Gerbverfahren. Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gerben von Häuten oder Fellen, gemäss dem sowohl pflanzliche als auch mineralische Gerbstoffe angewendet werden.
In den bisher üblichen Verfahren zum Gerben mittelst pflanzlichen und minerali schen Gerbstoffen oder in der sogenannten Kombinationsgerbung sind die Häute sowohl während der mineralischen, als auch während der pflanzlichen Gerbung ohne Rücksicht auf die Reihenfolge dieser beiden Gerbungen ganz durchgegerbt worden.
Ausserdem wur den keine Vorkehrungen getroffen, um dem Schrumpfen der Häute während der ersten Gerbungsstufe vorzubeugen. Nenn das Ger ben durch mineralische Stoffe vorgenommen wurde, so war es allgemein üblich, eine An zahl von Häuten oder Fellen in eine Trommel oder dergleichen zu werfen, deren innere Fläche mit ,Leisten oder Stiften besetzt war. Die Trommel wurde unmittelbar hierauf in Drehung versetzt, ohne die zarte Narbenseite der Häute gegen die schädliche Einwirkung der Leisten oder Stifte irgendwie zu schützen.
Derartige Behandlung der Häute hat ein be trächtliches Schrumpfen der Häute und Be schädigen der zarten Narbenseite zur Folge und selbst wenn die Häute später gestreckt oder ausgereckt werden, so konnte nicht die beabsichtigte Flächenausdehnung derselben erzielt werden. Es ist ausserordentlich schwie rig und meistens unmöglich, das durch Fal ten oder Runzeln zerstörte, glatte Aussehen der Narbenseite der Häute durch nachfolgende Behandlung wieder herzustellen.
Gemäss der Erfindung werden die Fasern der ausgebreiteten beziehungsweise ausge reckten Häute oder Felle zunächst durch mineralische Vorgerbung abgebunden, worauf die Gargerbung durch pflanzliche Gerbstoffe vollzogen wird. Das Auftragen des minerali schen Gerbstoffes findet zweckmässig statt, wenn die Haut vollständig auf einem Tisch ausgetrocknet oder ausgebreitet ist, und wird die Haut zweckmässig in diesem Zustande auf dem Tisch belassen, bis sich die Haut fasern abgebunden haben. Die Haut behält darin ihre Flächenausdehnung während der Weiterbehandlung in Trommeln oder Botti chen bei.
Unter mineralischen Gerbstoffen sollen Stoffe verstanden sein, die nicht von Pflanzen oder Tieren herstammen. Zweck mässig kann ein Chromgerbextrakt auf die Narbenseite der ausgereckten Haut aufgetra gen werden. Der- Chromger bextrakt verleiht der Narbenseite der Haut rasch eine Schutz gerbung und dringt auch verhältnismässig schnell in den Körper der Haut ein, so dass kein wesentliches Schrumpfen der Haut ein tritt. Die Behandlung dünner Häute bean sprucht nur einige Minuten, wogegen für schwere Häute eine bis zwei Stunden er forderlich sind. Nachdem sich die Fasern der Haut abgebunden haben, wird die ausge breitete Haut mit pflanzlichen Gerbstoffen behandelt.
Das Behandeln der Häute mit pflanzlichen Gerbstoffen zwecks Gargerbung kann vorzugsweise in einer Trommel oder der gleichen vollzogen werden.
Zweckmässig werden die ausgereckten Häute zunächst mit nach oben gerichteter Narbenseite der Luft ausgesetzt gegerbt. Ehe die Haut auf einer Stützfläche ausge breitet wird oder gleichzeitig mit dem Ausbrei ten der auf die Stützfläche aufgelegten Haut, wird dieselbe zweckmässig von dem grösseren Teil ihres Wassergehaltes befreit. Das Aus recken der Haut und das Befreien derselben von ihrem Wassergehalt kann vorzugsweise durch Ausstreichen derselben auf einer glat ten Stützfläche bewerkstelligt werden. Kleine Häute, zum Beispiel Schaf- oder Zickelfelle, werden zweckmässig auf der Stützfläche voll ständig ausgereckt, ehe irgendwelcher Gerb stoff aufgetragen wird.
Schwere Häute hin gegen brauchen nicht ausgereckt oder ge streckt zu werden, doch sollen vor dem Auf tragen des Gerbstoffes alle Falten oder Run zeln beseitigt werden. Das Strecken schwerer Häute ist nicht notwendig, weil das fertig gegerbte Leder, z. B. Sohlenleder, nicht, wie bei- spielsweise Oberleder, nach Flächenmass, son dern. nach Gewicht verkauft wird. Das Vor gerben der ausgereckten oder ausgebreiteten und in der Hauptsache von Wasser befreiten Häute kann durch konzentrierten Chromaus zug bewerkstelligt werden, oder es können auch andere mineralische Salze oder Form aldehyd angewendet werden. Wenn verhält nismässig leichte Häute in Betracht kommen, so ist ein einmaliges Auftragen von Gerb stoff für das Vorgerben ausreichend.
Schwerere Häute hingegen erheischen eine oder mehrere Nachbehandlungen mit Gerbstoff, damit die glatte Narbenseite während des Fertiggerbens der Haut nicht verloren geht oder ihr gutes Aussehen einbüsst. Das Vollenden des Ger bens der Häute kann durch einmaliges oder mehrfaches Auftragen einer konzentrierten, pflanzlichen Gerbstofflösung durchgeführt werden, wenn die Haut auf einer Stützfläche aufruht oder die Häute können in Trommeln, Bottichen oder dergleichen fertiggegerbt wer den.
Unter einer konzentrierten Gerbstoff lösung soll eine Lösung von 100 Barkömeter verstanden sein, während die Stärke scharfer Lösungen von weniger als 100 , aber nicht wesentlich weniger als 60 Barkometer ist.
Durch pflanzliche Gerbung von für Sohlen leder bestimmten Häuten wird besseres Leder erzielt als durch Mineralgerbung. Im ersteren Falle ist das Leder fester, wasserbeständiger und hat ein besseres Aussehen. Chromge gerbtes Sohlenleder ist hingegen dauerhafter als durch Pflanzengerbung hergestelltes Leder. Es ist demnach von besonderem Vorteil, für Sohlenleder bestimmte Häute nach dem mine ralischen Vorgerben mit einem pflanzlichen Gerbstoff oder (xerbstoffauszug zu behandeln.
Der mineralische Gerbstoff wird auf min destens eine Fläche der Haut aufgetragen, damit hauptsächlich die zarte Narbenseite während des Fertiggerbens der Haut keinen Schaden leidet. Das mineralische Vorgerben der Häute braucht nur solange vorgenommen zu werden, bis sich die Fasern der ausge breiteten Haut abgebunden haben und hierauf wird die Haut unter Anwendung-von pflanz lichem Gerbstoff gargegerbt. Vorzugsweise wird jedoch das Vorgerben durch Auftragen von Gerbstoff auf die Narbenseite der Haut bewerkstelligt.
Hierdurch wird das Aussehen der Narbenseite wesentlich verbessert und die Narbenseite ist während der verhältnis mässig groben Behandlung in Trommeln oder dergleichen keiner Beschädigung ausgesetzt.