Einrichtung zur Schnellauslösung elektrischer Schalteinrichtungen. Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der elektrischen Hochspannungsanlagen iuid der zugehörigen Steuereinrichtungen. Sie be zweckt eine wesentliche Herabsetzung der Auslösezeit von Schalteinrichtungen, gerech net von der Kommandogabe bis zur Beendi gung der Lichtbogenlöschung im Schaltgerät. Für diese Zeit werden bei Höchstspannungs- schaltern bis zu etwa 12 Halbwellen bei normaler Betriebsfrequenz, also ca. 0,12 Sek., benötigt.
Ein wesentlicher Teil hiervon ent fällt auf die Zeit, die der Schalter braucht, um nach Freigabe des beweglichen Schalt gliedes in die Stellung zu gelangen, in der der Lichtbogen erlischt. Dieser Teil der Aus lösezeit ist bei den heutigen Schalterbauarten nur schwer noch weiter zu verkleinern.
Für die Zeit von der Kommandogabe bis zum Eintreten der Bewegung des Leistungs schalters werden im allgemeinen etwa 4 Halb wellen bei normaler Betriebsfrequenz, das heisst ca. 0,04 Sek., benötigt. Diese Zeit ist zu einem grossen Teil dazu erforderlich, um die -Übersetzungen und Zwischenlraftspeicher am Schalter zu betätigen, die man bisher brauchte, um mit einer verhältnismässig ge ringen Leistung in der Grössenordnung von 100 Watt die Haltekräfte eines Schalters, die oft in der Grössenordnung von mehreren 1000 kg liegen, lösen zu können.
Man könnte nun daran denken, die me chanischen Verklinkungseinriclitüngen am Schalter zwecks Zeitersparnis zu vereinfachen und dafür einen Auslöser mit entsprechend erhöhter Leistungsaufnahme vorzusehen. Dies stösst jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten, da die Relaiskontakte, mit Hilfe derer die Auslöser gesteuert werden, derartige Leistun gen nicht mehr zu schalten vermögen; denn bekanntlich sind derartige Steuergeräte, wie sie bei Selektivschutzeinrichtungen verwendet werden, notwendigerweise ausserordentlich fein und empfindlich.
Ausserdem würde eine Er höhung der Leistungsaufnahme eines Auslöse- elektromagneten im- allgemeinen auch eine Vergrösserung der Zeitkonstante des Strom kreises der Elektromagnetspule mit sich bringen.
Die vorerwähnten Nachteile können nach der Erfindung durch eine Einrichtung zur Schnellauslösung elektrischer Schalteinrich tungen beseitigt werden, bei der vor der Abgabe des Auslösekommandos ein Vor kommando gegeben wird, das das Entstehen eines einen Steuerleiter umgebenden Magnet feldes zur Folge hat, wobei die Auslösung des Schalters durch einen in diesen Steuer leiter bei der Abgabe des Ausführungskom mandos eingesandten Strom herbeigeführt wird, wodurch der Leiter elektrodynamisch beeinflusst wird. Dadurch wird die Zeit von der Kommandoabgabe bis zum Beginn der Bewegung der Auslöseeinrichtung erheblich verkürzt.
Die Auslöseanordnung kann gegebenen falls auch nach Art eines Dynamometers ausgebildet werden, wobei das Erregerfeld in Abhängigkeit von einer oder von mehreren massgebenden Einflussgrössen veränderlich ist. Auch hierbei besteht der Vorteil darin, dass die Zeit, die zum Aufbau des Erregerfeldes erforderlich ist, dadurch, dass das Erregerfeld schon bei der Abgabe des Vorkommandos eingeschaltet wird, für den Auslösevorgang nicht verlorengeht.
Im folgenden sei die Erfindung an Hand der Zeichnung, die ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes darstellt, beschrie ben und erläutert.
Fig. 1 zeigt das Schaltschema einer Aus löseanordnung.
1, 2 sind Kontakte, welche als Vorkom- mando von einem Selektivschutzrelais vor dem eigentlichen Ausführungskommando be tätigt werden, unabhängig davon, ob es über haupt zur Abgabe des Ausführungskommandos kommt oder nicht. Die Kontakte 1, 2 werden geschlossen, sobald das Selektivschutzrelais zu laufen beginnt. 3 ist der das Ausführungs kommando abgebende Kontakt des Selektiv schutzrelais.
M ist der Elektromagnet eines dynamometrisch wirkenden Auslösers, C ein Kondensator, L ein beweglich angeordneter Leiter, welcher den "Anker" des Auslösers darstellt. Zweckmässigerweise wird der Leiter L in der Form einer Spule aufgewickelt. Eine Ausführungsmöglichkeit des Auslösers ist in Fig. 2 für sich dargestellt.
Durch das Vorkommando mittels der Kontakte 1, 2 werden der Elektromagnet M und der Kondensator C an die Steuerspannung, die beispielsweise 220 Volt beträgt, gelegt. Der Elektromagnet M wird also erregt und der Kondensator C - über Ladewiderstände R, welche durch den Leitungswiderstand ge bildet werden können, aufgeladen.
Sobald mittels des Kontaktes 3 das Aus führungskommando gegeben wird, entlädt sich der Kondensator C auf die Spule L. Der Kondensator ist so bemessen, dass er hierbei kurzzeitig eine verhältnismässig hohe Leistung zur Betätigung des Auslösers zur Verfügung stellt, wie sie an sich bei gleich bleibender Grösse von Strom und Spannung durch die empfindlichen Kontakte von Selek- tivschutzrelais nicht geschaltet werden könnte. Der Kommandokontakt 3 braucht hierdurch jedoch nicht übermässig beansprucht zu wer den, da der Entladestrom des Kondensators erst nach Schliessung des Stromkreises an steigt und vor Öffnung des Kontaktes 3 abgeklungen ist, so dass die Kontaktöffnung stromlos erfolgt.
Um Beschädigungen des Kontaktes 3, die bei der Einschaltung infolge des ausserordent lich raschen Ansteigens des Entladestromes und infolge etwaiger Kontaktprellungen ein treten könnten, mit Sicherheit zu vermeiden, kann man eine schon bei kleinen Strömen gesättigte Eisendrossel (mit Spezialeisen, ins-, besondere Nickeleisen) in den Stromkreis legen, deren Induktivität nach Erreichen des Sättigungszustandes verschwindend gering ist und die den Stromverlauf in einem gewissen, ausserordentlich kurzen Zeitbereich nach der Einschaltung zunächst abflacht, bis der emp findliche Relaiskontakt mit Sicherheit nicht mehr flattert.
Der Entladevorgang des Kondensators über die Spule L soll möglichst schwingungsfrei, also aperiodisch erfolgen, weil der Energie umsatz dann am schnellsten vor sich geht. Um dies zu erreichen, ist der Widerstand des durch den Kondensator C und die Spule L gebildeten Schwingungskreises - gege benenfalls durch Anordnung eines zusätz lichen Widerstandes R' - entsprechend zu bemessen.
Fig. 3 zeigt schematisch (qualitativ) den anzustrebenden zeitlichen Verlauf des Stromes in dem Schwingungskreis. Im Zeitpunkt 0 wird der Kommandokontakt geschlossen. Der Entladestrom des Kondensators nimmt dann zunächst für eine kurze Zeit (ca. 0,001 Sek.), während deren mit Flattern des Kommando kontaktes zu rechnen ist, einen stark abge flachten Verlauf, bis die Drossel D gesättigt ist; darauf steigt er steil an und klingt dann aperiodisch ab.
Die Entladungszeit soll möglichst klein sein. Hierfür ist der Selbstinduktionskoeffizient der Spule L möglichst klein zu wählen. Obwohl die Kraft des Auslösers möglichst gross sein soll, ist es daher bei einer An ordnung nach der Erfindung günstig, die Spule eisenfrei auszuführen. Aus dem gleichen Grund empfiehlt es sich, der Spule möglichst wenig Windungen und dafür lieber einen grösseren Durchmesser zu geben und den Luftspalt möglichst gross zu bemessen. Ausser.. dem ist die Feldstärke im Luftspalt möglichst hoch zu wählen; dadurch lässt sich die Drahtlänge und damit der Selbstinduktions- koeffizient herabsetzen.
Der Auslöser selbst besteht in einer Dynamometerdreh- oder -tauchspule, die in dem Feld eines zeitlich vorerregten Elektro magneten beweglich angeordnet ist.
Fig. 2 zeigt eine solche Anordnung mit Tauchspule. Der Elektromagnet besteht aus einem topfförmigen Teil 10 und einem darin feststehend angeordneten Kernkörper 11, auf dem die Wicklung M angeordnet ist. In dem Ringspalt 12 zwischen den Teilen 10 und 11 befindet sich die in achsiäler Richtung be wegliche Tauchspule 13, die vorn mit einer Masse behaftet ist. Nach Erregung des Elek- tromagneten 10, 11 wird sie, sobald sie vom Strom durchflossen ist, in Pfeilrichtung bewegt.
Nach einem gewissen kleinen Anlaufhub, während dessen der Kondensatorstrom über die Spule fliesst, führt sie die Auslösung herbei.
Es wurde gefunden, dass sich auf diese Weise so starke Auslösekräfte erzielen lassen, dass sich der sonst zwischen Auslöser und Kraftspeicherverklinkung des Schalters erfor derliche Mechanismus (Übersetzungen, Zwi- schenkraftspeicher) wesentlich vereinfachen lässt, wodurch wiederum Zeit gespart wird.