Verfahren zur Herstellung von geformten Gegenständen aus mit Bindemitteln getränkten Faserstoen. Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von geformten Gegenständen aus mit Bindemitteln getränkten Faserstoffen durch Pressen. Diese geformten Gegenstände können aus imprägnierten Faserstoffmassen einfacher Form, wie Platten, Bahnen, Vlie- ssen, Blöcken oder dergleichen, durch Pressen in ähnlicher Weise hergestellt werden, wie man geformte Gegenstände in der Metall industrie durch Drücken bezw. Ziehen aus Blechen oder dergleichen gewinnt.
Für die Verarbeitung imprägnierter Faserstoffmassen in der Pressindustrie war die Anwendung eines derartigen Verfahrens bisher nicht be kannt und erschien auch nicht möglich, weil die bisher zu diesem Zweck verfügbaren imprägnierten Faserstoffmassen keine Deh nungsfähigkeit besassen und daher auf solche Weise nicht verarbeitet werden konnten.
Es hat sich nun gezeigt, dass die Lösung dieses Problemes gelingt, wenn solches Faser material, welches das Bindemittel auch in das Innere der Fasersubstanz selbst aufge- nommen hat, in Form eines verfilzten deh nungsfähigen Faserverbandes, insbesondere von im wesentlichen ebenen Platten, Bahnen, Vliessen, Blocks oder dergleichen, mittels Presswerkzeugen unter Verschiebung der Fasern des Verbandes gegeneinander in die gewünschte Gestalt gebracht wird.
Das in das Innere der Fasersubstanz aufgenommene Bindemittel wird erst bei Anwendung von hohem Pressdruck wieder abgegeben, und in folgedessen wird vor dem Verpressen ein Verkleben der Einzelfasern regelmässig nur in beschränktem Umfang erfolgen, wodurch die beim Pressen nötige Materialverschiebung erleichtert wird.
Die Einverleibung des Bindemittels in die Fasern kann sowohl vor, als auch nach deren Überführung in den Faserverband, das heisst in die Platte, Bahn oder dergleichen vorge nommen werden, indessen empfiehlt sich im Regelfalle die Einverleibung der Bindemittel in das Fasermaterial nach dessen Überfüh rung in den Faserverband mehr. Bei der Vereinigung der Fasern zu dem Faserverband ist es wichtig. dafür zu sorgen, da.ss ein dehnungsfähiger Faserverband er halten wird, wie er durch leichte Verfilzung der Fasern erzielt werden kann.
Die Deh nungsfähigkeit des Faserverbandes ist für die Widerstandsfähigkeit der Masse bezw. für die Ermöglichung der Materialverschie bung beim Ziehen oder Drücken mit Hilfe der Presswerkzeuge von besonderer Bedeu tung. Auch kann durch einen lockeren Faser verband die denkbar feinste Verteilung des Bindemittels in der Fasermasse ermöglicht und ein wesentliches Verkleben der Fasern durch das Bindemittel verhindert, die erfor derliche Materialverschiebung bei dem Zieh- oder Drückvorgang also unter Schonung des Materialzusammenhanges begünstigt werden.
Zur Erreichung des gleichen Zweckes kann es vorteilhaft sein, solche Bindemittel für die Imprägnierung der Fasern zu ver wenden, die nach der Trocknung vor oder während des Pressvorganges bei der Erwär mung Gase entwickeln, da hierdurch gleich falls eine Materialverschiebung beim Ziehen oder Drücken begünstigt wird. Auch kann man zum gleichen Zweck neben den Binde mitteln vor, während oder nach der Imprä- gnierung der Fasermasse andere Stoffe ein verleiben, die eine solche Gasentwicklung er möglichen.
Anderseits hat es sich für die Herstellung von geformten Gegenständen durch Pressen nach dem vorliegenden Verfahren als beson ders wichtig erwiesen, ein Fasermaterial zu verwenden, welches einer mechanischen bezw. chemischen Vorbehandlung zur Erhöhung der Elastizität, Plastizität und Saugfähigkeit der Fasern unterworfen worden ist.
Bei Ver wendung derartig vorbehandelter Fasern ge lingt es, aus den imprägnierten Faserstoff massen, insbesondere den imprägnierten Bah nen, Platten oder dergleichen, als Folge einer auftretenden Materialverschiebung geformte Gegenstände beliebiger Art, zum Beispiel auch solche mit dünnen Wandungen, wie hohe- dünnwandige nahtlose Gefässe oder Hohlkörper und dergleichen zu erhalten, die ausserordentlich hohe Elastizitäts- und Fe stigkeitsvierte besitzen. Gleichzeitig gelingt diese Herstellung dabei unter erheblicher Material- und Gewichtsersparnis.
Bei An- -vvendung der gebräuchlichen geschichteten Fasermassen ist es nicht möglich, solche Produkte mit gleich guten Eigenschaften zu erhalten. Es ist beachtlich, dass die gemäss vorliegender Erfindung zu verarbeitenden Massen die starken Materialverschiebungen unter der Wirkung des Pressdruckes nicht nur in dessen Richtung, sondern sogar in der ihm entgegengesetzten Richtung ohne Auf gabe des Faserverbandes und des Verbandes der Fasern mit den Bindemitteln auszuhalten vermögen, was bei den bisher gebräuchlichen geschichteten Körpern aus Papier oder Ge webe nicht der Fall ist.
Diese besitzen im Gegensatz zu jenen keinerlei besondere Pla stizität oder Dehnungsfähigkeit, und des wegen ist bei den bekannten Materialien die Ausübung eines Drück- oder Ziehverfahrens nach Art des für die Verarbeitung von Me tallblech üblichen ganz unmöglich. Durch das Verfahren gemäss der Erfindung gelingt es, Presskörper kompliziertester Art herzustellen.
Dabei besitzen aber die nach dem neuen Ver fahren hergestellten Presskörper eine ungleich grössere Festigkeit, und zwar von einer Höhe, wie sie höchstens bei Spitzenwerten mit hochwertigsten Gewebeschichtkörpern in Form von glatten Endprodukten, wie Platten, gewickelten Rohren, Zylindern oder derglei chen bisher erzielt werden konnten.
Die in Rede stehende Vorbehandlung kann vor, während oder nach der Vereini- gung der Fasern zum Faserverband durch geführt werden. Die Imprägnierung der Fasermaterialien erfolgt dann zweckmässig nach ihrer Überführung in den Faserver band, das heisst in die Form von Bahnen, Platten und dergleichen.
Durch die in Rede stehende Vorbehand- lung, welche die Erhöhung der Elastizität, Plastizität und Saugfähigkeit der Fasern be zweckt, kann ganz oder teilweise eine Bloss- legung der Gerüstsubstanz der Fasern und, soweit dies bei der benutzten Faserart mög- lieh ist, eventuell auch eine Verstärkung der verbleibenden Fasersubstanz durch Verände rung ihrer Form erfolgen. Natürlich muss diese Vorbehandlung so ausgeführt werden, dass bei der Blosslegung der Gerüstsubstanz deren mechanische Widerstandsfähigkeit nicht erheblich vermindert wird.
Diese Vor behandlung bietet dabei noch den besonderen Vorteil, dass das Bindemittel sich bei der Tlnprägnierung ganz innig mit der Gerüst substanz der Faser zu verbinden vermag, der art, dass bei Vermeidung eines Überschusses an Bindemittel eine nachträgliche Trennung beider auch unter Anwendung starker Press- drücke nicht eintritt.
Durch die Vorbehand- lung lässt sich gleichzeitig auch eine beson dere chemische Widerstandsfähigkeit erzie len, beispielsweise gegen ,Säuren oder Alka- lien, je nachdem, was für Mittel für diese Vorbehandlung der Fasern angewandt wer den.
Bei der Herstellung des Faserverbandes ist auf die Erzielung eines stark dehnungs fähigen Materials zu achten, das infolge der Imprägnierung mit dem Bindemittel eine lederartig elastische Beschaffenheit auf weisen kann. Dabei ist beachtlich, dass man durch diese Imprägnierung Quellungserschei- nungen an der Gerüstsubstanz der einzelnen Faserteilchen hervorrufen kann, wodurch ein anfangs lockerer Faserverband in ein dich teres und sofort nach der Imprägnierung schon in feuchtem Zustande ausserordentlich festes Fasergefüge verwandelt werden kann,
das zusätzlich die dem Faserstoffkörper für die Pressarbeit bereits vorher verliehenen Eigenschaften noch erhöht.
Für die Durchführung des Verfahrens sind grundsätzlich alle möglichen Faserarten brauchbar, sowohl solche tierischen, als auch solche pflanzlichen Ursprunges, wobei die Auswahl je nach dem im einzelnen Falle ver folgten Zweck erfolgen kann. Auch können verschiedene Faserarten im Gemisch oder nebeneinander Anwendung finden, und es können auch Mineralfasern, Kunstfasern und dergleichen mitverwendet werden. Je nach den Eigenschaften, der Länge und der spezi fischen Festigkeit der benutzten Faserart kann die Festigkeit des Ausgangsfaserstoff körpers (Platte, Bahn oder dergleichen) für die Vornahme der Formveränderungsarbeit bei der Pressung zum Endprodukt wechseln und demgemäss auch der Festigkeitswert des letzteren.
Unter den Faserarten pflanzlicher Herkunft eignen sich für das neue Verfahren besonders die Ligno- und Pecto-Zellulosen, doch können auch alle andern Faserarten An wendung finden.
Die Vorbehandlung der verschiedenen Faserarten richtet sich nach der betreffen den Fasersubstanz. Sie kann durch bekannte physikalische bezw. mechanische oder aber auch durch chemische Mittel oder durch An wendung beider erfolgen. Die dadurch erziel bare völlige oder teilweise Blosslegung der Gerüstsubstanz der Fasern erfolgt unter Be seitigung der den Fasern anhaftenden Fremd stoffe, wie Fette, Öle, Harze und dergleichen.
Als mechanische Vorbehandlungsmittel sind alle bekannten Einrichtungen für die Gewin nung von Gespinstfasern anwendbar, wobei das Fasermaterial, vorzugsweise in feuchtem Zustande, auch erwärmt oder durch Dampf erhitzt, der Bearbeitung unterworfen wird. Als chemische Vorbehandlungsmittel kom men einerseits solche mit oxydierender Wir kung, wie beispielsweise unterchlorige Säure, Peroxyde, Persalze und dergleichen, ander seits solche mit reduzierender Wirkung, wie schweflige Säure, deren lösliche Salze oder sonstigen Verbindungen, Natrium-Schwefel- Verbindungen,
Formaldehyd-Schwefel-Ver- bindungen und dergleichen in Frage, ferner Verbindungen mit alkalischer oder saurer Wirkung, wie freie Alkalien oder alkalische Salze, freie Säuren oder saure Salze. Die Auswahl der anzuwendenden Mittel und deren angewandte Reihenfolge hängt dabei sowohl von dem benutzten Ausgangsmaterial als auch von der Form und der Festigkeit ab, in welcher die Faserstoffgebilde erhalten werden sollen.
Die chemischen Behandlungsmittel kön nen in geeigneter flüssiger Form, zum Bei- spiel in Lösung oder Emulsion, angewandt werden, und die Fasern werden mit diesen i4Iitteln kalt oder warm, mit oder ohne Druck eventuell auch im Vakuum behandelt. Bei manchen Faserarten kann man sich auch ad sorbierender Vorbehandlungsmittel bedienen.
In allen Fällen ist für die Wahl der ange wandten Vorbehandlungsmittel und die Art ihrer Benutzung von Bedeutung, dass die für diese Faserart geeigneten, die Blosslegung ihrer Geriistsubstanz herbeiführenden Chemi- kalien in solcher Form oder Konzentration Anwendung finden, dass dabei die Wider standsfähigkeit der Gerüstsubstanz selbst nicht zerstört wird. Es gelten in dieser Be ziehung ähnliche Gesichtspunkte wie für die Merzerisierung der Baumwolle.
Bei manchen Faserarten, wie beispiels weise den Pectozellulosen, erreicht man, na mentlich auch unter Anwendung reduzieren der Mittel, bei der Vorbehandlung nach Ent fernung der störenden Substanzen der Cuti- eula eine Schrumpfung der Gerüstsubstanz mit einer gleichzeitigen Verengung des Innenkanals der Faser, wodurch eine erheb liche Verstärkung der Faserfestigkeit herbei geführt werden kann: Die durch die Vorbehandlung der Faser erzielte Erhöhung ihrer Saugfähigkeit, durch welche die nachfolgende innige und untrenn bare Verbindung mit dem Bindemittel be günstigt wird, kann auch noch durch eine besondere Nachbehandlung verstärkt werden.
Behandelt man die Faser mit alkalischen oder mit sauren Mitteln, so wird ferner eine besondere Widerstandsfähigkeit der Faser substanz gegen Alkalien bezw. gegen Säuren erzielt.
Durch mehrfache Wiederholung des Vor behandlungsprozesses, wobei die Fasermasse gegebenenfalls zwischendurch erneut getrock net werden kann, sowie durch Tränkung mit geeigneten Chemikalien und dergleichen lässt sich eine besondere Unempfindlichkeit der Fasermasse gegen Luftfeuchtigkeit, Wasser, thermische Einflüsse, Brennbarkeit und der gleichen erzielen, ohne dass dabei die grund legenden, durch die bespiochene Vorbehand. lung erreichten Eigenschaften der Faser substanz, insbesondere auch ihre Saugfähig keit gegenüber dem Bindemittel aufgehoben urird.
Obwohl die Vorbehandlung der Fasern zur Freilegung der Gerüstsubstanz auch er folgen kann, nachdem sie in die Form der Faserstoffgebilde, wie Bahnen, Platten, Bän der, Blöcke und dergleichen übergeführt sind, ist es doch vorzuziehen, diese Vorbehandlung schon vorher vorzunehmen, also während sich die Fasern noch in losem Zustande befinden.
Die Überführung der vorbehandelten Fasern in diese Faserstoffgebilde erfolgt dann am besten in feuchtem Zustande unter Be nutzung beliebiger, an sich bekannter Ver fahren, wie zum Beispiel maschinell nach dem Verfilzungsprinzip, durch das Giess-, Saug- oder Pressverfahren, auch durch Zen trifugieren und dergleichen. Es ist vorteil haft, wenn hierbei ein lockerer, aber mög lichst gleichmässiger und fester Verband der Einzelfasern erzielt wird, der einerseits eine vollkommene Imprägnierung dieses Faser gebildes ermöglicht, anderseits aber ein Fasergefüge von grosser Dehnungsfähigkeit, und zwar unabhängig von seiner Dicke, dar stellt.
Die Herstellung dieses Faserstoffge- bildes kann auch mit erwärmten Fasern bezw. mit warmen, für den Verfilzungs- prozess besonders geeigneten Flüssigkeiten vorgenommen werden, wie insbesondere mit Wasser.
Aus so erhaltenen grösseren Faserstoff gebilden kann man durch Stanzen, Schneiden und dergleichen kleinere Faserstoffkörper, auch vor der Imprägnierung, herstellen, so dass verbleibender Abfall wieder erneut ver arbeitet werden kann und nur das Faser material selbst, nicht das Bindemittel be trifft. Je nach Wunsch kann man einzelne Faserarten für sich zu dem Fasergebilde ver arbeiten oder aber auch im Gemisch mit an dern Faserarten.
Im letzteren Falle können solche Fasern mitverwendet werden, die ent weder chemisch auf die angewendeten Vor behandlungsmittel nicht reagieren oder auch dieser Vorbehandlung gar nicht unterworfen worden sind, aber dazu geeignet sind, dem Endprodukt besondere Eigenschaften zu er teilen, wie dies zum Beispiel beim Asbest be züglich Erhöhung der Wärmebeständigkeit und Feuersicherheit der Fall ist.
Den Fasern oder Fasergemischen können, und zwar vor zugsweise in feuchtem Zustande, vor oder bei Herstellung des Faserverbandes Füll stoffe und dergleichen zugesetzt werden, wie Kaolin, Talkum, Holzmehl, Glimmerpulver, Asbestpulver, Erd- oder organische Farb stoffe. Ebenso können dabei die oben erwähn ten besonderen Mittel zur Erzielung einer Gasentwicklung während der Pressung zu gesetzt werden.
Anderseits kann man statt dessen oder daneben aber auch solche Stoffe oder Stoffgemische zusetzen, die imstande sind, Gasüberschüsse, welche schädlich wir ken könnten, aufzunehmen und unschädlich zu machen, beispielsweise Adsorptionsmittel, die Kohlensäure oder sonstige Gase binden können, wie Kalk, oder Reduktionsmittel zur Bindung von Sauerstoff und dergleichen, wie Eisenoxyd und andere Metalloxyde. Für die Gasentwicklung können insbesondere die in Kunstharzen infolge ihrer Herstellungs weise enthaltenen Bestandteile, wie Wasser, überschüssiges Formaldehyd, Reste von leicht flüchtigen Lösungsmitteln und dergleichen nutzbar gemacht werden, die beim Erhitzen in der Presse in Dampf oder Gas übergehen.
Als besondere gasentwickelnde Zusätze kön nen zum Beispiel solche, wie Ammonium karbonat, verwendet werden, die in der Hitze ganz oder teilweise unter Bildung gas förmiger Produkte zerfallen.
Die Anwendung von Zusätzen, welche eine verklebende Wirkung auf die Faserteil chen ausüben können und somit grundlegende Eigenschaften für die spätere Imprägnierung aufheben oder mehr oder weniger unwirksam machen können, wird man zweckmässig mög lichst vermeiden.
Die so gewonnenen Faserstoffgebilde kön nen beliebiger Ausführung und Form sein und brauchen keinerlei Anlehnung an die Endform der herzustellenden Presslinge zu lwitzen. Sie können aus einem Stück oder aus mehreren übereinander oder aneinander gelegten Einzelteilen bestehen, also ein- oder mehrteilig sein, in Platten- oder Bandform, endlos spiralig aufgewunden, gefaltet, mit Anläppungen, Überlappungen und Ansätzen aus dem gleichen oder andersartigen Material als der Hauptkörper zur Ausbildung beson derer Randbildungen, Verstärkungen,
Kan tenbildungen und dergleichen an den End- körpern versehen sein. Die verschiedenen Teile des bezw. der Fasergebilde werden dann bei dem Pressvorgang zu einem einheit lichen Ganzen verschweisst, unj zwar unter Beibehaltung des gleichmässigen Faserge rüstes im ganzen Endprodukt.
Die Imprägnierung der Faserstoffgebilde, ,vie Bahnen, Vliesse, Platten, Blöcke und der- 0 <B>01</B> eichen, erfolgt vorzugsweise nach deren vorangegangener Trocknung, und zwar ge gebenenfalls auch in erwärmtem Zustande, in beliebiger Weise durch Tränken, Tauchen, Aufspritzen und dergleichen.
Dabei ist die Beachtung der Konsistenz des Imprägnie- rungsmittels und auch dessen Temperatur von Bedeutung, weil je nachdem bei dem Imprägnierungsprozess das Quellvermögen der Fasersubstanz mit ausgenutzt werden kann. Durch derartige Quellungserscheinun= gen des Faserstoffgebildes wird eine Ver dichtung des Fasergefüges und Faserverban des erzielt, so dass das Gebilde eine leder- oder filzartige Beschaffenheit von grosser Widerstands- und Dehnungsfähigkeit erhält.
Die Imprägnierung mehrteiliger Faser stoffgebilde kann mit Imprägnierungsmitteln verschiedener Konsistenz oder auch verschie dener Art vorgenommen werden, beispiels weise können hochimprägnierte mit mager imprägnierten Teilen abwechseln, um so be sondere Materialverschiebungen bei der Pres sung zu ermöglichen. Je nach der Konsistenz des angewendeten Tränkungsmittels und der der Fasersubstanz einverleibten Menge des selben regelt sich die Plastizität des Faser stoffgebildes, und es lässt sich so unter Be obachtung bestimmter Einwirkungsdauer und der Aufnahmefähigkeit, der Fasersub stanz eine gute . Dosierung ermöglichen.
Die Imprägnierung<B>-</B>der vörbehandelten Fasern kann gegebenenfalls auch schon vor Herstel lung des der Pressung zu unterwerfenden Fasergebildes vorgenommen werden, obwohl dies weniger zweckmässig erscheint.
Für die Imprägnierung können alle als Bindemittel geeigneten, don Gebrauchsan sprüchen des Endproduktes entsprechenden Substanzen in flüssigem, gelöstem, emulgier- tem, geschmolzenem und dergleichen Zu stande Anwendung finden, wie insbesondere Natur- und Kunstharze, trocknende Ole, Bitumen, Eiweissprodukte, Zellulosederivate, natürlicher oder künstlicher Kautschuk oder Kautschukmilch, Hart- oder Weichgummi oder Gemische dieser Stoffe.
Die Imprägnie rung kann warm oder kalt, mit oder ohne Druck vorgenommen werden, und zwar auch in mehreren, auch durch dazwischenliegende Trocknung, voneinander getrennten Perioden, und gegebenenfalls unter Anwendung von Imprägniermitteln verschiedener Konsistenz und Art. Die Imprägniermittel können zu sammen mit Gleitmitteln, -wie beispielsweise pulverförmigen Bindemitteln, Talkum und dergleichen, angewendet werden, welche der besonderen Beanspruchung bei der Pressung des Faserstoffkörpers Rechnung tragen, oder es können solche bei oder im Anschluss an die Imprägnierung vor der Trocknung auf gebracht werden.
Unter den als Imprägnier mitteln anwendbaren Kunstharzen sind bei spielsweise die Kresol- und Phenolformal- dehydkondensa.tionsprodukte, die Harnstoff oder Thioharnstoffkunstharze. Harze aus mehrwertigen Säuren mit mehrwertigen Alkoholen und dergleichen geeignet.
Unter den Eiweissprodukten kommen besonders Kasein- oder Proteinstoffe in Frage, unter den Zellulosederivaten beispielsweise Nitro- oder Acetilzellulose, für sich oder gemein sam mit bekannten ZVeichmachungs- oder Weicherhaltungsmitteln. Als Bindemittel, die befähigt sind, nach der Trocknung vor oder während des Pressvorganges beim Er wärmen Gase oder Dämpfe zu entwickeln, die eine Materialverschiebung begünstigen, kommen beispielsweise in Betracht:
wasser- lösliche Kunstharze oder solche Kunstharze, die nicht voll auskondensiert sind und beim Erwärmen das sich bildende Wasser in Dampfform abstossen.
Zur Erzielung farbiger Endprodukte kann man den losen Fasern vor Herstellung des Faserverbandes, den Faserstoffen oder den Imprägniermitteln Farbstoffe aller Art beimengen, zweckmässig solche, die dabei in Lösung gehen. Verwendet man mehrteilige Faserstoffkörper zu einem Endprodukt, so können dieselben verschieden gefärbt sein und ein mehrfarbiges Endprodukt ergeben.
Auch kann man rnehrfarbige Produkte da durch herstellen, dass man eine mehrfache Imprägnierung der Faserstoffkörper mit Bindemitteln vornimmt, die Farbstoffe ver schiedener Farben enthalten, oder auch durch Auftragung von verschiedenen Farben für sich vor oder nach der Imprägnierung der Faserstoffkörper mit den Bindemitteln. So lassen sich besondere Farbeffekte erzielen. Die Farben erscheinen dann in dem End produkt wie unter einer Glasur liegend.
Es lassen sich auf diese -Weise farbige Muster, Ornamente und dergleichen auf den Faser- stoffkörpern mit Hilfe von geeigneten Kli schees anbringen, ebenso auch durch Auf spritzen der Farben. Zweckmässig ist es, bei Herstellung solcher mehrfarbigen Erzeug nisse jeweils eine Zwischentrocknung vor Aufbringung einer neuen Farbe vorzuneh men, so dass die verschiedenen Farben, ohne zu verschwimmen, auf- oder übereinander ge druckt werden können.
Der Imprägnierung schliesst sich die Trocknung der Faserstoffkörper an, welche an der Luft, in Ofen, Vakuumschränken und dergleichen erfolgen kann, wobei man die verdunstenden Bestandteile der Imprägnier mittel durch Anwendung von Kondensatoren wieder zurückgewinnen kann. Der Grad der Trocknung richtet sich nach der angewen deten Faserart und dem Imprägniermittel.
Das Verpressen unter Ziehen oder Drücken der Materialstücke kann in an sich bekannter Weise mittels gewöhnlicher Press- formen, zweckmässig unter leichzeitiger An- ;Z wendung von Hitze und Druch erfolgen.
Es kann auch in mehreren Stufen und gegebe nenfalls auch ohne Erwärmung erfolgen, bei spielsweise mit angewärmten Faserstoffkür- pern. Bei Anwendung der Reisspressung kom- znen die Endprodukte mit Hochglanz aus der Pressform und sind darnach fertig.
In üb licher Weise können bei dem Ziehen oder I)riicken zur Überführung in das Endpro- dukt auch Metallteile, sowie Metalleinlagen geeigneter Art mit eingepresst werden. Eben so lassen sich Einlagen aus beliebigem an derem Material, wie zum Beispiel solche ans nichtimprägniertem Fasermaterial mit schwammartiger Aufsaugewirkung für etwa vorgesehene überschüssige Imprägniermittel- mengen an geeigneten Stellen einpressen.
Um die gegebenenfalls bei dem Zieh- oder Drückvorgang, sei es absichtlich, sei es auch unabsichtlich, sich entwickelnden Gase 5t.üi-ungsfrei und ohne besondere Lüftung ab ziehen lassen zu können, kann es zweckmässig sein, solche Stücke des imprägnierten Faser verbandes der Verpressung zu unterwerfen, die kleiner sind als die Grundfläche des her zustellenden Gegenstandes, so dass also beim Einlegen dieses Materialstückes in die Press- form freier Raum für das Entweichen der sieh entwickelnden Gase verbleibt,
der dann bei Ausübung der Pressung infolge des Zie hens oder Drückens des Materials von diesem ausgefüllt wird. Zum gleichen Zweck kann man auch in solchen Fällen, wo die Press- stücke durch Vereinigung oder Verschwei- ssung von zwei oder mehreren Stücken des imprägnierten Fasermaterials hergestellt wer den, so verfahren, dass diese einzelnen Stücke für sich kleiner sind als die Grundfläche des leerzustellenden Gegenstandes.
Die nach der vorliegenden Erfindung er zeugten Endprodukte weisen höchste mecha- iiische Festigkeitswerte, wie beispielsweise eine Schlagbiegefestigkeit von 25 emkg,/qem an aufwärts auf und stellen eine besondere Klasse von Formkörpern höchster Qualität dar. Zum Beispiel können sehr dünnwandige Kästen und dergleichen mit sehr hoher Schla,ghiegefestigkeit und Elastizität gewon- nen werden. Es lassen sich Gegenstände von den kleinsten Abmessungen bis zu den gröss ten, bisher nicht ausführbar gewesenen Press- lingen herstellen.
Bei der Nietfestigkeit des Endproduktes ist die Anwendung des Ver fahrens besonders für solche technische Zwecke sehr gut geeignet, wie zum Beispiel für den )@Taggonbau, Schiffsbau, Karosserie bau, Flugzeugbau, die Elektrotechnik, wo höchste mechanische Ansprüche an Kon struktionsteile gestellt werden.
Auch auf alle andern Gebiete der Press- industrie ist das neue Verfahren mit Vorteil anwendbar, insbesondere da, wo Material ersparnisse von Bedeutung sind und gleich zeitig hohe Festigkeitswerte erwünscht er scheinen. Die Elastizität der gewonnenen Produkte ist so gross, dass eine Zerstörung durch Zerreissung auch bei Einlagerung von grösseren Metallteilen mit erheblich abwei chendem Ausdehnungskoeffizienten nicht ein tritt.
Bei Ausführung des Verfahrens kann man beispielsweise folgendermassen vorgeben: Baumwolle wird mit etwa der 30-fachen Menge Wasser versetzt und in Waschvorrich tungen mit geeigneten Rührwerkzeugen, ge gebenenfalls unter Quetschung durch Walzen oder dergleichen, bei einer Temperatur von <B>-50'</B> C vier bis fünf Stunden behandelt. Je nach Verunreinigung der Faser ist eine Zu gabe von kalz'inierter Soda bis zu<B>10%</B> Ge halt der Waschflüssigkeit zweckmässig. Nach Abziehen der unreinen Flüssigkeit wird die verbleibende Fasermasse mehrfach gespült, bis sie den gewünschten Reinheitsgrad er reicht hat.
Dann kann die Fasermasse sofort oder nach Abschleudern des Wassers in einer Zentrifuge einer Verfilzungsmaschine zuge führt werden, wo sie in die Form einer Bahn oder eines Vliesses gebracht wird. Der so er haltene Faserverband wird dann bei erhöh ter Temperatur getrocknet. Hierauf erfolgt die Imprägnierung. Für diese verwendet man beispielsweise ein durch Einwirkung von Formaldehyd auf Phenole in bekannter Weise erhaltenes Anfangskondensationspro- dukt in wässeriger oder alkalischer Lösung.
Durch diese lässt man die Faserstoffbahn hin durchgehen. Je nach der Dauer des Ver- weilens der Bahn in der Lösung des Imprä gniermittels und je nach der Konzentration dieser Lösung wird eine.grössere oder gerin gere Menge des Bindemittels in das Innere der Fasern aufgenommen. Bei Anwendung einer 50%igen Lösung des Imprägnier mittels kommt man beispielsweise zu impräg nierten Faserstoffmassen, die 30 bis 35 Kunstharz enthalten. Die imprägnierte Faser stoffbahn wird dann erneut, gegebenenfalls unter Vakuum, getrocknet. Dann ist das Produkt für die Verpressung fertig.
Zu die sem Ziveck werden aus der Faserstoffbahn Stücke geeigneter Form und Grösse ausge stanzt oder ausgeschnitten, die in die Press- form gelegt werden. Diese Stücke müssen geringeren Flächeninhalt haben als dem Ge samtflächeninhalt der herzustellenden Press- stüeke entspricht, so dass ein Teil der Form bei Einlegung der imprägnierten Faserstoff stücke noch zur Aufnahme des Materials frei bleibt, um der Materialverschiebung bei dem Zieh- oder Druckvorgang Rechnung zu tra gen.
An Stelle von Baumwolle kann man in entsprechender Weise Faserstoffe beliebiger anderer Art verwenden. Je nach der spezi fischen Beschaffenheit des Fasermaterials er gibt sich, welche Konzentration und Zu sammensetzung der Waschflüssigkeit, welche mechanische Behandlung, Temperatur und Dauer der Bäder jeweils zweckmässig sind.
Durch Anwendung der besprochenen chemischen Behandlungsmittel lässt sich eine noch weitgehendere Entfernung unerwünsch ter Bestandteile und der Cuticula von den Fasern erreichen. Beispielsweise kann man eine Vorbehandlung von Hanf mit einer Harzseifenlösung vornehmen, die auf 100 Teile Kolophonium 25 Teile Ätznatron und 1000 Teile Wasser enthält. Mit dieser Harz seifenlösung wird die Fasermasse 4 bis 5 Stunden. gekocht, vorzugsweise in geschlos senem Kessel. Die Weiterbehandlung ist dann entsprechend. wie vorstehend bei der Baumwolle beschrieben.