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Verfahren und Ofen zum Brennen von Kohlekörpern wie Elektroden und Kohlenstoffsteinen Die Erfindung bezweckt, zum Brennen von Kohlekörpern wie Elektroden und Kohlenstoffsteinen ein Verfahren anzugeben, mittels welchem in fortlaufender Folge vorgeformte Kohlekörper einem Tunnelofen zugeführt und die fertiggebrannten Kohlekörper dem Ofen entnommen werden können.
Es soll also möglich sein, Kohlekörper kontinuierlich zu brennen.
Es ist ferner Ziel der Erfindung, die beim Brennen der Kohlekörper entweichenden Teerdämpfe nutzbringend zu verwerten. Das erfindungsgemässe Verfahren soll darüberhinaus die Verwendung von Füllpulver entbehrlich machen, so dass auch das Entfernen des beim Brennen des fest an den Kohleelektroden haftenden Füllpulvers nach dem Brennen der Elektroden in Fortfall kommt.
Bislang sind z. B. Kohleelektroden beim Brennen zur Vermeidung von Abbrand üblicherweise in Tiegel oder Muffeln oder Kassetten eingesetzt und an- schliessend in Brennöfen gebrannt worden. Dabei wird der Raum zwischen den einzelnen in den Kas- setten befindlichen Kohlekörpern mit Kokspulver ausgefüllt. Dieses Füllpulver setzt sich beim Brennvor- gang vielfach fest an den gebrannten Kohlekörpern an.
Deswegen müssen letztere nach dem Brennen von dem anhaftenden Füllpulver gereinigt werden. Aus- serdem wird vielfach zur Gewinnung des Füllpulvers eine Aufbereitungsanlage benötigt. Auch führt das Ein- und Ausfüllen des Füllpulvers zu einer wahren Staubplage für die Bedienungspersonen.
Nach einem anderen Vorschlag werden die Kohlekörper bei höherer Temperatur ohne Füllpulver gebrannt, indem die Muffeln, in welchen die Ware eingebrannt wird, mit indifferenten oder reduzierenden Gasen, Rauchgas, Halbgas, Generatorgas gefüllt gehalten werden. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die Muffeln. oder Kassetten, in welchen die Kohlekörper gebrannt werden, nicht dicht halten und zu Störungen Anlass geben.
Auch ist ein Tunnelofen bekannt, mittels welchem Anoden gebrannt werden sollen, wobei diese durch Hauben aus Metall abgedeckt sind und unter die Hauben Schutzgas geleitet wird. Die in der Vor- wärmzone des Ofens beim Brennen aus den Anoden entweichenden Teerdämpfe sollen dabei gewonnen werden. Es ist aus den bezüglichen Publikationen jedoch nicht ersichtlich, in welcher Weise die Anoden gebrannt werden.
Dies ist jedoch von grosser Wichtigkeit, weil bei Anwendung von Hauben aus Metall der Höhe der Brenntemperatur Grenzen gesetzt sind. Diese liegen dabei weit unter der zum Brennen von amorphen Elektroden (Anoden) erforderlichen Temperatur. Daher kann beim Brennen von amorphen Elektroden nicht in der empfohlenen Weise vorgegangen werden.
Auch das Brennen der Elektroden in zwei Stufen zu unterteilen ist vorgeschlagen worden. Beim Vorbrennen auf der ersten Stufe werden hierbei die Kohleelektroden in Behälter aus Metall eingebracht, während sie beim Fertigbrennen auf der zweiten Stufe in Behälter aus feuerfestem Material wie Schamotte verbraucht werden. Der Raum zwischen den Elektrodenkörpem wird mit Sand, Kohlepulver oder Schamotte ausgefüllt.
Das bekannte Verfahren bedarf also der Anwendung von Füllpulver, was nach dem Verfahren gemäss der Erfindung nicht erforderlich ist.
Um das Brennen von Kohlekörpern ohne Füllpulver durchführen zu können, ist bereits empfohlen worden, die Kohlekörper mit einer Schutzschicht zu
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versehen. Danach sollen Elektroden beispielsweise mit einer Schutzschicht aus Tonerde oder Magnesium oder Kieselgur, gegebenenfalls unter Beifügen eines Flussmittels wie Wasserglas oder Kochsalz umhüllt werden.
Bei diesem Verfahren werden die Teerdämpfe, die beim Brennen der Elektroden entstehen, nicht verwertet.
Hinsichtlich der Verwertung bzw. Vernichtung der beim Brennen von Kohlekörpern anfallenden Dämpfe oder Gase sind auch verschiedene Vorschläge gemacht worden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun ein Verfahren und ein Ofen zum kontinuierlichen Brennen von Kohlekörpern wie Elektroden und Koh- lenstoffsteinen, durch welche die den bekannten Verfahren anhaftenden Mängel überwunden, deren Vorteile jedoch genutzt werden.
Die Erfindung besteht hierzu bei einem Verfahren zum Brennen solcher Kohlekörper in Tunnelöfen darin, dass. die ungebrannten Kohlekörper auf die Brennwagen gelegt und mit einer Haube abgedeckt werden;
worauf unter die Haube ein den Abbrand verhinderndes Schutzgas geleitet wird und die Brennwagen mitsamt den Kohlekörpern in den Tunnelofen eingeschoben und all- mählich weiter bewegt werden, bis die Kohlekörper in denjenigen Bereich gelangen, in welchem eine Temperatur von 700-800p C herrscht,
worauf die Kohle- körper mit einer den Abbrand verhindernden Schutz- schicht umgeben und anschliessend fertig gebrannt werden, wobei die beim Brennen der Kohlekörper entweichenden Teerdämpfe verwertet werden.
Der zur Ausübung des Verfahrens dienende Ofen zeichnet sich dadurch aus, dass derselbe wenigstens einen Vorwärme-, einen Vorbrenn-Ofenteil und von diesem durch eine Schleuse oder durch einen Unter- bruch getrennten Fertigbrenn-Ofenteil aufweist, in welchen Ofenteilen zum Beladen und der Förderung dienende, in Ketten angeordnete Wagen vorgesehen sind, welche je die abdeckbare Haube besitzen, derart,
dass die Haube in der Schleuse oder dem Unterbruch zwecks Anordnung der Schutzschicht vor dem Fertigbrennen der Kohlekörper vom zugehörigen Wagen abgehoben werden kann.
Auf der Zeichnung ist der Brennofen, welcher zur Ausübung des Verfahrens dient, in beispielsweisen Ausführungsformen schematisch gezeigt Fig. 1 ist ein Längsschnitt eines ersten Ausfüh- rungsbeispieles ; Fig. 2 ist ein Grundriss eines zweiten Ausfüh- rungsbeispieles, und Fig. 3 ist ein. Grundriss eines dritten Ausfüh- rungsbeispieles.
Die Kohlekörper werden, auf den Brennwagen durch eine Schutzhaube abgedeckt, in welche ein für den Brennprozess geeignetes Schutzgas eingeführt wird. Dabei ist zu beachten, dass man bei diesem Verfahren nur bis zu bestimmten Temperaturen brennen kann.
Im Bereich der Temperaturen zwischen 700-800p C befindet sich eine Schleusenkam- mer, durch welche der Tunnelofen in, der Längsrich- tung unterbrochen wird.
In der Schleusenkammer befindet sich im Gewölbe des Tunnelofens eine öff- nung, durch welche die Schutzhaube nach oben herausgezogen werden kann. Das Herausnehmen der Schutzhaube aus der Schleusenkammer kann aber auch nach einer der beiden Seiten des Tunnelofens erfolgen. Die Elektroden werden nach dem Abheben der Hauben mit einer den Abbrand verhindernden Schutzschicht umgeben und anschliessend fertig ge- brannt.
Nach Fig. 1 bezeichnet 1 den Tunnelofen, in welchen die Brennwagen 2 von A aus eingeschoben werden. Die Brennwagen bilden innerhalb des Tunnelofens eine Wagenkette, die von der Einfahrtsöffnung A bis zur Ausfahrtsöffnung B reicht, wobei die einzelnen Brennwagen aneinander stossen. Der Brennofen 1 ist in ein, langes Teilstück 3 und ein kurzes Teilstück 4 unterteilt.
Die zu brennenden Elektroden werden vor dem Einfahren der Brennwagen in den Tunnelofen auf die Brennwagen 2 aufgelegt. Die Elektroden, die sich auf diesem Brennwagen befinden, sind mit 5 und 6 bezeichnet. Die jeweils auf einem Brennwagen be- findlichen Elektroden werden mit einer Metallhaube 7 abgedeckt. In nichtgezeigter Weise wird unter die Haube Schutzgas eingeführt. Die beim Brennen der Elektroden entstehenden Teerdämpfe werden nach einem der bekannten Verfahren in üblicher Weise verwertet.
Innerhalb des Ofenteilstückes 3 werden die Elektroden vorgebrannt, wobei die Temperatur innerhalb des Ofens auf etwa 700-800 C ansteigt. In dem Ofenbereich, in welchem diese Temperatur herrscht, ist eine Schleuse vorgesehen.. Diese wird von den Wänden 8, 9 und 10 gebildet, die nach oben gezogen, bzw. von oben her eingeschoben werden können. Ihr gegenseitiger Abstand stimmt etwa mit der Länge eines. Brennwagens überein. Die Brennwagen 2 werden jeweils taktweise in Richtung des Pfeiles 0 vorgeschoben.
Beim jeweiligen Verschieben werden die Wände 8, 9 und 10 angehoben. Ist die gesamte Wagenkette dann um einen Wagen weiter nach rechts geschoben worden, dann werden die Wände 8, 9 und 10 nach unten geschoben, bis sie die aus Fig. 1 ersichtliche Lage einnehmen. Hierauf wird die Haube 7 des in der Schleusenkammer 11 befindlichen Brennwagens abgehoben. Beim nächsten Takt gelangt der in der Schleusenkammer 11 befindliche Brennwagen in die Schleusenkammer 12.
Die auf ihm befindlichen Elektroden sind nun nicht mehr abgedeckt. Sie können daher leicht mit einer Schutzschicht umhüllt, beispielsweise mit flüssigem Aluminium bespritzt werden. Beim folgenden Takt gelangt der Brennwagen in den mit 4 bezeichneten Ofenteil, der zum Fertigbrennen dient. In diesem herrscht eine Temperatur, die etwa 13000 C und darüber beträgt.
Der Ofenteil 3 ist wesentlich länger gehalten als der Ofenteil 4. Dies hat seine Ursache darin, dass das Brennen der Kohlekörper im Temperatur-
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bereich von 300 bis 700o C erfahrungsgemäss sehr langsam vor sich geht, während das Fertigbrennen schneller erfolgt.
Weitere Beispiele von. Brennöfen sind in Fig. 2 und 3 dargestellt. Beim Brennofen nach Fig. 2 werden zwei Tunnelöfen zum Brennen der Kohlekörper verwendet. Der eine, der mit 3' bezeichnet ist, dient zum Vorbrennen und der andere, der mit 4' bezeichnet ist, dient zum Fertigbrennen der Elektroden.
Die Brennwagen sind wiederum mit 2 bezeichnet. Sie werden in Richtung des Pfeiles C durch den Ofen 3' geschoben, dann in Richtung des Pfeiles D bewegt und schliesslich in Richtung des Pfeiles E durch den Ofen 4' geschoben. Der zum Vorbrennen dienende Ofen 3' ist wiederum wesentlich länger gehalten, als der zum Fertigbrennen bestimmte Ofen 4'.
Die Unterteilung des Brennvorganges in dieser Weise bringt den Vorteil, dass am Auslauf, also bei F, die etwa unter Schutzgas. im Ofen 3' gebrannten Elektroden leicht abgedeckt werden können, weil sich eine über den Elektroden befindliche Haube, wie in Fig. 1 angedeutet, unbehindert abheben lässt. Ausserdem ist es leicht möglich, die Elektroden vor dem Einbringen in den Ofen 4' mit einer Schutzschicht zu umhüllen. Die Elektroden können dazu beispielsweise mit flüssigem Aluminium bespritzt werden.
Anstatt einen sehr langen Ofenteil 3, 3' wie in den Fig. 1 und 2 angedeutet, zum Vorbrennen der Elektroden zu benutzen, kann es günstig sein, einen Brennofen nach Fig. 3 zu verwenden. Hiernach werden zwei Öfen 13 und 13', die kürzer gehalten werden können, benutzt. Die von beiden Öfen 13, 13' kommenden Brennwagen 2 werden im Sinne der Pfeile D, E in dem zum Fertigbrennen dienenden Ofenteil 4" eingeschoben.
Das beschriebene Verfahren lässt sich sinnge- mäss auch zum Brennen anderer Produkte anwenden, z. B. zum Brennen von Graphitelektroden.
Auch das Brennen von Kohlestoffsteinen lässt sich nach dem gleichen Verfahren durchführen.
Die Beheizung des Tunnelofens zur Durchfüh- rung des Verfahrens nach, der Erfindung kann auf verschiedene Weise erfolgen, je nach örtlichen Verhältnissen, also sowohl mit Gas, Öl, elektrisch oder indirekt durch Strahlrohre. Es ist auch ohne weiteres möglich, für die Durchführung des Verfahrens einen Tunnel-Muffelofem zu verwanden.
Auch andere Ofenarten, wie z. B. Zwei- oder Mehrbahntunnelöfen, Herdwagenöfen oder Kammerringöfen mit ausziehbarem Herd, können Verwendung finden, sowie auch Schenkel-Tunnelöfen in L- oder T-Form.
Das für den Brennvorgang erforderliche Schutzgas kann in der Weise gewonnen werden, dass man die beim Brennen der Elektroden entstehenden Teerdämpfe verwertet. Das. kann z. B. in der Weise-ge- schehen, dass im Temperaturbereich von 600-800o C aus der Haube des Brennwagens die Teerdämpfe abgezogen und nach dem Schutzgaserzeuger befördert werden.
Das so gewonnene Schutzgas wird vom SChutzgaserzeuger zur Vorwärmzone geleitet und vor dem Eintritt in den Ofen durch einen Vorwärmer geführt, in welchem das Gas entsprechend aufgeheizt wird. Dieses Schutzgas erfüllt dann einen doppelten Zweck, denn einmal schützt es die Kohlekör- per vor Abbrand und zum anderen dient es zum Einleiten des Brennprozesses durch langsames Anwärmen der Kohlekörper.
Wird für die Beheizung des Tunnelofens Generatorgas verwendet, dann können in bekannter Weise die beim Brennen der Kohlekörper entstehenden Teerdämpfe an geeigneter Stelle aus dem Tunnelofen abgezogen und in den Gasgenerator eingeführt werden, zwecks Umwandlung in beständige Gase.
Das beschriebene Verfahren bietet gegenüber den bisher bekannten Brennverfahren sehr bedeutende Vorteile, und zwar 1. Fortfall des Füllpulvers ; 2. Fortfall des Reinigens. der gebrauchten Kohlekörper ; 3. Fortfall der Staubplage, welche beim Füllen und Entleeren der Brennkammern der bisher bekannten Brennöfen nicht zu vermeiden ist ; 4. Fortfall der Füllpulverabsauganlage ; 5.
Fortfall der Rauchgasreinigungsanlage, weil nach dem neuen Verfahren die beim Brennen der Kohlekörper entweichenden Teerdämpfe verwertet werden ; 6. die Baukosten für einen Tunnelofen nach dem neuen Brennverfahren sind bedeutend niedriger als für einen Kassettentiefofen bekannter Bauart;
7. beim Brennen von Kohleelektroden im Tunnelofen in hygienischer Beziehung für das Bedie- nungspersonal, weil dasselbe nicht mehr der Hitze ausgesetzt ist, wie bei den bisher bekannten Brennöfen.