrzeugführer ein sehr
hohes Maß an Eigenverantwortung und Sicherheitsbewusstsein abverlangt.
Fehlentscheidungen führen in der Regel dazu, dass die verbleibende Zeit,
einen Unfall zu verhindern, außerordentlich gering ist. Um dennoch ein
hohes Maß an Sicherheit zu garantieren, muss die Zugfrequenz relativ
gering bemessen sein. Das gleichzeitige Einfahren zweier sich kreuzender
Züge an einer Ausweichstelle bei eingleisiger Strecke ist nicht gestattet, da
ein sicheres Hatten beider Züge an vorgesehenen Haltepunkten nicht
garantiert werden kann.
Um einen höheren Sicherheitsstandard auf Nebenstrecken zu erreichen,
wird häufig das GPS (Global Positioning System) Erinnerungssystem der
Firma Alcatel eingesetzt. Das GPS Erinnerungssystem warnt den
Triebfahrzeugführer optisch und akustisch davor, einen vorgegebenen
Haltepunkt zu überfahren oder zu übersehen. Dazu muss der
Triebfahrzeugführer die Koordinaten des jeweils nächsten Haltepunktes in
das Gerät eingeben. Das Gerät vergleicht daraufhin die mittels der
Satellitenortung festgestellte aktuelle Position mit den eingegebenen
Koordinaten. Bei Übereinstimmung wird dem Triebfahrzeugführer
signalisiert, dass demnächst eine Aktion, beispielsweise ein Bremsvorgang
erforderlich ist. Der Triebfahrzeugführer wird quasi an Aktionen erinnert,
die im allgemeinen primär durch herkömmliche Streckensignaltechnik
signalisiert werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Fahrbefehlsüberwachungssystem der oben genannten Gattung anzugeben,
das sich durch erhöhte Sicherheit hinsichtlich des Haltens der Züge an
vorgesehenen Haltepunkten auszeichnet. Dabei ist eine kostengünstige
Lösung anzustreben, die mit minimaler Streckeninfrastruktur für einen
straßenbahnähnlichen Betrieb auskommt.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale
des Anspruchs 1 gelöst. Beim Passieren des Streckengerätes bekommt das
Bordgerät die Information, dass in beispielsweise 300 m ein Haltepunkt ist,
an dem das Triebfahrzeug zum Stillstand gekommen sein muss. Das
Streckengerät kann als fix programmierte EURO-Balise ausgebildet sein.
Die an das Bordgerät zu signalisierenden Informationen können ganz
verschiedener Art sein. Neben der Information über einen fahrplanmäßigen
Haltepunkt kann es sich beispielsweise auch um Baustellenwarnung,
verbunden mit der Aufforderung, die Geschwindigkeit zu reduzieren,
handeln.
Gemäß einer in Anspruch 2 gekennzeichneten vorteilhaften
Ausführungsform wird bei der Festelegung des Abstandes des
Streckengerätes vor dem Haltepunkt die in diesem Bereich übliche
Streckengeschwindigkeit und gegebenenfalls die Streckenneigung
berücksichtigt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass der durch die
Bremsparabel vorgegebene Bremsweg ausreicht, um das Triebfahrzeug mit
Sicherheit bis zum vorgesehenen Haltepunkt zum Stillstand zu bringen.
Eine weitere Erhöhung der Betriebssicherheit ergibt sich durch die
Merkmale des Anspruchs 3. Falls der Triebfahrzeugführer den Haltepunkt
und die Streckengerät-Bordgerät-Anhalteaufforderung ignoriert und
ungebremst weiterfährt, wird er an diesem Warnpunkt darüber informiert,
dass gleiche eine Zwangsbremsung eingeleitet wird. Der Warnpunkt kann
ein virtueller Punkt in geringer Entfernung vom Montageort des
Streckengerätes sein. Da die Geschwindigkeit an jedem Ort durch die
üblichen tachometrischen Messgeräte bekannt ist, kann das Bordgerät aus
einem Vergleich der Geschwindigkeit am Montageort des Streckengerätes
und der Geschwindigkeit am Warnpunkt leicht feststellen, ob die Einleitung
des Bremsvorganges durch den Triebfahrzeugführer korrekt veranlasst
worden ist und sich somit eine Zwangsbremsung erübrigt. Auf diese Weise
wird auch das gleichzeitige Einfahren zweier sich kreuzender Züge
ermöglicht, da sichergestellt werden kann, dass der Zug wirklich am
vorgesehenen Haltepunkt steht. Das Triebfahrzeug fährt somit
halbautomatisch von Bahnhof zu Bahnhof. Der Triebfahrzeugdurchsatz
kann in Spitzenzeiten um circa 15% erhöht werden, ohne dass dazu die
Errichtung eines Stellwerkes samt zugehöriger Außenanlagen erforderlich
ist. Lediglich die Streckengeräte oder EURO-Balisen müssen entlang der
Strecke montiert werden, wenn auf ein vorhandenes Bordgerät, zum
Beispiel ein ETCS-Bordgerät, zurückgegriffen werden kann. Da das
Bordgerät im allgemeinen auch über eine Kommunikationseinrichtung zur
Kontaktierung einer Leitzentrale verfügt, kann von der Leitzentrale aus
zusätzlich eine Fernkontrolle und unter Umständen auch eine
Fernsteuerung des Triebfahrzeuges erfolgen.
Nach Anspruch 4 ist vorgesehen, dass bei Stillstand des Triebfahrzeuges die
Überwachungsprozedur automatisch gelöscht wird. Erst bei endgültigem
Stillstand am vorgesehenen Haltepunkt wird damit die Möglichkeit einer
Zwangsbremsung in dem betreffenden Streckenabschnitt endgültig
ausgeschlossen. Optional oder zusätzlich könnte für die Beendigung der
Überwachungsprozedur auch eine Ankunftsmeldung durch den
Triebfahrzeugführer bei einer Leitzentrale verlangt werden.
Gemäß Anspruch 5 ist zusätzlich eine Befehlstaste zur Aufhebung der
Zwangsbremsung vorgesehen. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit,
durch einen Kreuzungsbahnhof durchzufahren, ohne eine
Zwangsbremsung auszulösen. Dazu kann vorgesehen sein, dass die
Befehlstaste zwischen Warnpunkt und circa 20 m vor dem Haltepunkt
betätigt werden muss.
Anspruch 6 charakterisiert eine vorteilhafte Weiterbildung des
Streckengerätes. Durch die Anordnung von Streckegerätegruppen
außerhalb der Kreuzungsbereiche kann zusätzlich eine
Richtungsidentifikation vorgenommen werden, um eine flexiblere
Verkehrsabwicklung zu ermöglichen.
Vorzugsweise ist gemäß Anspruch 7 eine einfache Umsetzung des
Streckengerätes von einem Montageort zu einem anderen Montageort
vorgesehen. Ein flexibler Einsatz von Streckengeräten kann zum Beispiels in
Baustellenbereichen sinnvoll sein. Durch Bauarbeiten im Streckenbereich
kann die Maximalgeschwindigkeit auf bestimmten Gleisabschnitten
gegenüber dem normalen Fahrbetrieb verringert sein. Beispielsweise muss
das Triebfahrzeug von 120 km/h auf 40 km/h abgebremst werden. Um
solche außerplanmäßigen Änderungen der Streckengeschwindigkeit nicht
zu übersehen, kann für den Triebfahrzeugführer eine zusätzliche
Signalisierung sehr hilfreich sein. Falls auch dieses Signal übersehen wurde,
sollte, wie oben beschrieben, automatisch eine Zwangsbremsung eingeleitet
werden, obwohl kein Haltepunkt vorhanden ist.
Das Fahrbefehlsüberwachungssystem kann gemäß Anspruch 8 durch
weitere Komponenten zur Betriebsführung und Überwachung, insbesondere
GPS nebst oben beschriebenem GPS-Erinnerungssystem, Datenfunk,
zentraler Überwachung, Dispositions- und Informationssystem, erweitert
werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand figürlich dargestellter
Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Streckenplan mit Balisen und
Fig. 2 einen Streckenplan mit Balisen und
Zwangsbremsenansteuerung.
In Fig. 1 ist schematisch eine eingleisige Strecke 1 mit Ausweichstellen 2
dargestellt. Ein Triebfahrzeugführer, der diese Strecke 1/2 befährt,
bekommt über Funk von einer Leitstelle einen Fahrbefehl bis zum nächsten
Haltepunkt H1 bis Hc beziehungsweise Bahnhof. Die gebogenen Pfeile 3.1
bis 3.5 in den Fig. 1 und 2 veranschaulichen die Fahrbefehle von
einem Haltepunkt H1 bis Hc bis zu dem nächsten vorgesehenen Haltepunkt
H1 bis Hc. Vor erreichen des Haltepunktes H1 bis Hc wird durch Passieren
eines als EURO-Balise B1 bis Bc ausgebildeten Streckengerätes eine
Überwachungsprozedur aktiviert. Diese gewährleistet, dass der
Triebfahrzeugführer den Haltepunkt H1 bis Hc nicht überfahren kann. Die
EURO-Balise B1 bis Bc ist eine fix programmierte Balise und wird in
Abhängigkeit von Streckengeschwindigkeit und Streckenneigung in einem
bestimmten Abstand vor dem Haltepunkt H1 bis Hc montiert. Beim
Passieren der EURO-Balise B1 bis Bc signalisiert diese an ein Bordgerät 4,
Fig. 2, des Triebfahrzeuges 5, Fig. 2, dass in beispielsweise 300 m ein
Haltepunkt H1 bis Hc ist, der nicht überfahren werde darf. Der
Triebfahrzeugführer wird im Normalfall an diesem Haltepunkt H1 bis Hc
anhalten und die Überwachungsprozedur wird durch den Stillstand
automatisch gelöscht. Zusätzlich könnte eine Ankunftsmeldung durch den
Triebfahrzeugführer an die Leitzentrale verlangt werden. Nähert sich jedoch
das Triebfahrzeug dem Haltepunkt H1 bis Hc ungebremst, wird der
Triebfahrzeugführer zunächst an einen Warnpunkt W1 bis Wc gewarnt
beziehungsweise an die Einleitung des Bremsvorganges erinnert. Danach
erfolgt ab einem Bremseinsatzpunkt P1 bis Pc eine Zwangsbremsung.
Warnpunkt W1 bis Wc und Bremseinsatzpunkt P1 bis Pc werden von dem
Bordgerät 4 in Abhängigkeit von dem Balisensignal ermittelt. Die
Feststellung, ob der Bremsvorgang durch den Triebfahrzeugführer korrekt
eingeleitet wurde, ergibt sich in einfacher Weise aus einem
Geschwindigkeitsvergleich an dem Balisenmontageort und dem Warnpunkt
W1 bis Wc. Das Bordgerät 4 führt diesen Vergleich durch und generiert bei
dem Vergleichsergebnis, dass die Geschwindigkeit nicht verringert wurde,
einen Ansteuerbefehl, der auf die Bremsen des Triebfahrzeuges im Sinne
einer Zwangsbremsung wirkt. Das Bordgerät 4 kann dabei ein
vorhandenes ETCS-Fahrzeuggerät sein, in welches die
Überwachungsprozedur auf einfache Weise implementiert werden kann.
Fig. 2 unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch von Fig. 1, dass der
Triebfahrzeugführer von der Leitzentrale am Haltepunkt H1 einen
Fahrbefehl 6 bis zum übernächsten Haltepunkt H3 und nicht bis zum
nächsten Haltepunkt H2 erhält. Das Triebfahrzeug 5 muss demzufolge den
Haltepunkt H2 ignorieren, das heißt, der Bremseinsatzpunkt P2 hinter dem
Warnpunkt W2 darf nicht zu einer Zwangsbremsung führen. Dazu ist eine
Befehlstaste 7 zur Aufhebung der Zwangsbremsung 8 vorgesehen. Die
Befehlstaste 7 beaufschlagt das Bordgerät 4 derart, dass das Triebfahrzeug
5 an der EURO-Balise B2 vorbeifährt, ohne dass die EURO-Balise B2 einen
Einfluss auf den weiteren Fahrbetrieb hat.
Die Erfindung beschränkt sich nicht auf die vorstehend angegebenen
Ausführungsbeispiele. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar,
welche auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung von den
Merkmalen der Erfindung Gebrauch machen. Insbesondere ist auch ein
autonomer Fahrbetrieb ohne Funkverbindung zu einer Leitzentrale
denkbar, wobei der Triebfahrzeugführer sich dann anhand eines
Fahrplanes orientiert, welcher auch in Form von Streckenaktionen in das
Bordgerät 4 einprogrammiert sein kann.
Claims (8)
1. Fahrbefehlsüberwachungssystem für Triebfahrzeuge (5), insbesondere auf
eingleisigen Strecken (1) mit Ausweichstellen (2), wobei das
Fahrbefehlsüberwachungssystem Streckengeräte und Bordgeräte aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass in einem bestimmten Abstand vor einem
Haltepunkt (H1, H2, H3, Ha, Hb, Hc) ein Streckengerät montiert ist, das
einem Bordgerät des Triebfahrzeuges (5) das Passieren des Montageortes
signalisiert.
2. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, dass der Abstand des Streckengerätes vom Haltepunkt
(H1, H2, H3, Ha, Hb, Hc) in Abhängigkeit von der
Streckengeschwindigkeit und der Streckenneigung festgelegt ist.
3. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Streckengerät
und dem Haltepunkt (H1, H2, H3, Ha, Hb, Hc) ein Bremseinsatzpunkt
(P1, P2, P3, Pa, Pb, Pc) zur Einleitung einer Zwangsbremsung beim
ungebremsten Passieren eines vor dem Bremseinsatzpunkt (P1, P2, P3, Pa,
Pb, Pc) befindlichen Warnpunktes (W1, W2, W3, Wa, Wb, Wc)
vorgesehen ist.
4. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Stillstand des
Triebfahrzeuges (5) die Überwachungsprozedur automatisch gelöscht
wird.
5. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bordgerät eine Befehlstaste
(7) zur Aufhebung der Zwangsbremsung aufweist.
6. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwei benachbarte, logisch
miteinander verbundene Streckengeräte zur Richtungsfeststellung eines die
Streckengeräte passierenden Triebfahrzeuges (5) vorgesehen sind.
7. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Streckengerät für den
bedarfsweisen Einsatz an verschiedenen Montageorten ausgebildet ist.
8. Fahrbefehlsüberwachungssystem nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzliche Komponenten zur
Betriebsführung und Überwachung, insbesondere GPS und Datenfunk,
vorgesehen sind.
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