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Für artilleristische Zwecke bestimmtes ÜbungsschieBgerät Die übliche Grundausbildung der verschiedenen Truppenteile der Artillerie mit ihren Kampfgeschützen beansprucht grossflächige Scharfschiessplätze und grosse Mengen teurer Kampfmunition. Die Massenausbildung in kurzer Zeit scheitert gewöhnlich an den Raum- und Zeitverhältnissen der Schiessplatzbenutzung, weil diese Plätze nur unter grossem Kostenaufwand vermehrt oder ausgebaut werden können, und ferner am Erfordernis der Bereitstellung grosser Mengen an Artillerie-Kampf- geräten.
Man hat nun bereits kleinkalibrige artilleri- stische Schiessübungen mit Vollgeschossen gegen Scheiben und horizontale Sandflächen, beispielsweise bis 100 m Entfernung, als Beobachtungsübung und zur Ableitung von Korrektur-Kommandos vorgeschlagen. Auch hat man Kleinkaliberrohre in Kampfgeschütze oder in Normal-Kartuschhülsen eingebaut und diese als Einsteckläufe zum Abschuss kleinkalibriger Vollgeschosse verwendet.
Ein Kleinkaliber-Übungsschiessen ist jedoch auf diese Weise nicht durchführbar, weil die Beobachtungsverhältnisse keine Anpassung an wirkliche Kampfbeobachtung ermöglichen und zudem wegen der Verwendung von Kampfgeschtüzen die Ausbildung hinsichtlich Zeit- und Raumbeanspruchung nur bei einer geringen Truppenzahl möglich ist.
Die Erfindung betrifft ein für artilleristische Zwecke bestimmtes übungsschiessgerät, das die geschilderten Schwierigkeiten behebt und mit geringem Kostenaufwand in kürzester Zeit auf weit verteilten Garnisonplätzen eine umfangreiche artille-. ristische Fachausbildung ermöglicht.
Das übungsschiessgerät gemäss der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass auf einem transportablen Stativ oder boden- bzw. fahrzeugfesten Standsockel ein rundum drehbares Oberteil angeordnet ist, das Seiten- und Höhenrichtmittel und Schildzapfenlager für den Einsatz gegeneinander auswechselbarer Schiessrohre und Raketenträger für Geschosse kleinen Kalibers aufweist, in denen diese Rohre und Träger von -10 bis -i- 90 höhenschwenkbar sind. Dieses übungsschiessgerät lässt den Einsatz verschiedenster Kleinkaliber-Schiessrohre zu, mit denen unter Verwendung geeigneter Munition alle beim Einsatz von Kampfwaffen anfallenden Aufgaben unter Schusskontrolle geübt werden können.
Insbesondere kann in das übungsschiessgerät ein Einzelschiessrohr mit Verschlussstück, ein Einzelschiessrohr mit Mehrladevorrichtung, beispielsweise mit einer Ladetrommel nach Art einer Revolvertrommel, ein Mehrrohrblock mit Einzelverschluss der Rohre oder Blockverschluss für alle Rohre oder ein Kleinkaliber-Raketenträger mit Vielfachgleit- bahnen oder rückstossfreien Gleitrohren eingesetzt werden, indem diese Schiessrohrtypen oder Raketenträger in die Schildzapfenlager des Gerätes auswechselbar eingesetzt werden.
Für das Einzelschiess- rohr wird zweckmässig noch ein sich nach seiner Mündung zu konisch erweiternder Einschiebelauf vorgesehen, der als Streurohr für 6-mm-Vollge- schosse dient und einen streuenden Flachbahnbeschuss von Scheiben in etwa 50 m Entfernung ermöglicht.
Die beim erfindungsgemässen übungsschiessgerät zu verwendende Munition enthält z. B. einen Treibsatz, der eine Anfangsgeschwindigkeit von etwa 100 bis 150 m/sec erzeugt, so dass ein KleinkaliberBogenschuss und eine Reduktion der Geschossbahn des Kleinkaliberschusses im Verhältnis von 1 :
10 zur Kampfgeschossbahn bei übungs-Entfernungen
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bis 1000 m erhalten werden und unabhängig von in der Beobachtungsrichtung befindlichen Sichtdeckungen und/oder in der Schussrichtung befindlichen Geländeerhebungen auf flächenkleinen Plätzen geschossen werden kann und ferner die atmosphärischen Einflüsse auf die Flugbahn im Streubild erkennbar sind, da die Geschossflugzeit annähernd die gleiche ist wie bei einem Kampfgeschoss und Kampfentfernung.
Bei Verwendung eines Richtkreises am Gerät gemäss der Erfindung kann dieses gegen ein Rundblickfernrohr in üblicher Form auswechselbar sein. Ferner kann ein frei aufsetzbarer Quadrant durch einen Höhenrichtkreisbogen in lösbarer Verbindung mit einem Schildzapfen des Rohres ersetzbar sein. Es können die üblichen Zielaufsätze zur Bekämpfung von Luftzielen Anwendung finden.
Das Schiessgerät kann Anwendung finden zum Einzellehrschuss, und zwar mit Einzelladung im Einzelrohr, sodann zum Salven- und Gruppenfeuer einer Batterie oder Abteilung mit Einzelladung im Einzelrohr, ferner zum Schnellfeuer oder Salvenfeuer als Feuerstoss eines Einzelgerätes mit mehreren Rohren bei vorausgehender Ladung und Bereitstellung eines feuerbereiten Gerätes, sodann zum Einzelschnellfeuer mit Einrohrsystem mit Trommelladung und schliesslich nach Einbau des Mehrrohrblockes zur Abgabe von Salven- oder Serienschnellfeuer gegen bewegliche Erd- und Luftziele.
Der sich innen nach seiner Mündung zu konisch erweiternde einsetzbare Einschiebelauf kann einen eigenen Verschlussteil normaler Bauart und eine Mündungsverschraubung aufweisen. Es können mit ihm normale 6-mm-Voll- geschosse gegen senkrechte oder geneigte Scheiben in z. B. 50 m Entfernung verschossen werden, wobei die konische Erweiterung des Laufes einen Streukreis oder eine Streuellipse mit 20-40 cm Durchmesser hervorruft. Es werden hierbei Streubilder erzeugt, die den tatsächlichen Streuverhältnissen beim artilleristischen Schiessen im reduzierten Massstab entsprechen.
Der artilleristische Bogenschuss mit einer Anfangsgeschwindigkeit von beispielsweise 100 bis 150 m/sec ermöglicht das überschiessen von Deckungen gegen nicht sichtbare Erdziele auf weitere Entfernungen innerhalb des Schussfeldes. Die Anfangsstrecke einer solchen Flugbahn ist bis etwa 300 m Entfernung noch so gestreckt, dass innerhalb dieser Entfernung auch gegen bewegliche sichtbare Erd- und Luftziele das übungsschiessen möglich ist. Die Treibladungen der zur Anwendung gelangenden Munition sind in dieser fest laboriert, und zwar in gruppenweise zusammengefassten festen Sätzen, beispielsweise für 100 m, 120 m, 150 m Anfangsgeschwindigkeit.
Da eine Anpassung an die Kampfverhältnisse, Entfernungs- und Bewegungsgrössen der Ziele durch eine Reduzierung von etwa 1 : 10 erfolgt, entsprechen die Winkelgeschwindigkeiten der beweglichen Ziele etwa der Winkelgeschwindigkeit der Kampfziele auf Kampfentfernung, wobei die Flugzeit der Kleinkaliber-Übungsgeschosse etwa der Flugzeit der Kampfgeschosse auf Kampfentfernung entspricht, so dass auch die Zeit der Vormessung, Vorhaltung und Schussbeobachtung sowie die erforderliche Richtgeschwindigkeit den Kampfverhältnissen entsprechen.
Die Anwendung des Schiessgerätes gemäss der Erfindung ermöglicht im Rahmen der Einzelausbildung die Erläuterung der ballistischen Grundlehre mit Demonstration am scharfen Schuss im freien Gelände, die Ausbildung in allen Verfahren zum Einrichten eines Einzelgeschützes und einer Batterie in offener oder verdeckter Stellung, und zwar unter Anwendung der üblichen Richtmittel und Nachprüfbarkeit durch scharfen Schuss, die Ausbildung in allen Schiessverfahren sowie die Übung der Vermessungstruppen zur geodätischen Einmessung der Planpunkte der Gerätestellungen, wie Batterien, Abteilungen als Grundlage der Feuerzusammenfassung grösserer Verbände,
schliesslich bei Verwendung von Brennzünder-Kleinkalibergeschossen das Einmessen hoher Sprengpunkte durch Lichtmess- batterien als Dauerübungen.
Im Rahmen der Verbandsausbildung ermöglicht die Anwendung des Schiessgerätes nach der Erfindung die Zusammenfassung mehrerer Kleinkaliberbatterien im Abteilungs- oder Regimentsverband als Grundlage für die taktische Feuerleitungsübung der Batterieführer und Kommandeure mit Einschaltung kriegsmässiger Funkmeldungen und der Vermessungsorgane mit allen Rechenübungen.
In den Zeichnungen ist eine beispielsweise Ausführungsform des für artilleristische Zwecke bestimmten übungsschiessgerätes gemäss der Erfindung mit verschiedenen dazugehörenden Austausch- Kleinkaliberwaffen dargestellt.
Fig. 1 zeigt das übungsschiessgerät in Seitenansicht mit einem Einzelschiessrohr.
Fig. 2 zeigt das Gerät in Seitenansicht mit Einzelschiessrohr und einem Einschiebelauf mit eigenem Verschlussteil. In Fig. 3 ist das Gerät in Seitenansicht mit einem Raketenträger dargestellt.
Fig. 4 ist ein Schnitt durch den Raketenträger gemäss der Linie IV-IV der Fig. 3.
Fig. 5 zeigt das Gerät als Mehrlader. In Fig. 6 ist das Gerät mit Mehrrohrsystem und Blockverschluss -dargestellt.
Das übungsschiessgerät weist ein dreibeiniges Stahlrohrstativ mit Stativbeinen 1 auf. Es ist entsprechend den bei Kleinkaliberschiessen auftretenden Massenkräften bemessen. Anstelle eines transportablen Stativs kann das Schiessgerät auch einen boden- bzw. fahrzeugfesten Standsockel aufweisen. Auf einer Kopfplatte 2 des Stativs ist eine Sockellafette angeordnet, die aus einem Unterteil 3, das mittels einer Schraube 5 auf dem Stativkopf 2 feststellbar ist, und einem Oberteil 4 besteht. Das Oberteil 4 ist um einen Pivotzapfen des Unterteils 3 rundum drehbar.
Am Unterteil 3 der Sockellafette ist ein
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Schneckenzahnkranz eines Seitenrichttriebes angeordnet, während sich in einem Schneckengehäuse des Oberteils 4 eine durch ein Seitenrichtrad 6 einstellbare Seitenrichtschnecke befindet, die durch Federdruck in den am Unterteil 3 befindlichen Sei- tenrichtzahnkranz eingreift und bei Drehung des Seitenrichtrades 6 die Rundumdrehung des Oberteils 4 auf dem Unterteil 3 bewirkt.
Das Oberteil 4 bildet zwei Lafettenwangen mit aufklappbaren Drehzapfenlagern 7, die zum Einlegen der Kleinkaliberwaffen dienen, wie des in Fig. 1 und 2 dargestellten Einzel- schiessrohres 9, des -in Fig. 3 dargestellten Raketenträgers 21, des in Fig. 5 dargestellten Mehrlade- schiessgerätes oder des in Fig. 6 gezeigten Schiessgerätes mit Mehrrohrsystem. Die verschiedenen einsetzbaren Kleinkaliberwaffen weisen zwei horizontal angeordnete Drehzapfen 8 auf.
Die Achse dieser Drehzapfen 8 schneidet die Seelenachse des Schiessrohres, mit Ausnahme bei dem rückstossfreien Raketenträger nach Fig. 3 und dem Gerät mit Mehrrohrsystem gemäss Fig. 6.
An der linken Lafettenwange ist ein Seitenricht- arm 10 befestigt, auf dem sich ein Horizontalricht- kreis 14 befindet. Auf dem Oberteil 4 sind Wasserwaagen 13 angeordnet, die zur Horizontierung des Gerätes dienen. Das Höhenrichtwerk besteht aus einer Höhenrichtschnecke, die in einem Schneckengehäuse gelagert und zwischen den vom Oberteil 4 gebildeten Lafettenwangen angeordnet ist, sowie aus einem Höhenrichtrad 11.
Die Höhenrichtschnecke greift in einen an der Unterseite der einzusetzenden Kleinkaliberwaffen befindlichen Höhenrichtzahn- kranz 12 mit Winkelantrieb ein. Es findet mithin bei sämtlichen einzusetzenden Waffen ein einziges, zwischen den Lafettenwangen befestigtes Schneckentriebwerk für das Höhenrichten Verwendung, und es gelangt für sämtliche Einsatzwaffen ein und dasselbe, an der linken Lafettenwange angeordnete Seiten- richtgerät zur Anwendung.
Am rechten Drehzapfen 8 der Kleinkaliberwaffen ist ein Höhenwinkelmesser aufgesetzt, der aus einer Grundplatte 15 von Gestalt eines Quadranten, einem Einstellschieber 16 und einem Libellenschieber 17 besteht, und der mit dem rechten Drehzapfen einer jeden Austauschwaffe lösbar verbunden ist. Die Grundplatte weist am Rand eine Strichteilung, z. B. von 0 bis 1600 Strichen mit Unterteilung von 10 zu 10 Strichen, auf. Der Einstellschieber 16 wird mittels eines Mikrometertriebes bewegt, der aus einer in den Zahnkranz der Grundplatte 15 eingreifenden Schnecke mit einer Schneckenwelle und einem Kordelknopf 18 besteht.
Das Schiessrohr 9 kann ein Kaliber von 14,5 mm oder 16 mm haben. Auf seinem Rücken befindet sich die Quadrantenfläche zum Aufsetzen eines geprüften Quadranten. Der Rohrerhöhungsbereich kann - 8 bis + 90 betragen.
In Fig. 2 ist das Schiessgerät mit einem in ein Einzelschiessrohr eingesetzten gezogenen Einschiebelauf 19 von beispielsweise 6 mm Kaliber dargestellt, der einen eigenen Verschluss und eine Mündungsverschraubung 20 aufweist. Der Einschiebelauf 19 weist im letzten Drittel vor der Mündung eine schwach konische Ausbohrung auf; die Erweiterung beträgt einige Hundertstelmillimeter bis 1/i0 mm.
Bei dem in Fig. 3 und 4 dargestellten übungs- schiessgeräten ist anstelle des in Fig. 1 und 2 gezeigten Einzelschiessrohres ein Raketenträger 21 für Raketensalvenfeuer eingesetzt. Die Drehzapfen 8 des Raketenträgers 21 brauchen nicht in der Mittelachse des Rohrträgers angeordnet zu sein, da es sich um eine rückstossfreie Waffe handelt.
In Fig. 5 ist die Verwendung eines Mehrladeschiessgerätes dargestellt, das eine Ladetrommel 22 aufweist. Mit diesem Gerät können Leuchtspurgeschosse ohne Aufschlagzünder im Schnellfeuer gegen bewegliche Erd- und Luftziele verschossen werden.
Fig. 6 zeigt die Anwendung eines Mehrrohrsystems, das von Schiessrohren 23, 24 gebildet wird und einen Blockverschluss 25 mit einer Verriegelung 26 aufweist. Mit diesem Gerät, beispielsweise mit vier Rohren, können Geschosse mit Aufschlagzünder, Leuchtspuren oder mit Brennzünder im Salvenfeuer oder Serienschnellfeuer, besonders gegen bewegliche Erdziele verschossen werden.
Die Drehzapfen 8 des Raketenträgers 21 nach Fig. 3 und 4, des Mehrladeschiessgerätes nach Fig. 5 und des Mehrrohrsystems nach Fig. 6 weisen die gleiche Gestaltung auf wie die Drehzapfen 8 des Einzelschiessrohres nach Fig. 1 und 2. Der Höhenrichtkranz 12 ist bei allen Austauschwaffen gleich gestaltet, so dass jeder Höhenrichtkranz mit der zwischen den Lafettenwangen des Oberteils 4 angeordneten Höhenrichtschnecke zusammenwirken kann.
Sämtliche beschriebenen einsetzbaren Waffen sind in den Lagern 7 von. - 10 bis -I- 90 höhenschwenkbar.