Verfahren zur Extraktion von Tetracyclinen aus Gärbrühen Die bestehenden Verfahren zur Extraktion von Tetracyclinen aus Gärbrühen haben als Grundlage die Ansäuerung der Brühe oder des Mycels zwecks Lösung des Antibioticums, eine Filtration und die Ge winnung des Antibioticums aus dem Filtrat mittels eines geeigneten Lösungsmittels; auch sind Verfahren zur direkten Extraktion aus der Gärbrühe durch die Bildung eines im angewandten Lösungsmittel löslichen Komplexes mit geeigneten Reagenzien beschrieben worden.
Diese bekannten Verfahren haben verschiedene Nachteile chemischer, physikalischer und technolo gischer Natur.
Zu den Nachteilen der Unvollständigkeit der Ex traktion des Antibioticums aus dem Mycel in der Phase der Ansäuerung oder der Notwendigkeit des Zusatzes bestimmter Substanzen zum Zweck der direkten Lösung aus der Brühe im Lösungsmittel kom men nämlich noch andere Unzukömmlichkeiten tech nischer Art, so die Notwendigkeit von Filtrationen und des Zusatzes von Filterhilfsmitteln, sowie weitere Arbeitsvorgänge, welche sich nicht nur auf die Aus beuten, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens nachteilig auswirken.
Es hat sich gezeigt, dass zur Vermeidung dieser Unzukömmlichkeiten das Antibioticum vorteilhaft in der Weise aus der Gärbrühe entfernt wird, dass dieser Brühe bei einem pH-Wert zwischen 0,5 und 12 ein mit Wasser nicht mischbares organisches Lösungsmittel zugegeben wird, und dass dieses an Antibioticum an- gereichterte Lösungsmittel mechanisch abgetrennt wird zwecks darauffolgender Fällung des Antibioti- cums. Auf diese Weise wird nicht nur die Filtration vermieden,
sondern auch der Zusatz von Substanzen, welche zur Überführung des Antibioticums in die organische Phase bestimmt sind. Es wurde nun gefunden, dass man Antibiotica der Tetracyclinreihe aus Gärbrühen extrahieren kann, wenn man die Brühe, welche beispielsweise pro Liter 3,3 g Calciumionen und 0,23 g Magnesiumionen ent hält, mit so viel Ammoniumoxalat oder Oxalsäure be handelt,
bis die Gesamtkonzentration der in der Lösung befindlichen Calcium- und Magnesiumionen einem molekularen Verhältnis von 1 : 1 zum Anti- bioticum entspricht, und dann ein mit Wasser nicht mischbares Lösungsmittel zufügt, die wässrige Schicht mit der darin enthaltenen organischen Substanz ab trennt, die Lösung auf ein pH von 4,8 bis 5,5 einstellt und das Antibioticum ausfallen lässt.
Man versetzt die Gärbrühe vorzugsweise in einem pH-Intervall von 9 bis 10, mit dem Lösungsmittel, z. B. Butanol. Wie gesagt, wird die Lösung vor der Ausfällung des Antibioticums auf ein pH von 4,8 bis 5,5 eingestellt, wobei das Antibioticum in den isoelek- trischen Zustand versetzt wird.
<I>Beispiel 1</I> 100 Liter einer Brühe, welche 4000<U>Gamma</U> ms Tetracyclin enthält, werden mit einer solchen Menge von Ammoniumoxalat behandelt, dass die Gesamt konzentration der in Lösung befindlichen Calcium- und Magnesiumionen im molekularen Verhältnis 1 : 1 zum Tetracyclin steht.
Darauf werden 30 Vol.IO/o Butanol hinzugefügt; der pH-Wert wird auf 10 ge bracht und das Ganze zentrifugiert, um die organische Schicht abzutrennen.
Die Butanollösung wird mit 20% Wasser und mit 0,511/o Oxalsäure versetzt und dann mit 20a/oiger Schwefelsäure auf den pH-Wert 1,5 gebracht.
Die mit Aktivkohle teilweise entfärbte Butanol- lösung wird filtriert; das Filtrat wird mit Äthylen- diamintetraessigsäure in einer Menge von 3 bis 5'% des Volumens behandelt und dann mit 20a/oiger Natronlauge auf den pH-Wert 4,8 bis 5,5 gebracht, unter Umrühren während 8 Stunden.
Das amphotere Tetracyclin fällt aus mit einer Aktivität von 800 bis 900 Einheiten/mg und hat nach dem Trocknen einen Wassergehalt von 10 bis 15"1 & , je nach der Dauer der Trocknung.
Die auf die antibiotische Aktivität der Ausgangs- brühe berechnete Ausbeute beträgt 65'%.
<I>Beispiel 2</I> 100 Liter einer 4000 Gamma/cm3 Tetracyclin ent haltenden Brühe werden mit so viel Oxalsäure be handelt, dass sich, berechnet auf die Ausgangsbrühe, eine Konzentration der Calcium- und Magnesium ionen im Verhältnis 1 :
1 zum Tetracyclin ergibt, und dann mit 20o/oiger Schwefelsäure auf den pH-Wert 1,5 gebracht. Darauf werden 30 Vol. % Butanol hin- zugefügt; dann wird der pH-Wert mit 50'0/aiger Natronlauge auf 10 eingestellt.
Die folgenden Arbeitsvorgänge sind gleich wie im Beispiel 1. Die auf die antibiotische Aktivität der Aus gangsbrühe berechnete Ausbeute beträgt 85 bis 90 /a. <I>Beispiel 3</I> 50 Liter einer 5000 Gamma/cm3 Chlortetracyclin enthaltenden Brühe werden mit so viel Ammonium- oxalat behandelt, bis die Gesamtkonzentration der noch in Lösung befindlichen Calcium- und Magne- siumionen im molekularen Verhältnis 1 : 1 zum Anti- bioticum steht.
Darauf werden 30 Vol. 1/9 Butanol hinzugefügt, und der pH-Wert wird auf 10 gebracht. Das durch Zentrifugieren abgetrennte Lösungsmittel wird mit 20% Wasser und 0,
5'% Oxalsäure versetzt und dann mit 20 % iger Schwefelsäure auf den pH- Wert 1,5 gebracht. Nach Zusatz von Aktivkohle wird filtriert. Das Filtrat wird mit 3 bis<B>5019</B> Natrium äthylendiamintetraacetat, bezogen auf das Gewicht des Lösungsmittels, versetzt und dann auf den pH-Wert 4,5 bis 5,5 gebracht.
Das isolierte und bei 50 C getrocknete Produkt hat eine Aktivität von 850 bis 900 Einheiten/mg und enthält 10 bis 15 % Wasser.
<I>Beispiel 4</I> 50 Liter einer 5000 Gamma/cm3 Chlortetracyclin enthaltenden Brühe werden mit so viel Oxalsäure ver- setzt, bis die Gesamtkonzentration der noch in Lösung befindlichen Calcium- und Magnesiumionen im mole kularen Verhältnis 1 :
1 zum Antibioticum steht, und dann mit der genügenden Menge 20 % iger Schwefel- säure auf den pH-Wert 1,5 gebracht. 30 Vol.o/o Butanol werden zugesetzt. Das Ganze wird auf den pH-Wert 10 eingestellt. Das durch Zentrifugieren ab getrennte Lösungsmittel wird genau gleich behandelt wie im Beispiel 3.
Das erhaltene amphotere Chlortetracyclin hat die gleichen Eigenschaften wie im Beispiel 3.