Lastwagen mit einem relativ zum Fahrgestell verschieb- und kippbaren Wagenkasten
Die Erfindung betrifft einen Lastwagen mit einem relativ zum Fahrgestellrahmen kippbaren Rahmen, auf dem der Wagenkasten in Längsrichtung durch einen Antrieb verschiebbar ist.
Eine bekannte derartige, grundsätzliche Ausbildung eines Lastwagens ermöglicht es, den Wagenkasten sowohl gesteuert zu kippen. wobei der jeweilige Kippwinkel entsprechend den Erfordernissen gewählt werden kann. als auch unabhängig davon, ob vorher oder nachher eine Kippung vorgenommen wird, gesteuert nach hinten auszuschieben und wieder zurückzuziehen. wobei der Kasten in jeder Ausschiebe- u. Kippstellung fixiert werden kann. Das Hinterende des Wagenkastens kann beim Kippen nach hinten auch bis zum Boden abgesenkt werden, wobei durch mehr oder weniger starkes Ausschieben des Wagenkastens der Winkel, den der Kasten in der Kippstellung mit der Standebene des Fahrzeuges einschliesst, reguliert werden kann.
Somit kann ein entsprechend ausgestatteter Lastwagen sowohl wie ein herkömmlicher Kipper, insbesondere ein Dteiseitenkipper, als auch zusätzlich in der Form verwendet werden, dass der Wagenkasten vor, während oder nach dem Kippvorgang nach hinten ausgeschoben und wieder zurückgezogen wird. wodurch eine Abladung im grösseren Abstand von der Hinterachse des Fahrzeuges als bisher ermög- licht, empfindliche Ladegüter, z.B. Ziegel, praktisch ohne Bruchgefahr abgeladen werden können und überdies die Möglichkeit besteht, sonst nur mit Hilfe von Kränen oder dgl. zu verladende Ladegüter durch heckseitiges Absenken des ausgeschobenen Wagenkastens auf die vom Wagenkastenboden bestimmte schiefe Ebene aufzubringen und dann durch Einziehen und Zurückkippen des Wagenkastens in die Normallage engütlig zu verladen.
Die normalerweise bei den Kippvorrichtungen verwendeten Kolbentriebe wirken nur im Ausschiebesinn.
Bei einem Abkippen und Ausschieben des Wagenkastens nach hinten kann es nun ohne weiteres vorkommen, dass der Gesamtschwerpunkt von Kipprahmen, Wagenkasten und Last über das heckseitige Kippschwenklager der Kippvorrichtung hinaus wandert und dadurch ein im Abldppsinn wirkendes Kippmoment um dieses Scllwenk- lager herum erzeugt. Zweck der Erfindung ist es, zu verhindern, dass es unter der Wirkung eines derartigen Kippmoments zu einem Hochschlagen des vorderen Endes des Kipprahmens bzw. einem Aufprall des Wagenkastens auf den Boden kommt, was zu Beschädigungen von Fahrzeug und Last führt.
Bei einem Lastwagen, dessen Wagenkasten nicht auf dem Kipprahmen verschiebbar ist (vgl. DIP 478905), wurde bereits vorgeschlagen, eine Kolbenpresse zur Abbremsung der Kippbewegung und gleichzeitig als Rückholvorrichtung vorzusehen. Da die Kraft auf die Ladebrücke hier immer dieselbe Richtung hat, genügt es, die Kolbenpresse über ein Seil an der Ladebrücke angreifen zu lassen. Die Anordnung einer stehenden Kolbenpresse.
die unmittelbar am Brückenboden angreift, ist in der genannten Patentschrift zwar erwähnt, auf die mit dieser Anordnung verbundenen konstruktiven Probleme wird dort jedoch nicht eingegangen.
Die Erfindung erzielt eine Abbremsung der Kippbewegung um eine quer zum Fahrzeug verlaufende horizontale Achse in einer oder beiden Bewegungsrichtungen indem erfindungsgemäss vorgesehen wird, dass zwischen Fahrgestellrahmen und Kipprahmen eine dem Abkippen des Kipprahmens nach hinten entgegenwirkende, aus wenigstens einem hydraulischen Zylinder mit darin an einer Kolbenstange geführtem Kolben bestehende Bremsvorrichtung vorgesehen ist, und dass der Zylinder mit seinem Ende am Fahrgestellrahmen verschiebbar ist, wobei ein Endanschlag die Verschiebung des Zylinders nach hinten begrenzt und dadurch die Bremsvorrichtung zur Wirkung bringt.
Kolben und Zylinder werden also zwischen die beiden Rahmen in Form einer ab Erreichen einer bestimmten Kippstellung beim Weiterkippen auf Zug belasteten Strebe eingebaut, so dass der beim Weiterkippen wirkende Zug das Bestreben hat, die Kolbenstange aus dem Zylinder herauszuziehen. Ähnlich wie bei einem hydraulischen Stossdämpfer wird dabei vorzugsweise mit Hilfe des Absperrorgans der Fluss des aus dem einen Zylinderraum verdrängten flüssigen Mediums gedrosselt und damit die angestrebte Bremswirkung erzielt, wobei man bei Verwendung eines einstellbaren Drosselorgans die Möglichkeit hat, die Bremswirkung zu dosieren und auf den für die jeweiligen Verhältnisse günstigsten Wert einzustellen.
Man kann auch in an sich bekannter Weise ein Drosselorgan verwenden, dessen Drosselwirlçung in der einen Strömungsrichtung wesentlich grösser als in der anderen Strömungsrichtung ist. um so eine zu starke Bremswirkung beim Zurückkippen zu vermeiden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Absperrorgan mechanisch, hydraulisch oder elektrisch in Abhänglgkeit von der jeweils erreichten Kippstellung zu steuern oder auch mit zunehmendem Ausschiebevorgang immer näher zur Schliessstellung zu bringen, so dass die Drosselung des Flüssigkeitsstromes und damit die Bremswirkung jeweils dem erzeugten Kippmoment etwa proportional gehalten wird.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn ein Endanschlag die Verschiebung des Zylinders in Fahrzeugrichtung begrenzt und damit die Bremsvorrichtung auch bei der Rückbewegung des Kipprahmens in die Ruhelage zur Wirkung bringt.
Sieht man die Anschläge an von vorne nach hinten ansteigenden Führungsschienen vor. in denen das untere Zylinderende mit Laufrollen geführt ist, dann kann man die Anordnung so treffen, dass das untere Zylinderende in der Normalstellung des Wagenkastens und des Kipprahmens unter dem vorderen Querträger des Fahrgestellrahmens versenkt wird. Im Fall, dass die Kolbenstange oder der Zylinder lösbar mit dem zugehörigen Rahmen verbunden wird. kann man die Bremse beim Seitenkippen in einfacher Weise unwirksam machen, so dass sie den seitlichen Kippvorgang nicht behindert. Dadurch kann der erfindungsgemässe Lastwagen auch als Dreiseitenkipper ausgebildet werden.
In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise veranschaulicht. Es zeigen:
Fig. 1 einen Lastkraftwagen schematisch in Seitenansicht bei bis zum Boden nach hinten abgesenktem Wagenkasten und
Fig. 2 als Detail die Bremsvorrichtung in Seitenansicht.
Der Lastkraftwagen 1 mit Vorder- und Hinterrädern 2, 3 und einem Fahrgestellrahmen 4 ist mit einer einen Teleskopkolben 5 aufweisenden Dreiseiten-Kippvorrichtung ausgestattet, wobei aber der Kolbentrieb 5 auf einen eigenen Kipprahmen 6 wirkt, der nach Umstecken von Bolzen bzw. Umschalten entsprechender Sperrvorrichtungen mittels des Kolbentriebes 5 wahlweise um eine der drei freien Seiten gekippt werden kann.
Der Kipprahmen 6 besitzt zwei Längsträger, auf denn je ein weiterer Träger 8 mit Führungsrollen 7 längsverschiebbar geführt ist. Die Träger 8 sind mit einem Wagenkasten 9 verbunden. An beiden Seiten des Lastkraftwagens sind parallel zu den Trägern 6, 8 doppelt wirkende u. in jeder Ausschiebestellung feststellbare Kolbentriebe 10 angeordnet. die mit ihren vorderen Enden am Rahmen 6 und mit ihrem Hinterende an den Trägern 8 angreifen. Der Wagenkasten 9 kann sowohl gemeinsam mit dem Rahmen 6 nach den drei Seiten gekippi als auch mit Hilfe der Kolbentriebe 10 vor, während oder nach dem Kippen relativ zum Rahmen 6 ausgeschoben und wieder zurückgezogen werden. An den hinteren Enden der Träger 8 sind Gleitkufen 11 zur allfälligen Abstützung des Wagenkastens am Boden angebracht. Die Bordwände des Wagenkastens sind nach den Seiten klappbar ausgeführt.
Die hintere Bordwand 12 ist um eine im Bereich oder oberhalb der oberen Bordkante liegende Achse schwenkbar ausgeführt.
Am Fahrgestellrahmen ist an der einen Seite ein seitlich abstehender Träger 14 angebracht. an dem ein Reserverad 15, mit Hilfe eines Seiles, das auf eine im Träger 14 gelagerte Haspel aufgewickelt ist, aufgehängt ist.
Zwischen den beiden Längsträgern des Fahrgestellrahmens 4 sind im Bereich der vorderen Hälfte dieses Rahmens schräg von unten nach oben ansteigende zwei Führungsschienen 16 mit zueinanderweisenden Rinnen öffnungen angebracllt, deren Flansche Führungen für einen Querzapfen 17 bzw. auf diesem gelagerte Laufrollen bilden, wobei der Querzapfen 17 mit einem unteren Kopfstück 18 eines Zylinders 19 verbunden ist, der somit mit dem Zapfen 17 zwischen Endanschlägen 20, 21 auf den Führungsschienen 16 verstellt werden kann und in seiner Ruhestellung auf den Schienen 16 aufliegt, wobei sein Endteil 18 unter einem vorderen Querträger 22 des Fahrgestellrahmens 4 versenkt ist.
Im Zylinder 19 ist ein Kolben geführt, dessen Kolbenstange 23 herausgeführt ist und an ihrem Ende Lageraugen 24 trägt, mit deren Hilfe sie unter Verwendung eines Steckbolzens mit dem Kipprahmen 6 gekuppelt werden kann. Bei in Ruhestellung befindlichem Rahmen 6 und bei vom Rahmen 6 abgekuppelter Kolbenstange 23 liegt die Kolbenstange auf einem an den Führungsschie- nen 16 gehaltenen Träger 25 auf.
Die Kolbenstange 23 wird nur dann mit dem Rahmen 6 gekuppelt, wenn der Aufbau 9 zur Heckseite gekippt und gleichzeitig ausgeschoben werden soll. Die beiden durch den Kolben voneinander getrennten Zylinderräume des Zylinders 19 sind durch eine Leitung 26 miteinander verbunden, in der ein über einen Handhebel 27 einstellbares Drosselorgan 28 angeordnet ist. Mit Hilfe dieses Drosselorgans 28 kann die Bremswirkung, die die aus Zylinder. Kolben und Kolbenstange bestehende Bremseinheit erzeugt, eingestellt werden.
Bei mit dem Rahmen 6 gekuppelter Kolbenstange 23 liegt bei in Ruhestellung befindlichem Rahmen 6 der Kopfteil 18 des Zylinders 19 am Anschlag 20 an. Wird der Rahmen 6 in die in Fig. 1 dargestellte Lage gekippt, dann bleiben zunächst der Zylinder 19 und die Kolbenstange 23 in der gleichen Relativlage zueinander und der Kopfteil 18 des Zylinders wird vom Beginn des Kippens an in den Führungen 16 verstellt, bis er schliesslich auf den Anschlag 21 auftrifft. Die Lage des Anschlages 21 ist so gewählt, dass in der durch ihn bestimmten Kipplage auch bei ausgeschobenen Aufbau 9 von Aufbau und Last noch kein wesentliches Abkippmoment um das hintere Kipplager 29 erzeugt werden kann.
Wird aus der durch den Anschlag 21 bestimmten Lage (der Anschlag 21 kann, um verschiedenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, auch verstellbar ausgeführt werden), ein weiteres Kippen des Rahmens 6 durchgeführt, dann bremst die Bremsvorrichtung in dem durch die Einstellung des Drosselorgans 28 bestimmten Ausmass den weiteren Kippvorgang und verhindert so, dass der ausgeschobene Aufbau und die Last unter der Wirkung eines von Last und Aufbau erzeugten Abkippmoments selbsttätig weiter als gewünscht abkippen.
Um das Rückstellen zu erleichtern. kann man in den Kolben oder auch in dem Absperrorgan 28 ein Rückschlagventil einbauen, das beim Einschieben der Kolben stange in den Zylinder einen grösseren Durchflussquerschnitt zwischen den Zylinderräumen als beim Heraus- ziehen freigibt.