Verfahren zur Herstellung eines neuen Steroid-Hormon-Esters Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Herstellung des neuen therapeutisch wirksamen Unde- cylensäureesters des 1-Dehydrotestosterons. Dieser Ester weist an der männlichen kastrierten Ratte nach einmaliger intramuskulärer Injektion eine hohe und protrahierte androgene und anabole Wirkung auf und ist in dieser Beziehung den anderen 1-Dehydro-test- osteron-estern, wie dem Propionat,
Isobutyrat, Tri- methylacetat, Valerat u. a. deutlich überlegen. Auch gegenüber bekannten hochwirksamen androgen-ana- bolen Testosteron-derivaten zeigt er gewisse Vorteile; so ist er z.
B. gegenüber dem 19-Nor-testosteron- phenylpropionat in der 10fachen Dosis im oben genannten Rattentest in bezug auf Intensität der ana- bolen und androgenen Wirkung etwa gleich, jedoch von noch länger anhaltender androgener Wirkung. Schliesslich zeigt er im Hahnenkammtest eine sehr hohe androgene Wirkung, die sogar diejenige des be kannten Testosteron-undecylenats übersteigt.
Der neue Ester kann daher als ausgezeichnetes therapeu tisches Mittel in allen jenen Fällen verwendet wer den, in welchen eine hohe und lang anhaltende an drogene Wirkung zusammen mit einer guten anabolen Wirkung erwünscht ist. Ausserdem ist dessen Anwen dung in der Veterinärmedizin angebracht.
Der neue Ester wird gemäss der vorliegenden Er findung nach einem Verfahren hergestellt, wonach man im Undecylensäureester des Testosterons oder dessen in 4,5-Stellung gesättigten Derivaten in 1,2- oder 1,2- und 4,5-Stellung durch Dehydrierung Dop pelbindungen einführt.
Man kann als Dehydrierungs- mittel Selendioxyd in einem tertiären aliphatischen Alkohol, wie tert.-Amylalkohol, verwenden, wenn er wünscht, in Gegenwart von tertiären Basen, wie Pyri- din, oder man kann die Dehydrierung mit einem Chi- non ausführen, z. B. 2,3-Dicyan-5,6-dichlor-benzo- chinon. Ferner können mikrobiologische Methoden an gewendet werden, z.
B. die Dehydrierung durch Be- brütung mit Pilzen der Art Corynebacterium simplex oder Didymella lycopersici nach den in der Literatur beschriebenen Methoden.
Für die Applikation in der Human- oder Veteri närmedizin können Stoffmischungen, die den genann ten Ester und feste oder flüssige Arzneimittelträger enthalten, nach an sich bekannten Methoden her gestellt werden, z. B. unter Verwendung von für die parenterale, enterale, topicale Applikation geeignetem pharmazeutischem, organischem oder anorganischem Trägermaterial. Es kommen solche Stoffe in Frage, die mit dem Ester nicht reagieren, wie z. B.
Wasser, pflanzliche Öle, Benzylalkohole, Polyäthylenglykole, Gelatine, Milchzucker, Stärke, Magnesiumstearat, Talk, Vaseline, Cholesterin oder andere Arzneimittel träger.
Man kann insbesondere Präparate für die parenterale Verabreichung, vorzugsweise Lösungen, in erster Linie ölige oder wässrige Lösungen, ferner Suspensionen, Emulsionen oder Implantate bereiten; für die enterale Applikation können sinngemäss ausser dem Tabletten oder Dragees, für die topicale Anwen dung ausserdem Salben oder Cremen, hergestellt wer den.
Gegebenenfalls kann man die Präparate sterili sieren oder Hilfsstoffe, wie Konservierungs-, Stabili- sierungs-, Netz- oder Emulgierungsmittel, Salze zur Veränderung des osmotischen Druckes oder Puffer, zusetzen. Der Gehalt dieser Präparate, wie einer Am pulle oder einer Tablette, beträgt z. B. 0,5-500 mg an aktivem Wirkstoff.
Die Temperaturen sind in den folgenden Beispie len in Celsiusgraden angegeben.
<I>Beispiel 1</I> Zu 4,54 g 44-Androsten-17ss-ol-3-on-undecylenat [Testosteron-undecylenat] in 200 ml tert. Amylalko- hol und 5,0 ml Eisessig werden nach Zugabe von 6,0g Quecksilber bei Rückflusstemperatur und unter stetem Rühren in Stickstoffatmosphäre 3,70 g Selen dioxyd, gelöst in 165 ml tert. Amylalkohol, zugetropft und 20 Stunden rückflussgekocht. Die abgekühlte Reaktionslösung wird zur Abtrennung des ausgeschie denen Selens,
Quecksilberselenids und Quecksilbers filtriert und nach Verdünnen mit Essigester wiederholt mit Ammoniumsulfid- und Sodalösung geschüttelt, mit Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrock net und eingedampft. Man erhält 4,1 g rohes Al,4- Androstadien -17/3 - o1 - 3-on-undecylenat als dickes, bräunliches Öl.
Es wird in Hexan gelöst und an Alu- miniumoxyd Akt. III in Hexan aufgezogen. Nach Elu- ieren mit Hexan, Hexan-Benzol 1 : 1 und Benzol er hält man 3,2 g Al,4-Androstadien-17ss-ol-3-on-unde- cylenat.
<I>Beispiel 2</I> 4,5 g Androstan-17ss-ol-3-on-undecylenat werden in 200 ml tert. Amylalkohol und 5,0 ml Eisessig ge löst.
Nach Zugabe von 12,0 g Quecksilber lässt man bei Rückflusstemperatur unter starkem Rühren in Stickstoffatmosphäre eine Auflösung von 7,4 g Selen dioxyd in 330 ml tert. Amylalkohol zutropfen. An- schliessend kocht man weitere 20 Stunden am Rück fluss unter Rühren in Stickstoffatmosphäre. Die Reak tionslösung wird gekühlt, vom ausgeschiedenen Selen, Quecksilberselenid und Quecksilber getrennt,
mit Essigester verdünnt und die Essigesterlösung wieder holt mit Ammoniumsulfid- und Sodalösung gründlich ausgewaschen, getrocknet und eingedampft. Das er haltene rohe Q 1,4 - Androstadien -17ss - ol-3-on-unde- cylenat wird in Hexan gelöst und an Aluminiumoxyd Akt. III in Hexan aufgezogen.
Man eluiert mit Hexan, Hexan-Benzol 1 : 1 und Benzol und gewinnt 2,7 g d 1, 4-Androstadien-17ss-ol-3-on-undecylenat.
Zur Herstellung des Androstan-17ss-ol-3-on- undecylenats werden 3,11g Androstan-17ss-ol-3-on in 50 ml Dimethylformamid gelöst. Man lässt 5,0 g Undecylensäurechlorid, gelöst in 10 ml Dimethyl- formamid, unter Rühren in Stickstoffatmosphäre zu- fliessen und erwärmt anschliessend 1 Stunde auf 75 bis 80 Innentemperatur. Die klare Lösung wird nach Verdünnen mit Äther nacheinander mit Wasser, ver dünnter, eiskalter Natronlauge und Wasser ge waschen, getrocknet und eingedampft.
Man erhält 4,5 g rohes Androstan-17ss-ol-3-on-undecylenat. Das Rohprodukt wird in Hexan gelöst und an Aluminium oxyd Akt. III in Hexan aufgezogen. Man eluiert mit Hexan und gewinnt nach Eindampfen 3,98g Andro- stan-17ss-ol-3-on-undecylenat als gelbstichiges Öl, das nicht kristallisiert. IR-Absorption in CH,"CIz:
<I>5,84</I> p (Ester), 6,08 ,u (endständige Doppelbindung der Undecylensäure).
<I>Beispiel 3</I> 6,6 g Testosteron-undecylenat und 4,0 g 2,3-Di- cyan-5,6-dichlor-benzochinon werden in 50 ml trok- kenem Benzol unter Rühren in Stickstoffatmosphäre während 10 Stunden zum Sieden erhitzt. Man kühlt ab, verdünnt mit Äther und nutscht den Niederschlag von 2,3-Dicyan-5,6-dichlor-hydrochinon ab. Das Fil trat wird mit verdünnter, eiskalter Natronlauge und Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum auf dem Wasserbad vollständig ein gedampft.
Man erhält 6,4 g rohes 41,4-Androstadien- 17ss-ol-3#-on-undecylenat. Das Rohprodukt wird in Hexan gelöst und an Aluminiumoxyd Akt. III in Hexan aufgezogen. Man eluiert mit Hexan, Hexan- Benzol 1 : 1 und Benzol und gewinnt nach dem Ein dampfen 4,5 g dl,4-Androstadien-17ss-ol-3-on-unde- cylenat.