Verfahren zur dauernden Raumdesinfektion. Bei den üblichen Verfahren der Raum desinfektion hat man im allgemeinen zu nächst die in der Luft vorhandenen Keime durch gasförmige Desinfektionsmittel, zum Beispiel Formaldehyddämpfe, abzutöten ver sucht, während die Oberflächen @selbst mit flüssigen Desinfektionsmitteln abgewaschen wurden.
Diese Verfahren besitzen den gro ssen Nachteil, dass die ihnen unterworfenen Räume vorübergehend, nämlich für .die Zeit der Behandlung selbst und kurz darnach ge schützt sind, da man praktisch auf diese Weise natürlich einen Raum nicht dauernd steril halten kann. Die durch diese Verfah ren gewährleistete Sicherheit ist also gering. Es kommt noch hinzu, dass die Ausnützung der Räume dadurch beschränkt ist, weil sie während der Desinfektionsbehandlung nicht benutzt werden können.
Es ist zwar festgestellt worden, dass alle glatten Oberflächen, in¯chesondere solche von Emailfarben, eine gewisse bakterizide Wir kung besitzen, insofern als die darauftreffen- den Bakterien zum Teil infolge von Nah rungsmangel oder Austrocknung zugrunde gehen. Die Wirkung ist jedoch unregelmässig und nimmt mit zunehmendem Alter des An strich-es rasch ab, da sich die Bakterien in den entstehenden feinen Rissen des Anstriches festsetzen. Diese Eigenschaften machen es notwendig, auch die mit den glattesten Far ben gestrichenen Wände und Gegenstände immer wieder mit Desinfektionsmitteln zu behandeln.
Ebenso gering ist die Wirkungsdauer des Kalkens von Wänden, abgesehen davon, dass .dies Verfahren nur ganz begrenzt an wendbar ist.
Gemäss der Erfindung wird eine dauernde Raumdesinfektion dadurch erzielt, dass man dem zu behandelnden Raum solche Flächen bezw. Überzüge derselben darbietet, welche praktisch trocken sind und in feiner Vertei lung organische, vorzugsweise aromatische Desinfektionsmittel enthalten. Diese können entweder in der .die Oberfläche bildenden Masse selbst schon enthalten sein, oder man fügt sie Anstrichen bezw. Schutzüberzügen zu, deren Verhalten oben beschrieben wor den ist.
Die Benutzung eines gasförmigen oder flüssigen Desinfektionsmittels ist dadurch überflüssig geworden, weil es sich gezeigt hat, dass es! völlig genügt, wenn der Raum luft derartige Flächen dargeboten werden, von welchen die in der Luft schwebenden Bakterien abgetötet werden, ,sobald sie darauf treffen.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass es genügt, wenn ZVände und Fussboden des Raumes und die in ihm enthaltenen, namentlich der Be rührung zugänglichen Gegenstände, einen solchen desinfizierenden Überzug erhalten. Es hat sich gezeigt, dass auf diese Weise die in der Luft schwebenden Keime infolge der ständigen Wechselwirkung mit diesen Ober flächen sicher abgetötet werden; so dass also eine mittelbare Entkeimung der Raumluft stattfindet, welch letztere selbst keine Desin fektionsmittel zu enhalten braucht.
Die Überzüge selbst werden vorzugsweise so hergestellt, dass trocknende Anstrich farben, zum Beispiel ,Ölfarben, flüchtige oder Zelluloselaeke, mit einem Desinfektionsmittel versehen werden, das naturgemäss :den Bedin gungen genügen muss, welche durch die Be nutzung der Räume selbst gegeben wird. Es darf im Anstrich weder riechend noch giftig sein, anderseits :die trocknenden Eigenschaf ten der Anstrichmittel nicht beeinträchtigen.
Als besonders geeignet. hat sich zum Beispiel das Chlornaphtol erwiesen; aber auch :die meisten: aromatischen Desinfektionsmittel er weisen sich als brauchbar, wobei ihre Aus wahl lediglich durch die oben erwähnten Be dingungen beschränkt wird.
Für .den Über zug von Wänden eignet sich am besten eine Beimischung von Thymol zu Zelluloselacken. Ebenso können Lederüberzüge, Wandbespan nungen und Stoffe mit derartigen Desinfek tionsmitteln imprägniert werden. Est hat sich gezeigt, .dass die Desinfektionswirkung solcher Überzüge der mechanischen Lebens- lauer mindestens gleich, ist, und dass so behandelte Flächen beliebig oft mit Wasser oder Seife gereinigt werden können, ohne dass die Desinfektionswirkung dadurch we sentlich verringert würde.
Es handelt sich also bei dem vorliegenden Verfahren nicht um. einen konservierenden Anstrich, wie er zum Schutz der Unterlage oder :des Anstriches selbst schon vorgeschla gen worden ist, sondern um eine Desinfek tion oder Keimveiuninderung der darüber be findlichen Räume, welche eben von dem trockenen Anstrich aus erfolgt, da die in der Luftdes Raumes enthaltenen Bakterien. sich nicht dauernd schwebend erhalten, sondern sich nach :
einer gewissen Zeit auf der Ober fläche des Anstriches festsetzen. Diese Wir kung ist bisher weder beabsichtigt, noch er kannt oder erzielt worden.
Die Vorteile des neuen Verfahrens sind besonders gross bei :dicht bewohnten Räumen und auch bei Fahrzeugen, wie Eisenbahn- und Strassenbahnwagen, bei denen durch die bisher üblichen Desinfektionsverfahren eine empfindliche Beschränkung des Fahrzeug park eseintritt. Weiterhin sei hervorgehoben, dass bisher die Viehwagen nach dem Trans port einer vollständigen Desinfektion und nicht bloss einer mechanischen Reinigung unterzogen werden müssen, wodurch erheb liche Kosten entstehen und die Umlaufzeit herabgesetzt wird. Bei Anwendung des neuen Verfahrens genügt lediglich eine mechanische Reinigung, worauf der Wagen für einen neuen Transport sogleich wieder verfügbar ist.